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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-101 (2. April 1904 - 30. April 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14240#0686

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lichst ausgebildet zu werden. Und in diesem Sinne haben wir
alle Ursache, die Direktion der Gewerbeschule und die gesamte
Lehrerschaft der Anstalt zu Leglückwünschen. Möge ihrer Tä-
tigkeit auch künftighin von dem schönen Erfolg begleitet sein,
der heuer in so augenscheinlicher Weise zu Tage getreten ist.
Die Ausstellung der Gowerbeschule dauert bis Dienstag, den
8. April.

V Die Schüleraufführungen der Sahlenderschen Musik-
schule fanden Dienstag Abend und Mittwoch Nachmittag im
großen Harmoniesaale statt. Vor einer zahlrcichen Zuhörer-
schaft brachten die Ober- und Mittelklassen ein recht respektables
Programm, in welchem Klassisches und Modernes vertreten
war (sogar Hugo Wolf sehlte nicht) zum Vortrag und erbrach-
ten aufs Neue den Beweis, daß die Anstalt unter ihrer vor-
trefslichen Leitung eine ausgezeichnete Bildungsstätte für an-
gehende als auch bereits vorgeschrittene Musikjünger ist. Beet-
hovens „Pathetique" wurde korrekt, mit bereits gut ent-
wickelter Technik, einige Stücke aus Schumanns Kinderszenen
mit viel Verständnis, Liszts 2. Rhapsodie mit einer für ein elf-
jähriges Kind (Jsa Sanz) erstaunlichen Fertigkeit, Chopins
Berieuse und Radmanihosfs' interessantes Prelude recht fein-
fühlig, Rubinsteins bekarmte Melodie und Sindings effekt-
volles Frühlinzsrauschen mit biel Temperament und glücklichem
Gelingen gespielt. Den Glanzpunkt der pianistischen Dar-
bietung aber bildete unstreitig der Vortrag des eminent schwie-
rigen, geistvollen A-moll-Konzerts von Grieg durch Frl. S.
Weinrciter. Man weiß nicht, was man an der jungen Pianistm
mehr böwundern soll: die vollständige Beherrschung der tech-
nischen Schwierigkeiten oder das tünstlerische Erfassen des
eigenartigen nordischen (etwas an Schumann gemahnenden)
Konzertes, welches, so viel uns bekannt, in Heidelberg zum
ersten Male aufgeführr wurde. Auch die gesanzlichen Vor-
träge, besonders Wolfs Verborgenheit und das vergebliche
Ständchen von Brahms hinterließen einen sehr sympathischen
Eindruck, nur muß der junge Tenor mit noch kleiner, aber
entwicklungsfähiger Stimme, sein Vorbild Wüllner nicht zu viel
kopieren. Chopins Polonaise erwies sich für die Vortragende
als noch zu schwierig. Zum Schlusse wurde der verdienstvolle
Leiter der Anstalt durch einen Lorbeerkranz ausgezeichnet. Auch
die zweite Aufftihrung, auf die wir nicht näher eingehen kön-
nen, machte einen durchaus günstigen Eindruck.

Der^ gestrige Charfreitag zeichnete sich durch außerge-
wöhnliche Sftlle aus, wozu das wenig günstigeWetter wesentlich
beigetragen haben mag. Die Gottesdienste, namentlich in den
protestanftschen Kirchen, waren stark besucht.

ft- Am Bismarcksdenkmal wurden gestern, am Geburtstage
des unvergeßlichen ersten Kanzlers des deutfchen Reiches, meh-
rere Kränze niedergelegt, nämlich von der Stadtgemeinde Hei-
delberg, der nationalliberalen Partei, dem jung-liberalen Ver-
ein Heidelberg und dem Bismarckdenkmals-Komitee.

— Ortsbesichtignng. Der Stadtrat nähm am Samstag
eine Besichtigung der Stadtteils Handschuhsheim vor.

X Das Kaiserpanorama ladet uns über die Osterfeiertage
zur Teilnahme an die Mittelmeerfahrt unseres
Kaisers, zu einem Besuche der Jnseln Sizilicn und Sar-
dinien ein. Die herrlichen Partien von Wien und Umgebung
sind nur noch heute ausgestellt.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden ein Uhrmacher
wegen Diebstahls, ein Taglöhner wegen Sachbeschädigung, ein
Schreiner wegen Ruhestörung und ein Taglöhner zur Straf-
erstehung. Zur Anzeige kamen 26 Personen wegen Ruhe-
störung und ein Taglöhner wegen Körperverletzung.

X Wieblingcn, 2. April. (Störche.) Hier ist gestern
ein Storchenpaar eingetroffen und hat Besitz bon dem Nest auf
dem Laroche'schen Schloß ergriffen.

Mannheim, 2. April. (Feuer.) Vorgeftern Nacht
brach in der Hofmöbelsabrik von I. L. Peter und Co.-Neckarau-
Rheinau Geuer aus, das einen L>chäden von 10 000 Mark an-
richtete. Man glaubt, daß dasselbe in der Hobelkammer ent-
stand, Ker Schaden wurde hauptsächlich an den Maschinen
berursacht.

— Mannheim, 1. April. (Panorama.) Während Ler
Feiertage, zumal wenn das Wetter zu Ausflügen nicht geeignet
sein sollte, ist der Besuch des Panoramas, das die Schlacht bei
Lühen und den Tod Gustav Adolfs zeigt, sehr zu empsehlen.
Man sieht das Schlachtfeld in völliger Naturtreue einschließlich
der 4 historischcn Mühlen an der Leipziger Straße. Man sieht
Wallenstein und die Heerführer der Kaiserlichen, sowie Gustav
Adolf, den Herzog von Weimar und andere Führer der Schwe-
den. Da die Anzehörigen der beiden Heere sich Lußerlich nur
wenig unterscheiden und da sie durcheinander geraten sind, so
ist der erste Eindruck des Bildes ein verwirrender; man steht
ratlos davor. Tann aber beginnt der Erklärerer des Pa-
noramas seinen Vortrag und nun wird alles deutlich und ein-
leuchtend. Nun bekommt man eine klare Anschauung und
diese bleibt uns als dauernder Gewinn.

->- Aus dcm Odenwald, 1. April. (Knechte- und
Mägdenot.) Jn den letzten Wochen kann man fast täglich
Leute von der Bergstraße und der Rheinebene in unserem
Gebirge, von Ort zu Ort wandern, sehen, um Dienstboten zu
suchen. Leider in den meisten Fällen ohne Erfolg; denn die
in den letzten Jahren in unserer Gegend errichteten Fabriken
und Bergwerke bedürsen sowohl dcr weiblichen als männlichen
Arbeitskräfte sehr nötig. Besonders gesucht sind Dienstknechte
für Landwirtschaft. Obgleich solchen bei freier Station 480
bis 600 Mark Jahreslohn geboten wird, gchen nur wenige auf
ein derartiges Dienstverhältnis ein. Es sei denn, daß noch
allerlci Zutaten gewährt werden als: Jährlich ein An-
zug, cin paar Schaftcnstiesel, Socken und Unterkleider, beson-
ders aber der freie Sonntag Nachmittag bis Montag früh!?
Und dabci klagen immer noch viele über schlechten Verdienst!

->- Karlsruhe, 1. April. (D a s Institut Fecht) hat
auch diescs Mal bei der Einjährig-Freiwilligen-Prüfung ein
sehr günstiges Resultat zu verzeichnen, indem von 8 Schülern
7 die Prüfung bestanden haben.

Säckingen, 31. März. (Das „T r o m p e te r s ch l ö tz -
chen"), das zuletzt von der Fürstin Usenburg-Büdin-
gen käuflich erworben wurde, aber nicht bezahlt werden
konnte nnd nun in der Konkursmasse der Fürsftn figuriert
war jahrelany vollständig verwaist. Dieser Tage stnd nun
wieder, dem „Säck. Tagebl." zufolge, Bewohner mietweise ein-
gezogen, eine Familie Freudenberg.

Konstanz, 31. März. (S t r a f k a m m e r.) Die Vor-
kommnisse im Borschußverein Markdors (Gesell-
schast mit unbeschränkter Haftpflicht), nielche letztes Fahr zu
dessen Reorganisation «führten, bildeten den Hmtergrund
einer mchrstündigcn Verhandlung der hiesigen Strafkammer.
Wegcn Vergehens gegen Paragraph 147 des Genossenschafts-
gcsetzes hatte sich Gustav Reck, von 1877—1903 Kassier dcs
Vorschußvereins Markdorf, und Gutsbesitzer Franz von
Schmidsfeld von Leimbach, seit 1899 stellvertreteiÄer Di-
rektor im Vorschußverein, zu verantworten. Das Urteil lau-
tete gcgen Kassier Reck auf 500 Mark und gegen Gutsbesitzer-
v. 'Schmidsfeld auf 800 Mark Geldstrafe, weil beide als Vor-
standsmitglie-der des Vorschußvereins Markdorf seit Oktober
1889 fortgesetzt den Stand der Kasse in den Bilanzen Wissentlich
verschleierten, indem sie unsichere Posten, deren Wertlosigkeit
ihnen bekcmnt war, in immer sich steigernder Höhe in den Bi-
lanzcn und Geschäftsberichten aufführten.

Theater- und Kunstnachrichte«.

Heidelberg, 2. April. (S ta d t t h e a te r.) Ostermontag
gelangt im Stadttheater neu inszeniert das Volksstück: „H a s e-
manns Töchter" von L. Arronge zur Anfführung und

werden die Hauptrollen des populären und lustigen Stückes
gespielt von den Tamcn v. Bukovics, Hartmann, Lehmann,
Wagner, Werner, Bartels und den Herren Eckhof, Schneider,
Steinmann, Stefsens, Kehr, Hey, Albers und Brenner. Näch-
sten Mittwoch geht wiederholt die Schauspiel-Novität „R o s e
Berud" von Gerhart Hauptmann in Szene.

Eingesandt.

Heidelberg, 2. April.

Der Coniferengarten am Schloß bildet tvegen seines
Reichtums an fremdländischen Artcn und wegen der Schün-
heit der gesunden, altcn Exemplare einen besonderen An-
ziehungspunkt für den Pflanzenfreund. Er wird aber auch
gern von solchen aufgesucht, die eine geringere botanische
Kenntnis besitzen, und diese vermissen gerade oft bei inkeressan-
ten selteneren Arten die Bezeichnung. Es wäre dankcnswert
wenn diese vervollständigt, Leziehentlich wieder ergänzt würde.

Verlosungen.

Gewinnziehung t»er Braunschweiger 20 Taler-Lose. Zie-

hunz am 31. März. 180 000 Mark fielen auf Serie 3497
Nr. 48; 9000 Mark auf die Serie 8005 Nr. 46; 6000 Mark
auf Serie 5801 Nr. 28; 1500 Mark auf Serie 8707 Nr. 29;

je 300 Mark fielen auf Serie 2102 Nr. 35, Serie 2510 Nr.

38, Serie 3200 Nr. 14, Serie 3497 Nr. 49, Serie 5790 Nr.

23, Serie 5801 Nr. 44, Serie 6069 Nr. 26, Serie 6138 Nr.

1, >Serie 6138 Nr. 21 und Serie 7729 Nr. 23; je 210 Mark
fielen auf Serie 344 Nr. 36, Serie 1765 Nr. 31, Serie 2519
Nr. 27, Serie 5537 Nr. 5, Serie 6790 Nr. 27 und Serie 6313
Nr. 47. (Ohne Gewähr.)

wdwG dH G V

Vie erverbe ick mir eine» illch-
krästigen RunSenkrek?

Nm äises srsts L.ukgsds sinss jsä»
maunss ru srrsioksn, muss sr anck»n«ri»ä i»
nuNSSskvitsil nncl delivbtsn iLASSLvitiuix
vsleds in kankkSdiZsn Lrsissn gsd»It«i »»ä >«-
Isssn virck.

^m klatrs ist ckissss »sit 44 4»»

„Ssltlsldsrgsi- Lsllung", vsledv

in allen Ksuiiil-äftigkn Xpsisen

llviätzldvrAS unü ävr I
^rsltvsrvrsltst nnck

ist, nnck vsled» in bolgs äisssr intsosir«» V«-
dreitnnA, eumai in unssrsn gutsituivrton m»ck d»»1-
kädigsu Lreissn, srkakrungsgsmäss ^nreixv»

^rt aued

virklielie» KrfvlA

rnsivdert.


Handel und Verkehr.

R Karlsrühe, 31. Dkärz. Jn der Generalversammlung
der Gesellschast für Brauerei-, Spiritus- und Preßhcfenfabri-
kation vormals G. Sinner in Grünwinkel waren 2920
Aktien vertreten. Es wurde der vorgelegte Rechnungsabschlnß,
sowie die vom Aufsichtsrat beankragte Verteilung des im ver-
flossenen Jahre erzielten Reingewinnes einstimmig genehmigt
und dem Aufsichtsrat und dcr Direktion Entlassung erteilt.
Als Netto-Reiugewinn 1 214 984.56 Mark (im Vorjahre
988 247.16 Mark) ausgewiescn. Davon nimmt die Dividende
von 15 Prozent (im Vorjahre 12 Prozent) 750 000 Mark (im
Vorjahre 600 00 Mark) in 'Anspruch.

Börsen-Bericht vom 31. März.

(Frankfurt.)

3°/o Deutsche Reichsanl. 90.15
Z'/sVo Deutsche Reichsanl. 101.45
3°/, Prenß. Cvnsols 90.15

3'/-7° Preuß. Consols 101.50
3',2°/„ abgest. Badm 100.20
4"/„ Rnssische Staatsanl. 94.—
4°/„ Uugar. Staatsrmte 18.05
4"/» äußere Argent. 1897 79. -
5°/o innere Mcxikaner 10.95

Rkein. KreditbanbAktien 138.20
Oberrhein. Bank-Aktien 92.70
Heidekbg. Zement-Aktien 118'fi
Allg. Elektr.-Ges.-Aktien 210.20
Oesterr. Kredik-Aktien 203.80
Oestr. Staatsbahn-Aktien 137.—
Oesterr. Südbabn-Aktien 14.35
47o Heidelberger 101.50

4"/„ Mannheimer —

(B e r l i n.)

4'/-°/° Chinesen 87.60

Diskonto Komm.-Aktien 183.—
Deutsche Bank-Aktien 215.80
Berl. Hand.-Ges.-Aktien 151.70
Darmst. Bank-Akticn 135.90
Dresdener Bank-Aktien 149.10
Nat.-Bank für D.-Aklien 116.80
Schaaffyans. Bankv.-Akt. 142.—
Bochmiier Giiß-Aktien 188.70
DorUnundcr UnionC.-Akt. 80'/,
Gelsenk. Bergw. - Akkien 211.90
Harpener Aktien 193.30

Hibernia - Aktien 194.70

Kölner Bergwerk - Aktien 414.—
Laura - Aktien 234.—

Privat Diskont 3V«

Reichsbank-Diskont 4°/„

(L 0 n d 0 n.)


Geldsorten.


4°/o Japaner

62.—

20 Franks-Stücke

16.31

Goerz Sbares

27-

Dollars in Gold

4.18

Gedulb Shares

S'V,«

Engl. Sovereigns

20.38

Great Fkngall Shares

8V-

Oesterr. Notcn

85.20

Jvanhoe Shares

8V2

Russiiche Nolen

2157,

Balttinore u. Ohio Shares

82'/,

Amerikanische Noien

4.19

Canada Vacific Shares

118°,«

Englischc Noten

20.44

WasscrstaAdsllllchrichken.

Heidelberg, 2. April. (Re ckar.) 2.00 m, gef 016 m.

Die Reise des Kaisers.

Messina (Sizilien), 31. Mürz. Als die Jacht
„Hohenzollern" am Dienstag vor Gatzta lag, veranstalte-
ten die Einwohner der Stadt am Abend bei Vollmond
längs des Ufers einen Lampionzug untec Musikbe-
gleitung und brachten dem Kaiser Huldigungen dar. Die
Musik spielte wiederholt die deutsche und die italienische
Hymne. Der Kaiser lietz die Stadt und die Gebirge mit
den vier Scheinwerfern des Kreuzers „Friedrich Karl" er-
leuchten. Gestern Morgen begann die Fahrt slldwärts
der Küste entlang. Vormittags begegnete das italienische
Geschwader den kaiserlichen Schiffen. Mittags würde
Capri passiert; der Kaiser fandte durch Flaggensignale
einen Gruh an die Kronprinzessin von Schweden und Nor-

wegen. Bei kllhlem Wetter fuhren die Schiffe abends
6 Uhr an Stromboli vorüber. Nach 9 Uhr abentw
lief die Jacht unter dem Salut der Gefchütze in den .Hafen
hier ein und machte an der Boje fest. Der Kreuzer
„Friedrich Karl" ankerte draußen auf See und kam erst
heute Morgen ein. Es herrscht starker Regen und Wtnd-
Die Stadt trägt reichen Flaggenschmuck.

Messina, 31. März. Der Kaiser nahm heute
Morgen mit eineni Teil der Herren seines Gefolges und
den Offizieren der Jacht „Hohenzollern" an Bord das
heilige Abendmahl. Regen und Hagel wechseln mit son-
nigen Augenblicken ab, welche die Terrassen der Stadt mit
den grünenden Hllgeln im Hintergrunde in etwas freund-
licherem Lichte erscheinen lassen.

Messina, 1. April. Auch heute Morgen ging ein
Gewitter mit Hagelschlag hier nieder. Es
herrscht eine sehr niedrige Temperatnr. Die Bergesspitzeu
sind beschneit. Der Gottesdienst auf der „Hohenzollern^
wuröe imrch den Chral „O Haupt voll Blut und Wunden"
eingeleitet. Der Kaiser hielt die Liturgie ab. Der
Militäroberpsarrer Goens predigte über das Evangelsinn
des heutigen Tages: Es ist voWracht, und sprach Gebek
und Segen. Der Gottesdienst schloß mit dem nieder--
ländischen Dankgäbet.

«Kleiittsfft

r« 7V kk,. p« N,t«r

»I0NL8I0V »ckl.!ll sv.»

L»lp»i,,ntnu», Iso. 4»,

Ueberfälle im Neu-Guinea-Schutzqebiet.

Berlin, 31. März. Nach hier über Sidney eing^
gangenen Telegrammen des Gouverneurs von Neu-Gui-
nea ist dec australische Schooner „Will" aus den Ad-
miralitätsinseln von den Eingeborenen gen 0 m -
m e n worden. Die Besatznng wurde zum Teik getötet-
Europäer sind nicht darunter. Die Bestrafung erfolgt
dnrch den Kreuzer „C 0 nd 0 r". Ferner wurde auf der
Durouinsel (nördlich von Kaiser Wilhelmsland) die Sta-
tion der Firma Hernsheim u. Co. überfallen, wobei der
Händler Reimers und zwei Chinesen getötet wurden-
Eine Strafexpedition erfolgt nach der Rückkehc
des Gouvernementsdampfers „Seestern", der sich augeN'
bkicklich Les Dockens wegen in Hongkong befindet.

' 'lllstitllt-k'sellt (mlt Lsllsioiwt) ru ktllrls-

rikl« (8.) diläst aas: rum S'L»«!'. »-

sovis kür 8 III bis 8 I. 8«it 1876
d«8t»»ck«ll ckureksedll. 91 v. ll. ck»r külltlLsssllsn.
j Lmpt,dl. im krosp. Lilltr, jvcksrn.

Die Engländer in Tibet.

L 0 nd 0 n , 1. April. Dem Reuterschen Bureau
aus Tuna vom 31. März über ein ernsthafte»
Gefecht gemetdet, das zwischen derbrittschen E ks
pedition und Tibetanern stattfand. Jn
Treffen wurden die Tibetaner mit schweren Verlnstetz
zurückgeworfen und ihr Lager bei Guru genommen. Wes'
ter berichtet die „Times" über die Expedition, daß Obm'st
Nounghusbanb und General Macdonald von Tuna wei^)-
nordwärts vordrangen und 4 Meilen davon mit tibetaM'
schen Führern zusammentrasen, die auf den Rückzug ^
Expedition bestanden. Die Engländer setzten dessenung^
achtet unter Nonnghusband ihren Wormarsch fort un^
'bemühten sich, die Tibetaner gütlich zum Abzug zu Mftu
gen. Eine Weile hatten sie damit Erfolg, aber plötzü ^
ieisteten die Tibetaner auf Ansststen ihrer Führer Wibe^'
stand und feuerten aus Luntengewehren. Einige enll'
iische Soldaten wurden verwundet. Fn den darauf ^
folgenden beiden Scharmützeln büßten die Englänber 1
Mann etn. Die Verluste ber Tibetaner werden auf
bis 600 Mann geschätzt. Unter den Toten bcfindet !> '
ein tibetanischer General.

L 0 nd 0 n , 1. April. Ueber den gestrigen Z n s a
menstoß zwischen der Expedition des Dberst
I 0 u n g h u s b a n d und' Tibetanern werden
Reuterschen Bnreau aus Tuna folgende Einzelh^^.,
gemeldet: Die Expedition des Obersten Iounghnsbn^
rat heute mit shrer unter dem Kommando des lÄenern'
Macdonald stehenden Eskorte den Vovmarsch aus
angtse an. Nach kurzem Marsche traf man nut
aus Lhassa entsandten General zusammen. Es
den Verhandlungen gepslogen. Nounghusband Ikhui^,
ab, den Bormarsch einzustellen unb riet den Tibetau
sich dem Vorrücken der britischen Truppen nicht zu
setzen. Der Oberst gab sodann Befehl, die tibetanst,
Streitmacht aus ihrer Stellung, die sich quer zur DkdiM
linie der Engländer befaNd^ wenn erforderlich, " ^
Anw-endung von Gewalt zu entfernen. Me StellunS
Ti'betaner wurde schleunigst völlig umzingelt. Dw

vorNfi7„

tischen Offiziere, welche glaubten, alles sei
risten zu der Verschanzung der Tibetaner empor. ^
lich zogen die Tibetaner ihre Schwerter und stürö §
sich aus die Engländer, worauf ein sch ^ ^
Handgemenge folgte. Die Tibetaner wareri
alsbald einem scharfen Feuer ausgesetzt, woraus
rückwichen und dieFIucht ergriffen. Die rl
stgen kamen noch unter das Feuer der Gurkhas uu
Artillerie und erlitten schwere Verluste. ^
wohl leisteten die Tibetaner noch ein zweites Mn ^ stk'
näckigen Widerstand bei Gur u. Schließlich
jedoch in vollkvmmener Verwirrung aus ihrer b^Nste'
vertrieben. Von 1600 Tibetanern ist nnr etwa dst
entkommen. Aus der Art, in der die Tibetaner käruv
 
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