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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 151-176 (1. Juli 1905 - 31. Juli 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0115

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Erstes Bkatt

47. JahrKang. — Nr. 164.

^rscheint täglich, SonntagS aurgrnommen. Preir mit Familtenblättern monatlich 50 Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

' bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.

EnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige GeschäftS- und Privatanzeigen ermäßigt. - Für die Aufuohme von Anzeigen
bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plackattafsln der Heidelberger Zeitung und den städtiickien Auichlaastellen. Ferniprecher 82.

Delg

Deutfches Reich.

Jn Berlin fand am 15. ds. unter Teilncchme der

/egierten von 26 Brauerei-Bezirksvereinen die Konsti-
^^rung eines auf das ganze Reich fich erstreckenden
^ ° h k o t t s ch u tz v e r b a n d e s d e u t s ch e r B r a u e-
statt. Der neue, als Versicherungsverein aus
. ^genseitigkeit begründete Schutzverband verfolgt auf er-
^nerter Grundlage, unter Anpassung an die durch die
' euer^. Versicherungs-G-e'setzgebung geschafsene Rechtslage
^lelben Z-wöcke wie der vör Zehn Jahren begründete Zen-
atverband deutscher Brauereien gegen Verrufserklärun-
Tem Schutzverbande traten sosort nahezu vierhun-
?'.,einen namhasten Teil der deuticken Biererzeugung
I hch vereinigende Brauereien bei. Der satzungsgemäß
IZubringende Reservesonds wurde auf eine Million,
or Gründungsfonds aus mindestens 200 000 Mark be-
messeu.


er

„Reichsanzeiger" meldet: Fm Einverständ-
Staatsministerium ist mit dem
tz, ^:n Elsaß-Lothringen eine Er-
^krring der gegeuseitigen Anerken-

der

mit dem königlichen
küiierlichen Statthalter



u n g der von den Preußischen Oberrealschulen und
den Oberrealschulen im R e i ch s I a n d e 'E I s a ß -
d. u.th xi n g en ausgest^llten ReifezeuAnisss
j, ^^chtlich der Berechtigun-gen, die sie gewähren, verein-
^sss worden. Demgemätz werden ,die vorbsz-eichneten
^ schzeugnisse unter der Voraussetzung der vollständigen
i^^^igung der Unterschtede fortau gl-eichgLstellt werden
tz chfUg aus: 1. das Studium der p h i l o s o p h i s ch e n
tz^^uttät und die Zulassung zur Prüfung für das
uramt au den höheren Schuleu. 2. Die Zulassung

e u -

taatsprüfungen im Hochbau-, Bauinge -
dj ' " r- und M a s chi n e n b a u s a ch. 3. Das Stu-
F o r st a k a d e m i e n, auf -Zulassung zu
dj .Prüfungen sür den kaiserlichen Forstverwaltuugs-
'ü- Das Mudium des Bergfachs und die Zulassung
teck, ^ Prüfuugen, durch welche die Gefähigung zu den
h^^lchcn Aemteru bei den Bergbohörden des Staates
2 .^kegen ist. Dabei ist jedoch vorbehalten, daß über die
der Abiturieuten der Oberrealschulen in Elsaß-
zi, ^^üen zu den unter 4 genannten Fächern von Fall
Eall entschieden wird.

1Z Ff Die „Kölnische Zeitun-g" meldet aus Tanger vom
t o't- Spauien habe die Einladuug zur Marok -
° nfer e.u z angeuommen.

^ Baden.

Iasien, 16. 'Juli. Für den Landtagswahl-
ljy ^ ^t. Blasien-Waldshut wurde seiteus der national-
Partei Herr Landwirt Maier in Grieß-en als
>dat aufgestellt.

nbgsti nrIsxuhe, 15. Jult. B-ei der kürzlich in Berlin
Lux^^^enen S ch u l k o u- fe r e n z, bei der Baden
Mitglied des Qberschulrats Geheimrat v. Sall-
ch ^ bertreten war, gelang es nicht, das hiesige M ä d-
behö! y m n a s i u m in die Zahl der Anstalten aufzu-
stpyj deren Abiturientenzeuguisfe von allen Bundes-
^anerkaunt werdeu. Dagegen steht durch Entschlie-


Vezirkstaq der Vegetarier.

-gcl-eMrM-ch

semvr

fst d-e u pschic 7, M i t glie'Äe r veranstaltete. Lge
^Me-m -g-r'ößcrcn Publikum fagen, was moderner Ve'geta-
lei. Der Saal war dicht gefüllt. Unter den Anwesen-
esdg einigc Männcr' durch -ihre Haartracht auf; auch sonst
Ist getvi-ffcr frenrdartiger Zug d-urch die -Versammlung.
Jn^resse erwcckten dic -barfühigeri Vcgetarierkinder,
T^h^j^^re ein Knabenzwillingspaar, dessen Vatcr erklärre,
dj^, E Äin-der i-hm- gebkieben seien-, während füns andere, -Lie
o g sil^wöhnkichc Art genährt wurden, ihm verstarben. Um
Dxjj- 'O^öffnete Herr Oberstabsarzt a. D. D-r. med. Katz
bci Stuttga-rt die Versam-mlung. Nach kurzem
jf-Ate ' über den ge-gcnwärtigcn Stand des Vegetarismus
neun p-räch-tig cntwickelten K'inder hiesigcr Vege-

,^r ^-r. med. Scxauer aus Pforzheim spra-ch sodamt

"-r-ic n a t u r w i s s e n-s-cha f t l i-ch-e Bcgrün-

vfs ^Fvd die gc s u n dhe i t li che Bedeutung

Üstarismus". Raturwissenfchaftlich gchöre
'n dic Klasse dcr Pflanzenesser, n-icht zu den
vo-n Natur aus sei er also Ve-getarier. Da aber
qLbncx -'st und Weltanschaunng innig zusa-mlmenhängcn, will
h einseitig Medizi!nisch--Wisscnschaftliche -Bcgründung
bie ve-gctarische Lobensweise als umsasscnde
tv r ni zugkcich cthisch oder rcligiös aks modcrn
haL schon f...^r Vc-gctarismns existiere geschi-chtlich nachweis-
" inTauscniden von Jahrcn. Jn neuercr Zeit

- v-- <- , - O'" o'-'-

-xs.lsch wieder Beawtun-g crrunMM, seitdem icanc nio-Lcr-
If'ch ^chfundcr Hahn und Baltza die -vcgctarische Jdee ersolg-
^ chchll'n und der Vegetarismus a-ls Heilsaktor in der

nincthode so großcirtige Erfolge erzielt ha-be, daß auch

ßun-g des Buud-esrats zu erwarten, daß die Witurientm-
nen des hiestgen Mädchengymnasiums wenigstens zu den
medizinischen Staatsvrüsungen im ganzen Deutschen Reich
zugelassen werden.

Bayern.

M ü n ch e n, 15. Juli. Der bayerische E i s e n-
bahnrat hat die Reformpläne der bayerischen Staats-
eisenbahnverwaltung bezüglich der Personen und Gepäck-
tarife genehmigt. Darn-ach- werdsn in -Znkunst erhoben
bei Personen für den 'Kilometer 1. Masse 7 Psg., 2. Klasse
4,6 Pfg. 3. Klasse 2 Pfg. und bei Eilzügen und auf
Lokalbähnen für den Kilometer 3. Klasse 3 Pfg. Für be-
sonders b-eschlestnigte Züge tritt zu diesem Satze ein Zu-
schlag, der je nach! Entfernung und Klafse 26. Pfg. bis
2 Mk. betragen kann.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— 'Seme Künigliche Hohei-t der Gro-tzherzog hü'ben dem
Direktor der Höhe-reu Mädchenschule in Badein, Hofrrit Lü'dwig
Sevin , d-as Ritterkreuz erster Klasse mit Eichenlaub des Or-
dens vom Zähringer Lüwen verliehen unö denselben auf sein
Ansuchen we-gen vorgerückten Alters uud leidenider Gesundheit
unter Anerkennüntz seincr lantzjährigen und treu geleisteten
Diicnste tn dcn Ruhestan'd versetzt.

— Betriebsassistent Adalbert G o s s e n b c r ge r von Karls-
ruhe wurde nach Söllingen, Betriebsassistcnt Otto Meyer in
Heidelberg zur Versehung der Statiansverwalterstelle in Roth-
Malsch versetzt.

— -Buchhalter Hermann- -En-glert beim Hauptste-ueramt
Marmheiin wurdc in gleicher E-igenschaft zum 'Finanzamt Em-
mendingen versetzt.

AuslanL.

— Schwedcn.

GeffIe (Schweden), 15. Juli. Heute Mittag gegen
12 Uhr ging der Ka is er bei Bonau am Land und machte
einen Spaziergang nach Tengesberg; um 1'2fH Uhr
kehrte der Kaiser nach Bönau zuvück, wo ihn eine große
Menschenmenge mit Hurrährufen hegrüßte und ihm BIu-
m-en zuwarf. Der Kaiser begab sich dann znr „Hohen-
zollern" zurück.

Frankreich,

P a r i s, 14. Juli. Graf de Lur-Saluces, einer der
verban-nten Royalisten, verfaßte anf die Nachricht, er sei
statt amnestiert, üegnadigt worden, folgendes unver-
fchämte Telegramm an den Prästdenten der Republik:

Nachdrmi die Retzieruutz, die Sie zu leiten behaupteu, deren
Befehle Sie abeir in Wirtlichkeit ge'horsam ausführen, uns zuerst
'dic Schmach autun wollte, den infamen Schuften als
Lösegeld zu dieiien, Leren Anwesenheit in den Reiihen dcr Ar-
mee uii'd der Ehrenlegion eine Schmach für unser LaNd ist, will
stch dieselbe Regierung für ihre Schlappe rächen, rndem' sie den
Präsidenten der Republik aufforderte, nnsere Begn a d igung
zu unterzeichnen. Es wird Jhnen nicht schwer fallen, Jhren
Namen nnter diefe Gemeinheit zu setzen, da Jhr Name,
seitdem Sie die Gewal-t besitzen, schon so viele andere Jnfa-
mien gedeckt hat. Jch werdc diese Maßregel, deren Lächer-
I i ch kcit nur auf 'diejenigen zurückfällt, die sic bcschlosscn ha-
-Len, mit der Verachtung ausnehmen, die sie verdient. Jch be-
schränke iinich darauf, festzustelleu, datz ich unzweifelhaft mir die
Freiheit nehmen tverde, na-ch -Franlreich zurückzukehrcn, und als
Beweiis nieincs Dankes bitte ich Sie, mein Herr, üen Ausdruck

die offizielle medigiuische Wissenschast ihn habe anerkennen
msissen. Die!Wissenschaft -gvbe zu, datz die reine Pflanzennah-
rüng (mit Ausfchlutz aller tieris-cheu Produkte) der gemischten
Kost miindestens glci-chwertitz sei. Für eine ganze Reihe von
Krankheiten sei die vegetarische Diät ein- völlig einwandfreies,
aiichi von dcr Wissenschaft viclfa-ch angcwandtes Heilmiittel. Das
il-asse do-ch auch auf die prophhlakifche Bedeutung öes Vegetaris-
mus schlietzeni; in de-r Tat bewahre d-ie richtige vegetarische Le-
benswerse vor vielen Krankheiten. Es sei jedoch die Anschau-
ung bertreten worden, die Vorteile des Begetairismus kämen
n u r deüu K-r a n k e u zu gutc, für den Gesunden ha-be er nur
Nachteilc.

Dieser Einwand sei- offensichtlich unlogisch und wrderspre-che
der rcichen Erfahru-ng allcr Reformärzte.

Nachdemi der Redner diese angeLIichen Nachteile wiederlcgt
und die derri' Fleischgenuffe anhaftenden Schädlichteiten genauer
geschildcrt, wcist er auf dic gro-tzen andercn Vorteilc der
vegetarischen, Lebensweise für dcn Gesunden hin, die durch zahi-
reiche und einwandfreie Lebenserfahrungen feststünden, auch
wenn sie nicht exakt-wissenschaftlich mit Retortc und Hörohr
bewicscn werden könnte'N. Dic prüfende Erfahrung am cige-
nen Leibe sei das cinwandfreicste Experiment; wer die Energie
au'fbringe, den Versuch über die Uebergan'gszeit hinaus fortzu-
sctzcn, werde nach Ueberwindun'g der kleinen Unbequemlichkeit
sich von der inneren Wahrheit des Begetarismuis überzeugen
könncn.

Uber Liesittliche Seit-e des Vegc tar i s ni n s
führt Herr Dr. Seltz aus Freiburg etwa Folgeudes aus: Der
Vetzetarismus sei ci-nc auf die natürlichcn Urinstintte sich auf-
-bauende Lebensausfassung, die sowohl den leiblichen wie den
feelischen und geistigen Bedürfnissen- dcs Mcnschcn Rechnung
tragen wollte. Er selbst set schon 13 Jahre frühcr Wegetarier
gewcien, als er Arzt wurde, und zwar seien wesentliin sittliche
Erwägun-gen, die schon in sein Knabenalter hinaufrei-chten, für
ihn ip seincr Studentenzeit ausschla-ggebcnd gewesen oei An-

emer Achtung entgegenzunehmen, von der das Borstchendc
eimen Eharakter und Matzstab abg-ibt. Graf dc Lur--Saluces.

Dieses Telegra-mm hat indes Loubet nicht auf direk-
tem Wege erhattM. Denn G-raf de Lur-iSaluoes hat in
dir angeblichen Besorgnis, es werde unt-erwegs angehalten
Werden und nicht bis zum Präsidenten gelangen, es nicht
abgesandt, sondern erklärt, er werde es durch die Post
an einen Pariser Freund schicken mit -der Bitte, es dem
Präsidenten der Republik zuzustellen. Jnzwischen ver-
östentlicht er den Wortlcmt in den Brüsseler Zeitungen.
Sein Gesinnungsgenosse Andr6 Buffet, der V-ertreter des
Herzogs von Orleans, der gleichsalls in Brüssel -weilt, hat
dagegen sein Telegramm an den Präsidenten wirklich ab-
gesandt. Es lantet:

^ie Amnestic, die uns m-it schändlichen Persönlichkei-
ten m einen Tapf wi-rft, konnte, weil sie von !der Kammer kam,
für ums ni-cht -demütigend- se-in. Die B egn a d i g u ng , die
man mir ankündigt und die uns durch Jhre Schuld mit deniel-
ben '-Persönlichkei-ten zusammenwerfen wüvde, rst so demütigend
für Sie wic tür uns. Noch diese Nacht werde ich in Frankreich
sein, bevor Sie noch die Begnadigung bestätigt haben. Jch will
Jhncn- das gcsctzliche Mittel gcben, mi-ch von cincm Gna-denakte
auszusch-lietzen,'der m-i-ch mit Angebern übcr eimen Kamm sche-
ren würde. Andre Buffet.

Für Beleid-igung des Staatsoberhauptes gibt es auch
in dem moderneu demokratischen Jraukreich, einen Para-
graphen im Strafg-esetzbuch. EA fragt sich nun, was mit
den beiden llebeltätern geschehen werde, wenn sic morgen
oder übcrmorgen nach Paris zurückkehren. Denn —
wunderbar. aber wahr — die Beiden haben vor, die ihmen
zuteil gewordene Gnade aus 'den Hä-nden des Präsidenten
anzunehmen, desselbtzn- Präsidenten, den sie soeben gröb-
lichst beschimpst nnd verleumdet- haben. Herr Andr6-
Buffet fügt zwar in seinem Telegramm hinzu, er gebe
absichilich dem Prästdenten das gesetzliche Mittel in die
Hand, -die Gnade rückgängig zu machen, bezichentlich sis
nicht anf ihn auszudchneln. Anderseits aber verkünden
die monarchistischen Blätter, der sonderbare Heilige werde
dieser Tage dennoch über die französisch-belgische Grenze'
gchen und der Graf de 'Lnr-Salnces werde ihm folgen..
Vielleicht ergreift man die Herren gleich am Kcmth-aken,
um thnen- einen neuen Prozeß zu machen. Jedenfalls
aber zeigt dieses neue Dorkommnis, wie wenig ange--
bracht all das vost den Opvositionellen ausgestoßene Ge-
jammer und Gewimmer betreffs der „unglücklichen Ver-
bannten" war, die um einer „unbedachten Tat" willen
jahrelang den Boden des Vaterlandes nnter den Füßew
missen müßten.

P a r i s, 15. Juli. Vizeadmiral Sir William May>
und die englischenOffiziere wurden heufe Nach-
mittag im Rathause empfangen. Auf die Begrüßnngsan.
fprache dankte Admikal May für den Empfang. Er sagte„
daß die Knndgebnngen, derm- Gegenstand die englische
Flotte wäre, ein Zeugnis gäben für das gute E i n-
vernehmen zwischen den beiden Flotten, wie zwischeir
den beiden Nationen. Der englische Botschafter Sir F.
Bertiet dankte gleichfalls und sprach die Hoffnung aus„
daß die Bande ansrichtiger Freundschaft, die beide Ländeir
jetzt vereinigen, auch tn Zukunft nnauflöslich bleiben.

nahme der vegeta-ris-chen Lebensweise, nämli-ch die Erwägnng»
datz es ei-n Unrecht sci, sich von Nahrungsmitteln zu crnähren,
zu deren Gewinnung seelen- und gefühllbegaVte Wesen Schrner-
zen und To-desqualen erlei-den mutzten. Dies Unrecht sei umso
schwerer, da erwiesenermatzen diese Art von Nahrungsmitteln
böllig entbehrlich nn-d leicht zu ersetzen sei durch solche aus dem
Pflanzenreiche. Autzer diefer sittlichen Hebnng des Menfchen
du-rch die Vermeidung-des Tierimordes be-deuite der Vegetarismus
aber noch insofern eine Vervollkommn-ung der ekhischen Eigen-
schasten, als die Loisreißung von der herkömimlichen Anschau-
-ungsweise und Lebenshaltung cine besondcrc Charakterstärke
voraussetze und fortgeisetzt du-rch das ganze Leben hindu-rch auf
den rnenschliichcn Charakter y-rzieherisch einwirke. Gleichwie
er (Rcdner) selbst grotze Charakter-EnerWie ha-be aufwcnden>
müssen, um sich 'bei der ersten Annahme der vcgetarifchcn Le-
-bens- und Denkweise von dem Widerstande, dem Spotte, den
Drohnnge-n und Lockungen seine-r damalige.n- aka-demifchen Um--
gcbung nicht -Lecinflussen zu lassen, so sei auch sür das ganzc jpä-
tere Leben der Wegetarismus ihm eine Schnle des Charakters-
gewesen und sei dies für jedevmann, der d-ieser Lebensanischau-
ung huldige. Nicht Zügellostgkett, fonde.rn Gebundenheit lehre
der Ve-getari-smus, nämlich das Gebundensein durch die uu-ver-
rückbaren Gesetzc der Natur, und dcr Vegetarismus sei uach Ed.
-Baltzer, dem -geistigen Vater des -deutfchen Vcgetarisimus, die
bew u tz te Erfüllung unsere-r n-atürlicheni Lebensbedingungen.
Jndem Le-r Vegetarismus aber durch seinen ethischen Kern
charaktererziehcvisch wirke, leiste er s-chon allein hierm-it ganz
Wescntliches für die Höhercntwickelun-g un-se-rer modcrnen lei-
-dev so charakteir-lahmen Gesellschaft, die durch Genußsucht, Alto-
hol und Reizmittel aller Art entnervt, Lurch Schuldrill und
Schablonenerziehung entmanut sei. Ilnd das sei wahrlich ein
hohcs, schönes, wahrhaft modernes Ziel, das des Schweitzes der
Edelsten wert sei.

„Die volkswirtsch-aftlichc Notwcndigkeit
des Ve ge ta r i s m u s" behandclte Herr W. Maasdorff
 
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