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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 20
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0803

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Sammlungen

das Erbe angetreten, weil das Haus e>nß will-
kommene Ergänzung zu dem gleichfalls unter
ftädtifcber Verwaltung [teilenden Kunftgewerbe-
mufeum bildet. Denn es bietet ein Beifpiel für
die gute, vornehm-bürgerliche Wohnkultur vom
Änfang des 20. Jahrhunderts namentlich in einigen
von Künftlerhand bis ins kleinfte eingerichteten
Räumen, die als ftiliftifch wertvolle 3eugniffe
kunftgewerblicher Entwicklung anzufetjen find.
3ugleicb gab das Haus Gelegenheit, die fchöne
und wertvolle Sammlung modernen auswärtigen
und hßimifchen Kunfthandwerks zu zeigen, die
das Kunftgewerbemufeum feit 20 Jahren zufam-
mengebracht hat, aber bei der Befchränktheit
feiner Räume bisher auszuftellen nicht in der
Lage war. Die drei erwähnten Räume find ein
Mufikzimmer, das Frit^ Erler 1899 als erften nicht
für eine Ausftellung, fondern zu einem prak-
tifchen 3wecke gebauten Raum des damals mo-
dernen Stiles einrichtete, der feinerzeit in Deutfdß-
land Äuffehen erregte und auch heute noch feine
Wirkung nicht verfehlt, ferner ein 1905 gleich-
falls von ihm mit Wandbildern gefcbmücktes
Ceezimmer und eine von Erich Erler 1912 aus-
gemaltes Konferenzzimmer, das jeljt als Lefe-
raum der angrenzenden Bibliothek dient. Das
Künftlerbrüderpaar Friß und Erich Erler gibt
auch fonft dem Haufe Neiffer eine befondere
Note, da über 30 Werke ihrer Fjand aus ver-
fchiedenen feiten ihrer künftlerifchen Hrbeit in
ihm vereint find. Im übrigen machen fich die
beiden nach Java unternommenen Forfchungs-
reifen des Ehepaares Neiffer in allerhand oft-
afiatifchem Hausrat, guten Bronzen und Keramik
bemerkbar. Bilder von Segantini, Chaulow,
Blanche, FJans Choma, Plaftiken von Meunier,
Stuck, CafcFmer, von Gofen find als befondere
Schmuckftücke in den einzelnen Räumen des
FJaufes verteilt. Ein gedruckter Führer dient
den Befuchern als Wegweifer.
Das weitausgedehnte Parkgelände aber, das
die Villa einrahmt, eröffnet die Ausficht, alte
Pläne des Leiters des Kunftgewerbemufeums und
des FJaufes Neiffer, Prof. Dr. Masner, zu verwirk-
lichen, nämlich in einzelnen Bauten befondere Ab-
teilungen des Kunftgewerbemufeums, wie z. B.
die der fchlefifchen Volkskunft, vorzuführen.
B-d.
Breslau
Im Verlag des Schlefifchen Mufeums für
Kunftgewerbe und Altertümer hatConrad
Buchwald, der Kuftos diefer Sammlung, eine
kleine Sonderfchrift herausgegeben, die „einige
Hauptwerke der kirchlichen Malerei und Bild-
hauerei des Mittelalters“ behandelt und im An-
hang auf zehn Cafeln wiedergibt. Es werden

hier einige FJauptftücke aus dem Befilj des Mu-
feums wie das fchöne Bild der Anna felbdritt,
ein Werk des Meifters von Wittingau, die fcble-
fifche Holzgruppe „Maria mit dem Kind“, der Fron-
leichnams-Altar aus der Elifabethkirche, der Altar
der Breslauer Goldfehmiede u. a. m. einer tiefgrün-
digen hiftorifchen und ftiliftifchen ünterfuchung
unterzogen. Die kluge Schrift ift wohl in erfter
Linie für die Befucher der Sammlung beftimmt.
CljemniH
DieStädtifcbeKunftfammlung erwarb auf
der 15. Ausftellung des Deutfchen Künftlerbundes
Chemnih 1920 eine der großen Frauengruppen in
Majolika von Karl Albiker aus dem Jahre 1914,
die feinerzeit auf der Deutfchen Werkbund-Aus-
ftellung zu Köln zum erften Male zu feF>en waren.
Außerdem kaufte fie von Schmidt-Rottluff
die „Landfchaft im Hßrbfte“ aus dem Jahre 1910
und erhielt als GefcFjenke die „Haarflechterin“
von Karl Albiker, ein fpätes Werk von W.
von Diez und ein „Frauenbildnis“ von Canon.
Dresden
Das ftaatlicbe Kunftgewerbemufeum hat
eine Sonderausftellung von Cafelauffätjen, Cer-
rinen, Schalen des berühmten Sdßwanen-
fervices veranftaltet, das Kaendler um 1740
für den Grafen Brühl gefertigt hat. Diefes koft-
bare Service befindet fich jefet im Befiß des Grafen
Brühl auf Pforten in der Mark Brandenburg,
deffen freundliche Leihgabe nicht genug Aner-
kennungverdienen kann. Es iftKaendlersMeifter-
werk und vielleicht der typifebfte Ausdruck der
großen klaffifchen 3ßit der Meißener Manufaktur.
Der Direktor des Mufeums, Prof. Berling, der
perfönlich die Aufteilung diefes koftbaren Schatzes
leitete, hat das Service für leider nur kurze 3ßit
der Öffentlichkeit zugänglich machen können. r.
Leipzig
Das Mufeum der bildenden Künfte hat
vor kurzem einen koftbaren 3uwad)s aus einem
Vermächtnis Max Klingers erhalten. Diefer
hat dem Mufeum vierBöcklinbilder vermacht
wovon eins ganz unbekannt war: ein Hirtenidyl
mit 3ißgßn und Faunen (1864). Die andern ftellen
dar: eine Ciberlandfcbaft aus Böcklins erftem
Aufenthalt in Rom (1857); die erfte Faffung von
Petrarca an der Quelle von Vauclufe (1867), die
den Dichter im Grafe liegend zeigt (im Gegen-
fat$ zu der größeren Faffung im Basler Mufeum);
endlich eine Flora, das Bruftbild eines Mädchens
in italienifcher Landfchaft mit einem Feldblumen-
kranz im Haar (1875). Die Bilder find mit den
beiden bereits im Befilj des Mufeums befind-
lichen Bildern Böcklins, der „Coteninfel“ und

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