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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 151-176 (1. Juli 1905 - 31. Juli 1905)
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Donnerstaa. 13. Zuli 1905.

Erstes Blatt.

47. Jahrgang. — Nr. 161.



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Die Landtagswahlen in Vayern.

^ ^ Die zweite bayerische Kammer Mlt 159 Mitglie-
' ^as Zentrum! würde also in ihr die Zweidrittel-
A n besitzen, wenn es 196 Mandate aufzuweisen hätte.

^en ibts jetzt vorliegenden Nachrichten sind ihm 192
^ sicher. ES würden also nur 4 fshlen. Man kann
^ .?er den obwaltenden Umständen nichts dringender
inschxn, ri^Z ihm- riuch diese vier Mandate noch zu-
Tann ist es- die absolute Herrin in der Kvmmer
^/.,kann eine Politik nach seinem Programm und seinem
rn allen Dingen, auch in Verfassungsangelegenhei-
'^urchsetzen.

-kllohl konnte man in Heidelberg von Herrn Wacker
i,i vi"' Zentrum in Baden niemals die Rsgierung

"e Hand nehmen würde; allein das war eine Beschwich-
Wenn das Zentrum in Baden eine hin-
'^ude Mehrheit erzielt, wird. es ein Zentrumsmini-
verlangen. Tas ist uatürlich. Wozu ftrebt denn
^ ^^Partei nach der Mchrheit? doch nur um eine Leitung
in^ '^^utsgeschäfte und Erledigung der politischen Fragen
"wem Sinne herbeizuführen. Sonst hätte ja die
^ Mtche und Arbeit keinen Zwock.
d», bayerische Zentrum vückt denn auch schvn schr
uiit der Sprache heraus. So hat, wie die Blät-
)Z^uelden, der Kammerpräsident -Orterer sich in „unge-
I^E.Icharfer Weise" mit dem Mnisterium und nament-
djx ^em Minister des Jnnern beschäftigt, unter dem
t^ 'O^ikände im Lande einen Charakter augenommen hät-
. „datz es so nicht weiter gchen werde". Das Zen-
uiu oiird die Lebensfähigkeit des jetzigen MinisteriumS
^en; das bestätigen auch anderweitige Kundgebungen.
Ncr ^ ^ Man soll es nur Prüfen, und wenn es trotz sei-
Ij->, h^oßen Nachgiebigkeit zu einer reineu Zentrumspo-
?lll "lcht entschließeu kann, es zum Rücktritt dräugen.

Halbheit und Verschwommenhett möge aushören.
o,// wollen schen, wie ein Zentrumsministerium, gestützt
sstp Zweidrittel-Mchrheit m der Kammer, einen deut-
' ^Staat regiert und was dabei h>erauskommt.
vllo^^ Zentrum ist zweifellos eine kousessionelle Partei;
sich "^ralen Einrichtungen des modernen Staates hat es
> auss Aügste zu Ifutzen- genracht, aber der moderne
o,i,v . ^k^er ist uicht sein Jdeal. Dieses liegt gauz. wo
Mühe und Not hat die bayerische Regierung
ZsM^^ber denr Drängen des Zentrums die Rechte und
eiues modernen Staatswesens zu verteidigen
krid pEj aber nun ist, wie Orterer sagte, ein Gedenktag der
ist^Ilschen Beweguug sür alle Zeiten eingetreten. Nun
hai ^ugenblick gekommen, da das Zentrum die Macht
' ^lnen Staat nachi ureigenstem System zu regieren.
^ das heißt, werden w-ir bald erleben.

Bismarck sagte einmal, er möchte der Sozial-
dg Ostatst gern eine Provinz für einige Zeit übergeben;

"sich bald als unmöglich! erwiesen haben. Das
dc, hai nun ein ganzes Königreich zur Verfügung,
stch irin Geist und seine Regierungskunst
^lli. ossenbaren. Es wird mcht lange dauern, dann

wird es Alles gegen stch aufgebracht haben, was nur
einen Funken von Liberalismus in sich birgt.

Für die Liberalen in Bayern haben die Vorgänge,
wie die „Münch. Neuest. Nachr." gestern bemerkten, das
Gute, daß die rücksichts- und- erwägungsreiche Oppor-
tunitätspolitik schw-inden und dafür -die prinzipiellen
F-vrderungen sich um fo energischer un-d ausschließlicher
in den Vvrdergrund drängen werden. Die Liberalen ha-
ben jetzt die Aufgabe, ohne jede Wcksichtnahme die For-
derungen der Ausi'lärnng, der Selbstbestimm-ung und des
Fortfchritts zu vertreten. Das Zentrum, in-dem es in
der entgegengefetz-ten Richtung in seiner durch und durch
intoleranten Art arbeitet, wird ihr bester Bundesgenosse
sein. Vielleicht kommt es in Baden auch- noch so.

Deutsches Neich-

— Nach einer Meldung der „Hamburger Nachrichten"
aus Berlin wird au zusiän-diger Stelle erklärt, daß die
unaünftigen Nachrichten eines Berliner Blattes über den
G e s u n d h e i t s z u st a n d des K r i e g s m i n i st e r s
jeder Begründung entbehren. Zutreffend sei
nur, daß sich der Minister wie im vorigen Jahre zur Kür
in Kissin-gen aufhält. Nach von dort eingegangenen Na-ch-
^ rickten befinde sich der Minister so wohl wie irgend mög-
lich.

Baden.

KarIsruhe, 11. Juli. Die s o z i a I d e m o k r a-
ti ! chePartei erösfnete heute in Karlsruhe die Land-
tagswahlkampaigue mit einer gut üesuchten Vers-amm-
lung im Kolosseumssaal. Gleich- bei dieser ersten Gele-
genheit zeigte es sich, wel-ch vortrefflichen Agitationsstoff
die badische Rsgieruug mit dem Redeverbot un-d der
Konsignierung der Garn-is-on in- Konstanz den fozialdemo-
kratischen A-gitatoren gelisfert hat.

Während- die Ausführnngen der Redncr über Kapilalismus,
Mltitavismus, Ko-Ionialpolitik, Schul- und Eisenbahnwesen
usw. mit Sti-llfchiweigen a-ngehört wurüen, evhob sich, so ost die
Vorgänge in Berlin oder Konstanz berührt wurden, ein frene-
ti-scher Beifallssturm. Es ist daher begreiflich, dvtz sich dieses
„Reizmit'tc-I" kein Redner entgehen lietz. Reichstagsabgeord-
netcr Frätzdorf-Dresden sprach zun-ächst über die politische Lage
im Reich. Seme Ausführungen- über Kapitalismns, Reichs-
finanzen, Militarismus, Kolonialpolitik waren weder origincll
noch wirkungsvoll. Erst als -der Niedner auf das Kapitel Jau-
räs-Bülow zu sprcchen kam, wurde die'Versammlung „warm".
Da passierte ihm aber das Mitzgeschick, datz er heiser wurde und
abibrc-chen- mutzte. Was Frätzdorf nicht zu sagen vergönrit war,
holten die be-iden so-lgenden Redner Kolb u-nd Weitzmann reich-
lich noch. Herr Kolb evörterte zunächst die polstische Lage in
Baden, wobei er mit grotzem Na-chdruck betonte, >datz die So-
zialdemokraiie keine Ursache häbe, ein, Kerikales Regiment in
Baden! auch nur vorübergehend zu wün-schen, weil dad-urch jede
fortschrittliche Entwicklung verhindert würde. Fn Bayer-n seien,
die Sozialdemokraten nur deshal-b mit dem 'Zentrum gegangen, -
weil sie dadurch hätten an Macht und Ein-flutz gewinnen
können'. (Bekanntli-ch 'haben die Sogialdemokraten in Bayern
4 Mandate verloren und 2 gewonnenl) Datz in 'Baden nicht
alle liibera-len Elemente ge-gen- das Zentrum sich verbinden-,
daran sei nur die. „blödsinnige" Angst der Nation-al'Iilberalen
vor Len umstürzlerischen Bestre-bungen Ler /Sozialdemokratie
schuld. „Und doch denken wir nicht daran, unsere Ziele mit 'Ge-
walt zu erreichen!" Der Liberalismus kann nach der Meinung

Kolbs nicht mehr regieru-ngsfähig werdeu ohne die Sozial-
demokratie. So wie die Dinge liegen-, bleibe der Sozialdemo-
kratie nichts anderes übrig, als seWständig -vo-rzugehen und den
Kam-pf nach zwei Fronten zu führen. Für sie komme es >haupt-
sächlich darauf an, datz keine der beiden grotzcn Parteien die
Mehrheit im Lan-dta-g 'bekommt und datz die Sozialdem-okratie
Las Zünglein an >der Wage bildet. Der Redner beihandelte so--
dann die Agrar-, >Schul- und Eisenbahnfrage und- kam in einem
äutzerst wirkungsvollen Schlutzwort auf die Vorgänge in Kon-
stanz zu sprechen, die auch der lehte Redner, Herr Weitzmann,
mit Geschick für die Zwccke der Sozialdcmokratie auszufchlach-
ten wutzte. Mit lä-chelnder Miene rechnete er den Genossen
vor, datz 25 scharfe Patronen für jeden Soldaten der Konstanzer
Garnison bei der gewaltigen Durchschlagskraft der kleinkalibri-
gen Gewehre gerade ausgereicht hätten, um 20 000 wehrlose
Menschen, die zu emem „Bolksfest" am> Woden-see zusammenge-
strömt waren, ins -Jenseits zu befördern. Die Wirkung dieses
A-gitation-sstofses kann sich jeder leicht ausmalen. Der weite
Saal dröhnte von einem' Beifallssturm, als zum- Schlutz der
Rus erscholl: Bei den- nächsten Wahlen und im Landtag wird
die kleine Exzellenz von dem arbeiienden Volke die Quitt-ung
erhalten.

ANs der Karlsruher Zeitlmg.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzhcrzo-g haben den
Mitgliedern der frciwi-lligen Feuerwe-Hr in Steitz-lingen, Land-
wirt Alois Streit und Mctzger Margell 'Fi-ederle das-
Ehren-zeichen für vierzigjährige treue Dienste 'bei der sreiwil-
ligen Fcuerwehr verliehen.

— Der -Sekretariatsasiistent Julius Kall wurde zum Expe-
ditor und der Expeditor Friedrich Reichcrt zum- -Revisor bet
dcr Qberdircktion des Wasser- und «Ltratzenbaue-s ernannt.

Aus SLsdt und Lanv.

Heidelberg, 13. Juli.

-p Studicnausflug. Am lctzten- Mittwoch besuchten Studie-
rende der Universität Heidelberg und Lehrev die Sunlight-Sei-
fen-Fabrik in Rheinau und die Fabrik irischcr Oefen Esch u,
Cie. ini Neckarau bei Mannheim unter Führung eines Dozenten.
— Dte Licht- und Seiscn-Fabrikation zeigt deutlich cine Ten-
dcnz zum Grotzbetrieb infolge des typifchcn Charakters ihrer
Funktioncn; Vvn 1882 aus 1895 >hat die Zahl der Betriebe in
Dcutschland nach den Berussgählungen um 501 abgenommen
und die der Grotzbetriebe um 15 zugenommen. Die Sunlight-
Seilfenfabrik wur-de 1899 gegxündet, um' d-ie Seife dieses Na-
inens in Dcutfchland herzustellen; ihre Produktion steigerte sich
im- Lau'fe der Jahre erheblich. Das Arewl der Fabrik >beträgt
85 000 Quadratmeter; mächtige, freundliche Fabrikgebäude mit
einer Front von 250 Meter und luftigen, weiten Räumen
stehen für die Produktion zur Verfügumg. Die Aufgabe, Seife
durch Veösiedcn von Fetten mit ätzenden Laugen zu ge-winnen,
wird Lurch einc längcre Rcihe woh'l in einander greifcnüer
Prozesse gclüst; bcsonders hervorzuheben ist der Siede-prozetz
in großen Pfannen mit einer Fassungskraft von 1200 Zentner
Seife, ferner die Trennung des Glyzerins von der Untcrlauze
sür den Verkaus an Dynamitfabriken.' 62 Arbeiter und Arbet-
termnen; wenig Oualitätsarbeiter. Löhne für erwachsene
männ-Iche strlciter 3 4>ck. bis 4.20 Mk. Meisten° Lkkordlohn,
Zehnstünü-ige effektive Arbeitszeit. Die Fabril stellt ihre
Drucksachen, Kartons un-d Kistcn auf zahlrvichen Maschincn
selbst 'her. Geräumige, freundliche Kantinen für Arbeiter und
Beamtc. — Die Fabrik i'rischcr Oefcn wurde 1886 gegründet
mst 13 Arbeitern; 1904 zählte sic 188. Die fertiggestcllten
Oefen stiegen van 4025 in 1894 auf 12 788 in 1904. Die irischew
Oesen charaktcrisicren sich Lurch cine feine Regulierung der
Luftzufuhr; dadurch wevden eme sparsame -Bevwendung von
Heizmaterialien nnd eine gleichmätzige Erwärmung der Zim-
mer Tag und Nacht ermöglicht. D'ie Praduktion begin-nt mit
der Schaffung von Modellcn. Danach werden Gußformen mit

Eann man doch literarisch so ungebildet sein- nnd dem
j'bexL sW Baeon hvb-e die Shakespeare-Dramen geschricben,
schenkeü! Man blamiert sich ja damit.
^hcij.v 9^ unumstötzlich sestgcstellt, datz der Schauspieler
Wue Wcrke verfaßt hat. Und- wenn wirklich cin
Mex, cry geschrieberc haben sollte, so könnte >das doch von
> To ein einziger nicht sein, nämlich Bacon.

en^ ^on- Een Se-iten >dem entg-egen, der die Mei-
^wriirffrölpricht, ^n svllte 'die- Sache doch wenigstens ohne
c- einmal -genau und gründlich untersuchen.

?Egerweise aber bleiben -die Belächler der Bacon-
^tunim, wcnn man! sie fragt, ob> sie wissen, aus Grund
mest Maierials eine Anzahl von Lenten zu dieser Hypo-
ist, dic sie mit ganz auher-ordenrlichem Eifcr
ä»» . Es ist Lesihwlb- vielleicht nicht nnerwünscht, 'wenn

Zur Shakespeare-Vacon-Frage.


r ^Er kürzlich> erischienenen Wroschüre von Bormann
Sir iXobn Ä>a>Iitaff'si*1 ein- aedränater Ueberblick

da

rich,

'L-ir John Fa'lstaff's)*) ein gedrängter Ueberblick

Den, wivd. Bormann schreibt:

'der Shakespeare-Dra-men! nmgab allezeit ein
Ist schrlst^ Tunkel. Ter Schauspicler William Sh-aksvere
^tte er siK. selbst) aus Stratfovd, den man dasür hwlt,
ifrhn Jahrc vor seinem Tode aus London nach fcincm
^cd. znrückgczogen. Als er 1616 starb, rührte

Shakespeare-Dramen aus der Bühnc und im
M und, bewundert wurden, kei-ne Feder, seinen Tod

wß dice?^^ Die literarisch Gebildeten schicnen es zn wissen,
^resig- ^,Mann nur als Tarsteller, Re-gissenr nnd Thcater-
den Dramen zu tun gehabt hatte, Jm 18. Iahr-
*) st?—--

A'u siutor Sw John Falstaff's. Literarische Enthüllun-

-n§U'>N Briefwechscl des siebzehntcn Jahrhundert von

-t»s>s rm<ini> Leipzig, Edwin Bormann's Selbstverlag,

°rm«rm.

hundert traten lüute Vermutun-gen aus, daß der Schauspieler
Shaffpere Mcht alle die unter scinem Namen gehenden Dich-
-tun-gen ve-rsatzt habe. Eiüige der Dramen wurden andern
Männerü zugeschrieben, man vermutete die geheime Mitarbei-
terschaft eines oder mehrerer anderer. Die trefe Wiss-en-
schastlichkeit der Dichtnngen wnrüe er-örtert, .ihre unendliche
Viel'se-itrgwst, Hr>e sabelhafte Sprachgewandtheit und ihr rie-
fenhaster Wortreichtum. Das alles stimmte dnrchaus nicht
zu eiinem Schauspie'ler des 17. Fcchrhunderts, der eine we-
niger als mittelmätzige Sch'Nlbilduny genossen hatte, Ler eine
günz fchau-der'hafte Handschrift schrieb, von dem wir kestr ein-
ziges Manuskrrpt, keinen einzigen. Brief, nur sünf m-angelhafte
Unterschriften besitzen, dessen Eltern gar nicht fchreiben konn-
ten (ste machten Kreuze), nnd der nicht einmal darans gesehen
hatte, daß sestre Tochtcr Jndith schreiben lernte. Aus dem
TestameTste -des Schauspielers Shakspere, das kcines Autor-
vechts, ketiner Bibliothel, -keines einzigen Buches E-rwähnNng
tut, geht hertwr, das; er dergleichen nicht befessen hat. Nir-
gends in der Welt ftndet sich mehr ein Bnch, das dem Schan-
spieler Shakspere geh-ört hätte.

Me diese Zweisel nahmen nm's Jähr 1856 eine -Lestimm-
terc Gestalt an. Francis Bacon, dev yroße Lvrdkanzler, Phi-
lvsoph, Naturforscher, Jurist, Geschichtsschreiber und Essaist,
wurde als derjenige gesiännt, der bei der- EntstehNng der Dra-
men die Hanptvolle 'gespielt habe; bis man- Lald dahrn ge-
la-ngte, ihn als den alleinigen Nnd wirklichen Shwkespeare-
Dichter zn nennen, der sich des Schanspielers Williain Shak-
spere, -mit der veränderten Schreibform: Shakcspcare, als
Strohmanns be-dient hatte.

Der Gedankenparallelen, die zwifchen. den Prosa-Werken
Wacon's nnd >den -Shakespeare-Dichtungen nachgewiesen wur-
den, sind Tau'ende. Aber anch der äntzeren Beweise fanden
sich, obgleich die -Sache von Bacon und seinen Frenniden aus
politischen und- samiliären Gründen sehr drskret bchandclt
wnvde, -mehr und mehr.

Bereits Bacon's Vater und Bacon's Mntter haiten nnr
anonym und psendonym schrrftstellerische Werke veröffentlicht.
Francis Bacon selbst empfieh'It es, 'wie er sayt: nach der Sitte
der Alten, bei gewissen Werken- die Namen. intimer Freunde
uno Zostgcnosscn ((118.: als Verfasser) auf die Titel zu setzcn„
Jn> einer Unterschrist an einen- intrmen literarischeu Frcund
nennt sich Baccm einen „heimlichen Dichter". Seinem Köniy
schreibt er, 'datz er o'ft abisichtlich die Würde seines Jngeninms
und seines Na-mens weggeworfen habe. Und in ernem seiner
Gebete stehew >die Worte: „ich> 'habe (obgleich in einem verach--
teten Gewande) das Gute aller Menschen gesördert." 1621,
knrz nach seinem Kanzlersturze, schreibt Bacon an einen hoch--
gesiellten Freund: „ich will mich nun ganz der Lsteratnr wrd--
men, die wirklichen Schauspieler (ipsos actvves) unterrrchten
und der Nachwelt L-icnen." An andercr Stelle gcsteht er, datz.
cr Schrrften in der Hand hcst, die seinen Namcn noch -viel >be-
rübmter machen könntest. UNd als er starb, erschienen 32.
Traueryedichte in lateinischer Sp-rache, also nicht für die
Menge, sondern blotz für die Gebildcten besftmmt, die nur
nebeniher den Philosophcn, Naturforscher, Juristen preisen,
wohl aber -lant nnd vernehmlich dcn Tod cines gr-oßen Dichters,
den- Tod des größten Dichters, den Töd des grüßten dramatr-
swen Dichters beklagcn. Bacon wird als zehnte Muse geseiert,
als Führer des Mnsenchors, als Rrval Apolls (Apoll war stets
-ini erster Linie der Gott der Dichtku'nst); die Pegasnskünste
werden- wiederholt crwähnt (>der Pegasus war allezeit das
Dichterroß), und Melpomeme rust: -Greb mir meincn Apoll zu-
rück! (Melpomcne war stets dte Muse -der tragischen Kunft).
Jn einem der Gedichte steht ein Verglcich mit „Quirinus"
(das heitzt d-er Spcerschwinger, englisch Shakespcave), in einem
anderni wird das Wort „spicuka" (Wurffpeere, engNsch Shake-
spe'are) doppelsinntg gebraucht.

Dazu ka-m noch -Vre-Ies andere. Lange Reihen von Shake-
spc-are-Dichiunyen erschienen zunächst «nonym, das heitzt rhne
jeden Vevfassernamen. Und als 1623, sieben- Jahre nach dem
 
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