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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 230-255 (2. Oktober 1905 - 31. Oktober 1905)
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Freitag, 13. Oktober 1N05.

Erstes Blatt

47. Zahrgaug. — Nr. 240

tiglich. Gs«ntsg» ,u»seli»m«rn. Prei» «it F»mMe«SlSrt«r» monatlich Sv Pfg. iu S HauS gtbracht. bci der Erprditio« »nd d«n Zweigstsi'.onen abgeholt 4V Pfg. Dnrch di« Post

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« destimmten Tagm wird ketne Nerantwortllchksit ükernommrn. — «nschlag der Jnserste ans den Vlackottaseln der Heidelherger Zeitimg nud drr. üSdtisckeu AnsKlagsteLen. Fernkprecher 32

^ DieIliberale Vlock-Versammlung.

. ch Heidelberg, 13. Okt. Mit grotzer Befriedigung
dürfen die Liberalen Heidelbergs auf die gestrige erste Ver-
sammlung der Blockparteien zurückblicken. Der
grotze Saal der „Harmonic" war mit Zuhörern vollständig an-
gefüllt und der Verlauf der Versammlung vom Geiste der Ein-
rnütigkeit durchweht. Die schwere Not der Zeit hat in allen
liberalen Parteien gleichmätzig das Gefühl erweckt, datz es
llelte zusammenzustehen, nnd nicht nur jetzt, sondern auch in
Zukunft gemeinsam zu arbeiten, das Trennende, die vergan-
genen Streitigkeiten zu vergessen und gemeinsam die liberale
politische Anschauung der drohenden Reaktion gegenüber zu
derteidigen und zum Siege zu führen.

Prof. Ouenzer eröffnete die Versammlung mit einer
herzlichen Begrühung und mit einem ernsten Hinweis auf die
autzerordentliche Wichtigkeit der bcvarstehenden Entscheidung.
Seit dcn 60er Jahren sei keine Wahl von der Bedeutung ge-
ü>esen, wie die jetzt bevorstehcnde. Es handle sich kurz um die
Frage: Sollen wir ein liberalcs Regiment in Baden auch in
Zuknnft haben oder nicht? Soll Baden ein zweites Bayern
sverden oder nicht? Das Zentrum macht die grötzten An-
Nrengungen, denn es sagt sich: entweder gewinnen wir diesmal
dic Mehrheit oder nie. Schon hat es im Stillen ausgehcckt,
lvelche Grötzen fallcn, welche Klöster kommen sollen. Scin
bleist offenbart sich im „Waldmichel". Da sieht man die
drohende schwarze Gefahr. Lange haben die Liberalen durch
'hren Hader dcm Zcntrum genützt, so dah das Zentrum all-
wählich Trumpf geworden ist. Das soll nicht so bleiben. Wir
kämpfcn nicht gegen Kirche oder Religion, aber das Zentrum
iverden und müssen wir bekämpfen. Auch die L>ozialdemokratie
'st unscr Gcgner mit ihren Prinzipien, ihrem einseitigen
Klasseninteresse und ihrer Kampsesweise gegen die bürgerliche
Nesellschaft.

^ Hierauf entwickelte der Landtagskandidat fnr Heidelbcrg-
^üd, Obcrbürgermeister Dr. Wilckens, in zirka
anderthalbstündiger Rede scin Programm. Seine
Ausführungen behandelten alle wichtigeren inner-
Pplitischen Fragen in der ihm eigenen klaren und eiiidring-
"chen, in der Sachc entschiedenen, in der Form den Bedürfnissen
oes gebildcten Mannes entsprechenden Weise. Wir geben die
>nede im Wortlaut in einer Sonderbeilage wieder und empfeh-
sen sie unsern Lesern zu eifrigem Studium. Eine ausführliche
^ehandlung der Schulfragen hatte sich der zweite Kandidat,
nrof. Rohrhurst, vorbchalten. Er behandelte das ihm
^ertraute Thema schr übersichtlich in eindringlicher Art. So-
p>ohl, was unsere Schulen leisten, wie das, was sie bedürfen
Und das, was ihnen droht, führte er der Versammlung mit
Kreifbarcr Deutlichkeit vor. Von den einzelnen Sätzen, die er
uufstcllte, seien die folgenden herausgegriffen: Wir sind für die
ukademische Lern- und Lernfreiheit und lehnen es ab, dah die
-Lissenschaft sich am Dogma zu orientieren hat. Wir wünschen
seine konfessionellen Studentenverbindungen, aber wir verwer-
ken etwaige staatliche Zwangsmatzregeln gegen dieselben. Wir
üegrützen die Gleichberechtigung der Mittelschulen, beklagcn
aber die Erhöhung des Schulgeldes-mnd hoffen, datz dieses wie-
'der heruntergesetzt werden wird. Wir wollen keine mariani-
schen Kongregationen, wie Herr Dieterle sie verlangt, in den
^Nittelschulen, denn wir sind gegen Schülerverbindungen aller
nrt. Und nun gar Kongregationen I Unsere Volksschule aus
svem Lande steht nicht mehr auf der Höhe der Zeitansprüche.
dne gründliche Reform derselben ist nötig, was der Redner in
^inzelnen entsprechend den Fordcrungen des liberalen Pro-
llpamms darlegte. Die Lehrerbildung, die sozialen und die
Ankommenverhältnisse der Volksschullehrer sind zn verbessern.
,^8ir halten fest an der Simultanschule, nicht nur aus finanziel-
ken, sondern vielinchr aus idealen Gründen. Wir bedaucrn
die Gründung eines katholischen Lehrervereins als Beginn
^sner zielbcwnhten Abbröckelung des Siniultanschulwesens. Wir
nnd für Beibehaltung des Religionsunterrichts in der Schule.
^ie Unterstellung des gesamten Schulwesens direkt unter das
Aiinisterium, womöglich unter einen besonderen Schul- und
^ultusminister ist zu crstreben.

Beide Kandidaten fanden lebhaften Beifall.

Der Führer der Jungliberalen, Herr Dorn, sprach na-
"wns seiner Freunde seine freudige Zustiinmung zu dem Pro-
llrainm der beiden Kandidaten aus und brachte dann noch ver-
ichicdenen Angelcgenheiten zur Sprache, in denen er eine Ein-
mirkung auf die Regierung wünschte. So solle die Regierung für
^iäten an die Reichstagsabgeordneten eintreten, ferner für
^ne Beschleunigung der Strasprozetzreform, für Aufhebung
Zeugniszwangsverfabrciis gegen Redakteure, für Diäten
A Geschworene und Schöffen, damit auch Arbeiter zu diesen
^hrenämtern zugezogen werden können, für Arbeitskammern,
kur eine Militärstrafgesctzreform, welche die Ausschreitungen
Vorgcsetzten schärfer ahndet, für sinngemätze Aufrechterhal-
miig der Oeffentlichkeit bei Militärgerichtsverhandlungen, für
^rhöhung der Quartiergclder, Oefsnung der Grenzen für
^chlachtvieh, wobei man sich einen gcwisscn Ton, der von Preu-
S.su herüberschalle, schr verbitten müsse, für Tenerungszulagen
Nr staatliche Arbeiter und Angestellte, so lange die jetzigen
cjrrhältnisse bestehen. Dann tadelte Redncr das Konstanzer
medeverbot gcgen die Sozialdcmokratie n. das Ausforschcn der
k°'itischen Gesinnung von Rekruten. Die bad. Regierung sollte
°rin dem preuhischen Kriegsminister nicht willfährig sein. Den
lichnpf gegen die Sozialdcmokratie solle man hauptsächlich da-
»cht führen, datz man bercchtigte Forderungen der Arbeiter er-
lUlle, statt nervös zu werden. Hoffentlich werde man zum
Zrchstjährigen Parteitag in Mannheim nicht das Heidelberger
-^ataillon mobil machen. Zum Schluß schüttclte der Redner
Herrn Professor Böhtlingk energisch von den Jungliberalen
s'v- der geglaubt habe, die Jungliberalcn würden so dumm
und sich vor seinen Karren spannen lassen. Die Junglibe-
ulen bleiben im Rahmcn der nationalliberalen Partci.

^ Nun ergriffen nacheinander Prof. D e i h m a n n für die
catipnalsozialen, Rechtsanwalt Kaufmann für die Frci-
nnnigen und Prof. Osthoff für die Demokratcn das Wort
nd forderten in beifällig aufgenornmenen Ansprachen ihre
^arteifreunde hier auf, energisch für den Block zu arbeiten.

Bei allen Dreien leuchtete die Hoffnung durch, dah aus dem
taktischen Zusaimnengehen mit dcr Zeit ein programmatisches
werden könnte, ein Zusammenwachsen der liberalen Gruppen,
wie Prof. Deitzmann sich ausdrückte.

Schr interessant war die verschiedene Schattierung in den
Ausführungen dieser drci Liberalen. Deitzmann betonte
mit großer Wärme, wie erfreulich es sei, daß der Block zustande
gekommen ist. Von Vielen sei er erstrebt und ersehnt. Er sei
ein Zeichen der Zeit und er stelle dem Liberalisinus neue Auf-
gaben. Anzuerkennen sei die zielbewutzte Besonnenheit, mit der
vie in Betracht kommenden Führer den Zusammenschlutz fertig-
gebracht haben. Seine Freunde würden mit voller Lohalität
das Abkoinmen in Hcidelberg unterstützen, wie sie auch sicher
seien, datz es zu Gunsten ihrer Partei in Mannheim-Land von
den anderen Liberalen loyal eingehalten werden würde. Die
Stimmen, welche cin programmatisches Zusammengehen for-
dern, seien von seinen Freunden nicht überhört worden. Sie
deckten stch mit dcm, was er und seine Freunde in Bezug auf die
Zuknnft hoffen. Der Liberalismus sei keine dogmatisch gebun-
dene Grötze. Sehr wohl könnte ein Teil mehr das Histori-
sche und Nationale, der andere, jngendlichere und elastischere,
das Soziale betonen und die Fühlung mit den breiten Schich-
tcn der Handarbeiter suchen. Der Redner schlotz mit einem
warmen Appell zum Eintreten für den Liberalismus. Rechts-
anwalt Kaufmann wandte sich gcgen den reaktionären Block,
sprach boi^ der Gefahr, die der Schule droht, vom Volksverrat
des Zentrnms, der einseitigen Klassenpolitik der Sozialdemokra-
tie, um aus alle dem die Notwendigkeit des Blocks, bei Auf-
rcchterhaltung Ler Einzelprogramme für die Gegenwart, her-
zuleiten und auch seinerseits für entschiedenes Zusammengehen
auch in dcr Kleinarbeit bei der Wahl, einzutreten. Prosessor
O st h o f f erklärte, datz cr als Demokrat ganz gern in dieser
Versaminlung das Wort ergreife. Mancher fühle bielleicht
noch die alten Wunden, die man sich einst geschlagen. Das Zu-
sammengehen sei zunächst ein taktisches, aber auch er hoffe auf
weitere Annäherung. Er bitte, jetzt das Trennende zu verges-
sen und es nicht wehmütig nachzuempfinden. Vorläufig habe
man eine Vernunftehe geschlossen, aber auch eine solche könnte
erfahrungsgemätz gesnnde Früchte hervorbringen. Der hörbare
Ruck dcr Nationalliberalen nach links habe die Liberalen näher
zusammengebracht. Er hoffe aus ein späteres wärmeres Ver-
hältnis und appelliere an seine Gesinnnngsgenossen, datz sie die
Blockkandidaten mit aller Kraft unterstützen.

Das warcn schöne Augenblicke, da die Liberalen Heidelbergs
ihr einmntiges festes Zusammengehen bekundeten. Untcr
dem tiefen Eindruck dieses Vorganges schloß Prof. Quenzer die
Versammlung mit dem Dank an die Redner und dem lebhaften
Appell an die liberalen Wähler zur energischen Arbeit.

DeutsLes Rcich.

— Die „Kölnische Zeitung" meldet aüs Berlin:
Es gehört wohl ein wirklich hoher Grad Naivetät und Un,
kenntnis des Kulturzustandes unserer Kamerunn'e-
g e r dazu, um die Nachricht für möglich zu halten und
weiterzüverbreitsn, datz sämtliche Oberhauptlinge und
Häuptlinge von Kmnerun eine B e s chw e r d e s ch r i j t
gcgen das Regierungssystem des Gouvsrneurs an
den Reichskanzler und den Reichstag gerichtet hät-
ten. Wie wir aus bester Quslle erfahren, liegt diewr
bombastischen, wieder einmal die Gefahr eines Aufstarrdes
in Kamerun an die Wand malenden Nachricht ein recht
g e r i n g f ü g i g e r Vorgang zugrunde. Der st'oge-
nannte King Agua Bell richtete allerdiugs eine Be-
schwerdeschrift mit Angriffen gegen die Verwaltung von
Kamerun an den Reichskanzler und den Reichstag, unter-
schrieben von ihm und unterkreuzt von seinen Unter-
häuptlingen. Man gab sich auch amtlich Mühe, dis Vc-
schwerdeschrift dem Gouverneur von Kamerun zur Berich:-
erstattung zu überweisen, aber Aqua Bell hat unter stch,
Weiber und Kinöer eingerechnet, nur etwa 2000 Dualla-
neger stchen. Der alte etwas trunkfreudige Herr hat bei
den Dualla nur noch geringen Einfluß. Die führcnden
Häuptlinge der Dualla, wie Manga Bell, stehen der
Schrift gänzlich sern. Die treibende Kraft der BeschwerVe-
bewegung ist der sich leider in Deutschland aufhaltende
Bundo B e I l, der zur Zeit in Hamburg wegen Ve-
truges uud Zechprellerci verfolgt wird. Nunmehr scheint
er dort auch Zeitungspreller gewesen zu sein, was ihm
nicht schwer fiel. Sicher wird der geriebene schwarze
Bummler, den man nach der Verbüßung der ihm jetzt.
drohenden Strafe aus Deutschland entfernen und einer
anderen Kolonie, nicht söinem HeimaNande, zuführen
sollte, schon längst gsmerkt haben, wie außerordentlich
leichtgläubig man in Deutschland Nachrichten über die
Zustände iir nnseren Kolonien gegenübersteht.

— Die „Kölnische Volkszeitung" versichert, der W e .h-
sel im Kolonialamtc werde sich verzögern, wobei
iu Frags gestellt sei, ob Gras Goetzen Kolonialdirektor
wcrde, da das Ende des ostafrikanischen Aufstandes sich
gar nicht absehen lasse. Abgeordneter Dr. Paasche, der
an hoher Stelle wohlgelitten sei, habe als Kandidat für
die Stelle des Kolonialdirektors gute Aussichten. Als
zweitex Kandidat wird der Generalkonsul von Genua,
Dr. Jrmer, genannt.

— Me die „Vossische Zeitung" mitteilt, veranstaltet
die Regierung Erhebnngen über angeblich durch Aus -
w üchse des Pfandleihgewerbes den Gewerbe-

Die heutige Nummer urrrfaßt drei Vlätter zusammeu

und Handeltreibenden der uhren-, Gold- und' Silber--
branche erwachsende Schädigungen. Besonders handelr
es sich Äarum, ob Bestimmungen zu erlassen sind, die den
Massenversatz eigens zum Zwecke der Verpfändung her-
gesiellter Waren unmöglich machen.

— Der lippesche Thronstreit kommt, wie
wir bereits berichtet haben, am 25. Oktober vor dem
Reichsgericht zur Verhandlung. Das Schiedsgericht wird
aus den Mitgliedern des vierten uüd siebenten Zivii-
senates des Reichsgerichts gebiidet, wobei der Reichsge-
richtsprästdent Frhr. v. Seckendorff den Vorsitz
führt. Die Schaumburgische Linie wird durch Justizra:
Putzler, die Biesterselder Linie durch Geh. Justizra:
Erythropel, die Brüder des verstorbenen Grafregenteu
Ernst üurch Justizrat Dr. Wildhageu vertreten. Die Ver-
handlung wird nicht öffentlich sein. Allen Prozeßbetei-
ligten ist die strengste Verschwiegenheit über die vorbe-
reitenden Schriftsätze zur Pslicht gemacht.

— Es läßt sich jetzt schon sagen, daß der Kampf in der
BerlinerElektrizitätsindustrie mit einer
Niederlage'der Arbeitnehmer enden wird. Schon tröstsu
sozialistische Blätter die Arbeiter mit folgender Aus-
lassung, der wir uns übrigens durchaus anschlietzen
können: Der größte Erfolg bei dieser Riesenaussperrung
wird aber für die Arbeiter darin liegen, daß sie aus dis-
sem Kampfe wichtige Lehren für die Zuknnft ziehen. Die
Aussperrung in der Elektro-Jndustrie ist erfolgt wegen
sehr minimaler Forderungen. Die Kosten des Kampfes
stehen in gar keinem Berhältnis zu den eventuellen Er-
rungenschaften. Die Arbeiter üürfen in Zukunft nicht in
kleinen Plänkeleien ihre Mittel und Kräfte zerreiben und
sich in große Kämpfe hineintreiben lasse», sondern die
großen Kämpfe müssen nur um große und umfassende
Forderun'gen geführt werden, Wenn diese Erkenntnis
sich Bvhn bricht — und üie Einsichtigen unter den Ar-
beitern werden sie zu ihrer Richtschnur nehmen — dann
schließt die Aussperrung in der Elektro-Jndustrie mit
einem Erfolg ab, den man nicht unterschätzen sollke.

Baden.

Karlsruhe, 12. Okt. Das Großh. Bezirksamt
übersandte dem Stadtrat die Abschrift eines Schreibcns
des Großh. Oberschulrats, wonach das Großh. Ministe-
rium der Fustiz, des Kultus und Unterrichts mit Ent-
schließung vom 12. September d. Js. zur Errichtung be-
ziehungsweise Fortführung der Haushaltungsschule im
Franziskushaus dahier durch den in das Vereinsregister
eingetragenen Versin „Jugendschutz" die Genehmigung
erteilt hat. Ferner wi'rd darin mitgeteilt, es habe daS
genannte Ministerium genehmigt, daß, so lange der Un-
terricht in den elementaren Fächern — wie zur Zeit —
durch eiüs geprüfte Lehrerin erteilt wird, die an dem
Haushaltungsunterricht teilnehmenden Mädchen von der
Teiln-ahme am Fortbildungsunterricht befreit wcrden. Der
an der Haushaltungsschule (im Handarbeits- und Koch-
unterricht) tätigen Schwestern vom heiligen Binzens von
Pnul mit dem Mutterhaus in Freibnrg ist behufs Aus-
übung einer Lehrwirksamkeit als Lehrertü an der in
Frage stehenden Anstalt Nachsicht gemäß Paragraph 116
Msatz 4 des Gesetzes über.den ElementarunterrichL er-
teilt worden. Schließlich wurde durch die eingangs er-
wähiite Entschließung zur Fortführung der Marthaschule
dahier durch den mit Körperschastsrechten ausgcstatteten
Diakonissenverein die Genehmigung ertsilt und die nut
Erlaß Großh. Oberschulrats vom 22. März 1889 zuge-
lassenen Befreiung der fortbildungsschulpflichtigen Zög-
linge dieser Schule vom Besuch der allgemeiiien Fortbil-
dungsschule aufrecht erhalten.

— Jn sinem Artikel des „B e o b a ch t e r s" wird die
Behauptung als „Blödsinn" bezeichnet, üaß das Zentrum
alles nach mittelaltsrlichen römtschen Nnschauungen um-
modckn wolle. Wer den Waldmichel liest, wird nicht
zu dem Ergebnis kommen, daß jene Behauptmig bläe-
sinnig sei. Das Zentrum hat ebeu 2 Seelen in seiner
Brust. Die eine, die die Namen Fehrenbach, Zehnter n.
Comp. trägt, möchte sich gern mit modernen An^chauungen
abfinden und auch dem weltlichen Wohl der Katholiken
Rechnung tragen. Sie denkt Lisweilen an das gemein-
some große deutschs Vvterland. Aber die -andere Seelc, die
aus den Namen Schofer und Waldmichel getauft ist, ksnnt
nur Priester interessen, uni die sich für sie der ganze
Kampf dreht. Welche von den bciden Sselcn ist die mäch.
tigere, welche Wird ein siegreiches Zentrum regieren?
Darauf kann sich Jeder die Antwort selber geben: ein
Wink der geistlichen Oberleitung und die Zehnter, Feh-
renbach u. ComP. verschwinden in der Versenkung.
Preußen.

— Der Rücktritt 'des Preußischen Handelsmim-
sters Möller wird, wsnn auch z. Zt. darüber forn'ell

10 Seiten.
 
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