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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-25 (2. Januar 1904 - 30. Januar 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14240#0112

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menhänMnde Petition, sowie den Antrag nber die Be-
rechtignngen der Realniittelschulen, fowie die Namen der
llgliedrigen Kommission zur Beratung des Gesetzesvor-
schlags der Abgg. Fehrenbach und Gen., das amtliche
Verkiindigungswesen betr.

Die Vorschläge wurden gutgeheißen.

Hieräus ersolgte die Beratung des Antrags Zehnter
und Gen., die G e w ä h r u n g von Beihilfen an
Äriegsveteranen betr.

Abg. Zehnter (Ztr.) begründet folgenden Antrag: »Die
Kveite Kcrmmer ersucht dic Grosih. Regiernng, im Bnndesrate
chahin zu wirken, daß den Kriegs veteranen im Sinne des
Art. I Abs. 3 des Gesetzes vom 22. Mai 1895 die jährliche Bei-
hilfe von 120 Mk. schon dann gewährt iwird, wenn deren Er-
werbssähigkeit unter ein Drittel herabgesunken ist, und daß
die Beihilfe von >dem Tag an zur Auszahlung gelangt, an
welchem idie Bezugsbercchtigung anertannt worden ist." Der
Redner wies daraus hin, daß die vorliegende Frage eine ctwgs
tomplizierte sei und gab deshalb eine eingehende Schilderung
der in Betracht kommenden gesetzlichen Bestimmungcn. Es
sei, so schloß er seine Reide, nur gerecht, wenn wir
dafür sorgen, daß die Veteranen, die in großer Zeit ihr Leben
sür idas Vaterland eingesetzt häben, die mitgewirkt haben, daß
das große Reich geschafsen und ausgäbaut werden konnte, nicht
schlimmer behandelt wie die Jnvaliden. Es ist eine Ehren-
pslicht der Deutschen, 'dasür zu sorgen, daß die Veteranen nicht
erst eine Unterstützung erhalten, wenn sie an den Bettelstäb
getommen sind.

Ministcr Schenkel: Die Regierung war sich stets be-
wußt, daß es im nationalen Jnteresse liegt, die Kriegsteilneh-
mer, die bedürftiy sind, zu unterstützen. Von diesem Grund-
satze war die Regierung immer geleitet. Was den ersten Punkt
des Antrages betrifft, so waren die badischen Behörden, die
die Auszahlung der Unterstiitzungen vorzunehmen haben, an-
gewiesen, nicht allein auf die dauernde ErwerbSnnfähigkeit
Rücksicht zn nehmen. Die Regierung wird auch ferner dieser
Auslegung Geltnng verschaffen. Auch dem zweiten Punkte
des Antrags kann die Regierung znstimmen. Sie hat im
Bunidesvat schon in diescm Sinne gewirkt und wird auch in
Zukunst in gleichem Sinne wirken.

Abg. Blankenhorn (natl.): Dem Antrage stehe ich
sympatbisch gegenüber, allerdings nur dem Sinne des Antrags,
da im Retchstage noch. andere, wettergehendere Anträge vor-
liegen. Jch freue mich, daß die Antwort der Regierung ent-
gegenkommend ausgefallen ist, und sehe darin eine Vorbedeu-
tung dafür, daß die Wünsche der Veteramn endlich erfüllt wer-
den. Redner ging sodann des Näheren anf die in Frage kom-
menden gesetzlichen Bestimmungen ein, kam anf die Beschlüffe
des Reichstages in der vorwürfigen Frage zu sprcchen und be-
tonte, daß bis zum Jahre 1809 der Reichsinvalidensonld auf-
gebraucht seiu weroe. Es wird dann die Pflicht des
Reiches sein, für die Jnvaltden einznspringen. Die ReichZee-
gierung hat den Beschlüssen des Reichstages gegenüber seiner
Zeit darauf hingewiesen, daß bezüglich der Unterstützung der
Veteranen noch weitere Erhebungen nötig sind.

Abg. Heimburger (Dem.) steht mit seinen politischen
Freunden dem Antrag sympathisch gegenüber. Derselbe sei
höchstens nicht wettgehcwd genug. Was den auch heute zur
Sprache gebrachten Ehrcnsold betresfe, so stehe demselben lei-
der der Mangel an Mitteln gegenüber und die Notwendigkeit
der Erfüllung dringender Bedürfnisse; dazu gehöre vor allem
die Erhähung der Beihrlse selbst und d-ie Ausdehnnng der Be-
zugsberechtigung auf alle Bedürftizen. Wenn man auf der
einen Seite das Geld kaum ausbringen könne für die Vetera-
nen-Unterstützung, so sollte man doch auf der anderen Seite
auch vor unnötigen Ausgaben zurückschrecken, !vie solche hervor-
gerufen werden durch die kostspieligen Aenderungen der Uni-
formen und durch die luxuriöseu Ausstattnngen der Offizier-
ikasinos.

Abg. Wilckens (natl.) hält eine Mänderung des Ge-
setzes von 1895 im Stnne der gestellten Anträge Nißler uNd
Oriola-Paasche dringend geboten, wobet er aber die Bedürfnts-
frage nicht ausschalten möchte. Bei der wohlwollenden und
entgcgen'kommeNden Haltung der Regierung sehe seinc Partei
davon äb, einen weitergchenden' Antrag zu stellcn; die Haupt-
sache sei und bleibe, datz den Veteranen etn größeres Entgegen-
iommen als bisher gezeigt werde.

Abg. Lehmann (Soz.) kann es nur crsreulich finden,
tveun durch die Einzellandtage etne Einwirkung auf die Reichs-
rsgierung versucht werde; bei -Lem heutigen Antrag des Zen-
trnms könne er sich aber nicht des Gedankcns erwehren, daß
bei denrselben das agitatorische Moment ntcht dre gertngste
Rolle spiele; es scheine fast «in Wettlaus der betden grotzen
Parteien um Volksguust zu bestehen, hente das Zentrum mit
dem Veteranenarrtrag, morgcn die Nationalliberalen mit dcnr
Anträg auf Erhöhung der Verpflegungsgelder usw. Seine
Partei sei eine unversöhnliche Gegnerin des heutigcn Militn-
rismns, wie sie auch einem Ehrensold nic zustimmen könnc,
doch ser sie gern bereit, bei einer Besserung der Veteranenvcr-
hältmffe mitznwirkcn, die vor allem auch in einer wesentlichen
Erhöhung des Bechilsebetrages anzustreben sei. Was die Aui-
bringung der Mittel betrefie, sv könnten 'dieselben durch den
Wegfall der hohen Offizierspensionen aufgcbracht werdcn.

heimsten dafür Orden ein. Als tüchtiger Karncvalist entpuppte
sich gestern Wend der nengewählte 2. ^Prästdent Zahnarzt
Dietrich. Seme humorvollen Stegrefireden fanden stets leb-
haften Beifall. Lange dauerte die Sitzung. Efit nach Mitter-
nacht schlich sich ganz allmählich einkr nach dem andern aus den
>Gott Jokus geweihten Hallen.

Vo. Kanaria. Gestern Vormittag 11 Uhr wurde dte vom
Verein Kanaria arrangierte große Lokalausstellung
von edlen Kanarien- Exoten, sowie Kästgen, Zucht-
utensilien nnd Fntterartikeln im Beisein von zahlreichen Vogel-
liebhabern eröfinei. Die Ansstellnng, welchc diesmal in den
obercn Räumen des Hotel-Rcstaurants „Badischer Hof" be-
findet, weist eine große Anzahl der oben erwähnten Objekte auf.
Die gefiederten Sänger, darnnter über 100, welche znr Ver-
losung angekauft sind, gaben gestern Vormittag das schönste
Konzert. Es war eine Lnst, ihm zn lanschen. Der Ansstellung
ging am Samstag eine Prämiiernng voraus, bei der die
Herrcn Hehl aus Mainz und Hermann aus Stuttgari als
Preisrichter fnngierten. Hierbei erhielten nachfolgende Herren
für je einen Stamm, bestehend aus 4 Kanarienhähnen, Preise:
Mit 260 Pnnkten Herr Frz. Schäser, 1. Ehrenpreis, gestiftet
von der Stadt Heidelberg: mit 259 Punkten 1. Bereins-Ehren-
preis .Herr Edelmann; mit 237 Pnnkten 2. Ehrenpreis Hcrr
Kaffenberger; mit 231 Pnnkten 3. Ehrenpreis Herr Ritzhanpi;
rnit 229 Pnnkten 4. Ehrenprcis Herr Schlcgel; mit 226 Punk-
ten 5. Ehrenprcis Herr Adolf; mit 223 Punkten 6. Preis
Herr Waltenberge; mit 222 Punkten 7. Preis Hem
'Ditteney; mit 212 Punkien 8. Preis Herr Keller; mit
467 Punkten 9. Prcis Herr Tansus; mit 158 Punkten
10. Preis Herr Stähren; mit 107 Punkten 11. Preis
Herr Schnkert. Ferner erhielten Herr G. V. Ewald,
Eisenhandlung, für ausgestellte Käfige, Heckkäfige, Zuchtuten-
silien einen 1. Preis, goldene Medaille, und für ausgfitellte
stzuttermittel Herr H. G. Hornung einen 1. Preis, gold.
Medaille. Die Ausstellrmg war am gestrigen Tage sehr gut
bfiucht; es köunen hente nnd morgen alle die Gelegenheit noch
benntzen, dieselbe zu besucheu, zumal der Eintrittsyreis nnr
A) Pfg. beträgt. Morgen Mittag findet die Verlosung statt,
wozu noch wenige Lose zu bekommen sind.

Abg. Wilckens weist >die Unterstellung des Borredners
energisch zurück, als ob seine Partei aus agitatorischen Grün-
den solche Anträge einbringe oder unterstütze; dasselbe tut in
seinem Schlußwort nuch

Abg. Zehnter, der wusführt, daß gerade die Sozialde-
mokraffe es sei, die aus rein agitatorischen Gründen ihre be-
kannte Unterstützungspolittk tveib«, eine Handlungsweise, die
ja bekanntlich Marx den Genfisen ganz besonders empfohlen
chabe.

Der Antrag selbst finidet finstimmige Annahme. piächste
Sitzung Montag 4 Uhr. Tagesordnnng: Justtzetat.

Karlsruhe, 16. jJau. (Die Budgetkom--
mission beriet gesteru über Titel 1—3 und 11—13
des Etats des Finanzministeriums .(Bericht-
efitatter Abg. Schnfider-Psorzheim) und ge.nehmigte
sämtliche Anforderungen sür das Mtnisterium, die Lan-
deshanptkasse und das Hochbauwesen im ordentlichcn und
anßerordentlichen Etat, .desgleichen die Etats sür Rnhe-
gehalte, Hinterbliebenenversorgung un!d Unterstützungs-
fonds. Bfi dem sodann in Beratung genommenen Etat
der Salinenverwaltung (Befichterstatter Abg. Eichhorn)
ergab sich ebensalls keine Beanstandung der angeforderten
Positionen. Seitens der Großh. Regierung wohnten der
Beratung bei: Geh. Rat Reinhard, Mnistefialdirektor
Becker und Ministerialrat Mcolai.

Karlsruhe, 16. Jan. Die Bndgetkommission
genehmigte einstimmig die Anforderung eines zweiten
Ministerialdirektors im Ministefium des Jn-
nern als zweiten stellvefiiKtentzen Bevoflmächfigten zum
Bnndesrat. Dabei wurdfiin^lMereinsstmmung mit der
Regierungsaussassung ausdfiicklich hervorgehoben, daß
mit der Bewilligung dev Stelle srnes Mnistefialdirektors
nnr die Möglichkeit znr Anstellung emes solchen aus den
Reihen der nach ihrem Dienstalter hierzu berechfigten Be-
amten gegeben werden soll. Jm Falle der tatsächlichen
Auswahl eines noch nicht im entsprechenden Dienstalter
stehen'den Beamten soll dieser nur mit dem Range und
den Bezügen eines Ministerialrats angestellt werden.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Es wurderi die Eisenbahnaffistenten: August I s ch a r in
Dinglingcn, Adols Maier in Villingen, Anton Kessler
in Ettlingen und Friedfich Emrich in Pforzheim mit der
Amtsbezeichnuniz „Betriebsassistent" zu Expeditionsafftstenten
ernannt.

Karlsruhe, 16. Jan. ,Der 'G r o tz h e r z o g
nahm heute Vormiüag.von 10 Uhr an den Vortrag des
Ministefialdirektors Geheimerats Becker entgegen. Von
12 Uhr an meldeten sich eine Anzahl Offiziere. Der
Füfit zu Hohenlohe.Langenburg, Kaiserlicher Statthalter
in Elsatz-Lothringen, traf heute Vormittag halb 12 Uhr
aus Straßburg hier ein und begab sich sofort zu Jhrer
Großherzoglichen Hohfit der Fürsfin zur Lippe, wo der-
selbe auch zum Ffiihstück verblieb. Um 2 Uhr besnchte
der Füfit die Höchsten Herrschaften im Schloß und ver-
weilte daselbst bis zu der um halb 4 Uhr erfolgten Rück-
reise nach Stratzbnrg. Heute Nachnfittag von 4 Uhr an
hörte der Großherzog die Vorträge des Präsidenten Dr.
Nicolai. Um 7 Uhr folgte Seine Königliche Hoheit der
Einladnng des Offizierkorps des 2. Bad. Feldartillerie-
Regiments Nr. 50 znm Abendessen im Dffizierskasino in
Gottesaue, an welchem auch der Erbgrotzherzog teilnahm.
Der Erbgrotzherzog beabsichtigt heute Nacht für einige
Tage nach Hohenburg zu reisen und dann mit Jhrer
Königlichen Hoheit der Erbgrotzherzogin hierher zurück-
zukehren.

Aus Stadt und Land.

Heidelbccg. 18. Jamicir.

V Eine Nationalliberale Versammlung ffndet am 2. FeLr.
stafi. Jn defielben wird Geh. Rat Windelband über
Legel und den Liberalismus sprechen und Oberbürgermeister
Dr. Wilckens polittsche Tagessragen behcmdeln.

— Bortrag im Berein badischer Lehrerinnen. Am vergan-
gcncn Samstag veranstaltete der Verein einen Rezitations-
abcnd. Herr O. Vogelmann - Vollrath war als Re-
zitator gewonnen worden. Das Programm umfaßte cpische
und lyfische Dichtungen von Goethe, Maltitz, Heine, Bau>m-
bach, Geibel, Liliencron und Weyl. Baumbach's Poesien nah-
men einen besonders breiten Raum ein. Der Abend war für
den Vortragcnden wie für die Veranstaüer ein ganzer Efiolg.
Die großen Ausdrucksmtfiel des Künstlers im Gebrauch der
Sprache, 'bei der Darstellung von höchster Leidenschaft wie fief-
ster Entsagung kamen in glänzenider Wetse zur Geltung. Zum
Vorzüglichsten des Vorgetragcnen ist Goethe's „Erlkönig" zu
rechnen. Der Eindruck -war so stark, daß Viele nicht die Häude
rührcn konnten, um ihreM Beifall Ausdruck zu geben. „Ter
Kunstreiter" von Malfitz und Hetne's „Wallsahrt nachl Kev-
laar" standen dem Vortrag des „Erlkönig" um nichts nach.
Daneben wurde der Künstler Baumbachs heitercn und schelmi-
schen Liedern vollaus gerecht; bfionders gefielen „Bin cin fah-
render Geselle", „Des Klausners Schwnr" und „Der schlane
Abt". Jm zweiten Teil erzielte „Der Tod des Tiberius"
eine mächtigc Wirkung, Lilienrrons „Tas Geheimnis" wurde
äußefit feinsinnig wicdergegebeu und in Weyl's „Amors Lexi-
kon" zeigte Herr Vogelmann-Vollrath seine grohe Fertigkcit i.m
Vortrag von Dialekten und frcmden Sprachen. Der Bcrein
hat in geschickter Weise cin Programm zusäm'mengestellt, des-
sen Ausführung durch den Rezitator den Mitgliedern eine
Fülle von Anregung sür die Praxis gegeben hat. Jn diescm
Sinne ist für die Veranstalfimg auffichtiger Dank zu sagen.

Vo Kirchenkonzert in Neuenheim. Ein guter Ge'danke Ivar
es von der Leitung des evangelischeu Kirchengesangvereins
Neucnheim, ein geistliches Konzert zu veranstaltcn, denn man
hat wirklich das Bedüfinis, nach den vielen weltlichen Kon-
zertcn auch finem' geistlichen zu lauschen und sich an einem
kirchlichen Lied zu erbauen. Das Konzefi war sehr stark be-
sucht, wutzte man' doch, daß man etwas Gutes zu hüren be-
komimen werde. Ter Kirchengesangverfin Neuenheim kann mit
Beffiedigung aus dosselbe blicken, denn er hat sich in gcsang-
licher Beziehung aus der Höhe der Zfit gezeigt. Es war ein
Genuß, den unter der umsichtigen Lfitmng von Hauptlchrer
Braun zum Vortrag gebrachten Chören von Silcher, Palmer-
Bofiniansky, Weber unid anderen Komponisten zu lauschen.
Als Solisten wirkten bei dem Konzert mfi Fräulein Wagen-
mann (Mezzosopran), Herr Karl Weidt (Batz), Herr
Brumm (Violine) u. L. Baumann (Orgel). Fräulein
Wagenmann, wfiche über enie sehr umsangrfiche, wohlgeschulte
Sfimme vefiügt, ldie vfionders in der Hohe vom süßen Wöhl-
laute ist, sang Komposittonen von Marttni und Bach. Die gc-
sanglichen Lfistungen des Herrn Wfidt sind hier bekannt; nian

rnöchtc sfiner sympathischen Sttmme rmmefibfi lauschen. Ge-
stern erfroute er durch den Vortrag von Emmerich's „Mfine
Scele ist sttlle zu Gott" und F. Hillefis „GeHct". Herr
Brumm spielte rn meisterhaster Wfise Bach's „Äir" und ein
Andarfie von Goltermann. Herr Baumann, der frühere Di-
rigerfi des Kirchenchors, hatte die Begleitung äus der Orgel
übernommen und sührte dieselbe in hervorragender Wfise
Lurch. Viele Freude mächte uns seine figene^Qryeltonrposifion
ein Festpräludium über „Nun dankfi alle Gofi". Gegcn halb

7 Uhr erreichte das Konzefi sein Ende und wohlbe-

ffiedigt von dem Dargebotenen dürften die TeKnehmer es ver-
laffen haben. i L g 5»

^ Bortrag im Hebbel-Berein. Frl. E,s-sa Wagner
vom Stadttheater las gestern Abend im Hebbel-Verein deut-
sche Valksmärchen (aus den Kinder- und Hausmärchen der
Brüder Grimm) vor einer weniger zahlrfichen als dankbaren
Zuhörerschaft. Ein Steindruck von Luldwig Thoma (Groß-
mutter den Kindern Märchen erzählenld), umrankt von Tann-
reis und EpheuLlättern, zierte, das Podium, darauf fin rot-
behangener, blumengeschmückter Tisch, ein Spinnrocken, und
das heimliche Ticken der Wandnlhv vernehmlich aus dem Hin-
tergrunid«; eine echte Diärchenstimmnng, der in anertennenö-
tvefier Wfise durch Vevdunkeln des Savles Rechnung gfiragen
wurde. Fräulein Elsa Wagner erschieni in solchem Rahmen,
mfi dem schwarzen, dnrchbrochenen Klfide und dem blond.-n
Haar, als würe sie selbst eine zum Leben erwachte Märchen-
sigur. Jhr weiches, schönes Organ eignet sich tresflich zur
Wiedergabe solch' bunter Träume. Liebrfizende Mimik und
verstänldig poinfiefier Vofirag hielt Groß nnd Mfin in piner
Spannung, die erst mit dem letzten Wyrfi wich. Reiä-er Bei-
sall lohnte der Erzählefin. Am besken gefielen: „König
Drossclbafi", „Die Gänsemagd" u.std „Das Märchen vom
Machandelbaum".

fi Bortrag im Kaufm. Berein. Jm großen Saale dsr
Harnionie hifit gestern Abend aus Veranlns'uug des Kausm.
Pereins Herr Physiker Egts eincn Expefimental-Vofirag aus
dcm Gebiet 'der Elfitrizität. Jm ersten Tfil sfines Vortrags
bcschästigte der Vortragende sich hastpffächlich mit den Aceu-
mnlatoren. Erwähnenswefi ist daraus, daß man bei «iniger
Vorsicht einen Accumülator direkt aus einer starken Strom-
leitung ohne Gcsähr laden kann, wenn man die entsprechen'de
Anzahl G'lühlichter einischaltet, 'da jsdes Glühlicht irur etwa
sh Ampere durchläßt. Für die Vcnvendung der Accmnrcka-
toren fiir gcwerbliche Zwecke könntc diese Taffache, wenn sie
ausgenutzt würde, von Be'deutung sein. Der zweite Terl des
instrnktivcn Vortrags war den Elektfizitätswerken gewidmer.

X Das Orgelkonzert des Herrn Fritz Stein fand gestern
Nachmittag in der Chrisfiiskirch« statt. Es war sehr gut be-
sucht; die künstlefischen Darbietungen des Konzefigebers so-
wie der andcren Mitwirkcnden waren ganz vorzügliche. Eine
nähere Beschreibung behalten wir uns bis morgen vor.

-ff Militär-Konzert in der Stadthalle. Bei der gestfigen
ungünstigen Witternng war es mit Freuden zu begrüßen, dah
die Wornffer Militärkapelle wiederum in der Stadthalle ton-
zefiicfie, unffoinehr, da dem Piiblikum im Wntcr der Olcnuß
des städtischen Orchesters an Sonntagen leider versagt ist. Die
vortrcsslicher Kapelle fand großen Beifall. Die Ouvefiuren zur
Oper Don Jüan und Oberon, Phantasie aus 'der Oper Mar-
garethe kamen hervorragend gut zur Ausführung. Eine Ro-
manze für Violine von Swendsen wurdc von Herrn Caspar
sehr schön und rein gespielt und von den Zuhörern mit großem
Beifall ausgezeichnet. Als Dreingäbe für den vielen Applaus
wurden noch verschie'dene Märsck>e gespendet. An Stelle des
erkrankten Kapellineisters Herrn Schneider difigiefie desseu
Konzertmeister.

X Nietzsche-Vorträge. Am Montag, den 2ch Mnuar, Mitt-
woch, den 27. Januar u. Donnerstag, den 4. Fe'bruar, abends

8 Uhr, wird im klfinen Saal der „Harmonie" Herr Dr. Ernst
Horneffer ans Leipzig einen Zyklus von drei Nietzsche-
Vorträgen halten, unter den Titeln: 1) Nietzsche der P h i-
l 0 s 0 ph und Prophet, 2) Der Uebermensch, 3) Die
Umwcrtung aller Werte. Den Kärtisniverkauf hat
die vorm. Wciß'sche Univcfiitätsbuchhandlung übernommen.

X Das unberechtigte Tragen von Uniformen ist vcrboten.
Bei der bcvofitehenden Faschingszeit mag besonders aus diese
Bestimiinung des P. St. G. B. hingäwiesen werden. Jn den
letzten Tagen kamen zwei Hausbufichen, di«' in militürischen
Uniformen einherstolzierten, zur Anzeige und werden jedeni-
falls bestrcrst werden.

— Jn dem Bericht übcr Babel nnd Bibek mntz eS an be-
tresfender Srelle heißen: „Eine deuffche Expedifiou nimmt
zurZeit (nicht: Von Zeit zu Zeit) Ausgrabungen auf dem
Boden der altcn Stcrdt Babylon sslbst vor."

-ff Nnfall. Jnsolge des Glattfises glifi am Bahnhof hente
Vovmittag cin Herr aus und fiel dabei so unglücklich, daß er
ein Bcin brach. -

(!) Selbstmordversuch. Heute Vorniittag ?48 U'hr ver-
suchte der bci der Baufirma Hormuth und Hifih beschäftigte
28 Jahre alte Taglöhner Balentin Rieglcr in einem- Roubau
an 'der Bähnhosstraße seinem Lcbcn dadurch ein Ende zu
machen, daß er sich 2 Schüsse in die rechte Schläse beibrachte.
Lebensgefährlich verletzt wurde er nach dem akademischen
Krankenhaus gebracht. Motiv zur Tat ist ein Lisbesverhält-
nis, welches R. mit dem Dicnstm'ädchen seines Arbeitgebcrs
untcrhielt, 'dcm sich aber von Seitcn der Mufier Hindernisss
in den Weg stellten, da das Dicnstmädchen dem Trunke ergebcn
ist. Gestern i'Abend gingen Beide in eine Wirtschäft, wo das
Dicnstmädchen 6 Viertel Wein trank; es scheint, daß sis
Streit m-itfinafider bekommen haben,

— Polizeibericht. Verhaftet wubden 4 Personeü
wcgen Befielns, ein Maler wegen Uabefirekung der Gewerbe-
ordnung, cin Diensfinädchen wpgen Äebstahls nnd ein TE
löhner wegen Rühestörung und Bettelns. Zur AnzeigV
kanien 18 Personen wegen Ruhestö-rüng und Unsugs, ein Jni^
stallateur ivegen Körperverletzung und ein Taglöhner aus
Wieblingen, der mit noch 2 andercn Genossen 2 Säcke Kartosi
feln entwcndete und dann veräußert«.

-ff Wieblingen, 18. Jan. („E i n t r a ch t.") Gestern Mfi^
tag hielt der hiesige Männergesangverein „Eintracht" sfiue
jährliche 'Gcnerälversannnlung im Gaflhaus „znm Pslug" ab-
Ein kurzer Nückblick des Vorstandcs auf das verflossene Jabv
ließ erkennen, datz der Verein in gesanglicher Beziehung große
Forffchritte 'machie. Der seitherige Vorstafid, Herr Chr. Kör^
ner, lehnt« eine Wiederwahl enffchieden ab und es wurde aU
dessen Stelle Herr M. Kumler, der in früheren Iahren d«u
Vcrein in mustergiltiger Weise gesührt hat, einsfimmig gs'
wählt, cbenso lvurdcn die bisherigew Borstandsntttglieder nahe^
zu finstimmig wiedergswählt. WA-Fahnenträger wurde .Heri
Fr. Wallmnnn neu gewählt.

X Zicgelhausen, 18. Jan. (O r t s k r a n k e n k a s s «0
Ter gcstrige Sonntag Nachmittag führte die Mitglieder d«r
hiesigen Ortskrankcnkasse zur Beschlußsassung in der schsu
lange schwebenden Frage dcr sreien Aerztfivahl zusämmcu-
Das Erg-ebuis der Verhandlunyeu war ein Beschkrß -der Geue^
ralvcrsämmlung, die Kaffenarztstelle auszu sich reibeu
und difielbe auf Grund'lage der vom ärztlichsn Verein lbe"
stimmten Bedingungen neu zn vergeben.

Theater- uvd Kunstnachrichten.

Heidelberg, 18. Jan. (S t a d t t h e a t e r.) Ini Stadfi
theater gelangt am nächsten Donncrstag ais ^olkSoorstelli-uS
die rfizende komische Oper „Fra Diav 0 l'o" zur Aussüh
rung mit den Damen Koppenhöser, Caro und den Herreu Rrv-
 
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