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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 230-255 (2. Oktober 1905 - 31. Oktober 1905)
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Dienstag, 1ü. Oktober 19ÜL

Erstes Biütt.

47. Zahraang. — Str. 237.



tigiich, Aonntaz,» «N»»enom«en. NreiS «it ks«mlvie«bl8ttrr» «onatUL KÜ Pfg. in'» Ha«» grbracht, bri der ExpMtivn und den Awei«Ä«tionen ab-eliolt 40 Psq. Dnr» die Poft

bezvgrn vierteljährlich 1,85 Mk. snSschlietzlich Zustellgebühr.

^«reißendrei»: A> Psg. ftir di« Isvaltige Petitzeile odrr deren Nsum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiestge Geschästs- nnd Privaranzeige« -nnätzigt. — Für die Ansnahme von Anzeigen

« dekknwien Tagen «ird keine Verantwortlichkrtt übernsmme». — Anschlag der Jnierote auf den Mackattastln der Heidelbrr-.'er Zeitnnq »nd i^stschen Nnichlaastelle». Fernlvrecher 82.

Die französischen Enthüllungen.

Der „Maiin" hat erzählt:

„England ließ tatsächlich! der Regierung der Re-
dublik mündtich mitteilen, es sei bereit,, im Fall eines
Ängriffs aus Frankreich, seine Flotte mobil
) u m » ch en, des N o r d o sts e e k a na I s s i ch' zu
öemächtigen und 100 000 Mann in Schle s-
tvig-Holstein zu landen. Die französische
Äegierung wurde weiter benachrichtigt, wenn sie es
ivünschte, würde ihr dies Angebot schriftlich gemachjt
iverden."

Solche positiven Behauptungen können nicht durch die
^lt gehen, ohne daß sie angehatten und aus ihre Rich-
.sgkeit geprüft werden. Zunächst hat England sich zu
^kiern, denn die Enthüllungen sprechen von dem, was
^dglanÄ gesagt und geplant hat.

. Don den englischen Blättern halten die meisten noch
^riick, sie wollen wohl sich zuerst bei ihrem auswärtigen
'svte verlässigen, ob die Säche richtig ist, vielleicht anch
^varten, ob die französische Presse zuerst spricht. Nur
t^-iwes" und „Daily Mail", die Führer der Hetze gegen
d^Utschland in der Morgcnpresse, beeilen sich, auf die
^"tteilungen des „Matin" einzugehen. Sie erhoffen
^uvoni seltsamerweise ein Aufflammon Äer Abneigung
^ischen Frankreich und Deutschland, während in Wirk-
.schkeit die Enthüllnngen in erster Linie doch auf die Ge-
?>hle wirken müsseir, die Deutschland gegpn England hegt.

die sachlichen Angaben -Les „Matin" anbetrifft, so
°tuubt die „Times", daß devs britische Kabi-
^^ttbereitgewesensei, Frankreich, falls
t^ungegriffen worden wäre
.^.cher Billigung der Nation
utzen, dagegen zweifelt ste sehr

mit herz-
zu unter-

. . ._ stark, daß es

^ankreich benachrichtigt habe, es sei bereit, in solchen Fäl-
b e st i m m t e Schritte zu tun. Vielmchr häbe sich,
- ^ sie glanbt, das französische Kabinett kluger Wetse ent-
?Hen, sotche Zusicherungen nachzusuchen. Für England
. kr sst ungefragt aus freien Stücken zu erteilen, wäre
dummer Schnitzer gewesen; denn man hätte dadurch
^utschiand und seinen Freunden, den Sozialisten in
^fsinkreich erwünschteste G'elegenheit gchoten, die Gs-
Uter gegen England zu vergisten.

^ Auch noch einen weiteren Grund für ihrc Bezwei-
^ Ung bestimmter engtischer Zusagen hätte die „Ti-
^s'" angeben können: Der Plan eincr Besetznng Schles-
^sifHolsteins durch 100 000 Mann kann unmöglich zu
^Uen gerechnet werden, die auch nur einen Augenblick
Z.'sit zu n-ehmen stnd. Wer eine deutsche Provinz besetzen
E' muß mit andern Zahlen rechnen.
si -ist nicht anzunehmen ,daß die englische Regierung
s-Aunt einem solchen speziellen Angebot vor Frankreich
^erlich gemacht hat. Jn Frankreich weiß man doch
-Zw sthr gut, dgß Ms 100 000 Mann eine deutsche Pro-
5» besetzen ist. Halb England kann man mit
^ O o<X) Mann erobern aber nicht Schleswig-Holstein.
g, koäre aber schade, wenn eine unhaltbare Einzelheit
den Enthüllungen das Wesentliche an denselben ver-

dunkeln sollte, nämlich die Tatsache, däß EnglanÄ
bereit war, Flotte und Heer zu mobiti-
sieren, um -den Franzosen zu h e l f e n, die
Gleichberechtigung Deutschlands in Marokko zu besMgen,
das wollen wir nns dvch merkev.

Die „Daily Mail" schreibt: Es kann kein Zwbifel
dagegen bestehen, daß England bereit war, Frankreich
mit seinem Militär und seiner Marine in wirksaMster
Weise zu unterstütze n, im Falle eines unprovo-
zierten Angriffes auf das französische Volk. Kein
britisches Ministerium konnte zulassen, daß eine befreun-
-dete Nation für das bloße Vergehen, Großbritannien
freundlich gesinnt zu sein, überwältigt würde, kein
britischer Staatsmann konnte übersehm, daß, wenn Frank-
reich v-ernichtet war, der folgende Angriff auf England
für den Käiser ?ine vermchrte Unziehungskrast besessen
hätte.

lUnch dieses Blatt bestätigt also in> der Hauptsache die
Enthüllungen. __

Deutsches Reich.

Elsaß-Lothringen.

Metz, 9. Oktbr. Der ehemalige Mönch Bischof Benz-
ler hatte außer dcm Friedhof in Faiveck vier andere Fried-
höfe in Lothringcn, darunter den in Langenberg, mit dem
Jnterdikt belegt. Nach der Entscheidung über das Jnterdikt
von Fameck hatte er die Eutscheidung über die übrigen Jn-
terdikte dem Papst anheimgestellt. Der Papst hat nun die
übrigen vier Jntcrdikte aufgehoben.

Prenßen.

— Es wird jetzt Näheres über Äie Gründe bekännt,
welche den letzten großen Gutsverkauf an einen
Polen veranlaßt haben. Generalleutnant z. D. Frhr.
vonBuddenbrock veröffentlicht folgende Erklärung:

Die Verwaltnna der über 12 000 Morgen arotzen Herrschaft
mit faü auSschließiich polnisch redender Bevölkerung geht weit
über die Kräfte einer Dame h'iiaus. Verwandte, die in dankens-
werter Weise hilfsbereit die Witwe in der Verwaltnng unterßützten,
konnten dieS bei eigenem großen Besitz gewissermaßen nur im
Nebenamt tnn. Die Anstellimg eine? Administrators selbst erlaub-
ten aber die Erträge des Besibes nicht. Es wurde daher vor vicr-
zehn Zabren velsucht, den Besitz zu verkaufen und kein dazu ge-
eignetes Mittel unversucht gelassen. Der Besitz wurde nicht nur
allgemein als verkäuflich ausgeboten, sondern ouch direkt dem
M il i tär fiskns nn Stelle Ses erheblich teneren Neuhamnier-
Uebungsplatzes, verschiedenen fürstlichen Verwaltungen, der riloster-
kammer, der Ansiedlungsbank, Krupp u. s. w. angeboten, Trotz
umrmüdbcher und unausgesetzter Versuche ist es n ich t gelnngen,
in diesen vierzehn Jabreu einen deutschen Käufer zn finden.
Jn diesen vierzehn Jahren ha^en sich aber die Verhältnisse so ge-
staltet, daß der Verkanf eme Notwendigkeit geworden war, um den
gänzlichen Rain abzuwcnden. Daß der Verkauf in poluische Hände
erfolgcn mußte, weil Dcutschc znr Hilfe nicht bereit waren, bedauert
piemand mehr, ais die bisherige Besitzerin.

Der „Schles, Ztg." wird Übrigens aus dem Kreise
Glogau berichiet, daß auch das dem Grafen Talleyrand-
Porigord, Oberstleutnant ä In snite der Armee in Ber-
lin, gchörige Rittergut Alt-Strunz (1052 Hektar)
in polnische Hände übergegangen ist. Erworben hat
es der Pole v. Tucholko aus Posen für den Preis von
865 000 Mark.

Zur Landtagswahlbewegung.

Nntzloch, 8. Oktober. Der grotze Saal zur „Pfalz" tvar
heute Nachmittag vollständig besetzt von Wahlern, die die Pro-
grammrede des n a t i o na l l i b e r a le n Laudtagskandida-
ten >Grieser aus Kirchheim anhören wollten. Mit lebhaf-
tem Beifall wurde der Standpunkt des Redners zu Steuerfra-
gen, zur Schule mit ihrem ReligionZuir^rricht und zur Eisen-
bahnreform begrützt. Rechtsanwalt Dr. Baner behandelte
die allgemeine Politik, unsere FriedenZaussichten, die ivirt-
schaftliche Weltmarktkonkurrenz lEnglands u. Japans, landwirt-
schaftliche Fragen und Parteiverhältnisse. Bezüglich der der
„Heidelberger Zeitung" zugegangenen Berichtigung des Herrn
Pfarrer Bilgcr in Nußloch über den Bericht einer Wahl-
versammlung in iSandhausen, erklärte Dr. Bauer, datz dieser
Bericht durchaus zutreffend gewesen sei, da er üie Aeußerungen
des Zentrumsmannes Willnauer genau wiedergegeben
habe; zu Andern als zu „guteni Katholiken" habe Herr Pfarrer
Wilger wohl nicht Msprochen und er habe im Uebrigen auch
nicht besireiren können, was der Zentrumsmann Willnauer aus
der Schnle geredet habe, nämlich, datz sich das Zentrum von
dem srüheren Abgeordneten MampeI Hilse verspreche. Herr
Pfarrer Bilger habe gemeint, Herr Mampel habe dies
nicht zugcsagt, sondern schon durch Taten bewiesen; das sei
aber noch schlimmer und hätte Herrn Bilger und Herrn
Mampel von ihren Berichtigungcn abhalten sollen. Herr
Notar B e ck e r-Heidelberg trat sür den liberalen Kandidaten
Grieser ein nnd forderte die Parteimitglieder anf, von der
jederzeitigen Möglichkeit Gebrauch zu machen, alle Anliegen und
Weschwerden der immer bereiten nationalliberalen Parteilei-
tüng vorzutragen. Nach Rotar Becker ergriff nvch ^ Buch-
drnckereibefitzer Dörr - Heüdelbeüg als Bertreter der sreisin-
nigen undl demokrati!schen> Partci das Wort unid forderte scine
Paneigenosien auf, für den Kandidaten Gvieser zu stimmen.
Herr Ratschreiber Leonhard schlotz hierauf die von ihm er-
ösfnete und- geleitctc Versam'mlung. Gegner traten nicht auf.

Leimen, S. Qktober. Aus gestern Abend war eine n a-
t i o nall i b e r a le Wah l v er s a mm l ung in den „Erb-
prinzen" cinberufen. Jn dem geräumigen Saal ging es schon
vor der Versammlüng lebhast zu, es hatten fich über hundert
Sozialdemokraten von hier und auswärts, auch viele
unter 2>5 Jahren eingefundcn, sodatz eine grotze Anzähl libera-
ler Wähler wieder umkehren mußü' und die Sozialdemokraten
in der Mehrheit blieben. Unter leidlicher Ruhe sprach zunächst
in der von Ratschreiber Bortz geleiteten Versammlung der
nationalliberale Kandidat Oberlehxer Grieser aus Kirch-
heim. Nach> ihm meldeten sich sosort die Vertreter der So-
zialdemvkratie Ma ssen - Mannheim und S chub ach-Hei-
delberg znm Wort um in längeren-, zum Teil sehr heftigen
Ausführungen dem nationalliberalen Kandidaten entgegenzu-
treten. Hierauf erwiderte Mechtsanwalt Dr. Bauer in
Heidelberg, der fich in zweistündiger Mede und Gegenrede mit
den Sozialdemokraten anseinandersetzte und ihnen auf alle
Behauptungen eingehende Antwort erteilte; mit 'besonderer
Lcbhaftigkcit wurden die Vorwürfe znrückgewiesen, die die So-
gialdemokraten gegen den Führer der Liberalen, Oberbürger-
meister Dr. Wilckens, richteten. Dr. Bauer sprach unter viel-
sachen stürmischen Zwischenrufen Ler Sozialdemokraten und die
Bersammlung hatte manchen Augenblick, an dem die Lage be-
drohlich schien. Es ist änzuerkennen, datz die sozialdemokra-
tischen Führer eifrig bestrebt gewesen sind, ihre erregten Be-
gleiter zur Ruhe zu mahnenl und auf ihre Plätze zu zwingen
und dadurch den liberalen Mednern die Möglichkeit verschasf-
ten, ihnen zn erwidern. Die Versammlung lehrte, datz es
nicht gut ist und zu üblen Dingen sühren kann, wenn Ange-
hörige einer anderen Partei in grotzer Anzahl in einer politi-
schen Versammlung erscheinen. Trotzdem war es ganz gut
für die libcrale Sache, datz es so kam, -denn mancher Wähler».
auch tvenn er mcht liberal wvr, hat den Eindruck aus dieser
Redeschlacht mitgenommen: Was die Sozialdemokvaten sagten,
das waren die großen Worte von Kapitalismus und Prole-
tariat; da marschierten die Arbeiterbataillone heran und tra--
ten Alles nieder, besonders die Landwirte, und man sieht be-

Stadttheater.

Heidelberg, den 10. Oktolbcr.

^ S ch m e t te r l i ng s s ch l ach t". Komödie in 4
von H. Suderma >r n.

--Täe Welt is so schlecht und koftet so ville Jeld", scufzt der
Herr Winkelmann. Mit viel grützerem Recht kann das
Hergentheim sagen, die, wie man fich von lder Eüst-
jn. Heidelberg 1901 erinnern wird, eine verwitwete
kyPu Steuerinspcktor ist und mit Ach nnd Krach durch die Welt
^üt. Die Fämilic Hergentheim: diese Mama, gemifcht aus
j>j^"Mlei, Würde nnld Schwindel und ihre 3 schönen Töchter,
nur kümimerlich durch Handar'beit ernährea: ein Milieu
Djä' „Elcnd, Bettelei und Rausgeworsen werden".
kvL^^ual legt man etwas anf die höhe Kante. Wenn 'Befuch
pnmpj nmn. mal 20 Mark in der Nachbarschaft. Einen
o-b^!sireller habcn sie, da sindet man. aber nicht Flaschen, wohl
ej^ „jj Kohlköpfe und cine Sitzba^dewannc. Wissen Sie, was
ej^ «v/üüd Fleisch kostet, Herr Winkelmann, wissen Sie, was
stz^sünd Mavgarine kostet? so sragt dic Mutter der 3 schöneN
deg D'ic eine ist Witwe und poussiert mit einem Rciscn-
^e zwcitc wartet aus das grotze Ereignts, das ihr die
M dem yrotzen Mück össnet: „Wcnn Ler Graf mich hei-
koj „ sit ihr Leitnwtiv. Die dritte malt die Fächer Lei Win-
<rriZ))üü. Die bcidcn ältesten gehc!.i a-uf dic Juristenbälle. Mber
kgiwill keincr. Die. Frau Stcucri.nfpektor meint: „Jch
LgZ,doch keine Gefellschaft geben mit warmem Abendb-rot,
i^zZüiener nnd Ananasbowle. Eine-m Kaüsmann ohne Ver-
üUOv die Tochter mcht geben. Die einzige Chance,

dj^ . üian! hofft, um aüs der Bredulljc herauszukommen, ist

üiön^^ Heirat. Jst cinc Partie in petto, da -sragt -man- dan!.i
U>ie siäh Herg zn Herzen find't. Darvn weüdem d-ie
UE hinten anigefetzt. Dainn gilt es, fi-ch zn opsern.
htz^Z^vetlen braucht -man> ja die kleinen 'F-ren-den-, die das Le-
de-r ZRü'ücken, nicht zu entbehren: wozu ift -denn Keß-lcr da,
öuifichiiich Extericurs und des ganzcn Drnm und Drvn

nichts zu wü.ischen übrig läht. Er ist 'der erfolgreiche Kommts
voyagenr, nach dessen- Pfeife alles tangen -mutz, wei-l er das
grotze Geschäft macht. Seine Majestät, der Herr Reisende. Ein
Typus-I Snldermaü-n hat -hier ein Kabinettsstück geschasfen. Und
Werhauptl Diese Hergentheim'sche Männeösalle („Lanra, das
Du mir hüibsch frenndli-ch mit dem Oberlehre-r bist, -der Mamn
hat Geld auf der Bank", Zuruf der Mutterl) sit von Suder-
mann mit einer Sachlichkeit, Schlichtheit gezeichnet, datz bei
ciner leidlich durchgeführten Darstelluntz eine rechte Wirknng
fich einftellt. Die Ginyanysfzene hat eürm-s Schleppendes. Aber
gleich dara-uf be-im Auftreten Kehlers kam Zng in die 'Sache
und, da. Haupt- und Nebenrollen gut besetzt wa-ren, wickelte
sich alles auf bas Erfreulichste- äb. Ketzler, Winkelma.in, die
Rosi und der Vetter aus der Apotheke, wie ni-cht minider die
Witwe sind de'm Antor .besonders glücklich gelungen. Hövr
Baum (WinkeVmann) war ein Hypochonder, der cwig jam-
mert, ewig knurrt, alle Welt anfährt, imüier meiut, er käme
zu knrz, in ciner Maske, die eiu wenitz an ei-neir halbverhuntzer-
ten Schu-ster erinnert. Herr 'llaiim wirkte humoristifch, es war
ctwas Wahres' um diese Gestalt. Frl. Kcllcrman.i war
die Rofi. Sie fand alle Nüancem ungezwnntzen, fie hat Sicher-
hoit, sie i-st natürlich, fie plaudert liebenswürd-ig uü.d befonders
hat sie eincn. reizenden Wackfif-chton. „Siehfte El-se, das sit im-
mer so gewesen, alles Edle, das tzibt es nicht. Wir haben im-
mer gelogen." Solche Glanzftellen, wie diese, gab es mehrere
in der Darftellung des Frl. Kellermann. Herr Salten-
b u rg fpielte de-n. Ketzler gang glänzend. Wenn er zum Ren-
dezbous kcmimt mit den SeNpullen und der SpargeMichse, mit
kleingcmachtem Eis und wenn er >dem Prinz'ipal .gxgeniiWer den
souveränen Wcltniv.in heräusbcißt: „Wenn ich 2. Klasse fahre,
hält mich jeder für einen Offigier in Zivil." . F-pl. H'inr.i chs
gab die Hcrgentheiin gcimütlich, läfsig mit einem Stich ins Ge-
mein>e, 'gantz richtig, wie die Rolle es eirfovdert. Frl. De -
car 'Ii und Frl. Branden fpielten die Töchter, die auf 'der
Männerjagjd sind, wirkungsvoll. Besonders Frl Decarli tras
einen gewissen süffisanten Ton sehr' yut. Herr Essck vcrkür-

pcrte den Winkelmann'schen Sohn schlicht, nätürlich, Mit gu-
tem Ansdruck. Für die Darftelluny der beiden ChargenrVllen
des Neffen un!d des Oberlehrers feien die Herre.1 Wende-
born und Haatz mit 'dem wärmsten Löbe crwähiit. Jm
Ganzen war alles wohl gelungen. K. W.

Kleine Zeitung.

— Behrings Mitteilung über sein Tubcrstulose-Heil-
mittel. Ileber den Eindruck, den Behrings Mitteilung
macht, schrei'bt uns Herr Gr-asf aus Paris, 8. -Oktoberr
Behring vcrlas sie im großen Saale d-es Palais des Arts
in deutscher Sprache. Aunächst mäßiger Applaus in der
Haupts-ache von uns Deutschen. Dann verla-s Professor
Furter die Ueberschung französisch. Jetzt nahni der
Aipplans in der großen V-ersamMlung von etwa 2000
Person-en t'ein Ende. Es ist wohl kaum- je einem Teutschen
in einem französischen Palais solcher Beifall zu Teil ge-
worden. Gestern um 10 llhr abends war dann großer
lEmpfaiiig beim 'Präsident-en' der Republik im Palais des
Elysoes. Loubet hat uns allen die Hand gedrückt, und
man redet schon von ein-er Lntouts eorllinle avoe Iss
^IIoiULUllS.

— Tresden, 7. Qktober. Gestern erkrankten in dem
Orte Nieder-Steina eine Familie Käppler, Mann, Frair
und drei Kinder, an Vergiftungserscheinun-
gen. Die angewandten Brechmittel waren von Erfolg.
Wie die Nntersuchung ergab, war durch ein über dem
Herd zum Trocknen aufgehängtes Kkeidungsstück, das
gesärbt war, die Vergiftnng herbeigeführt worden, indem
 
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