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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 17
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Hausenstein, Wilhelm: Max Unold
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0680

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Max ünold. Die Straße nach) Libourne. 1911.
Crauben wiederholt: [ie führt den Maler nach Saint Gilles in der Provence. Sein
Sommer 1913 geht in den Spuren des Cartarin: der Maler fißt und ftreunt in der
Gegend von üarascon. 3wifd)en diefen h°l)en und hellen Fermaten liegen, faft bei-
läufig, im Verhältnis dunkler, die erften Erfolge in der fjeimat: erftes Äusftellen in der
Sezeffion 1912; Buchilluftrationen zu Candide, zum Schelmuffsky, zu alten deutfchen
Schwänken. Die gotifche Neigung des Kernfehwaben zum Grotesken, zum Ct)imä-
rifdjen wird von der heißen Sonne des franzöfifchen Südens und vom füßeti Brand
des franzöfifchen Kleins nur ausgekocht. So find vordem fchwäbifche Landsknechte
auf wärmeren Boden geraten: häßlich, mit Charakter überlaftet, voll von burleskem
und fentimentalem Crieb des Geiftes, hiß'gcn und fchweren Bluts, zähen Fleifchs, ge-
freffen von der Sehnfucßt, leichter zu fein, begierig nach Ganz und Frauen, tüchtig im
Crunk, aber (da fie eben noch gute, nicht üble Deutfche gewefen find) im Grunde un-
abänderlich und im fremden Strahl zwiefach fie felbft, lebendige Verwandte der groß-
köpfigen (Unholde an heimifchen Kirchen.
Dann geht die Earriere zwifchen Deutfchland und Frankreich nieder. Der Krieg
zerreißt die fahrbaren Klege, füllt Löcher mit Leichen. Der Maler muß in die Kaferne
und ins Feld. Ihm, der mit diefen Dingen von ßcß aus weniger als nichts zu tun \)at,
werden fchauderhaft drei Jahre aus dem Fleifct) und Geift gefchnitten. Das letjte Jahr
erft läßt ißm halbe Ruhe. Er bucht fogar einen Gewinn: die Erkenntnis oftjüdifchen
Lebens in Galizien. Ihm bleibt die 3eit, einiges zu malen und zu zeichnen. Oft-

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