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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 17
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Hausenstein, Wilhelm: Max Unold
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0688

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Max Onold. Im Reftaurant. 1919.

fchjaft, Grams und etwa auch), äußerftens, eine Gondel, die aus dem Cüirklicßen nach
der Cytßere eines ohne Prätenfion Dichtenden fährt. In diefem Sinn für das Wirkliche
und Dingliche ift vollends eine konftante Größe enthalten, die den Schrei des Ex-
preffionismus überdauert und ihn heute fcßon — [oll das üble Klort unvermeidlich fein
— als die modernere Einteilung überholt hat- Befinnung, die den an Überlieferung
reicheren Boden Münchens vor nördlicheren Intranfigenzen auszeichnet. Das Geheimnis
der Form aber ift dies: daß fie weiter trägt, als fie beanfprucßt. Sehr einfach und
feßr fonderbar: während Form fid) mit dem Ding und mit fid) felbft, den eigenen Ver-
pflichtungen beschäftigt, hat das Klunder Seit und Gelegenheit, fleh auf ihr nieder-
zulaffen. Es kommt, wenn es nicht gerufen wird; kommt und faltet in leife abebbendem
Flug die feßönen Flügel zufammen; das Innere der Flügel verhehlend. So wäre diefer
Maler nun vollendet? Äch nein. Noch find ihm Kielt und Leben nicht ins Lot ge-
kommen. Eine Offenbarung ift ihm nicht gegeben — ihm, dem in der Dämmerung
einfam ^Handelnden, den gnomifche Fjäupter über kindlich fcßmalen Leibern und Glie-
dern in einen rührenden Ringelreihen nehmen. Kläre jene, fo hätte auch er vielleicht
die Fülle. Vielleicht; denn die Grenzen feiner perfönlichften Kraft find noch nicht aus-
gemeffen, und auch dies müßte gefeßehen.
Es ift noch 3eit, zu warten. Er könnte von den Schwaben fein, von denen gefagt
ift, daß fie nach vier Jahrzehnten erft anfangen.

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