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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 102-125 (2. Mai 1904 - 31. Mai 1904)
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die aktuclle FrckgL dcr L: r/k r ankungcn der Nebenhö h-
len der N a s e dezogen und zu einer regen Diskussion Anlasz
gaben, Herr Prof. P o r t - Heidelbera demonstrierte verMie-
dene Prothesen füi! die Oberkieferhöhle. Ilnter den Demon-
strationen erweckten ein besonderes Jnteresse die bon Prof. I u-
r a s-z vorgeführten Patienten, namentlich 2 Kranke, bei denen
die auf natürlichem Wege durch den Mund vorgenommene
Exstirpation der Stimmbänder Ivegen Kehlkopfkrebs
Heilung cherbeigeführt hatte. Nicht minder interessant tvar die
von Dr. v. Eicken - Freiburg i. B. demonstrierte Unter-
suchungsmethode der tieferen Atmungswege, insbesondere der
Luftröhre und dcr Bronchien. Bemcrkenswert ist noch der Vor-
trag von Dr. Stein - Wicsbaden, der die Technik der
Jnjekt.ion von Paraffin zum Zwecke der Korrektur
von tosmelischcn Fehlern wesentlich verbesserte. Die übrigen
Vorträge, die sich mehr auf rein wissenschaftlich-spezialistischem
Webiete bewegten, boten ebenfalls so viel Anregung dar, datz
die Teilnehmer bis zum Schluh, d. h. bis nach 2 Uhr mittags,
tm Sitzuntzsfaale ausharrten. — Unmittelbar an das wissen-
schaftliche fchlotz sich das gesellige Programm an und begann mit
einem Diner im „Grand-Hotel" mit Beteiligrlng der Damen.
Der ngch dem Essen beabsichtigte Ausflug in die Umgegend
rnutzte wcgen des ungünstigen Wetters unterbleiben. Dafür
aber versammelte sich noch eine grotze Anzahl der Laryngologen
abends um 8 Uhr im Hause des Herrn Prof. Jurasz zu
einem fröhlichen Äelldichein, welches bis Mitternacht dauerte.

Geheimmittrlschwindel. Dem Vernehmen nach sucht eine
in Washiygton ansässige M. A. Winter Co. Agentcn zu werben
sür den Vertricb einer Patentmedizin, „Natürlicher Gesund-
heitshersteller", welche für eine Reihe von Krankheiten als heil-
kxäftig erklärt wird. Diescs angeblichc Heilmittel stellt sich,
borgenommeiier Untersuchung zufolge, lediglich als ein Abführ-
rnittel, dar, das an und für sich nicht schädlich ist, aber zu einem
unvcrhältnismähig hohen Preise verkauft wird, und keineswegs
das leistcn kann, was die Firma verspricht. Das ganze Unter-
nehmen läuft auf eine Ausbeutung des deutschen Publikums
durch cinen gewisscnlosen amerikanischen Unternehmer hinaus,
vor welchem auch im gesundheitlichen Jnteresse, besonders aber
im Jnterefse der wirklichen Krankcn, die durch die schwindelhaf-
ten Anpreisungen getäufcht iverden, gewarnt wird.

— Polizcibericht. Ein Taglöhner wurde zur Straferstehung,
ein Dienstmädchen wegen Umherziehens und ein Fuhrmcmn ive-
gen Kuppelei verhaftet. Wegen Ruhestörung bezw. Unfugs
kamen 6 Personen zur A n z e i g e.

f Weinheim, 24. Mai. (Der plötzliche Tod eines
Studenten), der zur Versammlung des Weinheimer S. C.
hierher gekommen war, klärt sich jetzt als Selbstmord auf. Der
Betreffende, ein Studierender der Chemie und Angehöriger des
Korps Rhenania - Braunfchweig namens Sonntag, war unter
dem Verdacht eines Delikts gegen Z 176 Ziff. 3 R.-Str.-G.-B.
in Untersuchungshaft genommen worden. Trotzdem der junge
Mann seine Unschuld beteuerte, mich die ehrenwörtliche Zu-
sicherung abgab, die hiefige Stadt ohne Erlaubnis nicht zu ver-
lassen und trotz des Angebots einer hohen Summe als Kaution
durch seine Verbindung konnte seine Belassung auf freiem Fuh
nicht erlangt werden. Die Festnahme soll erfolgt sein auf die
Angabcn eines 9jährigen Mädchens und die Anzeige von dessen
'Vater, dcs Wirts Schrank zum „Grünen Laub" hier. Nachdem
ivährcnd der letzten Tage die Untersuchung für den jungen
Mann dic erhoffte günftige Wendung nicht brachte, hat er sich
die gegen ihn erhobene Beschuldigung derart zu Herzen genom
men, datz er in der Nacht von Freitag auf Samstag freiwil-
ligindenTodging; am Samstag früh fand ihn der Ge-
-fangenwärter tot im Bette liegend, er hatte sich vergiftet.
Jn im Gefängnis hinterlassenen Papieren legte er u. a. sein Te-
ftament nieder, versicherte erneut seine Unschuld und bat,
in Wcinhcim bestattet zu werden. Der Verstorbene war Erst-
chargierter seines Korps und erst 22 Jahre alt. Wie man hört,
follte gm Samstag Vormittag, also wenige Stunden nach seiner
löergifkungstat, infolge Einstellung des Verfahrens seitens der
Grotzh. Ktaatsanwaltschaft der Genannte wieder auf freien
Fuh gesetzt werden. Es herrscht ob des ganzen Vorgangs hier
begreiflicherweife große Erregung, nachdem insbesondere heute
noch daZ bis jetzt unwidersprochen gebliebene Gerücht aufge-
taucht ist, obiges Mädchen habe nachträglich seine angeblich
aus Ftircht vor Strafe wegen zu fpäter Heimkehr an bewutztem
Wend gcmachten Angaben widerrufen. Eine amtliche Auftlä-
rung dcs Sachverhalts erscheint hiernach dringend geboten.

I< Mannheim,'24. Mai. (Raub.) Am Pfingstsonntag
wurde auf den 16 Jahre alten Fr. Hölzlin ein Raubanfall ver-
übt. ,H. gab freiwillig Uhr und Kette heraus. Nicht genug da-
mit, versetzte der Täter ihm noch mehrere Stiche in den Kopf,
sodatz H. schwer verlctzt ins allgemeine Krankenhaus verbracht
werden mutzte. Der Täter ist noch nicht ermittelt.

Mannheim, 24. Mai. (Schulbauten. — Stratzen-
bahn.) Jnfolge des grotzen Wachstums der Stadt werden
fortwährend Schulhausnerchauten in rascher Folge notweudig.
Nachdem erst in der letzten Bürgerausschutzsitzung die Errich-
tung cines Zentralschulhauses in C. 6 genehmigt worden ist,
beschlotz der Stadtrat in seiner letzten Sitzung, das Hochbau-
amt mit der schlcunigen Bearbeitung eines Schulhausneu-
bäu - Projektes, sowie mit der Beschaffung weiterer
Schuklokale in dcr I n n e n st a d t durch lleberb«uung des
freien Platzes in K. 2, sowie zur Erstellung je eines weiteren
Tchulhauses in der Neckarvorstadt und im Stadtteil Neckaran
zu beauftragen. — Nachdem sich die Städte Ludwigshafen und
Dürkheim zur llebernahme des sie treffenden Anteils an den
Projektionskyften für die Stratzenbahn Mannheim -
DürkhiciM bereit erklärt haben, beschlotz der Stadtrat, das
Stratzenbahnamt mit der Vornahme der Projektierung zu be-
auftrageiM-,,

X Vom Odenwald, 24. Mai. (L a n d w i r t s ch a f t -
l i cki c s. i Das über Pfingsten stattgehabtc Regenwetter war
wohl deiz.Touristcn und Ausflüglern garnicht gelegen, um so er-
wünschter aber war es der Landwirtschaft. Besonders Not tat
es dcn Apfelbäumen und auch den anderen Obstbäumen; denn
diese waren über und über mit Raupen behangen, die ohnc
Ztveifel obnc den kräftigen Regen in ivenigen Tagen den ganzen
Blütcnstand und den jungen Fruchtansatz vernichtet hätten.

X Waldmichelbach, 24. Mai. (T o u r i st e n v e r k e h r.)
Mil den gestrigen Zügen um 11 Uhr und nachmittags um 3
Uhr sind von hier allein nicht weniger als 150 Ausflügler ab-
gefahrcri, welche durch das Regenwetter genötigt toaren, ihre
Pfingsttour abzukürzen.

U Karlsruhe, 24. Mai. (Todesfall.) Oberförster
Hoffmann, der Sckstviegervater des tz Finanzministers Buchen-

vnwesend^Apothekerprakttkairt lies entsetzt davon. Gleich
darans ertönte ein surchtbarer Kmall: das Ladengewökbe
war eingestürzt und von dem unglücklichen Wötheker
fand man nur etliche Streifen Haut uub emen Teil der
Schädeldöcke.

Dcr Golfstrom. Hn Newyork einlaufeude DamP-
fer meldeu eine starke Zunahme der Gejchwiu-
Ligkeft des Go'lsstroms, wodurch die Fahrzeiten
der Dchrffe stark beejnsluht werden. Me nach Amerika
fahrenden Schifse lmben wesentliche Berspätnngen, zum
Beispiel der „Kaiser Wtlhelm" zehn Stunden, die „Bre-
nien"./vierundzwanzig Stunden, die „Palatia" sechsmrd-
dreihig Stundsn. Die nach Europa gehenden Schifse
fahren dagegen unter dhm Einfluß der Strömung schneller
«ls sonst.

berger, ist heute in dem hohen Alter von 84 Jahren gestorben.
HoffniaNn kebte seit dem Jahre 1890 hier im Ruhestand. Er
Ivar gcboren im Jahre 1820 zu Wertheim, wurde 1846 Forst-
praktikant, 1851 städt. Bezirksförster in Eppingen, 1852 in
Offenburg, 1858 Bezirksförster in Zell a. H., 1864 in Huchen-
fekd. Vom Jahre 1866 ab wirkte er bis zu seiner Pensionierung
in Pforzheim als Oberfürster. -

N Karlsruhe, 24. Mai. (Das Unwetter), das am
Samstag übers Land niederging, hat an vielen Orten nicht u n-
beträchtlichen Schaden angerichtet. Jn Karlsruhe
wurde ein 30 Meter hohes Bäckerkamin, das erst eine Stunde
vorhcr fertig geworden und von den Arbeitern verlassen worden
war, vom Sturme zur Hälfte umgerisseii. Nach einer anderen
Meldung soll der Blitz eingeschlagen haben. Durch den Eiu-
sturz des Kamins wurde dcr Dachstuhl des davorstehenden Neu-
baues vollstäiidig demoliert; autzerdem Imirde im Jnnern des
Hauses grotzer Schaden angerichtet. Das noch stehen gebliebene
15 Mcter hohe Stück zeigte am Psingstsonntag Bormittag Risse
und drohte cbenfalls mit Einsturz. Da nun die betr. Bau-
handwerker nicht zur Stelle waren, wurden auf Anordnung
der Behörde einige Mitglieder der Abreitzer-Abtcilung der 3.
Kompanie der Freiwilligen Feuerwehr gcrufen, welche unter
Lebensgefahr die dcm Einsturz naheu Kaminreste bis auf ein
kleines Stück niederritz. Auch in der Deutschen Waffen- und
Mumtionsfabrik richtete das Unwetter Verheerungen an. An
mehrcren Schuppen wurdcn die Dächer abgedeckt, an einem
Pferdestall wurde eine Wand eingedrückt. Ein Schuppendach
von 60 Meter Länge wurde auf eine Entfernung von über 60
Meter auf das Beamtenwohnhaus geschleudert. Balken wurden
wie Strohhalme geknickt und starke Eisenträger verbogen. Die
Telephonleitungeu wurden zerstört. Jn Hagsfcld schlug der
Blitz in die Scheune des Bäckcrs Adolf Rausch, die vollständig
ausbrannte. Jn Bodersweicr (Amt Kehl) wurde der Taglöh-
ner Jakob Heidt, der unter ciner Eiche Schutz gesucht hatte, vom
Blitz getroffeii, Hemd und Stiefel des Heidt sind teilweise zer-
rissen und verbrannt, sodatz es geradezu ein Wunder ist, datz
er mit dem Leben davonkam. Autzer einigen Brandwunden und
vorübergehenden Gehörstörungen hat der Getroffene anscheinend
keinen weiteren Schaden genommcn. Jn Rotzel (Amt Walds-
hut) war der Landwirt Joseph Eckert mit zwei Söhnchen im
Walde beschäftigt. Alle drei wurden vom Blitz getroffen. Der
11jährige Sohn war tot, während der 9jährige schwere Ver-
letzungen davongetragen hat. Dcr Vater konnte selbst den Weg
nach Hause zurücklegen, obgleich er anch am Kopf, Rücken und
Beinen Verletzungen hatte.

k Eschbach, 23. Mai. (Brand.) Vergangene Nacht
brach auf dem großcn Hofgebäude des Antoii Rombach zum
Maienhof Fener aus; das grotze Gebäude mit allem Jnventar
wurde gänzlich vernichtet. Die Bewohner konnten nur ihr Le-
ben retten. Mit knapper Not gelang es dem Besitzer, das Groß-
vieh und die Pferde zu retten; etwa 12 Schweinc verbrann-
ten. Brandstistung wird vermutet.

8 Freiburg, 24. Mai. (Einbruch.) Jn der Nacht zum
Somitag etwa nach 2 llhr wurde bei Uhrmacher Bleder in der
Schillerstratze (Ecke der Turnseestratzc) ein Einbruchsdiebstahl
verübt, bei dem 18 ältere Uhren im Werte von etwa 380 Mk.
den Dieben in dic Hände fielcn. Die wertvollen Uhren hatte
Herr Bleder aus der Auslage entfernt. Der Eigentümer er-
wachte an einem Geräusch, hat aber nichts wahrgenommen.

Briefkasten.

T. iu Kirchheim. Jeder Arbeitgeber ist verpflichtet, für
jede Beschäftigungswoche oder Teile eiuer solchen
eine Marke in die Jnvalidenkarte des Betreffenden einzukleben.
Wenn Sie den letzteren 2 Jahre lcmg jede Woche, wenn auch
nur tagweise, beschäftigt haben, müssen von Jhrer Seite die
Beiträge für 2 Jahre nachgezahlt iverden. Die Lbrigen
Beiträge sind verjährt, von 3 Fahren kann also keine Rede sein.

HeidelLerger Bereinsangelegenheiten.

-4- Liedertafel. Kurz vor 7 Uhr gestern Abend lief der Zug,
der die wackere Sängerschar aus der rheinischen Feststadt Bonn
wieder nach Alt-Heidelberg bringen sollte, im hiesigen Bahnhof
ein. Eine grohe Menschenmenge umlagerte den Bahnhof und
wartete auf die Ankunft. Auf dem Bahnsteig hatten sich, autzer
zahlrcichen passivcn Mitgliedern des Vereins, die Vorstandschaft
des Heidelberger Sängerverbandes, sowie die Vorstände der
Bundesvereine cingefunden, um ihren Bruderverein zu dem
schönen Erfolg zu beglückwimscheu. Zahlreiche Blumensträutzc
wurden dem Vorstand und dem Dirigenten hierbei überreicht.
Vom Bahnhof aus zog die Sängerschar unter Vorantritt der
Bataillonskapellc in ihr Vereinslokal, das Bürgerkasino. Nach
kurzem Anfenthalt hierselbft begaben sich die Sänger nach ihren
Wohnungen, um sich für das am Abend ftattfindende Bankett
vorzubereiten. Au dem Bankett, welches um halb 9 Uhr be-
gann, iiahmen aktive sowohl als passive Mitglieder so zahlreich
teil, datz der grotze Saal nicht ansreichte, um alle Erschienenen
aufzunehmen und man wohl oder übel den anschlietzenden klei-
nereii Saal zur Benützung mit heranziehen mutzte. Welche
Brüderlichkeit uuter den Heidelberger Gesangvereinen herrschte,
konnte man daraus erkennen, datz sie sämtlich auf dem Bankett
vertretcn waren. Herr Buchdruckereibesitzer Dörr begrützte
als Vertrcter der passiven Mitglieder Lie wackeren Sänger aufs
herzlichste und beglückwüuschte sie zu ihrem grotzen Erfolge, der
umfomehr anzuerkennen sei, als Heidelbergs Liedertafel als ein-
ziger süddeutscher Verein ausgezogen sei, sich mit den rheinischcn
Sängern zu messen. Der Erfolg, 1. Preis b, (nicht c, wie ge-
stern gemeldet), sei eine Entschädigung der Sänger für den Be-
such der anstrengendcn Proben, wo es galt, die ganze Kraft für
das deutsche Lied einzusetzeu. Die Sängerfahrt nach Bonn
wurde im Januar dieses Jahres beschlossen. Der Toast, welchen
der Redner ausbrachte, galt den Sängern und ihrem bewährten
Dirigenten, Herrn Hauptlehrer W a l ch. Herr Vogt, Vor-
sitzender der Liedertafel, dankte dem Vorredner für die freund-
lichen Begrützungsworte, sowie dem Vorsitzenden des Sänger-
verbandes und den Vorständen der Brudervereinc für die Be-
grützung am Bahnhof. Redner führte u. a. aus: der Verein ist
hinausgezogen, um dem deutschen Lied und Heidelberg die Ehre
zu geben. Wir haben unsere Arbeit gekrönt gesehen, haben aber
auch getan, was in unseren Kräften stand. Es waren drei
schwere Tage, die die Sänger hinter sich haben. Wir habeu
Vereine singen hören, wie wir sie seit langer Zeit nicht mehr
gehört haben. Zum Schlutz dankte er noch dem Dirigenten für
seine aufopferungsvolle Hingabe und wünscht, datz derselbe dem
Verein noch recht lange üi steter Gesundheit erhalten bleiben
möge, sowie den Süngern für ihr mustergiltiges Verhalten in
Bonn. Herr Dr. Keller überbringt die Glückwünsche des
Heidelberger Sängerverbandes und die des Bad. Sängerbundes.
Er führte u. a. aus: Jch habe uoch selteu so gerne und aus vol-
lem Herzen geredet, wie ich dies heute tue. Sind wir doch heute
Abend versammelt, Ehre zu erweiseu dem, dem Ehre gebührt,
ihnen, die Heidelberg am Rhein Ehre eingelegt haben. Sämt-
liche Heidelberger Vereine freuen sich neidlos über den grotzen
Erfolg, den Jhr errungen habt, umsomehr, als von Badens
Vereinen niemand nach dem Rhein zu einer solchen Konkurrenz
gefahren ist. Jch weitz, was drunten am Rhein in gesanglicher
Beziehung geleistet wird, und meine Freude war deshalb um so
gröher, als ich von ihrem Erfolg hörte. Zum Schlutz feiner
Anfprache brachte Herr Dr. Keller ein Hoch auf den Vorstand
und Dirigenten der Liedertafel aus und überreichte dem Vor-
stand eineii Lorbeerkranz. Herr Walch nimmt sodann Gele-
genheit, über die Sängerfahrt und die Strapazen der Tage zu
berichten. Auch erwähnte er eines Streiches, den ein aufrich-
tiger (II) Mannheimer Sängerbrnder, der aber nach seiner

Änsicht vielleicht in Heidelberg zu suchen sein dürfte, dcr Lieder-
tirfel mit einem iiach Bonn gesandten anonymen Brief zu spie-
leu bersucht hat. Sein Hoch galt der echten deutschen Sanges-
kjruderschaft'. Das Baukett, das sichi recht lange in die Nacht
hineinzog, nahm einen schönen harmonischen Verlauf.

Handel und Berkehr.

Mannheim, 24. Mai. Obertheinische Bank —.— B.,
S3.00 G. Rhein.Kreditbank-.— B.. 138,20 G. Rhein. Hypotheken-
Bank 192.— B., —G. Brauerei Kleinlein, Heidelberg — — D-,
—.— G-, Schroedl'sche Brauerei Heidelberg —.— B. —G„
Portland-Zementwerk Heidelberg 114.— G-, —.— B.

Börsen-Bericht vom 21. Mai.

(Frankfnrt.)

3°/, Deutsche R-ichsanl. 89.64
3'/,°/» Deutsche Reichsanl, 101.85
3«/. Preuß. Consols 89.60

3'/z"/o Preuß. Consols 101.75

3'/.//, abgest. Baden 99.90

4°Io Russische Staatsanl. 91.—
4"/„ Ungar. Staatsrente 97.75
4°/. äußere Lrgent. 1897 79.80
5°/« innere Mexikaner 42.85

Rhein. Kredttbank-Aktien 138.20
Oberrhein. Bank-Aktien 92.70
Heidelbg. Zement-Aktien 114.60
Allg. Elektr.-Ges.-Aktien 212.—
Oesterr. Kredit-Aklien 201.30

Oestr- Staatsbahn-Aktien 137.—
Oesterr. Südbahn-Aktien 13.30
4°/, Heidelberger v. 1901 101.—
t°/, Mannheimer v. 1901 101.80
(L o n d o n.)

4°/« Japancr 71"/,

Goerz Wares 2"/,,

Geduld/ShareS 6'"/,s

Great FtugaUSbares 8°/,«

Jvanhoe SHM« 8'/«

Baltimoreu.OhioShares 80 Vg

TaNada Vacific Shares 120",V

(Berlin.)

4'/-°/» Chinesen 87.—

Diskonto Komm.-Aktien 186.70
Deutsche Bank-Aktien 219.20
Berl. Hand.-Ges.-Aktten 152.70
Darmst. Bank-Aktieu 136.50
Dresdener Bank-Aktien 151,20
Nat.-Bank für D.-Aktien 121.50
Schaaffhaus. Bankv.-Al,. 146.20
Bochumer Guß-Aktien 191.90
DortmunderUnion C.-Akt. 85.70
Gelsenk. Bergw. - Aktien 214.60
Harpener Aktien 199.40

Hibernia - Aktien 196.70

Kölner Bcrgwerk - Mtien 413 —

Laura - Aktien
Privat-Diskont
Retchsbank-Diskont

Geldsorten.

M Franks-Stücke
Dollars in Gold
Engl. Sovereigns
Oesterr. Noten
Ruffische Noten
Amerikanische Noten
Englische Noten

242.60

4°/»

16.23

4.18'/./

20.36

85.20

218.25

4.18

20.39

WasserftlUldrnachrichten.

Necka r.

Heidelberg. 25 , 1.49, gest 0,04 m
Heilbronn
Rannheim,

Rhein

Sauterbnrg, 24., 4.83, geft. 0 21 m
Maxan, 24-, 4.96, gest. 0,24 m
Mannheim 24., 4.58, gest. 0.04 m

Der Krieg in Ostafien.

Peters'burg, 21. Mai. Die Behörden haben
Latsachen in Erfahrnng gebracht, welche auf tang-
jährtge V o r b e r e i t u n g e n der Japaner auf
den Krieg hmdeuten. Seit drei Jahren stellte man fest,
daß bei deil Messen in Mshni-Nowgero sämtliche Vor-
räte an gewöhnlichen Pelzen zu guten Preisen nach Japan
verkanft worden sind. Es stellte fich heraus, daß diese
Pelze für die Ausrüstung der japanischen Qffiziere mrd
Soldaten angekauft worden find. Ferner sind sämtlichs
russische lGeneralstäbskarten über die Mantschnrei von den
Japanern aufgekauft worden, wetche sie außer den Füh-
rern auch 'den gewöhnlichen Soldaten aushändigten.

An Stelle des 'Gmerals Sassulitsch, der nach den
amtlichen russtsckfen Nachrichten die Niederlage am Jaln
verschuldet hat, ift, wie ans Petersburg gemeldet wird,
der -General Graf Keller zum K'ommandeur des
zweiten Armeekorps ernannt worden. Er war erft beim
Ansbrnch des Krieges von dem Posten des Gouverneurs
von Jekaterinoslaw zurückgetreten! nnd dein Stabe des
Generals Kuropatkin zugeteilt worden. Graf Keller
entstammt einer deutschen Udelsfamtlie, die im prentzischen
Militär- und Hofdienst ost vertreten ist, aber schon inr
Ansang des 18. Jahrhunderts auch einen ihrer Söhne
nach Rußland gehen ließ. Graf Keller begann seine Lauf-
bahn in der lGarde-Kavallerie, kam dann in den General-
stab nnd naym im >Stabe Skobelews an der Einfchließung
von Plewna und 'dem Uebergang isiber üen Balkan teil.
Nachdem der damalige Oberst Kuropatkin bei Scheinowv
Verwundet worden war, üöernahm Graf Keller die Ge-
schäfte 'des Clpefs des Stabes bei Skobelew und führte
sie bis zur -Ankunft vor Konstantinopel. Seine Laufbähn
war glänzend, aber nach einigen Hahren trat er ans
persönlichen Griinden in die Zivilverwaltniig rDer. Ge-
nerallentnant Graf Keller ist jetzt 54 Ja'hre alt.

Der niilitärischc Korrespondeiit der „Times"
in einem längeien Aufsatz ans, daß die Russen nach ihren
eigenm Angäben über die Transportfähigkeit der sibi-
rischen Bahn und nack) den Anforderungen zu nrreilen. die
General Knropatkin stelle, nicht in der Lage sein könn-
ten, die großen Massen rnsftscher Tr-nppen in Ostasien
zusammenzubringen, die sie dort haben wollten, und daß
sclbst, wenn es gelinge, die Lente dorthin zu bringen,
sie dieselb-en dort nicht verprovtantieren könnten. Die
Bahn könne, wenn sie ausschließlich snr den Mlitär-
transport gebmucht werde, nicht mehr als ein Armee-
korps in 37 Ta-gen nach dem fernen Osten brtngen, die
beiden Korps, die jetzt abgeschickt wevden sollten, könnten
also nicht vor E n d e S e p t e m b e r an Ort und Stelle
sein. Das sei, meint der Korrespondent, die größte Ge-
fahr der Situation für die Russen, alles hänge eben von
der Bahnlinie ab, die von Tag zu Tag mehr von der
bennruhigten Bevölkernng bedroht werde.

Petersbnrg, 24. Mai. Ein Telegramm des
Generals Kuropatkin an den Käiser von gestern be-
sagt: Am 22. nnd 23. Mai stellte die Kavallerie der russi'
schen Vorhnt fest, daß j a P a n i s ch e S t r e i t k r ä f t e
in ^der Richtung nach Westen auf 'dem Wege nach Hai °
t s ch e n g Vovgingen. Am 21. Mai griff eine japanid
etwa 6 Kompagnien und 3 Eskädrons starke Abteilung
mehrere Kosakensotnien an. die zu Fuß das rechte Ufei'
des Sedzihoflusses besetzt hielten. Bei Beginn' des Ge-
fechts zog sich die japanifche Kolonne hinter japanisÄe
Jnfanterie zuvück, bie nicht wagte, das Tal zu dnrck'-
schreiten und sich auf fast ununterbrochenes Fernfeüer
beschränkte. Nur eine unbedeutende Wteilung verfnchte
den Fluß zil überschreiten, um den rnssischen linkeii Flügel
zn nmgehen, wurde aber in die Flucht geschlagen. Gegerr
Abend zogen die Japaner ihre Postenketten ein nnd zogerr
 
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