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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-50 (1. Februar 1904 - 29. Februar 1904)
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politischen Fragcn. Abg. Zehnter glaubte nämlich tic Aus-
fithrungen der Abgg. Binz und Obkircher nicht unlvidersprochen
lassen zu dürsen. Seine Neplik Ivar, wie auch der poliiische
Gegner zugeben muß, nicht ungeschickt. Zehnter ist zweifelios
der bedeutcndste Kopf in der Zentrumsfraktion. Er b-üitzt
zwar nicht das Temperament und Pathos eines Wacker, aber
feine Rcdcn wirken auf urteilsfähige Kreise nicht minder Lurch
die Schärfe und Klarheit der Logik wie durch die klassisch«
Diktion. Freilich beruhen die Thescn, die cr zu beweisen
suchte, auf dem gleicheg schwachen Untcrgrund, auf dem die
ganze Zentrumspolitik sich bewegt. Nur so ist es zu verstehcn,
daß ein Zchnter zum Beweis, datz die Nationalliberalen kir-
chen- bezw. religionsfeindlich sind, den Fall Schwarz heran-
zieht. Zehnter weitz so gut Ivie jeder andere ZentrumSab-
geordnete, datz nicht nur in der „Badischen Landeszeitung",
sondern auch von der nationalliberalen Parteileitung und von
verfchicdenen hervorragenden Führern schon tvährend der
Reichstagswahlkampagne wiederholt erklärt worden ift, datz
die nationalliberale Partei die schweren Angriffe des Pfar-
rers Schlvarz auf die katholische Religion entschieden mitzbil-
ligt. Gleichwohl erhob er heute lviedcr jenen Vorwurf und
wir sind überzeugt, datz trotz der büttdigen Erklärungen der
Abg. Obkirchcr und R o h r h u r st d-ie ultramontanen
Agitatorcn und Blätter den Fall Schwarz gegen die national-
liberale Partei auch weiterhin ausschlachten werden, selbst
wcnn wir heute wicderholt feststellen, der angezogene Artikel
der „Bad. Ldsztg." stammt aus der Feder eines gelegentlichen
Korrespondenten, welcher der Schwurgerichtsverhan'dlurlg in
Mannheim angewohnt und seine frischen Eindrücke am glei-
chen Tage zu Papicr gebracht hat. Jnfolge eines Zufalls blieb
eine einschränkende Redaktionsanmerkung weg. Wenn nach
Len heutigcn Erklärungen die Ultramontanen weiter fortfah-
ren, den Fall Schwarz gegen die nvtionalliberale Partei zu
verwerten, so weiß jedermann, was davon zu halten ist. Mit '
auffallendem Eifer warnte Zehnter die Nationalliberalen vor
einem neuen „Kulturkampf". Unwillkürlich drängte sich
einem beim Zehnter'schen Sermon der Gedanke auf: Wie

väterlich besorgt ist doch das Zentrum um die nationalliberale
Partei! Das gleiche Zentrum, daß bei jeder Gelegenheit seine
Getreuen zur endgiltigen Vernichtung der nationalliberalcn
Partei auffordert!

Abg. Obkircher wies darauf hin, daß die Erfolge des
Zentrums durchaus nicht auf den „Kulturkampf", sondern auf
die skrupellose Agitation der Geistlichkeit zurückzuführen sind.
Das Zentrum gehe im Gegensatz zum Liberalismus, der jede
Weltanschauung gelten lätzt! auf Unterdrückung gegnerischer
Anschauungen aus. Er verlange Gerechtigkeit im politischen
Leben, wolle aber selbst Lestimmen, was Gerechtigkeit heitzt.

Abg. Rohrhurst bctonte, datz die Gründung des Evan-
gelischen Bundes nicht eine Folge des Kulturkampfes, sondern
das Echo auf jene wüfte Hetze war, die bei der Lutherfeier
unter Beteiligung hervorragender Zentrumsführer getrieben
wurde.

Jm weiteren Verlauf der Sitzung nahm der Antisemit
Mampel noch einmal das Wort und führte aus: Lutz (Soz.)
hätte am allerwenigsten Urfache, dcn Antisemiten einen Nach-
ruf zu widmen. Hat er doch diesen seine Wahl zu verdanken.
Seine Sprüche versteht nicht einmal der Sachverständige Heim-
burger (Hciterkeit). Man könne glauben, Lutz komme direkt
vom Turmbau zu Babel. (Heiterkeit). Mir find seine Sprüche
hebräisch vorgekommen, so datz ich beinahe meinte, wir waren
nicht im badischen Landtag, fondern in einer Judenschnle.
(Stürmische Heiterkeit).

Präsident Dr. Gönner findet diescn Ausdruck'unpas-
send.

Abg. Kriechle bestritt, datz das „Bonndorfer Volksblatt"
gcschäftlich bohkottiert wurde. Er selbst lasse nach tvie vor
beim Verleger dieses Blattes Druckarbeiten anfcrtigen. Da-
gegen arbeitet die Geistlichkeit mit Hochdruck für die Verbrei-
tung des Zentrumsblattes und warnt vor dem liberalen Blatt.
Wenn das Zentrum diesem Treiben Einhalt gebiete, dann
werde Frieden im Bonndorfer Bezirk einkehren.

Minister Schenkel crwiderte auf die Anfrage des Abg.
Zehnter, dah jetzt von 134 Sparkassen des Landes 26 Be-
zirkssparkaffen sind, denen 526 Gemeinden (ein Drittel allcr)
angehörcn. Zweit Iveitere (Engen und Müllheim) haben
LaniMmeinden aufgenommen. Die Regierung macht die Ge-
nehmigung neuer Statuten davon abhängig, datz auf Wunsch
auch Gemeinden der Sparkasse beitreten dürfen.

Nach weiteren kurzen Ausführungen der Abgg. Lehmann,
Heimburger, Gießler und Dr. Wilckens wurde die Generalde-
üatte um 2 Uhr gefchlossen.

Samstag 9 Uhr: Spezialberatung.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dem Postdirektor Jockers in Strahburg das Ritterkreuz 1.
Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den nachgenannten Angehörigen des 8. Württenrberg. Jnf.-Reg.
Nr. 126 Grotzherzog Friedrich von Baden die folgenden Aus-
zeichnungen verlichen, und zwar: 1. das Ritterkreuz 2. Klaffe
mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen: dem Haupt-
nrann und Kompaniechef Alfred Breyer; 2. das Ritterkreuz

2. Klasfe dcsselben Ordens: dem Oberlcutnant Ernst Mügge;

3. die silberne Verdicnstmedaille: dem Feldwebel (Zahlmeister-
afpiranten) Nikolaus Weidelener, und dem Feldwebel
Adolf Haug.

— Betriebsasiisteni Leonhard Rheinberger in Schopf-
heim wurde nach Basel, und Betriebsassiftent Hermann Haas
in Haagen nach Schopfheim versetzt.

Karlsruhe, 25. Febr. Der Grotzherzog empfing
heute Vormittag den Geheimerat Dr. Reinhard zum Vor-
trag. Jm Laufe des Nachmittags hörte Seine Königliche

deren Nerdauung befördert, erzeugt gistige Ersäjeinun-
gen erst dann, wenn es sich um übermäßigen GÄrauch
handelt. Ein solcher Fall ist jüngst im Kreiskranken-
haus Britz-Berlin, nach Mtteilung der „Deutsch. med.
Woche" beobachtet worden. Eine Angestellte des Kran-
kenhauses wurde eines Morgens bewutztlos auf dem Bo-
den liegend vorgefunden. Jhr Gesicht und ihre Lippen
waren blau, die Atmung stand still, der Puls war sehr
klein. Durch energische Behandlnng: Kochsalzeinläufe,
künstlickse Atmung gelang es, die Kranke wieder zu sich zu
bringen und sie genatz nach Icktägigem Kranksein. Merk-
würdig war die Ursache dieser Vergiftung. Die Erkrankte
gebrauchte nämlich wegen Magenschmerzen tzine >sog.
Senfkur, die noch im Volksgebrauch eine Rolle spielt,
gegen die aber ärztlicherseits seit langer Zeit gewarnt
wird. Die Kur bestand darin, daß je 4 Wochen hindurch
dreimal täglich ein gehäufter Teelöffel von Senfkörnern
genommen wnrde. Znletzt hatte die Vergiftete sogar 6
solcher Teelösfel voll genommen und es war kein Wunder,
daß dadurch die giftige Wirkung des Senses auf das
Atmungszentrum voll entfaltet wurde. Vor derartigen
Senfkuren, die zudem ganz nutzlos sind, ist daher auf das
entschiedenste zn warnen.

Hoheit die Vorträge des Geheimerats Dr. Freiherrn von
Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.

Ausland.

Amerika.

W a s h i n g t o n, 23. Febr. Die Annahme des
Panamakanal-Dertrags dnrch den Senat erfolgte mit 66
gegen 14 Stimmen. Eine gestern im Senat eingebrachte
Bill sieht eine temporäre Regierung über das Gebiet des
Panamakanals und den Schutz der Kanakbauten vor. Ein
Jnfanterie-Regiment erhielt Befehl, schnell-
stens von Newyork nach Panama abzugehen, um die
dort stationierten Seesoldaten abzulösen. Ein Teil der
abgelösten Mannschaften ist nach den Philippinen be-
stimmt und soll sich den 6S0 Mann anschlietzen, die be-
reits von> San Franzisko aus abzusegeln die Order er-
halten haben.

Aus Sradt und Land.

Hetdelbera. 26. Februar.

V. Volkshochschulkurse. Geftern Abend hielt Prof. Kahle
seinen dritten Vortrag; er behandeltL. darin den deutschen
Brauch im Leben des Volkes (Festbräuche). Seine Aussuh-
rungen boten Ivieder eine Fülle von Belehrung, und wurden
gleich denen in den beiden vorhergegangenen Vorträgen, von
den Zuhörern mit großem Jntereffe verfolgt. Der Fvagekasten
wurde gestern Abend ganz besonders stark benutzt, und dies
darf wohl als ein Beweis dafür angesehen werden, üatz die
Zuhörex ivirkliches Jntereffe an der Sache haben. Zum Schlnß
teilte Prof. Kahle noch mit, daß am Samstag ein Verein für
Volkstnnde gegründet werden soll. Es wäre zn wünschen,
dah demselben viele Mitglieder beitreten, nmsomehr, als
unser bad. Volksleben so viel Stvff zur Forschunz bietet. Jn
anderen Staaten, z. B. in Hessen, bestehen derartige Vereine
schon mehrere Jahre.

V Der Hauptvcrein der Gustav-Adolf-Stiftung wird, wie
man uns schreibt, im Herbst dieses Fahres sein 57. Jahresfest
in unscrer Stadt feiern. Die Arbeiten zur Vorbereitnng des-
felben sind seit einiger Zeit schon in vollem Gang. Gcgentvär-
tig bildet sich ein Ehrencmsschutz aus angesehenen hiesigen
evangelrschen Einwohnern. Nach Beendigung der Aufstellung
der Ehrenausschuhliste wird damit begonnen wcrden, sür die
vom Festort dem Hauptverein zu überreichende llbliche Ehren-
gabe zu sammeln. Wer die so sehr gesegnete Arbeit des Gu-
stav-Adolf-Vereins zur kirchlichen Versorgung armer evan-
gelischer Diasporagemeinden kennt, Ivird sich gewitz frenen,
dah derselbe mit seiner Hanptversammlung auch einmal bei nns
Einkehr hält, und wird sicherlich gerne an seinem Teil mit da-
für sorgen, datz er nrit einem schönen Geldgeschenk erfreut
Iverden kann.

X Boettge-Konzert. Wie aus dem Jnseratenteil ersickst-
lich, wird Meister Boettge am kommendcn Sonntag Abend
7 Uhr ein Konzert veranstalten, das wieder etwas außervrdent-
liches bietet. Das Programm „Oesterreich-Ungarn in Lied
und Tanz" wird ein getreues Bild von dessen Nationäl-Musik
bringen. Alles Nähere, Programm nsw., folgt.

V Geschüftsjubiläum. Frau Universitätstanzlehrerswitive
Wilhelmine Bittler begeht heute das 25iährig« Jubilänm
ihrer Tätigkeit als Tanzlehrerin. Frau Mttler hat von 1878
bis 1885 in Gemeinschaft mit ihrem Manne in Spcyer unter-
richtet nnd ist seit 1886 hier in Heidelberg mit anerkanntem
Erfolg täti-g. Zahlreiche Schülerinnen und Schü'er haben in
den Tanz-- und Anstandsknrsen von Frau Bittler gesellschast-
liche Ausbildung genossen. Sie werden ohne Zweifel ihrcr
Lehverin heute in Frcnndlichkeit gedenken.

X Besitzwechsel. Durch Vermittlung von Lüdwiz Herr-
mann ging das Haus Hauptstratze 96 zum Prcise von 70 000
Mark von Herrn Philipp Maher auf die Firma B. Müller,
Eierhandlung (P. Rommeis), über.

— Polizcibericht. Verhaftet wurde ein Frauenziin-
mer wegen Umherziehens, ein Taglöhner Ivegen Bettelns, ein
Glasmacher aus Görlitz wegen Urkundenfälschung und Be-
trugs und ein Hausbursche, ebenfalls we-gen Betrugs. Wegen
Rnhestörung bezw. Unfugs kamen 5 Personen zur An -
z e i g e.

X Aus dem Stadtteil Handschuhshcim, 25. Febr. Ter
Mannheimer „General-Anzeiger" brachte in seiner Nr. 88
vom 23. d. M. von hier eine Meldung, wonach am letzten
Sonntag die Kirchenbaufrage von der Kirchengemeindever-
sammlung in befriedigender Weise geregelt worden sei. Der
Körrespondent des „Gcneral-Anzeigers" ist augenscheinlich
übcr den Verlauf der Versammlung des hiesigen cvangelischen
Kirchenausschusses niicht genau unterrichtet. Nicht der von
dem evang. Oberkirchenrat empfohlene Vertrag wnrde der
Krrchengemeindevertretung zur Genehmigung vorgelegt, son-
dern lediglich die Frage, ob man geneigt sei, einen Bauplatz
anzukausen. Man meinte, wenn deni Vertrag die Zustim-
niung erteilt würde, könnte die evang. Gemeinde von den Ka-
tholiken ausgewiesen werden, erst müffe die Kirchensteuer
eingesührt, ein Bauplatz gefunden sein, dann «ndlich könne
daran gedacht werden, mit den Katholiken zu verhandcln. Die
Langmut nnd Geduld des höhen evangelischen Oberkirchen-
rats ist wirklich auf eine harte Probe gestellt, datz er dnrch
solche Scheingründe die Äusführung seiner Abmachungen und
Anordnungen hingehalten sehen muh. Es ist doch ganz selbst-
verständlich, daß der evangel. Teil so lange in die alte Kirche
geht, bis die neue fix und fertig zu g-ebrauchen ist. Sollte man
aber dennoch das nvtige Vertrauen zu den Katholiken nicht
haben, so hätte ja ganz einfach die Weiterbenützunz als Be-
dingnng in dem Vertrage aufgenommen Iverden können. Znr
grötzten Freude gereicht es hier, daß Se. Kgl. Hoheit der Grotz-
herzog in dic nach Entscheidung -drängende Kirchenbaufrage,
wenn auch bis jetzt mit weniz Erfolg, cingegriffen
hat. Es ist sicher zn erwarten, daß, sobald der
Wunsch Sr. Königlichen Hohcit in die Oeffentlichkcit
kommt, der evangelische Kirchenausschuh sich nicht länger dnrch
die beliebte Dröhung mit dem Kirchensteucrzettel bange
machen laffen wird. Die Summe für dcn Bauplatz ist vor-
handcn, der Plan zur neuen Kirche sci von der evangel. Kir-
chenbauinspektion schoni ausgearbeitct, es würde also nur am
-zuten Willen fehlen, wenn ein passender Bauplatz, an welchen
hier kein Mangel ist, nicht gefundcn würde. Es sei nur anf
den Teil dcs gräflich Helmstädtifchcn Gartens hingetviescn,
welcher ztvischen der Bäumengaffe und der zukünftizen ver-
längerten Mittelstratze liegt. Die Kirche käme gcgenuber dem
neuen Schulhause auf einen Platz, der im Herzen des Stadt-
teils gelegen, zu den schönsten der in Betracht kom-mendcn ge-
hört. Ebenso geeignet wären die überaus grotzen Pfarrgärten,
der evangelische und der katholische. Die beiden Geistlichen
wären gewih bereit, der Allgemeinheit ein kleines Opser zu
bringen. Da nun die Platzfrage in Flntz gekommen, wirv
viclleicht die verehrliche Stadtverwaltnng nicht verfäumen,
auch ihren grvtzen Einflntz in der Sache geltend zu machen.

Mannheim, 2-5. Febr. (S chw e r e s U n g l ü ck.) Jm
benachbarten Feuden-Heim ercignete sich gestern Nachmittag ein
schweres Unglück. Kinder warfen mit Steinen auf die Pferde
eines Müllerfuhrwerks, infolge deffen die Tiere scheu tvurden.
Das Gesparm r-aste dic Ortsstrahe entlang und überrannte

zwei Kinder. Ein sechsjähriges Mädchen wurde getötet, eiN
siebenjähri-ger Knabe schlver verlctzt. ,

Oberschcfflenz, 23. Febr. (Get r e i de la ge r haus

Schefslenz.) Am letzten Sonntag fand hicr im Saale de^
Gasthauses zur Krone die Generalverfammlung des Getreide^
lagerhauses Schefflenz statt, und daran anschlietzend, BezirV^
vcrsammlung des lanüw. Bezrrksvereins Mosbach. Dieselbe
trotz des schlechien Wetlcrs, sehr zahlrcich besucht. Es wurdev
u. a. die einzelnen Paragraphen für den Dcrtrag zwischen de"
Lagerhäusern und dem Landesverband durchgesprochen und
genommen, die Gebühren sür dte Vorstände und Aufsichtsra«^
mitglieder festgesetzt und bestimmt, welche Getreidesorten
Mitglieder zu liesern verpflichtet sind. Der ganze Verlauf de
Vrhandlungen gab Zeugnis, wie zufrieden die Landwirte uv
dieser Einrichtnng sind. ^

Icl Kehl, 25. Febr. (An einer epidemifche"

Hirn-Hautentzündung), von der mehrere Soldate»
des 14. Pionier-Bataillons befallen waren, ist ein Mann
storben. Das Befinden der übrigen ist zufriedenftellend.

Theater- und Kunstnachrichten.

Heidelberg, 26. Febr. (Stadttheater.) SonntaS
gelangt am Stadttheater neu inszeniert das Lustspiel vo"
Oscar Blumenthal „Gräfin Fritzi" zur Darstellunü
Das liebenswürdige drollige Werk bietct den Darftellern ei>n
Anzahl prächtiger Rollen, die bei uns von den Damen Harn
mann, v. Bukovics, Bonne, Wagner, Lehmann und den
ren, Schncider, Kehr, Eckhof, Steinmann, Haatz und Brenw'
gespielt werden. .

Mannheim, 26. Febr. (H o f th eate r.) Jm
theater findet Sonntag, dyn 28. Februar, nachmittags halö ?
Uhr, eine Wiederholung des mit so grotzem Erfolge zur Arip
führung gelangten Kindermärchens mit Gesang und Tang vvn
Ludivig Raupp: „Prinzessin G o l d h a a r" statt. Dst
Vorstcllung wird außer ALonnement zu ermätziztn Preif^
ge-geben und stehen noch Plätzc zur Verfügiing.

Handel und Verkehr,

Mannkieim, 25. Febrnar. Oberrheinische Bank —

93.00 G. Nkein. Kreditbank —B.. 138.- G Rbein. Svvotbekel>'

Lank-G. 189. - B. Branerei Kleinlein, Heidelberg —

—G., Schroedl'sche Brauerei Heidelberg —B. —. —
Portland-Zcmentwerk Heidelberg 118.— G-, —.— B.

Wasserstnndsnachrichtcn.

N e ck <i r.

Heidelberg 26.. 2 47 qef. 0.23 m
Heilbronn 24.. 2.48 gef 0417 m
Mannlieim 25 5.45, gef 0.14 m


be! n

Der Krieg in Ostafien.

-j- T-er von den Japanern unternominene Bel'
such, Brander, d. h. Brandschiffe gegen die im Hafe"
von Port Arthur liegende rnssische Flotte vorzU"
schteben ist zur grotzen Genugtunng der Russen znriw'
tzewiesen wo«rden. Nachj .den wiederholtenj Schlap^
ein Erfolg; der srischt -auf uwd ermnntert. Aus dem 1^ '
tenen Wort „Brander" hatte der Telegraph Panzer
macht, wodurch man zuerst über die Tragweite des Dor'
kommnisses in Jrrtum gelangte. Nun ist die Sache aust
geklärt. Brander gelten im Allgemeinen als ein verew
tetes Mttel. Jm Altertum wnrden ste oft angewendo>'
Alexander der Große hatte mit ihnen zu tun, und in ^
punischen Kriegen kamen sie gleichfalls in AnwendüNch
Aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind' ^
Branderkämpfe der Griechen gegen die Türken bekanw-
Mit der durch Lie Dampfkraft den Schiffen verliehen^
größeren Beweglichkeit verlor die Wirkung des Brander^
der sich an das feindliche Schiff zn drängen und dies dnrK
seinen eigenen Brand zu vernichten hatte, in so eich^
lichem Maße, daß man jetzt wohl nicht mehr an die Moö"
lichkeit einer Anwendung dieses immerhin unberee^^
b-aren Seekriegsmittels geglaubt hat. Die Japaner
indessen mit dem alten Vkittel einen nenen und dabf
unzweifelhaft sehr kühnen Bersuch gemacht. Aber ^
Russen waren diesmal wachsam und so scheiterte ^
Versuch.

— Vor kurzem wnrde gemeldet, daß Japaner vel"
sncht hätten, die große Brücke der Mantschurischen
bei Charbin in die Luft zu sprengen, a-ber festgenoinin^
und gehängt worden seien. Englischen Blättern
folge waren es j a p a n i s che O f f i z i e r e, ein ObeU
nnd zwei Leutnants, welche 'den Versuch mit dein Lebr
bezahlen mußten. Völkerrechtlich waren die stkussen A
ihrer Hinrichtung berechsigt, da d-ie Japaner nicht ^
llniform auftraten, sondern als Knlis verkleidet,
daher auf den Schutz des Völkerrechts keinen Anspuu
hatten.

Petersburg, 25. Febr. Amtlich wird gemeloe ^
General Pflug berichtet aus Port Arthnr vom 25. Febr-^
Von 1 bis 31/2- Uhr morgens grisf der Feind von newV
Port Arthur an, wurde ckber auf der ganzen -
abgeschlagen. (Ob es sich hier um die von Gener^
Alexejew schon gemeldete Angelegenheit mit den ^
dern", die sich am 24. ds. zugetragen hat, oder um ^
neue handelt, ist ans diesem Telegramm nicht sich^ '
ersehen. Wahrscheinlich ist das Erstere der Fall.) §

Petersburg 25. Febr. Aus Port
wird von heute gemeldet: Ein japanisches GesästvV^^.
war heute lange am Horizont sichtbar, ohne
Reede zu nähern, wo die Trümnier der nntergegangei
japanischen Schiffe brennend umherschwimmen.
ist am 25. ds. ein weiterer Angrifs nicht vorgekon ^
und 'die Meldung des Genera-ls Pflug bezieht sich
24. ds.) Die Japaner sind anscheinend durch den »n
lichen Mißerfolg entmntigt. Der „Courier de -^te
meldet, in Peking würden unwahre japanische der> ^
in der Absicht verbreitet, dieChinese n znm K r >
zureizen. pei'

Tokio, 24. Febr. Die Unterbrechuuck K
marisimen Operationen wurde hauptsächlicb
das schlechte Wetter im Golf von Petschi'^
Schneestürme und Nebel herrschen, verursacht.

Washin-gton, 24. Febch. Nach einier
Staatssekretär Hay zngegangenen Meldun-g schsvv^^"
p a n mit Kvrea einen Vertrag ab, wonach
 
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