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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-203 (1. August 1905 - 31. August 1905)
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Dormerstag, 3. August 1805. Erstes Blatt 47. Jahraana. — Nr. 17K

Grschei«t täglich, Sonntagr au»gknommen. Prei»'mit Familicnblättern monatlich SO Pfg. in's HauS gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

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M bestimmten Tagen wird ksine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plackattafeln der Heidelbrrger Zeitung und den städtiicken AnMlnqstellen. Ferniprecher 82.

Der vermehrte Zollschutz dev Landwirtschaft
und die deutsche Jndustrie.

Noch immer wird viel geklagt, im neuerr Zolltarif
llnö Leim Wschluß der neuenHandelsverträge
ieien wichtige Zweige der heimischen Jndustrie zu
Eurz gekommen. Und zwar namentlich, weil es galt,
"er I a u dwirtschaft einen vermehrten Zollfchutz zu
teil werden zu lassen. — Da ist >es erfreulich, von fachknn-
rvger Seite festgestellt zu wissen, der vermehrte Zollschutz
^er Landwirtschaft erweise sich anderseits auch für die
-Fllüustrie als uicht uuvorteilhaft. Aus einem Rcherat,
oas der Generalsekretär derstSaarin'dustrie kürzlich über
"as Wirtschaftsjahr 1904—05 erstattete, verdient Hervor-
Ächoben zu werden, was folgt:

»Während iu England ein Drittel der natioualen
-produktion auf dem Auslandsmarkte untergebracht wer-
^en muß, ist es iu Teutschland nur ein Siebentel. Jnfolge-
"rssen ist der autonome Taris von 1902 sechsmal so
^ichtig für die deutsche Jndustrie, wie die Neuregelung
"kr Ausfuhrverhältnisse. Kraft der neueu autonomen
-3olltgrise der Schweiz, Jtaliens, Oesterreich-Uugarns
vnd Belgiens wird die deutsche Judustrie vom 1. März
1906 an mit 15—20 Pr-ozent höheren Zöllen für ihre
stusfuhr im Auslande zu rechnen haben. Die neuen
Handelsverträge haben au dieser Tdtsache nur wenig ge-
Ml-dert, trotzdem sind sie von nicht zu unterschätzender
'oedeutung für die deutsche Warsnerzeugung nicht etwa
ssstr, weil sie die Zollpolitik der Häuptausfu'hrstaaten
lur das Deutsche Reich auf zwölf Jahre unwiderruflich
Wlegen, fondern vor allem, weil sie -durch Gewährung
UneZ besseren Zollschutzes an oie deutsche Laudwirtschaft
^u Biunenmarkt, auf -desseu Aufnahmefähigkeit sechs
^iebentel -der deuts-cheu Jndustrieproduktiou augewiesen
^Urd, aufnahmefähiger gemacht haben. Schon zurzeit
Uheint die deuts-che Landwirtschaft und insonder-heit der
^dutsche Getreide-bau die neuen Verh-ä-ltnisse vorauszu-
Uehmen und stch durch reichlichere Bestellungen bei der
, Hndustrie auf sie einzurichten, denu seit dem März 1905
Ut eine ganz unzweifel-h-aft vermehrte Nachsrage nach Er-
^bugnissen der Eisenindustrie auf dem Mnnenmarkte fcst-
^ustellen. Der vermehrte Zollschutz der Landwirtschast
°Ui7nt also iu hohem Maße der deutschen Jndustrie zu-
Svte."

DeuMes Reich.

^ ,— Die Stadt Koln hat die Stelle eines besoldeten
osuigtzorvEten ihjrem K>r ei s a s fi st e nz a r zt e Tr.
ueter Krautwig übertragen. Hierzu bemerkt die
"^oss. Ztg/st

Die W-ahl cirieS Arztes zum bes-oldeten Beigeordnetcn ver-
^5stt bcachtct zu -weröen. -Sie ist cine Ncuerung. Tatz ärzt-
<vNe.Mltarbeit für dic Gemeinwcsen crforderlich, ist, steht au-tzer
Lff^tel. Man ibraucht nur in Betracht zu ziehen, welchen Um»
^zUg -das Gesundiheitswesen bei dcn städtischen Verwaltungen
hat mit ih-rem- Krankenhänsern, SiecheMnstalten,
^ ^rchäusern, der Einrichtung des schu'lärztlichen Dieststes,
Bekämpfung der ansteckenden- Krankheiten. Gan-z beson-
aber kommt die Mitwirkung von Aerzten sür die Armen-

pflege in Betracht. Dic Stadtgemein-den ha-ben sich zu- einem-
Teile, wis z. B. Ber-Iin, die Mitarbeit eines Arztes im- Magi-
strat dadurch verschafst, -datz 'sie einen- Avzt zum unbesoldeten
Magistratsmitglie'de gSwAhlt haben. Andere, wie 'Breslan,
hab-en- e-inen b-efoldeten Stadtarzt anyestellt, der aber nicht
Mitglie-d des Magistrats ist, sondern diesem untersteht. Belde
Sy-steme haben ihre Mänge'l n-n-d reichen durchaus nicht zu.
Das Gefundheitswefen, in' einer Großstadt beso-n-ders, ist zu
-umfan-greich' und'mannigfaltig, als datz die Arbett, dte hier zu
tun- ist, von einer einzigen Krast bewältigt werden kann, zu-
mal wenn die Leistung diefer Arbeit nicht ausschlietzliche Le-
bensaufgabe ist. Und -die Stellung eines Stadtarztes, der im
wesentlichen nur ärztlicher Beratdr und Beauftragter des Ma-
gistrats ist, schlieht die 'kräftige Jnitiative ans, die zu 'der ge-
deHIichen Entwicklun-g der Stadthhgjene, die im beständi-
gen Musse stch befindet, erforderlichj i-st. Darum ift gerade der
Weg, den die Stadtgemeinde Koln eingeschlagen hat, fehr zu
loben.

— Die Einführung -ei.ner Loh- nkIausel hät, wie
die „Berk. Volksztg." mitteilt, die Reichspostt
Verwaltung beschlossen. Sie hat zum Schutze der
von den Lieseranten der Post beschäftigten Arbeiter in
die Lieserun-gsverträge die Bestimmung au-fgenommen,
dah den Arbestern mindestens der ortsübliche
D u r ch s ch n i t t s l o h n gezahlt werden muß. Der
Unternchmer ist verpflichtet, der Werwaltung alle ersor-
derte Ausk'unft zu erteilen, bis zu deren Vorliegeu diese
die Zahluug vevweigern k'a.nn. Ebenso ist die Verwal-
tung berechtigt, f-alls der Unternchmer die Verpflichtungen
gegen seine Arbeiter oder die für ihn tätigen Handwerker
nicht ordnungsmäßig. erfüllt, aus seinem Guthaben un-
mittelbar die Za-HIungen zu leiften. Lohnlisten und son-
stige Unterlagen hat der Unternehmer zu diesem Zwecke
einzureichen, hat sich auch in eiuer bestirmuten Frist über
die Forderungeu der Verwattung gegenüb-er zu erklären.
Nach fruchtlosem Ablauf der Frist wird seine Auerkeu-
nung der Forderungen vorausgesetzt. Diese Maßnahnie
ist begrüßenswert.

— Daß kein Grund vortiegt, die! euglische
U e b u ng s fa -h r t in die O st f e e mit besorgten Blik-
ken zu bctrachten, wird jetzt auch- von der „Süddeutschen
Reichsk'orrespondenz" ausgesprochen, deren bekannte Be-
zichun-gen sie -woht in die Lage versetzen, ein- z-uverlässiges
Urteit Zu -der Angelegenheit abzugchen. Sie schreibt:

Vou der Ostseefahrt eiuer engtischen Ftotte hat
man in leitenden deutschen Kreisen n-icht erst durch die
in ih-rer Tragweite stark üb-erschätzte Metdung. des Vu-
reau Reuter erfaihren. Es war schon bekannt, daß
mindestens seit dem Mai d. I. in der euglisch-en
Marine von geplanten baltischen Geschwaderübungen
gesproch-en wurde. Als dieser Plan die Gestalt bc-
stimmter Anordnungen der britischen Sechchörden an-
genommen hatte, erfolgte auch in korrekter Form dre
übtiche amtliche Anzeige an Deutsch-
land auf diplomatifchem Wege. Jn hochpolitische
Zusammenhänge wird diese Flottenfahrt von keiner der
beiüeu Regierungen eingeschoben. Soweit die engtischen
Geschwader deutsche Küstenpnnkte berühren follten,
können ste aus die Gaftfreundschaft rechnen, die der
wieüerholt deutschen Kviegsschiffen in britischen Häfen
gewährten bereitwilligeu Aufnahme entspricht.

Nachtriigliches zurn Tasso-Spiel in
Schwetzingen.

war e-in nicht -gerade gcwöhstkiches Borkom-mnis dieses
^aser-Spiel vor dem Apo-llo-Tempel im Grotzherzoglichen
^"vßgarten zn Schwehingen und immerhin in verfchiedenem
st ^si.e ein WvgniS, das untcrnomimen wurde. Es war er-
^ich zu sehcn, wie gut sich- alles in einander fügte.

erkannte un-d erkannte sofort mit Befricdigung, mit
-qDbcui Wirklichkeitssinn und praktischem Verständn-is dieser
sch^^liche Schauplatz für Spiele gewählt und mit welchem Ge-
Lstkgck und grotzer, im- Gr-ustde schlichter Einfachiheit die ganze
z^sterie angelegt ist. Wie oft hat uns u'nd andere dieses
TÄiSe Tempelchen m-it dem noch- zopfigeren Apollo und den
TDstrren angeödet, ustd wie. ganz an-ders erschien das jetzt!
tösi w«r auf einmal -Leben, da war -olympisch--göttliche Heiter-
^vöu ^r Wcihe in gewissem Sinne erwacht. Da -lebte dev
da lebten die Sphinxe wieder vor uns. Denn an der
^ nackten Gestalt des Lichtgottes und der Lötven-weiber,
^ niederströmestden Wasser zwischen -Felsblöcken, zu den
dastjst Bäuni-en und ihrer stillen, eistdrintzlichen Feierlichkeit
die Gestalten, die aus ihnen hervovtraten: sie waren
ber -Erde emporgewachsen: tierisches Fell, Hirtenpelzc
Gcwandung fü-gtcn sich, wie organisch, in die
ebensosehr in die natürliche, wie in dic künstlich
^r>- Tv bewegte sich wieder v-or uns licht, ver-
^ffloii körperlich greifbar, eiste einstigc, ideelle, längst

Vergangenheit, die, -wenn sie auch einc gcdankliche
doch ungewollt und nngemacht aus ihrer Zeit her-
Epf^Müsn war — wir denken hier nicht an das einzelne
Heust If^rn an' die -ganze Richtung, der dieses entsprang -—.
stie tcs Klingelzeichens zur Eröffnung der Vorstellung

tistjö^^ge des Gongs, wie aus entlcgesten Waldgründen, er-
- erregte es ahnungsvolle Enrpsind-ung. Wenn dic reiz-

vollen Gestalten ziwischen dem Gestein aufta-uchten, war es, als
könnte das nicht astders sein. Wenn sie sich z-wischen den Bü-
schen verlore'N, sch-ienen sie in Len -weiten Fersten des FeldeZ
. zu- entweichen. Der freie Raum, anf dem sie sich bewegten,
war kein aufgeschla-genes P-odium-; auf der mütterlichen Erde
spielten sich ihre -Leiden- und Frenden ab. Luft und Licht waren
die des freien Himmels. llnd vost- lbefonderem R-eiz war es, wie
die Natur felbst mitzuspielen schien; an der Stelle, wo v-on der
augen-blicklich singenden Nachtigall -die Rede ist, schlug cine
Singdrossel ganz besonders frisch und kräftig in allernächster
Nähe; viele vmi uns vermögen Nachtigallengosang und Dros-
selschlag nicht Vvn einander zn unterscheiden — ja, wir haben
unverasttwortlicher Weise den -stillen Gedanken, dah- die aller-
meisten in Wahrheit eine Nachtigall zu- hören gemeint haben
werden.

Jst die Augen- sprin-gend sind die V-orzüge cincs solchen
Spielplatzes- für -ie Spieler. Fn der frcien Lust ist der Mensch
doppelt, -Was er ist und sein kann. Da fühlt er sich eigentlich
erst so recht als Mensch. Da werden die erregten Sinne ge-
. kühlt, -das Wlnt ersrischt und die Leidenfchaften gedämp'st; da
mindert sich- alle Sorge herab, Leschwichtigt sich -Angst und löst
sich Beklemmuntz. ULände engen n-icht ein, Rampenlicht blen-
-det nicht; es gähstt kein sinstcrer Zuschauerraum- abgrunö-
artig. Es ist Raum da, sich Luherlich auszu-dchnen und sich
innerlich- zu weiten, es ist Unbefangenheit der Bewegung und
Unmittelbarkeit, sich- zu geben-, -da. Kurz, Lic freie Natur
Wirkt so günstig ein, datz alles, als wenn es sich von selbst
der-stände, natürlicher -wird. Ün'd die Zuschauer, der Hitze
im- Svale ustd dem Znge von der Bühne her, unerträglicher
Zusammenpressung un-d stickiger Luft entrückt, sind erst recht
erleichtert und befriedigt. Matur in> WirMchkeit und Natur
im Spiel wirken auf's glücklichfte in- einander.

Dieses Spiel der Hirten war itt m-shrfachem Sinne herz-
erqüickend. Besonders in Histsicht auf etwas, was in- allen
künstlerischen Dingen der Prüfstein des Aechten ist, in Bezug

Da diese Anstcht, wie wir wissen, der In inahgebenden
deutschen Kreis-en herrschen-den Auffassung entspricht, wäre
es gut, wenn auch in her O-effentlichkeit die Aufregung.
einer rühigeren Hattung Platz inachte, denn es liegt so-
wohl iin Jnteresse Deutschtands wie Engiands, daß ein
vernünstiger inoäns vivencki zwischen ihnen gewa-hrt
bteibt.

Baden.

Karlsruhe, 1. A-ugust. Tas neueste Verord-
nnngsblatt der Großh. Zolldirektion enthält eme vom
Buüdesrat herausgeg-ebene, neue Zollgebühren-
o- rd- nun g, die am 1. August in Kraft getrcten ist und
für jene Geschäftshäuser, die des Oefteren in ihren Ge-
fchäftsräumen Zoll- oder Steuerabfertigungen vorneh-
men- zu tassen nötig -haben, iüsofern ein-e Ueberraschunz
bringen dürfte, ats die G-ebührenfätze eine wesenttiche
Erhötznng -erfahren h-äben. WLHrend bisher f-ür
einen Zollaufseher oder Beamten gleichen oder niederen
Ranges die Gebühr für jede angefangene Stunde 30
Pfennig betragen hat, fiüd von jetzt ab 60 Pfemng an
-die Staatskasse zu vergüten; die Gebühr für Beamto
höheren Ranges ist von 60 Pfennig auf 1 Mk. gestiegen.
Diese Erhöhung bedeutet für die Jnteressenten eine we-
fenttiche Spesenbelastung.

KarIsruh e, 2. August. Es geht üer „Oberrhein.
Korrespondenz" folgende Zuschrift zu: Die Ausführungen
über die zu w e i t gehende O e f f e n t I i ch k e i t der
Grun-dbücher in Baden dürften wohl fast überall
zustimmende Aufnahme gefunden h-aben, man ist wenig-
stens keinem Widersvruch begegnet, was die zum Aus-
druck gebrachte A-nnabme rechtfertigen dürfte. Diese Tat.
sache foll hier zunächst konstatiert werden. — Auf die mit
dieser Betrachtun-g verquickte Vergleichung zwischen einst
und jetzt bezüglich der Z u st ä n d i gk ei t der Grun d--
b u ch -b -eh ö r d e n sind jedoch da und dort Widersprüche
aufgetaucht, welche sobals der funktionierende Wparat
der Grundbuchämter besichtigt wird, sofort v-crfinken
mstssen, angesichts folgenden Faktums: Bei fast allen
staatlichon Grundbuchämtern ist der Grundbuchbeamte
entweder nur eimnal in 'der Woche, häufiger alle -14-
Tage od-er gar nur einmat im- Monat im Geschäftszim-
mer d-es Grundbuchamts anwesend, im Jahre — 300
Tage also -höchstens 50 Mal. An den übrigen 250 Ta-
gen ist in pruxi die Zuständigkeit hinfällig, weil dem
Hilfsbramten d-es Grundbuchamts bis jetzt die Kompetenz
nicht zusteht, die Erktärung des Gtäubigers auf Löschbe-
willigung zu protokollieren. Ta ferner der Grundbuch-
-beamte an diesen 60 Tagen durchschnitttich- nur 2—3
Stunden im Geschäftszimmer des Grundbuchamts an-
wesend ist, kann füglich gesagt werden, daß auswärstge
Gläubiger in hundert 'Fällen 99 mal unverrichteter Sache-
abzichen können, mangels der Zuständigkeit d-es regel-
mäßig ftändig anwesenden Hilfsb-e'amten. Diese Tat-
fache dürfte jedes badische Grund-bnchamt bestätigen. Da
aber Köschungen in der Regel bei Anwesenheit der Gläu-
biger in jenen Orten bswilligt werden, well diefen zu
'Haufe oft die g-en-auen Grundbuchstellen, woselbst die

auf die Nachwirkung. Ueberblickt mvn in dcr Rückerinnerung
den Verlauf der Tarstellung, und erwägt man, was davon in-
un-s haften geblieben ist, sv ist man betrosfcn von der Größe
-und Tiefe der Nachwirku'ng. Man sragt sich erstaunt, worin
beruhte die vugenblickliche, ungeheure Wirkung, die ein solches
Nachzittern uind -Nachklingest in unserm Jnnern hervovbringen
konnte? W-ir haben es so- oft im 'Le'ben-, daß gcwissLVorkoMMnissL
oft scheinbar ganz mindcrwertiger Art, sich mit ungewühnlicher
Scharfe stnd Krast nns einprägen. Sieht man sich derartige
Vorgänge auf Entste-Hung und Wesen- genauer an, -so meint
mvn die Waihrnehmung zu machen, daß schon ge-wisse, langa
vorbereitete Empfänglichkeitest in uns lagcn und- aus die ihnen
gemäßen Anreiznngen aus nnserem- Tasein gewissermaßen zn
harrcn schienen, nnd daß andererseits die Vorkommnisse selbst
etwas von typlscher Krast nnd Fülle in sich zu tragen schienen,
und es ist fast, als ob schon- seit geranmer Zcit dic natürliche
EntwicklNng in uns nnd anßer uns nach diefem Zusam-rnen-
treffen hi-rgestrebt hätte; fast mochte man swgen, als ob
-be'stimmte, hereits vorhandene Aufnahme-'Or-gane in uns end--
lich durch diese -Gesch-ehnisse dic ihnen zukommende Art, genährj:
zn -wcrden, gefun-den hätten. -Welcher Art aber waren diese
Rei-ze? Ueberlegt man alles genäu- und prüft sich auf die
inncrsten, verborge'nsten Regnn'gest, während und nachdem- nmst
die ganze Darstelluny in sich- ausgenommen hatte, so ist man
wiederum überrascht, etwas zu finden, woran man früher nie
gedacht hätte: es kamen- und komstien Einem mehrfach die Er-
innerungen an Dinge, vost denen mvn sich dies nicht hätte
tväwnen laffen: an die einsstgen -Aüffühvungen -der Meininger
Bühuc. 'Das Schäserspiel in SchwetzTngen und die Meiningsr!
Das will ja doch wie ein innerer Widerspruch anmuten! Die
Meininger, -die m-it ihrem' Aufwand au Ausstattustg, mit chremi
Spürsinu und Zusammensiimmenlassen: der Farben, mit i!hren
Mühen in Anordnung- der Gruppen, sowohl der Einzelnen, wie
-er Maffen, mit ihrem seltenen Feingesühl für sin Hevaus-
arbeiten auch der intimftcn' Stimmungen und dergjl. so viek
 
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