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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 16
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Grautoff, Otto: Paul Gauguins tragisches Künstlerschicksal
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0646

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Lage wird immer fd)limmer. — Id) kann das Krankenhaus nid)t bezahlen. — Id) habe
1900 Francs Schulden. — CQarum fchickft Du mir kein Geld? — Id) kann nicht
mehr.“ ufw. Inmitten der Südfeewildnis erfann fein gequälter Geift Finanzkombinationen,
durch die feine Freunde ihm das Exiftenzminimum verfchaffen konnten. Obwohl er
einmal fd)rieb: „Paris n’est pas necessaire ä l’art“, fandte er Montfreid zu Degas und
Lerolle, zu Rouart und Denis, ftellte er Ausftellungspläne durch die europäifd)en Länder
auf. Er polemifierte — natürlich vergebens — gegen abfällige Kritiken. „La critique
passe — l’ceuvre bonne reste.“ Kurzum, er rang um fein Änfehen in Europa und
brach auf diefe "dleife den Spruch, den er als Poftulat für fein Leben aufgeftellt hatte:
„Je veux aller d)ez les sauvages.“ ÜHol)l wanderte fein Fuß durch die KJildnis, wohl
lebte er zufammen mit Frauen Tahitis, wohl wurden ihm Kinder von gelben Mädchen
der Südfee geboren, aber fein Geift weilte in Europa, dachte und fd)uf für Europa.
In dem großen Gemälde: „D’oü venons-nous — Que sommes-nous — Oü allons-nous“
hat diefer verirrte Europäer, diefer Fremdling in Cal)iti feine Sehnfud)t und feinen
Schmerz zufammengefaßt. Diefes (Herk lag ißm befonders am Fjerzen. Im März 1898
fcßreibt er: „Ma grande toile a absorbe pour quelque temps toute ma vitalite; je la

Frühling.
Neues Mufeum, Wiesbaden.

Jofef Eberz.

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