Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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Johann Änton Cifchbein. Kurfürft Karl Cheodor.
Verfteigerung von Gemälden alter Meifter, 5andzeid)nungen u. Stiche
durcl) das Kölner Kunftauktionsfyaus G.m.b.Fj. am 20. u. 21. Oktober.
auf berichtet der Hutor, wie er zum Sammeln
antiker Gläfer angeregt wurde und befpricht
feine Prinzipien der Publikation. Einem jeden
der zwanzig Kapitel fchickt der Äutor eine kurz-
gefaßte technifchhiftorifdbe Einleitung voraus, in
der wichtige fcßwierige Fragen z. B. die Cecfmik
der geblafenen Gläfer von neuen Gefichtspunkten
aus behandelt werden. Sangiorgi beginnt in
der einzig richtigen d. h. hiftorifchen Anordnung
mit den Inkunabeln der Glaskunft, den poly-
chromen Balfamaren der achtzehnten Dynaftie,
die von Ägypten aus dann durch mehr als drei-
zehn Jahrhunderte nach faft allen Mittelmeer-
ländern exportiert wurden. Es folgen die kleinen
höchft fingulären fog. phönizifchen Masken mit
femitifchem Eypus, die man vielfach in italifchen
Gräbern findet. Ein größerer Exkurs leitet das
Kapitel der geblafenen Gläfer ein. Diefe Er-
findung, welche mit einem Schlage bis dahin
ungeahnte Möglichkeiten erfchloß, verfemt S. mit
Recht nach Syrien und ins erfte vorchriftliche
Jahrhundert. Eine jede Epoche, eine jede Gattung
ift durch hervorragende Exemplare vertreten.
Huch manche ünica begegnen uns. fjier fei
nur hingewiefen auf das merkwürdige vetro
incrostato di smalto (n° 285 tav. 55) mit dem
Idyll im Grünen: fünf Vögel im Laubwerke
(früher in der Sammlung Martinetti). Äls fichere
Vorläufer der Cloifonnetechnik find die ,agemina
su vetro1 (p. 75) von grundlegender Bedeutung.
Von der fo feltenen Gattung der vetri dipinti
befiljt die Sammlung nicht weniger als fechs
Exemplare. Sehr fingulär iftdashelleniftifchevetro
dorato n°298 (tav. 58) mit der knieenden fiel) in
einem großen, auf dem Boden fteßenden Spiegel
befcßauenden Äphrodite. Eine wahre Augen-
weide bilden die zahlreichen smalti a miniature.
Diefe Bafeln find wohl in ihrer nicht zu über-
treffenden Kliedergabe der feinften Nuancierungen,
der zarteften Farbenübergänge die gelungenften
des Cüerkes.
3ur tav. 31 — die Darftellung wird mit Recht
auf Oreft gedeutet — könnte man das Corfinifche
Silbergefäß als derfelben Stilrichtung und wohl
aus derfelben 3eit flammend heranziehen. Der
Fries der aus Voluten hervorfpringenden Löwen-
protomen (n° 166 tav. 33) findet feine Parallelen
in römifchen Reliefs vom Ende des 2. Jahrhunderts
n. Ct)r., der Paftencameo n°167 (tav. 34) mit dem
eine ürne tragenden Kentaur in florentinifchen
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