Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0681
DOI Heft:
Heft 17
DOI Artikel:Hausenstein, Wilhelm: Max Unold
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Max ünold. Straßenbiegung. 1915.
jüdifche Bilder entgehen, o[tjüdi[d)e Segnungen; 3eichrmngen zur „Judenbuche“ der
Drofte-Fjülshoff als das befte der illuftrativen üJerke. In der Bitternis des Krieges
entftehen — reiffte Arbeit des F)olzfd)neiders ünold, raffige ümdeutung noch des Go-
tifchen ins Moderne, die den mit dem fünfzehnten und fed)zet)nten Jahrhundert
korrefpondierenden Graphiker und Menfchen fehr kennzeichnet — die Stöcke zu
Flauberts „Julian“.
3wifcl)en der Arbeit des Friedens und den Parerga des Kriegsdienftes liegt aber
eine bedeutfame Caefur: faft einer Bekehrung ähnlich eine Reihe von Mofaiken für
das Kurhaus in tüiesbaden.
Metanoia, Sinneswandlung, die fchon (felbftverftändlich) im Motiv fidjtbar wird. Der
frühe ünold hat die Stoffe des Münchner Malers gemalt: Dinge, deren Hintergrund
immerhin das Atelier geblieben ift. Aus den Illuftrationen fchwingt fich eine Brücke.
Sie fteigt. Ihr Scheitel find die Mofaiken. In ihnen wird dargeftellt: Fifchfang; Ernte.
Möglich, daß der Auftrag ein halber 3ufall war. Sicher, daß der Künftler für fich
mehr daraus gemacht hat als einen 3ufall. Auftrag, Cechnik, Gegenftand, Gefinnung
wachfen zu einem Erlebnis zufammen. Das Leben nimmt eine Biegung. Es geht um
eine Ecke. 3u viele Vorausfefeungen klammern diefen Mann an ein GCIeltbild und an
eine inwendige Lebensart, die komplizierter find, als die Poßtivität etwa einer chrift-
lichen Frömmigkeit es wäre. Aber der Kleg führt ihn, den Macher der Mofaiken, in
eine Gegend, der das Nazarenifche benachbart ift. Ein Luftzug weht herüber: weckend
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