Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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DOI Heft:
Heft 20
DOI Artikel:Basler, Adolphe: Die junge französische Malerei
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Andre Lhote. La convalescente.
(Jeune peinture fran^aise.)
Selbft der Vorwurf eines Eklektikers blieb ihm nicht erfpart. Allein er ift der [tarke
Sproffe eines Gefd)led)tes, der die Elemente des Schönen packt, wo immer fie ihm be-
gegnen und fie verbraucht.
Ulas wäre da noch) von den anderen zu fagen, die in der „jeune peinture franc;aise“
ausftellen — fie find zweifellos alle gefd)ickt. Vlaminck, ftets von gleichem Charme
in feinen Landfchaften, Utrillo, der Dichter des Montmartre, den man gerne mit
Jongkind vergleicht oder mit Michel, dem Montmartremaler zu Anfang des 19. Jahr-
hunderts. Suzanne Valadon, deren 3eid)nung von gleicher Schärfe ift wie die ihres
Lehrers Degas — und alle die „Jungen“ von 20, 40 und 50 Jahren wie Lhote,
Marchand, de Segonzac, Favory, Simon Levy, Bifcßoff, Utter -— fie alle
haben fid) eine Ausdrucksform zurechtgelegt, in der fie mehr oder weniger feffelnd
ihre Sprache fprechen.
Die Nachlaßausftellung Modiglianis zeigte uns den frühverftorbenen Italiener, der
mit dem unbeftreitbarem Calente eines Bildhauers bemüht war, Maler zu fein.
Leonce Rofenberg brachte uns eine Ausftellung kubiftifdjer und nichtkubiftifcher
Malerei. Man war erftaunt, den ehemaligen Futuriften Severini auf dem (Hege zu
einer faft anekdotifchen Kunft zu finden. Daneben Bilder von Braque, Picaffo von
ftrenger Stilreinheit, PJerbin, der Bildhauer Laurens, dem man ernfte Fjaltung nicht
abfprechen kann, Arbeiten von Gris und die temperamentvollen Improvifationen Legers.
In der Galerie Uleill, in der feit leßer 3eit wohl die intereffanteften Ausheilungen
neuer Kunft zu fehen waren, haben zwei Ausländer einander folgend mit großem Er-
folge ausgeftellt: der Schweizer Gimmi und der Cfdjeche Coubine.
Der Ausftellung Coubines widmet einer der klarften Köpfe der modernen Kritiker-
fd)ule Vanderpyl im Petit Parifien folgende Betrachtung: „Man könnte fid) vor-
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