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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 282-305 (1. Dezember 1905 - 30. Dezember 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16474#1359

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Mittwoch 13 Dezember IWti

Erstes Blatt

47. Zatzrtzaust. — Ne. 292





Ersch«<»t tL-lich, SonntagS au»g«no«M»e«. Pr«i» «rtt Familicnblättern monatlich bO Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfenntg,

Dnrch die Post bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. ausschlietzllch Zustellgebühr.

zeigenpreiS: 20 Pfg. sür die Ispaltige Petitzeil« oder deren Rauin. Reklamczeile 40 Pfg. Für hiesi-ge Geschäfts- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inferate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt Anschlagstellen. Fernspr. 82.



Deutscher Neichstag.

Berlin, 12. Dezcmber.

Präsidcnt Graif Ballestrem eröffnet ldic Sihung 1.20

. Ain Bunbcsrvtstische die Staatssckretäre Graf Posa-
h ^ 1 h, F>chr. v. Richt!hofen , Frhr. v. Stengcl unld
irpitz, fe-rner Erlbpriug zu Hochenlohe unid die Mini-
uex tz Einem >un!d Frhr. v. Rhcinbaben.

Die gestcrn Kurückgcstclltc Tlbstimmung tviüd von -dcr Tagcs-
"vnuny abgesctzt ustd >der Etat ivcitcr bcraten.

b, ^lbg. Licbcrmann v. Sonncnberg (Wirtscha'ftl.
!"er.l betont die 'deutsche Fribden-Äiebe urüd lcM dic Astfmork-
it auf -dic im schvevcn Kampfe stchenldcn VoNsgenossen

n Oesterreich-Ungv.rn unid in iden üuiM-chen Ostsoeprovingcn.
r «nPfieihlt, dic g.lswmtien Rcichsschülidcn Idurch cincn Zuschlag
«Ur CinlomMcnste.uer oihziustohen.. Scinc Partet könne nlicht
, "e vorgeschlagene Ste-uern Ibewilliigen; e s gebe idoch noch anlde rc
'e die Wehrstcüer, Reichselinkommcnstouer, Stciuer aus Wcrt-
Mvachs, Slüssulhrstcucr für Kali, schärscr!.' Börscnstcücr stsw.
,. eü Rcldnvr greist Äann in Ilängcrcü Ausfulhrungen Dic revolu-
ivnäre Soziallidclmokratie an unid fo.r>delrt idie bürgcrilichen Pär-
e>ci« M/m Zlusamnienschlsttz gegcn Hen U'ntstiurz aus.
v StaatSsekretär Dr. Graf v. Posadowsky: Zu Wegi'UN
Verihanidlüntzen ist idcn vcribümidetcn Retzievuntzen dcr Vor-
itzll'üf gemrrcht woridcn, sic ihättcn rücksichtslos Wgcn don Reichs-
.M tzehanldelt, inidem sie idie Ictztc 'Session- zü srüh 'schlosscn. Nun
üt cs se.it 18W idas zwcitc Mäl, idah crutzcr ldem Schilussc ldcr
»egislatürpcriolde ciu Schlntz bcr Scission cüfölig'tc, währcnd
Mst VcrttzWntz ciiü'trlat. Das Rccht L>cr DiAkönltiN,uität ldcr
dterha.uldhimtzc'N ist aibcr cin wichtigcs monarchifchcs Nccht dcr
tüonr. Aus ldcm gcgcn sic crhoibencn Warlwrrrf stcht man, wie

. .»hrlich es ist, wemr stÄschiweigenld. Rechte ider Kronc nicht
^hvgcnom'mcn tvcriden. Was ist anldcre'vscits burch den Schluß
Rcichstags sachlich geschclhen? Das M!>Iitärpc.n.sionsgc'setz
M.r üstcrhaüpt erst in ijvcüigcni Pa>raigra'phcn -vorhanidcn; es
M Jhnen in ber von Jhncn tzewünschten Faffung wieder zu,
-ürülso dic Matz- unld dic 'Gcwichtsovdnlung nnid ldas Börscntze-
N- Es ist un'mögilich, tzwvcms, datz >die Regicrung von ihrcm
,üänc Gcbraüch tzemacht hat, ldcn Vorwüvf abzuilntcn, ldah sie
, l.nen'stichlichcü Schtz'dcn ldcr Bevcckulng henvorgerustn hat. Für
GcwährülNtz bon Da>getzel>dcrn sprechcni wichtige Gründe. Da»

abcr stchcn schr schlweirlivictzcnlde politi-sche Erwätzuntzcn.
U.ur einc yanzc Re'ihe von Mittzliödcrn ldcs R-.-,ichstag-.'s habcn
/r TageSgMer yar keine wirbschaftliche Bc'dcütnng. Der NL-
mitismus ist haluptsächNck ldarin bctzrünldct, dah di« Äbgcord-
,d'tcn aruch vou anlderew KSrpeüschaften in Anspruch gcn>omm>cü
f nid, Es kommt ldavaüf au, wic in dcn 'gcfctztzcbcnidcn VcbsaM'M-
»^NtzoN' idcn tzcistigcn, politns'chcN' unb wivtschalftllichcn' Wcidürsnis-
^n ldes Lanldcs tzenützt toird und wic d>ie Gesetze aiusgclführ't
"ülvdcu. Dic Stcllung 'des Bunldcs'vaits wirid vieVfach falsch
b.üfgc,fatzt; cr hat die Flm'ktiion d.'s Obsrhauises wahrzunchmen.
^ wustdc gcfragt, was wlir zum Schühe der Aribeitsw'illigcn
NNcn dic Ausspcrrüng dü-rch dst Uuternchmör gu tün gcldeükcn.

Rcdner crinincrt ld'ic Sozia'Ildcmokriatc'n an dic foritgesctztcn
^R^s'Pcrrnngcn von ArbcitcrN' ldurch ihre lMi'tarbc.itcr, wcil sie
»Ntt Ortza.nisationcn nicht «nMchören. Das sst cbcnso cinc Be-
Mänkuntz dcr ipcrsönlichen Freihcit. Ucbcr dic Schaffuntz von
-lsncitcrivcirtre'tliinitzcln wcrbcn sich die vcrbünldetcn Rctzievunycn
^tüsstg, -machcn, sohald dcr Rcichs>tug sich übcr dic Bcrlussvcr-
.^üAsvagc cntischicdcn hat. Gcgen dns Wachstüm dcr Svziallldc-
cholratcn in Deütlschland helkfc 'kciü' Gesetz. Dc.r Gründ ist ldcr,
mit ldciM' wachffcndcü Wöhlstanld nicht dic Opffcrsrcluiditzkcit
-'beffitzenlden' Klass.m igewachffeü ist nnd cbcnso wie die So-
^ülldc'molkrvtie, d'ic auff cinc-r miatcriallistiffchc.ni Grünidilaigc anff-
^üt, anch dic bürgerliche Geffell'schafft -mntc'rialist'.sche Anffcha,u-
-ftÄen hogt. Gine geistigc Wicldergcbürl, cin Lä'utcrüntzspro-
wie im 16. nlnd 18. Jahrhunbert, täte id.in dc'utischcn Vokke

^.Abg. Schrader (srcis. Ver.). Einc ähMchc He'rabffctznntz
Reichsöatzs wic ffocbcn ffci wohl noch nie im Rcichslkrtz Laiut

gewordcn. Fü>r idie Kolcmicn unld >dic Flottc wevden seine
Freunlde 'das Notwendige bcwilligen.

Staatssckrctär G-vaf v. PosadowSky betont, dah cr nnr
dic Rcgieruntz gogeu Vovwürffe gcschützt habc.

Ilbg. v. Jazdzewski (Pole) sieht in dcm prcuhiffchen
Anffiedeluntzstzcffch einen Widerlspruch tzogen die Netchsverfaff-
suritz.

Abg. v. Hodenbertz (Wclffe) Lctcmt die Notwcnditzkcit
deir 'Erhaltu'ntz des födcrativcn ChavcAter>s des Reichs
nnd Lcslhalb aiuch dcr Matriilülavbeiträgc.

Abg. Dr. Rickilin (Els.) bc'dauert die deütschen und die
fmnzösisch.nr Rüstrmtzen 'im Hinblick auf zivilisatoriffche Auffga-
bm, cibcnso dic Zustimmung des Zcntrums zur Erbschaffts-
steuer, da die divektcn Stcucrn dcn Einizclstaaten vorbehaltcn
sein solltcn. Wa.rimi zögeot man, Glsah-Lothrintzen zü einenr
vollbc-rechtitzten WuiÄcsstaat W machen?

Stcmitsffckrctär Frhr. v. Stcn.gcl bctont, auf eine Retchs-
cinkommcnsteucr sei nicht zu hoffffen und eine höhere Bemessuntz
der Einnalhmcn ffci nicht müglich gcwcffcn.

Das Haus v.'vtagt sich auff morgen Mitta'g 1 Uhr: Absti>in-
mung über das HandelSprovisorium mit England. Han>dc'Is-
vertrag mit Brllgariem unid Fovtsctzung dcr Generailldcbatte über
dcn Etat.

B e r l i n, 12. Dezbr. Die B u d g e t k o m m i s -
sion 'des Reichstags beriet heute dsn E i s e n-
bahnbau L ü d e r i tz b u ch t - K u b u b. Oberst
DeimIing gab einen Ueberblick über die Kriegslage.
Jm Norden von Südwe'stafrika 'sind befriedigende Zu-
stäude und die gefaugenlen Hereros könneu zum Eisen-
bahnbau verweudet werden. Dagegen muß der Kampf
im Süden weiter gehen und auf abse'hbare Zeit wird
kein Manu -der Schutztruppe zurückgezogen werden kön-
uen. Geheimrat Seitz setzte auseinander, daß für den
Transport jetzt jährtich 24 Millionen für 2000 Mann
ausgegeben werden. Ifft die Bahn fertig, so könnten mit
denssMen Mitteln 2000 Mann verpflegt werden wie
i jetzt 200. Wasser sei genügend vorhanden. Abg. Erz -
berger wiederhott, daß ber Beweis für die militärische
oder wirtschaffttiche Notwendigkeit der Bahn nicht erbracht
sei. Es wurde auch die Frage der Landgesellschaften wie-
'der erörtert und die Haffenverhältnisse in der Lüderitzbucht.
Zu einem Beschluß kam es noch nicht. Ueber die Hafen-
verhättnisse soll ein Kapitän der Wörmannlinie morgen
gehört werden. _

Deuisckes Reich.

-— Verschiedene der kleinen cnglische n Hetzblätter
suchen natürtich wieder die Aktio n des deutsckjen Ka-
nonenbootes „Panthe r" im Hafen von S t. Catha-
rina ats einsn „unberechtigton unsntschutdbaren Ein-
grtff in die Souveränitätsrechte der Brasilianischen Re-
pubtik" darzustcllen. Es wird behauptet, daß die Sachc
in brasitianischen Kreisen einen so schtechten Eindruck her-
vorgerufon habe, daß man annehme, es handle sich um
eine b-eabsichtiigte Herausforderung. Der Korrespondent
des „Daity Expreß" in Washington Lehauptet sogar, daß
man in offiztellen Kreisen der' Vereinigten Staaten
ebenfalls empört sei. Jm State Departement dagegen
sei man nicht weiter aufgersgt, aber man werde den Ver-
tauf der Angetegenheit genau verfotgen. Derselbe Kor-
respondent fllgt hinzn, ^daß die „deutschen Kotonien in

Süd-Amerika" in den Vereiniigten Staaten nicht gerade
mit freundlichen Augen betrachtet würden, man sehe
mit einer gewissen Eifersncht auf dieselben, nnd man
fürchte, daß Deutschland nach ciner Ursache suche, um zu
zeigen, daß man in Berlin die Monroe-Doktrin nicht an-
erkennen wolle. — Diejenigen besonnenen Männer in
England, die ein freundschaftliches Verhättnis zwischen
der britischen und der deutschen Nation anstreben, sollten
ihren Einfluß dahin geltend machen, daß die cniglische
Presse mit diesen fortwährenden Verhetzungen aufhört;
sie sollten dem engtischen Pubtikum begreifüch machem
daß diese 'bei jeder lGetegen'heit wiederholte Unterstellung,
daß Dentschtand illoyal verfährt, daS deutsche Volk gegen
Engtand einnehmen muß.

Bade«.

Mannheim, 12. Dez. Herr Landtagsabgeord-
neter Bürgermeister Hause r, der wie gemetdet, nicht
nnbedenklich erkrankt ist, mußte sich gestern einer V l i n d.
darmoperation untsrziehen.

Vadischer Landtag.

Kartsruhe, 12. Dezbr. Die Eröffnung des
Landtags ging wiederum wie vor zwei Ja'h-ren in schtich-
ter Form von statten. Schon vor 11 Uhr stürmte eine
neugierige Men,ge die Tribünen und anch die Diptomaten-
und Journalistentogen warsn dicht besetzt, ats sich die
Landboten nach und nach im Hatbmondsaal einfanden.
Die Sozialdemokraten gtänzten nach altem Brauch durch
Abwesenheit; die übrigen Mitgliebec der Zweiten Kammer
waren mit Ausnahme des 'erkrankten Abg. Hauser voll-
gähtig zur Stelle. Von der Ersten Kammer zählten wir
36 Mitgtieder. Die Prinzen Karl und Max sowie der
Erbprinz Alsred zu L-öwcnistein waren in Uniform, Frhr.
Von Mentzingen un'd Freiherr von Stotzingen im Kam-
merherrnfrack erschienen. Punkt hatb 12 Uhr führte
Schtoßhauptmann v. Stabel die Minister ei.n und
Staatsminister Freiherr v. Dusch v'ertas die Thro n -
r e 'd e, die durchaus geschäftsmäßig gehalten ist und keine
Usberraschung bracht-e. (Jhren Worttaut findet der Leser
im hentigen 3. Blatt.) Es werden tauter Vorlagen an-
igekündigt, d-ie zn erwarten standcn und fchon vorher be-
kannt waren, so d'ie Steuerresorm, die Abänderung dss
Etementarunterrichtsgesetzes, Anfbesserung der Volks-
schullehrer, Revision der Banordnung, des Ortsstraßenge-
setzcs und 'der Aerzteordnnng. Errichtung' einer Land-
wirtschaftskammer, Einführnng des ete'ktrisch-en Betriebs
der Wlesentatbahn und einige kteinere Gesetzentwürfe.
Weiter erfährt man aus der Thronrede, daß die Vevhand-
tungen über die B e t r i eb s m i t t e l g e m e i n sch a s t
noch schweben nnd ein-e Borlage nbcr dieses Projekt dem
Landtag zugehen wird. Die F,'i n a n z t a g e wird nicht
gerade ats rosig, aber immerhin ats befriedigend bezsich-
net. Darüber wird man ja in 'den nächsten Tagen, wenn
der Finanzminister den Staatsvoranscksi-ag vortegt, nä-
heres hören. Der Passus über die EiseNbaihnschuld gibt
nns Antaß zu einigen Randbemerkungen. Es heißt da:

Znr Verzinsung un'd Titgung der Eisenbahnschutd,
die in der kommenden Bndgetpcriode rnnd 26 Mit-

Deutsche Valksmävchen auf der Büline.

Zur Nufführüng dcs „Rotkäppchen" im Hebbelvcrcin.

^ Äuf >dcr Biistnc 'iist cs dom Märchcn- zu allcir Zcilt-.-mi ffchlccht
ASangcn. " "" " " ' ° .- > > '

Dic No-mantikcr habcn cs als EinklcidiM>g für keckc
kätft?tire unid tzrotcslc Aützcnblicksbilidcr miWrÄucht. Dcom
-^Pün-et-e in den' siinffzitzcr Jalhrcv ider Sckiaiu-spicler C. A.
tz-?rne r die ditzc'nitlichc inodcrne Kindcrlomödic; bis dcchin
dic Wicner Zanbcrpoffse vom Dan<iulvci>bchcn
st? wiff Rali'mund unid fpäter IdamKon dic Mtteve. scnsations-
^Ncirnc W c r >li n> c r Zaubcrposffe, 'dcron Typus cstva

i- t ..nrtc.silsche Brurmc'n", ihrc Stcllc vertveten. Scfft Görncr
ftNrn' dic PrcduKion des K'indcrstücks, das i-m Grundc tzc-

ni>e ciin 'Kinlderfftück wa-r. bis i>ni lunffcrc Zcit ffafft uus-
^Wich Prff'vilctz ldcr 'SchauIspicler tzclklicbcn, tzciviß nicht ebcu
äj^vcvuf.'n'stcn Hüter beS dcuffchcn MärchcUs. DcmcSe« Uiluß
pMs noch ffür das MusiDlram-a tzroßen Stli'ls be>rhali>cu, deffcn
tz^böfie muffilaliffchc Gcfftaltu'ntz -in krassc'm Mihvcühält'nis zur
hMWhett dc,r Dichtung fftcht ümd licffcirt in der jüngfften Go-
gar uoch das Gclwand für allcüha'nd Uuve'rldaüliche

dramatiffchc Sond'.'rgattunltz hat ffu ldcn, lctzteM' Jcchr'-
i'hrc EntiwickkuUltz VukrchMmacht öder weAWenS Anffätze

ii- od tzezcigt: dic-bürgcrlich-solz'iale Dichtwny, dic tzroß-c Tm-

Lic jctzt zur NcUausschöpffuutz aiitcir Stöfffc gurückkehrt,
-Rugxdr'amila, ja bis zu tzcllvisscm Graldc dffe höh:rc Kömöldic
hsj^silbfft dcr Schivan". Nur in der K i n d c r ko m üd i e
ibeim Mten; ffie fffft chcr nvch NäMher Hüwarbcn.
tzg«, .Pedürfnffs nach i'hr ifft auß'crorldc'ntli'ch sta-rt: dih größtc
i,,/lsnbnc und dff-.' klc.i-nfftc Schmffcrc ffpielt mi'iildcffbeus zliveiirtal
ljtzrch^hre K'imiderstücke für „dic licbcn Kleiucn" uUid dcffi nvch
GeMeuldL, der uie dabci zu tuirz ffömmt. — Wie
^ Stückc a>us. dic man bieilen taufcnd Winbeirn vorisetzt?
Schaufp,icilcr-Dffchtcr, DÄocktor-Dichtsr oider Thclller-

mcilster-Dichtcr zcrrt iügcnid cin >bcffanntc'res Märcheu, tvie es
i'mmcr g-eht, tn fünf BKdcr auseimrn-dcr, holt >dcmn vuls ffo Uud
so viclcn a-nldcrcn die braiU'chba.rfftcn Motive urild SiltU'atffoncn
zuffammion uUd „dffchtct" idann uoch eiu -paar tomiffchc Figuivcn
hinizu, den Koch, der bcff jeldcm Schritte hinfällt, uud dcu Könffg,
dcr taub ist odcr ga.r cffn törpcrlichcs Gc'brccheU' hat, übcr ldns
zu klachcn man dcn Kinldcrn im Lc-beu Tag für Tag vcrbietct.
Jm dritten Mld gibt cs ciucu halbfftünd'i'gcn Tcmg deS Ballett-
korps, im ftrnftcu cinc clektrfffchc Apotheofe, die deu Klcincn
Augen- und ldcn Großcu Neüvcnffchmcrzcu bercfftct. Evfindet
delr Dichtcr abcr cin „Origff.ual"-Zaubcikmärchen, lda-nirr macht er
es uNgefälhr g>:m>au fo, nulr stilehlt er >danu noch etiwas mchr ff:nd
beffinnt ffich noch ein bischen. tveuiiger.

iHalt nuu dic K'inkcükomödic gar lrine Mögllichkeit der Ent-
tvffcklüng? Müß dcr Sinn dcr Kindcr Svirkltch durch all dcn
buntcn, nufaUkbcrcn Theatcrflittcr, für d.'n ffic mn Grun-dc gc-
ndmmcni gar kein Jntcrcsse habcn (wcir j-nntzls mfft Kindern i-in
Dheater tvar, wird das befftätffgcn) in falsche Bcchuen gclcNkt
tvciüden, sofern man ihncn dffe 'Frctildc cincr MLrchcnveranfftal-
tuUgaiicht übcirhaffipt v'üsagcn lüM? Mnß tvffrklich dnrch cinc,
üst 'sinullos-tolle VcrqUlickuutz ider verlschieldcnfften Märchenmotii've
ffn cffnc'm c'myigcn Stück cinc Wcrtvirruntz in dcn Käpfchcn an--
gcrichtet werden'? Und m u'ß endlich das MärcheU dauernld mfft
'der uffcdrigsten drawatffschicin -Gvttnn'g, die di>e Vrücke vüm
Thcatcr zum Zirkus ffchlägt, zUlsamlmcngckopipcl't blcibcn, >dcm
Ballett, mfft 'dc-m >:s nffcht das Gerffnglste ,zu schaffcn hatl O>dcir
ist es vu> ffich lschon vin-e 'Baübarcff, tvie uranchsr tneffnt, effn Volks-
inävchein auf die Bühne zu brffntz.m?

'Es tzibt doch wöhl lMffttclk, dicffe schönistcn Schätze dcutffchcr
Dichtiünlg zu den- Kffndcrn in yeeitzncter Foüm ffprcchcn zn la-ssen.
Ginffge ffckwachc Vcüstichc sind schün gcinachi worde-n; zunächst
Nur mfft Borlesuntzcn, wcllch: zneüst wohl dffe ffntclligc-ntie
Luiffe Dumont „für großc und Ueinc Kinldclr" ffln Bcirli-n
hiM, denen Kvei> Aahvc fvätcr die e.indiüuckstaükeU' Vorlefnintzcn
von Krnder- nnd 'HaluismärchcN M'it deir rc.ichb>cig<M>en Schctu-

Die heutifle NuMmer «mfaßt vier Vlätter zusammeu

sipffell.'irin Elffa Wagner Hm Hcff dclbc rtzer Helbbcl - Ver -
effn nnd anldcrwärts aniderc foltzten. Dan-n mit rffncini Kffnder-
thevter, das, glcichfalls in Bcüllin, ldar Schanffpffcller Rndolf
Bcrnaucr (dvmalls am Dc-utffchcn M>catc.r) zuisa'mmcn m'it
Alice WchrcnId nn>d dcm Komponi>stcn Botz -umil Zep -
ler ff-m dvrtffgien Avch.itc>ktcnhaUs eincn Wintcr laug veran-
stältet:, dauN'Uswcrtc Vcüsuche, dcucn nur lcildcir noch zu vicl
don idcm Tändclndcn des idamals grassicrcndc.n llclüciübrcttell's
anhalftctc. Cndlff^' im W'intcr 1004 cin am Dcssalucir Hof-
thcatcr zur lUranfffnhrnng tzclomlmcncr Vciüsuch der Moman-
schüiftstcllciriN' Gabrictc Rcutcr, „Das böjffe Prffnzcß-
chcu", das mfft fcffnem frcff crfundencn sMffchtcn Stoffe cffncm
g:ffnn>dcn Strcbcn Ulach Bc.reinlsachuntz und Veircdcliung dcs
Kinldcüstücks cntspruntzcn' ist.

Nchnli'chc dlbffichtcu ve-üfültzt auch dic Hcffdelbc rgc r
akademffsche Geffe.llffchaft für Dramatffk (Heb-
bel°Bc rcffu') mfft 'dcr drvmatffffchcn Bcarb-.'ffüuug dcs „Rot-
käppchen" von D>r. E mff l Kl,f rc d H crrm a n n. Es soll
gunächfft nn,r an cff>n>em Muftvr verffncht wcüdcn, ob sich nickt gar
m'aN'ckcs 'unffcrcr identlschcn Hansmärchen dagn cignct, -mit ge-
vinigfütziacn Mcndcrnntz.'in luud nntcr mögli'chfftcr Veiümieiduntz
von Zufäßcn, ffowcit sic ni-cht vUs >dcr Ildcc ldcs Märchenls scWfft
hvrarlswachfen, 'fiir die Mibnc dramatisicrt z-u iveüden. Be':
pffclcn, das ist klar, ffst die Möglichkeit v»n vwrnherein mrstzc-
schlosse'n. Aniderc wied.'üum habcn gcradcgn effn>:N 'dlraimnitischen
Aulfibau' wie effn ffünfakti-ges Miini'atnr-Drama, dcrrauf hat schon
Borgffns „Es war cirimlall; Wciträgc M e.inler Acsthetik des
Märchenls" (Kind nnd Knnlst, Inllihest >905) mfft Rccht hiritze-
ivicscN. Döe Schivffcvi.gkclitcn, dffc zu überlivinden sind, bleffben
trotzdcm groß. DcnN dffc TcchüA des Märck,cn>s ffst dcr Tc-chNA
des Dramas oft geradc.z!u cntlgcigenltzcfetzt. Man dsnle nnr a>n
dic beMlebt« Form 'dcr varffiierendeN Wiederholrmg einer Be-
gcbeinh.iit: Hänfcl nftd Grctcl^z'uni cüstcnima'l in- den Wabd ye-
ffchickt, stüeucn Stcinc und finidcn- ivffedcr dcni Weg guirück.
Beffm zwcitcriimal, ffhreü Sachc sichcrsr nnd darum ünvoüsich-

18 Serten.
 
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