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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 151-176 (1. Juli 1905 - 31. Juli 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0063

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Erstes Blatt.

47. Zahrsang. — Nr. 158.


Morttag, 10. Juli 1905.

Erscheint täglich, SonntagS auSgenommen. Prei» mit Familienblättern monatlich 50 Pfg, in'S Haus gebracht, bci der Expedition und den Zweigstatiouen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,85 Mk. auSschlicßltch Zustellgebühr.

^"»eigenprei»: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hkesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Ausnahme von Anzeigen
.^^^bestimmtenTagenwi^keimVerarttwortlichkeitübernomMM^^^ch^^^e^nserateau^ei^lackatta^^

Deutsches Reich.

Direktor des allgemeinen Marinedeparte-
iicl^^ ^Asadmiral Diederichsen ist mit der gesetz-
Penision in Genehmigung seines ALschiedsgesuches
wi Pgestellt worden, Der Abteilungsvorstand
^ j, ^chsmarineamt Kapitän z. S. v. Heeringen ist
ver Wahrnehmnng der Geschäfte des Direktors des
r. Ao^neinen Marinedepartements böauftragt und zum
ii» ^^^etenden Bevollmächtigten zum Bundesrate er-
"vnnt worden.

E, .^^ensburg, 8. Juli. Der Kaiser besichtigte
' ^ Vorrnittag 'die Marinestation Mürwik und das
^ ^^oschulschtsf „Mücher" und machte sodann eine
ndfahrt durch den Flensburger Hafen; darauf kehrte
yan Land zu gehen, zur „Hohenzollern" zurück, die
öer Mhcde von Mücksburg! vor 'An-ker lag. Die Kai-
in nis'^tete heute Vormittag der herzoglichen Familie
I ucksburg einen Besuch ab.

Baden.

v x. ^u Zentrum herrscht große Freude über die E r -
s ^ ^ nng dxZ 2. b a d. R e i ch s t a g s w a h I k r e i -
dkach dem „Beob." hat dieser Sieg eine vielfache
lch ^?nng. U. a. soll das Narrenschisf des bad. national-
dci-in r " Kulturkampfes zerschellt fein, soll das Volk ein
sdn"^i^ndes lsxwil Liber die liberale Heuchelei ge-
Dch hnden usw. T-as find Siegesrausch-PhrasHN. Der
gvi? ^ bin -Sieg der sreien palitischen Ueberzeu-
Wählermehrh'eit, es ist ein Sieg des rücksichts-
^ ^n Gewissensdruckes, ein Erfolg der unermüdlichen
NsitGetstlichkeit, die tagein, tagaus die Wähler
Val s ^ bchrecken der Hölle bedroht, wenn sie ein libe-
,^^utt lesen, oder gar liberal wählen. Vorteilhaft
^ein ^ ^ das Zentrum, daß es einen Kandidaten aus
^nhILezirk selbst ausstellen konnte, 'daß es ein reu-
^cr Dünder war, der an der Hcmd einer reichen
buis'^ Altkätholizismus zrrm römischen Katholizis-
Kesck ^^nEgekchrti ist, hat ihm in den Augen Vieler nicht
t^TsNdet, son'dern -eher geuutzt. Die Liberalen geben na-
.^^ich den Kreis nicht definitiv Verloren, sondern wer-
^ chch anftrengen, ihn bei der nächsten Wahl wieder zu
lchst^wir-. Ngch Amtsbezirken geor'd-net war das Re-
^nt, kleine Korrekturen vorbchalteu, folg-endes:

E' Rebmann (lib.i Duffner (Zentr.) Grabl (Soz.)
Do^orf 1200 1559 173

K'llin„.'chingen 2330 2223 165

Trib"2? 2224 2577 731


1287

1386

3»samnien 8437'

2328

2204

723

84

10891

1876

Aus der KarLsruher Zeiturrg.

Kövigliche Hohcit ber Gr -otzherzoy habcn dcm
naitesU-n Jako-b Re i n- in Sennfeld -die si-Iberne -Verdienlst-
Frcjsi, ''erliehen, de-m Forstineister und Ka-mimerherrn- Emil
l<uib„sirn> -von S t e t te n-- B u che nbach in Baden- die Er-

^sfiut^äur Annahme und zum- Tr-agen de-s ihm verlie'henen
^eibjl , reuMZ des Königlich Sächstschen. Albrechts-Ordens, dem
'Cduavd- Sch-äfser in Karlsruhe üie Erlaubn-is
^ n«hme und WM Tragem des ihm- verliehenen' Königlich

^as Festkonzert füv die R. Wagner-

Stipendienstiftung.

^ Aux „- Heidelberg , 10. Jul-i.

. hc>r<K. Veranstaltuwg von -gan-z beson-dcrs hcrvorragcndem
kari-ni es zu Slande bringen, bei den gegenwärtigen
^sSielc-h^ ^rmperaturen ein beinwhe voll besctztes Haus zu
ein- so gcwähltcs Publikum in Hren Bann zu
^kies^am Samstag bci dem FesKongert zu Gunsten
i'"'agner-Stipendienstistung im. grotzen Saale der -Stadt-
war. Auch die verwühnten Kunstfreunde i nd
di< ^'belbergs hatteni Autzergcwöhnlicheis z-u crwarten,
^>eistg Feierlich-keit, die währenb des .gantzen, mehr als

si^sstr -r- Kongertes das Haus beherrfchte, war em Grad-
i - Di SC'waltigen! Eitidruck des 'gebotenen Knnstgenus-

Gründe, welche die Wa-Hl de-s Program-ms bestimmten,
5d>d 'bezüglich der Heranziehung von C. M. von Weber

?Nrd^/?- Bach als -den Meisterni der deutschesten Tondichtunig,
? tvejj. si^Sllch an- d-ieser Stelle von beruisener Hand erörtert;
n ^ ^auni. erlauibde, war auch durch trefliche Hinweise

der qrotzen- Messe in> Es von- Weber und der

j^hiit beni -iO- Sonntag nach Trinttatis von iBach ange-

O-bzwar diese beiden Werke, das eine i-n sciner
an-dere -in sciner eindringlich gewa
Äs aus den- Hörcr wirken.

Leitunig vow Herrri, Prof. W ol-fr u m und unter
»suie des Bächvereins und akademischen Gesangvereins

a,^^üvkten- Heidelberger Or-chesters un-d -vier Solisten
sMuiitj FTf'u Belliwidt, Fräulein -Johanna Kitz, Herr Hcinz
sv^"Uug VZ^^^'ug), Herr Anton Sistermans) Mgeibene Aus-
.iuindvD^. mustergülttge genannt werden. Der Ge-

L-,°6or^!^ Andacht, Feierlichkeit, Weihe.

' : ^istersingervorspiel betrat Herr Geh.

rt ^ vd (. <ucerstersi

^igeud-.- d Podiuni zu einer Zlnsprache, in- -dcr er un-gesähr
^ «usführte:

Rat H.

Sächsischen Allgcmeineni Ehrenzeichcns erteilt und dem Pribat-
do-zenten- dcr medizinischen Fatultät der Univerfität Freibürg,
Dr. Paul Clemens, den Titel autzerordentlicher Proscssor
verliehen.

AusLattd.

Schwcden.

— Zu ein-ent Vertrster 'der „Frcmkfurter Zeitung"
äußerte König Oskar: Einen Prinzen seines H-auses
könn-e er zwar nicht nach Norwegen sendeni, sowoh-l der
UnLill wegen, die ihm zng-efügt sei, wie auch wegen des
Mißtrauens, demi die Dynastie dann lhier, wie auch dort
leicht ausgesetzt wäre. Nur in dem Falle, daß der schwe-
dische Reichstag den bestimmten Wunsch ansspreche, würde
er diese Frage nochmals in- Erwä-grlng ziehtzn. Jn
der königlichen Familie wären gottl-oh alle eimg und es
gebe kein-s Verschiedenheit der Ausfassungen über diesen
oder irgend einen andern Punkt. Eine eventuelle spätere
Alli-anz liege zumeist im Jnteress-e Norwe'gens.

Oesterreich-Ungarn.

W i en, 8. Juli. Jmi Lause der B-eratung über den
D r i n g l i ch k e i t s a n t r a g der AlIdeutschen,
der die Regierung auff-ordert, das Parlament sofort nach
Bildung eines d-er ungari'schen Koalitionsmehrheit ent-
nommen-en Käbinetts einznberufen, b-egründet Stein
die Drin-glichkeit des Antrages mit 'deml Hinweis darauf,
daß die Verh-andlungen des Ausschusses zur Beratung des
Verhältnisses zu Ungarn oh-ne Ergebnis 'g-eblickben seien.
Oesterreich bringe unverhältnismäßig höhere Beiträge als
llngarn dem Wahn der Großmachtftellung zum Opfer.
Tie Benrteilung, obi Oesterreich eine Großmacht fei, hänge
von den anderen Großmächten äb. Deutfchland
w-erde sich dasür bedanken, daß Oesterreich-IInigarn bei s-ei-
nen unglücklich-en politischen VerhZItnissen künftig fein
Bundesgenosse bleibe. Das Ziel seiner Part-ei fei die
AngIiederung De u t s ch - O est e r r e i ch' s an
d a s D e u t f ch e R ei ch. G r o ß (deutsche Fortschritts-
partei) erklärt, Qefterreich 'dürfe die Rolle ein-es unbetei-
ligten Zufchauers gegenüber den Ereignissen in Ungarn
nnr fo lange fpielen^ als nicht durch die dortigen- Vor-
Läiig-e gemeinsame Angelegenh-eiten berührt würden,
oder Un-garn die verfassungsmätzigen Pflich-teip nicht m-ehr
erfüllt. Er -werde namens der deutfchen Parteien noch
beantragen, daß die Regrerung ausg-efordert werde, sich
gegenüber den in Ungar n sich entwickelnden Berhält-
nisfen sür all-e Eventualitäten zu rüsten, damit nicht
sie selbst und das Parlament von den Ereignissen über-
rafcht und- vor vollendete Tatsachen 'geft-ellt würden. Mi-
nisterpräfi'dent 'G-autsch w-endet sich. znnächst -gegen Stein
und ersucht diefen, er mög-e d-ie Bew-ertung der Bundes-
genossenfchaft der Mon-arch-ie den Bun'des-genoss'en felbft
überlafsen. Das Urteil der Bundesg-enossen werde sich
wesentlich von dem Steins unterscheiden. Sollte aber
da und dort die Bewertung eine geringer-e sein, als die
Negierung annähme, dann 'dürste gerade die Partei des
Abgeord-neten Stein dazu einiges beigetragen haben.
(Beifall.) Danken miöchte er, Redn-er, dem Abg. Stein
dafür, daß dieser sein Ziel neuerdings offen dargelegt

„Au-s ker Bes-chäftiguntz mit kern Problemen moderuer
Malerei -versetzt mich ein- ehrenider 'Rüf plötzlich in> daS Reich
der Mnfik, und- wie die Töne jener Meister verklanVen, da war
die Antw-o-rt anf jenc Frage, die ich i-n me-i-nen- Borlefunigen
zu beantw-orten bemüht bin, auf die Frage: „Was ist -deutfch?"
so lei-cht. Denn jede dieser Alelo>üieni -und 'Weilsen trng den
Stempel des ewig währenden Deutschtn-ms. Dentfch nach der
FMe dcr Kraft ist id-ie Tonkunst in unferer Zeit, her-vorgewäch-
sen au-s geheimnisvollen Ticfen- des Erle'beus, durch Jahrhnn-
derte sich enlwickeliid zu immer freierer, immer grötzcirer, be-
stimimtcr Form, nnid immcr deutlicher das, was da- im Dunkel
der -Seele lelbt, olffenbarenid ini Tünen, nnfere Knust in idiefer
unferer Zeit der Kultur feit denr 16. Jahvhnndert. Kei-ne
Knnft -des L'ux-ns, fonderu idev Notwendigkeit. U-nd deutsch vor
allcm viclletchti wavd jene Ta-t, die mit dev Tonkunst die Dicht-
kunft zu einem nenen, erhabenen 'Bnnde vermählte, jene Tat,
die wir mit idem Namen von Bayrenth bezeichnen. Wie das
Dichten nnd- wie dais Tönen- fich endlich iu einer grotzen, -gesetz-
mätzigen Vereint-gung fand, das ist eines der wunderbarsten
Gchauspieile der Kunstgeschichte, und Wie däs Kunstwerk ge-
staltet ward, da hat es sich auch gezeigt, datz es fich n-icht um
ein Spiel mtt Formen handelt, sonderu dätz aus der Not iher-
vorgegangcn dielse -gange Kunst ward, aus der Rot des gewal-
tigeu Getftes, dor, ein hohes Jdeal im Auge, durch alle Leiden
und durch alle Schwierigkeiteu hindurch diesem Jdeale zu-
strebte, bis es verwirklicht war. An's einer ticfeu Not, der Not
dcs Schauenwoüens und Verftehenwollens dessen, was geheim»
nisvoll dlotz als Ton- geklungen- hat. Es zetgte sich darin, datz
mit deimi Augeublicke, da Ri-chard Wagner ersta-nd, bis an- den
heutigen Tag und- übcrall stch die Mcnfchheit unwiderstehlich
zu ihm yezogen gefühlt hat, und 'was an Kritik und Urteilen
geä'ultzert wurde, es war und Meibt immer da-Aselbe, datz kein
Platz leer bl-ieib in- dcm Hause, da diefe Geftalten übcr die
Bühnc schritteni nnd 'diefe Töne erklangen-. Ta darf man wohl
von einem Urteil des Volkes sprechen. Das PMI Was soll

habe. Dieses Ziel, sagt der Mini'sterpräsidmt, ist gewiß
nicht d-as meine und ich werde das Ziel nicht nur in mei-
ner Amtsetgens-chaft, sondern so lange ich im politischeir
Leben wir'ken wer'de, bek-ämpfen. Der Ministerpräsident
weist dann bezü-glich der znr Beratung stöhenden Anträge
aus seiue im Zollausschuß und iim Ausschuh zur Beratung
des Verhältnisses z-u Uugarn abgegebenen Erklärungen
hin u-nd wied-erho'It, daß- die Regieruug es als ihr-e seldst-
verstäudliche Pflicht ans-ehe, dem Parlament dte G-ele-
genheit zu ge'ben, sein Votum rechtzeitig abzugsben. (Bei-
fall.) Nach' weiterer Debatte werden die DringIich -
keit für 'deu Antrag, d-er Alldeutschen und d-er Antrag
Groß mit großer Mshrheit angenommen. Die
Sitzung wird mit deu besten Wünscheni für die Erholung
der Abgeordneteu wä-hrend der Sommerf-erien geschlosseu.

Aus Stadt und Land.

Heidelbcrg, 10. Juli.

Sonnwcndfeier. Es ift 'beachtenswcrt, datz die von derr
deutfchvölNicheni Vereinen auf 'der Strahlen-bnrg ver-
anstälttzterii S on-n-wervdife ier N -von- Jahr zn Jähr eine-
stärkcre iBeteiliguntz auf-weisen. Wer fie eintnäl mitgemacht hat,
kehrt irnl nächsten- Jahre -gcrn- wieder, denni es licgt in ihnen
in der Tat ein, ideales Moment, das angiehenld wirk-t. So war
gesterni bei der fünften Feier Lie Zahl der Teilnehmer wicder
grötzer, als im Jahre vorher, obgleich üie Fahrt in- den son-
nenid-urchglühten Wagen, von- hicr oder gar von Mmin-Heim nach
Schriesheim! und cbenfo üev fchattenlose Aufsticg nach dcu
Bu-rgruine etwas sträpaziös tst. Nuf 'dcr Strahlcnbuvg be--
-grützte, nachdemi mttn- fich evho-lt un-d erfrischt hatte, Herir
Mützig die Festteilnehmer, fpeziell auch dcni Hcrrn Wbgeord-
neten- Müllcr-Heiligkrcuz; daim hiclt Prof. Rohr sch neid-ev
aus Wcinhcim dic Fcftredc. -Er warf dic Frage auf, was eine
altgerman-ische Feier in einer mitte'laltcvtichcn Burg, ibeigantzcw
von> modcrnstcni Mcnschcn, wohl .bcdeuten-folle und lcgte das in
der Beantwovtuntz in fchlichten- unid- cindringlichen, zu Hc'rgen
gehen-dcn Worten üar. Es war ctne crnfte Rc'de für das
deutsche Bolkstnm. Das Fcucr am Abcnd 'solle gleichsam- die
Teilnchmer durchleuchten, damit sic dic noch vorhandenen- un-
deutschen- Flccken in ihrem Jnnern sehen un-d en-tfevnen. A-uch
politische und nament-Iich soziale Angc-legenheitcn zag der Rcd-
ner in Len Kreis se-iner Betrachtung. Er schlotz mit einem
Hoch aufs Waterland, während- dcr Vorredner 'dem- Kaiiscv ein
sol-ches davgebracht hatie. Als 'letzter der Re-dncr feicrte Herr
C lau tz - Mannheim die Leutfche Frau unk brachte ihr ein
Hoch 'dar. Zwifchenhineiiü' umterhielt man stch bei den Klängen
einer Mufikkapelle nnd atnüfierte sich über die Ju-gend, die
sich eifrig mit iWnrstschnappcn untevhiclt und ani K-letterbaum
zu den Bretzeln und- den Würsten mtt mehr odcr weniger
Erfolg emporstre-btc. Der Hauptteil der Feier abcr spielte sich
o'ben am Cdelstein ab, wo aus Reifi-g cine hohe Pyramide auf-
gebaut war. llm halb 8 Uhr trat man den duvch seine Steil-
heit ziemlich beschwevlichen Weg dorthin an. Man konnte
dabei wahvnehmen, we'lch grotzes, unfchönes Loch leidev auch
dort schon- die Jndustric in den Berg gerissen hat. Bald nach-
dcm man oben angekoMmen war, wurde der Reisigstotz cnt-
zündet und hoch loderte die F'lamme empor. Hevr Mühig:
erhöhte den feierlichen Moment durch eine gereimte Anfprachei
altcrtümlicher Form. Cr übcvlieferte gleichsam das Un'deutsche
in unserem Bolkstum den FlamMen, damtt fie es zu Afche ver-
brennen, ein sym'bolischer Akt, der fichtlich auf die patriotisch
an-gercgte Bersamimlung da oben ei-ncn ttefen Eindruck machre.
Zum Schluh sprach Herr stud. Geitzler auf das deutsche
Vaterland. Dann- wuvden die mttgcbrachten Lam-pions angc-
züridet nnd im Zuge bcgab man sich nach Schriesheim hcvunter,
wo man- bis zur Abfahrt des Sondcrguges um 11 Uhr noch Ge-
lcgen'heit hatte, in der 'bei dcm Bahnhof gelegenen W-irtschaft

das heitzen? Nun, dev Meistev voni Bayreuth ha.t nns felbst die
Antwort darauf gegcbeni. Er nennt das Bolk dic Gesamthett:
üevjeniigen, die eine gemeinfame Not empfiniden, also in allen
Klassen u-nd Ständen üas -VM, überall da, wo ein Bedürfn-iS
si-ch ge'ltend macht gcüneinfamer Art, fci- cs ein äutzeres, sei cs
etn> inneres, geistigcs. Uüd dem inneren, geistigen, zu cnt-
sprechen, dagu ward- die Bühne von Bayreuth bestimmt, und
durch d-ie Zeiten hindurch hat fich dte Krast der Not tn Stillung:
der Not gezeigt. Alle, Lie i>n Bayreuth -gewesen, -die dort ge-
fchaut unld gehört haben, wissen, datz es sich um xin Ereign-is
un'vergleichlicher Art hande'lt, sie haben es empfunden-, datz dort
dcm Leidcnden, Bcdürfenden cine We'lt crösfnet wird, in der
da-s Leid fchwindet, ein Reich innerer Freude und der Glück-
seligkeit. — Jm Anfang der 50er Jahre, als R. Wagner flüch-
ten> muhtc, hat er es -gewutzt, dah er im Kun'stwerk der Zukustst
ein Jdeal des Thcatcrs aufstelltc, das anknüpfend an das Schil-
lerfche noch ü'ber diefes hinausging, wie 'da-s grohc, gemeinfama
volkstümliche dev griechischen -Zeit. Und d-ie VerwirN-ichung er-
wartete er von cincr Z-ukunist. Er felbst hielt es nicht für
denkbar als unter -ganz anderen Bcdingungen- nnferer Kultur,
als einzig gegeben durch Verhältni'sse, welche eine neue grohe
Volksgemeinsamkeit müglich niachte, und indem er dies Kunst-
we-rk der Zukunft entwarf, -da entstand in feinem Geiste der
Rin-g des Nibelungen. Und wie das Werk vorrückte, zeigte cs
sich, däß für diese 'Schöpfnntz keinc Unterkunst mehr sich bot.
Unfcr altcr Mythos war zu neuem Lclben verwcrtct. Damals
entstand aus der Not heraus -der Plan eines eigcncn Thcaters.
Wevk auf Werk entstand, und ferner nnd ferner erschicn die
VerwirNichunig.dieses 'Gedankens, bis, getragcn- von- der Hoch-
herzigkeit cines cdlcn Künstlerfürsten- und von Freunden unter-
stützt, der Grun-dstcin zu'm Fcstfpielhaus Bayrcuth -gelogt -wer-
den> konnte. 1876 fcmden die erfteu Aufführungen statt, Lefucht
von allcr Welt, abcr als die Töne vcrklun-gen warcn, nnd die
Tore wieder vevschlossen, da muhte der -Meister sich eingestehen,
datz wohl für einen- kurgen Augenblick das Erträumte wahr ge-
 
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