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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 16
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Zahn, Leopold: Der Maler Josef Eberz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0644

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infiltriert. Das Pathologifche des Standes ift zwar nod) fpürbar, aber doch in einer
(Heife fublimiert, gegen die Berninis „Fjeilige Ojerefe“ wie ein Bravourftück kraffen
Naturalismus’ wirkt.
Der „Erfepnte“ von 1916 leitet zur jüngften Entwicklungsppafe über, in der die
Religiofität des Künftlers die Schranken piftorifcp-dogmatifcper Religiofität überwunden
und den (Heg ins 3eitlos-Religiöfe gefunden hat.
Nun entftepen jene vifionären Landfcpaften und Gärten mit fd)wellenden Kakteen und
feltfamen Orchideenblüten. Der Überfcpwang tropifcper Vegetation wird myftifcher
Hymnus auf die Scpöpferperrlidjkeit Gottes. Mitten in diefer wunderreichen Pflanzen-
welt tauchen Jünglinge und Frauen auf, Liebende, die fiel) begegnen, die fiel) Blumen
reichen, fremdartige, ftille, feine (Hefen, mehr pflanzlid) als menfcl)lid). Ein leifer
5aud) fublimiertefter Erotik liegt über den Bildern, einer Erotik, die aud) dem Ma-
donnenkultus mittelalterlichen Katholizismus’ nicht fremd war. Farbig drückt fie fid) in
den Rots aus, die aus Blau und Grün — jenem Chlorophyllgrün, von dem wir fd)on
fprad)en —- heimlich aufglühen.
In diefen Landfchaften und Gärten finde id) das Schönfte diefer finnlid)-überfinnlid)en
Künftlerfeele.


Jofef Eberz.
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Der Erfehnte. (Öl.) 1916.
Bef.: Prof. Dr. Ijeile, Cüiesbaden.
 
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