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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-101 (2. April 1904 - 30. April 1904)
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gcületer, daß man diesen Vorgängen scharf entgegentritt. Es
Mt nicht an. daß Schüler der oberen Klassen <nn Theater mit-
tvirten. Das mag manches erklären, warum ein solcher Geist
in der Konstanzer Anstalt eingezogen ist. An der Gründung
von Rcalschulen dunch die Gemeinden hat der Staat das
grötzte Jnteresse, er sollte es daher an kräftiger Unterftühung
nicht fehlen lassen. Der Musikunterricht wird bei uns etwas
vernachlässigt. Jn Bahern wird besonders auf die Stimm-
bildung Wert gelegt. Man sollte auch bei uns diesem Unter-
xichtszweig rnehr Aufmerksamkeit schenken und besondere Mu-
siklehrer anstellen. (Bravo! im Zentrum.)

Abg. Dr. Heimburger lTem.) ruft angesichts der
grotzen Rednerliste, die ein erfreuliches Fnteresse für den Leh-
rerstand dokumentiere, aus: „Die Welt wird schöner mtt jedem
Tag, wer weiß, wie es noch werden mag! (Heiterkcit.) Die
Erfahrung lehrt, datz das Schullvesen schon früher zu seinem
Rechte gckonrmen wäre, wenn ein besonderes Unterrichts-
ministerium existiert hätte. Der Einwand, daß wir. genug
Minifter haben, wird dadurch widerlegt, dah Nnr «inen Mini-
ster ohne Portefeuille haben. Das Zentrum ist früher selbst
für Sie Aufhebung des Oberschulrats eingetreten, unter Hin-
tveis äuf den schleppenden Geschäftszang. Jetzt mutz die Ober-
schulbehörde häufig den Puffer bilden und dwi Rücken herhal-
ren, wenn das Ministerium etwas verschuldet hat. Dem Miß-
stand kann nur durch Errichtung eines besonderen Unter-
terichtsministeriums abgeholfen werden. Da Schrullen keine
spezifische Eigenschaft der Schulmänner sind, sondern auch bei
Juristen vorkontmen (Heiterkeit), möchte er gegen die Bc-
chauptung Bihlers protesticren, datz sich Nur Juristen zum Di-
rektor des Oberschulrats oder zum Unterrichtsminister eignen.
Dic neue Schulordnung hat insofern eine Verschlechterung
für die Schüler gebracht, als der Nnj.-Freiw.-Schein jetzt nicht
mehr nach den Ferien durch eine Nachprüfung, sondern erst
an Ostern erworben werden kann. Wr die Ermächtiching
zum Beitritt der Schüler zu gewiffen Vereinen, die dem Sport
und dergleichen huldigen, sollte den Direftoren Generalvoll-
macht erteilt werden. Schüler dürfen unter keinen Umständen.
zur Betätigunz einer religiösen Anschauung, also zum Besuch
des Gottcshsenstes, gezwungen werden. (Sehr richtig!) Das
führt zur Heucbekei. Den Wert der Ghmnasialbildung sostte
man nicht Lberschätzen. Wenn das Studium der alten Spva-
chen den Vcrstand so sehr schärft, wie Bihler mcint, dann
mußten unsere klassischen Philologen die gescheitesten Leute
sein. (Heiterkeit.) Äne Trennung in Getehrten- uind Bür-
gerschulen lätzt sich nicht durchführen. Den Städten sollte
man nichtd viel zumuten und ste insbesondere nicht zu Aus-
gabcn heranziehen, sür die der Staat aufzukommen hat. Wenn
wirklich, wie Obkircher mitteilt, durch die geistlichen
Lehrer Geheimberichte an die Kirchenbehör-
de n erstattet werden, so wäre das ein unerträglicher Zustand,
«ine schtvere Pflichtverletzung. Dem Ministerium Dusch kann
nicht wohl der Vorwurf gemacht werden, daß es zur Kleri-
kalisierung unserer Schulen Leigetragen hat; im Gegentetl,
auf dem Gebiete des Bolisschulwesens sind neuerdinzs Vor-
schriften erlassen worden, die dem Klerus nicht genehm sind,
wie z. B. die Abschaffung des Orgelparagraphen. (Heim-
burger übersieht, daß dies schon unter Nokk Leschlossen war.)
Die Konvifte wurden von einer nationalliberalen Regierung
unter Mitwirkung der Nationalliberalen zugelassen. Von li-
beralern Stcmdpunkte nrutz man wünschen, daß die Allmacht
des Staates im Schulwesen nicht allzu groß wird. (Sehr
richtig! im Zentrum.) Wenn wir nur unsere Pflicht tun
und unsere S-taatsschulen gut einrichten und den Zugang zn
denselben den Unbemittelten erleichtern, dann branchen wir
die geistlichen Prrvatschulen nicht zu sürchtcn. Der beste Schutz
gegen die Klerikalisierung der Schulen ist die Trennung von
Slaat nnd Kirche. Wenn Sie dazu schreiten, werden Sie uns
an Jhrer Seite finden! Dem Stadtschnlrat in Mannheim
sollte eine selbständigere Stellnng eingeräumt werden. Bei
Besetzung der Stadtschulratstellen Larf die poliftsche Gesinnung
des Bewerbers keine Rolle spielen. Redner wünscht Aufklä-
rung über einen Fall in Pforzheim, wo ein demokraftfcher
Bewerber die Stadtschulratstelle nicht erhielt, nachdem be-
kannt geworden war, datz er Demokrat ist und sogar mit Pro-
feffor Heinrburger verkchre, (Heiterkeit.)

Oberschulratsdirektor Arnsperger erklärt, daß dcr
Oberschulbehörde von dem Fall nichts bekannt sei. Polittsche
Rücksichden haben jedenfalls bei ihrem Anftag an das Unter-
wichtsministeftum nicht obgewaltet. Wenn geistliche Leh-
r«r private Berichte an die Kirchenbehörde geben,
so wäre das inkorrekt. (Etn nrildes Woft sür solche
genreine Spionage!) Die Oberschnlbehörde hat davon keine
Kennftns. Die Gründunz von Realschulen hat die Obeftchnl-
behörde bisher tunlichst gefördert, weil sie die Grundlage der
Bildnng des bürgerlichen Mittelstandes sind. Man kann dte
Realschnlen nicht als Luxus betrachten. Bezüglich der Schü-
lerverbindungen darf man nicht zu weit gehen. Harmlose gc-
sellschaftliche Vereinigungen sind anders zu behandeln, als
Verbindungen, in denen ftudentische Gebräuche herrschen. Wo
besonders geschichtlich begründete Verhältniffe vorliegen, ist
-einc Berücksichftgüng der Religionslehrer beim Sftrndendepu-
tat am Platz. Da der Kreisschulrat Staatsbeamter ist, können

alt, hat eine Erbschaft von zwei Millionen Mavk gemacht.
Uls nnverheiratetes MädckM in Koblenz lernte sie einen
Buchhalter kennen, der unverheiratet blick, eine große
Erbschaft machte und ihr bei seinem Ableben das Vermb-
gen hinterließ. Frau Prüfer meinte gleichmütig, sie
werden sich jetzt „'n lütjen bäten anners inrichten."

— Zur Einführung der Fuukentelegraphie in Dcutsch-
Südwestafrika schreibt man der „Täglichen Rundschau";
.Für 'Südwestafftka steht ftne Neuerung ftn Verkechrs-
wefen bevor, die von großer Bedeutung nach allen Rich-
tungen hin ist. Die drahtlose Telegraphie soll zunächst
in dem Aufstandsgebiete eingeführt werden. Schon bftm
Beginn der Unruhen, als bie Heliographen-Verbindung
Awifäten den Stationen unterbrochen war, wurde bftm
Gouver-nemmt der dftngende Wunsch laut, daß die Fun-
kentelegraphie eingefühft wiirde. Erst wenn es möglich
ist, über alle Hindernisse hinweg, zu allen Tageszftten und
bei jedem Wetter sich zu vefttändigen, ist der Komman-
deur wirklich ftnstande, die tatsächliche Oberleitung über
alle auch noch so weit getrennten Abteilungen zu führen.
Gerade in deni jetzigen Zeftpunkte, da ftne unleugbare
Beunruhigung über die Lage der Abteilnng Glasenapp
enkstanden ist, tfttt der Weft der Funkentelegraphie scharf
hervor. Die Beftchteftstatkung würde dadurch auch ftne
viel raschere werden. Auherdem sollen Fesselballons mft
nach Sndwestafrika genommen werden, mft denen die
Stellnngen der Hereros genan festzustellen wären. Selbst-
vekständlich wird man die Erftchtung der Funkentelegra-
phse nicht auf Zeit und Raum beschränken, sondern sie
später nach Unterdrückung des Aufftandes bftbehalten
nnd nach dem Süden und Norden, wie über das ganze
Schutzgebiet ausdshnen. Auf diese Weise erhalten wir
ohne große Kosten eine telegraphische Verbindung nach
allen Seiten, die bisher fehlke.

bei Besetzung von Krftsschnlratsstellen konfessionelle Gesichts-
punkte keine Rolle spielen. (Sehr ftchtiz! bei den National-
liberalen.) So sehr ich bedauere, datz die Konstanzer Bor-
gänge hier zur Sprache kommen, so muß ich es anderersftts
begrützen, datz ich dem schwer angegriffenen Direktor Genug-
tuung verschaffen kann. (Bravo!) Die Oberschulbehörde
verurtftlt selbstverständlich die Vorgänge und bedauert sie
sehr. Aber diefe fmd nun einmal nicht ganz zu vermftden
und kommen Lei jeder Anftalt vor. Jn Konftanz sind die öft-
lichen und die Schüler-Verhältniffe besonders bedenklich, daher
ist für die Lfttung der Anstalt ganz besondere Vofticht ge-
boten. Fn unmittelbarer Nähe liegt die Schwftz und die
Schüler finden in KoNstanz nur schwer Unterknnst; autzerdem
strömen dort Elemente zusammen, welche die Disziplin er-
schweren. Aber der Direftor hat in jeder Hinsicht seine Pflicht
getan. Wenn mvn ihm etwa zu großes Vertrauen als Jehler
anrechnen wollte, so entspftcht dies seincr noblen Geftnnuntzs-
weife und seiner Rückficht auf die Schüler, ein Verhältnis,
das wir bci einem Rektor nicht missen möchten. Es ist viel-
lftcht durch diese Boftommniffe etwas in Zwftfel gestellt, aber
wtr künnen cs ihm nicht als Schuld cmrechnen. Allerdings
müssen folche Vorgänge unbedingt gerügt un-d vorbeugende
Schritte unternommen werden. Zu wünschen blftbe nur, datz
daraus keine Gchlüfse auf die Handhabung der Disziplin an
unferen Gymnasten gezogen tverden. Das ist ein seltener
Ausnahmesall, der sich durch strenges Einschreiten von selbst
erledigt.

Oberschnlrat Rebmann erkläft, datz die Anregungen
Heimburgers bci einer Aenderung der Schulordnunz erwogen
nnd tunlichst berücksichfigt werden. Um 1 Lhr wird die Be-
ratung abgebrochen.

Fortsetzung: Donnerstag 6 Uhr.

Während der Sitzung ist ftne Jnterpellation von
der nafionalliberalen Frakfion eingelaufen: 1. Beabsichfigt dic
Regierung wcitere Wasserkräfte am Oberrhein zu
vergeben? 2. Stehen in diefer Hinsicht Unterhandlungen
bevor, oder sind solche im Lauf?

Ka r l s r u h e, 25. April. Me Peftttonskommission
LerErstenKammer bearftragk, 1. die Pefttionen des
Vereins der der Gr. Oberdirekfton des Wasser- und Stra-
ßenhaues unterstellten technischen imd Verwaltungsib«-'
amten (Gehaltsklasse lck nnd -I), des Verems! der ba-
dischen Straßenmeffter, der Kultuvmeister bei Grohh.
Wasfer- nnd Straßenbauverwalftlnp, der Steuermänner
auf den badischen Bodenseedampfschiffen, des Amts-,
Amtsgerichts- und Kanzleidiener-Vereins, der Stations-
wafte, des Verbandes der Bahn- und Werchenwärter
Badens, soweit sie sich auf eine Aenderung der Gchalts-
verhältnisse beziehen, der Grotzh. Regierimg als Material
für eine Rövffion des Gchaltstarifs zu überwei'sen; 2. über
die weitergehenden Würrsche des Wereins der der Großh.
Oberdrrekfton des Wasser- und Sftatzenhaues unter-
stellten tcchnffchen und Verwaltungsbeamten zur Tages-
ordrmng überzugchen; 3. die Bitte der Straßenmeister,
die Gebühren und die Entschädigung sür die Stellurrg
eines Arbeitsgirmners betreffend, Grotzh. Regterung
empfehlend zu überweisen, dagegen llber Äie Bitte u>m
Aenderung in den Besftmrnnngen bezüglich der Ord-
nungssttcffen zur Tageso-vdnung überzugehen; 4. die

Müe der Kulturmei'ster, deren 'Gebührenbezug betr. Gr.
Regierung einpfchlend zu nberweffen; 6. die Mtte der
Kanzleidiener, um Bewilligung einer angemessenen Ver-
gütung sur Reinigung und Heizung, der Großh. Re-
gierung in dem im Bericht niedergelegten Sinne zur
Kenntnisnahme zu überweisen; 6. irber die Mtte der
Stationswarte, sowett nicht unter 1 erledigt, zur Tages-
ordnung überzugchen; 7. die Müe des Verbands ba-
discher Gewerbeschuknänner bett. die Ausbildung der
Gewerbelchrer der Regierung zur Kenntnisnahme zu
überweisen.

Karlsrnhe, 26. Apftl. Die Kommission für
Eisenbahnen und Straßen der Ersten Kam m e r be-
ftet über die Petiftonen 1. der Gemeinderäte Hardheim
und Höpfingen, die Erbauung einev Nebenbahn von
Walldürn nach Hardheim betr. und beantragt
empfehlende lleberwftsung, 2. der Orte Külshftm,
Werthftm, Schwftnberg u. a., den 'Bau einer Eisenbahn
von Walldurn über Hardhftm-Külsheim nach Werthftm
betr. und 3. der Orte TauherbischosAhftm, Könighftm,
Dittmar, Gissighftm, Bretzingen, Pülfringen, Brehmen,
Erfeld und Waldstetten, den Ban ftner Effenbahn von
Hardheim über -KLnighftm nach Tanber-
bischofsheim betr. Der Antrag lantft bft diesen
bftden Pettttonen auf lleberwftsung zur Kenntnisnahme.

Aus der Karlsruher Zeitunst.

— Stafionsverwalter Heinrich Schifferdecker in
Gotfinad-ingen wurde nach St. Georgen i. Schw., Betriebs-
sekretär Otto Kuttruff in Kchl zur Versehung der Sta-
tionsverrva-ltersfi'llc nach Gottmadingen nnd Betriebssekretär
Karl Harter in Bruchsal nach Kehl versetzt.

Karlsruhe, 26. Aprft. Der Großherzog
und dieGroßherzogin werden morgen früh Ouchy
verlassen und gedenken nachmittags' 5 Uhr 41 Minuten
hier ftnzukreffen. Die Höchsten Herrschasten erwarten
am Donnerstag den Besuch des Kaisers und der
Kaiserin, welche bis Sonntag Früh hrer verweilen
werd-en.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 27 April.

— Bon der Univerfität. Das Akadeurische Direktorium
erläßt mn Schwarzen Brett folgende, vom 2H. d. M. dafierfi,
Bekanntmachung: „Durch die Fürsorge der Grotzh.
Staatsrezierung ist der Universität das Gebäude des srüheren
Saalbaues zugeeignet worden. Dasselbe Imrd mit Geneh-
migung des Grotzh. Miniffiriums den Ncrmen Museum
führen und mat dem heutigen Tage für Vorlesungen und son-
stige Untversitätszwecke in Gebrauch genommen werden. Jm
Museum befinden sich die Auditorfin 14 bis 20, ferner das
juristische und wissenschaftlich-theologische Semtnar, das Jn-
stitut fur Archäologie und Kunstgeschichfi, das Musikinsfitut,
sowie Räume für Fakultätszwecke, endlich der grotze Saal,
welcher für Universitätssesfi und einzelne größere Vorlesu-ngen
Verwendung finden soll." — Jn Begfiitung des kömglichen
Prinzen von Siam, der in diesem Sommersemeffir zum
Studium der Rechts- und Staatswffsenschaffin unsere Uwiiver-
sität besucht, befindet sich als sein Mentor der preußische Ge-

richtsasseffor Sommer, welcher zufitzt bei dem Amtsgericht
zu Blankenburg ami Harz beschäfttgt war und nun etnen eim
jährigen Urlaub erhalfin hat.

-s- Pensionsversicherung der Privatangeftellten. Die kürz-
lich hier gegründete „Freie Vereinigung für stacttliche Pen-
sionsversicherung der Privatangestellfin" hielt gestern ALend
im Saafi des „Kausmännischen Vereins" eine öffentliche
Versammlung ab, di« sehr gut besucht war. Auher
zahlreichen Mitglieüern dcr der Vereinigung beretts ange-
schloffenen Körperschaffin war auch eine Anzahl fiineM
Verein angehörender Herrcn erschienen. Zunächst wurde der
von dem vorläufigen Vorstand versatzfi Satzungserrtwnrf be--
sprochen nnd nfit wenigen Abänderungen gutgeheitzen; sodan»
erfolgfi die endgilfige Wcchl des Vorstandes. Es wurdfti ge>°
wählt als Vorfitzender Herr W. Gietzen, serner die Herreü
Heider, Hengstler, Hörning, Mänchtel, Mer)
und Tiesler, die dte übrigen Aemter unfir fich verfiilen-
Rach einer Besprechung über dfi nun vorzunehmende Werbe-
arbeit wurdc dfi Versanimlung geschlosien, dfi bewiesen hat,
baß die Beftrebungen der Vereinigung hfir aus keinen utt-
fruchtbaren Boden gefallcn sind.

X Bortrag Osterroht. Herr Osfirroht, dcr heufi in d«r
Stadthalle (Ballsaal) Bilder aus dem deutscheu Volksleberr
entwickftn wird, kennt Land nnd Leufi; er beobachfit nrit
scharfem Auge und urfiilt mit warmem Herzen, weiß daA
Wesenlliche vom Zufälligen zu trennen und trefslich die Punkfi
zu sinden, aus die es ankom-mt. Dazu hat er einen wirklstb
küstlichen Humor, welcher Welehru-ng, Anregung und Beluftü
gung so trefilich. zu mischen versteht, wie der Rheinländer eine
Mai-bowle. Jm Gewande ftnes Witzes vermag er mit zehtz
Worfin oft beffer zu charakfirisieren, als ein andever wit
einer seitenlangen Abhandlung. Herr Osfirroht hat bishft
nicht nur überall viften Bftfall geernfik, 'er hat sich, in-dem er
seinen Vortrag in den Dienst einer gctten Sache sfillfi, ein
Verdienst erworben.

Sttafkammersitzung vom 22. April. Vorsitzeuüer: Land-
gerichtsdirettor Dr. West; Vertrefir der Staatsanwalfichast'
Referendär Junker. 1. Eine Anklage wegen Körperver-
letzung führt die Karl Mathias Büchler Ehefrau, Margarete
geb. Rieger von Nuhloch auf die Anklagebank. Sie ist beschufi
digt, im vorigen Jahre ihr damals Ilh Jahre attes Sfiefsöhst'
chen Otto durch Schlagen, zu Boden werfen, Trefin usw.,
mitzhandftt Zu haben, Latz das Kind fast immer mtt Benlen be-
deckt war. Jn der heutigen Verhandlung konnfi jedoch rncht
erwiesen werden, dah die Verletznngen von der Angeklagten
herrührten, sondern daß sic viel wahrschftnlicher dem Kinde
von seiner ältercn Schwesfir zngefügt wurden. Die Angeklagte
wird infvlgedessen freigesprochen. — 2. Der 40 Jahre alte-
tvegen Betrugs und Unterschlagung vorbestrafte Taglöhnet
Peter Brasseur aus Gmünd fit seit vorigem Jahr in ver'
schiedcnen Städten, Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, Mardurg,
Gietzen, Stratzburg usw., mtt einer Dirne hermngezogen, voö
deren Unzucht er seincn Lebensunterhalt bezog. Jm MaÄ
wurde er hier verhaffit und hat nun sein sreies Wanderlebev
mit Gefängnishaft auf die Daner von 6 Monaten weniger o
Wochen zu vertauschen. Auherdem werden ihm die bürgerlicheü
Ehrenrechfi auf 3 Jahrc aberkannt. — Die Verhandlung gegvv
Braffeur, sowie die gegen 8. den 35 Jahre alten Taglöhne>'
Karl Schläfer aus Seckenheim wegen Sifilichkettsverbre-
chens fanden unter Ausschlutz dcr Oeffentlichkeit statt. Schlö)
fer wurde zu 6 Monaten Gefängnis abzüglich 3 Wochen Unter-
suchungshaft verurteitt. — 4. Die 22 Fahre alte Kellneriv
Mina Iahn aus Frankenthal beschwindelfi während der letz-
fin Fastnachtszeit eine Kollegin um einen Ring und mittel^
eines gefälschten Briefes auch um 5 Mark. Jn DerücksichfigursS
ihrer Vorsttafen hat die Angeklagte diese sonderbare.n
nachtsscherze mit 4 Monaten nnd 1 Woche Gefängnis abzüll'
lich 1 Monat Untersuchnngshaft zn bützen. — 5. Flaschenbiett
händler Frfidrich Geck in Rappenau hctt in seiner BehausuNg
wiederholt Flaschenbier zu sofortigem Genuffe verabrftchr um
sich dadurch des Vergehens gegen 33, 147,, Gew,-Ord. schw^
dig gemacht. Ein Sträfbefehl von 70 Mark wurde vom Schöft
fengericht als richtig besunden und die Strafkammer hat heufi
auch keine Beranlaffung, daran etlvas zn ändern. — 6. Philipe
Feigenputz, Ehefrau, Elisabeth, geb. Hcheid, in Rohrböo
geriet am 20, Januar mit einem Hausgenoffen wegen Schlss,
tzens einer Tür in Streit und dabei so in Errogung, daß
ihren Gegner mit Futztritten und Schlägen miüels ftue^
Schruppers behandftte. Die vom Schöffengericht' ausgespro
chene Strafe boN 10 Mark wird ttotz der Berufung der Ang>-'
klagfin anfrecht erhalten. — 7. Bäckermeister Heinrich Ka(
Weih hier wurde in seiner Mittagsruhe von Ktndern
stört, die sich bei einer in glcichem Hairse wohnenden FrM
aufhielten. Er geriet darüber so in Airn, datz er sich an de
Fran tätlich vergriff, sie zu Boden warf, mit dem .Kvpfe uw
die Herdplatte sttetz, an den Haaren zertte usw. Diese
lungsweise trug dem Angeklagten beim Schösfengericht 50
Geldstrafe ein. Seine Bcrufiing dagegen wird heute als unv^)
gründet zurückgewiesen. — 8. Die Fabrikarbftfir Jak. W > sß
disch und Heinrich Wilhelm von Kirchheim haben sich
Fastnachtssonntatze nachts an einer Rauferei an der Ort^
stratze in Kirchheim beteiligt. Wegen Körperverletzung wut
deshalb Windisch mit 3 Wochen und Wilhelm mit 2 Wo<V
Gefängnis bedacht. Jhre Berufung wird ebenfalls als urw ^
gründet zurückgewiesen. . .j

Unfug. Jn Handschuhshftm wurde dem Laridw) .
Batth anf seinem Wingert die Schntzhütfi angezündet. ^ .
Schaden beträgt 40 Matt. Vom Täfir 'hat man keine S-PÜ .

X Polizeibericht. Verhastet wurden vicr
aus Eppelheim wegcn Ruhestörung, groben Unfugs, HaUsssb
densbruchs, Widerstands, Gefangenenbefreiung nnd Belc)
gung. Die vier waren bei der Kontrollversammlung
hatfin in einer Wirtschast gezecht nnd danN nfit dem W'
Streit anzefangen. Sie sehen einer empsinMchen Straft
gegen. l.'fi'l

E Schwetstngen, 26. April. (H-nndeschau

Ai>r

-er'

Himmelfahrtstage (12. Maij sindet auch dfises JahrZv>e^
in den SLlen des nördlichen Zirkelhauses im Grotzh.
in Schwetzingcn cine grotze ischau von Hunden- aller Ruitt
statt, veranstalfit unfir den Satzungen des Verbandes ba ^
scher khnol. Vereinc vom Verein Hundesport in Mannhei-^.
Die bis heufi zu dieser Veranstallung gesfistefin Ehrenp^,
übertressen alle Erwartungen. Hundebesitzer, di« ihre "
linge bewerfit ivisscn wollen, sollfin dfise Gelegcnhen ^
nutzen, zumal es einer vorherigen Anmeldung der Hftj,g
nicht bedarf und das Standgeld nur eine Mark beträgt-
grotzc Auzahl der -bedeiitendsfin 'ZLchfir und Liebhabei'
absichfigen ihre Hunde auszusfillen, sodatz die Schau stch^x-,
dieses Jahr wieder ihrcn Vorgängern würdig anreihen jg
Der St. Bernhardts-Klub in München, der Pinfcher-Klüv j,
Köln u. a. Spezial-Klubs haben wertvolle Medaillen gei^^ir
Karlsruhe, 26. April. (M i l i t ä r i s ch e s.)
hält, wie schon kurz gemeldct, ein aus Mannschcrften, 6"«^
fizieren und Ofsizieren des Benrlaubtenstandes aus allen - -
desteilen zusammengcsetztes Jnfanterieregimeitt in der
stärke von 3000 Mann Uebungen in Hagenau ab. D«
rung des Regiments, der Bcttaillone und je einer K'vE h.,
innerhalb eines Bätaillons liegt in Händen von attkben
offizieren und Hauptleutcn, während alle übrigen OsN«.^y.
stellen von Angehörigen des Benrlaubtenstandes besetzt > „y
Die Uebungen, die nch täglich steigern, sind sehr tlnstrc'w^j^
und für den Kriegsfall berechnet; es soll die Kriegstücu -
unserer Reserve und Landwehr, insbesondere die Kvrvp.
Führung durch Offiziere des Beurlaubfinskandes in '^.^sse
ftatten Verbänden erprobt wcrden, weshalb eS von
 
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