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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-281 (1. November 1905 - 30. November 1905)
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Dienstag. 28. Noverubee tW5. Erstes M-rtt. 47. Zahrgaira. — Nr. 279.

Trschelnt täglich, SorrntagS cmSgenommrn, Prei» MÄ Familierrblättern monatlich 50 Pfg. m's Haus gebracht, bei Ler Expedition rurd den Zweigstationen abgeholt 40 Pferrnig.

Durch die Post bezogen vierteljährlich 1,3b Mk. auSschlietzlich Zustellgebühr.

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an bestimmten Dagen wird keine Verantwortlichkvit übernom men- — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.

Fleischpreise in Deutschland und im
Auslande.

, Die Denkschrist des deutschen Lcindwirtschcrstsrats an
^ Reichskanzter entHält dre unwahre Behauptung, daß
^ Qeffnung der Grenzen für Vieh- und Fleischeinfuh-r
chrn>en Zweck hätte, weil im Auslande ebenfalls hohe
^reise herrschten.

.. Die Unrichtigkeit dteser Bchauptung zu kennZeichnen,
sit dex Zweck nachstehender Zeiten.

Dänemark: Hier kosten läbende Schweine per 100
'schogramrn 70—74 Mk., beste Wjare. Es werden wöchent-
zwischen 25 000—30 000 Schweine in geschlachtetem
^ustande nvch England exportiert. Es ist also mis diesem
^nde eine zienrlich große Einfuhr zu mäßigen Preisen
^ erwarten, falls sich dic deutsche Reichsrsgierung veraw
s^tzt sehen- würde, die Sperre sür leberrde Schweine oder
Einsuhr-Verbot sür srisches Schweinefteisch aus Däne-
^ark aufzuheben. Lebende Schweine gteicher Qualität
chsten in Deutschland 11>6 Mk. per 100 Kilogramm, also
Prozent mehr als tn Dänemark!

H ollan d: Von diesem Lande ist die Einführ srisch
^eschl-achteter Schweine nach Deutschland gdstattet und
^üd auch in ausgiebigem! Maße z. Zt. benutzt, denn ganz
^fftdeutschland läßt jetzt in HvllanL» Schweine schlachten,
^er hxi der Klsinheit dieses Landes ist das von dort kom>-
blende Quantuml nicht annöhernd grotz genug, unr den
Hedarf auch nur des 6. Teiles der deutschen N>achfrage
üü Wasten zu decken. Fnfolge dieser Nachsvage sind die
^üMeinepreise in Hollcrnd, welche noch- vor drei Monaten
.00 Mark per 100 Kilogramm' Schlachtgewicht betrugen,
sktzt a.uf 112-—114 Mk. gestiegen. Es kosten also Schweine
Hollcmd geschlachtet denselben Preis, wie solche lebend
sij Deutschland kosten, sind also 20 Prozent teurer in
^eutschtand als iu Holland!

, Frankreich: Jü Paris auf dem Schweinemarkt
^sien beste Schweine 80 Mark per 100 Kilogramm lebend
^owicht nnd sind solche naturgemäß in> der ProvinZ billi-
Zu haben. Bei einem Einkausspreise von 116 Mark
^ür lehende Schweine in Deutschland sind solche also um
Prozent teurer crls in Frankreich !

EngIa n d: Dieses Land wird von der ganzen Welt
Fleischnahrung versehen und kann dort jöder das
Neisch bekommen, welches ihm am besten zusagt. Frisches
^chweinesleisch von Wiltshire rmd irländischen Schweinen
sisiten in der Fleischmarkthalle London 60—52 Mark per
'ch Ktlogramm und rst dieses sür allerbeste Ware. Für
^ssige Tausend 80—100 Psund schwerer jede Woche
Okffch von Hollcmd rmportierter Schwerne wird- oft einige
'mennig per Pfund mehr bezahlt, aber auch oft wentger
kann dieses für die Berechnung der im allgemeinen
lleltenden Preise nicht in Rechnung gezogen werden. Ge-
^zene Schweinebäuche von durchschnittlich 15 Pfund
^ten heute in Deutschland 75-—80 Psennig per Pfund,
E..L>ondon 45 Psennig Per halbes Kitogrcmtm. Fetter
^ückenspeck, kurz geschnitten in Stücken von 20—26 Psg.
^"sten in Deutschtand 70-—76 Psg., rn London 40 Pfg-,
ffsio beinahe nur die Hätfte! Feinstes englisches und

schottisches Ochsmfleisch kostet 60 Pfg. per Psund irn
Engros-Verkchr, dagegen kostet Ochsenslersch von den
Rindern, dre jede Woche in erner Menge von 12—15 000
Stück tebend von Nord-Amerrka nach EnglaNd gedracht
werden, nur 60 Psg. per Psund und gefrorenes austraili-
sches, argentinisches und neus-eeländtsches Rindsleisch kostet
48—52 Pfg. per Kilogramm- in der Fleischmarkthalle
London, sodaß diejenigen weniger bemittelten Bevöt-
kerungskreise, welch-e das vielleicht weniger schmackhaste,
aber doch eb-enso nahrhafte gefvorene Rindflersch genre-
ßen, solches' Zu ungefähr ^ des Preises erlangen können,
wie solch-es in Deutschland zu haben ist.

N o r d - A m e r i ka: Dieses Land sührt wie schon
oben erivähnt, wöchentlich 12—15 000 lebende Rinder
nach England aus, ohne daß dort seit 16 Jcchren auch
nur ein Fäll von Smchen-Ueb-ertragung üurch- dieses Vteh
vor-gskomimen ist. Bei der ungöheuren Größe dieses Lan-
würde ein Export von 10-—15 000 lebenden Ochmn
na-ch Deutschland dort nicht im geringsten den Preis nach
oben beeinslussen uüd w-enn unsere Reichs-Regierung die
Einsuhr dieser Müder von Nord-Ämerika gestatteu sollte
unter densekben Bedingungen wie England es erlaubt,
wür-de d-er .Kalamität mit Rindfleisch in Deutschland so-
fort ein Ende gemacht sein!; denn- wirklich gute Rtnder
wer'den drüben auch nicht verschenkt, sodaß der Preis in
Deutfchland auch nicht zu sehr heruntergädrückt werden
könnt-e, wo-gegen ja.auch s-chon durch- die hohen -deutschen
Eingangs-Abgaben g-esorgt wäre. Die Pretse für ameri-
kanisch-en Speck sind s-ch-on für England erwähnt worden
und wäre durch Erleichterungen auf dem Gebiete der
Schweinesteisch-Einfuhr von Nord-Amerika und Fortfall
der 4-Kilo-K'laus-el im Fleischbeschau-Ges-etze eine für den
deutschen Konsumen-ten günsttge Rückwirkung auf die
Fteischpreise sicher zu erwarten.

Aus Vorstehendem ergibt sich- die Halttosigkeit der vom
Landwirtschcistsrat dem- Reichskanzler nnterbreiteten An-
gaben.

DeVtsches Reich,

Baden.

— Eine Wahtanfechtung dürste Aussicht
haben in B o n n d o r f - Wa I d sh u t. Oberanrts-
richter Wsttemann (Zentrum) wurde mst nur 9 Stirm-
men absoluter Mehrheit -gewahlt; es hat sich aber heraus-
gestellt, daß ini- Beztrk Waldshut 8 und im Bez-irk Bonn-
dors 2 entmünd-igte Personen in deü Lisien standen und
auch g-ewäh-lt haben. Bei einer NeuwaHI ist das Ergebnis
sraglich; j-edenfalls kann das Zentrum mcht nsit Sicher-
heit aus einen nochmatigen Sieg rechnen.

SchoPfheim, 24. Nov. Der hiesige Militär-
verein beschloß, aus dem Landesverbande auszutreten,
falls die Zurücknahme der stüheren Kundgebung in der
nächsten Nummer des Militärvereinsbtattes nicht erfol-
gen sollte.

Preußen.

— Dte „Köln. Ztg." spricht sich für eine Umgestaltung
des preußischen Lanidtagswcchlrechts aus und zwar rm

Sinne der geheimen Proportionalwcihl mst Pturalstäts--
stimmen, die die politisch-menschliche Einzelpersönlichkest,
die deü' Besitz und die die Btldung in gleicher Weise zu
chrem Rechte kommen lasse.

Sachsen.

Dresden, 27. Nov. Jn der zwesten sä-chsischen
Ka-mmer stand heute insolge -emer natiouallcheralen uüd
einer steistnnigen Jnterpellation- die Erörterung der
Wahlrechtsreform zur Beratung. Me Nationcü.
liberalen verlangten ein PIural-Wahtsystem, die Frei-
sinnigen die Einführung des Reichstagswahlrechts für
den sächsifchen Landtag oder wemgstens die Rückkehr M
dem Wahtrecht von 1868. Minister von Metzsch erklärte,
daß an' eine V-erwirklichung der st-eisinnigen Forderung
nicht zu denken sei und auch das Mural-Wahlrecht schaffe
keine Kautelen gWen die Ueb-erschwemmung- der zweiten
Kamimer durch die Sozialdemokratie. Diese Kauteten
seien aber die Vorbedingung für jede Mcchlreform. Ein
anderes Wählrecht als das bestehende känne 'die Regie-
rung heute nicht vorschlagen, doch wolle ste jeden Vor-
schlag, der Kauteten gegen die Soziäldemokratie gebe und
in der zweiten Kamm-er Aussicht auf Anncchme h-abe,
ordsntlich prüfen.

ÄNs der KSMruher ZeiLung-

— Scinr Königliche Hdhrit der Grotzherzog habeu
den nachgcnan-ntcn Ängehörigcn- dcr Kniser-li-chen- Schnihirnppe
für Deuffch-Südwest-Afrika die folgenden AusMi-chnungcn- -ver-
liähen, unp zwar: o) daS Ritterkreug 2. Klasse mit Eichenlaub
und'Schiwertern -des OüdenS vmn Zähringe-r Löwen: >dem- Haupt-
mann Hermann Rittcr u-nd -dem Hauptmann Heinr-ich
Böttltn; d) das Rittc-Äreuz 2. Klasse mit Schivertcrn des-
seWen Or-dens: dem- Leutnant Paul Leutwe in; c) die sil-
bevne Verdienstmedaille ain Bande des m-ilitärischen Karl-
Frie-drich-VerdienstordenA: -dem- Feldwebe-l Franz Wieland,
dem Vizewachtmeister Ernst Quenser, dem- Sevgeanten
Kavl Enge l m a n- n , den Unte roffizieren Otto Stauffert
und Ludwig Bartels, den Gesresten Friedrich Schilling
u-nd Eduard E ndves , und de-m Reiter Anton Dul -ler.

— Sc-ine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Musikdirettor Hngo Wehrle in Freibuvg -das Ritter-
kreuA zweiter Klasse mit Eichenllaub -des Ordens vom Zähringer
Lötocn vcrliahen.

— Mtuar Jaseph E n- gelmann beim- Amtsgericht Wert-
heiin wurde z-um Gerichtsschreiber, Wuchhalter A-dam B-latz
beim Grohh. Finanzarnte Tauberbischofsheim zu'm Rebidcnten
bei der Steuerdirektion ernannt.

— Hauptamtsassistent Emi-l Stolzer wuvdc zum Steuer-
kontrolleur beim Grotzh. Finangamt Bretten ernannt und We-
tricbsässistent Hermann Haas in Schopfheim- na-ch 'Basel ver-

setzt-

KarIsruh e, 27. Nov. Die höchsten .Herrschaften
empsingeni am Samstag 2lb-enb in, Schloß Baben den
Oberprästdenten der Rheinprovinz, Freih-errn von
Schorlemer, der dann auch zur Tafel g-ezogen wurde.
Gestern Dormittag. fand in ber Schloßkapelle itt Baden
-ein Haus'gvtt-esdienst statt, -wobei Hofdiakonns O. From-
mel die Predigt hielt. Nachmitta-gs 2 U'hr tvafen- der
Fürst un-d die Fürstin zu Fürstenb-erg zum Besuch der
höchsten Herrschaften in Bäden ern-. Die hohen Gäste
n-cchmen mit-b-er Prinzessin ZlmMte zu Fürsienberg an- der
Frühstückstasel tetl nnd reisten gegen Abend wieder ab.
Heute Mtttag 12 Uhr 15 Minnten keh-rte die Kronprin-

Drittes Vachvereins-Konzert.

Heide'lberg, 28. Nov.

> Dvs dritte der biÄher veranstaltetenj Wachivcrc'inskonzertc
tlst zweifellos das stLvorragcudstc und inte-rcssan-testc. Am
I^nstrn hätte da-s erste a-usklingen könneu: aus rein äutzer-
^cherr Gründen jedoch konnte «S seinen reichen musikalischen
Mptz nicht vollkommen osfenbarcn. Das zweitc niit seinem
^Werte-n ProgramM ha-tte keine nachhaltigen Wirkun-gen er-
* kön-nen.

^cstcrn n-un sollten- uns Genüsse ausevlescner Art be-
^— Eine Solistin mit gutcn- Gm-psehlungen! von Meister

^stehe^

Rsckhelm-y und ein> inr modcrneu Musi'Keben- wohl be'kannter,
. swersprechcnider Komponist, der auS -weiter Ferne herbeitom--
R-'n wvlltc, um selbst zwci seiner Wc-rke zu dirigieren, -vou
das cine, cfft vor Vurzem vollcndet, -hier seine Ura-uf-
Pbrung erlebcn sollte. Zu alledenr- noch Bra-hm-s herrlichste
O^chphonie. Wahrlich, Prvfessor Wolfrurns feinsinniger Geist
ffteht es, fiir au-serlesene und an-regen-de m-üsikalische Genüsse
Wrgen.

siu Beginni dcs KonzerteS -kani- allevdiugs e'ine kleine Ent-
^ Der finnische Kompon-ist war keider im letzten

jsiskleriiblick duvch Kraukheit verhin-dcrt, pe-rsünlich zu uns zu
„ ^Pen, und iufotgedessen m-utzte die ArrffA-hrung seinrr
Tonschöpfung hoffentlich nur -verschoben wcrden. An
e Stelle trat Wagners Meistersin-gervorfpiet.

olnfang des Konzcrtes machtc Brahms ll--dur-Sympho-
^ ' .Eohl besitzcn wir in--des Meisters teidenschaftlicher E-moll-,
sRischen, pastoral gefärbten O-dur- unid der ketzten grotzerr
'z7QE°Sym-phonie Schöpfungen, die dicht an- der Grenze Beet-
s^D^siher Bollkommeüheit stehen. Toch allen- diesen Werken
-Kro SrvHe Tondichter mit seiner O-bur-Syrnphon-ie die

Gan-z üiberwältitzenid setzi tzleich der effte Satz, Allegro con
brio, ein. Das vhydhmisch strafse effte Therna der Geigen
fiiegt nach -den krastvollen MäseraKorden nrit elementarer
Wucht dahin, die abcr im weiteren- Verlauf von einem wurrder-
bar zarten- Thema, das die HolMäser tvagen, ge-dämpst wirb.
Herrlich wirken- auch die ibeiden ku-rz gehaktenen Mitteksätzc,
das Andante in- seinen einfa-chen, ru-hig dahinflietzenderr Linisn
unld da-s Alle-gretto, 'das meMvüvdigerweise, entgetzen dem
sonsützen symphonrscheir« Aufbau, einen ähnlichen Charäkter anf-
weist. Aus -der etwas weichen, nrelamholischen Stim-rnung dieser
beiden Sätze führt uns dos Finale, ein- Allegro. Nach eirrem
ku-rzen Aufschwung 'der St-rcicher wächst der Satz in gewaltitzcr
Steigeruntz z-u machtvoller Kraft an, um z-um SiMutz in geheim-
n-isvollem Fküstern zu verhallen.

Aus der tiefinnerlichen, gedaNkenfchwcren Welt Brahmsschcr
Musik wu-rden- wir in dic weichkiche Sphäre Mende-lssohns ge-
rissen. Eine junge Geigcffn, Fräulein Evangeline A ntho n n,
solkten- wir kennen lernen, und es gehört nun einma-l zum guten
Ton, sich mit Weethoven oder Mendclss-ohrr einzuführen. Sie
hattc in richtiger -Erkcnntnis letzteren gewählt. Wenngleich das
Werk, fast könnte man- sagen, a-bgespie-lt ist, reitzt es doch irnnrer
wie-der unter dem umnitte'lbaren Eindruckc m-it seiner ent-
zücken-den, unaufhörlich fliehenden Me'l-odik den Hörer unwider-
stehlich mit sich fort.

Die Fnterpretin diese-s Konzcrts, einc sunge -Englänldeffn,
machte ihrem grotzen Le-Hrer alle Ehre. Jhr nicht uibermäßi-g
kräftiger Ton drintzt zwar in einem dcrartigen Werk mit
Orchesterbegleitung nvch nicht -gen-ügend hindurch, doch effetzt
sic -viel durch -die Jnnigkeii, Mit der sie rnusiziert. Auch mutz
sie ihr starkes Temperament nvch mehr im Zü-gel haltcn, denri
das- überhetzte Tempo inrl efften und letzien iSatz, mit dcren
Wie-dergabL sie cine fckön ausgeglichene Technik 'bcwics, be-
einträchtitzt ihr Spiel bedeutcnd. Nicht genug warnen kanri
man die Künstllerin vor dem geradezu tz-ickeidlichen schmachten-den

Jnei-nanderziehen' der Töne. Zweifelsohne äber haben wir es
hier mit eincr durchans ernst zu nehmen-den Geigerin von glän»
zender Begalbung zu tun, an- dercn kün'stlerische Entwicklun-g
inon dic grötzten Erwartungen knü'pfen kann.

Das neue Werk des Abends, eine -Suite von Sibelius aus
der Musik zu- Maeterlincks Dranm „Pelleas und Melifande",
übte mit seiner wunderbaren Stimmungsmalerei auf mich
teilweife eine tiefe Wirkung aus. Teilweise, wci-l die gonze
Suite unter dem Fehler lcidet, den übritzens auch die Dichtung
a-ufweist, kein organisches Gange zu sein, sondern nur eine Auf-
einanderfo-lge hcrrlicher Stimmungsbillder. Die aus acht ein-
ze-lnen Teiten bcstehende Suite wirkte i'n ihrcr fast dnrchweg
schwcrmütigen, sensMen Art, die auch deu Wesensgug des
Dichtwerks ausmacht, etwas monoton, obwohl -dem- Kompoinsten
geralde hierfür dic schönsten- Havmonicn- zur Veffügung stehen.
Vor allem weitz cr die tragische Gcstalt der Melisande tref'fenb
zu schi-ldern. Jn einem zarten Motiv 'des englischcn Horns
(2. Satz) briiitzt er i-hr äthcrischcs We'sen voll zum- Au-sdruck.
Von den übrigen Teilen -geficl mir -der ersto „am -Schlohtor"
und der vierte „Die drei Llinden Schlwestern", dcr sehr stark vor,
Schubert beciuflutzt ist, am besterr. Auch der Au-slklang des
Gamzen: „Melisan-des Tod" mit !dem 'trauermarschähnlichen
Schlutz hiniteffictz cine ertzreifende Wirkuyg.

Am intercssantestcn -wifft zweife-llos dcr Komponist in feiner
geradezu genialen Jnstrumcntation. Ganz prächtig weitz ev
die Holzbläser zu bchan-deln, die förm-liche Sintzsti-nimeir bei ihm
erhalten. Die allzu häufige Verinendun-g -dcr Pizzicatis schein-t
er von Beffioz übernommen zu haben.

Zu allerleht kam Richard Wagners cwig srisches Metster-
singcrvoffpicl, das in seiner grohzügigen Wiedergabe den be-
deutuntzsvollcn Aben-d wurdig abschloß.

Ueberhaupt hieft sich das Orchester den- ganzen Zlbenid übe-i'
auf bvdcuteu-dcr Höhe rmd konntc sich in seinem trffflichen
Spiel in deü- reichcn Erfoltz fffnes Diffgenten teilen.

Die herrtiae RttMMsr rrmfaßt drei BlLttee zusamme« 12 Seite».
 
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