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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 18
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Biermann, Georg: Heinrich Campendonk
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0712

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Fjeinrid) Campendonk. Penzberg. 1919.

Häuptern der Fjeiligen, die vom Überirdifcßen zu den Menfcßen ßinabfteigen. Die Ab-
löfung jener ßoßen Ausdruckskunft des Mittelalters durch den neuen Naturalismus in
Malerei und Plaftik ift in maßrßeit nur ein gleicßnismäßiger Beleg für den 3erfall jener
geiftigen Energien, die Jahrhunderte hindurch die 6CIelt umfpannt und genährt hatten.
Eine felbft in den 3eiten des reinften Materialismus erwachsene Gefcßichtsfcßreibung
hat allerdings diefen Prozeß der ümformung als einen Fortfcßritt in der Kunft an-
gefprocßen, hat in dem Criumpß alles Diesfeitigen, den die Renaiffance vollendete, den
Fjößepunkt neuzeitlicher Kunftoffenbarung überhaupt erkannt und damit den Kunftgenuß
zu einer reinen Verftandesangelegenßeit degradiert. Gegen diefen Standpunkt, Kunft
zu feßen und zu werten, ift mcßt zuletzt der Kampf unferer Jungen gerichtet. Freilich
ift für fie felbft diefe notwendige Auseinanderfeßung niemals Selbftzweck, fondern
durchaus unbewußt. Aber da der Künftler unferer Gage auch ein Kind feiner 3eit und
als Menfcß erdgebunden ift, trägt er auch fein Geil an der äußeren Cragik gegen-
wärtigen Gefcßeßens und nur wenige der wirklich Großen find fo glücklich, durch ißr
Scßaffen die Revolution des Geiftes und der Arbeit bereits überwunden zu haben. Das
find die, in deren merken wir heute fcßon etwas wie die Vorahnung jener neuen Syntßefe

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