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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-281 (1. November 1905 - 30. November 1905)
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Erstes Blatt.

47. Zahrgang. — Nr. 274. ,

^ittwoch, 22. November 1905.

kagtich. Sonntagi ausgmommen. Prei» mit Familienblättern monatlich 56 Pfg in'S HauS gebracht, bei der Expcdition und dcn Zweigstationcv abgeholi 46 Pfg Durch dte P-ß

bczogen vierteljährlich 1,3S Mk ansschließlich Zustellgebühr.

^ietgenprels: 26 Pfg. für die lipaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeilc 46 Pfg. Für hiesige Geschäfts' und Privatanzeigen ermäßigt - Fu. die Ansnavmk von Nnzeige«

tzOf »csti

bestimmten Tagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtiichen An'chiaaüev'n Ferniprecher 82.

^ Aktion des Militärvereitts-Präsidiums

die Mannheimer „Volksstimme" vcm zuverlnssiger
^daZ folgende:

^ Beschluß. die bekannte vielerörterte Erklärung
'die Stimmabgabe sür sozialistische Landt-agskan-
hes zu veröffentlichen, ist im Präsidium nicht formell
^ kvorden. Die Sache lag viölmehr so, daß die in
gkn ^Escheidenden Sitzun-g anwesenden lZivilpersonen
hj^^ie Fassung der Erklärung stimmteii, uud daß diese
litH ^^r auf Betreiben der die Minderheit bildenden Mi-
E ^röffentlicht wuvde. Die ganze Frage wurde dis-
^it?^stridelt und sollte bor allem nicht iu dieser Schroff-
Eyi, I,?öffentlicht werden. Nach alledem ist anzunehmen,
i^^e mit so visl Applomb ins Werk gesetzte Aktion
^ a n d e v e r l a u f e n wird.
liih Angabe, daß iiU Präfidium selbst eine Opposition
sih^dltend gemacht hat, dürfte richtig sein und begründet
jy, 's^lins auch die Aiinahme zu sein, daß die Aktion
^urde verlaufen wird. Das Prästdium muß
schon eiiisehen, daß es cinen schweren Mißgriff
unb cs ist doch nicht anzunehmen, das es auf
! Fehler noch einen zweiten größeren pfropfen und
ssig' das Militärvereinswesen vor eine Katastrophc
'n wird.

? j diesem 'Gi unde können wir den Militärver-
>iy^ nur dringend Zurückhaltung cmpfehlen
h x j können es nur b e d auer n, daß der Schopf-'
" e r Landwehr- und Reservisten-Verein voreilig


cm Vcrband ausgetreten ist.

die n a t i o n a l l i b e r a l e Partei zu der
lch Zlcch,ng hxs Präsidiums steht, das ist in allen libcra-
Sch^attern zu Icseu gcwesen: durchaus ablehncud und
^tscnd. Jn einem partei-offiziösen Artikel der
^ L a n d e s z e i t u ii g vom Montag, 13. ds. wird
H ^che ausführlich behandelt. Dort heißt es:

8 7 Ziffcr 2 der Sntzuugen des Badischen Militär-
?^erl>andcs muß der Vcrwaltungsrat ciucs dcin Vcrlband

ur mvsstincn Pcrcius ohnc wcitcres sofort jc'dcn auÄschlicßcn,

- - - - . — .

sozinldemokratischen Partei sich anschließt oder
>-k» j.'bcstrcbungen durch Wortc odcr Handlungeu fördcrt
'iib... llr ejne U m st u r z >dcr jctzt bcstehcndcn staat-

t>ijsij,^>:dnung abziclcnde Richtung verfolgt." Das Verbands-
U ist der Meinung, datz Liesc Bcstimmung eigentlich
, > ^ereinsmitglicdcr Anwcndnng zu findcn hätte, wclche
, Stichwahlcn am 27. und 28. Oktobcr cincm Sozialdc-
?Atxj^ dic Stimme gaben. Die Nationallibcrale
h viuß es jedoch cntschicden ablehncn, idurch
ihr gcbilligte Stichwahlabkommcn dcZ Blocks sich „der
^^'ntischcn Partci angcschlosscn odcr d-ercn Bestrc-
gcsördcrt odcr sonst cine auf Umsturz der jctzt bc-
Ls staatlichcn Ordnung abziclende Richtung vcrfolgt"
l ^»>iu ' hat mtt größtem Nachdruck bctont, daß jenes
^ü ouf ihrc grundsätzlichc Stcllung zur Sozialdcmo-
bden Eiufluß tssi^und daß sic sich dcr scharfcn

bollstcm Maße bcwußt blcibt. Die ganzc Vercin-
'nit dcr Sozialdemokratic, die zudcm nicht für allc,
cs>tte ^ stur für einige Wahlkreisc lgctroffcn wurde,
Apy 'soiglich wahltaktischc Bcdcutung. Nicht um cinc För-
kstst Bcstrcbungen dcr sozialdcmokratischcn Partci han-
I ^tn' ^ sür dic Nationalltberalcn bci dcm Abkonimen,
i n z i g und allcin idarum, einc ultramontan-
^stc Kammermchrheit und damit die Gcfährdung all

die fie von der Sozialdcmokratie trennen, nach

dcr frciheitlichcn Errungcnschaften zu verhindcrn, wclche in
Badcn fcit dcm Jahre 1860 unter der scgcsisreichcn Regic-
rung unseres Großhcrzogs der Stolz und dcr Ruhm des Lan-
dcs gewesen sind.

Von diefen Gesichtspunkten aus, wclche ihncn dic ernste
Sovge um die Zukuuft unsercs Heimatlandcs diktiertc, stimm-
tcn in cinzelncn Wahlkrcisen liberalc Wähler in der Stich-
wahl für dcn sozialdcmokratischen Kandidaten. Wir müsscn
die Annahme mit aller Entschicdcnheit zurückweisc n, daß
sic damit zum Ausdruck brachtcn, sozialdcmokratischc Bestre-
bungen im Sinne des 8 7 der Satzungen des Militärvcrcins-
verbandes fördern zu wollen. Wenn aber jc die Ansicht des
Präsidinms dcs Militärvcrcinsverbandcs in dem Wortlaut der
Statutcn cincn Anhalt findct, so stchcn wir nicht an, einc
Rcvision dcrselben für unbedingt notwcn-
dig z u> crkläre n. Es karm nicht die Aufgabe des Mik-
tärvcrcinsvcrbandes sein, bürgerliche Parteicn tn ihren wohl-
evwogcncn Wahldispositionen, bci dcncn das Wohl dcs Vatcr-
lands dcr Leitgcdanke äst, einengcn und die frcien Wähler in
Fragen dcr Wahltatik bcvormundcn zu wollen.

Es wäre fehr bedauerlich, wenn das Beispiel des
Schopfheimer Landwehr- nnd' Reservisten-Vereins irIend-
wo in Ba'den Nachahmung fände. Erstens ist anzuneh-
men, daß das Präsidium auf seiner unhaltbaren Ansle-
'gnng des 8 7 Ziffer 2 der Satzungen nichk bestehen wird.
Sollte dieses in'des aber wider alles Erwarten der Fall
sein, dann wäre doch der nächste Schritt, -auf den auch der
obige Artiket der „Landeszeitung" 'hinweist, der, daß die
Vereine eine Revision der Statuten beantragen, und die-
sen eine Fassung geben, welche eine solche Auslegung in
Zukunft nnmöglich macht.

Deutsckes Reich.

B c r I i n, 21. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg." sührt
hente in >oine»i Artikel „D i e neuen Reichssteu -
e r n" aus, daß die Mchreinnahmen aus dem neuen
Zolktarif, nur etwa 25 Millionen für die allgemei-
nen Reichszwecke liefern, da amiähernd ^ derselben,
möglicheriveise 70—80 Milliomm, für die Schaffung
einer Witwen- un'd Waisenversorgung zurückzustellen
seien. Für die Decknng der neu aufzubringenden 220
bis 230 Millionen seien neue S t e u e r e i n n a h -
m e n heranzuzighen. Hierbei waren die Berücksichtigung
der Leistungsfähigköit der verschiedenerr Bevölkeruirgs-
schichten nnd die Vermeidung von Stenern, unter welchen
nstwendige Lebensbedürfnisse hättcn leiden können, maß-
geben'de Gesichtspunkte. Die in erster Linie in Betracht
komnrendeii tZegenstände des Massenverbrauchs sind
Bier und Tabak. Dje Bierabgabe auf den Kopf
der BevÄkerung beträgt bisher in Bayern 6,29
Mark, in Badcn 3,94 Mark, in Württemberg
3,84 Mark, in Elsaß-Lothringen 2,20 Mark, hin-
gegen im'Gebiet'der Brausteuergemeinschaft nnr 84 Pfg.;
sür die Litercinheit des Verbrauches auf den Kopf ist die
Belastuiig in Baden 2,53, in Elsaß-Lothringen 2,50, in
Bayern 2,28, in Württemberg 2,27 nird in der Brau-
steuergemeinschaft 0,86 Mk.. Gegenüber der B'esorgnis
einer Schädigung des norddeutschen Braugewerbes durch
eine höhere Auflage, weist 'die „Nordd. Allg. Ztg." darauf
hin, daß das pfälzisckM Braugewerbe En'dx 'der 70er
Jahrc durch den plötzlichen Ilebergang von der Steuer-

freiheit zu einer tiotien Be'steuerung iiicht geschädigt
wnrde, auch, der Einwand, daß 'das norddeutsche Bier
weniger ertragsfähig sei als das sllddeutsche, da ihm der
Branntwein cin gefährlicher Konkurrent sei, ist nicht
stichhaltig, deiin in Süddeutschland spielen Wein nnd
Obftwein die gleiche Rolle. UeberdieL, ist es keineswogs
ausgemacht, daß eine Steuererhöhung im Einzelverbrauch
eine bemerkbare Preiserhöhung bewirken würde. Da-
gegen sprechen die mäßigen süddeutschen Bierpreise, sowie
'daß die Mehrbelastung Pro Liter so geringfügig ist, daß
Voraussichtlich gar kein oder ein g e r i n g f ü g i g e r
P r e i s a u f s ch I a -g eintr-eten würde, der den Ver-
brauch schwerlich beeinträchtigen könnte. Um den kleinen
Betrieben den Wettbewerb zu erleichtern, ist eine Staf-
selung der Steuer nach dem Umsang der Betriebe vorge-
sehen, ferner soll künftig Stundung der Steuer zulässig
sein. Die Bereitung 'des Haustrunks ist stenerfrei. Dcr
Mehrertrag infolge 'der Brausteuererhöhuiig wird
cinschließlich, der Ausgleichsbeiträge der süddeutschen
Staaten nach Ablauf der Uebergangsfrist auf ctwa 60
Millionen Mark geschätzt. Mag das Bier vielleicht in ge-
wissem Grade nicht als ein ganz entbehrUches Genuß-
mittel angesehen werden, die Entbehrlichkeit des Ta-
baks steht auhex Frage. Es lag nahe, gerade diesen
Gegenstand des Massenverbrauchs als Steuerobjekt ins
Auge zu fassen. Doch auch bei diesem' 'Steuerprojekt lie-
ßen die Regierungen sich durch die Rücksicht auf die
Steuerkraft der Verbrancher leiten. Vollkommen käme
dieser Gesichtspunkt riur zur Geltung, wenn die Besteue-
rung nach dem Wert, sei es des Rohstoffes, sei es in fer-
ti'g-er Wnre abgestuft würde. Jm Hinbtick auf die Beden-
ken aus Fnteressentenkreisen wurde jedoch davon Abstand
genommen und den finanziellen Bedürfnissen des Reiches
'durch Erhöhung der Gewichtszölle von Roh-
tabaken Rechnung getragen. Die Steuerkraft des Ver-
brauchers ist deractig berücksichtigt, daß Rohtabakblätter
im Allgemeinen mit einem höheren Zollzuschlag beklegt
werdcn sollen, als die zur Herstelluiig von Rauch-, Kau-
nnd Schnupftabak dienenden. Eine wesentlich stärkere
Bclastung sollen die ans dcni AusIande eingeführten
Fabrikate, in erster Linie die Zigarren, erfahren.
Als Ergänzung der Zollerhöhnng war 'dic Erhöhung
der Steuer auf inländischen Tabak unver-
meidbar. Bei aller Wichtigkeit des Tabakbaues für die
Neinen landwirtschaftlichen Betriebe war zu erwägen,
daß hauptsächlich die in Norddeutsch'lan'd seßhafte aus-
ländische Tabake verarbcitcnde Industrie, die viele Tan-
sende von Arbeitern beschäftige, keine Beeinträchtigung Zu
Gnnsten der inländischen Tabakbaucrn crfahrcn dürfte.
Neben der geringeren Besteiiernng werden dem inländi-
schen Ta'bakbau einige Vergün st igungc n gewährt.
Auf die stufenweife Anpassung an die neuen Steuerver-
hältnisse ist Bedacht genommen. Eine besondere Behand-
'lung ist für die Zigaretten vorgesehen, die in ge-
wissem Grade die- Zigarren' zu verdrängen begonli-en
haben. Von einer Fabrikatsteuer ist aus den gleichen
'Gründen wie bei den Zigarren abgese'hen und daher zu
einer Be'steuerung des Z i g a r r e t t e n p a p i e r s ge-

^orizert der Harmonie-Gesellschaft.

^ ^ ^ -t- Hc i del bc rg, 22. Nov.

.^ai'mvnic-Gesclls-chcift hattc gcstern zu cincm viclvcr-
Konzcrt ciii'gcladen. Das Programm, «nf roman-
^oderncm Bodcn stehend, bnrgtc in seincr glücklichcn
jj' wolchbckanntcr, liclbgclvordencr Musik -mit n-.'ucn

d» 'soch frcmden Wcrken, für eincn inicressanten Abcnd.
^ 'lrilvartnngcn lvurdcn nicht cnttäüscht!

drci Orchcstcrivcrkcn, hie w!r zu Gchör 'bckamcn,
'Hysj-- '»ö glänzcnd cinle'itcn'dcn Onbcrture zuin „fliogcn-
^uldcr", der Saint Sacnfchen fyinplhonischen Dicht-ung
j)j ^ uüd dcr ncucn lRcznicek-'Sym'p'honic, na'hm dic lctz-
i Lcitung dcs Koinponisten ihrc Er'staufführung

°»nt'schland crlcü.'n sollte, 'das g-rößte Jntcrcssc in An-

Äü^'^Ühonic (B-dur), dic bcrc'its dic Fcucrprob.' in Wcr-
«os-.Äe/'ä bcftandcn, Lcftätigt in allcm idaS Urtcil, daS inan
j, j, Rcznicck's kompofitorisch.'s Talcnt gcbildct hat. Er
O»istci, kurze Reihc dcrjcnigen un-tcr 'dcn modcrncn Köm-
uns sclüftändigc, cigcne Mu'sik zu gcben im Standc
^.Ali,s>j 'lich jft seine Jnftrnmcntation ftark von Wa-gncr be-
T'- dcssin ungcachtct sind die inufikalischcn Gcdan-

"Ah Teilen starl indivi'ducll ausgcprägt. Bon dcn vicr
'sil^s.mir dcr zweite, cin rafch imld lcicht dahinfchlvc-
Äzj.j?föziöscs Scherzo, sowie dcr lctzte, cin in fcincr ncckcn-
uug-'incin frisch anmutcndcs Finalc, am lhoftcn, wä'h-
„ Ku'lnponift den Adagiotcil z-u ftark in dic Länlge auS-
jj " nadurch cnnüdcnd w'irft.

t'si^NM.- '^aöns Tongcmäldc „Phaeton" zcigt uns dcn großcn
in. fcincn 'lctztcn Wcrkcn fo arg nachgelasscn ln
ic» Ganz alhMschen. von !der von Berliaz Lber-

!b,.j^,>-Indcnden Jiiftrunicntation niinmt das aus eincm
'-ndc Wcrk den Hörer durch dcn ihin inncwcchncnden,

poctifchcn Gehalt tzcfangen, ldcr 'ihm nicht nu-r, wie so oft bci
Prograinmiufik, nur äußcrlich anfgcftcm'pclt ist.

Zwifchen dicsen Tonftückcn fang 'dic Sopraniftin Luisc
S ch ni i d t aus Wcrlin Licdcr von Schuniann, Gricg und Rich.
Straiüß. Dic junge Sängerin, dic über einc lbedcntcnidc, wcnn
auch nicht allzu mächtigc symipathischc Stimmc vcrfügt, crzicltc
mit dem bon eincm starken Temperament duvchwchten Vortrag
eincn starkcn Erfolg. Mich ftörtc an inan'chcn Stcllcn dic nicht
immer korrektc Aussprache. Am vollcndctftcn gclangcn fhr die
bc'iden Strauß'fchcn Licdcr: „Brcit ükbcr mcin Hanpt dcin
schwarzcs Haar" und das leidcn'schaftsduirchglühte „Wcnn ..
dcm fich a'ls Ziigachc 'das lbckanntc Wicgenlicd „Schlafc, mcin
Prinzchen, fchlaf cin" anfchloß.

Das Orchcftcr, das, aibgcfchcn >von dcr neuen Syinphonic,
unter 'dcr pcrisönlichen Leitunig dc.s Koinponisten von Herrn
Sahlcnder gefchickt dirigicrt wurdc, trug mit schöncm Evfolgc
dazü lbei, den Abend zu cincm bedciutungsvollcn zu gcftaltcn.

S.

Konzerl der Soc els de concerts des
Jnstrmnents anciens.

Hcidelberg, 22. Nov.

Das, Ivas b.ü dcn Konzcrtcn dcr Societc 'dc conccrts dcs Jn-
strnmcnts ancicns auf das musiklicbendc Publikum cinc so
großc Anzichurigskraft ausübt, ist das Bckanntwcrdcn und dic
Vo.rführung von Jnftrumcnten, die längft der Wergangcnhcit
anhcimgcfallcn zu scin schicncn, und damit eng 'bcrbunocn
gleichzcitig eincr Miufik, dic in vcrftaubten Fächcrn unbcachtct
lag. Das modernc Koiizertlcben, in dem mit mur ivcnig Aus-.
nahmc cinzig und allcin -bon- Soloiüstrum'.'ntcn das Kla-bicr,
dic Gcigc und das Cello cinc Rollc spiclen, erhält dnrch fic einc
angcnchme Uiitesibrcchung.

Und welch' liebliche Mufik feiertc dadurch gcftern feinc Anf-
crstehung!

Glpich das c.rste Stück, cin- Ballctt dc Chimönc bon Lacchini
mtt scmcr füßcn, lcicht dahinflicßcndcn graziüsen Mclodik übt
auf dcn Hürer cincn tzanz eigcnnrtigcn Zaubcr aus. Mit fcincr
it'alicnifchcn Stiin-mung inutct mich das ganizc wic cin vcnctia-
nischeS Straßcnbild an. Darauf folgtc cinc prächttge Sonatc
für Violc d'amour mit Bcglcitung dcs Contrcbassc, dcr sich cin
Mozart'sckcs Conccrto für Clwvecui, Oiiinton, Violc d'amonr,
Violc dc Gambc und Conlrc'basse anschloß. DieseS Concerto
bildctc, wcnitzstcns was dcn rcin mufikalischen Gchalt anbc-
trifft, dcn Höhopunkt dcs Äb.'-idZ. Hicr paartc fich ticfe Jnntg-
kcit mit lieblich amnutigem Spicl. Von dcn übrigcn Werkcn,
dic allc das tzleichc gvaziösc Gcprägc auftviefcii, fiel dic zwcite
Symphontc bon' Gruni mtt ihrem tzeiftretchcn Finalc tzang be-
sondcrs auf. Bci dcn Stückm für Contrcbassc cincr Siciliana
von Pcrgolex nnd Bariationcn von Dr'agonctti übcrraschtc dtc
zarte Tongebuntz, die diescm ungclenkcn JnftvU'mcnt cntlockt
wurdc. Ueberlhaupt trug dte große Virtuosität, mtt der alle
fünf Konz.'rtgebcr ihrc In'strumcntc behcrrschtcn, schr vicl zur
vollcn Wirkuntz dcr bci all' fcincr Grazie doch immcr ctwas
monotonen Mufik bei. Etn jcdcr vou ihncn allcn tst ein echter
Künftlcr. Wcsondcrs hcrvorhelbcn will ich noch die gang cvst-aun-
lichc Doppe'l'grtfftcchnik dcs H.'rrn. Hcnri Cafadcfus auf t>er
Biole d'-amonr.

Unpcrtzeßlich wird mtr der tzeftrigc Zllbend bleiben. Einc
solch' inttmc Stiinmuntz, wie sie dicscs Mufizieren ansübte,
hab: 'ich bisher noch tn keincm Konzcrt crkcbt. H.

Theater- und Kunstnachrichten.

— Heidclvcrg, 22. Nob. (S t a d t i h c a t c r.) Morgcn,
Donncrstag, 'findct, und zwar -vovanssichtlich züm letzten Mälc
in diefcr Saison, einc Aüfführung dcs intcrefsantcn Wülhncn-
werkcs „Dcr P r i v a t d oz e n t" in dcr bereits bekanntcn
träfflickicn Besctzimtz dcr Hauptrollcn ftatt.

18 Seiten.

Die heutige Nummer umfaßt vier Vlätter zusammen
 
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