Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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Heft 17
DOI article:Hausenstein, Wilhelm: Max Unold
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Max {Inold. Effende Soldaten. 1917.
Methode des farbigen Aggregats, eine Ordnung der bunten Partikeln. Er denkt ein
vollkommenes Syftem der Überfettung des Räumlichen ins Flächige durch die Farbe aus
und arbeitet mit der leidenfchaftlichen ünbedingtheit eines Gläubigen nach diefer üheorie.
Nach einer üheorie, deren Richtigkeit kaum zu bezweifeln ift — um fo weniger, als
die Iper auf dem (Heg perfönlichfter Bemühung wahrgenommenen Phönomene fchon
von Lionardo und anderen erörtert find. Allein was ift eine üheorie von Fjell und
Dunkel, von Kalt und Klarm im Verhältnis zur geiftigen Bedeutung eines Bildes? tüas
befagt fie über den ülert einer künftlerifchen Vorftellung? ülas über Erfindung und —
was über Vollzug? Endlich: was befagt fie gar über die Blendung des Künftlers zum
metaphyfifchen Geficht der Dinge —- eine Blendung, die auch dem Maler und 3eict)ner
ünold feit dem Neubeginn der Arbeit im lebten Jahr des Kriegs wahrhaftig gelungen
ift? Soviel wie die Lehre vom goldenen Schnitt oder von der Perfpektive über den
iüert der Kunft des Dürer oder des Pacher befagt. Jenes üheoretifche ift wichtig, weil
es das Handwerk reinigt, ihm eine Art von beruhigender Klaffizität verleiht. Es ift
wichtig, weil es dem Fjang des FJumaniften ünold zur Feinheit einer Doktrin entfprid)t
und die Federn feines in der Gefamtftruktur der Perfönlichkeit ftark betonten Intellekts
in Schwingung bringt. Es ift wichtig, weil es Parabel einer Dogmatik ift — einer
Dogmatik, deren eigentlicher Bezug höher, viel höher weift als in die fjöhe einer noch
fo vollkommenen und klaren O)eorie der Malerei. Ein Malen, das vordem naiv be-
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