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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 19
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Rohde, Adolf: Das Kunstmuseum des Oberalten Peter Friedrich Röding und seine Versteigerung im Jahre 1847, [1]: ein Beitrag zur Geschichte der öffentlichen und privaten Sammeltätigkeit in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0762

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lung diefer Ärt von vielen, deren Verluft der Patriot zu beklagen ßat.“ Für Hamburg
ftirbt damit tatfäcßlicß das Raritätenkabinett aus. Än bedeutenden Sammlungen diefer
Ärt waren vorausgegangen: Sammlung Cropp 1798, Sammlung Scßults 1820, Samm-
lung Beckmann 1824, Sammlung Koßlmeß 1833, Sammlung von Effen 1834. Das
Cßarakteriftikum aller diefer Sammlungen, die als die letzten Ausläufer der Kunft-
kammern des 16. und 17. Jaßrßunderts anzufeßen find1, befteßt in der Vereinigung
von naturwiffenfcßaftlicßen und etßnologifcßen Gegenftänden mit folcßen der Kunft und
Gecßnik. Die befondere Bedeutung der Rödingfcßen Sammlung befteßt darin, daß ßier
zum erftenmal in Hamburg eine folcße gefcßloffene Sammlung dem weiteren Publikum
zugänglich) gemacht wurde. Dem Mufeum in unferem Sinne wurde damit in Hamburg
der 6Qeg geebnet. Röding felbft ßat ficß in zwei „Mufeumsfcßriften“2, wenn man
diefen modernen Ausdruck ßier anwenden darf, über die Beweggründe, die ißn zur
öffentlichen Äusftellung bewogen ßaben, ausgefproeßen und über die aufgeftellten Gegen-
ftände kurz berießtet. Sie find beide in der 3ei*fcßrift Hamburg und Altona 1804 ab-
gedruckt. Er geßt davon aus, daß die Naturgefcßicßte eine der wießtigften und reieß-
ßaltigften Cüiffenfcßaften und daßer aueß der wefentlicßfte Gegenftand des nützlichen
ünterricßts fei. Aber felbft die feßönften Abbildungen geben doeß nur einen unvoll-
kommenen Begriff von den Dingen, da fie weder die Größe noeß alle Geile, weder
Form noeß Glanz und Reicßtum ganz darftellen können. Daßer würde ein Liebßaber
und Kenner nur dureß das Änfcßauen von Sammlungen wirklicher Gegenftände der
Natur volle Befriedigung ßaben. Diefen Genuß feinen Mitbürgern zu verfeßaffen, in-
dem er feine in unermüdlicher Gütigkeit zufammengetragene Sammlung der Gefamtßeit
zugänglich maeßte, fei der waßre 3weck feines Kunftmufeums. Die Aufmunterung und
der Beifall, den er dureß fein „patriotifeßes“ Unternehmen zu finden ßoffte, ift ißm
vollauf zu teil geworden: das Kunftmufeum ßatte in feiner 3ßit eine Bedeutung ge-
wonnen, die den Namen Röding über feine Vaterftadt ßinaustrug und das Mufeum zu
einer „europäifeßen“ Bedeutung gelangen ließ.
Röding felbft muß eine eeßte Sammlernatur gewefen fein, für den jedes Stück feiner
Sammlung fein Stück Gefcßicßte bedeutete. „Eine — icß darf es fagen — reichhaltige
und bei einem Privatmann vielleicht feltene Sammlung diefer Ärt, die icß befiße,“ fagt
er felbft einmal, „ift die Frucßt eines dreißigjährigen (1804!) angeftrengten, mit großem
Koftenaufwand verbundenen Fleißes. Mancße günftige Umftände und glückließe 3ufällef
oßne welcße oft aueß die größte Müße bei folcßen Sammlungen unbeloßnt bleibt, ßaben
zu ißrer Bereicherung beigetragen.“ Als unerfeßöpfließ wird feine Gefälligkeit in Mit-
teilungen feiner Sammlung ßingeftellt, unverwüftlicß fein ßeiterer Sinn genannt.
Über feine Lebensdaten gibt ein kurzer Nekrolog in den Fjamburger Nacßricßten
Auskunft, der faft wörtlich aueß ins Hamburger Scßriftftellerlexikon übergegangen ift3.

1 Donath a. a. 0. und für die Sammeltätigkeit in Hamburg bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts.
Mufeograpßia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlichen Anlegung der Mufeorum oder
Raritäten-Kammern von C. F. Neickelio, Leipzig und Breslau 1727. Einige Sammlungen vom Än-
fang des 19. Jahrhunderts werden erwäßnt von F)°frat Bernhard Meyer, Reifefkizzen, Frankfurt
1831, S. 97 f.
2 Röding, Mufeum für Gegenftände der Natur und Kunft in den wöcßentl. Nachr. 1804, Nr. 19
und FJamburg und Ältona 1804, Bd. I, S. 307—309; Röding, Nähere Anzeige über das von mir
aufgeftellte Mufeum für Gegenftände der Natur und Kunft im Fjamburger Ädreß-Comtoir Nach-
richten 1804, Nr. 50 und FJamburg und Ältona 1804, Bd. III, S. 61—65. Die letztere Schrift fcheint
auch im Separatdruck gleicßfam als Flugfehrift oder kurz orientierender Führer erfeßienen zu fein.
3 Gern. Nachrichten 1846, Nr. 152 und Scbriftftellerlexikon 1873 a. a. O.

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