Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 151-176 (1. Juli 1905 - 31. Juli 1905)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0185

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint täglich, SonntagS auSgenommen. PreiS mit FamiltenblLttern monatlich 5V Pfg. in's HauS gebracht, bei dtr Expedition und den Zweigskarionen abgeholt 40 Pfx. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auLschließlich Zustellgebühr.

^«zeigenprei«: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiestge GeschäftS- und Privatanzeigm «rmästigt. Für die Ansnahm« von Anzeige»
« Sestimmten Tagen wird keine Berantwortlichkeit Lbernomme». — Anschlag der Jnserate anf den Plackattafel» der Heidelberger Zeitnn» «nd dcn fkädtischen AnMoastellen. F«n?precher 8S.

Neue Steuern.

.. Di>e endMltige Gestaltun-g der ReichsfinanAreforni,
. ^ iin Retchsschatzamt vorbereitet un>d dre im Herbst d. I.
^ Reichstag beschäfttgen wird', liegt nvch im Dunkeln.

^ einZ-elnes b-ekannt gnvorden und hat bsreits zu
,bohastbn Kontroversen Veranlassung gegeben, über viel
ZAr als Mutmiaßungen ist man aber dabei nicht herans-

z» Mit einiger Sicherheit steht nur fest, daß eine
E ichZ exbs chaf t s st e u er tn -demi Programm des
?^derrn v. Stenigel figuriert, Vaß. die preußischen Kon-
^ativen sofort dagegen mvbil gemacht und bei denr Mi-
Oter v. Rheinbaben nachdrückliche Unterstützung gefun-
bn hvbbn.

. Es ist dann verschjiedentltch behautztet wovden, ange-
chts dieser WiÄerstände hätte der Reichsschatzsekrgtär die
.?^ich-aftssteu-er Reichssteuer fallen lassen' und dabei
We.hxstener in sein Progvamm aufgenommen.
^ß dte Erbschaftssteuer aufgegeben fei, ist unrichtig, daß
Wehrsteuer in den Plänen des Schatzsekretärs über-
spiett, vermögen wir nicht zu glauben.
tges-ehen von zählr-eichen sonstigen Mängeln fehlt ihr
^ir allem sin grundlegenlder Faktor, der ihre Einführung
^ünistigen kön-nte, die finanzielle 'Einträglichkeit. Jn
h^Errei-ch!, 'Frankreich- und der Schweiz, wo sie beute be-
hd berursacht fte infolge der- Beweglichkeit der Zensitsn,
kon brfassen will, unverhältnismäßig hohe Erhebungs-
^üfn, wä-hrend ihre Erträge — in Frankreich 3 bis 4
. "llwnen Fvanics, in> Oefterrieich etwa ebenso viel Mil-
' °nen K^onen — ganz außervrdentlich geringe sinio.
äu der geringen Erträglichkeit tritt die Schwierlgkeit,
^teuer gerecht für alle Beteiligtsn zu gestalterr. Der
beiden Girundsätze der Gerechtigkcit in der Be°
^Mrung^ bie Steuer allgemein. zu Zestalten-, wnrde eine
^^steuerunig aller nicht znm Wehvdi'enst Tanglichen ver-
Dem steht die lErwä-Mng entgegen, der auch
G-esetzgsber tn Oesterreich!, Frankreich und der Schweiz
erm gei ragcn haben-, daß man nicht Kirüppel, die
^ ^^bsunfähig- sin-d', mit einer Steu-er belasten känn.

. e fa-lche möre ihrer Wirkung nach- eine Steuer a-uf 'di-e
llst nde rte Leistun gsfäh i-gkeit.

weitere Schwierigkeit ist di-e Durchführiing d-er
Di^^' uach der Lleistnngsfähigkeik des iSt-euerpflichtiigen.
'lem ^^bipflicht beginnt ini Denkschl-and- -init dem zurückge-
L'wa-nizigsten Lebensjahve, mit diesem Zeitpunkt


auch die Steuerpflicht -d-es Militär-untau-glichen b-e-

m, Tn diesem Alter besitzt der Arbeit-er, auchi der
Hovdwerk-er zwar bereiits ein Einkvmm-M-, der Au-
d^r woMhabenden Klassen in -der Regel vber rw-ch
lliin ^ ßch 'Nvch in der Au.sbildungszelt befindet. Svll
i^wa der Arbeiter, w-eil er -ein EinkommLn 'hat, zu
8;^ ^leuer 'herangezo-gen werdtzn, -der Studierende der
Ni^oiidar, der Volvntär im- grohen Kaufhiaufe aber
üfeil er kern- Einkonimen befitzt, trotzdem aber in
"chkeit viel leistungsfähigep ist als jener? Die For-
iiatt bes Sohnes ev. d-en Vater h-era-nzuziehen,
^f'i dex Sohii noch einko-mlmenl-os sei, muß ebenfalls

rankett zu Ehren des „Fvohsinn"--Linz.

(Musikalischer Tcil.)

Hcidcl>berg, 26. Juli.

in HMe und FMe hatten die 'Gäste von der Donau
-In^Mftcrn Gabcn nritgcbracht; bis in die Nacht hinein

U"Au'ik

N Weisen, und als ich um Mittcrnacht den- Saal ver-
nochl Verfpro-chcncs aus, vielleicht das Beste, denn
'nä'l man ja den Abcnd zu krönen.
stattlicher Chor ist aus de-m deutschen Freundeslanb ge-
' ksen "in Cho-r, dcr etwa 'dem „Liederkranz" entspricht, als
"nß er sich eingefunden. Viel schönes Stim-matcrial
M HLren, wie es das üsterreichische Land so
>„,,s."^stisch in seinen Höhen un-d Tiefen gedeihen lätzt. Anch
"vld Ptalischc lSinn, der ein Nationalgut ist, -vcrriet sich als-
h.'"? von ernstcm- Streben gaben die Wahl des Voraetraae-
b der Vortrag Kunde.

'shei, ^nbar hatten die freudig -begrützten Linzer ihre musikali-
hioi,^"NiMtücke mitgebracht, die -sie glänzen lietzen. Kompo-
mit Migater Bioline, Frauenstimmen-Zugabe und
r^"chor l?krtungsvollen Kombinationen, woibei üer reine Män-
^ANci ^llerdings etwas zuirücktrat. Vieles, was sie in ihr
^tyi^ 'Nw aufgenommen hatten, verdiente vom- mu-sikalischen
'chaft^, ^nkt aus besonderes Jnteresse und vermittelte Bekannt-
. Amä nicht vorübergehende blciben sollten.
jcheu „„.-"nr einer lokalen Pietät, sondern auch eincr m-usikali-
es, wenn die Linzer Anto-n Bruckner als Cqor-
't, n, welcher -Eigcnschaft cr hier so gut wie unbekannt

jsncht" ,, Recht verhalfen. Zwei Ko-mpositionen: „Mitter-
"ch ^ ,-Herbstlicd" bclehrten uns, dah der lang Verkannte,

^Nde durch das Lied zu uns spricht, eine edle und bedeu-
zu reden weitz. „Mitternacht" ist die eigen-
^Nf bc,„ . Mpvfition, der Chor, mit Soloquintett, aufgebaut
emförmig festgehalteien Begleitungston, dars als ein

Bedenkeri er-r-ogön, da d-er Aniteil des Sohnes an dem- vä-
terlichien- Elnkomm-en steuert-echnisch. n-i-cht erfaßbar tst, ins-
be'ondere w-enni meh-rere Kind-er vorbanden sin-d.

'Die angeführten' Gründe lassen die A-ussichten einer
Welir'ieiier nur -gering, ers-chelnsn. Sle dürfte daber.
selbst wenn in- konservativen Kreisen in ih-rer Beurteilung
gegen 18'81 eine Aenderunig 'eingetreten ist, in d-er Reichs-
finanzr-eform nicht enthalten sein. And-ers dürfte es sich
mit der neueMngs a-uch m-öhrfach ventiliert-en Frage d-er
Bierst-euer verhalten. Besitzt zwar eine allgemeine
R-eich'sibtersteuer kaum- irgenb w-elche Chancen, so liegt doch
oine Erhö-hung' der Biersteuer innerhalb- -des Brau'fteuer-
g-ebletes sehr im Bereichi dvr Möglichikelt. Die Gesamtein-
-naih-m-en der Mersteuer belä-ufen sich h-ier auf ru-nd- 40
Millioneii Mark, d. 'h. kau-m 4 Mllivnen Mark mchr
-als Bayern allein -aufbringt, -das vielleicht 1 Sechstel der
Einwvhinerzah-I -d-es Brausteuergebietes besitzt.

Dom-eiitsprechend- war i-m Brausteuergebiete die Be-
lastungi Pro Kopf der Bevö-lkerung im Durchschnitt nur
0,91 Mark, w-ährend fie sich in Bayern auf 6,87 Mark,
Württemib-erig auf 3,91 Märk und in Baden auf 4,33 Mk.
b-elief. B-ei- einer Erhöihung der Brvusteuer tm -G-ebiet der
Brausteuergemein-schaft etw-a auf -üas Do-ppelte der heu-
tigen Sätze wür-de die lndivid-u-elle B-elastuing no-ch- inlmer
ntch-t -ein Drittel derjentgen in Bvyern errei-chen, d-en
Relchisfin-an'ze-n aber etwa 40 Milli-onen M-ark mehr zu-
führsil.

Noch- eine Steu-er verdfent der Erwähnung. Die
B r a nn tw einst eu er ist in Hrer heutigen Form
völltg ver-altet un-d> be>da-rf dringen-d de-r Reforni. Durch
eine fvlche würden si-ch, ohne daß eine Mohr'belastung der
Steuerpflichtigen erforderlich würde, eine 'Mehreiiln-ahme
von rilnd -60 Millionen- Mark erzielen lassen-. Nach dem
heute gilrigeii Gesetz werden pro Hektoliter Alkohol
12,97—13,63 Mia-rk Maischraumisteuer erhvben, aber 16
Mark für den Fa-ll der Denaturi-erung völn Rei-ch zn-
rückerstattet, fodaß die Branntw-einbrenner hrer ein-e reine
Lieb-esgäbe vo-n etwa 3 Mark er-halten. Ebenso werden
die Erträge der Brennsteu-er in der> Hauptsache für Aus°
fuhrprämien b-ei Denaturieru-ng verw-endet. Endtich
wird' durch die Kontingentierung der Branntweinsteuer
gegenwärtig ein jährlichier Steu>ern-achlaß von etwa 43
Milliionen Mäirk gew-ährt. -Eine durchgreifen-d'e Refo-rin,
die d-ie ga-nze LtgbeLgabLnwirtscha-ft bes-eitigte, w-ürde, wie
bereits ang-eführt, eine Me-hreinnah'M'e Vvn rnnd> 60 Mil°
lionen Mark -aus der Biranntweinsteuer er'Möglichen.

Die E-innähnlen, die aus einer ReichKeröschaftssteuer
zu erzielen sind, sind- von b-erufenen 'Finanzmännern auf
etwa 100 Millionen Mark ges-chätzt worde-n. Zieht man
hiervon rund '26 Millionen ab, die an die Staat-en z-u ze-
dieren sind, dis bereits -ein-e 'Staatserbschaftssteuer bö-
sitzen, so würd-e aus der' Erbschafts- und- der reformierten
Bra-nntw-einsteuer eiue Mehveinu'äh-me für das Reich von
etwn 135 Millio-nen Mark zu erzielen s-e-in. ein Betrag,
der hinreichen würde, um das gegenwärtigs Defizit zu
decken' und eine maßvolle Schuldöntilgung einzuleiten.
Jedenfalls würde die Erfchließung dieser Steuerquellen
der Rei'chsfin-a'nznoit a-b-'h-elfen, o-h-iie üaß dabei n-eue in°

Stimmungsbi-ld feinster Art ge'lten. Jn dem „Herbstlied" gibt
stch Bruckner überraschend -warm -un-d innig.

Elegant möchte man eine Kompo'siti-on „Liebesfrühling" von
Jo-seph Rciter nennen, 'leichtflictzen-d und lei-chtbefchwingt, durch
L-ie schlank hineilcnde Vivlinbe-gleitung wie auf Flüge'In getra-
gen. Den musikalischen Höhepunkt bedeutete HanK Wagners
„Morgen im Hochgebirge". Nicht unähn'lich Hegars Art, wi-rd
hier mit drastischen and doch vornehmen Mitteln malerisch ge-
schildcrt. Wilhelm- Floderer wandelt in seinem „Minnelied"
m-it Sopran, Baritonsolo und- Bi-olin-c etwas we-niger originelle
und neue Pfade, weiß a'ber etwas Gefälliges in effektvoller
Weisc zu schasfen.

Leider mutzte ich da abbrechen, wo die Heimatskunst begann,
und jedenfalls die Sänger von der Dona-u nach -besonders von
Hcrzen und zu Hcrzen singen kcmnten.

Die stattliche Schar 'der Gäste hatte eine Fülle schätzbaren
musikalischen Materials -mitgebracht, nicht n-ur die dollklingen-
den Chorstim-men, auch tüchtige Solisten, Damen, die sich mit
Schulung und- Sicherheit in. die Leistu-ng einfügten, eine Violin-
spielerin, die ihrem Fnstr-ument bei bedeutender Technik e-inen
war-men, weichen Ton ent-lockt, einen- gxwandten Begleiter
an>- Flügel und Direktoren, die sich als siegreiche mu-sika-lische
Fcldherrn Lewährten. Ansangs mochten Reiseermüdung, der
grotze Raum, die fremde Umgebung etwas 'beeinträchtigend wir-
ken-, so datz noch »icht alles vollkommen gelang. Aber alsbald
hatte sich die m-usikalische 'Körperschaft vollständig- ei-ngesungen
und von dem „Hcrbstlied" ab wurde in stetiger Steigerung
Vorzügliches gele-istct. Hatte im „L'iebesfrühling" das flotte
Verrauschen -des Liedes crfreut, im „Herbstlied" die Verinner-
lichu-ng ängenehm berührt, so wurde der „Margen- im Hoch-
gebirge" geradczu prächtig ausgestaltct. Nicht zu>n wenigsten
trug dazu- die hervorragend schöne Batzbaritonstimmc des Herrn
PfunL bei — ein richtiges Wotanorgan, -und es war ibegreis-
lich, datz 'diese Leistung stürmisch da capo gefordert wurde.

direkte Stenerir oder eine Erhöh'irng bereits bestehender
erforderlich- würde. Die ErHöhmrg der Biersteu-er tnsbe-
soniö-ere, di-e in< erster -Linie -d-en „kleinen Mainn" trifft^
würde sich dad>urch vermeideil lassen.

T-eutschss Reich.

— Die WarnunWn vor -deni Eimreten in die fran-
zösis-che F -r emd- -enIegio n halb-en di-e Wirkmvg gehabt,
daß -die Zahl d-outscher (speMll reichsländischer) Legiionärs
sehr nachgel-assen hat. Deshalb schlägt em französis-ches
militärisch-es Fachblatt vor, Propaganda zu Gu-nsten d-er
Legion i-n den- franz-. Zettung-en im Grenzgebiet zu- mach-en.
Zur A'bwöhr muß die Lelitsche Presse ebenso energisch
ihre warnende Stimme ge-gen den Eintritt in die Frem-
-denlegion' weiter ertö-nen lassen. Mag- auch dreser und
jener Unglückliche nach' dem vollständi'gen Schiffbruch- sei-
nes Lebens in der französi'schen Legion seine letzte Zu-
flucht und Dergesseilheit suchen zu müssen glauhen, da-
neben werden leider noch- so m-anche aus Uilbedacht, Leicht-
sinn oder kindischem Trotz zu solchem Sch-ritt verleitet. Ju
tropischen Kolonien äber für ei-n fr-emldes Lan-d hinge-
opfert oder zum Krüppel zu wcrden, -dazu ist jeder Sohn
deutscher Er-de, imd- w-äre er s-elbst der elen-deste, viel
zu Mt!

Preußen.

— Die bekannte Trakehner SchuIangel e-
g en-h eit Hat, verschied-enen Blättern zusolge, nunmehr
zn folgender MaßNahme geführt: Die Aufsicht über dia
Gestütschule auf dem Haupt'gestüt Tra-kehneu ist vom
Landwlrtschaftsmimster aus den K u l t -u s m i n i st e v
'überlgöganigen'. Letzterer hvt -diese Aufstch-t vom 1. Julr
äb der R-eglerung Zu Gumbinilön', Abteilung für Kirchen-
und S-chulwösen, übertragen.

Aus der Karlsruher ZeiruNg.

— Seine Königlichc Hoheit der Grotzherzog h-abeu
den Rcvisor Konrad Huber beim Ministeriu'm dcs Grotzh.
Hauses u-nd der auswärtigen Angele-genhciten zum- Ministerium
^r Finanzcn vcrsctzt.

A-Ns SmdL und EüNÄ.

H c i d c l ü erg, 26. J»!i.

)I< Drittcs Schlosstonzcrt der Liedertafel. Wirklich Glück
hat die Licdertafcl mit dcr Abhaltung ihrer Schlohkonzerte. Wie
-bei den -beidcn vorhcrgehenden, so w-urdc auch das gcstrige wic-
Ler von -herrlichc-m Wctter, das cincm de» Aufcnthalt i-m Freicn
rccht an-gc-nehm ma-chte, begünstigt. Zahlrcich war dcnn «u-ch üer-
Bcsuch dieses Konzertes, das pünktlich um ha-lb 9 Uhr durch di«
Hcidelberger Militärkapelle untcr 'Leitung ihres -Kapellmcssters„
Herrn O. Schulze, eiageleitct wurdc. Aus dem 1. Teil dcs-
Pro-gramms der Liedertafe-l verdienen besonders die Quartette
„Sonntag ist's" von S. Bre-u und „Grützc an die Heimat" vo.-r
C. Kro-mer (Hcrrcn Müllcr, Fuhrmann, Pfciffcr, Walch) hcr-
vorgehoben zu werden. Eine-n packenden Eindruck machte auch-
der Chor mit Orchester und Baritonsolo (Hcrr Pfeiffcr) „Des
Liedes Heimat" von I, Pache. Jm zweiten Teil des Pro-
gramms war es -die „Mühle im Tal" von L. Baumann (der
Liedertafel Heidcl'berg und ihrcm Dirigen-tcn, Herrn Walch,
gewidmet), welche ganz besondcren Anklang fand. Eine Ueber--
raschung bereitete uns die Liedertafel diesmal im Quartetl

Jn dem „Minnc'lied" hattc sich der weiche Sopran dcs Frl.
Königstorfcr frcigesungcn, -und der Bariton dcs Herrrr
Dr. Pöll bewährte sich klangschön. Auch die Violinspielerin.
Frl. v. Pasztory, -ging -glücklich in ihrer Äufgabe auf.

Jn der unendlicMn Mann-i-gfaltigkeit unseres muisikalischcw
Jahres 'bedeutcte dieser -deuts-ch-österreichische Mustk-abend einen.
cigcnartigcn Feiertag unter cinc-m- besondcrs gütlgen Patron.

vr. 8.

Geheimrat Thode über Böcklin und Thonm»

Hcidclücrg, 24. Juli.

Wir habcn das Ictztc Mal ein ncucs iWerden des
Me-nschen aus der Landschaft beobachtet, die Ver-
dichtung grotzer Naturstim-mungen zu Persönlichem, Figür-
lichem, das Entstehen einer neuen Mythologie von rein mensch-
lichcn oder Fabelerscheinungen. Fm> Jtalien des 15. Fahr-
hnnderts (Botticclli," Piero di Cosimv, Giovanni Bellinst
Giorgione, der frühe Tizian), auch in den Niederlanden be-
gegnen uns in ge-wisscr Hinsicht vergleichbare Erschcinungen.-

Nun ist in jün-gsten Tagen -behauptet wor-dcn, datz in all
diescn Wcrkcn, dic solche Mythologien uns vor A-ugen stellen,
cin G e'da n kcn ha f te s enthalten sci und üatz dics dem
Geistc wahrcr, grotzcr Kunst widersprechc.. „Jch kann dieses
Gedankcnhaste nicht finden." „Jch glaube, es han-delt sich u-rn
cine V e r w e ch s l u n g." Wohl wird ein Gcgenstän-dliches von
fesselndem Jnhalt und Gehalt in diesen Werkcn -gebracht, über
die Nlotze Natu-rschilderung hinaus, wetche das Fdeal der Fm-
prcssicmistcn ausmacht. Mmi ver !vechselt das Geda 'n -
kenhafte und das gegcnständlich Fesselnde;
das ist cin Unterschied. Wenn man uns aber entgegenhält, datz
uns in den Schöpfun-gen Böcklins und Thomas -doch so vie-les
frem-d ist unü ferne licgt, so crhebt sich 'damit d-ie ga-NK
 
Annotationen