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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 126-150 (1. Juni 1904 - 30. Juni 1904)
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ralen Partei ins Benehmen setze, damit eine Versamm-
'lung einberufen werde, um gegen den Beschluß der na-
tionalliberalen Fraktion des Preuß. Abgeordnetenhauses
betr. des Zedlitz-Hackenberg'schen Schulantrages auf das
energischste Stellung zu nehmen. Alle liberalen Männer
des Landes sollen zn dieser Versammlung eingeladen
werden.

Mecklenbsrg.

— Ter verstorbene -Großherzog Friedrich Wil-
helm von Mecklenburg-Strelitz hatte nach
einer sehr glücklichen Jugend das Mißgeschick gehabt,
blind zu werden. Jn Mindheit hat er nahezu 50
Jahre zugebracht, war aber, wie iibrigens viele Blinde,
ganz in sein Schicksal ergeben und in seiner Art glücklich,
Als Winder konnte der Fürst nicht als Soldat aktiven
Anteil nehmen an der Wiedererkämpfung der deutschen
Einheit, aber er hat sich redlich bemüht, sein kleines Land
sorgsam und erfolgreich zu verwalten. Mecklenburg-
'Ltrelitz hat im Berhältnis zu feiner Grötze die meisten
Eisenbahnlinien in Deutschland, ja in ganz Europa, wenn
es sich auch, getreu dem Sinne seiner an dem Altherge-
brachten hängenden Bewohner, in mancher Hinsicht sehr
patriarchalische Formen der Verwaltung öbwahrt hat.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dem Inhaber der Firma Gebr. Langguth in Wertheim, Kauf-
mann Wilhelm Langguth, aus Anlatz des hundertjährigen
Bestehens dieser Firnia das Ritterkreuz 1. Klasse dcs Ordens
vom Zähringer Löwen verliehen.

— Expediturassistent Ludwig Reuther bei der Steuer-
direktion wurde zum Expedityr bei dieser Behörde ernannt.

Karlsruhe, 31. Mai. Heute Vormittag besuchte
die Grotzherzogin in Baden den Grotzfürsten Michael
und reiste 11 Uhr 48 Minuten nach Karlsruhe, um da°
sekbst mehreren Beratungen anzuwohnen. Die Rückkehr
Jhrer Königlichen Hoheit nach Schloß Baden wird erst
am späteren Abend erfolgen. Die Kronprinzessin von
Schweden und Norwegen machte mit dem Großfürsten
Michael eine Spaziersahrt. Ter Grotzherzog hörte im
Laufe des Nachmittags mehrere Vorträge.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 1 Jmü.

V Luisenheilaustalt. Wieder ein Jahresbericht — in den
Papierkorb mit ihm! Wer kann sie alle lesen, die immer von
neucm anf unsern Schreibtisch flietzenl Und doch, setzten wir
ihren Jnhalt zusammen, wir hätten zwar kein lückenloses, aber
doch ein vielseitiges Bild der Gegenwart, ihres Lebens und Stre-
bens, ihres Leidens und Genietzens, unschätzbares Material für
den künstigen Darsteller der Kultur unserer Tage; zu dieser
Mosait liefert auch der Bericht der Luisenheilanstalt zwei wert-
volle Steinchen, ein dunkles, — die Liste der Leiden, die schon
unsre ersten Schritte in die Welt begleiten und ein helles — die
Erfolge, welche namentliche Arbeit, Opserwilligkeit und Jntelli-
gcnz im Kampfe dagegen erzielten. Am augenfälligsten sind ja
dic H e i l erfolge — wir heben nur hervor, datz von den an
Diphtherie und Kroup, diesen schrccklichsten Würgern der Kin-
derwelt,- Erkrankten 64 Prozent, von 16 Typhus-Patientchen
18 genesen sind. Tiese Erfolge sind aber nicht die einzigen, die
Ziele der Anstalt sind ja viel weitere: Förderung der Wissenschaft
der Kinderhdllkunde und Anwendung ihrer Errungenschaften,
nicht nur für die Heilung Erkrankter, sondern auch für die War-
tung und Ernährung kleiner Kinder überhaupt, Ausbildung von
Kinderpflegerinnen, nicht nur Lerufsmätziger, sondern auch für
die Familie. Es ist eine wahre Freude, das ruhige Treiben
der jungen Mädchen in der Säuglingsstation anzusehen, sowohl
in der Pflege, als auch bei der Zubereitung der Nahrung; bis
zu 20 000 Flaschcn im Monat hat es die Milchköchin schon ge-
bracht; der Kenner weitz, welch' enormes Matz von Arbeit und
Sorgfalt dazu erforderlich war. Heidelberg kann stolz sein auf
seine Kinderklinik, die demnächst den Kongretz der Kinderärzte
in ihren Räumen sehen und zugleich die Feier der Einweihung
des Neubaues der Säuglingsstation begehen wird, den wir der
Frcigebigkeit der städtischen Verwaltung und Privater verdanken.
Mit der Ausdehnung der Anstalt wachsen aber auch die Kosten;
vergessen wir nicht, datz sie überwiegend auf die Wohlrätigkeit
angewiesen ist. Möchten doch immer mehr freigebige Hände
sich öffnen, regelmätzige Beiträge spenden, die bisherigen erhöhen
oder sonst die Anstalt bedenken, wozu insbesondere der im Herbst
in Aussicht stehende Bazar die beste Gelegenheit bieten wird.

V Das Orgelkonzert, das zum Besten eines entsprechenden
Harmoniums heute Frl. Egts und Frl. Herrmann in der
Cbristuskirche zu geben die Freundlichkeit haben, wird das von
allen Sachverständigen abgegebene Urteil bestätigen, dah die
Orgel in ihren Einzelheiten sich als ein gutes Werk erweist,

llnterhaltung aus eiuem Weinrestauranl uud wurden
von einem Schutzmaun zur Ruhe ermahnt. Bald kam es
zu Tätlichkeiten, wober ein Polizeibeamter seinen Säbel
zog und deu Baron vou Bodenhausen über den Kopf
schlug. Es entstand eine Prügelei, die erst durch das
Einschreiten mehrerer Polizeibeamter beendet wurde.
Baron von Bodenhausen mutzte in eine Klinik überführt
werden, wo die Aerzte einen komplizierten Schädelbruch
und eine schwere Armverletzung feststellten. Die übrigen
Herren wurden nach der Polizeiwache gebracht und nach
Feststellnng ihrer Personalien wieder entlassen. Sie
sind heute frül) wieder nach Berlin zurückgekehrt. Baron
von Bodenhausen's Zustand ist bedenklich.

— Moskau, im Mai. 'Die Fürstin S ch a h o r s -
koy-Glebosf-Strechnefs, welche alljährlich eine
längere Zeit in Heidelberg im Grand Hotel ver-
weilt, hat in ihrem Schlosse bei Moskan ein Lazarett sür
50 verwundete Krieger eingerichtet. Das Schlotz in der
Umgebung von Mostan ist ein herrliches Gebäude, vom
Stister der Dynasste Romanoff, dem Zaren Michael
seinem Schwager Simon Strechnefs dargvbracht. Die
Ränme des Schtosses sind mit Kunstwerken gefüllt, der
Saal, wo die verwnndeten Ofsiziere untergebracht wer-
den, enthält Gemälde der größten Meister, Wanerman,
Muries, Claude Lorrain. Dah solch' ein 'Qrt zu solchem
Gebrauch benutzt wird, dient als Beweis, wie stark das
patriotische Gefühl gegenwärtig in Moskau angeregt ist.
Der Fmpuls in der^Richtung der Verpflegung der Ver-
wundeten ist durch die Großfürstin Elisa'beth Feodrowna
gegeben.

das uur weuiger Dispositionsberänderuugen bedarf, um volle,
rückhaltslose Anerkennung zu erwerben. Freilich muh fie ver-
standen und von guten Händen gespielt werden. Das geschieht
nun in höchst erfrculicher und dankenswerter Weise durch Frl.
Egts, die lange Jahre als Orgelvirtuosin konzertiert hat, nachdem
sie auf dem Dresdcner Konservatortum ausgebildet war. Die
vortreffliche, für die Kirche, wie für den Konzertsaal geeignete
Stimme von Frl. A. Herrmann wird das ergreifende Mendels-
sohnsche „Höre, Jsraet" und das „Buhlicd" von Beethoven tief
zu Herzen dringen lassen.

V Odenwaldklub. Wie aus unserem Anzeigenteil ersichtlich
ist, veranstaltet der Odenwaldküw auch dicses Jahr wiederum
am Fronleichnamstage einen Ausflug. Sein Ziel ist hauptsächlich
der Falkenberg, ein herrlicher Aussichtspunkt, der leidet
noch wenig bckannt ist. Die Marschzeit beträgt nur 5—6 Stnn-
den. Auch Damen werdcn sich gewih gerne an dem lohnenden
Ausfluge beteiligen.

X Loge Wehrkraft. Am Sonntag, den S. Juni, veranstaltet
die Loge „Wehrkraft" Nr. 472 verschiedene Festliichkeiten aus
Anlah der Tagung der Distriktsloge Badsn. Die Peranstaltung,
die voraussichtlich sehr gut besucht werden wixd, wird dyrch einei.i
Vortrag „Die Alkoholfrage und der Gut-Templer-Orden" für
jedermann interessant werden. Wir verweisen auf das Jnserat
in heütiger Nummer.

^ Acht Tage in Heidelberg. Die vor einiger Zeit in eng-
lischer Sprache erschienenen, vom Gemeinnützigen Verein Hei-
delberg herausgegebene Broschüre „Acht Tage in Heidelberg"
ist nun auch in französischer Uebersetznng erschienen. Dieselbe
erforderte viel Zeit und Milhe, ist aber auch eine wertvolle
Arbeit. Wegen Bezugs der Broschüre wende man sich an die
Buchhandlung Gustav Koester. (Siehe Jnserat).

— Polizeibericht. Verhaftet wurden ein Gärtner, ein
Hausbursche und ein Former wegen Diebstahlverdachts, ein Tag-
löhner wegen Landstreicherei, ein Privatmcmn wegen Bergehens
gegen Z 176 R. St. G. B. und ein Schneider wegen Betrugs.
Zur Anzeige kamen zwei Personen wegen Ruhestörung.

Karlsruhe, 81. Mai. (D a beim M a u r e r st r e i k) eine
Verständigung durch das Gewerbegericht als Einigungsamt ge-
scheitert ist, wurde seitens der Maurer von der weiteren. An-
rufung des Einigungsamts abgesehen.

MeWrch, 31. Mai. (Ueber das Unwetter), das
Freitag Nacht in den Bezirken Meßkirch und Stockach so schreck-
liche Vcrheerungen angerichtet hat, bringt die hiestge Lokalpresse
ausführliche Berichte. Danach hat dcr Wolkenbruch die Strahe
nach Kreenheinstetten an ungefähr sechs Stellen schrecklich zer-
rissen und ausgehöhlt. Der Waldweg von Nusplingen nach Tier-
garten ist schuchtartig ausgerissen und kann kaum wieder herge-
stellt werden. Mtt welcher Wucht die Wasser kamen, ist am besten
daraus zu ersehen, dah Steine von 5—7 Zentner Schwere grohe
Strecken weit fortgeschwemmt wurden.

Freiburg, 30. Mai. (Von der Univcrsität.) Als
Nachsolger des demnächst von seincm Lehramte zurücktretenden
Professors dcr Gynäkologie Geh. Rat Dr. Hegar ist, wie der
„Schwäb. Merk." erfährt, Prof. Dr. Döderlein von der
Tübinger Univerfität in Aussicht genommen.

Handel und Verkehr.

Mannheim, 31. Mai. Oberrheinische Bank —B.,
33.00 G. Rhein. Kreditbank —B.. 138.20 G. Rhein. Hypotheken-

Bank 192.— G„-B. Branerei Kleinlein, Heidelberg — — B,

—G., Schroedl'sche Brauerei Heidelberg —B. —. - G.,
Portland-Zementwcrk Heidelberg 115.— G., —B.

Börsen-Bericht vom 3l. Mai.

(Frankfurt.)

3°/o Deutfche Reichsanl. 89.70
3'///» Deutsche Reichsanl. 101.90
3°/„ Preutz. Consols 89.80
37-7° Preuß. Consols 101.65
37-7° abgest. Baden 99.75
Russische Staatsanl. 90 90
47° Ungar. Staatsrente 97.35
1°/, äußere Argent. 1897 79.50
5°/» innere Mcxikaner 42.75
Rhein. Kreditbank-Aktien 138.20
Oberrhein. Bank-Aktien 92.50
Heidelbg. Zement-Aktien 114.80
Allg. Elektr.-Ges.-Aktien 215.30
Oesterr. Kredit-Akiien 201.60
Oestr. Staatsbahn-Aktien 136.70
Oesterr. Südbahn-Aktien 13.25
47° Heidelberger v. 1901 10l.—
47° Mannheimcr v. 1901 101.30
(L 0 n L 0 n -
E/a Japcmcr
Äoerz Shares
Gedulv Shares
Äreat Fingall SbarcS
Zvanhoe Shar-'S
Baltimore u. Ohio Shares
Tanada Pacific Sbares

74-

2'7.°



A

120-ll

(Berlin.)

40-«/° Chinesen 87.—^

Diskonto Komm.-Aktien 187.20
Dentsche Bank-Aktien 2)8.70
Berl. Hand.-Ges.-Aktien 153.—
Darmst. Bank-Aktien 136.80
Dresdener Bank-Aktien 151.70
Nat.-Bank für D.-Aktien 120.80
Schaaffhaus. Bankv.-Alc. 147.30
Bochumer Gnß-Aktien 191.75
Dortmunder Union C.-Akt. 85.50
Gelsenk. Bergw. - Aktien 217.—
Harpener Aktien 198.10

Hibernia - Aktien 195.10

Kölner B-rgwerk - Aktien 422.—
Laura - Aktien 241.25

Privat-Diskont 37°°'»

Reichsbank-Diskont 4°°

Geldsortrn.

20 Franks-Stücke 16.25

Dollars in Gold 4.187-
Engl. SovereignS 20.36

Oesterr. Noten 85.20

Russische Noten 215.25

Amerikanische Noten 4.177<
Englische Noten 20.40

Wa tz rrML s«n a chrichten.

N e ck a r.

Keidelberq 1, l.92, a>f 0,l9m
Heilbronn 30., 1.80, gef. 0.09 m
Mannüeim. 31., 5.49, gcf. 0 28 m

R hein

Lauterburg, 31-, 5.32. aef. 0.11 w
Maxau, 31., 5 50, gif. 0.06w
Maunhcim 31., 5.53, gcf. 0 07 m

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

-I- Harmonie-Gesellschaft. Das gestrige Konzert des ge-
samten städtischen Orchesters war gut besucht. Litten die ersten
Nummern des mit besonderer Sorgfalt zusammengestellten Pro-
gramms, die im Garten gespielt wurden, etwas unter dem gerade
ausbrechenden Gewitter, so konnte man sich der weiteren Ab-
wicklung des Konzertes im großen Saale mit ungetrübtem Genutz
widmen. Unser wackeres Orchester unter Radigs Leitung gab
sein Bestes; es erntete stürmischen Beifall und mutzte sich zu
mehreren Zngaben verstehen. Die Gesangsabteilung erfreute dis
Hörer durch drei Männerchöre, die fleitzig eingeübt, mit Hin-
gabe und gewohnter Pünktlichkeit vorgetragen wurden, An das
schön verlaufene Konzert schloß sich eine Tanzunterhaltung an,
zu der der Orchesterverein die Weiscn spielte.

X Kaufmännischer Verein für weibliche Angestellte. Die bis-
her am Mittwoch regelmätzig abgehaltenen geselligen Zusammen-
künfte werden von heute ab ausgesetzt bis zum Herbst,

Der Krieg in Ostasien.

L 0 n d 0 n , 31. Mai. Nach einer Meldung des
„Daily Telegraph" vom Sonntag aus dem japani-
schen Hanptquartier war bei der ersten japa-
nischen Armee, von Vorpostengefechte abgesehen, nichts
Neues zu melden. Die Trnppen waren größtenteils
mit Wege- nnd Brückenbau beschäftigt; die sremden
Kriegsberichterstatter dnrsten nicht über drei Ktlometer
jenseits von Föngwangtscheng vordringen.

London, 31. Mai. Den „Central News" aus
T 0 ki 0 zusolge, telegraphierte Generat Oku aus Dalny
daß trotz der gemeldeten Zerstörung Dalnys
durch die Russen über hundert Schuppsn und die Kasernen
unversehrt, sowie das Telegraphenamt und der Bahnhos

stehen geblieben sind, Die Japaner nahmen über'
290 Eisenbahnwagen. Me kleinen EisenLahnbrücken um
Dalny sind alle zerstört, ebenso der große Pier; die klei-
neren Piers und die Docks sind unversehrt. Die Einfahrt
zu den Docks ist blockiert durch versenkte kleine Dampfer.

T 0 ki 0,31. Mai. Die Russen r ä umenHals
über Kopf Dalny, nachdem sie versucht haben, die
Stadt zu zerstören. Wie japanische Patronillen be-
richten, sind mehr ats 100 Gebäude, Kasernements, Te-
pots, Eisenbahn- und Telegraphenbureäus beschädigt.
200 Eisenbahnwagen wurden unbeschädigt vorgefunden.
Die Russen zerstörten den großen Staden und sperrten
die Einfahrt zum Hafenbassin dmrch versenkte Dampfer.
Die Anlegebrücke hal nicht gelitttzn. Man glaubt, datz
die Armee des Generals Qku Dalny unverzüglrch be-
setzen werde.

T 0 ki 0 , 31. Mai. Me Russen zerst ö r ten
eines ihrer Kan 0 ne nb 0 0t e, welches si« rvährend
'des Kampses um Nauschau vom Talienwan aus gegen
die linke Flanke der Japaner benutzten. Der Name des
Schrfses ist unbekannt. Es dürste der „Bobr" gewesen
sein.

Tokio, 31. Mai. General Okn meldet, datz eine
japanische Abteilung Dalny am 30. Mai be-
setzte. — Dalny, die Wunderstadt, war eine eigenartige
Gründung der Rnssen. An einer Stelle am Meere, wo'
bis dahin kaum ein Haus gestanden, legten sie nach einem
bis ins Einzelne durchgearbeiteten Plan eine Gr 0 ß -
st a ö t, an, welche die Metropole des -Ostens werden
sollte. Zahlreiche große Bauten waren erstellt, ehe noch
Esnwohner vorhanden waren, grotze Hafenanlagen wur-
den erstellt, und nun haben die Russen, ehe Dalny noch'
die ihm zngedachte Funkston übernommen hatte, den Ort
zurn erheblichen Teil selbst vernichtet und den Jp.-
panern überlassen müssen.

Tschisu, 31. Mai. Heitte sind 500 chinesische'
Flüchtlinge von Dalny und Talienwan einge-
troffen. Es scheint, datz die Russen Talienwan am
26. Mai verlassen und sich nach P 0 rt Arthnr be-
geben haben, nachdem sie zuvor jeden für die Japaner
verwendbaren Gegenstattd'-durch Feuer vernichteten. Nach
Berichten dieser Flüchtstnge ränmten die Russen Dalny
ebenfalls am 26. Mai, zerstörten zuvor äber die Eisen-
bahngebäude, drei Handelsschisfe, Baggerfahrzeuge und
kleine Hasendampfer.


Ssuptsrrssss

1ST.

^slstsn

1040.

6/VLrks ^srisa^/ — S////Arks /'/»s/5».

Nemste Nachrichten.

Stuttgart, 31. Mai. Sicherem Vernehmen nach be-
schloß die Regierung die Zulassung der Feuerbe-
stattung in Württemberg.

Trier, 31. Mai. Dienstag, den 7. Juni, wird
das Gericht im P r 0 z e ß H 0 e n s b r 0 e ch - D a s b a ch
das Nrteil verkündigen, ob der Klage auf Grund des
8 657 stattzngeben ist. Hoens'broech klagt bekanntlich
wegen der von Dasbach ausgelobten 2000 Fl., indeM
er behanptet, nachgewiesen zu haben, datz die Jesniten den
Satz ausgestellt haben: „Der Zweck heiligt die Mittel",
d. h. „jede an sich sittlich verwerfliche Handlung ist da-
dnrch, daß sie vollbracht wird, um als Mttel zur Er-
reichung eines gnten Zweckes zu dienen, sittlich erlaubt."

Bcrlin, 31. Mai. Wie man ans London meldet, wird
L 0 rd Lansd 0 wne am Mittwoch mit dem deut -
schen B 0 tschaster die P 0 li t i schen Fr a geu
feststellen, die währcnd des Besuches des KönigZ
Eduar d in Kiel zur Sprache kommen sollen. Mau
erwartet von der Monarchenbegegnnng wichtige politische
Ereignisse.

Bcrlin, 31. Mai. Großes Anfsehen erregt das Er-
gebnis der heutigen anßerordentlichen Gene^
ralversammlung der Berliner B a n k, in
welcher über die V e r e i n i g u n g mit derDeutscheM
Bank Beschlutz gefaßt werden sollte. Gleich zu Begin»
der Versammlung teilte der Vorsitzende des Aufsichtsrates,
Kommerzienrst Lukas, mit, datz die Teutsche Bank iw
einem Entwurf zu dem Vertrage zwischen der DeutscheN
Bank und der Berliner Bank eine Bestimmung vorge-
sehen habe, wonach der Aufsichtsrat der Berliner BaM
für den Schaden etwaiger Prozesse, welche durch Protest-
Erklärungen der Aktionäre der Berliner Bank enstteheck
könnten, garantieren müßte. Hierzu t'önne sich der Auf-
sichtsrat nicht verftehen. Es wnrde der Antrag gestellt,
ans der Mitte der Generalversammlung eine Revisions^
Kommission zu bilden, welche die Sachlage Prüfen sollte-
Der Vorsitzende erklärte jedoch, daß in der VersammluE
nicht das znr Beschlußfassnng erforderliche Kapital voll
28 700 000 Mk. sondern nur 25 Millionen vertretett
seien. Eine neue Generalversammlung mit dieser Tages^
ordnung wird nicht mehr anberaunit werden. Die Ber-
liner Bank 'bleibt also als solche bestehen.

Berlin, 31. Mai. Bei herrlichstem Wetter fand heu^
anf dem Tempelhofer Felde die Parade der in Berlitt,
Charlostenburg, Spandau und Lichterfelde garnisonierett-
den Gardetruppen vor dem Kaiser statt.

Ncnstrelitz, 31. Mai. Jn einem von gestern datierten
 
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