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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 17
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0701

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Ausheilungen

den Armenier Edgar Chahine, nicht nur mit
feinen bekannten Parifer Radierungen, fondern
auch mit zart-duftigen Paftellen wieder, die
eigenartige Wirkungen erzielen. L. Br.
Äusftellung „Der Sturm“,Äuguft 1920
Reinhard Goering, den die Öffentlichkeit
bisher allein als Dramatiker kannte, ftellt eine
Reihe von 3eichnungen und Aquarellen aus. Sie
zeigen in ihrer Gefamtheit überrafchende zeich-
nerifche und malerifche Ausdruckskraft und ent-
halten ftarke Möglichkeiten. Goerings 3eich-
nungen find Ergebniffe einer außerordentlich) feinen
Betrachtung innerer Erlebniffe. Soweit deren
Anlaß gegenftändlid) war, haben es wenige
fkelettierende Striche vermocht, die Sphäre zu
fchaffen, in der unfere Vorftellung das geiftige
Kiefen Gegenftand trifft. Oberflächlichkeit ift
geneigt, das Spiel folcher Umformung nicht zu
bemerken oder den Klillen zu ihr im Geftalter
zu leugnen. Künftlerifd) logifd) verbinden mit
den Aquarellen einige fehr einfache Improvi-
fationen bewegter farbiger Linien, öngegen-
ftändlich und fprachlich unbezeidjenbar, bleiben
fie als Kräftepläne differenzierter Empfindungen
fpürbar. Die plötjliche Lechnik der Aquarelle
läßt als Folge gefteigerter Empfindfamkeit den
Überfall farbiger Klänge vermuten, deffen fich
derMaler durch gedrängte rhythmifche 3ufammen-
faffung des Klefentlichen erwehrte. Nördliche
Befchauer der kleinen Bilder berührt ein Fjaud)
afiatifcher Lräume. Goerings Kielt blüht nid)t
nur europäifch. „Indifcher Prinz in Bettlertracht“
flüftern Kenner. Die anderen füllen es nicht zu
fpät verlautbaren.
* *
*
Gemälde und Aquarelle des Lyrikers Chomas
Ring find konftruktive Kompofitionen aus dem
Geift der Mußk. „Fjerwarth Klalden gewidmet“,
„Lanz“, „Scherzo“, „Lhema“, „Ferne“, „Durch-
dringung“. Die Beziehungen der Bildelemente:
Kreis und Dreieck find in Bildeinheiten gefteigert,
aus denen die unterfd)iedlid)enFarbklang-Vißionen
in offene Augen fingen. Schwingungen gelb,
Schwebungen geigenrot, kosmifch-tiefblau eine
Paufe, und aus der Klangraft wirbelt befreit
erdebewußter Jubel.
Die Äusftellung zum Gedächtnis des fehr jung
geftorbenen Klalter Seile umfaßt feine lebten
zwölf Arbeiten. Diefe Aquarelle zeugen von
dem eigenwilligen Kleg einer Kraft, die fid) be-
deutfam früh der rein malerifchen Ausdrucksmittel
bewußt war und zum Kompofitionellen ftrebte.
Aus der fcheinbaren Gegenfä^lid)keit der Bilder
„Ausbruch“ und „Fjafendamm“ äugt das Suchen

nach innerer künftlerifcher Einheit, die notwendig
erftanden wäre.
Die Sturm-Gefamtfchau bringt Plaftiken von
Ard)ipenko, Klauer und Baumeifter, Gemälde,
Aquarelle und 3eid)nungen von Bauer, Bufd),
Campendonk, Chagall, Jacoba van ßeemskerck,
Klee, Otokar Kubin, Leger, Molzahn, Muche,
Picabia, Schliephacke, Schwitters, Lopp, Cour
Donas, Jacques Villon und Nell Klalden, und
wahrt die Einheit der großen Bewegung.
Otto Nebel.
Eine Äusftellung des Nieder-
fäd) fifcljen B a u m u f e u m ve r ein s
in Hannover
Die Bemühungen von Prof. Schütte in Fjildes-
heim haben vor zwei Jahren zur Gründung des
Niederfächfifchen Baumufeumvereins geführt, der
fid) die Sammlung von 3eid)nungen und Mo-
dellen wertvoller Bauwerke diefes Stammes-
gebietes zum 3iel fetzte und in der Pflege heimat-
licher Bauweife eine Auswirkung fucht. Diefer
Verein hat nun vor kurzem im Künftlerhaus zu
Fjannover eine Äusftellung eröffnet, um für feine
Sache zu werben.
Die Äusftellung gliedert fid) inzweiCeile; die
hiftorifdbe Abteilung bringt eine große 3al)l von
Originalplänen aus der 3eit des niederfächfifchen
Barock und Klaffizismus erftmalig an die Öffent-
lichkeit. Die zweite Abteilung ift dem neu-
zeitigen Städtebau und dem Siedlungswefen ge-
widmet und läßt nur Architekten und Garten-
künftler Niederfachfens zu (Horte kommen. Der
hiftorifche Leil erfreut durch die fchöne Einheit-
lichkeit der baukünftlerifchen Leiftungen, das Er-
gebnis einer tragfähigen Kulturgrundlage und
eines gefeftigten 3eitwillens. Sehr beachtens-
wert find vor allem die Bauzeichnungen des
Fjauptmeifters des weftfälifchen Barockftils, von
Johann Konrad Schlaun, der bei aller Beein-
fluffung durch holländifche, franzößfche und füd-
deutfdße Schulen doch die derbe Kraft weft-
fälifchen Volkstums zu bewahren verftand. Er
verftand es, das Fremde mit feinem Geift zu
durchdringen und fo bildet feine Bautätigkeit
den Abfchluß des Barock in Kleftfalen. Neben
Schlaun konnten die Baumeifter Pictorius, Lipper,
Borheck, Lomafo Guifti, Fjeumann und 3i^gler
durch zahlreiche Baupläne zur Kenntnis gebracht
werden. Dem niederfächfifchen Klaffizismus find
zwei Säle diefer Äusftellung eingeräumt; aus
feiner 3^it find noch eine große Anzahl von
Originalplänen auf unfere Lage überkommen.
Man betrachtet diefe Blätter nicht ohne Ver-
bindungslinien zu dem Baufchaffen unferer Lage
zu ziehen, denn auch damals war das Land von

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