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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 282-305 (1. Dezember 1905 - 30. Dezember 1905)
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Dienstag. 5. Dezember 1805

Erstes Blatt-

4?. ^ahrgang. — Str. L85

A«schei«t ti-lich, Sonntatz» mtrgenmmi««. Prei» «tt Familienblättern lnonatlich bO Pfg. in'» HauS gebracht, bei ber Expedition nnd den Zweigftationen abgeholt 40 Pfennig.

Durch die Post bezogen vierteljährlich 1,3b MI. ausschlietzlich Zustellgedühr.

RnzeigenpreiS: LO Pfg. für die Ispaltig« Petitzeil« oder derrn Raum. Reklamezeil« 40 Pfg. Für hiesige GeschäftS. und Privatanzeigen ermätzigt. — Für di« Aufnahme von Anzeigen
«» befktmmten Tagen vnrd keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.


DeuLfches Reich.

-— Der Reichshaltsetat fiir 1906 fällt dies-
^lial auf durch eine außerordentliche Opuleuz der Aus-
lladeu auf alleu Gebieten. Nicht nur gemäß der letzten
Militärvorlage und den neuen Marineforderuugeu sowie
den verschiederien Reformen, sondern auch sonst zeigen die
Auslgaben überall ein starkes Anwachsen, ein Zeichen, daß
^veniger finanzielle Zurückhaltung bei der Prüfung der
^inzelposten geiibt morden ist als sonst. Der Gesamtetat
öeläust sich auf 2406,3 Millionen Mark, 191 Millionen
viehr als im Vorjahre. Das Ordinarium ist um 159,9
Dlillionen, das Extraordinarium um 31,1 Millionen ge-
d>achsen. Die Auleihe soll 254,7 Millionen Mark betragen
8e>gcn 191,5 Mllionen im vorigen Jahre. Hierbei sind
^liljtär uud Mariue alleiu mit 84,4 Millioneu beteiligt
insgesamt erforderu diese beiden Etats über eiue
Milliarde —; den Hauptanteil aber beansprucheu Süd-
^vestafrika und Ostafrika, die infolge der Aufstandsbewe-
llUnMn die Anleiheforderungen um rund 105 Millionen
dermehren. Mehr als je aber wird es bei dem jetzigen
Etat notwendig sein, die einzelnen EtatsposstionLn aus
chre Berechtigung und NotwendigLeit zu prüfen, und es
^äßt sich, wie die „Frankfurter Zeituug" voraussieht,
ichon jetzt mit ziemlicher Sicherheit sageu, daß diese Prü-
fung zu erheblichen Streichungen führen wird, umsomehr
als dieser Etat im Hinblick auf die Reichsfinanzreform
^was künstlich zurechtgemacht erscheiut, um die neuen
^teuerforderuiigeii iu ihrem Gesamtbetrag möglichst plau-
libel erscheinen zn lassen.

Baden.

— Die Vereiuigung der Mock-Abgeordneteu wird,
wie die „Frankfurter Zeitung" zu melden weiß, zunächst
^uterpellationen über die FIeischnot und über die
^heinschifsahrtsabgabeu einbringen.

, -— Höchst überflüssi g, so schreibt die „Landes-
^eitung", erscheint uns ein Artikel der „S ü d d. Reichs-
^ or x tzex -glaubt, der letzten Kuudgebung Les MiIi-
r v er b a n d s P r ä s i d i u ms, die dessen Stand-
dunkt gegenüber dem Stichwahlabkomnien des Mocks mit
ver Sozialdemokratie klärte, noch mit einem langatmigen
^«Mmentar nachhinken zu müssen. Wer es wirklich gut
Weint mit den Militärvereinen, der spinnt jetzt die Preß-
oobattx: über dieses Nachspiel der Landtagswahlen uicht
^riter, sondern tut alles, um die Gemüter zur Ruhe
toinmen zu lasseu. Vor allem aber vermeidet er so spitze
^chärfen, wie sie dic läppische Feder der „Südd. Reichs-
^rrespoudenz", deven Erguß leider auch Aufnähme in
„Karlsruher Zeitung" fcmd, gegenüber den zwei
j^ilitärvereiiien in Schopfheim sich gestattet; ohne Zweifel
sti das Militärverbandspräsidium selbst mit diesem ver-
^rgernden Ton in der „Südd. Reichskorr." nicht einver-
iivnden, und wenn diese abermals von einem noch zu un-
ievsuchenden Fall spricht, so darf man wohl annehmeii,
das Perbandspräsidium inzwischen über diesen Fall,
jor so einfach liegt, gründlich unterrichtet ist; wer den-
ülben kennt, weiß, daß von einer Verletzuiig der Ver-
^ndsdisziplin keine Rede sein kann und daß darum

jedes Einschreiteii durchaus uugereckit wäre uud nur zum
Schaden des Militärvereinsverbands ausschlageu würde.
Jm Jnteresse der Militärvereinssache dars man erwarten,
daß die beteiligten Faktoren nun, nachdem in der Haupt-
sache der Konflikt der letzten Wochen sich gelöst hat, alles
tun, um die Angelegenheit vollends zu einem gütlicheu
und befriedigendeu Äustrag zu bringen, unbeirrt durch
ungeschickten Uebereifer, wie er in dem Artikel der „Südd.
Reichskorr.", namentlich in dem Passus über die zwei
Schopfheimer Vereine, zum Ausdruck kommt.

Schopfhei m, 4. Dez. Gestern Nachmittag tagte
in Zell i. W. unter deni Vorsitz des Gauvorsitzenden Kiefer
eine Versammlung des Wieseutäler MiIitär -
gauverbandes, die vou 61 Vertretern.besucht war.
Zweck dieser Versanimluug bildete eine mündliche Aus-
sprache inbezug auf die Kundgebung des.Lan-
desverbandes-Präsidiums anläßlich der
Landtagswahleu (Stichw-ahlen). Der Vorsitzende gab
einen kurzen Bericht über die Nnterredung, die er mit
den Herren 'vom Präsidium am Freitag, den 24. Növbr.
in Karlsruhe gepflogen. Deu Austritt des Landwehr-
und Reservistenvereins Schopfheini aus dem Landesver-
band bezeichnete Herr Kiefer als elwas zu voreilig.
Die hierauf folgende Diskussio n gestaltete sich laut
„Markgr. Tagbl." ziemlich lebhaft; eiiimütig wurde von
sämtlichen Redneru betont, daß der Erlaß des Präsi-
diums, welcher in deu Militärvereinen eine große Erre-
gung hervorgerufen, besser unherbliebeu wäre; dem
Landwehr- und Reservistenverein Schopfheim aber wurde
zum Vorwurf gemacht, eutschieden zu rasch init seiner Aus.
trittserklärung gchandelt zu haben; zwcckmäßiger würde
es gewesen sein, seinen Austritt erst einer Hauptversamm-
luug zu unterbreiten, bevor er sich die heutige Sonder-
stellung schuf; desseii ungea-chtet würde mau einer Wieder-
anmeldung des Vereins sympathisch gegenüberstehen. Jn
gleichem Sinne sprach sich auch der Gauvorsitzende aus.
Auf Grund der Bekauntgabe iu Nr. 49 des Militärver-
einsblattes ist Herr Ki-efer der Ausicht, daß sich uun die
Wogeu iu den Militärvereinen glätten und wieder Friede
und Eintracht wie vordem herrschen möge zum Wohle des
Landesverbandes und seiuer Mitglieder. Weiter wünscht
ein Redner, der Gauvorstand wolle beauftragt werdeu,
gelegentlich einer Abgeordnetensitzung eine N e u - F o r-
mulieruug des 8 7 zu beantragen, damit für die
Zukuiist definitiv diese g-efährlicheu Situatiouen nicht
inehr geschaffen werden. Schließlich wurde vom Vor-
stand folgende Resolution unterbreitet:

Die heute hier versammelten Vertreter des Wie-
sentäler Militärgauverhaüdes erklären, daß sie durch
die Bekanntmachuiig des Prästdiums in Nr. 49 des
Militärvereinsblattes v o l l st ä u d i g befriedigt sind
und ist das eiumütige kameradschaftliche Zusammenge-
hen, wie es bisher war, wieder hergestellt. Die Ver-
treter der 51 Vereine erteilen dem Gauvorstand den
Auftrag, bei deni Präsidium- dahin zu wirken, daß 8 7
der V e r b a n d s st a t u t e n eine derartige II m g e-
staltung erfährt, daß bei -etwaigen neuen Wahl-
periöden eine derartige Erregung iinter den Kamera-

den, Ivie es bei der letzten Wahl der Fall war, nicht

mehr eintreten kann.

Diese Resolution wurde von der Mchrheit genchmigt.
Einige Vertreter beanstcmdeten das Wort „vollständig"
und enthielten sich dieserhalb der Abstimmung.

— Dem Meßmer Kircher in Jllingen war im
„Volkssreund" der Vorwurf gemacht, er habe a-m Wahl-
tag die Turmuhr um eine Viertelstunde vorgerückt und
dadurch die Wahlhandlung in unzulässiger Weise
a b g e k ü r z t. Jm „Beobachter" antwortet nun ber
M-eßmer und erzählt dabei:

-Gleich n-ach Bogin-n> der WlaMhc»Mn-n>g, etwas -ncrch 11 Uhr
margens, schicktc dcr Bürgc-rmeister Le-n 'PokizeidienSr zu mir
mit de-m- Auftra>ge, die Kirchenuihr zu richten na-ch dcr Pvst. Die
Kirchcnuhr in Jllingeii ist nämlich -la-unisch wie manchc alie
Jun-gfer, sie üichtct sich in ihremi Gange nach >dein Wetter, heiin
Sturm eilt sic, dei trägein Ragenwctter läßt sie mit -der Eile
nq>ch unid kommt hiutcn drvin wie m-ainchmal L>er Postgaül von
Duvmcrslhe'im-; So hatte sie au-ch am WaWag die Reihe cvm
Nachgckhen <m- sich. Das nvugewähl'te GemeiNdeober'haupt will
abcr OrdnrMg in >de.r Sache ihaibcn unid !desha>llb gehot er -m-ir
durch >den Polige'idiener >das Vopstellim der Uhr. >Ein tr>e>inr
Staats- und Gemeindelbüvger folgt den Weisungen seiner Vor-
gesetzten und so stcllte ich die Uhr etwa fünf Minuton- -vor, -damit
sie wichtig ging. Das ailso ist dic gange Komödie von >der Wahl-
beeinflussung Äurch ben- Jllintzer Meßner. Kein cinziger Wäh-
le-r wuvde wege-n >der Uhr u-m -sein Wählre-cht -vcrkürzt.

-— Die vcm 46 Delegierkeii und 5 'L-andtagsabgeord-
neten besuchte sozialdemokratische Konferenz
des 11. Badischen Reichstagswahlkreises nähm mit Be-
zug auf die vom badischen Parteivorstaud beabsichtigte
Einberufung einer Vertranensmännerkonferenz mit allen
geg-en, drei Stimmen nachstehende Resolution an:

„D'ie lhe-utige Konstrenz des 11. Bädischen 'Reichstagswahl-
krc'i'se's lhält 'dic MlhMimg -der v-om -bädischcn Parteivorstanld aulr
.17. Dezemikbev einlberusenen Ve-rtrauensniänlnelpkon>fercng in
Kar-lsirulhe 'für -u n ge c i-g n e t , ursd lbeschlieht, an -dersekbcn
nicht tei'lzunelhmen.

Die Walhlkreiskonlferc-nz c-rachtet vielme-hr idk -Einlberu-fuug
>des lb aid i s che n- Parteitages in allernächster Zeit, min-
destens im- Monat Januar, sür dringenld notwvüdig unld ersuckit
den badischen Parteivorstand um> schleunige Ein-beru-
fung de'sselben.

Württemberg.

— T-er K ö ii i g von W ii r t t e in berg soll es en-t-
schieden ab-gelehnt haben, aus A n l a ß des hundert-
jährig-en- Jubiläums v-oir Mirttemberg als Königreich
wenigstens einen neuen Orden zu stisten. Nach
einem Berliner Blatt soll er die Worte gebraucht haben:
„Eher wäre ich gencigt, alle -Orden abzuscliaffen, a>Is
eineii neuen zu stifleii." Die „Frankf. Ztg." will nun
von berufener Seite aus Stuttgart crsahren haben, daß
von einer solchen- Aeußerung des Königs dort nichts be-
kannt sei. Ein- Antrag aus Errichtung eines neuen
Ordens sei übsrha-upt nicht an den- König gestellt wor-
den, weil dieser schon vor längerer Zeit den bestimmten
Wunsch ku.ndg-egebei! habe, den Jübiläumstag ohne
jede Feier vorübergehen zu lassen. Er gehe dabei
von denr -Gedanken aus, daß die Erhebung Württemberg's
znm Königreich kein eigencs V-erdienst Württembergs M.
Zudem stehe die Erinnerung an die geschichtlichen, Er-
eignisse der damaligen Zeit mit seinem nationalen
-Empfinden in- einem gewissen Widerspruch. Richtig und

Stadttheater.

X Heidel'berg, 5. Dez.

, - --John Gabriel Borkman", Schauspiel in 4 Auf-
von Hcnrilk Ilb-sen.

John Gabr'iel Borkinan", das vorletzte in lde-r Reihe Ler
A^hichen Drame-n. -das un-s gesteirn -i-m Staddthcatelr auif Grunid
GimstMievuiNT mvd mlt feiiner Heransarlüeitung üer
vorgesüh-rt w-ur-de, atmet Wi>n,t-.'rlnst. Ein müider
H ein „Na-poleon, tzer i-n se-ine-r er-sten Fekdschlacht zum
geschossen ionrd-e", cndct in- -dc-m Augen-Mick, wo cr aus
GefänlAn-isaltm-os-phäre tvielder heranstritt i-n dic schne-i-
2ust ider Frdilhcit. Mwas von >der c.isigcn Erz'ha-üd, -Lie
dA d-.-in Bcir-gmanriSsolhn« aus bie Brust -lcgt, c>mlpsi>Nldet auch
stwchauer, ja, dcr Lcser. Jlbsen ist an Gestalt-ungskräit

«er Mte, alber seine A-nschaullichkeit lhmt nachg.-lassen-; dai
sin-stÄische Elemcnt i'st schwächer vcatrctcn, als sc-nst in se-ir.-v
-IZ^W'N Per-iöde, wen-n niau> von de'm- schrrll-.-n- Klin>z--l-n des
NgNErmS a-hseihen- w>ill; dasür alber schein-cn srem>de Mächde un>-
in -den Ganiz Ider HanVluniz.cinsugveisen nnd ciim«
Ge-rechtigkeit" hi.neingutragen, die sich aus ldcr sreion
tzäVriku>n>z lder Charaktere evzclben- sollte. Wie in- „Kle-i-n-
l Ritas W-milsch nach Beseiti>gun-g >des verkrüppcl-ten Kin-
rlH.N'Uir zu, schncll lditz yclhoimMslvollc „R-.-tteimn-almsell" -heirbci-
hier' ke-m Wirnsche Ersüllnnlz schasst, so scheint

ksn unentrinnlbares Schick'sa-l -d-as Lclbcn- zweicr,
^n-cmldeir 'bestimlmte-r Menschon gleichge-it-ig zu en-
ü°r>d ^ bon Ella- Rcnthciins Aer'zten so schii',-ll ikonstatierte

vcirWüsfen'd'r-r Offcnlhei-t d-er Pat!en-:i>n cingcstan-Lcne
woxst Koa-nillheit" ilst n-icht idie cinzi-ze UnW-LhrscheinllichteÄ.

Drama krildet: 'lässiger äls so-nst sir.d di-e tragischen
^?plÄationen von dem Klünsücir be-ha.nlde-lt, >der scmst die
stch .^ffvstcheidlnng dcs Hokden im gutcn ode-r lböscn Sin-ne frricr
i,li« 7^'Ase-hon 'tätzt; a-ber was kön-nide n-un dcin inldnstrirllenl Gc-
E G. Borkni-a-n dic L-ie'be Ellas nühen, wie köipnte sie ihm

helsen, seine Trä-ume i-n Leben mnzusehen, wenn tatsächl-ich die
erste BedinMng- seine-r Betätilguntz!die Stelle e-ines Ban'kdirek-
tors ist, die ih-mi der schnrKsche Advokat Hinte-l verfchassen- soll?
Unld wcnn >das ein Jrrtum ist, wenn es auch anders ginge, dann
felhll-t elben- wielder der zwinlge-nde Gr-mid für die 'imi schwerstcn
Sinne „veübrecherische" Handlunlzsweise geigen- Ella.

Diese Unguläng-Iichkeiten, an- denen die äußere Motivierung
-deS Stückes ileildet, erstreckt sich nicht aus die inncrNche, -seellffche
VerknüpstMg -der >Hanldlung, anf die nrsächlichen- Begielhuntzen
van Tateini -und 'Schicksalen, worin Jbscn seinc vvlle, von 'Schritt
zu Schritt wachsende nnd rciscndc Krast und K-rmst bewährt.
D«e psycho>loSis«he Wahvheit unld Notwcniigkeit 'he-rauszuaribei-
ten, ist die eigentllich-e Aufgabe lder Aüfführung und wir dürsc-n
Regie mid Darstellung das rühm'-liche Ze.u-znis ertei'Ien, gu -die-
som Ziell nach lbesten- Krästen- mitgewirkt zu halbe-n.

Dwei albrollenüc- -nnd ein-e sich an'bahnende Tragödie in-einan-
der ge-Ien>kt mit u-nbarmlherAi'g>er Koäsequcng — üas e-rsorbert
ein sicheres uud wöh-vdurchdachtos Zu-sammen!slp>iel, wie es unS
Fcau Hinrichs (Frau Borkinan) nnd Frl. Decarli- (Ella
RenltlheiM) gile-ich im e-rsten Akte darb-oten, öbwohl zu Anlsa-ng in-
folge deir U'Npüuüli'chLeit ld>.-r Züschauc-r so m-a-nchlLs.von dem
p-öintenlreiche-n, vvn- charaktevfficrcnben und expositionellcn Be-
z'ieh.nnlgen reichlich gesättigten Dia'l-oge ver'lore-n ginlg. Gbenlso
rühmllich tvar das Zu-sammenspics bc-kder Da-men am Schlutz
des 2. ANcs mit Herrn Noack (Borkman). Der Darsteller der
Titcklrolle er-freute u-ns im 2. Akte, der manche Kli'ppe bictet,
mit ei-ner rccht tüchtig-en Davstcllung des ficchen Fe-ldherrn, lder
noch inilmer an -die eigene Krast u-nb den eigc-nen Berus glaribt,
durch den allten- Fokda-l (licb-cnswürdig u-nd diSkret vo-n He.rrn
Baum verkörpcrt) nicht in seinem Ve-rtrauen crschüttent wivd
mild selbst Ellas schwere AnÄagen recht -la-n-gsam und schwc-r be-
greist. Sind Jlbscns HÄdcn alle „gesallcnc Könige", so tvntzte
Hevr N. hier das königlich-seklbstbcwutzte Element trefflich her-
auszuarbeiten, wie er a-ndcrseits das „WolfSmätz'-ge" ge-nügcnd
horlvorhob, ohne je in Kari>katur zu versallvn. Leider -war sein

Die heutige Nummer «mfaßt drei Vlätter zusammeu

Spiel in dcn schwierigen Szcnen lder -beiden lehten Aktc von
ciner Uelbertreilbung der Gebroche-iiheit Borkma-Nls n-icht sreizu-
sprechen. Hier mnßtc 'das Körperliche viel mehr zurücktreten:
das ewige Bücken und Schleistn hin'dert unsre -völlige Hmyäbe
an die inncre Tragik, die h-ier, wie im-m-er bci Ubscn, nnt
ciner sta-rken Dosis Jro-ni-e versetzt ist und som-it a-uch ci-n ge-
wisscs äutzeres, wenn auch gewcckffames Anfra-ffen zur alten,
in Wahrheit längst eingelbützten Würlde wöhl verträgt.

Gi-ne an-dere Schwicr-igkcit bictcn die beildcn Mitlgkivder dcr
weilblichen- Hauptrollen. Zwischen den Zw'illingsschivestern fal-
leiil pviüzipielle Erörtlcr-nngen, die, wenn auch von wavmem
iGesühl durchdir'ungen, d-och leicht ei-nen tiheoretisiere.nd-ka>lteii
Eindruck machen, z. B. in d.-n schars gcschl-üffenen Anltithcsc-n
dcs Eingcmgs rmd Schilusses. Dabei m-utzte Frau H i n richs
n>och >die durch die Rolle yesorderte Hcrzenskälte einer ohrsü-chtig-
lkoiiventivnellen Natnr zum Unsdrnck bvingcn-; das gc-lan-g ihr,
lbesondcrs im ersten Akt, Vort-vcsflich ri-nd sie wntzte init der
lschneüdembcn Jronie eincs ausgebrannte-ii HergenA schr wohl
die lcisc.n Täne mütterlichen Gcfühls sür Eckhavd zn Vevci-ncn.
vor allem äbcr ldack -immer >der vcrhatztcn Schwester solveit wie-
>der c-ntgegcnlz-u-komlmcn, datz eine wirkliche Handl-ung, n'icht ein
blotzcs „Gespräch", zustande kam.

Dazu t-vug denn auch Fvl. Decarli 'das lbeste bei, eine
wahrhalff hcrvorragen-de Davstellerin, wolche die Rolle Ella
Rentheims im> Geiste Les Dichtc-rs zu crfassen rmd ans -ihm
lheraus zu entw-ickelu wutzte. Ein wuude-rbäre'r Zauber liegt
über diese-m Weibe, dcffe-n grotzc Liebe v..rschmÄht warid, -dessen
-Lebcn sich nnn mit tragischem Irrtnm aus ld-.m-Söh-n des Iln-
getrenen! kongentriert, -un>d das cnWch an der grotzeu, sce'l-ischcn
Erschütterun-gl dalhinsiecht, i-m Ste-rben noch Liebe sät und allein
von allen Aur wcchren Selbstüherwind>ung gelan-K; wir stanlden-
gcstcrn unter >dem- mächtigcn Banne dieses Zaübers; dic Davstel-
lerin, d-iel im- c-rsten A-uszng sich n-och eüvas -befangcn gäb, i-m
sententziösen Sffl ctwas kält lietz, crholb sich -vom zweiten Mt
an zuv -vollen Höhe >des spezist-sch J-'bsenschen Pathos -und be-

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