«benfalls i« offenem Vierspänner eingetroffen. An die
Besichtigung schloß sich ein Exerzieren an. Nach dem
Gefecht hielt der Kaifer Kritik ab, sodann folgte ein Pa°
rademarsch, worauf der Kaiser das Regiment in die
Stadt zurückführte. Später nahnii er das Frühftück
lleim Offizierkorps ein. Die Kaiserin war nach dem
Gut Bornstedt gefahren. — Heute Nachmittag hat sich
der Kaiser um 5 Uhr vom hiefigen Stadtschloß zn Pferde
nach Berlin begsöen.
Badischer Landtag.
65. Sitzung der Zweiten Kammer.
Karlsruhe, 2. Mai. Eingegangen: Eine Pe-
tion des Grund- und Hausbesitzervereins und des Ver-
eins felbständigerGewerbetreibender in Pforzhein'. betr.
die Warenhausfteuer und eine Pefifion betr. die
Verlegung des Bahnhofes in Durlach.
Der Gesstzentwurf betr. die Eingemeindung von
Brötzingen nach Pforzheim wird' sofort im Plenum
'beraten werden. Als Reserent wird Dr. Wilckens
(natl.), als Korpeferent Fehrenbach (Zentr.) be-
ffimmt.
Dis Spezialberatung über das Budget der
Mittel - und VoIksschulen wird fortgesetzt.
Abg. Köhler (Ztr.) bringt Wünsche in Bezug auf das
Tauberbifchofsheimer Gymnafium zur Sprache.
Abg. Kirsner (natl.) dankt der Regierung und Kam-
mer für >die Erfüllung der auf dem lehten Landtag geäußer-
ten Wünsche und hofst auf wohlwollende Berücksichttgung der
sonstigen Anliegen.
Abg. Venedey (Dem.) weist wiederholt auf den schlech-
ten baulichen Zuftand des Konstanzer Gymnasiums hin.
Abg. Bihler (Ztr.) wünscht strikte Einhaltung der
Bestimmungen über die Befreiung vom Schulgeld.
Oberschulratsdirektor Arnsperger erklärt, der Neu-
bau des Konstanzer Gymnasiums würde fchon stehen, wenn
über den Bauplatz eine Einigung erzielt worden wäre. Die
UnterrichtSverwaltung hat bereits Versügungen getroffen we-
gen provisorischer Schaffung von Schulräumlichkeiten.
Dr. Goldschmit (natl.) bittet die Regierung, den
Platz hinter der Turnlehrerbildungsanstalt in Karlsruhe nicht
für die Zwecke der Baugewerkschule zu verkürzen.
Geh. Ober-Reg.-Rat Becherer erklärt, datz die Regie-
rung von ihrem Plan, dafelbst ein Maschinenhaus zu errichten,
abgekommen sei.
Abg. Jhrig (Dem.) wünfcht Entlastung der Lehrer-
seminardirektorcn durch Änstellung von Oekonomieverwaltern.
Die aus Mittelschulen herstammenden Zöglinge der Lehrer-
seminare sollten in besonderen Kursen im gleichen Seminar
ausgebildet werden.
Oberschulrat Dr. Weygoldt betont, datz die Oekonomie-
verwaltung von Reallehrern besorgt wird und der Direktor
nur die Aufsicht führt. Jn Zukunst tverden diese Geschäste,
wie auch die Aufsicht über die Jnternate einer besonderen
Kraft unterstellt.
Abg. Frühauf (freis.) bedauert, datz mit dem Bau des
Freiburger Lehrerseminars noch nicht begonnen und die Leh-
rerschaft zur Mitarbeit am neuen Seminarlehrplan nicht bei-
gezogen wurde.
Oberfchulrat Dr. Wehgoldt gibt zu, datz der Gedanke,
die Mittelschüler in besonderen Kursen zu unterrichten, viel
für fich hat; später, wenn mehr solche Schüler in den Semi-
narien sind, kann man der Sache näher treten.
Abg. Greiff (natl.) glaubt, daß es nicht möglich ist,
einen unparteiischen Stenographieinspektor zu finden. Man
sollte endlich einmal in diefer Sache, wie in anderen Staaten,
einen Schritt vorwärts machen und ohne Rücksicht auf den
Kampf der Shsteme einen Jnspektor anstellen.
Oberschulrat Dr. Weygoldt betont, daß nur Bahern
und 'Sachsen ein Monopol eingeführt, die übrigen Staaten aber
wohlweislich davon abgesehen haben. Die freie Konkurrenz
bietet eine Garantie für einen Fortschritt auf diesem Gebiet.
Oberschulratsdirektor Arnsperger erklärt, daß ledig-
lich örtliche Verhältnisse den Bau der Freiburger Lehrerbil-
dungsanftalt verzögert haben.
Abg. Vencdey (Dem.) unterstützt den Wunfch Früh-
aufs und ersucht die Regierung, den Bedarf für die Lehrer-
seminare an Ort und Stelle zu decken. Einzelne Lehruten-
ülien und Jnstrumente für die Meersburger Anstalt werden
z. B. nicht in Konstanz, sondern in Mannheim gekauft.
Oberschulratsdirektor Arnsperger erwidert, datz kein
Grund vorliege, die Konstanzer Geschäftswelt nicht zu berück-
sichtigeu.
Abg. Obkircher (natl.) wünscht, daß zwei verschiedene
Lehrkräfte nach Gabelsberger und Stolze-Schreh die Lehrer
in Stenographie ausbilden.
Oberschulrat Dr. Weygoldt sagt Erfüllung dieses
Wunsches zu.
Abg. Eichhorn (Soz.) : Vor Erlassung der Verordnung
betr. den Bauarbeiterschutz hat man Arbeiter darüber gehört;
das Ministerium des Junern hat also mehr Entgezenkommen
bewiesen, als das Unterrichtsministerium. Redner tritt so-
dann für Abschaffung der Jnternate an den Lehrerseminarien
ein und wird vom> Präsidenten ersucht, nicht in oie allgememe
Debatte zurückzufallen.
Abg. Fehrenbach (Ztr.) und Abg. Dr. Wilckens
(natl.) ersuchen das Haus, die Jnteruats- und andere auf
das Lehrerbildungswesen bezügliche Fragen heute nicht zu be-
rufen, fondern abzuwarten, bis der Lezügliche Kommtfsions-
Lericht vorliegt.
Abg. Rohrhurst (natl.) tritt warm für die Errichtung
einer neuen Daubstummenanstalt in Rohrbach ein und widmet
Len Lehrern an diescn Anstalten hohe Anerkennung.
Oberschulratsdirektor Arnsperger hofft, datz es mög-
lich ist, ins nächfte Budget eine Baurate für diesen Zweck cin-
zustellen.
Abg. Dr. Weitz (natl.) findet es nicht für gerechtfertigt,
daß die Realmittelschulen vom Staat schlechter gehalten wer-
den als die Ghmnasien.
Minister Frhr. v. Dusch betont, datz der Staat eine Ver-
ständigung mit den Städten anstrebe.
Abg. ^Geppert (Ztr.) bittet um Schonung der finan-
ziellen Kräfte der kleineren Städte bei Errichtung und Dotie-
rung von Mittelschulen.
Abg. Morgenthaler (Ztr.) Ledauert, datz die Staats-
bciträgc für Mittelschulen von 35 auf 31 Prozent reduziert
werden sollen.
Abg. Armbruster (Ztr.) bittet um Berücksichttgung des
Ettenheimer Realgynrnäsiums.
Abg. Hofmann (Dem.) bestätigt, die Behauptung im
Schulprotest, daß etn Geistlicher Vorftand der Bruchsaler Real-
schule ist. Die Leitung habe bis jetzt keinen Anlatz zu Bean-
standungen gegeben. Das mit der Anstalt verbundene Jnter-
nat biete unbemittelten Schülern billige Aufnahme.
Saale rncht hatten Platz finden können, besetzt. Die Da-
nren waren rn der Majorität. Auch am PrWdialüsch sah'
xnan eine Dcmre.
Abg. Hauser (natl.) hofft auf einen erhöhten Staats-
zuschuh für die Bürgerschule in Metzkirch und tritt warm für
die Errichtung von Bürger- und Realschulen ein.
Abg. Neuhaus (Ztr.) bringt lauter Punste aus der
Generaldebattc wieder dor.
Abg. Dr. Goldschmit (natl.) würde es sehr beklagen,
wenn der Staat wie für die Gymnasien, so auch für die Real-
mittelschulen sämtliche Kosten übernehmen würde. Gerade
dre Konkurrenz hat nicht wenig zur Hebung unseres Schül-
wesens beigetragen.
Berichterstatter Obk-ircher (natl.) befürwortet den Nn-
trag der Budgetkommission, die Petition der Städte der Re-
gierung empfehlend zu überweisen; der AMrag wird ange-
nonnnen. Die Petttton der Gemeinde Neustadt betr. die
Errichtung einer Realmtttelschule, die Abg. Grüninger
(Ztr.) und Abg. Ihrig (Dem.) befürworten, wird ebenfalls
der Rsgierung empfehlend überwiesen.
Minister Frhr. v. Dusch erklärt, datz der Nachtrags-
etat jetzt endgiltig abgeschlossen ist, er sei je-
doch Lereit, einen Nachtrag zum Nachtragsetat für Liesen Zweck
zu befürworten.
Abg. Birkenmayer (Ztr.) stellt weitere Wünsche sür
den Nachtragsetat in Aussicht, die aber vom Minister abge-
lehnt werden.
Abg. Jhrig (Dem.) kann nicht einsehen, warum man
die „Marotte" des Spinnens noch unterftützen soll. Darüber
sei man glücklich hinaus.
Präsident Dr. Gönner rügt den Uusdruck „Marotte".
Oberschulrat Dr. Weygoldt betont, daß noch in sehr
vielen Gemeinden gesponnen wird.
Abg. Morgenthaler (Ztr.) ist der Regierung für
die Unterstützung der Spinnkurse und des Hanfbaues sehr
lxmkbar.
Abg. Dr. Binz (natl.) ist anfänglich dem> Spinnen auch
nicht sympathisch gegenübergestanden, aber durch fachmännische
Belehrung überzeugt, datz das Geld hiefür nicht nutzlos hinaus-
geworfen ist. Er stimme daher der bezüglichen Position zu.
Abg. Lehmann (Soz.): Die SozialLemokratie hat an
der veralteten Produktionsform des Spinnens, die nichts weiter
sei, als eine Spielerei, keinerlei Jnteresse. Die Spinnstuben
dienen jedenfalls nicht der Sittlichkeit. (Rufe: Oho!)
Abg. Birkenmayer (Ztr.): Jhrig schetnt sich an den
Schwarzwaldsdörsern wenig umgesehen zu haben. Er pro-
testiere dagegen, datz in badischen Spinnstuben Unsittlichkeit
vorkommt.
Abg. Hautz (natl.) spricht seine Besriedigung über diese
Position aüs.
Minister Frhr. v. Dufch Letont, daß von >den 15 000 Mk.
nur einige Hundert Mark für das Spinnen verwendet werden.
Abg. Jhrig (Dem.) meint, die Mädchen hätten mit
Flicken, Stricken und dergl. genug zu tun.
Um 149 Uhr wird die Beraturlg abgebrochen. Fortsetzung
Dienstag 9 Uhr.
Während der Sitzung ist ein Antrag dem demvkratischen
Fraktion eingelaufen, betr. dcn Schutz des Wahlgeheimnisses
bei den Gemeindewahlen.
Aus der Karlsruher Zeitunq.
— S-eine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
mit Wirkung vom 1. Mai d. I. an 1. den Ministerialdirektor
Tröger auf sein Ansuchen von dem Amt eines ständigen
Mitglieds der Landesversicherungsamts enthoben, 2. den Mi-
nisterialvat im Ministerium der Finanzen Dr. Friedrich R i -
colai zum ständigen Mitglied des Landesversicherungsamts
ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Polizeileutnant Franz T h r o l in Berlin das Ritter-
kreuz 2. Klasse des Ordens vom Zähringer Lüwen verliehen
und dem Postinspektor Karl Knab aus Karlsruhe eine Ober-
aufsichtsbeamtenstelle bei dem Postamte in Heidelberg mit
Wirkung vom 1. Juni d. I. ab übertragen.
— Werkmeister. Nachgenannte Kandidaten haben die in
diesem Jahre -abgehaltene Werkmeisterprüfung für
den bahn- und ttefbautechnischen Dienst ordnungsmätzig be-
standen und hierdurch. gemäß § 8 der landesherrlichen Ver-
orduung vom> 4. September 1895 das Prädikat „Werkmeister"
erlangt: Ludwig Ganter von Waldau, Christian Schmidt
von Sasbach, Georg F r e y von Lobenfel-d, Philipp Auer von
Oftersheim, Adolf Haas von Hartheim und Josef Englert
von Oberbalbach.
Karlsruhe, 2. Mai. Heute Vormiüag von 11
Uhr an uahin der Großherzog den Vortrag des Geheime-
rats Dr. Freiherru von Dusch entgegen. Um 12 Uhr
meldete fich der Obersk von 'Krofigk, Kommandeur des
3. Garde-Regiments zu Fuß, bisher Ehef des General-
ftabs des 11. Armeekorps. Danach hörte Seine König-
liche Hoheit den Vortrag des Ministerialdirektors Frei-
herrn von Marschall. Jm Lanfe des Wends folgen die
Vorträge des Geheimerats Dr. Freiherrn von Babo und
des Legafionsrats Dr. Seyb.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg. 3. Mai.
X Bon dcr Nniversität. Geh. Rat Prof. Dr. Windel-
band wird seine Vorlesungcn „Ueber Willensfreiheit", ivelche
er im lehten Wintersemester vor etwa 250 Hörern an unferer
Universität gehaltcn hat, demnächst in Buchform (Verlag von
Mohr-Siebeck, Tübingen-Leipzig) veröffentlichen. — Exz. Prof.
Dr. v. Jagemann hat seine öffentlichen Vorlesungen über
„Me Deutsche Reichsverfassung" soeben im> Winterschen Ver-
lage erscheinen lassen.
— Durchgereist. Die Herzogin von Sachsen-Altenburg
traf gestern Nachmittag 6.40 Uhr hier ein und fuhr 6.46 Uhr
nach Badsn-Baben weitcr.
V Eisenbahnkonferenz. Der Güterausschuß des Vereins
Deutscher 'Eisenbahnen trat heute hier in der Stadthalle zur
Beratunz über die Abfertigungsbcsttmmungen, Tafife usw.
zusammen. Die Werhandlungen werden voraussichllich bis
morgcn dauern.
— Vom Bataillon. Die Bataillonsbefichtigung findet am
10. Mai statt.
X Husbeschlagprüfung. Schmied Ludwig Scheuber in
Handschuhsheim erhielt bei der Hufbeschlagprüfung in Mann-
heim den ersten Preis und 75 Mk.
— Polizeibericht. Vcrhaftet wurden ein Schausteller
wegen Diebstahls, ein Taglöhner wegen Landstreicherei und
ein Schuhmacher wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruchs
und Bedröhung. Zur Anzeige kamen 6 Personen wegen
Ruhestörung bezw. Unfngs.
-st Mastviehausstellung und -Prämiierung in Mannheim.
Anläßlich des diesjährigen Maimarktes veranstaltete die Stadt
Mannheim zum erstenmal eine Ausftellung und Prämiierung
von Mastvieh. Tie Anmeldungen, insbesondere für Grotzvieh,
waren sehr zahlreich eingcgangen und es standen dement-
sprechend eine grotze Anzahl hervorragender Tiere aus den
verschiedcnsten Gegenden Deutschlands zur Prämiierung, so
dcrtz die Preisrichter eine sehr schwere Aufgabe zu löfen hatten,
um aus dem Vielen des gebotenen Guten das Beste herauszu-
finden. Jn der Gruppe Grohvieh gelangten 18 Preise zur
Verteilung, in der Abteilung Kälber und Schweine gab es
Gruppen- und Einzelpreise und auch hierin war die Beschickung
eine gute. Während in Grohvieh das Simmenthaler Vieh unü
dessen Kreuzungen am besten abschnitten, errangen in der Ab-
teilung Kälber die schwarzbunten norddeutschen Schläge den
Sieg. Das grotze Jnteresse, welches das Publikum für diese
Ausstellung zeizte, sowie die lebhafte Beteiligung «r Han-
delsleute und Metzger beim eigentlichen Verkaufsgeschäft, be-
weisen, datz die Stadt Mannheim mit der Errichtung der
Mastviehprämiierung abermals einen guten Wurf getan hat,
so daß zu hoffen steht, datz aus dem gelungenen Verfuch eine
dauernde Einrichtung des Maimarktes wird. Von den prä-
miierten Tieren kommen nach Heidelberg 5 Stück zur
Schlachtung und zwar hat Herr Metzgermeister Heinrich Hoch
hier 3 Stück Grotzvieh und 1 Kalb erworben, und Herr Hch.
Bauer 1 Stück Grohvieh. Am mersten mit bewundert
wurde ein Kalb, fog. Doppellender, das für die respettable
Summe von 550 Mk. verkaust wurde. Die prämiierten Tiere
bleiben heute noch zur allgemeinen Besichttgunz auf dem Mai-
markt ausgestellt.
-i- Wieblingen, 2. Mai. (P r e i s g e k r ö n t.) Der Ge-
sangverein „Eintvacht" hier erhielt, wie schon kurz gemeldet,
beim Wettgesang rn Friedrichsfeld unter Leitung des Herrn
Hofmusikers und Musikdirektors Dauer von Mannheim den
Ilb Preis. Der Verein war der drittbeste dieser Klasse (es
kam nur ein 1. Preis heraus) und hatte mit 32 Mann gegen
Vereine von weit über 40 Sänger zu konkurrieren, sornik
einen sehr schönen Erfolz erzielt.
Baden-Baden, 30. April. (A u s z e i ch n u n g.) Wie
das „Bad. Tagbl." mitteilt, hat der Regent des Herzogtums
Braunschweig, Prinz Albrecht von Preutzen, dem hiesigerr Kon-
zertmeister Gustav Krasselt das Verdienstkreuz 1. Klafse
des Ordens Heinrrchs des Löwen verliehen.
Lahr, 2. Mai. (Erdbeben.) Jn Lahr, Ettenheim
und anderen Orten wurde heute Nacht ein starker Erdstotz
verspürt, begleitet von eirrerrr donnerähnlichen Rollen. Die>
Leute wurden aus dem Schlafe geweckt. Jn Schmieherm soll
das Erdbeben so stark gewesen sein, datz die Türen der Hänser
sich aufschlugen und die Möbel in manchen Wohnurrgen so>
wankten, datz man glaubte, sie kommen zu Fall.
Handel und Bertehr.
Mannheim, 2. Mai. Oberrheinische Bank —
93.00 G. Rkein. .Kreditbank-.—B.. 138.20 G. Rhein. Hybotbeken-
Bant —B.. 193 50 G. Brauerei Kleinlein. Heidelberg —B.,
—G., Schroedl'sche Brauerei Heidelberg —B. —. - G.,
Portland-Zementwerk Heidslberg 120.— B-, —G.
Börsen-Bericht vom 2. Mai.
(Frankfurt.)
3"/„ Deutsche Reichsanl. 90.—
3',2°/» Dentsche Reichsanl. 101.90
3°/„ Preuß. Consois 90.—
g'///» Prenß. Consols 101.08
3'///» abqest. Baden 100.—
4°/» Russtsche Staatsant. 91.—
4°/» Ungar. Staatsrente 98.05
1°/» äußere Argent. 1897 78.75
5°/o innere Mexikaner 42.45
Rbein. Kreditbank-Aktien 138.20
Oberrhein. Bank-Aktien 92.—
Heidetdg. Zement-Aktien 119.80
Allg. Elektr.-Ges.-Aktien 215 50
Oesterr. Kredit-Uklien 200.60
Oestr. Staaksbahn-Aktien 137.60
Oesterr. Südbahn-Aktien 14.—
-1°/» Heidelberger 101.—
4°,» Mannheimer v-1901 102 —
(London.)
4°/<> Japaner L
Goerz Shares Z
Geouio Shares
Great Fingall Shares Z,
Zvuiiüoe Shar--« s
Baltimore u. Ohto Shares
Canada Vacific Iyarss 2
(Berlin.)
4'/-°/° Chinescn 86 20-
Diskonw Komm.-Aktien 183.90
Deutsche Bank-Aktien 216.20
Berl. Hand.-Ges.-Aktien 153.20
Darmst. Bank-Aktien 187.70
Dresdener Bant-Aktien 154.80
Nat.-Bank für D.-Aktien 122.25
Schaaffhaus. Bankv.-Ätt. 150.80
Bochnmcr Gnß-Aktien 190 20
Dortmunder Union C.-Att. 84.70
Gelsenk. Bergw. - Attien 212.70
Harpener Aktten 196.50
Hidernia - Aktien 196.40
Köiner Bergwerk - Aktien 414.50
Laura - Aktien
240.20
Privat-Diskont
3V»
Reichsbank-Diskont
4°/».
Geldsorre«.
20 Franks-Stttcke
16.28
Dollars in Gold
4.1S
Engl. Sovercigns
20.39-
Oesterr. Noten
86.15
Rnssische Noten
215si.
Llmerikanische Noten
4.18'/,
20.4L
Englische Noten
Wassersta«ds«achrichtcv.
N e ck -> r. I Rhein
H.-idelberg 3.. 1.60, gcst 0.< 5 m I Lauterburg, 2., 4.42, gcf. 0.16 m
vetlbronn I Maxau, 2. 4 56. gef. 0.16 m
Mannheim. I Manirheim. 2.4.28, gesr 0.11 m
M»»»»»»»»^»IMM»7ss1k^^'^M^^
Ldr SrrNtr Zcdooi ot rs«g«ager,
Ln»x1»trs«>« ILt), L 'kreppkn.
Insttlul znm del 8tu-
dimu« sremdrr Spracheu, str
Kn-achse»-, Hrrrrn n. vanirn,
untrr Odrrleitnng de» H-rrn
Yr»s-S«r«
». o. »«rllfik.
LMvi x»1S«nv Zle<l»U1«n »ut cksr knrlsvr Vvltausstollnn^
Sr-»Msch, Englisch, Jtalienisch, Russtsch, Spanisch.
reutsch für N«<länder: »«« Lehrer der betreffenden Ratio«.
S»»versation 4^ Ssrrrspondenz -ss- Literatur.
Urber 180 Zweigschulen. 4t Prospette gratis u. fronko.
Der Krieg in Ostasien.
— Drei Monate häben die Russen Zeit gehabt,
sich auf dem rechten Ufer deZ Jäfir einzunisien, uin den
Japanern Len Uebergang über den Fluß zu wshren;
nach ihren Verficherungen glaubten sie bestimnrt, dte Ja-
paner dort aufhalten, jedenfalls ihnen fehr schwere Ver-
lufte beibringen zu können, statt defsen sind dts Japanev
verhältnismäßig leicht und ohne nennenswerte Einbußen
über den Fluß gelangt. Das spricht fe'hr für die Ja-
paner uud sehr gegen die Russen. Allerdings haben dfg
Rufsen bis zur letzten Sfirnde nicht gewußk, wo der
Feind den Uebergang wagen würde, das machte die Ab-
wehr bei der großen Aüsdchnung der zu Verteidtgenden
Flußstrecke schwierig. Zudem' haben die Japaner nicht
versehlt, durch einen Scheinübergang einen erhäbfichen
Teil der Rufsen an eine falsche Stelle zu locken, imrner--
hin ist der WiderstanÄ der Rufsen ganz überrafchend
fchwach gewesen, was durckMus kein günsfiges Vorurteil
für ihre weitere Haltung in diesem Kriege erweckt.
Dte Kämpse am 'Jalu begannen am Dimstag. Am
Freitag Mittag hatten die Japaner die Brücken bei
Gutschin ferfig, worauf dann der Uebergang begann.
Abends um 8 Uhr waren dis Brücken über den Haupt-
ftrom gebrauchsserfig; dis japauische Armee ging nun
auch an dieser Stelle hinüber u. marschierte nach Huschan.
Zugleich ging ein japafiifches !Geschwader den Flutz
Besichtigung schloß sich ein Exerzieren an. Nach dem
Gefecht hielt der Kaifer Kritik ab, sodann folgte ein Pa°
rademarsch, worauf der Kaiser das Regiment in die
Stadt zurückführte. Später nahnii er das Frühftück
lleim Offizierkorps ein. Die Kaiserin war nach dem
Gut Bornstedt gefahren. — Heute Nachmittag hat sich
der Kaiser um 5 Uhr vom hiefigen Stadtschloß zn Pferde
nach Berlin begsöen.
Badischer Landtag.
65. Sitzung der Zweiten Kammer.
Karlsruhe, 2. Mai. Eingegangen: Eine Pe-
tion des Grund- und Hausbesitzervereins und des Ver-
eins felbständigerGewerbetreibender in Pforzhein'. betr.
die Warenhausfteuer und eine Pefifion betr. die
Verlegung des Bahnhofes in Durlach.
Der Gesstzentwurf betr. die Eingemeindung von
Brötzingen nach Pforzheim wird' sofort im Plenum
'beraten werden. Als Reserent wird Dr. Wilckens
(natl.), als Korpeferent Fehrenbach (Zentr.) be-
ffimmt.
Dis Spezialberatung über das Budget der
Mittel - und VoIksschulen wird fortgesetzt.
Abg. Köhler (Ztr.) bringt Wünsche in Bezug auf das
Tauberbifchofsheimer Gymnafium zur Sprache.
Abg. Kirsner (natl.) dankt der Regierung und Kam-
mer für >die Erfüllung der auf dem lehten Landtag geäußer-
ten Wünsche und hofst auf wohlwollende Berücksichttgung der
sonstigen Anliegen.
Abg. Venedey (Dem.) weist wiederholt auf den schlech-
ten baulichen Zuftand des Konstanzer Gymnasiums hin.
Abg. Bihler (Ztr.) wünscht strikte Einhaltung der
Bestimmungen über die Befreiung vom Schulgeld.
Oberschulratsdirektor Arnsperger erklärt, der Neu-
bau des Konstanzer Gymnasiums würde fchon stehen, wenn
über den Bauplatz eine Einigung erzielt worden wäre. Die
UnterrichtSverwaltung hat bereits Versügungen getroffen we-
gen provisorischer Schaffung von Schulräumlichkeiten.
Dr. Goldschmit (natl.) bittet die Regierung, den
Platz hinter der Turnlehrerbildungsanstalt in Karlsruhe nicht
für die Zwecke der Baugewerkschule zu verkürzen.
Geh. Ober-Reg.-Rat Becherer erklärt, datz die Regie-
rung von ihrem Plan, dafelbst ein Maschinenhaus zu errichten,
abgekommen sei.
Abg. Jhrig (Dem.) wünfcht Entlastung der Lehrer-
seminardirektorcn durch Änstellung von Oekonomieverwaltern.
Die aus Mittelschulen herstammenden Zöglinge der Lehrer-
seminare sollten in besonderen Kursen im gleichen Seminar
ausgebildet werden.
Oberschulrat Dr. Weygoldt betont, datz die Oekonomie-
verwaltung von Reallehrern besorgt wird und der Direktor
nur die Aufsicht führt. Jn Zukunst tverden diese Geschäste,
wie auch die Aufsicht über die Jnternate einer besonderen
Kraft unterstellt.
Abg. Frühauf (freis.) bedauert, datz mit dem Bau des
Freiburger Lehrerseminars noch nicht begonnen und die Leh-
rerschaft zur Mitarbeit am neuen Seminarlehrplan nicht bei-
gezogen wurde.
Oberfchulrat Dr. Wehgoldt gibt zu, datz der Gedanke,
die Mittelschüler in besonderen Kursen zu unterrichten, viel
für fich hat; später, wenn mehr solche Schüler in den Semi-
narien sind, kann man der Sache näher treten.
Abg. Greiff (natl.) glaubt, daß es nicht möglich ist,
einen unparteiischen Stenographieinspektor zu finden. Man
sollte endlich einmal in diefer Sache, wie in anderen Staaten,
einen Schritt vorwärts machen und ohne Rücksicht auf den
Kampf der Shsteme einen Jnspektor anstellen.
Oberschulrat Dr. Weygoldt betont, daß nur Bahern
und 'Sachsen ein Monopol eingeführt, die übrigen Staaten aber
wohlweislich davon abgesehen haben. Die freie Konkurrenz
bietet eine Garantie für einen Fortschritt auf diesem Gebiet.
Oberschulratsdirektor Arnsperger erklärt, daß ledig-
lich örtliche Verhältnisse den Bau der Freiburger Lehrerbil-
dungsanftalt verzögert haben.
Abg. Vencdey (Dem.) unterstützt den Wunfch Früh-
aufs und ersucht die Regierung, den Bedarf für die Lehrer-
seminare an Ort und Stelle zu decken. Einzelne Lehruten-
ülien und Jnstrumente für die Meersburger Anstalt werden
z. B. nicht in Konstanz, sondern in Mannheim gekauft.
Oberschulratsdirektor Arnsperger erwidert, datz kein
Grund vorliege, die Konstanzer Geschäftswelt nicht zu berück-
sichtigeu.
Abg. Obkircher (natl.) wünscht, daß zwei verschiedene
Lehrkräfte nach Gabelsberger und Stolze-Schreh die Lehrer
in Stenographie ausbilden.
Oberschulrat Dr. Weygoldt sagt Erfüllung dieses
Wunsches zu.
Abg. Eichhorn (Soz.) : Vor Erlassung der Verordnung
betr. den Bauarbeiterschutz hat man Arbeiter darüber gehört;
das Ministerium des Junern hat also mehr Entgezenkommen
bewiesen, als das Unterrichtsministerium. Redner tritt so-
dann für Abschaffung der Jnternate an den Lehrerseminarien
ein und wird vom> Präsidenten ersucht, nicht in oie allgememe
Debatte zurückzufallen.
Abg. Fehrenbach (Ztr.) und Abg. Dr. Wilckens
(natl.) ersuchen das Haus, die Jnteruats- und andere auf
das Lehrerbildungswesen bezügliche Fragen heute nicht zu be-
rufen, fondern abzuwarten, bis der Lezügliche Kommtfsions-
Lericht vorliegt.
Abg. Rohrhurst (natl.) tritt warm für die Errichtung
einer neuen Daubstummenanstalt in Rohrbach ein und widmet
Len Lehrern an diescn Anstalten hohe Anerkennung.
Oberschulratsdirektor Arnsperger hofft, datz es mög-
lich ist, ins nächfte Budget eine Baurate für diesen Zweck cin-
zustellen.
Abg. Dr. Weitz (natl.) findet es nicht für gerechtfertigt,
daß die Realmittelschulen vom Staat schlechter gehalten wer-
den als die Ghmnasien.
Minister Frhr. v. Dusch betont, datz der Staat eine Ver-
ständigung mit den Städten anstrebe.
Abg. ^Geppert (Ztr.) bittet um Schonung der finan-
ziellen Kräfte der kleineren Städte bei Errichtung und Dotie-
rung von Mittelschulen.
Abg. Morgenthaler (Ztr.) Ledauert, datz die Staats-
bciträgc für Mittelschulen von 35 auf 31 Prozent reduziert
werden sollen.
Abg. Armbruster (Ztr.) bittet um Berücksichttgung des
Ettenheimer Realgynrnäsiums.
Abg. Hofmann (Dem.) bestätigt, die Behauptung im
Schulprotest, daß etn Geistlicher Vorftand der Bruchsaler Real-
schule ist. Die Leitung habe bis jetzt keinen Anlatz zu Bean-
standungen gegeben. Das mit der Anstalt verbundene Jnter-
nat biete unbemittelten Schülern billige Aufnahme.
Saale rncht hatten Platz finden können, besetzt. Die Da-
nren waren rn der Majorität. Auch am PrWdialüsch sah'
xnan eine Dcmre.
Abg. Hauser (natl.) hofft auf einen erhöhten Staats-
zuschuh für die Bürgerschule in Metzkirch und tritt warm für
die Errichtung von Bürger- und Realschulen ein.
Abg. Neuhaus (Ztr.) bringt lauter Punste aus der
Generaldebattc wieder dor.
Abg. Dr. Goldschmit (natl.) würde es sehr beklagen,
wenn der Staat wie für die Gymnasien, so auch für die Real-
mittelschulen sämtliche Kosten übernehmen würde. Gerade
dre Konkurrenz hat nicht wenig zur Hebung unseres Schül-
wesens beigetragen.
Berichterstatter Obk-ircher (natl.) befürwortet den Nn-
trag der Budgetkommission, die Petition der Städte der Re-
gierung empfehlend zu überweisen; der AMrag wird ange-
nonnnen. Die Petttton der Gemeinde Neustadt betr. die
Errichtung einer Realmtttelschule, die Abg. Grüninger
(Ztr.) und Abg. Ihrig (Dem.) befürworten, wird ebenfalls
der Rsgierung empfehlend überwiesen.
Minister Frhr. v. Dusch erklärt, datz der Nachtrags-
etat jetzt endgiltig abgeschlossen ist, er sei je-
doch Lereit, einen Nachtrag zum Nachtragsetat für Liesen Zweck
zu befürworten.
Abg. Birkenmayer (Ztr.) stellt weitere Wünsche sür
den Nachtragsetat in Aussicht, die aber vom Minister abge-
lehnt werden.
Abg. Jhrig (Dem.) kann nicht einsehen, warum man
die „Marotte" des Spinnens noch unterftützen soll. Darüber
sei man glücklich hinaus.
Präsident Dr. Gönner rügt den Uusdruck „Marotte".
Oberschulrat Dr. Weygoldt betont, daß noch in sehr
vielen Gemeinden gesponnen wird.
Abg. Morgenthaler (Ztr.) ist der Regierung für
die Unterstützung der Spinnkurse und des Hanfbaues sehr
lxmkbar.
Abg. Dr. Binz (natl.) ist anfänglich dem> Spinnen auch
nicht sympathisch gegenübergestanden, aber durch fachmännische
Belehrung überzeugt, datz das Geld hiefür nicht nutzlos hinaus-
geworfen ist. Er stimme daher der bezüglichen Position zu.
Abg. Lehmann (Soz.): Die SozialLemokratie hat an
der veralteten Produktionsform des Spinnens, die nichts weiter
sei, als eine Spielerei, keinerlei Jnteresse. Die Spinnstuben
dienen jedenfalls nicht der Sittlichkeit. (Rufe: Oho!)
Abg. Birkenmayer (Ztr.): Jhrig schetnt sich an den
Schwarzwaldsdörsern wenig umgesehen zu haben. Er pro-
testiere dagegen, datz in badischen Spinnstuben Unsittlichkeit
vorkommt.
Abg. Hautz (natl.) spricht seine Besriedigung über diese
Position aüs.
Minister Frhr. v. Dufch Letont, daß von >den 15 000 Mk.
nur einige Hundert Mark für das Spinnen verwendet werden.
Abg. Jhrig (Dem.) meint, die Mädchen hätten mit
Flicken, Stricken und dergl. genug zu tun.
Um 149 Uhr wird die Beraturlg abgebrochen. Fortsetzung
Dienstag 9 Uhr.
Während der Sitzung ist ein Antrag dem demvkratischen
Fraktion eingelaufen, betr. dcn Schutz des Wahlgeheimnisses
bei den Gemeindewahlen.
Aus der Karlsruher Zeitunq.
— S-eine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
mit Wirkung vom 1. Mai d. I. an 1. den Ministerialdirektor
Tröger auf sein Ansuchen von dem Amt eines ständigen
Mitglieds der Landesversicherungsamts enthoben, 2. den Mi-
nisterialvat im Ministerium der Finanzen Dr. Friedrich R i -
colai zum ständigen Mitglied des Landesversicherungsamts
ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Polizeileutnant Franz T h r o l in Berlin das Ritter-
kreuz 2. Klasse des Ordens vom Zähringer Lüwen verliehen
und dem Postinspektor Karl Knab aus Karlsruhe eine Ober-
aufsichtsbeamtenstelle bei dem Postamte in Heidelberg mit
Wirkung vom 1. Juni d. I. ab übertragen.
— Werkmeister. Nachgenannte Kandidaten haben die in
diesem Jahre -abgehaltene Werkmeisterprüfung für
den bahn- und ttefbautechnischen Dienst ordnungsmätzig be-
standen und hierdurch. gemäß § 8 der landesherrlichen Ver-
orduung vom> 4. September 1895 das Prädikat „Werkmeister"
erlangt: Ludwig Ganter von Waldau, Christian Schmidt
von Sasbach, Georg F r e y von Lobenfel-d, Philipp Auer von
Oftersheim, Adolf Haas von Hartheim und Josef Englert
von Oberbalbach.
Karlsruhe, 2. Mai. Heute Vormiüag von 11
Uhr an uahin der Großherzog den Vortrag des Geheime-
rats Dr. Freiherru von Dusch entgegen. Um 12 Uhr
meldete fich der Obersk von 'Krofigk, Kommandeur des
3. Garde-Regiments zu Fuß, bisher Ehef des General-
ftabs des 11. Armeekorps. Danach hörte Seine König-
liche Hoheit den Vortrag des Ministerialdirektors Frei-
herrn von Marschall. Jm Lanfe des Wends folgen die
Vorträge des Geheimerats Dr. Freiherrn von Babo und
des Legafionsrats Dr. Seyb.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg. 3. Mai.
X Bon dcr Nniversität. Geh. Rat Prof. Dr. Windel-
band wird seine Vorlesungcn „Ueber Willensfreiheit", ivelche
er im lehten Wintersemester vor etwa 250 Hörern an unferer
Universität gehaltcn hat, demnächst in Buchform (Verlag von
Mohr-Siebeck, Tübingen-Leipzig) veröffentlichen. — Exz. Prof.
Dr. v. Jagemann hat seine öffentlichen Vorlesungen über
„Me Deutsche Reichsverfassung" soeben im> Winterschen Ver-
lage erscheinen lassen.
— Durchgereist. Die Herzogin von Sachsen-Altenburg
traf gestern Nachmittag 6.40 Uhr hier ein und fuhr 6.46 Uhr
nach Badsn-Baben weitcr.
V Eisenbahnkonferenz. Der Güterausschuß des Vereins
Deutscher 'Eisenbahnen trat heute hier in der Stadthalle zur
Beratunz über die Abfertigungsbcsttmmungen, Tafife usw.
zusammen. Die Werhandlungen werden voraussichllich bis
morgcn dauern.
— Vom Bataillon. Die Bataillonsbefichtigung findet am
10. Mai statt.
X Husbeschlagprüfung. Schmied Ludwig Scheuber in
Handschuhsheim erhielt bei der Hufbeschlagprüfung in Mann-
heim den ersten Preis und 75 Mk.
— Polizeibericht. Vcrhaftet wurden ein Schausteller
wegen Diebstahls, ein Taglöhner wegen Landstreicherei und
ein Schuhmacher wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruchs
und Bedröhung. Zur Anzeige kamen 6 Personen wegen
Ruhestörung bezw. Unfngs.
-st Mastviehausstellung und -Prämiierung in Mannheim.
Anläßlich des diesjährigen Maimarktes veranstaltete die Stadt
Mannheim zum erstenmal eine Ausftellung und Prämiierung
von Mastvieh. Tie Anmeldungen, insbesondere für Grotzvieh,
waren sehr zahlreich eingcgangen und es standen dement-
sprechend eine grotze Anzahl hervorragender Tiere aus den
verschiedcnsten Gegenden Deutschlands zur Prämiierung, so
dcrtz die Preisrichter eine sehr schwere Aufgabe zu löfen hatten,
um aus dem Vielen des gebotenen Guten das Beste herauszu-
finden. Jn der Gruppe Grohvieh gelangten 18 Preise zur
Verteilung, in der Abteilung Kälber und Schweine gab es
Gruppen- und Einzelpreise und auch hierin war die Beschickung
eine gute. Während in Grohvieh das Simmenthaler Vieh unü
dessen Kreuzungen am besten abschnitten, errangen in der Ab-
teilung Kälber die schwarzbunten norddeutschen Schläge den
Sieg. Das grotze Jnteresse, welches das Publikum für diese
Ausstellung zeizte, sowie die lebhafte Beteiligung «r Han-
delsleute und Metzger beim eigentlichen Verkaufsgeschäft, be-
weisen, datz die Stadt Mannheim mit der Errichtung der
Mastviehprämiierung abermals einen guten Wurf getan hat,
so daß zu hoffen steht, datz aus dem gelungenen Verfuch eine
dauernde Einrichtung des Maimarktes wird. Von den prä-
miierten Tieren kommen nach Heidelberg 5 Stück zur
Schlachtung und zwar hat Herr Metzgermeister Heinrich Hoch
hier 3 Stück Grotzvieh und 1 Kalb erworben, und Herr Hch.
Bauer 1 Stück Grohvieh. Am mersten mit bewundert
wurde ein Kalb, fog. Doppellender, das für die respettable
Summe von 550 Mk. verkaust wurde. Die prämiierten Tiere
bleiben heute noch zur allgemeinen Besichttgunz auf dem Mai-
markt ausgestellt.
-i- Wieblingen, 2. Mai. (P r e i s g e k r ö n t.) Der Ge-
sangverein „Eintvacht" hier erhielt, wie schon kurz gemeldet,
beim Wettgesang rn Friedrichsfeld unter Leitung des Herrn
Hofmusikers und Musikdirektors Dauer von Mannheim den
Ilb Preis. Der Verein war der drittbeste dieser Klasse (es
kam nur ein 1. Preis heraus) und hatte mit 32 Mann gegen
Vereine von weit über 40 Sänger zu konkurrieren, sornik
einen sehr schönen Erfolz erzielt.
Baden-Baden, 30. April. (A u s z e i ch n u n g.) Wie
das „Bad. Tagbl." mitteilt, hat der Regent des Herzogtums
Braunschweig, Prinz Albrecht von Preutzen, dem hiesigerr Kon-
zertmeister Gustav Krasselt das Verdienstkreuz 1. Klafse
des Ordens Heinrrchs des Löwen verliehen.
Lahr, 2. Mai. (Erdbeben.) Jn Lahr, Ettenheim
und anderen Orten wurde heute Nacht ein starker Erdstotz
verspürt, begleitet von eirrerrr donnerähnlichen Rollen. Die>
Leute wurden aus dem Schlafe geweckt. Jn Schmieherm soll
das Erdbeben so stark gewesen sein, datz die Türen der Hänser
sich aufschlugen und die Möbel in manchen Wohnurrgen so>
wankten, datz man glaubte, sie kommen zu Fall.
Handel und Bertehr.
Mannheim, 2. Mai. Oberrheinische Bank —
93.00 G. Rkein. .Kreditbank-.—B.. 138.20 G. Rhein. Hybotbeken-
Bant —B.. 193 50 G. Brauerei Kleinlein. Heidelberg —B.,
—G., Schroedl'sche Brauerei Heidelberg —B. —. - G.,
Portland-Zementwerk Heidslberg 120.— B-, —G.
Börsen-Bericht vom 2. Mai.
(Frankfurt.)
3"/„ Deutsche Reichsanl. 90.—
3',2°/» Dentsche Reichsanl. 101.90
3°/„ Preuß. Consois 90.—
g'///» Prenß. Consols 101.08
3'///» abqest. Baden 100.—
4°/» Russtsche Staatsant. 91.—
4°/» Ungar. Staatsrente 98.05
1°/» äußere Argent. 1897 78.75
5°/o innere Mexikaner 42.45
Rbein. Kreditbank-Aktien 138.20
Oberrhein. Bank-Aktien 92.—
Heidetdg. Zement-Aktien 119.80
Allg. Elektr.-Ges.-Aktien 215 50
Oesterr. Kredit-Uklien 200.60
Oestr. Staaksbahn-Aktien 137.60
Oesterr. Südbahn-Aktien 14.—
-1°/» Heidelberger 101.—
4°,» Mannheimer v-1901 102 —
(London.)
4°/<> Japaner L
Goerz Shares Z
Geouio Shares
Great Fingall Shares Z,
Zvuiiüoe Shar--« s
Baltimore u. Ohto Shares
Canada Vacific Iyarss 2
(Berlin.)
4'/-°/° Chinescn 86 20-
Diskonw Komm.-Aktien 183.90
Deutsche Bank-Aktien 216.20
Berl. Hand.-Ges.-Aktien 153.20
Darmst. Bank-Aktien 187.70
Dresdener Bant-Aktien 154.80
Nat.-Bank für D.-Aktien 122.25
Schaaffhaus. Bankv.-Ätt. 150.80
Bochnmcr Gnß-Aktien 190 20
Dortmunder Union C.-Att. 84.70
Gelsenk. Bergw. - Attien 212.70
Harpener Aktten 196.50
Hidernia - Aktien 196.40
Köiner Bergwerk - Aktien 414.50
Laura - Aktien
240.20
Privat-Diskont
3V»
Reichsbank-Diskont
4°/».
Geldsorre«.
20 Franks-Stttcke
16.28
Dollars in Gold
4.1S
Engl. Sovercigns
20.39-
Oesterr. Noten
86.15
Rnssische Noten
215si.
Llmerikanische Noten
4.18'/,
20.4L
Englische Noten
Wassersta«ds«achrichtcv.
N e ck -> r. I Rhein
H.-idelberg 3.. 1.60, gcst 0.< 5 m I Lauterburg, 2., 4.42, gcf. 0.16 m
vetlbronn I Maxau, 2. 4 56. gef. 0.16 m
Mannheim. I Manirheim. 2.4.28, gesr 0.11 m
M»»»»»»»»^»IMM»7ss1k^^'^M^^
Ldr SrrNtr Zcdooi ot rs«g«ager,
Ln»x1»trs«>« ILt), L 'kreppkn.
Insttlul znm del 8tu-
dimu« sremdrr Spracheu, str
Kn-achse»-, Hrrrrn n. vanirn,
untrr Odrrleitnng de» H-rrn
Yr»s-S«r«
». o. »«rllfik.
LMvi x»1S«nv Zle<l»U1«n »ut cksr knrlsvr Vvltausstollnn^
Sr-»Msch, Englisch, Jtalienisch, Russtsch, Spanisch.
reutsch für N«<länder: »«« Lehrer der betreffenden Ratio«.
S»»versation 4^ Ssrrrspondenz -ss- Literatur.
Urber 180 Zweigschulen. 4t Prospette gratis u. fronko.
Der Krieg in Ostasien.
— Drei Monate häben die Russen Zeit gehabt,
sich auf dem rechten Ufer deZ Jäfir einzunisien, uin den
Japanern Len Uebergang über den Fluß zu wshren;
nach ihren Verficherungen glaubten sie bestimnrt, dte Ja-
paner dort aufhalten, jedenfalls ihnen fehr schwere Ver-
lufte beibringen zu können, statt defsen sind dts Japanev
verhältnismäßig leicht und ohne nennenswerte Einbußen
über den Fluß gelangt. Das spricht fe'hr für die Ja-
paner uud sehr gegen die Russen. Allerdings haben dfg
Rufsen bis zur letzten Sfirnde nicht gewußk, wo der
Feind den Uebergang wagen würde, das machte die Ab-
wehr bei der großen Aüsdchnung der zu Verteidtgenden
Flußstrecke schwierig. Zudem' haben die Japaner nicht
versehlt, durch einen Scheinübergang einen erhäbfichen
Teil der Rufsen an eine falsche Stelle zu locken, imrner--
hin ist der WiderstanÄ der Rufsen ganz überrafchend
fchwach gewesen, was durckMus kein günsfiges Vorurteil
für ihre weitere Haltung in diesem Kriege erweckt.
Dte Kämpse am 'Jalu begannen am Dimstag. Am
Freitag Mittag hatten die Japaner die Brücken bei
Gutschin ferfig, worauf dann der Uebergang begann.
Abends um 8 Uhr waren dis Brücken über den Haupt-
ftrom gebrauchsserfig; dis japauische Armee ging nun
auch an dieser Stelle hinüber u. marschierte nach Huschan.
Zugleich ging ein japafiifches !Geschwader den Flutz