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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204-229 (1. September 1905 - 30. September 1905)
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Mittwoch, 13. September 1905.

Erstes Blatt.

47. Jahrgang. — Nr. 214.




2rscheiilt täglich. SonntagS auSgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 5V Pfg in'S Hans gebracht, bei der Expedition und den Zwemstationen abgeboli 40 P»a D»r>b die Post

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an bcstimmtcn Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnierate ani den Mackattafeln dcr Heidelberger Zeitnng nnd ben ''-ANck-T- -.i-ii-n T'rn'precher 32.

Tagung des Reichsverbands der national-
liberalen Jugendvereine.

^ Stutt-gart, 10. Sspt.

Die Eonntassversammlunig war wett stärter hesucht als' dse
^evsaMmilumyen a>m Tatze vorcher. Reichstatzsabgeordlneter
'Ottssermann - Manuihemni verlsicherit, Äah es ihm em, Her-
^^E^dürfnis gewcsen sci, als Pa r tei v o r s i tze nd e r dcr
sraguntz bsizuwohnein., um, ldadurchi ZeiugniiV abizutegen von der
Zusammentzcihöri-gkeit vou Alt und Jung in der Nätioual-
iMeralen! Pa-rtci. Jene eiitle Hoffn.uutz mancher Kreise, d'ie
urperer Partei übel wollten, datz d!ie Acwetzung der JunglHbe-
s^len zu, einer Sprengung führcn! weridc, ist läntzst aus der
Elt geschasst woudeu. Die ErkeuutUss iist wesentilich gewach-
len, datz uns in der cheutitzcn trübcu Zeit grötzte Konzent'ratli'ou
tut, aber nicht Spaltuntz. ('Beisall.) Denn wir leben' iu
«uneswetzs ersrcluli'chen Zustäuden. Mit dem Fvrtschrcitcn dcr
,!^^t^d«imokratischen Ortzantsationcu ist gleichgeititz tzewachsen
s^r Einfluß des Ultramontanismus im Reiche und immcr mehr
Mrückgsganyen' bcr Einslutz des LäbevlLSmus. Da war in die-
Zeit der eiugitze LiichMick dic sungnatio'naMberalle
^weguntz. doppelt ersreulich augesichts der Jndoleuz der oibe-
'^'chichreu und dcr 'Läfsigkeiit ider ibüvgerlichew Parteieu in
Kamlpf gegen die S'ozialdeM'Pkr'altie und den. Ultra-mvnita-
"'isnmis. ^ Diesem Umsiaind yegenüber müffeni mauche Mei-
uintzsverschiedeuheiiten! zurücktreteu, wie sie, tn der menschlichen
-catu-r liegenid, 'leicht eiumail zwischeu juug uud alt austauchen
MMen. Die JuycUd dc.Ulkt immer etiwas raidikaler und manch-
matz dazu wohl ein be'denNicher 'Herr' deu Kopf schüttciln.
^ie Hauptsoiche isi, datz die jungli'berale Bewegunig ider Pärtei
ueue 'schareu zuführt, die im Geisie des Liberalismus uud i-m
^ozialen Geisic hcrangebil'det siud. Es tut not, dah mau sich
eiucMc-ud mit deu vielen Sorgeu und Bcschwerdeu des Mittcl-
üaiudels erustlich befaht. Hcute wir'd vou Jhneu Stelluug ige-
nommeu wcrden zu -dcm MramwntaniSmus, ciner Fragc, die
uUfercr ganzen oiffcntlichen Politik heute dic Sitznatuir auf-
ruckt. -Ueber diesen Frageu i'si, Wie anch ihre Tatzesordnüng
nicht zu vortzesscn, Lah uns gro'hc nationalc Ausgabcn er-
^chse-u: ju Bezug' auf die FinanzvcsorM. den Ausibau
Reorgani'sat-i-on. ider Kolouialvevwa-ltuntz, und vor allem
lall ^Eau und die stärkuutz unscrer Flotte. (Lebihaster Bei-

Eiu Äntrag Köln, de-r -die Hcrantziehuug der Arüeitcr als
-^schworene und SchSffen forde-ä: Die n-ationallibevale Reichs-
(D.^l'mktion uud dic Fraktionen des Laudtages wollen idahiu
.^Een^ duh Laienirichbcr bei .gemischtcn 'Gcrich.teu mehr
, chsher Männcr aller Stände hinzugezogen wer-
iü.x en!tgan.gcnen Erwerbsvcrd'icnst und sür ausgcwc-ndetc
eisctosteu so-ll eine Entschädi'guintz ige'wahrt werdcn, wivd augc-
nvminen.

dn hosft, datz -damit 'dem sozial'demokratischen Schlagwort
vn -der Klassenjusiiz dcr Boden cuitzogen werden' würde, eibeuso
Frage einer Wehrsteuer ciu Antrag fol'gcudeu Jnhaltcs:
Versammluntz hält es für wünscheuswert, da.tz sich die
^fflllübcvalen Vereine bis zur nä-chsten lVertreterversammlrmig
" ^ Jrage der Reichsfinanzreform, insbesondcre der Reichs-
oschaftssteuer und Wchrsteucr, Lcschä'stiyeu uind dah diese
Mevge <Duf Drdentlichen Vertreterversämmluinig ini' Jahre

lS06

zvr Beratung gcstellt wird.

. Mv nächste Pun'kt der Tagesordnung bctrisft Ultramon-
«Nlsmus und deutsches Geistesleben.- Ersier Reduer ist Rechts-
R ehe - Köln, der aussührtc: Dcr Ultra'iii-onltainismus
iL ^ katholischcn Kivche häüsitz vertretcu gpwesene und
it" ^ckr allem iu Deütschlaind ziur Hevrschast gelangtr. gei-
< 'ckhÜM'g, welche daraus ausgeht, die kirchlichon, politi.scheu,
alt'u.nd kulturellen Berhältniffe der VAkcr nach miktcl-
Mirticheu rümischcn Anschauuugcn zu re-geln und derc.n mo-
bild^ ^^undlage die Enzyklika Quanta cu.ra und der SylläÜus
c>den. Reduer wendet sich Ännu.gcgeu die Reden dcs Abtz. de
dip^ Prof. Mausbach aus dsm Straßb>uvger Kathostfeutag,
H ^Z^Ha-uptet hättc-n, datz die Anlhäugcr ides Ultramontauismus
u-E>aus auf denr Bodcn -des mvdernvn.- paritäiischcn Staates
kicvi - * und keinen Anlatz hättcn, >den mittelailteirlichcn --staat
f^D^zuwünschen. Bcide Redneir bestndeu 'sich damit in Wider-
scbo ' Eugyklika' und Stillaibus. Die UUrichtigkcit gehc
^ " dffraus hervor, datz sich jc'de Katholikenvcrsamimluny mit
tz- ^s'u.jten i'dentisiziere. Datz d-ic jcsuitische A-nschauung das
^ M'nteA ron dem ist, was Mg. de Witt gesagt hat, zeigt eiu
9^7 riius die jesuitis,che L-itc.va-tur. Nach dem -GrundsaH „Der
^'-'litzt dic Mittel" 'haudelt nicht rmr der Jesni.ten!orden,
^ chern auch der deutsche Ultramontanismius. Heute im
rrchtstuhie, in dcn Snlons und Boudoirs, auf Teppichen nnd
"rketten, Fürsten und Fürstinncn bcraten, um das Bolk im
^"ne zu baltcn, morgen mit dcm Bolke sich verbündc» gcgcn
b/ ^lliacht des Staatcs und die Willkür dcr obercn Stnnde,
ute lcgitiinistisch das Königtum von Gottes Olnaden vertre-
n« niorgen mit der Republik paktreren, heute fich Doutsch ge-
„ und für das Baterland schwärmen, morgen -die Polen-
b» , ^ untcrstüncn und dcm Dcutschtum in den Rücken fallc»,
ten - E den Konservativen, morgcn mit don Sozialdemokra-
ti>- "chinien, hcute mit dcn Juden licbängcln und morgcn an-
n??"lltisch, hcute rechts und morgcn links, das atles verträgt sich
dem Ultramontanismus, der nnr ein Ziel hnt, dcn mittcl-
-, "l'ckicn katholischen EinhertSstaat nnd den Ausschlutz allcr
^kn Konfessioncn zu crlangen. (Stüvmischer Bcisall.)
ckcsi üer Kaisevkvöuuntz Kavls de-s Grotzcvl Äurch deui c'rsien
^ll-alin der Komips deir Kirche um die Wc'lbhcrrschast.
-En- ^ ^lidsah der Gcwiffcins- und- Religion.sfrei'hei't wird iin
^-YUaous duirch Satz iz vcrnein.k. Noch' im. Jahre 1858 bic-
- dre'Ciiid'ikta Cätholica' die Jnquisitioini äls ein> crhaibcines
- nspiel soziaker Vollkommcnheit. Jm Jahrc 1902 erKävte
> o dah körperliche Wesirasung voü Seiiten dev Kirche du'rchäüs
- .w. der Milde des Evanigeli'UMs widcrspvicht. (Hörtl Hört!)
HUl-o^der deutsche Jesuit Brors sayt in seinüm „A.B.C. sür Ka-
votrken, aller Ständc, 1902", datz cin Härctiiker' niicht blotz Äe
ilmdern auch den rrdischen Tod verdient habe.
4-eachen.) WelcheH der ei'gent-Iiche lGeist der Gesellschast Jesu

auch heute noch ist, ersieht man aus> dev neluesten Ausgabe der
Versäffung dieser Gesellschast 1869. Dort heitzt es unter Nr
13 'der StüdienovdN'UNig: „Die Schülev deV JesuiteN-Gymna
sier« dürsen.' bei keinen' -ösfenitlichen' Schausie'lluntzen, Spielen
und auch nilchti bei Hinvichtunlgen armer 'Sündev anwesend
setn, cs- sei denn, datz es sich um Ketzer ha'adellit. (Grotzes Ge
lächter.) Alle -mo'dernen Ervungenschasten!: die vorausseHu-ntzs-
los.c 'Wiffenschast, die Gewiffenis'- und' Kulturs.reiheit, -die
Gleichoivdnung' des Staates und' der -Kirche siehen imi schrofs-
stem GegMsatz zu der iin. Syllabus! und in der EnizyMtzr aner-
kainnten jesuitischen uiltramontane'n Weltänschauuny. Dic Red-
ner voni' Kathol'ikentaige' vcrleutzaen dicse Wcltanschauuntz.
Mber ihre llnnusiichtitzkeit scheint 'schlim'mer zu setn, als' das
BLkenintni's jesuitischer Schriiststeller, ides Staats'lexikons. und
vieler uiltraimontainen Laien und Kirchensürsien, !dah ste dem
vcrschwlundenen. Jdcal eines e'inzilgen kathoilischen. mittelalter
li-cheu Weltreiches unter Olbevhoheit des 'PvpsteS zielb'ew-ußt
nachsireben'. Wir müffein osfen bekennvn.: die -Jefuüten, die
-i'hre- WeltanschauuNg in Wort und Schrist konseguent 'ver-tre-
tcn, sind ehrlicher als diejenitzen Niichtjesuiten, welche die Welt
übsr die wahren Anisichten und währen Zi-ele- ides Ultramon-
tanism-us zu täuschen versu'chen, uim pokitische Borteile sür ihre
.Partei' zu evreüchen. (Stürmiischer Beisall.) Dre 'Bekämpsung
der ultramo-ntanen 'Weltanschauung verlantzt vom Staate, datz
er sich äls- Klultu-rstaat ibetrachtet und nnabhäNgitz von der Kivche
die Kultur sördert. Der Liberälism'us hatte über Ler erlang-
ten w'irtschastllichen iFrisiheit, die Gesahr, die ldetn 'geistigen-
Liberv-lisM'Us drohte, vevlstssen. Heute mutz es seiue' Ausgabe
sein, Geistessreiheüt müt Gewiffensevnsi und iUebergeutzung
gu wahren, sie zu unterstützen, wo ihr 'Gesähr drvht, nicht zu-
letzt der bedrohten GtzWiffeNsste-iheit unseirer Psarrer Und
Volksschulleher zu Hilse zu koimmeu. Wir könuen nichts 'sehn-
licheres wünschen, äls datz die Zeüt nicht mehir sern ist, wo die
Päpste seWst die EnzyNika unid den Sy-lläÜu-s äls veraltet aus-
fässen und zu dcm' übritzen Gerüimpel 'des iM-ittelvlters, zur
Ketzevi'Ntzuisitivn und zum Hexcnprozetz wersen; wir hoWen
Äies zlum Glücke unseres Katholiw>n uud Protestanten, umfäs-
senden deutschen Vatierlauldes. (Stürmischer' anhaltender Bes-
fall.)

Der zweite Reserent, Oberlchrer Dr. Botz - Duisbürg, ibe-
handel-t i'M L'csoude'ren die Zcntrmnspolitik im Retche, die für
unser deutsches Geü.sWs.Ieb«N! vsrhäntznisvoll sei. Düe Berüf-
fcntlichuNgen. -der Kraustzesellschäst zeigen, wüe aus den Katlho-
likentvtzen alle MciuulnysäutzeruNgen rücksichtslos untevdrückt
wärden, b-e sich nicht mit der hsutigen ZeiümrmSPoMKk decken.
Man mutz ancrkenneu, dah dvs Zentvum seit dem Dode des
Welsen Windkhor'st 'grnndsätzlich. a'us dem lStandpuukte dcr An-
erkennuntz der Forderungen süv Flotte und Militär steht. Die
Frcude wivd leüder getrübt durch idos Aeünliiche FeÄ'scheni und
Hanüeln be.i jeder Bcwilliguutz. Der RedUer weu-det sich danu
getzen den Toileranzantrag des Zeutruims, der davaus hiuziele,
die Uebermacht dcr Kivche. auf unser Geisteslrbeni zu bcsietzeln.
Der Stäat häbe allen 'Gvuuid, Wüderstand zu leüsten, ide-nu das
Ucbcrmah kirchlüchen Mühilgyautzes' und mönchischen KirchcU-
tunies bedeuitet für den Staat eine' tzrotzc Gesahr. Nun' geiitzt
sich aibcr wieder der Januiskopf des Uiltrv'niontanismus. Für
Spanien erkcnnt die „Kölu.. .BoKsztg." nämlich an, 'dah das
UeiberhanÄnehmcn des Mönchtums schädlüch s-si. Zu gleicher
Zeiili wivd aber die Zulassuntz aller Ordeu in Deutschland ver-
laNgt. Das ist reale ZentrUmispoli'M im 'Jähtre 1906. (.Beü-
fall.). Es i'st frivol, wenu mvn diese BestrebuNgeu mst dem
Deckmnntel dcr Relitziou oder mit >demi Guesemer Kaiserwort
umUeidet. (Stürmüscher Bcüsall.) Redner ibeida'uert 'düe Zu-
lassuuy dev marüauüschen Kouigretzationen. Alle iSchülerve'r-
binduntzen, auch die protestäüti'schen W.ibellkrämzcheu, sind schäd-
li-ch, sie erziehen zu einer uutzesundeU' Frömmelei. Ein junger
Mann, der auf der Schule in der marianischen Berbindung,
auf der Nniversität in kath. Korporationen sich bewegt, erbält
eine Anschauung von einer solchen Borniertheit und Enge des
Horizontes, daß er nicht im Standc isi, seincn protestantischen
deutschen Bruder in seiner Eigenart zu verstehen. (Stürmischer
Beisvll.) Ter kousefsionelle Fvnatü'sm'us muß beii sMlchar
t.reibhau'saLtitzen kousessionellen' Erziehuutz üppsg iuis Kraut
schüetzen. Fieberhv.ft arbeitet das Zeutrum für die Aibsou.de-
ruutz aus alleu Gebieten' und danui kommt noch Äie lökale Zen-
trumispreffe hinzu, die ini untzeherircv Weise hetzt uud veirhetzt.
('Stüvmischer Beifall.) Die' Uebermacht des Zentrums wird
untersiützt durch die orthodoxen protestautischen' Kveise ü'ir Preu-
Ihen. Däduirch wüvd die ultraMoutaue Gesähr für umser ddut-
sches GeisteÄeben tzesteitzert. Der Kämpf Müffe trotz der Je-
suüteu' in voruehmev Weise, ohue V'evletzuntz relitziöscv Ucber-
tzeuItziMgen, geführt werden. Gegcnüber deni jähr'lichen Sic-
gesgeschrci des Zentrum.s müffcn yuch wür ums orgainüsieren
Und iinÄib'idualisieren. Großes Gewicht isi äus unser Er-
z-iehuntzs- und' Bilduntzsweseni zu leyen. iBedauerlüch ist vs,
wcuni pr-otcstautüschc Eltern ühre iKinder in- beltzische Klöster
oder zu ideu Ursuline-rinneni'zur lErziehuiny schickcu. Däs ver-
tieste reli'giösc 'Emlpfindcn müsse in VerbiNiduny mit der libe-
irälen- WcltaUscha'Uuntz ausgeblo'teni wevden! tzc-tzeu kirchliche
Hervschsucht. Der Altar -isi ke'ineswegs eine zuverlässi'ge -Stütze
ides Thrones; sehr ost isi lehte-rpr -durch crsteren gcsiüvzt wor-
iden'. ÄU'ch für das AutoritätAgeiühl ist der Ultramontan-ismus
Ikeine solche einwandsseie StüHe, wie es ivoni jener 'Seite stets
betont wird. Dieselben. Arbeiterbataillone kön-nen sich aus Ge-
heih des Priesters i'n das Geyente-il umwanideln. Etwas ganz
anderes ist die deutsche Treuc. Uuser Ziel soll sein : Uuvbhän-
yigkeit dev relitziösvn Ueberzeuyuntz, SelbstänÄigkeit 'des Untcr-
richtswesens, sreie wissenschastliche Forschunig und Freiheit 'füv
KuUst und Wiffenschast. Das> isi da.s Wolllwerk tzcgen die ultra'-
moutane Gesahr. (Anhaistender Beifall.)

Ju dc.r Debatte bemerkte' Kausmann Hübsch - Nürnbevg,
«dah sie in dem Kampsc yetzcn! den Ultramontanüsmus eine Kam-
!psesweise wic die des Evantzelischeu Bunde>s ablchnen mühten.
Dem UltramontwnismnS müsse mau zeitzen, wie sehr cr RM'-
tzion mit Pälitik verknüpse. Ju eincm katholischc'n GeibeMich
sinde man: Nr. 8: Ter LibevalismU's -isi unser Foind. Nr. 9:
'Welche Zeitiungeu' liest Du? Nr. 10: W-ic wählst Du? (Stüvm.

TLe lieulige Lummer umfaht drei Bkätter zusammen

Heiterkeit.) Ju Bahern habe mam sogar schon katholische Zucht-
tiergcnvffcnschasten mit -dem Psarrer im Vorstand gcgrundet.
(Heiterküit.) Von Schiller habe man eline „gute kathplis-che"
Ausgabc vcranstaltct. Ein Psarrer habe geklägt, dvß si.ch
Hausfs Lichtenstcin in Schülcrbib'liotheken befindc. Da saye
cir: 'Psni. Deibell Was müssen diicse Lente fnr cine versenchte
Phantasie haben, dah sie nicht einnml nnscren Schillcr und
Hausf vcrtrayen! können'? (Beifall.)

Ltaütrat K ö t s ch - Kavlsrnhe dankt dcn. beiidcn Nkesereni-
ten uud wünscht nuir, daß allc Bgdener d(es gehört hätten, na-
menitlich aber solchc, die hcutc noch wus dem Standpunkt stchen',
dah ein Bündnis mit dcm Zcuitrum ye'gen die Sozialdemokratie
erstrebcnswert sei. Wer so wie z. B. die, Badeuer im Wahl-
kamps mit unlnutcrcn Machimrtioncn (Waldmichel) des Zea-
truims, zu känipsen habe, Ler vcrstehe den Beisall, den wir dcn
be'iidcn Rese'reu.tein ungeteM zolleu'. Wüb in .Baden häben, als
gröhteZ! Zicl die 'Grhaltluny dcr Si m u l ta n s chn l e und
könnvn! daher die Haltuintz eines Teils nnsercr prcuhischv.r Perr-
tcifreunde nicht vc,rstehen. Wiv kämpscni 'für uuserc Ziele nrd
hosscn und wünschen, üah uns cin Schicksal, wie Idv's der Libe-
ralen BayerUs, rrsparjt' bleübe. >Seieni wür einlilg üm der emeryi-
sche.n Betvunng unsores ilibernleu! Staudpunkts, der keine kon-
fcssionellcn Untcrschicdc keunt. (Lebhaster Beisall.)

Lan'dtatzsabgcordUotcr Goldschmit - Münchcn: Zn nn-
scrcn Gcsellschästskreisen, in Retzicruntzs- uNd .Bcamtenkrei'sen^
zciyt sich -das Strebcu, sich >deir Zeutirunisströmuny airzupässein.
Zur Beldhnu-ny gibts 'dain.ni yelcgentlich den Ordcn vom hl.
Grabe. ('Se'hr yutl) Deutschland ist hcute dem- Eiinfluh einer
iir sciner Grnndtendeng antinationa'len Partci unterwovf.cn.
Wcnn man Kanäle braucht, bewilligt inan marranische Schüler-
vcrbindungen; braucht man cinc Flotte, so wechicn die Schiffe
mit J'esuitcn bemannt. (Hei'tcirkcit.) Auch die Sozialpolitik
des Zentrums, das einen Stand geyen den amidcren äbsonldcre.,
sei stavtszevscHend. Der bayerische „Kurier" habe nach Ab-
schluh des Zolltariss geschriekM-: Das Zenitvum habe gesorgt,
dah diejeuigen Feldsrüchte, die iw katholischen Gegendcn am
meisten aingebauit wevdeu, den stärksten Schutz erhaltein. (Stür-
mische Heiterkeit.)

Zum Schluh wurde' über cineni Antrag Backmcistcv
Vevhandclt, der i'n Bezug aus die Koloniäl- und Nottonstcatze
verlangte, dah -sich Äer Bevtretertag sür folyende Pnnktc er-
kläre: 1. stür die Ausyestaltnny dcr biAheiriyen Kolonialäbtei-
luny zn cimnni selbstän'diyen Reichssekretariat; 2. sür cine Ber-
mchrung der ständiyen Schuhtruppe; 3. für eincn eneryischen
Ausban der EiscnbahneU' in sämtlichen Kolouien wid ei-ne ent-
stchiedeuere Stelluuyuahnie dcr Reyierrmg 'geyenüber dem
RcichÄvy zur Errcichung dicsts Ausbnues; 4. sür eine uni-
sanyreiche Zuziehuny kausmännisch ycbildeter Elemente znr
Vcrwaltuntz innserer Kolouien nub zu.m 'deuts-chcu! Konsulatwe-
scn; 5. sür eincn wcitercu eneryischcn Ausbau unscrer Wotte
zur Wahruuy uuserer kolvnialeu und übcrseeischen Hanldels-
intercffcn, insbesondc.re eine Ve.rmehrnny -dcr Kreuzer zur bes-
scren WeseHung unse-rer Auslandsstvtiouen umld für dic Dnrch-
sühriuntz idcs Äurch Gesetz pom Jahrc 1902 festgelegteir Fl-otten-
plänes in 'dem S-inne, daß bei Bestimimnng Idcr Größe- der
deutschen Panzerschistfe inchr als bishcr aus die technis-che Istus-
gcsialtuug unserer auÄäudischen Flotte Rückftcht genonxmen!
wird.

Qhne Tebattc wuvde bc-schloffen, die Lcitsätze den Einzel---
vercine znr Beratuny zu empfehlen.

DeutfKes Reich.

Berlin, 9. Sept. Fiir -die D e r stä r k u n g e ir
der S-chutztruppe sür 'D e u t s ch - O st af r ik a
siüd wieder 17 Ofsiziere und 3 Sauitätsoffiziere aus
ihren Etatsstell-en ausgeschiedeu und mit dem 1. Septbr.
d. I. in der genanuteu Schutztrupp-e au-gcstellt worden;
nach Dienstgrad-en verteilen sie sich auf 4 Hauptleute, 5-
Oberleutuants, 8 Leutnauts, 2 Oberärzte und 1 Assistenz-
arzt. Die einzelnen Kontiugente sind d-erart beteiligt„
daß gestellt wcrden von Preußen 3 Hauptleute, 5 Ober-
leutnants, 6 Lcutnants, 2 Oberärzte, von Bayern 1 Leut«
nant, von Sachsen 1 Hauptmann und 1 Leutnant, vou
der Marine 1 Ässistenzarzt. Nach den für deu Herbst
1905 soebeu b-ekannt gegebencn Stellenbesetzungen in der
Mariue gibt diese für Ostasrika ein'i-ge überetatsmäßtge
Besatzungsteile der Seestreitkräst-e ab, und zwar ein Ma-
schinengowehr-'Detach-ement mit 2 Oberleutnants zur S-ee
und ein Marinelnfanterie-Detachement mit 1 Hauptmann
(v. Schltchting), 1 Oberl-eutnant nnd 3 Leutnants, welche'
die bei'den Seebataillone zn stellen haben, nobst 1 Marine-,
Oberassistenzarzt. An Schiffen befind'et sich anf der oft-
afrikanifchen Station augcnblicklich nur der kleine Kren-
zer „Bussard", der am 23. Vanunr 1.890 vom Stapel ge-
lausen und mit acht 10,5 Zentimeter-Kanonen, fünf 3.7
Z'eiitimeter-Revolver-Kanoiien und zwci Maschinenge-
wchren armiert ist. Anch der kleine 'Kreuzer „Seeadler".
der zur ostafrfkanischen Station übertreten soll, besitzt die-
selbe Armicrnng. Der beim Krenzergeschwader befind-
lrche kleine Kreuzer „'Lhetis", der onch fnr Ostafrika be°
stimmt ist, hat eine etw«s stärkere Armierung: seine Be-
satznng beträgt 249 Köpse, 'wahrend „S-eeadler" und
.Bnssard" nur je 165 'Köpfe Besatznng haben.

Berlin, 12. S-ept. Nach eineni Telegramm des
Grasen Goetzen vom 12. d. M. sind in den südlichen
Bezirken iv-erschiedenc Trupps ?l u f st ä n d i s ch e r ohne
Verluste aus nnserer Seitc geschlagen worden; die Nord-
bezirke siüo ruhig. Mpapna hat den Ausbruch von lln-

14 LeLten.
 
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