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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204-229 (1. September 1905 - 30. September 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0541

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Srscheint täglich, Sonntags ausgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 50 Pfg in's Haus gebracht, bei der Expcdition und^xn Zweigstationen abgeholt 40 Ptg Durch die Post

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung und den stnvtlichen Än'chinasteti-n F'rn'precher 82.


Donnerstag, 14. September 1905.

Erstes Blatt.

47. Jahrgang. — Nr. 215.

Eine nationale Pflicht.

Die Kriegsfurie in Ost-Asien ist' sturch den zu Ports-
niouth abgeschlossenen Friedensvertrag gesesselt. Viele
Tahre wird -es währen, ehe sich die Völker Rußlands und
Tapans von den ihnen geschlagenen Wunden erholen kön-
nen, ehe auch die innere Ruhe bei ihnen wibder zur Lö-
!ung der Aufgaben für die eigene Wohlfahrt dauerndö
Cinkehr hält. Deutschland ift dem gewaltigen Ringen der
beiden Völkerrassen mit gespanntester Teilnahme gefolgt
und wiömete ihm größere Aufmerksamkeit, äls den
Kämpfen seiner eigenen Söhne auf wüsten Sandflächen
im fernen S ii d w e st a f r i k a. Gewiß, es lätzt sich
kein Vergleich ziehen zwifchcn den blutigen Ereignissen in
Ostasten mit den sich durch sie -entwickelnden Kulturpro-
blemen und den Guerillakriegen gegen unzivilisierte Ne-
gervölker. Tlber dennoch stelit in Südwestafrika die na-
kionale Ehre aus dem Spiele. Viele Hunderte unsercr
kavseren Krieger liegen auf der öden Wahlstatt: viele
^vn ihnen von einem tückischen, grausamen Feinde hin-
gemordet, andere quakvollen Leiden und Entbehrungen
"rlegen aus Mangel an öem Nötigsten zur körperlichen
Pflege. Soüen diese traurigen, einer -Kultnr- unö
^roßmacht unwürdigen und tief beschämenden Zustände
uoch länger andauern und nutzlos weitere unersetzliche
Dpfer von Menschenleben fordern?

^ Durch die deutsche Presse geht feit einer Reihe von
^agen eine — wenig erhebende — Erörterung über die
orags der Schuld an allen diesen traurigen Verhält-
sussen. Auf Schuldige und Unschuldige wird ein erdrücken-

bes Maß von Verantwortlichkeit gehäust-an Ver-

Naltungsstellen doktert man herum, aber wir vermisseu
das befreiende Wort zur Tat öder wenigstens den
^ntschluß für dieselbe.

.. Die Anklagen und Anschuldigungen des Zentrums
^ber heillose Verwirrung in unserem Kolonialamte, uber
bw Versandung des Hafens von Swakopmund und die
llänzliche Leistungsunfähigkeit der Eisenbahn Swakop-
Mnnd'—Windhuk können unsern niit den äußersten Ent-

behrungen kämpfenden Truppen wenig helfen-hier

VÜ es, sofort rettende Hand anzulegen, öhne sich in
bureaukratische Streitigkeit-en und in nichtiges Persön-
llches Gezänk zu verlieren.

^ , Vor alleni aber muß unser Volk aufgerüttelt und
'kin Mick auf jene Helden hingelenkt werden, die in einem
unwirtsamen Lande die undenklichsten Strapazen erdul-
gegen welch-e der offene Kamps ein Kinderspiel ist.
^fnke >das deutsche Wolk j-etzt vor allem an seine eigeneu
^ohne und seine eigene nationale Ehre und zerbrechc sich
blcht ausfchließlich den Kopf über Russen und Japaner!
ps müsstn stch Wege sinden lassen, unseren Truppen den
^alnps js, Sstdwest-Asrika und nun auch in Ostasrika zu
brleichtern, um niöglichst rasch die dortigen Ausstände
^lederzuwerfen. Darauf mutz sich fortab das unablässige
^rängen aller nationalen Kreise Deutschlands richten.
j--le nach Menschenmöglichkeit anzustrebende Fürsorge sür
rilere Truppen in Südwest-lUsrika fordert von uns nicht
^sdas allgenieine Gebot der Menschlichkeit, sondern

auch unsere nationale Ehre und unsere natio-
nale Pflicht. Und- wenn bisher die unwirtliche Nätur
des feindlichen Landes stch diesen Bemühungen versagte,
so stellt die Lösung dieser AufgabeIM so höhere Anfor-
derungen an uns, um trotz alleN Schwierigkeiten zum
Ziele zu gelangen! ^

Deutsches Reich.

Baden.

K arls r u h e, 13. Sept. Fn Adelsheim sollte
am Sonntag eine konservative Versammlung statt-
finden; es fauden sich aber nur zwei (!) Zuhörer ein.
Die n a t i o n a l l i b e ra I e n V e r s äm m I u n g e n
sind durchweg gut besucht. Die Sachkenntnis
und rednerische Gswandtheit des Herrn Leiser sinden
ungeteilte Anerkennung. — Jm Wald-bezirk Eberbach-
Buchen sind Geistliche eifrig bestrebt, die Mändidatur
des Dekäns Dieterle populär zu machen. Jä den
Versammlungen treten fast ausschließlich Pfarrer aus. So
sprachen am 10. Sept. in Grötzingen und Rischheim Kam-
merer Sauer, der Ortspsarrer und der Vorsitzende des
Wezirkskomitees Pfarrer Bopp. Sie verurteilten „ein-
mütig" das Verhalten des Herrn Profössor Köhler und
gaben sich das Versprechen, am 19. Oktober „einmütig"
Herrn 'Geistl. Rat Dieterle zu wählen. Das „sou-
veräne Wolk" aber — schwieg; keine Laienstimme ließ
sich vernehmen. Die „Einmütigkeit" w-ird wohl am 19.
Okto'ber in die Brüche gehen; denn sür die Kändibatur
Köhler wird nach Mitteilungen, die uns aus dem Bezirk
Eberbach-Buchen zugegangen sind, „unter der Hand" flei-
ßig gearbeitet.

M a n nhei m, 13. Sept. Nunmehr hat der BIock
drei Kandidaten aufgestellt. Von der freisinnigen Partei
wurde Herr Dusttenhöfer im 2. Wahlbezirk aufge-
stellt, im 3. kandidiert Herr Vogel und im 1. Herr
A nseI m.

Weinhei m, 13. Sept. Die K o n s e r v a t i v e n,
dieDeutschsozialen und der B u n d d e r L a n d-
-w i r t e stellten für den Weinheimer Bezirk als gemein-
samen Kandidaten Herrn Buchbindermeister Wilhelm
Walter in Mannheim aust

Aus der KarLsruher Zeitrmg.

— Seiiäk. .KönMiche HolheÄ ider Gro herzog häben
dem- WeAÄrksawzt Me-dizmalrät 'Se-bqstmn- Mose -r ln> MM bas
Ritterkvenz 1. Klasse -miit Eichenilauib -des OvdeU-s vom- Zäihringer
Löwen, veir-IHehen.

— -Setne KönWiiche Hahe-it Äer G'rotzherzog haiben
-den Bezi-rksargt Medizii'nailmt -Selbastian- Moser in- Bühl au-f
sein- Ansluchen we-gen vor-geirücktlen Alteris nn!d leiide-nider >GesuNid-
heiit nnteir Ilnerkennnny selnev langjähri-gem trengeiletstvten
DieNste auff 1. O-ktolber id. I. iiml de-n RNHestaNd üe-rsetzt.

— Ssi-ne Kön-'igliche Hoheit- >der Grotzherzog -halben
!den ovdcNKichen Pr-osessor ber Geischächte an der Uniiversität
Z.ve-iibürtz, Gehei-men- Hosrat D-r. Alfreid Dove, auf sein An-
s-uchen üntet- AnerkenünNg seiimer -guteN -und tteuge-letsteiten
Dtenste in lden RuhestaNd veiüsetzt.

Station-sverwallter Jakob Ste-p-han in Winipfen wuüde
N-ach Taüiberbischosshetm vsrse-tzt.

Arrs SLadt und Land.

Heidelberg, 14. Septembcr.

-p Verlosung für ein Tierheim. Di« aus 15. Septe-mlbe-r
angesetzte Ve,rlosnNg mntz wetzeü- nngeNügeüiden Btvkaufs Nnf
dem 15. Novcniiber -kerschoben- wcriden. Der Vvirstand Ides Hei-
'ide-lbergeü Tchrschuitzviereilns- HÄM alle Tßsrfreumide, Damien
nüd Herrem, ihn belm Verkanf deü Lose Mkräiftilg zu unter-
stützem, sow-ohl bnvch Aaka-us -von Loscn, als düirch Ve-rkans aN
-amideire. Es -hiamide!lt istch, wse aü-s d-eimi Anfvuife zu erse-hen w-ar,
nm eiüe -d-nrchans praktische' umd notwenidtge Einüichtnng, Äiie
allcN Tieüb-esitzern hiiev e-inimvjl zutzute kommen kamn, -uim
Schas-füng eiiüer Untririkumstsstelle für horrenlose mmid pflege-
beidürlftige Tiere, nMd eiüev gemügen-deni Eimirichtnnig zur
fchmerz'losen Tö-tulnig -voni aiktzuschp-ffsNdeü, Tieren. -Es wäre
betrüibend, wenn die -viielie- Mühe günld Avbeit, -die stch ibcisoniders
bie Dame-.r -des Vovstandcs genmicht ihalben, schlietzlich mit elinvlm
Mi-tzerfo-ltz -be-lohnt würide. — Diie Gewi-nme, Luxns- n-n-d Ge-
bva-u-chsgägeNstänide, stellen ,-bei- Wusgcche vo-n 9000 Lv'fc-n ei-neN
Wert -von 4500 Ma-Vk dar. -Ei-n-iige- -von idie-sen -Geiwinnen sollen
in -den nächiste-n Tatzem iü> ideü Schanfeüistern- der HsvrLn Kohl,.
Hauptstratze 104, mnid Müller, Mnilätze 5, aüstzestellt werldeü.
Den Vertkm-f der Lose hviben eiii.r-e Rcki-He hiesitzer Z-i-garren-
tzesch-äste, sowie -die Uhvenham-dlüntz -von Schmuch, St. A-nnv-
gasse 1, nnid Kavsers Kasfeegeschäst, Ha-nptstra-tze 33, freunldlich
übeirmoinmen. Dte Berka-nfsstelleni sinid- -Ämvch Anschläge be-
zeichüvt. We,r über d-e-n Vertrieb der Lose AmAkunft wünscht,
wolle sich an- bie Geschästsstelle ldes Vere-iü-s, Gr. P-oilizeikom--
ni-issär Mit-sch, Hanptstrahe 209, weNden.

— Ausflug des Odenwald-Klnbs. Der Odenwalid-Kluib ver-
anstMet a-m nächsten Sonn-tag setncn >viertcin- Ausflmg in bieseim
Jähre unid machcn wir gvrne daramf austnerksmn, ida wdr üiber-
zeu-gt sind, dah amch -diescr Ausflug sich würdi-g an- die schon so
schön- verlaüfe-nen To-uren anschl-ietzen- dü-vste, ibesondevs ida den
mi!t grohartig schönen Ausiblicken gewählte Höhc-nwe-g -von
NeckarsteiNach nach Walld-m-ichrilibach unte-rnomm-on wivd, welcheu
wohl ca. 5 Stn-Nden, aiber sehr löhnend ist. Es ist va-tsam,
Münid-vor-rat kmitznibriützen.

-i- Ein kirchlicher Mißstand, der -doch nun- endlich bsseititzt
zu wevde-n -verdiente, sinid -die sogenänntem S t o l-ge-b üh -
ren, d. h. die Gebühren sü-r ide-n Geistli-chsn füv >diei Vor-
nqhme k-irchlicher AmtshaNdkun-gen witz Taufen, Trauun-geni
ünld BeerÄigungen. Gs -Vavletzt idenm, doch -jädeis feimere Ge-
stihl un-d vor allcm geraide Äas des Geistlichen selbst, wemn er
sür >da>s HeMge, wvs er davbietet, -nachtvätzlich besoniders be-
zahlt wiirdl Und wiie taktlos geschieht es nicht seiliem-I Wie
vieL östers noch gM os -dem Anlvtz zu böser Na-chvsde über den
-P!far-rer-sstam-dl So hat sich de-n-ni auch ldie gelstritze Monats-
versanpmlung der Kirchlich-Liberalcn von Heidelberg und Um-
gebung, die tm- unteren Saail des „Tann-hä-user" stattfa-nid, tm
Anischlutz an Nieber-galls Buch ükber ldie „KasuaLrede" energisch
für a-l M e m-e i n e Abschastun-g !des -ve-ralteten Wrauchs er-
klärt. Sicher wird Hvtdetlberg darin-, fo ibaiD es kaün,
dem, Städten Karlsrühe, PforKsini, Ma-nm-he-im -usw. foltzsn,.
die eS da-rim- über-flüge'lt holbem. Wei beir -gegeniwärstgen- Hühe
-de-r sonst-igen ki.rch'li-che-n Laste-n konnte leilder sti-v die Bui^get-
Pevi-ode 1905 und 1906 an divist AVlösiumjg de-r Stolgebühren
noch nlicht -grdacht werden. Sie ist aiber für -den nächstem Vor-
vüschka-g -ins A-u-ge genommem umd dür-fttz auf lbeso-üdere'n W-umsch
maßgelbenider hi-esige-r Kreise -duvch eime 'bssonldere DenLschrist
für die Mitglie'der der evangel. K-i r chem-tze.m-e i n-de--
ver sa-m ml un-g wöhl lbaildiigst i-n Angvist ge-n-o-mmen
wellden-.

Aus Anlaß des Zentralzuchtviehmarktes in Radolfzell anr

18. und 19. -Septemlber I. -I. wi-rd 'Fahrpreisermätzi-gnn-tz auf
den lbadischem StantsLisl.'mlbaihncn -iü- der Weise tzewährt, datz.
die a-m 17., 18. nn-d 19. Septembelr gelöiie» e-infachen- Fa-Hrkar-
te-.r nach Radolfzell -bi-s einschlietzllich 20. Septemlüer auch zun'
Rückreise berechtttzen, wenn sie auf der Rückseiite imit demr
Ste-mpe-l dcr Marktkommissio-n versthen sinld. Die Benützuing
von- Schüellgügen- ist g-eigen Zubösuntz -von- Zuls-chlatzkar-te-n — je

^^eitschke und die deutsche „Eroberunflslust".

,^n diesen Tagen, 'wo in der französischen und eng-
'üchen Px-esst wieder häufig-er -das Destreben üeutlich
ir-d. Deutschlattd als den künftigen 'Friedensstörer Euro-
^""sustellen und ihm all-erhand Eroberungspläne in
"Olteleuropa uder 'Afrika unterzuschieben, ift vielleicht eine
«.bußerung nicht uninter-essant, die zur Zeit ües großen
' Heinrich v. Treitschke über die damaks natürlich
mehr als jetzt befürchteten deutsch-en Augriffsten-
enzen gemacht hat. Es -geschah d-ies in einem Brief vom
-/ ^Plember 1870 an den französifch-schweizerischen Hi-
Mnrer Louis Vuillemin, den mit einigen anderen Brie-
cm s-einen Fach-gcnossen die „Historische
Heit;chrlft" mitteilt uno in dem er dessen Besorgnisse, datz
Negreiche Deutschland seine Hand wie nach dem ge-
elsässischen Grenz-lanlö auch nach- der Schweiz aus-
- En werde, mit solgender Argumentation widerlegt:

nicht, geehrter Herr, datz die Sicher-
Hb'mat leiden w-ürdie, wenn Preußens Grenz-
? o pei Miihlhansen ständen. Betrachten Sie doch unser
e . rweien; jst di-es das Heer ein-es erobernd-en Staats?

einzige Mann in meinem und meincr Frau
8-eld steht, und auch ich bleibe
i -oahemi, weil mich ein Körpergebrechen zum Kriegs-
""tsiuglich macht. Ebenso steht es in taus-end- Häu-.
^ l. iinwr Heer ist das Volk in Waffen. Eine gesittetc
uiit solcher Heeresiverfassung kann gar nicht kriegs-
lelbst -wenn sie es wollte. Fch glanbe, ein starkes
lr.chiand mit wohlgestcherten Grenzen ist die stärkste

- Bürgschaft' für den VLlkerfrieden, die sich ersinnen läßt.
! Jch habe mit -Schmerz in dem neuesten Heft der „Bibiio-
l thäqne universelle eine Worrespon-denz gelesen, die auf der
Unkenntnis deutscher Züstände berüht. Jch hoffe aber,
Teutschland wird s-eine friedlichen Absichten durch- die Tat
be'weisen und dann wibd stch auch das Mißtranen unserer
Nachbarn berühigen." Vielleicht ist es nicht ohne Wert,
diese auch heute noch geltende Beweisfichrung in Erin-
n-erung zu 'bringen.

Kleine Zeitung.

— Lustigcs vom Kaisermanövcr. Mit der -Orthogra-
phie aus gespanntem Fuße zu stehen, kann fiir einen
königlich preußischen Kompanieschreiber k-eine allzugroße
Schande sein, wenn der alte Wrangel und der Uichtige
Derfstinger darin ihre Achill-esferse hatten. Anf eickern
Täfel-chen, das -von einem Apfelbaum im Zentruni des
Einquartierungsbezirks der ganzen Kompanie ins Aüge
fallen sollte, las man in diesen Manöverta-gen: „Appel-
blatz —65". Was Wunder, wenn einige fürwitzige
Marsjünger bei dem dahinter wohnenden Bauer fragen
kamen, ob man 'hier den guten Aepfeiblatz, drei Stück zu
66' Pfennig, haben könne!

— Tie erste schwarze „Bnsfetmamsell" 'hat ein Schank-
wirt in der Friedrichsstraße in Berlin an-gestellt. Daß
Negcr im Schankgewerbe bei uns Verwendung finden,
ist nicht neu, bisher aber nur als Pförtner, Hausdiener,
Kellner. Neu ist oie Betätigung der Frau auf diesem
Gebiete. Das Lokal wird besonders von Artisten viel

besucht, 'die mit Vorliebe bei der „kleinen Schwarzen"
eine „große Weiße" bestellen.

— Strafe böscr Wcibcr. Jn dem Dortn: under
Stadtrecht, welches ans dem 13. 'Jährh-undert
stammt, befindet sich folgende Verordnnng: „Wenn sich
zwei Weiber streiten oder schlagen, oder mit unehrenhaften
Reden schelten, so sollen sie zwei Steine, die zusammen
hundert Psnnd wiegen, -durch die Stadt tragen. ,Die
eine soll die Steine von dem- östlichen Tor zum westlichen
tragen, während die andere sie mit einem Dornenstock an-
treibe, dann s-oll diese di-e Steine zurücktragen, während
jene sie antreibe." lGänz gewiß ein probates Mittel!

— Linz, 7. Sept. Aus seltsame Weise
f a n d der Bauer Franz D e r n d l, einer der Jührer der
unabhängigen Bauernschaft, sein-er Zeit Reichstagskandi-
dat, seinen T o d. Gestern vom Besuche des Linzer
Volksfestes heimk-ehrend, schIuckteer b-eim Honi'gkost'en
in ein-em -Gasthause zu Msthofen nnv-ersehens eine
B i -e n e, die i'hn in d-en Hals stach. Derndl legke dem
anfangs keine B-edeutung bei, bald aber stellten sich
Schmerz-en -ein. Als -ein Arzt gerufen wurde, war es
schon zu spät. Derndl starb noch am selben Abend.

— Eine Vbrrichtung zur Verhiitung der Seekrankhcit
hat ein Londoner Arzt namens WHitehonse erfunden.
Seine Vorrichtung besteht, wie wir einer Beschreibung in
der „T-echnischen Woche" entnehmen, in einem Bett, wel-
ches frei schwingen kann und von vier Seilen getragen
wird. Mittels Elekkroniot-oren werden diese S-eile selbst-
tätig so bewegt, dah die Bewegungen des Bettes immer
entgegengesetzt den Bewegungen des Schiffes erfolg-en
 
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