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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 21
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0843

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Ausheilungen

Monumentalität ä la Michelangelo als den gött-
lichen Funken fie felbftfcßöpferifch zu beleben.
_ , SafcßaScßwabacßer.
Darmftadt
Die große Äusftellung des lebten Sommers auf
der Mathildenhöhe unter dem Eitel „Deutfcßer
Expreffionismus“, die von der Darmftädter Se-
zeffion ins Leben gerufen worden war, hat
finanziell außerordentlich günftig abgefchnitten.
Für den Sommer 1921 wird an gleicher Stelle
die erfte Äusftellung der neugegründeten ttleft-
deutfchen Baufezeffion ftattfinden, zu der
pich kürzlich eine Änzahl von Architekten aus
den verfchiedenften Geilen Deutfchlands im Sinne
einer künftlerifcßen Ärbeitsgemeinfchaft zufam-
mengefchloffen haben.
Genf
Die Galerie Moos hat foeben die neue Saifon
mit einer impofanten Äusftellung eröffnet, in deren
Mittelpunkt tüerke der neueren Franzofen, fo
von Marquet, Laprade, Guerin, Marie Laurencin,
Denis, Matiffe, Renoir, Sisley u. a. ftehen. Äm
ergreifendften wirkt innerhalb diefer ftattlichen
Vereinigung Carrieres „La Pensee“ genanntes
Frauenbildnis. Neben den Franzofen die Genfer
Breßler, Barraud und Francois mit ftarken und
eindringlichen füerken. Endlich im Erdgefchoß
die 3üricher Maler Stiefel, Kundig und F)olz-
mann. In der großen Fjalle diefes geräumigen
Kunfthaufes fießt man in zwei Reißen einander
gegenüber Meifterfcßöpfungen Fjodlers und Vau-
tiers. Scßon diefe knappe Äufzäßlung der Gat-
fachen beleuchtet die führende Stellung, die der
Galerie Moos im Genfer Kunftleben zukommt.
Karlsruhe
Nacß jahrzehntelanger Verfandung beginnt das
Kunftleben in Karlsruhe in Fluß zu geraten. Die
Gemäldegalerie wird einer völligen Neuordnung
unterzogen, die zum erftenmal ißre CHerke ins
rechte Ließt ftellt, das Landesmufeum und Kunft-
gewerbemufeum, beide früher regellofe Stapel-
plätje anftatt lebendige Verfammlung alter Kunft,
werden im früheren Schloß vereinigt und im
Sinne einer Qualitätsfammlung fruchtbar gemacht;
die Kunft der Gegenwart erhält neuen Blutzufluß
durch die Beftrebungen der Landeskunftfcßule,
an die als neue Kräfte der Maler Babberger,
der Graphiker Klolf, der Bildhauer Gerftel und
der Keramiker L äug er berufen find. Das Äus-
ftellungswefen, das bisher völlig von dem durch-
aus reaktionär gefinnten Kunftverein beftimmt
war — nur feiten faß man in der „modernen“
Galerie Moos wirklich moderne Kunft —, wurde
wenigftens vorübergehend im Sinne der Gegen-
wart geftaltet, während einer zur Förderung

badifeßerKunft veranftalteten „badifcßenttlocße“.
Unter der ausfcßlaggebenden Führung des neuen
Galeriedirektors Dr. Storck wurde in den Räumen
des Kunftvereins ein Überblick geboten über die
Kunft moderner badifeßer Künftler, die, obwohl
außerhalb Badens großenteils längft anerkannt,
bisher in Baden felbft ob des gegenwärtigen
Charakters ißrer Kunft verpönt waren. Äucß
diesmal war die Äusftellung den ßeftigften Än-
griffen von feiten der „Älten im Geift“ ausge-
fetjt, und Publikum famt Preffe überboten fieß
in teils gut gemeinten, teils böswilligen und un-
fachlichen Mißverftändniffen als den Früchten
des bisher ungepflegten und rückftändigen Kunft-
lebens. Selbft die ganz wundervoll einheitliche
Äufftellung der Kunftwerke kam nur den wenig-
ften zum Bewußtfein.
Der Begriff „badifcß“ war in diefer program-
matifeßen Äusftellung weit gefaßt: Künftler, die
aus Baden ftammen und folcße, die in Baden
wirken; dadurch war die ftrikte Vermeidung jedes
peinlichen ßeimatkünftlerifcßen Lokalpatriotis-
mus ermöglicht. So ftand auf dem General-
nenner „badifcß“ die Kunft aller derer, die durch
Äbftammung aus Baden oder durch Änfiedlung
dafelbft aus dem Boden diefer neuen Grenzmark
Deutfcßlands wefentlicße Kräfte gefogen hatten.
Es war erftaunlicß, wie viele von den jungen
Kräften fieß als zur badifeßen Kunft in diefem
Sinne gehörig entpuppten, und wie tatfäcßlicß
trotj verfeßiedener Kunftricßtungen im einzelnen
ein gemeinfamer Grundzug im ganzen vor-
ßerrfeßte: Unmittelbarkeit im Geftalten und ge-
funde Fjartknocßigkeit 0ßne kongruierende Bruta-
lität und überfeinerte Gebrocßenßeit. Die kleinere
Änzaßl der zum Geil geradezu neu gewonnenen
Künftler woßnt im Land felbft; und hier fpielt
fieß ißr Schaffen abfeits der ofßziellen Straßen
ab. Nur Gerftel und lüolf beginnen durch
ißre Gätigkeit an der Kunftfcßule in weitere Kreife
zu wirken; Freyßold filjt in der Einfamkeit
eines Freiburger Vorortes, Dillinger, der in
feiner faft unheimlichen Eindringlichkeit bei aller
Pflege des rein Malerifcßen die Äufmerkfamkeit
befonders ftark auf fieß zog, feßafft unerkannt
in Mannheim. Die 3aßl der ÜJeggezogenen ift
größer. Älbiker,Fjofer, Striibe,Feininger, Schlichter
haben außerhalb Badens die Entwicklungsmög-
lichkeiten gefunden, die ißnen in der Fjßiniat
verfagt geblieben waren. 3U ißnen zählt auch
Babberger, der erft jeßt nach Karlsruhe ßeim-
geßolt worden ift und an deffen kommende ttlirk-
famkeit fieß die Hoffnungen der jungen Gene-
ration knüpfen.
Gleichzeitig veranftalteteDr. Storck in der Kunft -
ßalle eine Äusftellung neuerer badifcßerKera-
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Der Cicerone, XII. Jal)rg., ßeft 21

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