Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0830
DOI Heft:
Heft 21
DOI Artikel:Zahn, Leopold: Wilhelm Schnarrenberger
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verkleinert. Die Erkenntnis, daß der Spießbürger zu ßeroifeßem Erleben vollkommen
untauglicß ift, wird ßier Quelle einer Schilderung, die nießt nur dem Fmmor genüge
tut, fondern ins foziologifcß Bedeutfame fieß fteigert.
Die früßeren 3eid)nungen Scßnarrenbergers bevorzugen die Koßle; ißnen entfprießt
als grapßifcße Reproduktion die Litßograpßie. In letzter 3ßit bedient fieß Scßnarren-
berger vor allem der Feder, zu der oft noeß die Aquarellfarbe tritt. Diefe 3eicßnungen
find von vornherein als FJolzfcßnitte empfunden, für die fie aueß oft als Vorarbeiten
dienen. Scßwer zu entfeßeiden, welcße Kategorie von Blättern den Vorzug verdient.
Bier wie dort find die künftlerifcßen Möglichkeiten der Cecßnik reftlos zur Geltung
gebracht. Die Kohlezeichnungen (und Litßograpßien) [teilen ßauptfäcßlicß die malerifcße
Wirkung des Materials in Rechnung, wäßrend die Federzeichnungen (und Fjolzfcßnitte)
dem Verlangen naeß Vereinfachung der Form entgegenkommen. Verfucße, fieß noeß
anderer Ausdrucksmittel und -formen zu bedienen, geßen nebenßer. Oßne im Geftrüpp
des Problematifcßen und Experimentellen fieß zu verftricken, oßne den Ausblick auf
das Endziel zu verlieren, kann Scßnarrenberger der Lockung produktiver Naturen,
fieß bald in diefer, bald in jener Ricßtung zu bewegen, Folge leiften. Denn er befißt
troß feiner Jugend die Sicßerßeit der Reife. öUenn die revolutionäre Kunftfcßülerfcßaft
Münchens unter der Räteregierung lö. Scßnarrenberger dureß das Anfinnen, eine Leßr-
ftelle an der Kunftgewerbefcßule zu überneßmen, in Verlegenheit braeßte, fo tat fie es
nießt politifeßer Gefinnung zuliebe (wie es z. B. im Falle öCIacßelmeier zugetroffen ßaben
mag) fondern aus Bewunderung für fo viel Sicßerßeit und Reife bei fo viel Jugend.
öüilßelm Scßnarrenberger.
Faftnacßt 1918.
untauglicß ift, wird ßier Quelle einer Schilderung, die nießt nur dem Fmmor genüge
tut, fondern ins foziologifcß Bedeutfame fieß fteigert.
Die früßeren 3eid)nungen Scßnarrenbergers bevorzugen die Koßle; ißnen entfprießt
als grapßifcße Reproduktion die Litßograpßie. In letzter 3ßit bedient fieß Scßnarren-
berger vor allem der Feder, zu der oft noeß die Aquarellfarbe tritt. Diefe 3eicßnungen
find von vornherein als FJolzfcßnitte empfunden, für die fie aueß oft als Vorarbeiten
dienen. Scßwer zu entfeßeiden, welcße Kategorie von Blättern den Vorzug verdient.
Bier wie dort find die künftlerifcßen Möglichkeiten der Cecßnik reftlos zur Geltung
gebracht. Die Kohlezeichnungen (und Litßograpßien) [teilen ßauptfäcßlicß die malerifcße
Wirkung des Materials in Rechnung, wäßrend die Federzeichnungen (und Fjolzfcßnitte)
dem Verlangen naeß Vereinfachung der Form entgegenkommen. Verfucße, fieß noeß
anderer Ausdrucksmittel und -formen zu bedienen, geßen nebenßer. Oßne im Geftrüpp
des Problematifcßen und Experimentellen fieß zu verftricken, oßne den Ausblick auf
das Endziel zu verlieren, kann Scßnarrenberger der Lockung produktiver Naturen,
fieß bald in diefer, bald in jener Ricßtung zu bewegen, Folge leiften. Denn er befißt
troß feiner Jugend die Sicßerßeit der Reife. öUenn die revolutionäre Kunftfcßülerfcßaft
Münchens unter der Räteregierung lö. Scßnarrenberger dureß das Anfinnen, eine Leßr-
ftelle an der Kunftgewerbefcßule zu überneßmen, in Verlegenheit braeßte, fo tat fie es
nießt politifeßer Gefinnung zuliebe (wie es z. B. im Falle öCIacßelmeier zugetroffen ßaben
mag) fondern aus Bewunderung für fo viel Sicßerßeit und Reife bei fo viel Jugend.
öüilßelm Scßnarrenberger.
Faftnacßt 1918.