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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204-229 (1. September 1905 - 30. September 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0557

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Samstag, 16. September 1905.

Erstes Vlatt.

47. Jahrgang. — Nr. 2l7.

Hauptversammlung des Vererns für öffent-
liche Gesundheitspflege.

(Unkbercchtitzber Nachdriuck ver!b>ote.n.)

L. Ma-nniiheiM. 15. Sspt.

Zui Boginn der heutdgcn Schluißfchilug wurden zunächst die
Nemuahlein in den Ausschutz vollgagem. Gs scheiiden aus: Ge-
heimrat Prosefsor Gärtner - Jema, OberWrgevmeister
Tutz-Kiel unld Geheimer -Ba'urat Stüblbeu-Beirlm. Für
^wse Herren treten neu in ,den dluSschutz a!ls Vertretcr der
Medtgin Geheimrat Lent-Kölln, als Beivtreter der Verwal-
tunig Obevbürgermesster L e n tz e - Garimeni und als Veritrster
"der Techni-k Oiberlbaurüt S ch m t ck - Dchpmstadt. Rach de>r
Hetzten Teilnehmevliste sinid 407 MitgNeder auf d«m Konyretz

antvesend.

Der erste Gegenstand der hentiigen- 'Verhandluuig betraf die
bur Zeit besonders aktuelle Fvage der

Müllbeseitigung und Müllverwertung.

Dkr Refcrent, Dr. T h.ies i n>g - BcMn, weist einleiite'rd
«araus hin, datz sich aus der Menige der empfollslenen' Vevsa'hren
^euerdinigis cinige 'herauiskristallisier>t hviben, wslchen die cvnst-
l'chste Beachtung geschenU wevden miutz. SoAann wendet sich
'dss Refvrvnt drm häufkgxni Verbot der Albladcplätze zu. Er
M'r die Behauiptunig von 'der GesunidlhLitsgefälhrlichüi'it des

Mulls' sür stark übeütrieben. Zur BeurteAung dieser Fraye
genügt. es nicht, zu wissen, v!b pathogeme Keime in üas MW
dmeiin'geilaNigxn, so'.rdern 'olb dchse' Keilme nun auch virüleint
uteriben,^ .g,der üb sie durch die. lSaprvphytein zu Gstuinde ge.richtLt
bezw. durch die stlark alkalische Reaktion des Mülls ge-
i^^cht werdcn. Wei'ter wäre 'daün nvch die Frage dcr Ber-
^d^sPung ider Kr-ankheiitisLiimk' zu lbcweiisen. Bilsher ist es
MLeintsalls nvch in keineim Falle ige'lünigen, eine Jnsektion auf
^ rlchleppumg von Mü'll zürückzuifüh'ren. Alle entgege>ngesetzteln
(Eiwanuingein stützcn' sich ledigilich aus theoretische Erwägun-
Ä?- Aclhnlich steht os mlit den Ricsela'.rllaigen'. Die Stadt
'hat 'der 'Aotiolagie der 'Typhuissälle aus ihreN' .RiesÄ-
Ic^T^uni die grötzte Ausmevksaiukciit ge'sche'ükt. Auf ihrem 14 000
Motzen' Riesell'gebiet mit einer BebMerunyszisfer von
' UOg iSeolon- kcmroni 1003 uur 5 Typhussällei var, die alllc init
k^nesung endete'n. Jn keincm Falle War der Rie'se'lbetrieb als
ylache des' Typhuis' antzulsprechen. Wie die Saiche heute steht,
chordert schon' dic Rückstcht auf die fmanzielle 'Seiite, datz auch
.v^EHebc' MethodeN' dcr DöülliL'seitilgung zuigelasscn wcrden.
Ä^Erchtni darf nun deshallb das Müll nicht ats eme qiuantilts
aeMiigajblc betrachtet werdeN. Reserei.it eMpfichlt mit grotzer
-charmv die' Drciteilunig der Hälusalbfälle, wie diese in C'har-
wtteuburtz und Potsdäm mit sehr gutem Ersolige erprobt wurde.

der Beseittgun'g ist nicht nür hygienischi günstig,
ntmrn ste crmöglicht auch die geweiMi'chc Vcrwertnng. Die
'liegen eigeintllich mehr aus ästhetische'm, als «uf hhgie-
^kchent Gebiete. Ueberhaupt sollte eine humänc Ausfassung
gresscn und die Beseitigung Les MuW nicht unnütz c'r-
^chwerr werdcn. Män' braucht ja nur qus 'dvN' bei Ä:n Leip-
a?beiliebten L»chcr'beIlberT hinzuweiscn, derl vollständig
Es' ^ ? ^usgeschichtet nnd da.rn mit Astla-gen bepslangt wurde.
^ haben sich du nicht die geriingstein Mih'stänidc ergciben.
D;^sdoinke ist i'n Leipzig so populär, datz sMst d.-r Hügell
- r 'das Völker'schlachtdenlkmall mit Müll anfgefahren wurde.

D,

^ schnelle BefiedelM,« ^svlchcr 'Ävfall>ürige 'init ^Vegvtatioin ist
lehr emPfehIc.nswcrt, da auf diese -We'ise ldie 'leicht zersctzbnren
rrgaiiilscheni Stosse mMerailisiert und unschädlich igxmacht wer-
^n-, Die vorziislilchsto Mcthvde ist fireiilich Äie Müllverbren-
"ung, denn ste verwandelt da-S Müll in eiine ästhetilsch und
M'enisch völlitz iiii'disserente Massc. Jn lEnglland 'hat sich die
Kbbrc'ununtz 'feit 25 'JahreiN 'vovzüglich lbctvShrt. Etwa 200
M'd M ilhv übcr.gc.gcm'gen. Bei uns 'licgcu ja Ä>e Ver-
^ltnisse mit Rücksicht auf die, dic VebbrcninuNg sehr crschwe-
v:nden, Aschenrückstände' von iPretzkoylen schwierige-r. Die zu-
nehnrenide tcchniische Verbcsscrimg der Verbrennnngsapparate

hot aber auch hier auissichtAvolle PerspeWven evöffnet. Die
Erfiolige Haiinlbulrgs stnd sa sehr 'versprochend. Jmlmerhin wer-
den die AMiche'N Verhältlnifse' i'.r letztier Lilnie den NuSschlag
geben imüsfiein, ob Werlbrennung oder eine aindere Beseitigung
vorznzile'hen ist. Bei richtiger Wü'Mgnng der Frage wird hos-
fentlich einmäl der Gedanke zu« Währheit: „Müll ist kein
weMoser A'bifall, sondern Matbrie aim unrechten Ort! (LaNg-
ainhalltender Beisall.) Der Referemt unterbreitet der Ver-
sairmnlung hiernach folgende' Thefe'n: 1. Bei der BesleitiMng
deis Hausmülls müssen in erster Liinie die 'Forlderunlgen' der
Gesundheitspfilegs ersüllt werden. Allle Verfahren, auch die
einsa-chstein, wie Aufstapeln des MiWs oder Bsrsenken dessel-
hen -ins Meer, sind ail-s zu>lässig für die MüMeseitigunig anzu-
sehen, wenn sie diesen Forderungen genügen. 2. Bei einer in
jeder Beziehüng vollkomMenen MüMeseitigung sind aber ästhe-
tischc und wivtschaftliche Mvmente zu berücksichtigen,, und des-
hallb vcrdienen namentlich diejenitzsn 'Verjfiahreni Beachtung,
welche eine hygicnisch und ästhetilsch völlitz einwanidsreie Besei-
tigung, des Mülls gewährleisten uNd gleichzeitiig eilne' mög-lichst
hohe Verwevtung deSsekhen gestatten. 3. Ms sölche Verfaihren
kominen iü Wetvacht: n) die Wufbriingimy dels Mülls äuf Oed-
ländereien, welche der Bebauung ivorlcMislsichtlich nioch längere
Zeit entzogen VleMm. Die ist die einfachste Art der Müllbe-
feitigung und' dänin unbe'denNich, wenln das 'Müll gleich unter-
gepflügt oder 'so gelage.rit wirld, dah die Alusstäpclung keiNe
Mttzstände (Stiau'bverwehuntzen, Gerüche, Jmlsekten- und Un-
gezieferpllagb) herbeiführt; b) dik Eortierung des Mülls be-
hnfis Berwerltuntz seiiner eiinzölneüi iBestandtoile. Die Ver-
wertbarkeit derselben wird durch die schon tm Hause ibetzinnende
Trcnnung (Selparation) in a) Asche und Kehrriicht, b) Speise-
Iveste -u-nd^ c) igvwerbll'iiche Absälle weisentlich erhöht. Jn den
«Berlkhr zurückgellamgende Bestandteiile müsson vorher einer Be-
hanhlu'ng unterzogeni worden, we'kche die UebertMigung etwa
borhandener Kranikheiitskeime sichcr verWtet; c) die Verbren-
aiung des Mülls. Jhre DNrchsühübarkeit hänigs daivon ab, datz
dvis Müll ohne erhelhliche Zus-chläge (Kohllen) brennt unid dah
idaiul:rnder Absatz der Verbrenmuingisprvdukte (Wärme und
Rückstände) 'gcwähvleistet -ist. 4. Eine universelle -Be-deutung
ikomimt kcineim diescir Vcrsahrcn zu, vielmehr muh von Fall zu
iFall entschieden wcrden, welches von thnen unter ,den vor-
bieigenden VcrlMtnissen den Vorzirg, verdivnt, und ob nicht etwa
eins der einifacheren Versaihren, wie Ausstaipeiln des Mülls oder
Wer'senikeni deSseWen ins Meer, in Betracht kommt.

Jn dcr ilebhästen Besprechung wies Pirivatdozent Dr.'
.Dheodvr W e y'l - Charlottenburg -daräus hin, -datz sich der
iVereiü> schon 1894 a,uf der HauptberffaMchl-unig eingehcnd mit
der MüllLeseititzung beschäftigt lhabc. Damalls nähm nach den
Reserateni deis MediWnallsrats O. Reincke-Hamburg und des
Oberimigemeuirls Andirelas Meyer-Hamburg die HauptDersämm-
luug eiüen Antrag an, wonach sie deni Stläldtgemetnden einpsahl,
die'ser Antzekegenheit n-ach deu Vorgängen von BeMin und
Haimlbiurtz die grötzte AüsmerLsamkeii't zuzuwendeu. Den Leit-
sätzen ider betresfen'deiN' Resercnten schloh sich dic Bersamm-
'lung daimäls ausidrückli'ch an. Jn idibscln wurde wörtlich aus-
geisplrvchen, datz eine längelre Lageruntz des Ke-hri-chts ohne land-
wiirtls-chastiliche Verwendung und- inislbesvndere eine Anhäufiung
desselbeu gus Plätzen, wetche früher oder später zur städtischen
Bebauuug heräugezogen werdcn könnten, «WMHoift ist. Bei
Schwievigkeiten i,n der AVstohuntz wurde die Berbrennuing nach
engKschemi Mustcir empsohlen. — Dr. -W e y 'l wtes noch auf die
'SchwieritziLilteu hin, die dLr Stadt BeMn duvch den Einspruch
von- Fürstbn'wlaM. in> dem Wetriebe 'deis neuein Müllabladepllatzes
M SpreenhageN' erwrühsen, und trat schliehliich elntschieden sür
die Müllverlbrennuny ein. Diie Erfährrmgen in- Hamiburg
zeigtein von .Jolhr zu Jahr 'bessere Grgebuiffc und zur Zeit sind
a>uch iU WieÄaden und in Franksurt entsprechende Versuche im
Gäntze. FrüNkfuvt hat sür die Anlage 2 Millliouein bewi'lligr
und will sotzar aus' dem Bütriebe GleNrizität HMg au kleim-
gewerbliche Anlageu abgeben. Mögeu älso die Gemeiiuden die
hieräus sich ergebenden Erfahrunigen albwarten, ehe sie sich
Diidgült-ig enltscheiiden.

WvuiUspektor C as p er sv h n - Hamburg: Jch glaube, dah
diö Forderungen 'de-s Resereuten in. 'hWien'ischer 'Hknsicht gegen
die 1894er lBeschlüffe eher einen Rückschritlt, als eilnen Fort-
schritt beldeu-ten! Das 'beste Mitte-l ist die Müllverbrennunig,
mit L-sr Hamburtz -seA zelhn Jvhreu se'hr gnte Ersährungen ge»
ma cht ha t.

Der Ches des Züricher Albsuhrweseuis, Fluck, empfiieiM
in eirster Liuie die Verbrennung, -meiUt aber mit 'dem Resereu-
ten, >Latz die öMichen VsrhMniffe den Ausschläg -gelben
mühten.

Calkenbach, DsireUor der Wirltschastsgenvffenschast Ber-
'liiner Grundibesttzer, wenidct stch gegen >das Se'paratiionsver-
fiähren. Die DretteAuntz des Mülls' se'i! sür Grotzstädte kaum
zu emipsehleni. Hauptsache' sei die schnelle HinaU'ss-chaffuntz des-
Mülls.

Weitcire Redner spvcchen sich in ähnli'chem Sinnc gegeu das
Separatiousverfähren und fiür die Verbrenuuulg äuls.

Der letzte Gegenstand der Tages-ordnuug betraf allgemeiue
Frayeu der

Selbstverwaltung und Hygiene.

DerBeriichterstatteir, Re'gieruugs- und GeheÄner Meidiizinal-
rät Dr. Roth - Potsdam, eutwickolte ciue Reilhe bon Gestchts-
puukten, die sich anf die Fürsorge fiür die Geisteskränken, eiu-
heitliche Regcilung der Nährn'ngsinittellkontrolle, Belbäuunigs-
Pläne, Wohnuutzsfiürsorge, Wafferversoirtzung, Mitwilrkuug 'der
-Schulärzte' ibei -der Tuberkullosebekämpsuuig, Errichtuntz von
Vvtksbäde,r>n uud auderes mehr bcz-iehen. Jim Jutereffe der
Säutzli-ngseruähruntz wird tzefiovdert, dätz eine sauber 'gewon-
uenl und säuber transpoirtierte Milch -von gesuuden Kühen.
sedcrzeit zn einem Preise zur Verifügung sücht, Ler fiür die.
Amtzehöriigen der ävmereU Volksklassen nicht 'Nncirlschwräg'lich ist.
'Jn tzrötzersn Städten sind Abgabestellen finr lSäugliützismilch
iund weiterMü Fürsorgestelleu fiür Säugililntzspfletze, die ärzt-
li-cher Leit'untz zu unterstelleu siüd, einzurichten'. Diese Mvtz-
inah'MM' der SäutzlliutzSsürsorge nrüffen in Grohstädten ihre
lErgänMinig in der 'Einri'chtinng von Sängllilugsheimeu und-
iSäutzlinGskranikeuhänsern fiiinden. Die Füir-sorge für beidübftige
Wüchnerinnen mutz iu höherem Matze als biisher >Geigenstand
Wüsortzerificher Tät'itzkeit seiu, an der sich die öffeuUilche Armen-
pfilelgei und -fireie Liebestätigkeit zn beteMMn 'hat. Für be-
düirfitige Wöchneriuinen tst nebeu der eitzcuitli'chen 'Gcibnrtslhi'lfe
sachkuu'diige Pflege durch Haus- und Wochcmipfileigeriunen sichcr
zu stellen. An der wichtigen Aufigalbc der Bereiiltstvllung eines
iznverläffigen Pfiletzepersonails, das den immderbeimitte'l'ten und
>üNbe,M'i'ttelten VollAlassea zu eutsprechend ermätzigteN Preifien
ödcr unentge'Itililch zur Verfiützuutz steihcn -mutz, haben sich nebcn
den Stadt- und Lanldkreisen die Gelmeiinden nnd weiteivhiu die
ikirchliche, Bereiuis- uud Prilvätwohltätigkeit zn boteÄitzen. Dia
auf dte Speisung und Kleidung ar'mer Schulkinder -geriichteten
Bcstrebuntzen, die aml beiftcn der 'charitativen Vereinlstätitzkeit
übelv!!ässen ble-iben, bedürfen Uächhaltitzeir Fürdovung wie deS-
-gleichen Aie aüf Ueberweiisung der Schulkinder in Ferienkoilo-
-Nien', Kinlderhcilstätteu, Seehofipizem uisw. tzerichtcten Be-
strelbuiegen. Jn den grötzeren Gemeiulden ist aufi Äie Anstcllung
beisonderer GemeiNde-sStädt-Merzte Mdacht zn nehmen, wäh-
-rend in Äcn Ileiueren Gemeiuden eiuer der Armenärzte miti
-den 'Funiktianön 'des Komimunalarztes als sachverständigcin Bei-
-vats der Gsmeinüeverwaltung auf allen Gebileiten idcr kommu-
naheN Gesundheit'spflletze gu betrauen ist. Jn deu Grvhstädten
-sind' besondeire Gesnndhcitsämter fiür alle Zlweige der kom-
-mnualen Hygiene lmit Eiuschllutz der StatistB etnzuvi-chtem. Auf
die Ei'nrichtnntz geisnnidheitliiicher Komln'iffionen' (Deputationen)
uach Anälvtzie 'delr in Preutzen 'Lurch dals Gesetz, betr. die
-Dienststellung des Kr'e.isarztes ufiw. voim 16. Sept. 1899 inL
Leben gerusenen Gesundheitskommissio'nen ist iin allen Bundes-
staaten, wo eiue derwrtitzc Eiuriichtung biisher nicht -bcsteht, in-
.nerhalb lder Gemeindeverfassnng hingiuwirken. Die Mtwirkunig
der KrankenkaffeN und LändesverstchLruutzsanWlitLN ist beson--
ders erwünficht bei der lBekamlpfung der Volk'slsouchen, iasbe-
fionldere 'der Tulberkulloise und GefichlechtÄrankheiteu, wie bei dec
Wekämpfiung des Alkoholisinus. Auch Negt eiüe wei'tere Aus-

KLeine ZeiLnng»

Hallc a. T-, 13. Sept. Die Firma Alwin Taatz
bry'elt von der . Kolonialabteilung des Auswärtigen
Amtes einen Auftrag für Lieferung zweier Dampfkräne
von 15 voo und 30 000 Kilogramm Tragkraft für die
"eue Hafenanlage in Swakopmund.

-7 Wie der Kaiscr französisch fpricht. Eine besondere
wird in unserem Kaiserhause auf die Ausbilduug

Prinzen in den beiden Fremdfprachen Französifch unü
gelegt, die sie schon vom fünften oder fechsten
o-ahre an von guten Lehrern aus den betreffenden Lan-
^rrn erlernen, und die fte fpäter im Berkehr mit fremden
Diplonmten und Fürstlichkeiten beständig iiben. Fn
einein Artikcl der „Monde moderne" über das deutfche
^aiserhaus, in dem im übrigen ziemlich oiel Dienstboten-
klatfch breitgetreten ist, findet stch, laut „Nat. Ztg-", sol-
gendes Geschichtchen über die Gewandtheit, mit der der
^ssrr hente das Französifche fpricht: Der französische
bhilofoph ^uies Simon, der fich im Jahre 1890 in Ber-
l>n aushielt und dcs Oefteren einer Ansprache des Kaifers
gcwüroigt wurde, meinte überrafcht: „Von uns beiden
ivricht der Kaiser das reinere Französisch." Da der Aka-
demiker dem Knifer feine Bewunderung aussprnch, meinte
dleser, daß darin nichts Befremdliches liege, öenn ein

huristischer Franzofe habe ihn zehn Jahre lang unter-
nchtet.

„Habcn Sie mich je einen inkorrekten Ausdruck an-
wenden bören?" fragte der Kaiser.

«Ein einzigesmai", erwidcrte Iüles Simon.

Der Kaiser fchien fehr überrascht.

„Nnd wann war das?" fragte er.

„Als Majestät mir fagten: Wir sinö zusammengekom-
men, um zu kneipen (godailler)."

„Zlber „godailler" i'ft ein vollkommen französisches
Wort und 'befind'öt stch im Dictionnaire de I'Acad6mie."

„Wohl wahr, aber man wendet es weder in der Aka-
öemie, noch in den akcidemifchen Salons an."

„Jch werd' es mir merken. Und war das mein ein-
ziger Fehler?"

„Das beschwör ich —"

—- Ter Sport im Vatikan. Aus Rom berichtet ein
englischer Korrespondent: 'Zü auffallendem 'Gegenfatz zu
feinem Vorgänger Leo XIII., ider Sport und Zlthletik
für eine gefährliche Neuerung hielt, will Pius X. den
Vatikan in einer sportlichen Veranstaltung der jungen ka-
tholischen athletifcheN' Vereine im Oktober eröffnen. Es
ist zn-diesem Zweck eine Kommission ernannt worden.
Schon haben stch 300 Vereine fiir die Wettkämpfe gemel-
det. Tie Reitfchnle der Nobelgarde wird in eine große
Arena für gymnastische Spiele verwandelt werden, im
Belvedere-Hof werüen die Ballspiele ftattfinden, und in
den vatikanischen Gärten werden Rad- nnd Fußrennen
abgehalten. Zn jeder Abteilung wird ein grotz-er Preis
ausgefetzt. Leo XIII. fagte einmal zu ein-em Kardinal,
der auf die Notwenöigkeit von iLeibesübungen und Sport
fiir junge Leute hinwies: „Es ist alles Unsinn. Unfere
Vorfahren haben gut und lange ohne gymnastische Uebun-
gen gelebt, und wir felbst 'haben Gott fei dank keine Ur-
sache, uns zu beklagen. 'Wenn man die Kinder lehrt,

Purzelbäume zu schlagen, fo trägt man auch die Verant-
wortung, wenn sie 'sich den Hals brechen." Alber der jetzige
Papft hat unter öen sportliebenden Venetianern g-elebt,
zu einer Zeit, als dte österreichische Regierung Leibes-
übungen zur Ausbildung der Zugend für wesentlich hielt
und so sagt er: „Die jrmgen Leute sollten den Sport
lieben, er tut ihrem jKörper und ihrer Seele gut. Man
fühlt stch selber jung, wenn man sie laufen, springen und
sich belustigen sieht." So werden also dic großen Höfe
und stattlichen Gärten der prächtigen Residenz fstr die
großen Wettkämpfe hergerichtet und der Papst selbst wird
ihnen beiwöhnen und den lGewinnern die Preise reichen.
Er hat zu der lGelegenheit 200'Gold- unü Silbermedaillen
prägen lassen und auch die verschiedenen katholischen'
Vereine werden viele wertvolle Pretse stiften.

— Einc merkwürdige Geschichke wird aus der Psalz
gemeldet: Daß einer einen Bauplatz verkaufen will,
der in der Lnft liegt, kommt auch nicht oft vor.
Jn Weyer hat sich der Fall ereignet. Vor einigen Wochen
schlug der Blitz in ein Haus und zündete. Das Gebände
brannte vollständig ab. Nun hat das Haus nach guten
alten Verhältnissen zwei Eigentümer. Der eine besitzt
das untere, der andere das obere Stockwerk. Der Ober-
stöckige machte nun dem unteren Besitzer den Vorschlag,
ihm seinen „Anteil Bauplatz" abzükaufen. Dieser aber
wollte nichts von üem luftigen Bauplatz wissen und gad
jenem zu verstehsn, er solle sein oberes Besitztum nur
ruhig wieder ansbauen, ihm selb'st pressiere es unten noch
ntcht. Tableau! Solche Znstände, aus 'der „guten alten"
Ieit stammend, stnd nach den heute bestehenden Rechtsver-

Die heulige Nummer umsaßt vier Blätter zusamme« 18 Seiteu.
 
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