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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 230-255 (2. Oktober 1905 - 31. Oktober 1905)
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Erstes BlüLL.

Mittwoch, 4. Oktober 1W5.

47. Zirhrtzarrg. — Nr. 232.



Dxschrikt täzlich. Ge«rrtsB snLgrnsmmen/ PrM E FsWilr«KL!ätt«R vlvriotUch ^Psg. In'» H«»S xebrocht, bei bcr Expebiiion rmd den Zweigßationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Psst

bczogen Sierteljkhrlich 1,35 Mk. auSschiießlich AulteRgebühr.

U»-«t>e»Prei»r W Pfz. fitr di» Ispaltige Petitzeile »drr drre» K«mm. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige GeschästS- nnd Vrivatanzcigen ermaßiqt. — Für die Anfnahme von Anzeige»
« destinnnte« Tagen wird keine BerantwvrtNchkeit übernsmme». — Anfchla« der Znserote anf den Vlackattafeln der Hridrlberaer Zeitnng und den ftädtischrn Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Sozialdemokratie und Katholizismus.

Aus Baden schreibt man der „Köln. Ztg." zn die-

Thema: Eine stehende Phrase aus allen Katholiken-
tagen und in der gesamten Zentrumspresse ist die Be-
hauptmig, datz der Katholizisnms und durch ihn das
Zentrum das beste Bollwerk gegen die Sozialdemokratie
ieien. MZ der geistige Bater des Sozialismus werden
?on dieser Seite sortgesetzt uno althergebracht der Prote-
itantismus und der Liberalismus augesprochen. Jm Hin-
^tick auf diese unwahre Behauptnng dürste das nene ver>
trauliche Rundschreiben des badischen Wahtfeldmarschalls,
üeZ Gejstl Rat Th. W a ck e r, das er am 21. September

alle Pfarrämter des 22. Wahlkreises gerichtet hat, von
ZNteresse sein, 'weil darin ein klcirer Gegenbeweis gegen
t'ie ost widerlegte Zentrumsbehauptung enthalten ist. Jn
t>eni Schreiben wendet sich Herr Wacker im Namen des
22. Wiahlkreises Emmendingen-Freiburg an die Geistlich-
Eeit, weil nur bei angestrengtester Wahlarbeit dieser
^ahlkreis für vas Zentrum errungen lverden könne.
„Dst Bevölkerung des neuen Wahlkreises", sührt Wacker
^us, „ist nur zu 57,75 Prozent katholisch, und nicht we-
'lige Katholiken wohnen in überwieg-end protestantii-chen
^enieinden, wo uns ihre Stimmen leicht verloren gehen.
Dcizu kommt, daß besonders in den ber Stadt Freiburg
^eiiachbarten Gemeinden üie Sozialdemokratie eine nam-
iiofte Anhängerschaft hat; sind doch bei der letzten Reichs«-
s^gswahl nicht weniger als 7,8 Prozent der a-bgegebenen
^tinimen auf diese Partei entfallen, und da es vorwie-

Mnd kath-olische Orte sind, in den-en die sozlald-emvkca-
tisch-en- Stimmen übgegeben wurd-en, so muß man von
^vrnherein damit rechnen, d-aß d-er Z-entrumskaitdidat
llur pxi schr guter Wah-lbeteiligung' mehr als 60 Prozent
oer abzug-ebenden Stimm-en auf sich vereinigen kaun."
Hier wirü also von autoritativer Seite zugestanden, daß
oie Sozial'demokratie vornehmlich in -katholischen Ortschaf-
tcii vertreten ist, währeüd sich die protestantischen G-e-
Beind,en in dieser Hinsicht -ganz vorteilhast abheben. Er-
chinzend bemerken tvir, daß unter den katholischen Ort-
schaften mit sozialdemokratisch-en Stimmen besonders der-
i?>rige Qrt, der das große Glück hat, ben Geistlichen Rat
a ck e r züm S-eelsorg-er zu besitz-en, Zähringe n, an
-rstcr Stelle steht, sind doch dort allein 433 Stimm-en ab-
llhgeben word-en. Das Rundschreiben bi-etet ab-er noch
din ailderes Jnteresse, es beweist, wie üo-pp-elzünglg Zen-
^Umskundgebung-en sein köml-en, wie ihr Tnhalt sich in
lein, Geg-enteil verkehren kann, je nach der Adresse, an
ch-e sie gerichtet w-erden. Das Schreiben, das in ein-
8eheildster Weise die Geistlichen zur Wahlagitation für
Zentrumspartel anl-eitet und selbst sogenannte SchleP-
berdixnst^ v-on H-aus zu Haus am Wahltage von thnen
'erlangt, steht in vollkommenenl Widersvruch zu dem von
enisekben Manne fast in den glelch-en- Tagen abgefaßteil
Biiziellen Wahlprogramm der Zentrumspartei. Dort
s^ißt es wörtlich: „Die Bermen-gung rein religiöser und
^rchlicher Din-ge mit den politischen spielt bei uns in
Badon seit Jahrzeh-nten eine große Roll-e. Wir h-aben
IfQis eiii Itebel üarin erblickt und dagegen angekämpft!"

Kann man die poIitis ch e II n eh r I i ch k e i t weitec
treiben?

DeM'sckes Neich«

Bndcn.

Karlsruhe, 3. Oktober. Schon vor einigen
Wochen w-ar üie Beröffentlichun-g einer D e n k s ch r i f t
über die P e r s o n e n t a r i f r e f o r m und die Ein-
b-erusung des Eisenb-a'hnrats zu i-hrer Beratung an-gekün-
digt worden. Wie ein Gewährsmann der „Straßburger
Post" neuerdings von unterrichteter Seite erfährt, ist die
Denkschrift, die nnter Dorfü'hrung eines ausführlichen
statistischen Materials üie Notwendigkeit der R-eform be-
gründ-et und zur Frage des Kilometerheftes nnd der
vierten Wagenklasse Stellung nimmt, sertiggestellt. Mit
ihrer Versendung soll jedoch gewartet werden, bis sich dis
Ergebniss-e der in nnchster Woche stattfiilüen-den Betriebs-
mittelkonfer-enz übersehen lass-en, die insof-ern von beson-
derer Bedeutung sein dürfte, a-ls dabei über d-ie neuen
von der b-ayrischen Regierung ausgehend-en Vorschläge be-
raten werden soll. Bei dem engen Zusammenhang zwi-
sch-en Betriebsmittelgemeinschaft und Perfonentarifre-
form wird voraussichtlich das-Schicksal der ersteren mitbe-
stimmend auch- für die Personentarifreform werden.

Nus der Karlsruher AeituNa.

— SeiiL Königliche Ho'heit der Grotzherzog haben- die
Forstpraktikanten- Karl Knierer aus Heidelberg, Paut
Fran 1 a-us Frctburg i. B., Karl Lünz m a..r n aus Gondels-
'heim, Dr. Robert Fellner aus Frankfurt a. M., Josef
Krauß aus Bruchsal und Karl Kopp aus Forbach i. M.
unter Verleihun-g -des Titels Forstasscssor zu zweite-n Bea-mten
der Forstverwaltun-g crnamit.

— Es -w-uvden dic Forstassessoren K. Knierer dem Forst-
am-t Bruchsal,' Pau-l Frank 'dem Fürstamt Tribevg, Karl
Lünzmann- dem Forstamt Huchenfelb in Pforz-Heim, Dr.
Robert Fellncr dem Forstamt Säckingen, Joses Krauß
-dein Forstamt Obevwci-ler und Karl Kopp dem Forstamt
-O-ttenihöfen als zweite Bea-mtc zu-geteilt.

— Der erste Gehilfe FinanzaMtent Friedrich S ch m i d t
bei dev Ev. Stiftsschaffnei Mosba-ch ist zum Buchhälter daselvjt
erna.ln-t wovden,

K arlsru h e, 3. Oktober. Die Großherzogin traf
gestern Morgeü um 9 Uhr 1 Bsinute in Walüshut ein
und w'urd-e am Bahnhof voit Äem Landeskommissär Ge-
heimen 'Oberregierungsrat-Kr. Krems, dem Amtsvorst-aild
Geheim-eil Regierungsrat Keim und dem Bürgerm-eister
Büchele empfangen. Diesekbe begab sich vom Bahnhof
unmittelbar in die Landesv-ersammlung 'üer badischen
Frauenvereliie, welche von d-em Geileralsekretär Gcheime-
rat Sachs g-el-eitet Wnrde und bis hakb 4 Uhr nachmittag's
dnuerte, Währ-end ein-er -Pause nild nach S-chluß der Ver-
sammlung nahni Jhre Königklche Hoh-eit üi-e Vorstellnng
der Vertreter der Frauenvereine, so-wie der Luisenschüte-
rinnen, dekorierten Dienstbot-en und Ar'beiteriimen aus
Wyldshut nnd d-em ^L-ezirk entgeg-en. Hierauf besnchte
dieselbe die Kleinkiilü-erschrike, dic Kochschnle, die katho-
lische Pfarrkirche, die evangelische Kirche nnd d-as städtische
Spital. Zum Schluß nahm Jhre Königliche Hoheit den

Frauenkonqresse.

- Dtc bcu-tsche Fraucnbewcgnn-g, -d-ie uach -den ersten verhei-
sfUngsiZl)g<>,-, Anfängen in- -den ncunziger Jahren mvhr und
-k'ehr i». verschiedene Richtun-gen ausein-an-dcrgegangen -ist, fbda-s;
^ heute n-icht nur -drei- konscissionclle, son-d.'rn- auch verschiebcne
-uiüische Vercinignn-gen lbesttzt, wird sich i-n ldicsen Tagcn der
sMfentlichkcit wiedcr lcbhafter bemcrWar machcn. Scit Son-r-
BS tagt zunächst -i u Ha -lle dcr Al 'l g emcinc Deur s cki e

sg r a u e n v c r e i n dom Vorsitz scmcr -ver-dicnstvollen

orkäuipfcrin, -dcr Lc-Hrcrin Frl. Helene L a n ge -'Bcrlin. Der
vngrrsi w-urdc mit cinem- Referat von Frau Anna Pappri tz-
^resdcn über die Fragc: „Bon we-lchen Gesichtspunkten hat die
^FUen-bewegung an -der Rcsorm der fcxuellcn (gcschlechtlihcn)
„"Nk nntzuarbeiten-?" e-inge-leitet. Es wurdcn drci Leitsciye
Ugenoinmen, von denen die -beiden -letzten erklären-:

>n die bestehende Ehe diesen Fordcrun-gen- cntspr'.cht,

Buß sie durch fal-gcnide foziale Ncfovmen -iimerlich ge-fcstigt und
nlich gehoben werdcn:

u) i-n der Stcllung 'des Shaates zur 'Prostitution ist d:e
Ancrkennung -dcr doppclten Moral zu besei-tigcn, die sich
in dcr beftchcndcn Reglemc.nticrun-g aussp.richt;

t>) in dcr Ghe sind Mamr u.rd Fra.u rcckMch glc-ich zu
stcllcn;

c) die Rcchte des Kin.des müssen auch in der unehclichcn
Vcrbmdung ngch dem Pri-nizip der glcichcn Ver.an-twor.t-
lichkeit un-d 'dcr -gleichcn Elternrechtc für ibei-de Eltern
nachdrücklicheir unid- wirk-samer gewa.hrt wevden.

Den besteheniden S-chwierigkcitcn- der Ehcischliesiu-n-g, wclche
?us wi.r,tschaft-.lirhen Zustänideu- -bcr-u-hcn, ist nur airf de-m Wege
... Etschast.lichcr Refor-m-en zu steucr-n, .durch wclche -bcfscrc Hei-
^rsin.ögliMtziten. gcscha-ffcn w-evden. Alle Theoricen, wslche,
,Bu d-ic Eheschliestung zu crlcichtern, d-ie init der -Ehe verbim-dc-
.,-^u sitrlichcn und sozialcn Vera-Ntwortun-gen lockern wollen,
«md abzuweise n."

Gleichzeiti-g mit dem All-gemei-nen- Dcutschen- Fraucn-verein
trat in Berlin- dcr Vcrba-nd fortschr-ittlicher Frauenvercine zu
seiner diritten Gener.al-vrrsamim-lun-g zusam-men. Jn der erstcn
üffcntlichen Sitzung wurde gleichfalls die Rcsorm der -Ehe be-
ha-nidclt. Fräu-lei-n- Marie Lischnewska verneinte rundweg
bie Fragc, ob -d-ie lheuti-ge Ehcfovm dcr ncueu Frau cinen. ge-
eigneten Bodcn zur Betätigung unid Gntwicklun-g bictc. Aus
dcr jctzigcn wirtschaftlichen- Abhängigkeit -dcr Frau leitet die
-Red-ncriu -deren umnünidige Rechtsstellung ab, -die späte Ghe-
schlicßung, die Zunahmc dcr -Prostitution, dic Cheirrungen. Die
-in-an-geln.de Ausbildung. dcs Mäd.chcns schasfe es nicht zum Ka-
Mcraden, sondcrn. zum Spielgeug des Manncs. Dahcr -bcdürfe
es eincv E-nianzipation d-urch Stcigcrnng eincs iBerufcs auch
sür die -verheiratete F.riau, andcrerseits dcr Schaffimg vou Ge-
iiosscnscha-ft-cn- zur Bcrcitu-ny .dcr Spcisc.l, Säu-glin-gsheimen,
!K-inidcrhorten, sozialpLdagogi-scher Ausgcstaltung des öffent-
lichcn Erzichungswcsens. Diesen -Ausführungen trat Frvu Dr.
Käthc Schirrmachcr entge-gen- mit -der Begrüiiidung fol-
igc.nder Thcscn: 1. Dic For'derung, datz sedc Hausfrau und Mut-
tcr, u-m wirtschaiftli-ch unabhän-gig zu seiu, e-ine.l autzcrhäus-
li-chcn, Bcruf ausüben- m-utz, ist tlhcorctisch irrig un,d praktisch
-u-nd.>irchsührbar. Sc'kbst dcr S.ozia'ldemokrat Fischcr sclhc drn
gcnofsenischaftlichen. Pserch schon als übcrwundenen Sta-ndpunkt
nn. 2. Auf Gr-und ihrer häuslich-müttcrlichcn Täti-gkcit -darf
dic Frau, auch in dcr -Ehc, die Anerkcn-n-ung ihrcr lvirtschast-
lichcn Selbständigkeit fo-r-dern. 3. Zur Sc>lbständigkeit crzo-
gene, au-f cincn- tzhäuÄichm odcr aiitzer.häuslichc.n.) Bcruf vor-
bcrpitetc un-d- -mit denr pra-ktischcn Leben ^bc'kannte Frauc-l wcr-
dcn, unterstützt von der ösfcn-tlichen -Mciinmg, dic gebührende
Anerkcn-nung ihrcr wi-rtschaftlichcn. Glcichbcrcchti-gung in dcr
Ehc auch -d-urchsctzcn kön-ncn. 4. Ziclst cinc Hansfrau unid Mut-
teir es a-bcr vor, sich in dcr Ehc .du-rch eincn autzerhäuslichcn Bc-
rus zu crha-ltcn, so soll ihr -das durchaus freistchcn, jede ma-
tcr-ic-llc E-rlcichtcruny dcr Hau-saribcit ihr vcrfügbnr un-d- kci-l
Aribeitsgcbict ihr durch Gesctz vcrschlosscn scin. 5. Dic grotze
Mehrzaihl der Hausfrauen und Mütter wi-rd -voraussichtlich n-ur

Die heutiqe Nummer umfaßt vrer Blätter zusammen

Tee im Amtsh-ause. Die Abreise erfolgte um 7 Uhr 16
Minuten, dte Ankirnft in Bfldenweiler ge-gen 11 Nhr
abends.

Zur Landtasiswahlbewegung.

.— Zu der na t i o n a l l i b e r a l e n Wählerver -
sammlung in Ziegelhausen wir-d uns noch geschrie-
ben: Dcr Kandidat der Liibo.ra-len, Prof. Quenzer -aus
Hei-delberg, faiid die gespannte Aufnierksamkeit dcr Zu'hörer.
Er streifte tn seincr Rc-de zunächst die allgcui-ci-ne.n Fragen der
.Reichs- und Landespolitik uud ging dann zu Zie-gelhäu-ser Lo-
kalpolitik ü'bcr. Er 'bchanidclte dic Frage der Eobauun-g eincv
-Brücke ulö die üesscre Verbi-ndung mit Hcidekberg mittols elckk-
t-rischcr Bahn. Aus dcn Ausführungen dcs Kandidaten durften
-dic Ziegelhäuser Bürgc-r cntnehmcn, datz Hcrr Qucu-zcr ihre
Jntcresscii- aufs entschiedc-nstc -vertrcteu wird. Auch die Frage
einer ctiwai-gcu -Ein-gcmeind-img nach Heidclbcrg wur-dc bcvührt.
AllLs iu- allem: Hcr-r Professor Qucnzer hi-ntcriließ dcn bestcn
Eindruck unid man-che. werden- bed-auern, ihn nicht gehört zu
ha-ben. Der -Stim-mu-.lg -d-cr Vcrsam-m-luug gab Pfarrer
K-rautz beredtcn Ausdruck, inidem- er zur Wahl dcs libeva-len-
Kandiida-ten ausfordertc. Autzerdcm sprachen uoch die Herren
Olberam.tsrichter Mündel und D o r n - Hei-delber-g, wovauf
der Vorsttzcnide des l-iberalen Vercin-s Ziegelhau-scn dic Vcr-
sämmlu.ng schloh.

— Am. letztcn Sonntag fanden in Mauer und Meckes -
heim- gut be-suchte nationalliberale Wählcrvcrsam-mlim-gen
statt, i.n dencn Pros. Quenzer, der nationa-llibcrale Land-
tagskandidat, sich vorstcllte und sein Progranmn enttvickclte.
Der Re-dner fanid mit seincn Ausführungen den lebhaften 'Bei-
fall.der Zuhörer und die aniwescndcn Landwirte we-r-den gewih
die Ueberzeu-gung mit n-ach Hau'se -genommen haben, idatz Prof.
Qnen-zer sür sie nach Krä'ftcn cintrcten- wird. Sic durften auch
gcwih sein, datz cine konfervativ--baucrnbüldlerischc Kandi-datu-r
iin 68. Wahlkreis aussichtslos i-st und n-ur dcn Zweck haiben
kon-nte, un-serem Gegner — ipem Zcntrum — in die Hand zn
aobeiten. Was dic Nationalli-beralen für die Landwirtschaft
schon- gcta-n -haben, 'darauf wies in Mcckesheiin Bezirkstieoarzt
Väth mit bcredten Worten hin. Jn Mauer sprachen auhcr
Äenr K-andidaten Hcrr Dorn - Hcidelbcrg über die Politik des
Zcntru-M's, währcnd dc-r Vorsitzenidc dcs libeDa-lcn Bcrcins
Maucr, Ochsc.lwirt Vogt, dic tatkräftigc Untcrstützunig -der
Kandiidatur Ouenzcr zusicherte. — Jn- -Meckeshei m suchte
,,-Genosse" S-chneideomeister Diezel unter dcni „fortlaufcnden
Bei-sall" der Anwesende-n Sti-m-mung sü-r die Kandi-datur dcr
Sozialdcmokratie zu mächcn. Dcm! Rc-dner gelantz cs nicht,
ivgen-d ettvas Sachlichcs -vorzubringen und scine Bemcrkun-gLii-
übcr .dic Vcrfassungskäm-pse in Ba-den bewiescn- scin-c Unkcmrt»
-iiis uiiserer politüschen Bcrhältnisse. Nachdcim noch un-ser
Kandidat dein -Vertrete-r dcr Sozialidemokratc-l kurz crüvidert
hattc, schlotz der Wersamiinl-ungsleiter Bür-gcrmeister Barther
d-ie Versammilung.

— Für Las Zentrum kandidiert in Pforzheiin-Ltait
Herr Fabrikant Hisch m a n n.

Aus SLadL rmd Lmrd-

Hcidelberg, 4 Öktobcr.

— Voii dcr Nnivcrsität. Gch. Hosrat Prof. Dr. Henrli
T ho d c wird im Kausmäiinis.chen Verein zu Ma nnhcim
seinen Vortragszyklus übcr deutsche u-nd niedcrlnndische
Malcrei in diesem Wiltcr schlichen und dcn gla.nzvollen Höhe-
punkt dieser Epoche, d-ie Zeit dcs Rubcns und Rembrandt schil-
dcrn. Seine viclumftrittene Sommcrvorlesuny für -das Gc-
samtpu'bli'kum wirid n-ächsten-Z -in Buchform- erscheinen unter -dcm
Titel: „B ö ck l i n und Thoma" Acht Vorlesun-gen ü-ber
ne-uere Deutsche Malcrei, gchaltcu an der Universität HeiÄel-
berg". Das Buch wird etwa 8 Bogeu umsassen und, elcgant
kartoniert, ettva 2 Mark kosten. — Privatdozent Dr. Oskar

«-»»»»»»»»»»»»««M»»»»»»»»»«»«»»!- II.,--»»«,-«- »I»I>II-> II>»»II -»»>-»„,I-IW»

eine ehrennmtliche, soziale und politifche Tätigkeit init i-hre'M
häusli-ch--mütterli'chen Beruse verei-ncn. Durch cinc solchc Tä-
ti-gkeit wären abcr der (bisher mcist fchleiidc) Zusammen.hang
bon. Haus u-nd Wclt sowic die starkc und di-vckte Einwirkung
ider Fr-auen u.n-d- Mütter auf -das öffentlichc Lebcn der Nation
gesichcrt.

Beide Rcferentinncn schienen in dem übe-rfüllten Saale d s
Archi-tckten-hauses, in -de-m die Veohandlun-gen- stattfinldvn, starke
Anhängerschaft zu besitzcn. Jn- der Diskussion- fa.i-d übcÄwicgen-
Fr-l. Lischnew-ska Zustimm-ung, -doch wurden keine -Beschlüsse
geplant.

Es fo-lgte ein Vortrag von Frl. Dr. Stöckcr über die
pshchologische N o t w c n d i g k c i t e i ne r Ehc - Re -
for m. Der Vortrag hatte i-m großen und ganzen rein aka-
dcmifcheii! und erbaulichcn Charäkter. -Es war einc Vorlcsung
etwa im Sinne -von Ellen Key, gegcn welche Äie Refcrentin
allcr-dings a-n eincr Stclle polemisierte, übcr üie Notwendigkeit
ciner Verfci-ncrnng des chelichen Zusa-m-mcnlebens untcr voll-
kom-mcner Anerkcnnung -der Persö.llichkcit der Frau. Die
Fraucn-bcwcgung wolle dic Ehc nicht untergrabcn, son-de-rn nur
von ihren jchi-gen Schä-den bcfreicn und vor allem -dcin Man-nc
und Batcr dicjcnigc Vcrantwortlickikcit für sein Tun aufcrle-
tzcn, !dcr cr sich bishcr völli-g ohne Bcrechtigung entzogen halb.-.
Da F-rl. Stöcker ih-rc im- MiittcrschutzbunDe gcäutzertcn An-stch-
ten über ncuc -Ethik nicht wic-der-ho-lte .— wie sic nachhcr cr-
klärte, wcil d-as autzerhal'ü i-hres Themas laa — ,o kam die
Diskussion übcr -dcn -Vortrag zucrst n-icht recht 1n Flutz, troh
der lebhaftcn Debatten dcr letzten Mona-tc über die Bcstrebun-
gcn- !dcs Mutterschuhbun'd.cs und sciner Leiterinncn.

Erft als Dr. N o sc n'b c r g c r aus taktischen Grüüden von
c-incr Vcrquickung -dcr Frauenbeweguiig, die cinc poli-tischc Be-
wegun-a fei. mit Fragcn dcr rieuen Eth-ik warute, wuode die
Diskussiou lebhafter.

Dr. Rosenberger crklärtc, datz alle Freibcuter der Erotik,
alle Marbdcu-re der Liebc, der Fraucnbcwsgung au dic Rock-
schöße gehängt werden wür-den, wenn sie die Grcnzc zwischcn

18 Seiten.
 
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