Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 204-229 (1. September 1905 - 30. September 1905)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0579

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dienstag, 19. September 1905.

Erstes Vlatt.

47. Zahrgang. - Nr. 219. H

drscheint täglich, SonntagS auSgenommen. PreiS mit Familtenblättern monatlich 5V Pfg in'S HauS gebracht, bei ber Expcditton und den Zweiqstationen abgeholi 40 Psq Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,85 Mk ausschließlich Zustellgebühr.

20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder d-r-n Raum. R-klam-zeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen -rmätzigt. - Für die Auf«bme von Anzeigen
- bestimmten Tagen wird k-ine Verantwortlichkeit übernommen. - Anschlag der Jnserate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zettung und den üodt„ck,en An.ch'aaüeNen Fernlprecher 82

Der katholische Lehrerverein und die
Forderungen der Simultanschule.

Die 'Gründung eines kathol. Vchrervereins hat in
^ehrer- und politischen Kreisen üerechtigtes Arrisehen er-
^kgt und zu zahlreichen Preßerörterungen geführt, wobei
der kath. Behrerverein hauptsachlick) vom Standpunkt der
vrsher einheitlich ovganisierten Lehrer aus besprochen
worden ist. Die Angelegenheit hat aber auch eine allgc-
"wine öffentliche Seite, insofern die Gründung damit ge-
vechtfertigt werden will, daß die Mitglieder dieses Vereins
zu deni 'Zwecke zusanimengeschlossen ha'tten, uni die
-'iath. Pädagogik", die kach. „Mittel und Ziele der Er-
ucvung" zu pslegen und im Ilnterricht zu betätigen, so-
^vit letzteres mit den bestehenden Verhältnissen zu ver-
embaren fei.

Durch diese Begriiiidung gewinnt der kath. Lehrer-
verein öffcntliches Interesse. Wir haben in Baden die
i." n sessionell gemi s ch t e Schule, und die Lehrer
Und gehalten, nicht nach konfessionell einseitigen „Mitteln
"nd Zieieu" zu unterrichten, sondern nach allgemein gül-
rigen Grundsätzen. Die Mitglieder des kathol. Lehrer-
Vereins aber sind der Ansicht, oaß es spezistsch kath. Un-
llrrichts- und Erzichungsmittel und -Ziel-e gibt, und sie
wolleu diese pflegen und- betätigen in der Simultanschule.
-^nüem sie beisiigen, daß die Praktische Anwendung
-brer Ansichten erfolgen soll nnr soweit es mit den
'nnultanen Verhältnissen unserer Schnle erreichbar ist,
geben sj-e selbst zu, daß „Mittel und Ziele" des Unterrichts
nnd der Erzichnng mit dem G ei st der Simultan-
^ uIe in Widerspru ch stche n .

. 'Da die Herren diese ihre dem Geiste der Simultan-
,chnle widerstrebende konsesstonelle Etnseitigkeit in der
siraxis nur so weit betätigen wollen, als es mit der kon-
visionell gemischten Schule vereinbar ist, könnte die Mei-
vnng auftreten-, als ob damit die Allgemeinheit sich zu-
'Neden geben könnt-e. Hätte es der Lehrer mit totem
llktcumaterial zu tun, hätte er die Aufgaibe eines BähN-,
bost- oder Finanzbeaniten, so wäre gegen eine solche Auf-
Msung nichts einzuwen'den. Der Lehrer hat aber däs
b>ertvollste eines Volkes, unsere Kinder zn bilden uud
ch erzichen, und in- keinem anderen Beruf kommt es so'
^hr auf die ganze P ersönIichkeit an, als bei Leh-
rern. Er soll unsere Kinder einführen in die Dnlturer-
rvngenschasten, er soll sie begeistern für alles Währe,
^ute und S-chöne. Es zündet sich aber Geist und Gemüt
"nr an Geist und 'Gemüt, Wahrheit nur a-n Wahrheit.
chsiveder oder! Entweder der Lchrer mit den Ansi-chteii
^nes Mitglieds des kath. Lchrerb-ereins ist si-ch stets be-
rnißt, daß er an einer Siniultanschule wirkt und hält sich
vn-erhalb der ihin dadurch gezogenen 'Grenzen: Dann
nutz ox ^btn Fnnerskes v-crleugnen, weil er s-eine spezifisch
Pädagogischen Grundsätze und Ziele zurückdrängen
''shtz; er kann weder erziehlich noch unterrichtlich mit dem
Norderlichen Nachdruck wirken. Öder er ist kein solcher
''^"chker, er vermag sich im hohen Dienste der Erziehnng
"ck,t fg ^ verl-engnen und gibt -als cchter Lehrer, wie
^ stti dann verstößt er bswußt oder unbewnßt gegen
len Goist tzor Simnltanschul-e. Jn beiden Fällen muß
wv Deffeutlichkeit, müssen Eltern, staatliche, kirchliche und
^snmuiiale Behörden gegen einen folchen Lehrer an einer
ch^.iusianfchnle Prokest einlegen. Der Mann mit einfeitig
vnfessiouolteu >Grundsätzen, mit ausgesprochener kath.
oc vr evang. Pädagog-ik — die Herren behaupten, es gäbe
^ine kath. Pädagogik! — mäg cin Pflichttreuer Mann sein,
nber an -eine Siniultinschule tangt er nicht. Es wird da-

darauf gesehen werden müssen, daß Mitglieder dcs
^nrh. Lchrerver-eins an konfessionell gemischten Schulen
nicht mchr verwendet werden, sondern nur an kons-essionell
"ngemischten Schulen. Die betr. Lehrer müssen selbst
"ss wünschen, wenn sie sich nicht selb'st untreu, wenn sie
'n Straßburg g-esagt wurü-e — „charakter-
os" werden sollen, oder -wtznn ihre „kath. Pädagogik"
Ncht fauler lZauber, leerer Vorwand ist, um die politische
^'.ache dälsinter zu verftecken.

'Die Schnlibchörde. die darüber- zn wachen hat, datz
vnie 'Dchule auch in den- wichtigen Jmponderabilien ihre
Uuigapx, erfüllt, datz gegen den Geist 'der Staatsinstitution
Vündigt wird, die Gemeindebehörden, welche in
i iren Schulen kein-c konfessionelle Engherzi-gkeit und Ein-
olligkeit dulden wollen, die kirchlichen Be'hörden, welche
uickt rirhig zufehen können, daß fo einseitig, konfessio-
nelle Lehrer auch andere 'Konfessionsang-ehörige absichtlich
orer nnabfichtlich beeinflusfen: alle müssen sich dagegen
wenden, daß Mitglieder des kath. Lshrervereins a>n Si-
uiultanschulen wirken. Es gibt in Bädcn viele rein- ka-
iholische Orte nnd Schnlen, wo sie mit ihrer „kath. Päda-
gogik", mit ihrem Fnnern unö mit der Konfession ihrer
nnder nicht in Konflikt kommen. Jn Preußen, Württein-

bcrg und Bayern niit ihren KonfessionZschnIen licgt die
S-ache anders, obwohl es im Jnteresse der Einheit un°
seres deutschen Volkes auch dork dringend zu wünschen
wäre, daß die Lehrer überall im Sinne des Ansgleichs
wirken, üas Gemeinsame betonen würden. Wir werden
diese Angelegen-Heit nicht mehr aus den Augen verlieren.
Wir lassen an nnsereii Sinmltanschnlen ebensowenig eine
käth. wie eine evangelische, jüdische oder freireligiöse „Pä--
dagogik" einziehen. Werm die Mitglieder des kath.
Lehrervereins wirklich von ihrem Iünern zu 'der „kath.
Pädagogik" getrieben werden, wenn sie sogar — wie der
erste Vorsitzende Herr Berberich im „Bad. Beob."
betont — bercit sind, ihr Leben d-asür zu geben. uin an-
dern „ö-ie 'Dinge der Welt zu zeigen, wie sie sie erken-
nen", dann müssen sie auch bereit sein, auf eine Stelle
zn verzichten, in der sie mit sich selbst oder mit andern in
'Konflikt kommen.

KarIs r u h e, 16. Sept. Di-e Stimmen aus kä-
tholischen Lehrerkreisen gegen die jün-gst ersolgte Grün-
dung eines katholische n L ehrervereins
m-ehren sich. illachdeni vor einigen Tagen die ausschließ-
lich kätholische Monferenz Säckingen-Wald einen gehar-
nischten Protest erlassen hat, ist nunmehr, wie die „Frkf.
Zeitung" berichtet, die Lehrerschaft des Konferenzbe-
zirks B o n n d o r f, deren- Mitglieder ebenfalls s ä m t-
liche Katholiken sinü-, in gleicher Weise vorge-
-gangen. Sie begründet ihren Protcst unter dem Ge-
sichtspunkt, däß niemals ein katholischer Lehrer dnrch den
Bädischen Lehrerverein in der Ausübung seiner religiösen
Pflichten behindert wurde, dem katholischen Lehrer, der
sich in -einem spezifisch! kätholischen Verein betätigen- will,
hierzu viel Gelegenheit geboten ist, die erzbischöfliche Knrie
in Freiburg bisher immer se'hr zufri-eden mit den Lei-
stungen der Volksschullehrer als Religionslehrer war und
noch nic eine Klage laut gcworden ist, daß die baüischen
Lehrer in der Erteilung des w'eltlichen Unterrichts sich
v-crstöße gcgen die Religion zn Schulden konimen ließen.
Gleichzeitig sprach die Lehrerkonserenz ihre Mißbilligung
ans über üie fchwankende Haltung der -Zentrumsfraktion
'des Landtags und der Lehrergchaltsfrage während der
letzten Jahre und über die verächtliche Art und Weife, mit
der die Zentrumspresse Lehrerangelegenheiten bebandelt.
Von einer ultra-montan-konfervaffven Kammermehrheit
erwartet die 'Lehrerkonferenz schlimms Folgen. Das
Schlagwort des kath. 'Lchrervereins von „Pflege der ka-
tholischen Pädagogik" sei em Nonsens, da im öffentlichen
Leb-en und vor dem Gesetz eine kathvlische Moral nicht
existiere. _

Deutsches Reich.

Baden.

Karlsruhe, 18. Saptomlber. Der Präside'.rt des RUni-
steriumS des Grohherzog-lichen' -.HeM-fe-s mtd der auÄvärtigen
Angeletzenhciten, Freiherrvon Marschatk, -hat gester-r»
erncn Url a n b von- etwa ächt Teitzen- angetreten.

— Die Einnahmen der badischen Bahnen
stn'ü anch im Monat A ugust gegenüber dem Vorjahr
wieder beträchtlich, ini ganzen um 326 160 Mark g e -
st iege n. An der Mehreinnähme ist der Persone n-
verkehr mit 239 930 Mark beteiligt. Die Gesamt-
einnahnien von Aanuar bis September belaufen sich auf
66 380 380 Mark. (ff- 2 262 530 Mk.)

X Eppelhcrm, 17. .Sept. 'Heute Nachmittag strnb hicr im
Gastha-us „zum Löwen'" äine BerfMnmlung des national -
Iiberalen' Vcreins statt, tvelche von 150 Personen be-
sucht war. Dic VersamMuntz wur'de eröff.iet Varv 'dem' Vo-r-
sihenldeni Waun.nternehmer Stephan. Hierauf erhielt 'das
Wort 'der Lanidtagskan'idibat Obevlehrcr Grie 'ser, wcklcher
seine Stelluntznahme zn beni Ivichtmgeni 'Frägen davleigte, die den
kommenden Lanidtag zu- befchäftigeti' häben.wevden rnid befoni-
deren Beifall -dev gam!zan VersamMung fcrnd- mit fcinen Au-s-
ffihr-untzen' darnlber, wie be-m- e-hrli-chen> un'd prakt-ifchen Poli-
tUer >der Gesichtspunkt der austzleicheniden Gercchtitzkert Mischen
den sich widerftreiten'den Jateresscn der lamÄwirhschastlichen' und
in'duftriellen Mvölkcrung immcr im Bor-Lergrnm-d ftehen müsse.
Wer die Aufmerffamkcit >der Zuhörer unld- >die Acußerun-
gen 'der Zustim-mung zn den Au-sführnn'gen 'des Kandidaten ge-
fehen hat, der konnte da'von überzeutzt fein, idatz Eppeliheim auch
bei diefer Wa'M 'seine tzroste nvtional'libcricole Me-hrhcit erhal-
ten wcrde. Nach dem Kandidateni 'sprachen übcr lanbwirtschafi-
liche Fratzen, über die alltzemeine Politik nnd die -Stellung zu
den anderen Parteien Bezirkstierarzt Väth und Rcchtsan-
walt Dr. B anc r aus Heidelberg. Eine warme Empfehilung
des Kanidiidaten richtete aN die ländliche -Bebülkernntz Bürger-
meister Kaltschmidt ans Rohrbach, der -da-rauf hin-
wies, wie Oberlehrer Gricfcr in bielen der lanidwirtfchast-
lichcn BevMeruntz -ienenden Einrichtungen, wie Vorischust-
-vere'in u. a. seit lantzem tätiig se.i und dahcr aus cigener
Erfaihrimg wisse, was der Landbcivölkerung uvttut, auch für
die Arbeiter >habe Gtiefer gcwirkt, er habe dic Kirchheimer Bau-
tzenossenfchast gctzrnindet un-d leite fic noch jept und cr. sei auch
feit 25 Jahren im Gewerkverein täti-g gewefe.i; diese Tätigkeit
sei auch von vernünifti-gen Arbeitern, die fich nicbit blind der
immer verneineii'den 'Sozialdeniokratie angefchlofsen hätten,

gewürÄitzt worden und wcr'de auch bei der Wahl tzewüvdigt
werden. Nachdem au-ch Wvgermeifter M a r t i n - Eppelheim
zumi lEintreten für Griefcr aufgeforidert hatte, wuvde die Vcr-
'sammlung vom Vorsihenden Stephan igeschlofsen.. Ms in
'den fpäten WbeNd bildeten im tzanzen- Orte die Ausführuntzen
der Re'den Len Getzenftand- lebhaster Befprcchung.

Wieblingcn-, 17. Sept. Heute Abend wuvde in der
„Rdse" eine nationallibcrale WaMvcrfanimlung abgohalten
unt-er -de'm V-orsitze des Vorstandes des liberalen Vereins Herrn
Hauptlehrcr Emig. Der Saal war bis auf dei.r letzten Plah
besetzt; unter Lcn Zuhörern befanden stch 3—4 Sozi-aldemlo-
kraten. Der Kandidat, Herr Hauptlehrer -Griefer -aus
Kirchheim, legte -den Wählern seineni politifchen Stanidpunkt
dar. Befon'ders die klaren nnd o'ffenen Ausspra>chen de-s Kan-
didaten übcr Schul-, Stcuer- und -Eisenbahnfragen wurlden >init
lebhaftem Beifall begrüßt. Hierauf sprach Herr Wezirkstieravzt
Bäth aus Heidelberg über la-ndwirffchastliche Fra-gen und
bchandeltc eintzchend die Stcllung der Sozialdemokratie zur
Lanidwirffchast. Die -Au'ffovderung an die Sozialdemotraten,
nicht alles. für sich und die Jndustrie in Anfpruch zu nchmen
und zu bedcnken, >daß die Landwirte anch lcben müWen,
veranlatzte dcn Vcrtreter der Sozial-dem-okratie, Herrn Jun-
kert, zu einer Ent-getznuntz, in welcher cr sich übcr Avbciter-
fchutz, -Fleischnot, Zvlltaris ergintz, und die cr mit persönlichen
Antzriffen -getzen den Kandiida-ten 'der libcralcn Partei abfchlotz.
Die Antwort crhielt er idurch Hcrrn Re-chtsanwait Dr. Baucr
aus Hcidelbcrg un-d man kann- hoffcn, datz Lie Herre-n Sozi-al-
.demokraten die Lehre mittze.iommen haben, spätcr einmäl vor-
sichtiger zu sein, wcnn' fie wieder in- eincr Wahl-vevsammlung
auftreten wollen-; sie fchwisgen au-ch. Herr Haupt-lc-hrer -G r i-e -.
s er cvgr'iff >dan-n o-uch einmal das Wort, um sich gegen die un-
ri-chtigen 'Behauptuntzcn dcr Sozialdemokraten über seine Tä-
tigkeit und feine Acutzerungen im' 'Gewerkverein' zu vcrwahrcn..
Ein ftürmifcher Beifa-ll erhob fich, al-S.Herr -Griefer den 'Sozial-
demo'kraten mit erhobener Sff-mme zurief:. er tzlaube durch
seinie Tätigkeit in der B.autzenossenfcha-st und i-m Gewerkverein
gezeigt zn -haben, Lah er Sin-n und Herg für >die Lage und -daS
Wohlcvgehen des Avbeiters habe, .mit Ler Sozial-de'mo'kratie äber
könne .er- als .Freund -des Vatcrla-ndes niemals .zusammengehen.
Hierauf fchlotz der Vovsitze-.ide idie Berfammlung. Die -Sozial-
demvkraten' vcrlangteni fpäter no-ch ftürmifch das Wort, evhielterr
es aber nicht- niehr; 'das -war -gut.

Aus SLadt und Land.

Heidelberg, 19. September.

— Bezirkskoiiscrcnz. Gcstern brachten ivir die kurze Notizr
„Die Bczirkskonfcrcnz Heidclbcrc, habc am Samstag dcn An-
trag, die Mitglieder dcs ncugegrünidctcn katholischcn Lehrer-
dcreins auszuschlictzcn, nbgclehnt". Jn dicfcr kurzen Fassung
könuite diese EinsenLung zu alle-vlei Mitz'verständniffen Anlatz
tzebe.ni, L>e.shaib sei Foitzendes berichfftzenb hingugefützt: Die
Konferenz Hleide-Iberg befte-ht in überwiegender Zahl ans
eva>.i.geli'scheu Lehrern. Wie diefe Herren übcr die.
iGründ-ung des katholifchen Lehrevverein-s 'denken nnd urteilen,.
darüber herrscht wohl keini Züveifel. Das Taktgesiihl gebot
thncn aber, bei dev Wesprechuntz d-icser Frage zurückzuhalten
und ihren katho-lischcn Kollegen in reichstem- ALatze
das W-ort zu lafse-i;i; denn sie wollten se'lbft den Schein der
WergellvaUiguntz der Minor.ität -meiden. Gerade 'von katho-
lifcher Seite aus iwurde aber die Gründung 'des kaiholischen.
iLehrervereinis- aufs ticfste beda.uert und aufs schärfste
derurteilt. Ein hocha-ntzeschcner, t i e f r e l i g i v fe n
kaiholischcr Lehrer vom Laude fprach es u.numwun-dcn aus,
datz dic „Rcligion" nicht die Ursache zn dicscr Spaltung fer
und sein könne, da ihm im badischcn Lehrerverein noch nie das
Geringste in den Wcg gelegt worden sei, wcnn es gcgolten habe^
seiiiieni Gott und seiner Kirche zu dicncn. Allsriff-g muvde be-
tont, datz dio iSelbstachtu-ng -fchou dic Miiglieder des
katholischcn Lehrervereins zwingeu f-ollte, ans dem allgemeinen.
Lehrevverein auszutreten; denin e'benfowenig, als es fich irr
poliffschcr Hinficht mit der Ehre eines Mannes vertrage,
zu gleichev Zeit Mitglicd des Zentru-ms und- der liberalen Par-
tei zu fein, ebe.isowenig sei es denkbar, -datz ein ehrlicher,
a-uf r i-cht i-ge r Lehrcr dem- katholi'schen Lehrevverein und
zügleich a-uch dem simultanen Berein angehvren könne, da ja
beide Vercinc i.n ihren 'Endzielcn himme'IIweit von einander
unterfchieden feien. Ein spezie.ller Antrag, dic Mit-
glieder 'des kathülischen- Lehrevvere-ins auszu-schlietzen, wuvde
nicht geftellt; ivon der Fassung einer Resoluffon wur-de Ab-
ftand genvmmen; -dagetzcn wurde einftimmig befchlossen, in
cinem Artikel i-n. bei-dcn Schulzcitunge-N' 'Folgcndes feftzulc'gen:
>1. Die Kcmfcrenz Hcidelbevg iverurteilt anss fchärfste die
>Gründung cines katholifchen Lehrerverc'ins. 2, D-ie Mitglieider
dcs katholifchen LehrervereinS werden aüfgefordert, die wah-
re n Gründe anzugebcn, welche sic zu diefer Spaltung ver-
anlatzten, da katholifch-veligiö'ses Fühlen und Denken zu «llcn
Zeite-n im fimultanen Lehrerverein gewähvleiftet u.nd möglich
war. 8. Der Vvrstand de-s badifchen Lehrervercins wir'd er-
fucht, Mitte'l -und Wege ausstndig ^u. machen, durch welchc die
Iln-terstüh'unitzskassen unter die Fitffche des 'badi'scken Lehrcr-
verei.rs yebracht werden können, damit in Zukunft nur noch
solchc Lehrer Anfnahmc i-n diese Kaffen finden können, dir
zugleich nuch Mitnlicder dds badifchcn Lchrervcreins sind.

X Ausflug. Man schreibt uns: Der Kirchenchor der
Altstadt machte ain letztrm Sonntag einen Ausstug nach
Speher, der von gutem Wettcr bcgünftigt war und fchön
vevlief. Es bcteiligten sich gegen 180 Mitglieder. Zweck des
Ausfluges war in «rster Ki-nie der Befuch der Gedächtnisffrche
'der .Pvoteftation von 1529 — diefeis Danke-sdenkmals der ge-
famten evangel'ischen- Welt. Diefe Kirche machte auf alle Deil-
nehmer eiincn überlvältiycndeu Eindruck. Man war allgemeiir
-von hoher Bcwunderung evfüllt stir dic -Schönhcit uud Grotz-
artigkcit derselben im Acutzeren und J'nnern. Ganz befonders-
das Jnnere fefselt das Auge des eintzücktru -Befchauers. Und
während man fckaut und wiedcr fchaut, und dabci die heilige
Gefchichte nebft einem ganz beheuffamen iStück Welt- und Kir-
chengefchichte an feinem- 'Geisteso-uge vorüberziehen lätzt, wird
 
Annotationen