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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204-229 (1. September 1905 - 30. September 1905)
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Dienstag, 5. Septernber 1905.

Erstes Blatt.

47. Jahrgaug. — Nr. 207.

8rschei»t ttllich, Sonntags aulienommen. Pretl «st Familienblättern monatlich 50 Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Exvedition und den Zweigstationen abgebolt 40 Pfg. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. aurschlichlich Zustellgedühr.

S»seiie»I rei1: 20 Pfg. fiir di« Ispaltige Petitzeile »drr deren Raum. Reklamezeile 40 Psg. Für hiesige Geschäits- und Pitvatanjeigen ermäßigt. -- Für die Ausnahme von Anzeigru
a» bestimmten Tagen wird kein« Berantwortlichkeit übernomme«. — Anschlag der Jnserote aus den Blackatiafeln der k-eidelberger Zeilung nnd den städtischen Anicdlaastellen. Fernsvrecber 82.

Deutsches Reich.

/ —' Der Kaiser hat bestimmt, daß das in Posen
lgarnisonierend'e Regiment 'Jäger zu Pferde Nr. 1, zu
idessen 'Ghef er sich am 8. August d. I. erklärt hat, fortan
'den Namen: „R e g i m e n t Königs-Jäger zu
Pferde Nr. 1" zu führen hat. Wtr haben also nun
ineben den Kömgs-Manen auch Königs-Jäger gu Pferöe,
'deren Qffiztere unb Mannschäften auf 'den EpQnIetten,
Uchselstücken u'nd- Schultevkla'ppen, sowie aus der Kar-
ltusche den köntg'lichen Namenszug zu tragen haben.

' — Der Perban d der Deutschen I u d e n wird

am 30. Oktober d. I. in Berlin seine erste öfsentliche
Hauptversammlnng abhalten.

Baden.

i K o n st a n z, 4. Sept. Mit Rücksicht auf oie anhaltend
ischlechte Witterun,g hat der !G r o tzherzo g auf ärzt-
ilichen Rat die beabsichtigte Teilna'hme an der Kaiser-
iparade aufgegeben.

i Lrtberg, 4. Sept. Das Zentrum stellte laut
!„Bad. Beob." sür 'den Bezirk Triberg-Wolfach-'PilliN'g'en
iden 'Gsw'erbeschulvorstand Ruddls Heim in St. Georgen
lals Landtagsk-andidaten auf.

Karlsruhe, 4. Sept. Jm „StaatAanzeig'er"
iwerden Tlenderungen in der Qrganisation der Forstb-e-
zirke bek-annt gegäben. Danach werden füns landes-
h e r r l i ch e Fo r st äniter mit 'dem Sitz in Stausen,
St. Märgen, Löffingen, Schluch'see -und Todtmoos er-
t'ichtet: 'das seitherige Forstamt Wolfsboden in St. Ma-
i'ien wird aufgchoben und der Sitz des landes'hervlichen
Forstamts Blumberg nach Donaueschingen verlegt. Es
er'halten fo'lgen'de'Bezeichn.ungen: das seitherige landes-
iherrliche Forstanck Stanfen: Stansen I, das neu errichtete
landesherrltche Forstanck Staufen: Staufen H, das seit-
herige Forstanck Blumberg: Blumberg in Donaueschin-
gcn. Die Peränderungen treten Mitte Oktober in Kraft.

— J.m „Beob." spricht sich eine Stimme -dahin aus,
ldatz eine Eisenbahnbetrichsmittelg'emeinschaft nicht
zustande kommen werde. Und 'sie meint, -das sei gut so.
Sie sagt:

Bvn dcn Schattenseiicn einer 'sotchen Betriebsmittelgemein-
schaift ist schon oft genug gesprochen wovden. Wir hcibe'N' —
cillen ossizwsen Beschwichti'gungsversuchen zum Troh — durch-
aus keine Elaremtie, datz nicht nach AUchlutz eincs solchcn
ckllemeinschaftsvertralges u-nser Lern pveutz'ischcn zweifellos übcr-
llogenes B.'triebsmaterial, vor allem Lokomotiven und Wagen
filr Scknellzügc, uns ge-le'genklich cntzogen wird und wir mrt
a.ren preutzischen 'Kupeewagen und ähnlichcrn sür ein Museum
reifen Materials abgespeist wcrden. Datz das nicht ein lecrec
Popanz ist, den wir unserem Volke vovma<hen, son'dern cine
wirklich zn gewärtMnde Tatsache, läht 'stch schon, heute aus der
Verseuchung — wir wählen mit Msicht dieses scharfe
Wort — gewisser 'badischer Schnellzüge mit schlechteni preußi-
schem Wagenmaterial unschwer schlietzen. Jawohl, Verseuchungi
Man seihe sich doch cinmal diese engen, mit Ausnutzung jedsn
Raumes erbauten und jüder Bequem'lichkeit entbchrenden
Preutzischen Kupeewagen an und vergleiche ste mit unseren
badischen, licht- und luftersüllten (große Fenster, breite Gänge,
ruhiger Laus) Durchgangswagen! Wo ist 'da gröhere Be-
quemlichkeit, wo vor allcm auch größere Sichcr'heit? Voll-
ständig von preutzischen Kupeewagen verseucht sind unsere
'Schnellzüge 11, 12, 78 und 79. Bon diesen stier Zügen ent-
halten die beiden letzten je cinen bczw. vier badische Wagen.

die beide'n ersteren aber nicht einen einzigen. Nicht
ein'inal der GepäckwageN ist -badisch, einzig und allein die Loko-
motive. Die prentzischeii Direktionen Mainz, Essen und El-
berseld teilen sich vielmehr laut Zugbildnngsplan ausschlietzlich
in die Wagengestellung sür diese -betden Züge. Dazu kommt,
datz troh Bahnsperre speziell bei den erwähnten Zügen 11 und
12 die Schassner immer noch wächrend 'der Fahrt den Trckt-.
brettern ent'lang klettcrn, ein 'bekanntlich äutzerst gefährliches
llnternehmen, das aber ibei unseren -besseren badische.n Durch-
gangswagen einfach unmöglich wird. Wie werden nun aber
erst unsere Schnellzüge nach Abschluß der Betriebsmittelgemein-
schaft ausgestattet sein? Werdcn sie von preutzischem- Material
mehr verschont bleitben oider mehr veriseucht werden? Zweifel-
los 'das letztere. Unsere schönen baidischen' Wagen kutschieren
dann viellcicht zur Wbwechslung metl einitze Zeit zwischen Berlin
und Hamburg, unfere grotzen Maschinen zwischen Mainz und
Kö'ln, und wir dürfen uns in den Kupeekästen mit ihrem
schiieidigen preutzischen 'Adlen herumischütteln ilassen.

' Bruchsal, 4. sept. Die Frage, wen das Zeu-
tru.m aks Ka n d i'd a t'e n sür S t a-d t Bruch-sa:
anfstellen wird, scheint nach den der „Bruchs. Ztg." von
lverschied'enen S-eiten g-ewordenen Mitterlnngen' entschie-
ven zn sein. In einer am Freitag. Wend stattgehabten
Wahlbesprechung hatte man sich-, nachdem alle arrdern Ver-
suchie zur Gewinnung einer 'geeigneten Persönlichkeit ge-
scheitert, auf Herrn Hanptlehrer Wredemann geemigt.
'Unter denr genügsanr bekannten „tiessten Sregel der Per-
'schwilegenheit" hat diese Knnde schr schnell ihren Wsg rn
'die Oeffentlicht'eit gefnnden.

Baycrn.

Neustad t a. d. H., 4. Sept. Dte heutitze L a- n d-
t a g s w -ah k für ven Wablkreis stkerlstadt-DüstLheim ver-
lief wie-der resultatlos. ErterMeustadt und
Bischolss-Dürkheim (W.) echielteir 64, Erlenwein-Nieder-
kirchen (Ztr.) und Freiherr v. Haller (So-z.) je 36, AL-
reschi-Nsuistadt und Lchmanin-Freinsheim (Bund der Land-
wirte) je 13 Stim'men. Heute Nachnrittag wivd die Wvhl
sortges.etzt.

AASlKKd

Oesterreich-Ungar«.

— Ans der Landies-Hanptstaidt Krains, Laiba ch, ka!m
vor Wenig'en Dag-en die Kunde von dsm Einsetzen sinier
's Iowenischen Los - von - R o m - Bew e g u n g.
Diie Beswsgnng gieht iwie im deutis'ch-ön nnd tschechischien
Bolke, so -auch bei iden Slow-enen zunäcki-st aus der na-
tion'at und freiheittich gesinnten Fntellig'eniz hervor.
Schon 'sieit 'g'Sraumer Zeit haven die rücksichtslose und
Herrsichsnchtige Gslten-dniachnng der hierürchischen Dcacht
seitens des Fürst-Erzbischofs von Äaibach, -Dr. Ieglic, nnh
seines Klerus-, svwie der von der klerckalien Pvrt-ei aus-
gchend-e rödakti'0'näre Drnck in sliawenis-chi-liÜLralen Vokks'-
kveisen eine ti'efgehende Gährung hervorgerufen. Sie
empfin-g nienie Nckhrnng. ats Fnvstorzbisch'of Dr. 'J-eglic in
einer Bvoschüre gegen die von dem slowenisich-akademischeii
Förial-Wierein „A-Nfklärunig" v'eranstalteten natnvwissen-
schaftlichen Worträge über Weltentwicklnngi und über Ur-
'gckschichte unid' Ende der Etde in schrofser Weise S-tellung
n-ah m, -das Anhören wis s e n s -ch aftlich e r Vo v-
träg -e aks „fnr das Seelen'hieil h öchst g e fährIi ch"
hinstellte und seinen iGlänbigen als „Todsünde" unte r-

sagte. 'Jn s-einvm -diiesjähr-igen Hirtenbriese forderte
der Aürsterzbischos seine Diözescmen anf, sick) von all-en
wisfenschaftlichen Vorträgen sernzuhalten und verbot ih-nen
aufs strengste das Lchen nichtkl'erikal-er Zeitungen. Auch
gegen einige w-issieiks-chaftliche Veveine unid Volks'bibliothe-
ken richtete Dr. Jeglic g-chässige Angrisf-e. Der slowenisch-
liverale Mgeovdnete Dr. Tavcar hat nun am 19. v. M.
im „Slovenski Narod" den FürstMzbischos und- die rö-
misch-k-atholischie sloivmi'fche IG-eistlichkeit in heftigster Weiije
angegriffen und die stovönischie BckwAerung aüfgesordert,
dem römisch-EatholischeN . iGottesdjenst f-MNznbleiben.
Meichzeitig wird 'Sas Einsetzen einer A u s t r i t t s-
Prop a-g anda an-gekündigt.

Rußland.

Petersburg, 4. Sept. Der S ch a h von P e r-
sien besuchts gestern 'die Gärten in P-eterhoif. Nach'Mit-
tags stattete er den Mit'gliedern der kaiserl. Familie einen
Besnch ab. 'Wends um 7 Uhr fand im Peterhofpalast ein
Galadiner statt, bei welchem der K a iser die solgenden
Worte anf 'dre Gösnndihe-it ,des Schahs ausbvachte: „Ich
wünsche lsbhast Ew. Majest'ät >die ganze 'Frende zu be-
zeugen, die ich empfinde, Sie unt-er uns wiederzusehen
nnd Ew. Majestät laut den Ausdruck meiner fveun-dschaft-
lichen Gesinnunig fiir Jhre erha'bene Person und meine
vesten 'Wünsche sür bas Ggdeihen Perstens zn srneuern.
Jch trinke auf >die Gesundheit Ew. Majestät -des Schahs."
Die Mnsik spielte die pecksische Hymne. Der Schah ant-
wortete: „Sehr gerührt vvn >den liebenswür.digen Wün-
schen, welche Ew. kalserli-che Ma'jestät mir gütigst znm
Uusdrnck brachten. betra'chte ich es als eine angenehme
Psticht, iE'w. Majestät meine tiefe Dankbarkeit für den mir
in 'den Grenzien Mrtzs Reiches und besonders in Peter-
hof bereiteten -gastsrennidltchen warmen Empfang
auszudrücken. Die kostbaren Erinnernngen an -diese
Rei-se werden una'uslöschlich in nieinem Gedächtnis bkei-
ben und werden an die Stelle 'derjenlgen an ineine frühe-
ren Reisen tveten. Gestcckten mir Ew. Mcrjestät, ans die
Gesund'h'Lck Ew. kaiserlichien Majestät nnd anf^hver Ma-
jestäten öer Miserinnen nstd der ganzen kacketlichen Fa-
milis zu trinken, s-owie auf das iGödeihen der Grötze des
Reiches."

Aus der Karlsruher Zeitrmg.

—r Semf-KämKiche 'Hocheit der Großherzog haben dem
Briesträger Gerhavb M ü l -ler m Konstanz die silüerne Ber-
dienstmedaille verlichen.

i Karlsruhe, 4. Sept. Der Erbgrotzherz-og war
infolge einer Erkältnng in den letzten 14 Tagen an Bron-
ichiai'lkatarrh' un'd !Mnskelrh'eumatismus ert'rankt. Der
stur Kur in Vulpera amvesende >Genieratarzt Dr. Timann
ihcck die Behandlung tn Genleinschaft mck dem dortigen
Badearzt übernommen. Die Erholung ist nun so weit
sortgeschritten, daß Seine Königliche Kolheit heute Vul-
Pera Vevlassen komckie. Die Erbgroßherzoglichen Herr-
schaften snhren Heute über 'den Flüelapaß bis Ragaz und
werden morgen in Konstanz init denl Grotzherzog und der
Grotzherzogin zn einer kurzen Begrüßung zusammentref-
isen und dann nber Basel nach B-adeiiweiler weiter

Müuchener Vrief.

Von H. D. .

1. - -.- -----

München, 31. Auq. 1905.

Augusten-de beideutet für Münchcn die Zeit -des ncrvösesten
Tempo-s; sel'bst der Fasching, dessen La-unen, iden gewohnten Le-
hcnsgang auslöscn'd, 'durch alle Stän'de brausen, steht an Be-
wegtheit vcr Straßenbitd.-r zurück gegen ders rastlose Zu- und
Mströmen der Fremdeninassen -in den Hochsommerwochen, -wo
lnit wenig Ausnahmen alle nach >den naturgeweihten Wochen
tn den baycrischen o-der tyrolischcn Bergen noch ein poar Grotz-
lstadttage mitzunehmen pflcgen. Es fehlen mir die Zahlen,
'um emen Begrisf von dem Flultuieren ides Fre'mde.N!pu'blikums
tzu gcben. Nicht meihr nach Hunderten zählen- sich -die tägtich
Meuanigekommencn, und wer nur ei-nmal eme halbe stunde
auf Lem Bahnhos zudrachte und jeden und je'den Zug übersüllt
v-nkonrmen, überfüllt abfahren sah, gewirmt leichter eme Bor-
stellung dieses in-ternationalcn Trei'bens, als init Zahlcn der
genauesten Statistik. Natürlich wimlnelt e-s m Leängstige.n-der
Hülle m dcn Museen, die Theater sind vollbesetzt, die nähere
ilmgegen'Ü, besonders der Starnbergersee un-d das -Jsartal, fast
stberschwemrnt. Ja sogar i.r den geräumigen Gärten der Bier-
ikcller taucherr man-che Gruppen auf, die vorr 'der Gesamtpihtzsiog-
-nomre des Stammpu-blikums abstechen, -— nicht imimer zum
>B«hagen des Urmüncheners, der sich dort werligsten's autochthon
fühlen w-ill. Er debattiert dann gevrre über dre Ursachen des
Frenidenzulaufs.

Bilder -und T-Hcatcr nrachen das somlnerliche München.
Micht weniger als süns regelrechte Kunstausstellungen soll mcm
besuchen, darunter die JN'tcrnationale rm Glaspalast,' 'dercn
Katalog mehr als zweiundein'viertel Tausend Nummern aus-
steigt, Jch möcht e>s kernem raten, dcr nicht rrmrß. Lieber imimcr
turid imrner wie-der vor die alten Deutschen der Pmakothek und
bor die Feuerbach unL Böcklür der Schackgalleric, als mit ciwiger
itnruhe in den ElnjahrsungetümeN von Mld zu Mtd zu jagen

und am Schlusse abgehetzt, vcrw-irrt und — enttäuscht mauch
hartes Wort über die zcitgenössische Produktion sagen zu müs-
sen. Da hat z. B. der Kunstverem e'me Samm'lung -von Wer-
ken des geletzentlich der Deutschcn Autorirabiilwoche wiedcr -viel-
-genannten Hü'bert v. Herkomer veranstaltet. Wie glatt
-und sütz er jetzt rnaltl mit seiirerr früheren, in Sto-ff und Aus-
sührung gesund-realistischcn Acbeitcn gab er uns Hosfnung auf
eincn ehrlichen Historienmaler, jetzt bringt er wirklich nichts
Mehr, als -das, was wir meinen, wenn wir verächtlich von eng-
lis-chen Bilidern reden. Nichts Pretentröseres als das Doppe'l-
Wrldnis, wo er, ordengeschmückt, seirrcr Gattm derr Abenü-
'rnanteil urrrlegt, und d-o-ch so ohne Berständrris für Konrposition
oder rern maleri'sche Qualitäterr.

Eirren schönen Genutz, den man sich freilich vorsi-chtig vor
Uedcrmüdung durch Ei-nseitigkert bewahren rrrutz, ist der Bes-uch
-der L e n b a ch - Ausstellrmg, üie man in pietätvoller 'Art zur
Todesfcier zusammengebracht ihat. Welch ern Fleitz und Kün-
nen! Das ist allerdings ern gescgnetes Lebenswerk. Er durfte
alles wagcn und gewih seirr, datz es virtuos gelänge. Man rst
mehr als eirmral tmrncr wicder srappiert, wie er die Alten sich
zu eiyen machte; das Hine'i.rkrie-chen in Rembranidts Art in dcm
Mldni-s Ider J-osephine Len-bach steht einzrg da. Und 'dann die
unerhörte Krast u-nd Eindrrnglichkeit einiger Köpfe, allen
voran Mcmrnisens und Döllirrgers — sie wivd bleiben und ihr
Schöpser. D i e Ausstellung ist und- bleibt aber -die Jnternatio-
rrale. Aber gleich -hier sei es erwähnt, nicht durch die Qualität
der -dargebotenen Werke; bödcutet die 'Sammiluntz tvirklich den
iUeberbkick über das gegerriwärtige 'Schafferr der Welt, so müssen
wir mchr als in eirrer Hinsicht an einen Tiefftand glauben. Wo
bleibt z. B. irrr spanrschcn -Saal die Fühlnng mit der groherr
Traditron? O-der wer sähe in den Werken, üie Amerika ge-
sandt hat, das Dokument amerikanischen Geistes, den Stil eines
iKultuvneulandes? Man merkt nichts von neueren Kunst-
potenzen, wenig von neucm Sichrührcrr oder dcr Problemsreu-
ditzkeit 'der letzten Jahrzeihnte; rn dem mtevnationalen West-
flügel noch viel, vrel weniger, als tm Ostflügel, der Deuffch-

lairid, der Münchner Künstlergcnossenschast und den drei er-
'freulichsten Gruppen, der Sezession, -der Scholle und -der Luit-
'pold-Gruppe eingeräumrt ist. Um -vonr Bedeutendsten das
Nemrenswerteste zu gebcn, sei erwähnt, was e'irrige Künstler
mit emem Schlage unter die Führe'.iden ein-reiht. Ern- kolossaler
Wurs gelang Angelo Jank mit seirre-m „Hallali", eincm voll
Lcbensmut rmd Glanzfrcuidigke-it cntworfenen Jaydstück irr
einem warmen, rötlichen Tlkkord, 'dessen Farben au-s echtem
Faobcngefiihl, dessen K-omposition aus einem scltensn Sirm sür
die edle, grotze Gestc cntsprungen ist; die ü'berlebensgrotzen
Reiter im Mittelgrund mit ihren- stolz erhobene.r Waldhörnern
wirken rnit e-iner Ueberzougimgskraft, die man -im gleichen
Hau.se ni-cht wicder sindet. Erne herrlichc Ueberraschrmg Lisbet
i^r junge Münchner Chrrstian Landcnberger rnit semerrr
„SomM'eräbend am 'See": zwei badende Jungen im Spiel der
Sorme, ein fröhliches Lied des Li-chtes durch die wassevgetränkte
Luft, eine würdige Lösung im Gerste Sisleys und Monets. Die
grotzen Berühmten zeigcn Ung-leiches. Liebermann schrckte
eirre nicht gerädr' erobernde Variatiyn sei'.-rer öfters gemalten
„'Serlerbahn" mit 'dem 'bekannten, auch rn -der „Papageren-
Allee" so eigcna-rtig gelösten pcrspektrvischen Problem, das in -de-r
Münchner Schule rnehrmals Nachahmung fand, U h d e eirre in
seiner Art rmübcrtreffliche Kleinigkeit „Abenidmusik". Grotzes
wurde auch versckrredene Male gelcisteff wo an die derrtsche Ro-
rnantik (nicht irn Spotte sei 'dies gesagt) unmittelbär ange-
knüpft wuvdc. Vor allem ist Ludwig v. Zumbusch zu nen-
nen. der mit semen „Zigcunern" eii.re treuherzige, stavke und
sröhlicke Kunst dokumentiert, mit persönlrchem GeDhl sür
'streng gescblossene Kompasition un-L 'herrlich gesättigte Farben-
werte, und auch rnit seinem Kinderbi-ldnrs „Johanna" mit dem
starkcn Pinscl van Dyks es zu eincr selten -gewovdenen sym-
ipathischen Farbe-nsestiigkeit brrngt. Jn ivcvroamdteim Gejste
schuf Ludwig v. Dettmann sein entzücke.ndes „Volkslred";
hierhcr gehören auch rnehrere Landschaster, die mit dem in-
teressanten Raumprckblem, Laubpartien durch Gebäude-gruppen
zu durchdringerr, die deutschen Schlösser rm-d Edelhöse -bevor-
 
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