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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 282-305 (1. Dezember 1905 - 30. Dezember 1905)
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Mittwoch, 20. Dezember 1005.

«rftes Blatt.

47. Jahr-aug. — Slr. 298.

tL>Hch, LMMtatz» »»»»»»» M»«> »> AaunlienLlLttern monatlich bv Pfg. in'» H<ru» -ebracht, boi der Lxpeditio« umd den Zweiastationen abgeholt 40 Pfennts.

Durch die Poft be-ogen vierteljährlich 1,8b ML anSschliestlich Znstellgöbühr.

>»>eig«nPreis: S0 Pfg. sür die Ispaltige PetitzeÄe oder deren Sianm. ReNamezeile 40 Pfg. Für hiestge Geschäst». und Privatangeigen rrmätzigt. — Kür di« Anfnahme von Anzeigen
»» besttnnnte» Lagen wird kime verantwortkchkit Lbernommen. — Anfchlag der Jnserate auf den Pkrkattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagftellen. Fernspr. SL.

Die badischen Finanzen.

Karlsruhe, 19. Dez. Fiuairzimiuister Becker
^ heute iu seinem Expose vor der Zweiten Kom^
^ex gerade keiu sreuudliches Bild von deu badischen Fi-
^stizsn entworfen; wer indessen zwischen den- Zeilen zu
^en versteht und vor allenr an die Sorgen dent't, dis
Herz des verantwortlichen Leiters unseres Finunz-
^esens drücken ange'sichts der immer energischer auftre
serrbm, mcht unbedeutendeu NLuanforderun'gen arr den
^taatssäckel, der wird die zurückhaltende Sprache des
^rposes wohl verstchen und zu würdigen wissen.

Der Wschluß der Staatsrechnmisg vou 1904 bietet
günstiges Bild. Der lleberschuß der EiunalMien Äer
^ Ausgaben beträgt im ordentlichen Etat 9,2 Miüionen
Noars, während nur ein Einnahmeüberschuß von 1,3 Mil-
stonen Mark vorgesehen war. Der hohe Einnahmeüber-
ich'uß rührt zum -größten Teil (nahezu 5 Millionen Mk.)
bon einem besseren Abrechnungsevgebnis mit dem Reich
her.

.. Besonders ersreulich am Abschluß des Jahres 1901
R das Wachstum der Staatsahgaben, und wenn auch
ber den direkten Steuern eingetretene Steigerung von
^'8 Milliorien Mark gegenüber dem Borjahr zum größ-
Teil (2,3 Nlillionen Mark) Äer dnrch das Gesetz vom
Junr 1904 beschlossenen Erhöhung der Einkommen-
^snd Kavitalrentensteuer urn 20 Prozent zuzuschreiben
w, so bleibt doch uoch sin Mehrerträgnis von 530 000
diwrk, das gegenüher dem Vorj'ahr mit einem solchen
^vn 250 000 Mark eine erfrenliche Besserung der Ber
^Änisse beweist.

Noch deutlicher tritt die Hsbung der- allgieineineu
^irtschaftslage iu dest Erträgen der indirekten Steueru
KitaM, die 1904 ein Mehrerträgms vou rund 670 000
geliefert haben, wähvend es sich 1903 nur auf
t«0 000 Mark belref.

.. Erne unauAgesetzt steigeude Tendenz zeigen dre Ju-
Ittz- und Polizeigefälle dir iromentlich 1900 und 1901
^Ne starke Steigerung ersahren haben, - Sie sind von
R7 Millionen Mark inr Jahr 1890 auf 7,7 Mill. Mark
Tahr 1904 angewachsen.

, Jrn Staatsvoranschlag für die Jachre 1906/07 schließt
sti ordentliche Etat ab in den Ausgabsn mit jähr-
üch 79 4v9 Z4Z M jn d>M Eirrnahmen mit jä'hrlich
79 923 995 M. d. h. mit sinem Ileberschuß von jährlich
^l 652 tM. mtd sür beide Iahre zusammen 909 304
dlork.

.. Die A u f w a n d s e t a t s der süns Ministerien und
^ Oberrechnungskanimer lergaben sür 1904/05 einen
^schresbetrag von 41 944 380 Mk.. erfordern dagegen
die nächste Bndgetperiode einen solchen von
44 814 886 Mk. d. h. 2 570 606 Mk. oder 6,1 Prozent
biehr.

Demgegsnüber ist m der Zunahme der E i n n a h m e.
^ats gegen srü'her Vörhältnrsmäßig nicht nur teme
^eigorung, soudern ein, rvenn auch unbedeutender Rllck-
zu verzeichnen. Für 1906/07 sind nämlich die
T^vnahmen auf jährlich 44 969 538 Mk., das rst gsgen-
^sr dom Budgetsatz sür 1904/06 mit 43 246 579 Mark

uur um 1 722 959 Mark — 3,98 Prozent höher vercm-
schlagt, während bei der Budgetaufstellung vor zwei Jay-
ren mit einer Einnahmesteigerung gegenübsr der vor-
hergegangöiien Periode von 4,2 Prozent gerechner wer-
den konnte.

J>nr Gegensatz zunr allgsmeiirön Staatshaushalt bie-
tet die gegenwärtige Lage der Staatseisenbah n-
verwaltung ein ettvas freundlicheves Bild.

Wie der im Jahre 1900 einsehende Rückgang der allgemei-
nen Wirtschaftslage, mit der eine cnorme Steigerung des Be-
triebsaufwandes sowohl nach der persönlichen wie sachlichen
Seite zusammentraf, sich alsbald in einer wesentlichen Ab-
nahme der Reincinnahmen unserer Staatsbahn ausdrückte —
sie betrugen 1899 24,2 Millionen Mark, 1900 nur 17,1 Mill.
Mk., crlitten also von einem Jahr zum andern einen Rückschlag
von 7,1 Millionen Mark —, so hatte die im Fahre 1903 sich an-
bahnende Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse in Ver-
bindung mit einer entschiedenen Zurückhaltung in den Betriebs-
ausgäben alsbald eine namhafte Steigerung des Reinertrags
des Eisenbahnbetriebs zur Folge. Der in dcn Jahren 1901
und 1902 anf je 13,9 Millionen Mark herabgesunkene Rein-
ertrag hob sich 1903 ebenso rasch wieder als er von 1899 auf
1900 gefallen war und erreichte den Betrag von 22,3 Millionen
Mark. An dieser Steigerung von 8,4 Millionen Mark gegen-
über dem Vorjahre waren die Bruttoeinnahmen mit einem
Mehr von 3,8 und die Betriebsausgaben mit einem Weniger
von 4,6 Millionen Mark beteiligt. Damit war der Zustand der
Unzulänglichkeit der Dotation der Eisenbahnschuldcntilgungs-
kasse in den Jahren 1901 und 1902, in denen sich ein Fehlbe-
trag von zusammen 6 Millionen Mark ergeben hatte, überwun-
den.

Jm Jahre 1904 machte die Aufwärtsbewegung weitere Fort-
schritte. Das Reinerträgnis des Eisenbahnüetriebs mit 26,5
Millionen Mark, an dem die Roheinnahme mit einem Mehr
von 4,5 Millionen Mark beteiligt war, während die Betriebs-
ausgaben nur eine unbedeutende Steigerung von 300 000 Mark
erfuhren, ist das Günstigste, was seit Bestehen unserer Eisen-
bahnen erzielt wurde. Es übertrifft das bisher höchste
Ergcbnis von 1899 von 24,2 Millionen Mark um 2,3 Mill.
Mark. Da die namhafte Steigerung der Roherträge nicht bon
einem entsprechenden Anwachsen der Betriebsausgaben beglei-
tet war, ging der Betriebskoeffizient, der 1902 die ungewöhn-
liche Höhe von 81,20 Prozcnt erreicht hatte und schon 1903 auf
71,64 Prozent gesunken war, auf 68,07 Prozent zurück.

Der Voranschlag der Eisenbahnbetriebsverwaltung sür 1906
bis 1907 stellt sich jährlich für die Einnahme auf 81 988 200 Mk.,
für dic Ausgaben auf 63 891 200 Mark, so datz sich ein Ueber-
schuh ergibt von 18 097 000 Mark gegen 13 503 000 Mark in der
Budgctperiode 1904—05.

Hierzu tritt der Anteil der Staatsbahn an den Reineinnah-
men der Main-Neckarbahn mit jährlich 974 400 Mark, zusam-
men 19 071 400 Mark.

Unter Berücksichtigung des Fehlbetrags dcr Bodenseedampf-
schiffahrt von 66 240 Mark ergibt sich ein Nettoertrag der Eisen-
bahnbetriebsverwaltung von 19 005160 Mark.

Da der Jahresbedars der Eisenbahnschuldentilgungskasse an
Verwaltungskosten, Zinsen und Tilgungsraten auf durchschnitt-
lich jährlich 25 183 186 Mark veranschlagt ist, bleiben die Ab-
lieferungen der Eisenbahnverwaltung hinter diesem Betrag
zurück um 6 178 026 Mark.

Wenn auch bei Fortdauer der gegenwärtigen wirtschaftlichen
Konjunktur auf einen wesentlich günstigeren Rcch-
nungsabschluh zu hoffen ist, der die Eisenbahnschuldentilgungs-
kasse in dcn Stand setzen wird, ihre Verpflichtungen, wie in den
Jahren 1903 und 1904, ohne Jnanspruchnahme der außeror-
dentlichen Dotation zu erfüllen, so hält der Finanzminister den-
noch ein grundsätzliches Festhalten an der bisherigen Dotations-
politik für geboten. Denn er kann trotz der günstigen Rech-
nungsabschlüsse der Eisenbahnverwaltung in den beiden letz-
ten Jahren ihre finanzielle Lage keinestvegs für eine dauernd
gesicherte halten.

Das aitherorden'tlrche Budpet der Eisenbahnverwal-
tung, das sog. E r s enb a h n b a u b u dg et, bean-
sprucht für die beiden Jcchre 1906 und 1907 eine Sumnne
von 30 652 600 Mk. (Ncttoaufwand). Daruntsr sind
enthalten: für den Bahnbau Wertheim- Mittenberg- Rest.
forderung 698 000 Mk., für den Ankauf der Dinglrngen -
Lahrer Bahn 295 000 Mk., für den Bau zweiter Gleiss
auf den Strecken Oos-Baden, Genaenbach-Hausach, Fm-
mendingen-Singsn unb Neckaretz-Osterburken 2 928 700
Mark, für die Bahnhofbautsn rn Herdelberg, Karlsruhe,
Offenburg, Dinglingen, Lahr, Basel, Lörrach und Ra-
dolfzell weitere oder erste Raten mit zusarnmen 11 Mrll
Mark, für Herftellung von Stellwerksablagen 2 Mill.
Mark, für sonskige Herstsllungen, Aenderungeu und Er-
weiternngen von Bahnhöfen, Gteisanlagen, Werkstätten.
Drenst- und Wohngebäuden 6,7 Mill. Mark, für Be-
schaffung' von Transvorkmaterial 3.2 Millionen Mark.
endlich sür Lasten und Verwaltungskosten 2,1 Millron-en
Mark.

Zu den rund 30,7 Millionen Mark betra-
genden neuen An-fo-rderungen kommLN an aufrecht zu er-
haltsnden Kredtten früherer Budgetvsrioden rund 39
Milli-onen M-ark, so daß sich ein Eisenbahnbaubudget in
ber Gesamthöhe von rund 70 Millionen Mvrk ergtbt, der
übrigens nach bishertger Ers-ahrnng' iunerhalb der näch-
sten zwst Fahre n i ch t in v-ollem llmsaug zum Vollzug
kommen wird. Der Stand d-es Domänengrund -
stocks beläuft sich auf End-e 1904 aus 4,2 Mill. Mark
gegenüber 6 Mill. Mark nach dcm Stand auf Ende 1902.

Der n-eueste Voranschlag der A m o r t i sa t i o n s -
kasse zeigt gegenWer dem! letzten Budget zwar eine
Neine Verbesssrung, indem der zu erwirtschastende Zin-
senüberschuß mit 834 000 Mk. statt bisher 773 000 Mk.
veranschlagt werben kounte.

Der Finanzminister schloß seinen Vortrag mit dem
Ausdruck der Hoffnung, dah seinen' Bestrsbungen, dte
Ordnung bes Staatshaushalts dauernd aufrecht zu erhal-
ten, die verständnisvolle Ilnterstützung des Hauses nicht
fchlen möge.

Deutsckes Reich.

— Der Kaiser hat an- den deutschen Bvtschaster in
Washington, Fchr. Speck v. Stern'burg, unter
l'öm 28. November solgendes erst jetzt bekannk werdends
Telegramm gesand-t: „Sprechen Sie melne vollste
Sympachie mtt der Bewsgung, den Prosessorenaustausch
b-etreffend, aus. Wir sind sehr zufrieden mit Professor
Peabody und dankbar, ihn zu habeu; er verkehrt bei mir
in meinein Hause, ei-n gvehrter und gerngesshener Gast.
Meinen herzlichsten Dank an Mr. Speyer für seine schöne
Gabe zur Errichtung eines Lehrstuhls in Bsrlin. Der
Austansch der Gelchrten ist das beste Mittel für beide
Mtionen, sich> ihrem inneren Wesen nvch kennen zu ler-
nen, und daraus entsprin>gt gog-enseitige Achtung und
Liebe, welche 'FriedM verbürgt. — Wilhelm I. R."

— Di-e kaiserliche Rsgterung hat durch ihren
Gesandten in Petropolis! auf die Beschwerde der b r a ->

Prozeß Sartorius.

r, Frankenthal, 10. Dez. Bor der Strafkammer des
/ andgerichts bogann- heute Vornrittag rmter dem Vorsitz
Landgrrichtsvats Ketzler die ans vier Tage benressen-e Ver-
NMung gegen- den 1842 in Darmstadt geborenen Weinguts--
Mtzer und Retchstagsabgeordneten Otto Sartorius in
msvach. S„ der von seiner Jmnrunität äls Reichstagsabge-
^stNeter keinen Gabrauch, macht, wird beschuldigt, von 1890
^ 1905 m'ttels eirier einheitlichen Handlung gegen verschie-
Beftimmungen des Weingesetzes von 1892, des neuen
^k^Pesetze- von 1901 und- des Nahrun-g-sm-ittelgesetzes von
^'9 verstotzen zu haben. Die Anklage geht dahin, datz Sarto-
seine Weine durch Zusatz von Zucker und Chemikalien >n
Nsülästiger Weise „gestreckt" habe. Von der Staatsanwalt-
stnd 12 Sachverständige und 20 Zeugen, -von dem An-
^llagtcn 8 Sachverständige un!d 8 Zengen ge-laden. Jin

Müfe der Verhandlu-ng schlägt der Siaatsawüalt auch die
^'i-ng der Lan-dg-erichtsräte Renner nnd Weyland vor. D>.-
Scletdigung beantragt die Ablehnung dreier Sachverstän-diger,
^ siaatllchen Kellerkontrolleurs Weise, aus Kirchheimibola-
Iveil dieser als Hilfsbeamter der Staatsantvältschast durck
Gutachten bei Vorbereitung der Anklage eine Rolle ge-
E" habe, serner der beiden Weinhändler Enianue-l nnd
jöisckham Marx (Firma S. Marx u. . Co., Landau) bie

< lvlge geschästlicher Konkurrenz be-smrgen seien, un-d des Pr. -
^ssten- Feitz. Nach -bcfonderer Beratung beschlietzt das Ge-
dem IWehnumgsantrag bezüglich des Feitz Folge zu g'-
-„R wcil dieser selöst in gelvissem Unckantze seine Anim-osität
hcrbe, den Einspruch gegen dic beiden Marx jedoch
tzO unbegründet abzulehnen, -bezüglich des Weiser die beid n
^Ts°llerichtsräte Wepland und Renncr als Zeugen zu hören
d^ülben sprechen sich dähin aus, daß Weiser nur als Sach-
jl,„vandigcr, nicht als Hilslaribeiter der Staatsanwaltscha-'t
^Zogcn sei.

Jn der Nachmittagssttzung wurde die Ablehnung des Wein-
kontrolleurs Weiser als Sachverständigen durch die Verteidi-
guug von dcm Gericht verworfen. Es solgte dann bie Verneh-
mung des Angeklagten Sartorius. Dieser bestreitet in bier-
stündiger Rede die Anklage nach allen Richtungen. Für das
Zuckern sei er selbst von jeher ganz offen eingetreten un-d habe
es dementsprechend auch in seinem Betrieb geübt. Mit Säuren
habe er nur experimentiert und einmal eine schnelle Art der
Sektfabrikation ersunden. Versuche zur chemischen Gewinnung
des Farbsstoffs der Rottrauben seien l-eider mitzlungen. Daher
erklären stch die Beziehungen zu dem Chemiker Dr. Mötzlinger.
„8" bedeute blotz „Sulphitlösung", „2 K" soviel wie „zwei Kel-
tern voll". Die Verwendung von Schwefelwasser sei rationeller
als das altmodische Fatzschwefeln und in Frankreich längst üb-
lich. Morgen wird die Vernehmung fortgesetzt.

Kleine Zeitung.

— Bamberg, 15. Dez. An das hiesige Ulanenregrment ist,
der „Allg. Ztg." zufolge, vom Kaiser eine Einladung ergangcn,
das Regiment wolle eincn seincr älteren Ofsiziere an der nächst-
jährigen O r i e n t r e is e des Kaisers teilnehmen lasien. Dcr
Kaiser ist Jnhaber des Regiments.

— Königshütte, 15. Dez. Bergmannsfrau Kalus hat in
Gemeinschaft mit ihrem Liebhaber, dem Arbeiter Thomannek,
ihren Gatten ermordet, indeni sie ihm, der die beiden
nachts bei einem Stclldichein überrascht hatte, einen Knäuel
Lumpen in den Mund steckte und ihm ein Kopfkiffen so lange
über das Gesicht deckte, bis er vcrstickt war. Dann hängten die
Gattin und ihr Liebhaber die Leiche auf, damit Selbstmord als
Todesursache angenommen werde. Alles das geschah unter
den Augen der achtjährigcn Tochter dcs Ehepaares Kalus,
deren Schweigen mit 50 Pfg. erkauft wurde. Die Frau ging
dann zur Beichte und schlug nach ihrer Rückkehr Lärm, datz

ihr Mann sich erhängt habe. Die Täter sind bereits ver-
h a f t e t.

— Wien, 19. Dcz. Jn dcr staatlichen Tabakfabrik in Win-
niki bei Lemberg wurdcn grotze D i e b st ä h l e an Tabak und
Zigarettenhülsen entdeckt, welche in einer Art Privatfabrik iu
Lemberg verarbeitet und als ärarische Zigaretten in mehreren
Trafiken verkauft wurden. Der Schaden soll zwei bis drei
Millionen Kronen betragen. Bisher wurdcn acht Personen
verhaftet.

— Mailand, 19„ Dez. Der Uebersecdampfer „Syciliai,
Prince", der am 5. Dezember mit 754 Auswandcrern
von Palermo nach Newyork ausgcfahren ist, ist in Gibraltar
nicht eingetroffen. Man befürchtet, datz der Dampfer während
der letzten schweren Stürme im 'Mittelmecr untergegan-
gen ist.

Theater- und Kunstnachrichten.

Berlin, 15. Dez. Wir lesen im Berl. Lokalanzeiger": Jin
Saale Bechstein san-g gestern (Sonuaben>d) das Damenterzett
Anne Worill, Elise Graziani nnd Autzuste Eberli n.
Die Damen erweckten mit ihreu frischen, jungen Stimmen
-lelbhaste Sympathie. Jhr Vortvag war -warm belebt u-nd fein
ausgeavbeitet. Kouzertmeister Dessau unterstützte -das Kcm-
zert mit einigen wirkungsvollen Violinvorträgen. Ueber das
tzleiche Konzert schreibt die „Alltz. Müsikzeitung": Ani Sarn?-
tag yabs etwas Jnteressantes im Bechstcin-Saal zu hören.
Ein GesangSterzät (Drei Fraueustim-men) An-ne W-orill»
Glise Graziani und AiMtste Eberlin, debütierte. Gcwiß sinD
wtr in dieser Beziehu-ntz nicht verwöhnt — um sv netter, datz
man h-ier einnial so recht von Herzen züfrieden sein konnte.
Der klangreiche shmpathische Sopran, -die -ertziebige Altstimme
und der pointicrende Mezzosopran gaben cine satte Stimmen-
mischung. Kommt hinzu, datz die Programmauswahl auf
dcni beschränktett Gebiete dcr Terzette für 3 Frauensttmmen

Die heutige Nu'vMer urrrfaßt vier Vlätter zusamme« 18 Leiten
 
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