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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 20
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Biermann, Georg: Der Bildhauer Herbert Garbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0785

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Äbb. 3. Herbert Garbe. Kleine Gruppe „Eros“. 1919.

Denkens und menfd)lid)en autoritativen Willens. Der Künftler aber, der zwar [eine
Motive dem Legendenkreis und der ^eiligen Schrift entnahm, wuchs in dem intuitiven
Drang [eines Gefühles über die zeitbegrenzte Dauer kirchlicher Leeren und Vor[tellungen
hinaus, indem er ewige Wahrheit in die Form zeitenlo[en Symbols umprägte.
GCIill man, von [olchen Gedanken geführt, dem Werk eines un[erer Jungen nat)e-
kommen, der vielleicht unter den lebenden deut[d)en Bildhauern [ich[am eng[ten mit
dem Geifte der Gotik (die[e nicht als Stil, [ondern lediglich als Ausdruck [eeli[d)er
Krä[te verbanden) berührt, dann muß daran erinnert werden, daß die Bildt)auerkun[t
jener 3eit auch im rein Cecßnßchen vorbildlich [ür die Entmaterialißerung des Stoffes
gewefen ift. Beinahe ift es überflüffig zu erwähnen, daß Stein immer Stein bleibt, [o
feßr ißn auch der Meißel des Bildners zur höheren Formidee umgeftalten mag, daß
jedes Material, ob Stein oder Fjolz (um diefe handelt es [ich damals wie heute zumeßt,
da [ogenannte Gußverfahren immer mehr oder weniger mechanifche Reproduktionen
nach dem Modell find) in [ich Grenzen und Bedingtheiten be[ißt, die der wirkliche
Kün[tler re[pektieren muß, da [ie ißm in der Formausprägung 3iel, in der metaphy[i[cßen
ümdeutung [einer Idee gewiße natürliche Schranken [eßen. Die Setm[ucht des echten
Bildners aber wird immer dahin gehen, leßte Syntßefe aus Material und intuitivem
(Dollen zur Wirklichkeit erßeßen zu laßen. Für ihn i[t das Material gewißermaßen

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