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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-203 (1. August 1905 - 31. August 1905)
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Erstes Blatt«

47. Jahrgaug. — Nr. 197

Donnerstag, 24. August 1905.

bezogen vierteljährlich 1,95 Mk. anrschlietzlich Zustellgebühr.

^«»eigeupreis: 20 Pfg. für di« Isp-ltige Petitzeile »ber deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiestge Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. - Für die Aufnahme von Anzeigen
bestimmten Xagen Wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Mackattafeln der Heidelberger Zeitung imd den städtiichen Nnfchlaastellen. Fernsprecher 82.


Deutfches Reich

. Aus dem 'Bortmg des Paters Auracher auf
Äeutrums-Katholikeutag iu Straßburg ging hervor,
-7?» üte moderne Fraue. nbewe g u n g auchl katho-
^cherseits Beachtung siudet; mair sieht ein, daß sie mit
baar Redeusarten uicht abzutun ist, daß sie lebt und
/^chst. Darum macht man ihr Konzessionen und trachtet
2leich darnach, ihr die Richtung anzuweisen. So sinden
ch in der Rede des Paters folgende Sätze:
die e ^ 8rauenfrage ist nicht Modesache, sie ist nicht etwa durch
!an "^ch^stken geschaffen, sondern sie ist da! und zwar schon
Mil' -^ie moderne Entwicklung hat in den vornehmen Fa-

zu ^i»e Entlastung der Hausfrau gebracht; diese soll sie

^alen Zwecken berwenden^ Und die Töchter sollen nicht die
bleit den Schotz legen, Sport treibcn und so geistig leer
>uüu -^er Sportplatz erzieht kcinc Hausfrauen und Haus-
liche - Es mutz gesorgt werden, datz die Personen des wcib-
bgu ^eschlcchtes, dic im modernen Haushalt kcine Beschäf-
»9 mehr finden, eincn Beruf erhalten, wo sie etwas ver-
«ls 's!' Fraucn, dencn keine Ehe beschieden ist und die
^^--'ii'deitcrinncn in Konkurrenz mit den Männern treten,
' wenn sie sich nicht organisieren, Lohndrückcrinnen
Während die Vorbildung der Männcr seit dreitzig
bedeutend fortgeschritten ist, ist für die Mädchen nichts
abp?ohen. (Stürmischer Beifall.) Jch sage: nicht gleichartige,
hat kiksichwcrtige Bildung. (Beifall.) Eine solche Vorbildung
ibrv küe Hausmutter nötig, wenn sie den Bildungsgang
N'cht leiten und kontrollieren soll. (Beifall.) Es darf

N?-,. "ahin kommen, datz der halbwüchsige Junge zu seiner
fagt: „Ach, Mutter, davon verstehst Du ja doch nichts."
dex har die Forderung einer Vertiefung und Erweiterung
stnkoN^i^ribildung durchaus nichts Unchristlichcs und nichts
^holischcs an sich. (Stürmischer Beifall und Zustimmung.)
^ ^iese Sätze mögen genügen, um zu zeigen, Laß> in der
nnd bis zu einer gswissen Grenze die Frauenbe-
^ gUNg katholischerseits anerkannt wird. Wie ste^t' es
dm^ der Erweiterung und Bertiefung der Frauenbil-
-z Poter Auracher als fo notwendig bezsichnet

steistp" Praxis? Man sollte meinen, daß die nnter
^v-E^r Patronage stehenden Erziehungsinstitute für
^stchon Mustergültiges leisten, aber leider wird die Er-
ig i^ung und Nertiefung der Jrauenbildung nirgends
berachtet als z. B. in den Schulen, die vou Ordens-
"^'ern unterhalten werden. Da wird d-er Hauvtnachl-

... ...

doch einseitige konfesstonelle Abrichtung gelegt;
^ ängstliche wird Alles fern g-ehalten, was nach nio-
ftzät^ Eltjssenfchaft schm-eckt. Und die Kritik lautet dann
Puker Auracher ganz richtig angibt: Ach
k'ön ^udon verstehst du nichts! Er hätte hinzufügen
Uen: Du lebsi in einer frem-den Welt!
di u^ etwas k a tz e n j ä mm e r l i ch e r Sti m-
kv e !^ugt cine Auslassung des Organs des g e -
s,, ^schaftlichen Z i m m er-v e r ba n-d e s, das
^ ^'"or Betrachtung über den KölMr Gewerks-chasts-
oi^-Oreß und die Parteistresse folgend-es schreM: „Es ist
t i s /ssonkundige Tatsache, die s o z i a l d e m o k r a -
chre ' ^ Partei (wir können, ohne Widerspruch in den
sti unserer Kameraden zu finden, auch dreist sagen:
» ^sore Partei) besindet sich seit langer Z-eit in ciner
Uoch"-^ ^ " Situation, die in 'der nächsten Zeit

thI ^chsswmer zu werden droht. Jhre wichtigste n
° ^ o t i s ch en Lehr e n- hnben sich als unhaIt-

Gin Rundgang durch die Darmstädter

^ Garten-Ausstellung.

tretx,.^, ^osamtanloge der Ausstcllung ist folgende: Beim Be-
llo>, herrlichen, für den Ausstellungszweck wie geschaffc-
Cj„b„ ortens cmpfängt man sofort den denkbar freundlichsten
>üit .hundcrte von Prachtexemplaren blauer Hortensien
be?§s^^u Blütendolden säumen die von hohen Baumkro-
8>> b--u!^"ssote Allee vom Eingang bis zum Orangeriegebäude
>c^,„oen Seiten

>»»

e>n.

- . Jm Hintergrunde steigt das Terrain

Bc,„,,^»>or>nig an, springende Brunnen und die mächtigen
llfoppen hundertjähriger Linden bilden eincn natürlichen,
Ae» wirkcnden Abschlutz des Ausstellungsgebietes. Von

-!>>b^,-st^stellung, die mit bewundernswerter Kunst und feinem

bh„ 1-»ugsbcrmögen dem Gesamtrahmcn und landschaftlichen
^Üchttz wr des Gartens eingefügt ist, sieht man zunächst fast
^Pgescm""Esscks sind auch die zur Linken und inr Hintergrund
-^ogenen Restaurationszelte durch die Baumgruppen
schlixh ^deckt. Erst beinr Durchwandern der Ausstellung er-
dez Kst» stch die cinzelncn Schönheiten dem überraschten Auge

^ochchauers.

dyiF^ ^ Linken der Allee vom Eingang bis z»m Orangcriege-
8iert„ !,ehen wir zunächst eine rcichhaltigc, geschmackvoll arran-
Nrb .stusstellung von Laub- und Nadelhölzern. Unterbrochen
§ir,„ upe Ansstellung durch die in eincm Gcwächshaus der
^ch'nte „»ssch uns Niederfedlitz bei Dresden veranstaltete
p»d > uessarite Sondcrausstellung dcs Vereins für Aquarien-
fsn sj^shrienkunde „Hottonia". Zur Rechten dcr Allee befin-
chrrx? uw wegen ihrer gefälligen, zierlichen Architektonik und
^8ärc^»^»!chünheit sofort das Auge auf sich ziehenden S
V- Ctzr 8- W. Begas-Neu-Jsenburg und der Architc

Son-

„ F- W. Begas-Neu-Jsenburg und der Architcktcn

b^anZst ^rwin und Gebr. Wenz, die gleich den andcrcn Son-
> pstr, -i»8en ei» hervorragendcs Jnteresse bcansprnchen
-Uir, b' H>nter dcm letztgcnannten Garten ist ei» grotzcs Ter-
^Utli^..' sstellung für Handelsgärtner eingeräumt, die na-
ch fur Fachleute bestimmt ist.

bar bezw. Zw-eiselhaft herausgestellt, bie „Wer-
eleudun-gsthleorie" hat aufge-geben werd-en müssen, die
„Zusanimenbruchstheorie" kann nicht aufrecht erhalten
werden, die „Ki:is.entheorie" ist sehr zweifelhaft geworden,
und so steht es auch mit der Auffassun-g der chronischen
Ileb-erproduktion und -andern Lehrsätzen, jedenfalls findet
alles das in -der wirtschastlichen Entwicklung der letzten
Jahrzehrste keine ausreichende Stütze. Fn den Arbeiter-
massen ist zwar noch ein verhältnismäßig starker Glauben
an di-ese Lehrsätze vorhanden, aber in den Kreisen der
Parteiführer nicht und jedenfalls nicht in der politisch-e»
Arbeiterpresse. Dadurch schon kommt die Partei in die
Lage eines schwankenden Schiffes, und der Parteigenossen
bemächtigt sich annähernd- dasselbe G-sfühI, wie man es
bei den Passa-gieren eines schwankenden Schiffes wahr-
nehmen kann. Alles wird nervös."

— Die V e r k e h r s e i n n a h m e der preußis ch-
h ess > sch e n E > s e n b a h n v erwaIt n n g hat ii»
ZRonat Juli 139,9 MMonen Pkark oder 6,7 M i I l i o-
nen Mark mehr als im gl-eichen Mongt des Vor-
jahres betr-agen. Das M-ehr verteilt sich- fast gloichmäßig
a-uf den Personen- nnd den Gütervokehr. Die Gesamt-
einnahme im ersten Drittel des lanfen-de» Etatsjahres
mvchte 854,5 oder 33,9 Millio»-en M-ark mehr als im
gleichen- Zeitraume des Borjahres aus. Der Personen-
uyd -Gepäckverk-ehr hat ein Mehr von 12,6, der Güterver-
kehr ein solches -von 19,3 Millionen, fonstige Onellen vo»
2 Millione» Mark erbracht.

Preußen.

— Eine Verfuchsbah n, auf welcher fämtliche
Neuerung-en des Eisenb-ahnbetriebes auf ihre Ver-
wendbarkeit und Leistungsfähigkeit hin längeren Probe»
nnterworfen wcrden solle», will die köiiigliche Eisenbah»-
'direktion Berlin schafsen, in-sbesonder-e sind die verschie-
d-ensten Versuch-e a-nf -eIektris ch e m 'Gebicte i» Ans-
sicht -genoinmen. H-iermit dürfte jedenfalls auch die
vielleicht bevorstehende Einführung des elektrischen Be°
triebs aüf der Stadt- und Rin-gbahn in Zusammenh-ang
zu brin-g-en sein. Die für das gesamte preutzisch-hessische
Eifenbahnwesen ungemein wichtige Bersnchsanlage wird
unweit Oranienburg errichtet werden und- wird bereits
Anfan-g Ȋchsten Jahres init der Erbauung begonnen wer-
den. Sie ist in Form einer Rundbahn geplant.

KobIen z, 23. Angust. Der neu ernaiinte Ober-
präsident der Rheinprovin-z, Frhr. v. Schorlemer-
Lieser, wird sein Amt bereits am 1. September an°
treten.

Ausland.

Rußland.

A> oska u, 23. Angnst. Die städIische Du m a
hat ein-e Resolution gefaßt, in ver ste die hohe Bedeu-
tung der Einsetznng der R -eichs d u m a als
e r st en Schritt zur Her.anzi-ehung der Gesellschaft zur
Teiln-ahme an der ^Gesetzgebnng und an d-er Staatsv-erwal-
tung a nerkennt, zu-gleich aber der Ueberz-eu-gung
Ausdruck -gibt, daß di-e Msichten des Kaisers nur dnrch

Gegenüber dem Orangeriegebäude, dessen Hauptraum Blatt-
pflanzen- und Blumcnausstcllungen verschiedener Firmen birgt,
liegen auf dcr linken Seite die Hcnkelschen Sondergärten (land-
schaftlicher Garten, Wintergarten und architektonischer Garten)
und das Wasserpflanzenhaus der Hofgärtnerei Rosenhöhe, zwei
Ausstcllungcn, dic das Entzücken und die Bewunderung der Be-
sucher erwecken und Glanzpunkte der Ausstellung bilden. An
dieser Ausstellung vorüber gelangt man links zu der Festhalle,
zu welcher das alte Orangeriehaus umgewaudelt worden ist;
ihr gegenüber licgt die Gewerbe- und Jndustriehalle. Das
zwischcn beiden liegeudc quadratförmige Terraiu, auf dem sich
ein Musikpavillon befindet, ist als Kouzertgarten vorgesehen,
der sich somit an die Festhalle anschlietzt. Auf der westlichen
Seite ist ein Zelt für die Allerhöchsten Herrschaften errichtet.

Vor dem Orangeriegebäude ist ein grotzes, rechteckiges Was-
serbassin mit künstlicher Wasserheizung hergerichtet, das die
Fir^na Heinrich Henkel zugleich als Äusstellung für Wasier-
pflanzen verwendet hat. Das Gebäude westlich des Orangerie-
hauses hat die prächtige Sonderausstellung des Botanischen
Gartcns nnd eine Ausstellung von Warmhauspflanzen der
Firma K. Oser u. Cie. in Dietz aufgenommen. Diesem Ge-
bändc gegenüber ist in besonderem Gewächshause noch eine
kleine Ausstellung verschiedener Pflanzen und Blumen unter-
gcbracht.

An den farbcnfunkelndc», hcrrlichen Blumenparterres vor-
über, welche das Terrain zur Rcchten und Linken des Haupt-
ganges cinnehmen und Ausstellungen der Handelsgärtncreiver-
bindung Darmstadt, dcr Hofgärtnerei Bessungen und Stadt-
gärtnerei Darmstadt, sowie der Firma Fr. Hufeld-Darmstudt
bildcn, gelangt man zu der crsten, mit frischem Rasen besäten
nnd mit springcnden Fontänen ausgestatteten Terrasse, auf de-
rcn Terrain sich die vielbesprochencn versenktcn Olbrich-
s chcn Gärtc n befindcn.

Zwei kräftige Blumen. so schildert ein Berichterstatter dcr
„Neuen Bad. Landcsztg.", in »atürlichen gesunden Formen,
aus rotem Saudstcin, begrenzen das Fcld. Wciche grüne Ra-

die Gewährung der Freiheit des Wortes und. der Presse,
des Versammlungsrechts und -der llnantastbarkeit der
Person verwirklicht werden können. Die im Manif-est
verheißene Ans-gLstaltung d-er Reichsduma, so spricht sich
ldie Resolution aus, könne allein das Land zur Ruhc brin-
gen, müsse aber aüf dem all-gemeinen Stiinmrecht be-
ruhen. Das Stadthaupt wurde beauftragt, die Res-olu-
tion zur Kenntnis des Kaisers zu bringen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

Seine Königliche Hoheit derGrotzherzog haben den
Privatdozenten der Abteilung für Chemie an der Technischen
Hochschule in Karlsruhe, Dr. Lothar Wöhler aus Bernburg,
ünd Dr. Paul E i t n e r aus Ohlau den Titel autzerordentlicher
Profeffor verliehen und den Ober-Postsekretär Albert Burck -
hardtin Lahr auf den 1. November ds. Js. in gleichcr Eigen-
schaft an das Postamt in Pforzheim versetzt.

Aus dem Jahresbericht des Vad.
Frauenvereins.

Karlsruhe, 23. Aug. Der Bad. Frauenverein hat im
Jahr 1904 wiedernm bedeutende Unternehmungen zur Aus-
führung gebracht und kostspielige Baulichkeiten erstellt (Errich-
tung einer neuen Haushaltungsschule hier, eines Erweiterungs-
baues und eines Alternheims beim Ludwig Wilhelm-Kranken-
heim, Gewinnung eines neuen Geschäftsgehilfinnenheims hier,,
Beginn der Crstellung eines Neubaues für das Kindersolbad
in Dürrheim, Errichtung einer Walderholungsstätte bei Ett-
lingen); bestehende Einrichtungen wurden sorgfältig gepflegt,
neue, wie z. B. die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit,
tatkräftig aufgenommen.

All' diese Unternehmungen verdanken ihre Entstehung und
Entwicklung dcr unermüdlichen, stets anregenden und befruch-
tenden Leitung und Mithilfe seiner hohen Protektorin, I. K. H.
der Grohherzogin Luise.

Jn der Gesamtleitung des Vereins, dem Zentralkomitee, ist
bis zum Jahresschlusse nur eine Aenderung eingetreten durch
den Heimgang der Präsidentin der Abteilung 2, Frau Stadtrat
Leichtliu. Der letztjährigc Bericht hat dieses Verlustes bereits-
unter dankender Hervorhebung der trefflichen Dienste der Heim-
gegangenen Erwähnung getan. Die erledigte Stelle der Präsi-
dentin der genannten Abtetlung übernahm nach der Wahl des-
Abteilungsvorstandes mit Bestätigung der hohen Protektorin
Freifräulein E. von Adelsheim. Das Zentralkomitee bestand
darnach auf Jahresschluh aus dem Generalsekretär Geh. Rat
Sachs, den Abteilungspräsidentinnen Frau Geh. Rat Hardeck,
Frcifräulein von Adclsheim, Frau Oberbürgcrmeister Lau-
ter und Frau Geh. Rat Nllmann und den Geschäftsführern der
vier Abteilungen, den Herren Rentner Hepp, Hofapotheker Dr.
Stroebe, Generalmajor z. D. Stiefbold und Geh. Ober-Reg.-
Nat Rasina.

Der Förderung des Handarbeitsunterrichts in den Volks-
schulen des Landes wurde seitens der hohen Protektorin fort-
dauernd angelegentliche Aufmerksamkeit zugewendet und im
Einvernehmcn mit der Großh. Oberschulbehörde, sowohl durch
Auszeichnung tüchtiger Lehrerinnen mit langjähriger Dienst-
zeit, als durch die Verleihung von Aufmunterungsgaben an die-
besteu Schülerinnen ein wirksamer Nachdruck gewährt; als solche
Gaben karnen zur Verleihung: durch Vermittelung der Frauen-
pereine 681 Exemplare des Erbauungsschriftchens „Mit Gott"
und an anderen Orten 1941 Stück des bekannten Gedenkblattes
bezw. Belobigungszeugnisses in 1134 Gemeinden durch Vermit-
telung der Schulbehörden.

Bezirksausstellungen von Jndustrieschularbeiten wurden ver--
anstaltet in Zell a. H„ in Jlvesheim, in Thengen und in Je-
stettcn. Sämtliche wurdeu von der Grotzherzogin mit persön-
lichen Besuchcn beehrt.

senflächen auf berschiedener Terrainhöhe variieren den Genutz
des Tones, allcs bereitet auf etwas Exquisites, Verfeinertes
vorr ViLr hohe, halbrunde, in einer Querachse liegenden Lau-
ben mit lauschigen Sitzplähen laffen zuerst die einheitliche Stim-
mung erraten, die jene Gärten bcherrscht. Rot, Gelb und
Blau sind die Haupttöne, die jeweils cinc Fläche, die nur etwa
20 auf 20 als äutzerste Abstände eincs Achtecks umfatzt, be-
herrscht. Keine Spur von Künstelei oder hypcrmodernen Li-
nic», keine willkürltche Architektur, keine exotischen Pflanzen
und keine aiisgctüftcltcn Raffinessen, alles gibt sich natürlich,
mit alltäglichen Blumcn und Sträuchcrn mit wcnig Mitteln.
Aber Aristokratie des Gefühls, des Empfindens ist dabei, eine
Vornehmhcit des Farbensinnes, ein einheitlicher Gedanke, eine
umfaffcnde Kenntnis »nd Liebc zur Natur.

Der gelbe Garten: Ein einfaches, mit kunstvollen Beleuch-
tungskörperchen geziertes eisernes Tor schlieht ab, einige Stu-
fen führen rechts und links in die Tiefe. Zwei grotze steinerne
Blumenvascn vermittcln die Höhe, und unten breitet sich neben
gelbroten Kiessandwegen eine Fülle des Goldes in den gelben
Blumcn aus, datz man jauchzen möchte. Weun man Blnmen
das Symbol der Poesie gibt, hier ist es zum Greifen verdichtet.
Kulissenartig erheben jich kleinere Sträucher, sanft variiert
durch Blutbuchen, und ganz zurück licgt ein kleineS strohgcdeck-
tcs Teehäuschen mit goldenen Säulen. Die von gelbem Hopfen
umrankten Mauerflächen belebt ein farbiges Tonrelief, so man-
nigfaltig und doch so ruhig wirkt alles, in tiefem Atem erhebt
sich die Brust, man ist froh und heiter, so fricdlich, dah man
träumen möchte von all' den Farben, die unser Auge trinkt.
Jnmitten der Welt, und doch abgeschlosscu, eins mit sciuen Sin-
nen, kraftbewutzt über die Natnr, schweben wie Duft die Ge-
danken.

Dcr blauc Garten: Dicselbe Lage und Anordnnng, in sei-
nen Linien rnhigcr, die Flächen breitcr. Jn dcr Mitte ein gro-
tzer massivcr Brnnnen in rotcm Sandstcin, der eine durch-
brochenc goldcnc Halbkugel trageu soll, der Sand dcr Wege
weitz mit blau, in dcr Mauer cine Nischc mit einer zart getön-
 
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