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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 282-305 (1. Dezember 1905 - 30. Dezember 1905)
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Freitag. 8. Dezember 191)5

Erstes Blatl.

4?. ^ayrgang. - Nr. 288

<rsche4»t tL-lich, mi»geN>««l«, Krei» »« FamilieriLlättern monatlich bv Pfg. in's H<ruS gebracht, boi Ler Sxpe-ition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfenntg.

Durch die Post bezogen vierteljährlich 1,35 MI. auSschlietzlich Austellgobühr.

>«>eigenPreiS: 20 Pfg. sür die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. ReHamezeile 40 Pfg. Für hiestg« GeschäftS- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeige-n
«t bestinunten Lagen wird leine Verarrtwortlichkeit übernom men. — Anschlag der Jnserate auf den Platattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anfchlagstellen. Fernfpr. 8L

Die Trennung von Staat und Kirche in
Frankreich.

,, ^ Mit 179 Stimmen gsgen 103 Hat d-er franzö-
iffche Senvt cmi Mittw-och in der Schlußchbsttmmung
^ie Trennung- von Kirche und Staat gut-
I,e heiße m. 8 Senatore-n, -darunter vier Radikate, ent-
Htelten sich 'd«r Wstimmung. Die li'beralen Blätter er-
Eären, 'der Senat und fern Präsrdent Fallieres hätten
kin Recht auf die Dankbarkert der Röpulllikaner für die
^rergische und ruhige Art, mit der die Erörterung die-
les bedeutsam-en Gesetzes dUrchgefuhrt worden sci. Der
Dezember 1905 sei ein geschichttiches Datu-in nllerer-stcn
-^anges in d-er Entwicklnng der sranzösischen Demokratie.
„ Wer weiß, ob dic Bedentung- dieses Tages nicht-noch
nder die sranzösischö Deinotratie und über Frankreich
"binausreicht! Mag das sranzösische Expsrtment nun
glücken oder nicht, es tann nicht ausbleiben, daß 'dis
andern enropäischen Wlker es heobachten und ihre Lehre
darcms ziehen-.

Ueber 1400 Icihr-e hat die Verbindung Frankreichs
Ulit der statholischen 'Kirche gedauert, denn es war im
>iahrei 496, daß- der Frankenkönig Ch-Iodwig mit seinen
^roßen, denen bald das ganze Volk sich anschloß, zum
^'hristbntum und zwar im Gegensatz zu den anderen ger-
Wanischen Völkern, die dem Arianislmus sich- zug-ewender
hatten, zur katholischen Kirch-e übertvat. Unter Pipin
st't dann das Band zwischen der fränkischen Krone und
öe'm Papsttum durch ein gemeinsani begangsnes Un-
recht fester-gekniipft w-oüden. Der Hausmaier Pipin
ichickte den iletzten -merovingischen Herrscher ins Kloster
und setzte sich- selibst die Krone auf, Papst Zacharias aber
8äb dazu setneu Segen, seine Autorität heschwichtigte die
^edenkeu und den Widerstsand d-er vassallcntreuen Groß-en
kes Landes'.

Seitdckni ha-ben, wenn m-an pon der Unterbrechung
^urch die Revolution ab'sieh-t, Kttche und Sta-at in Fran'k-
reich einander in di-e Hän'de gearbeitet und sicherlich
^icht zum Nachteil der Kirche. Der Titel „AÄteste Toch-
^er der Kirche" war für Frankreich nicht Kanz billig.

NriN hat -dis RepuAik gänzlich- auf ihn- verzichtet.
Die Sache ist glatter gegangen, als >man glaubte, nicht
sUin mindesten deshälb, weil der Staat bei aller Ent-
schiedenheit in der Hauptfrage, doch- so schonend' und rück-
sichtsvoll wis möglich vorging. Die Kllerika-len habsn
^ohl offiziell opponiert, ab-er M einer leideuschaftlichen
^egenbewsgung haben sie es nicht gebra-cht. Bielmchr
hört -man schan da und dort klerikalerseits die Meinung
Lussprechen, es w-erde auch so gain g'ut gshen; d-ie Kirche
-^s nun man'cher drückeüden Fessel ledig; sie werde stch
iorlan frei entsalten können, und dies wiege die Unte-r-
siützung durch den Staat ncchszn o-der gänzlich aus.

Diaß Staat nnd Kirche ^getrennt sein können, sieht
^a-n an de>n Beisipiel N-ordamerikas, daß sie aber sich
Uennen können, nachdem sie lange miteinander verbun-
oon, jg mit einander verwachsen wa-ren, dies soll nun
°Urch tzas Borgshen Frankreichs bewiesen w-erd-e-n.

Bielen scheint cs, als -ob- die 'Glaübens- und Gewis-

Vogelmord in Jtalien.

.. Wic bwlQ Mc-nschon habc-n si-ch ldicscn- Horlbst ücniü-ht, die
z-u-rückgebliclbcne.- 3. Bvu,t bcr -S-chiwalbcni glücklich ins wä-r-
»frc Lcmid- zn vottcn, un-d wic -viele hckbcn sich daeises fchönvn
ffstcvs -gefre-ut! — D<r klingt cs nnn wiic schncidcndcr Hvhn, auf
dicise Mühe- unld Frcndc, wcnn uns cinc hiesi-ge Da-mc fol-
^ndc s bcri-chtct:

,,Jch habc nrich Endc Oktobcr und Ansangs- Novcmlbcr bci
^ffvwandten t-u Norditalicn- aukgchalltcn nnd- f-ohgcndes do-rt

crlM:

^ Jn Chiavcnna, am Fußc dcs SMgen, cinc Bahnstunbe vom-
^vnivsec cntfernt, Ibefinlden sich auf dc-n- Bergcu, wclchc Äic
^adt umgc-bcn-, 6 odcr 8 Bogclbcrdc. Zu einem dcrsctbcu- bini
'Ul hma-uftzcsticgcn und h-albc tzeschcn, wi-e Hundcrtc. vou- klci-
BSgckn, nmuchc in- dcn schünstcu Favbcn, i-n- den Nchcn- hin-
cinigc schon tvt, andcrc zappc-ltcn unb fuchten sich zu bc-
indcm sic klätzlich picpstcu. Zu dicfcni tra-t beri Vvgel-
lfff'i'ir, packtc sie mit 2 Fiu-gcirn a-n -dc-r Kehlc und 'drücktc sie zu-,
oLn-n warf er das totc Bögcil-che.n in dcn ibcrcitstehcnid-.-n! Ko-rb.

So siuid au dicfcmi einzitzcn Vo-gclhcrdc au- cincm vinzigen
FAe 10 000 Bögcl gclfamtzcn wordcn, am- n-ächstcn Ta-ge 8000
st> gcht cs untzclfähr 4 Wvchen lany svrt. Jn dieser Zcit
es etwa wic bc-i unis zur Kirs-chcnzcit, Jct>erma-nn, Reich uind
istt Sinyvögeil, -das Du-tzcnd zu 80 Cts., Lcrchcn kostcn 1
20 Cts. So tziibt cs adc-r uoch eine Mcnge von «Äiädtc-n und
d0rfcru mit Wogelhcrdcn. Fn 'dcr iStadt Lo-di wurldc.n an-
-,ic.m ciuzigcn- Tayc uclbeu den aNdern- BögM» 18 000 Lcrchen
Manig-c.u Zolldcaimter crzähltc, da-ß in Brescia au einem

450 000 totc Vögrl iu die Sta-dt gedracht wurldcm. Denm-
1» . ^ riicht nur dic V-ogclsteller, die sich dtzmit bc'schäftigen-,
auch auf -den Bc-rigcn Männcr, Burfcheu und Kindcr
^Ntzlvögeln! in Käfigcn hcrumtzichen, u-m Äie Vorbetflicgen-
^L^die humtz-vitz siud uud da Rahru-ng vermuten, a-nzu-lockcu.
Kch habe mich -bcfragt, öb nicht von der Bchördc aüs gegcn

sensfreihest ber Mirger, d-re heute kem Kulturstavt mchr
aufgeben kann, mit Notwen-digkeit die Trennung der
Ki-rche vom Staat nach st-ch ziichen müsse. Sie h-alten deim-
entfprechend in der Meorie die Trenmmg sür richtig.
Das Beispiet' Frankrei-ch-s iwivd lphren, ob M Europa in
biöser Hinsicht Theorie -und Praxi-s mit -einander in Ueber-
-einsstmmung zu bringen sind.

Aller Voraussicht nach wir-d die kbtholische Kirche in
Frankreich jeht mehr Rückstcht aus das katiholische Laien-
element n-ehimen müssen, sie von ihm ffn-anziell mchr
als bisher abhängig wiir'd. Si-e wird dadurch toleranter
werden. Und das kann /gewiß nichts schaden. Jn Deutsch-
land -ha-t -man allen Grund, die Entwicklung dieser Dinge
in Frankreich genau zu vsvf-olgen.

Deutfcher Reichstaq.

VerIin, 7. Tezbr.

Prästdent Gpaf Ballestrem, eröffnet dve! Sitzung
1.20 IHr.

Am Btlnde-sratstisch di-e Staiatssekretäre Frhr. von
Richthofen, Fr'h r. Von-Stengel, vonTirpitz,
Gstaf Posa 'dowsky, v o n Rheinbaben.

Während der Red-e BÄels erscheint anch der Reichs-
kanzsler Für st BüIo w.

Das Haus seht die gestrige Beratung fort.

StwatSsekrctär v. Tirpitz begrüirdct Äie Mari u cvor -
lage und sa-gt: Die Novcllc enthält eimc ctatsmüßitze Ver-
mchruu-g uusercs PanzergcschIwa-dKrS u-m! fechs g-roße
Kreuzer. Diese -Äieuen- M Fricden-s- UnÄ Kricg-szwecken.
Jn- erfter Wezieihuntz al-s fogen. Auslandskreuzer, um die stetig
gewaltig wa-chseudcu- Lee-iutcrcsscn Ide-s Reiches zu lfördern uud
üeM Handel eincn Rückhalt zu gcibeu, fo-wic u!m die Flagge zu
zcigc-n, w-o cs erfostdcrilich ist. Jm- Kric-gsfälle -dicncu dic grvtzen
Kreuzcr in- -dcr -Heinm-t zur Unte-rstützuu-g 'dcr Schlachtschiffc,
außerhaüb -dcr Heimat zur iSchäditzuny de-r Jntercfsen der
Gcgncr. Nuch die andcrcu See-m-Lchte häbcu! i-m Ve.rhältnis
zur Zah'l der Liuien-schiffe ein bcdeutcnd größeres Krcuzer-
gefchwader a-ls wir; Ibeim. Auslauld fällt auf eiu Liu-icnfchiff
ein gr-oßer Krcuzcr, bci uu-s evst aus dre i, uach Durchführunig
der Novollc auf zwei. Wa-s dlie Torpcdobootc bctrifft,
wclche i-m russi-sch-japa-nifcheu Krieg ihre Fcue-rtauife crhieltcn,
so jteht fest, daß die Toripedalvaffc nur dau-n. die Mlf sie gc-
sctztcn Gvwartungcn cr-füllcn wcrde, wenn sie auf eincm hohen
Stan-de dcr Ausbiil-dung stcht; um dics zu cirreichcn-, ist e-iue
Vcrmchrnntz dcr Notte auf 144 Bootc uötig. Die Unterfccbootc
habcu- durch ncuc Vevvollkommuunig e-ine gcwijse Bed-eutuntz -für!
cinem cng betzrcuzten- Zwcck erwopbcu. Ueber ihre Zuku-nff ka-nui
ich' natürlich ui-chts sagur; jedoch nÄssen wi-r hiu-reicheude Wcr-
fuchc. machcu. Dic Steigcrung- dcr Deplacemc n t s dcr Li-
nicnfchiffe darf, ua-chdcm dic an-dcrcn Staatcu- uach dcu Evfah-
ru-nyeni -Ler Tschufchimaschlacht fpvuutzhaft vortzeigvnigcn fin-d,
uicht verzögevt we rlden. Die Schlcufen Äes Ka i s c r - Wi -l -
h c l:n.-'K a n-a ls i»-üsscu vcrtzrößcrt' wcrdcn, scho-u wcigeu'
dcs Ka-uffahrtci-vc-rkehr-s. Dic -Pcrfoue-nqu-ote uud däs Rekvutcn-
kontingcnt werde-n- iu -dcu nächstcn- fünf Jahrcu n-icht wcscutlich
nirhr estfovdcrn. 'Bcso-nders- uötig ist 'Äie gutc A-usbWuutz dcr
Artiller-ic; 'das Häuptzicl -ist dic Stciger-uutz dcv Trcffsicherheit
uu-d Fcuergclfchwiudigkeit. (Bcifall.)

Mg. Bcbcl (Soz.) -protestiert -gcgen -Äie unerhvrtc Rück-
si-chtslvsitzkcit dcr -Schließuntz dcs Rcichstags -im Mai -umd fe-iucr
späteni Einbevllfuu-g. Mc a.uswärtige iSituati o n
seic vust. -Man müssc deu Kanzler fragcu, was los sei u-nd
wcllichem Zeite'n- wir en-tgegeugehen. Reduer bestrcitet das -ge-
geufcitiye' Vovha-ndenfciui eiuer Abueigu-ug zwifchcu- dcm .en-g-

diefeu Unfug ciugefchritten wcrdeu könutc -umd man- hat miv
en-tgctznet, diefc Sitte oder vielmehr dicse Uusitte bestähe vou
ältersher uud habe sich -so tief im itälieuischeu! VolkÄÄeu ein-
gewuvzclt, daß sich nichts da-gcgeu- machen lafse. Zudem- fcieui
die eige-utli-cheu Besitzcr- dor Vogelheir-dc reiche und angefehcnc
Heirrcn, zMncift Abtzeordnele der italienifcheui Kammer, die
au-s dicser Un-teruehmMltz große GcldfuMmeu bezicheu-. Eiu,
Notar sagtc mir uuter andcrcm: „die Eigeutü-mer Idcr Vogel-
he-vde -verstc-ucrui dicsclbLn, aber uicht hoch, sic würdcu sie auch
beihaltcu, werm sic Äie do-ppelte Stcue r -dafü-r zahleu müßteu."

Diescir Bericht beweist, -daß cs gegeu die-se meufcheN'Uuwüvdi-
gc-n 'Ge-mciuiheitcu uür ciu durchgreifcnidcS Mittcl gibt, uud düs
ist dic Vcrein-itzung allcr gutcn uud vcrstäudigeu M-enschcn, die
lnit Jtalicu zu tuu habcil, uud dicfe Bercinitzuntz Muß durch
wirffchaffliche S-chädiMUtz -diefcm Jtalicu die Autwort
gebcu. 'Nur diese Sprache wird dort verstauldcn. Alle 'Bemühuu-
gen dcr dcuffcheu' Tierschutzverrine sind bisher im Wefeu nutz-
los ge'blic-bcn. — Bcifpiele bcwciscn, daß nur dics' IMttel -duvch-
gvcist. Eine andere Hci-delberige-r Da-me hat uus evzählt, wie
auf -Heilgo-la-nd eiu- lMsinniges Bogelmlovdc-n albgcstellt worideu
ist. 'Dic H-otelgästc w-urdcu- lbesti-mmt, schviftlich zu erkläreu,
daß fie ilicht mehr kommeu- und nicht mehr c-mipfehlcn- würideu.
De-v Erfolg trat f-ofort eiu. — Darum fovderu wir alle Jtälien-
fahrcr — iu- HcidcWe-ry sind dereu ja fo -viele — auf, lbei jeider
Geletzenhcit und an jeldcm Orte so zu Vcvfahrcn. Eiue ähnlichc
A-uffovderuug fo-lltc dauu- iu alleu de-uffchcu Ortcu evgchein- und
iu 'Jtalieu bekaunt -geycbcu wevdc'n.

So-dauiu muß sich d-ic Vcreiu-itzuutz de-uffchcr Laud- und
Forstwirtc. müsscu fich allc ähnlli-chcn Vcrel-ne aus äußereln,
wirtschafflicheu (die fchlcchtc Obstevnte dicfcs Jahres wi-bd MM
gvoßeu Teil auf dcu- Maugcl au Vögcln- zuvückgeführt), aber
vor allcm- aus inuercn, meuschlichcn Grümidcu z-ufamnieutMl,
um diefc Trohuutz au- Jtälicn groß und ciudvucksvoll zu machcn.
SchMcßlich wird dic douffche Regicvuug. dort -veranlaßt wcvdeui,

l-ischen und- dc-m deuffcheu Wolk. Jn dor Marokkofrage
äuderto sich die Lage plötzlich durch die Kaiferreise, die ticfes
Mißtraucu bci den Mächten he-vvorvufen mußte. Duirch die
deuffche iMarMopolitik wurdeu- Fraukreich unld Entzland ersk
recht zusammeuyeschwcißt. Dcr Redncr tade-lt die FcrnhaltMiy
Jau.res üou Berliu; das- sci eine Wlamage -vor Ider ganzew
Wclt gewcfcn. Dcuffchlauld tzenicße mit Recht den Ruf, nach
Ruhlaud der reaktiouävstc Staat zu sein. Am r-ussffch-japani-
scheu Kricg sei Dc-uffchlaud Miffchulditz. Kiwuffchou fei wertlos
gewovdcn. Ju eiuem Kricge -mit Euglaud sin-d -uuseire Köloniew
i-n 14 Tageu -vevloreu. Dcr Redncr wüus-cht einc Antwort, wie'
dic Weziehuugeu zwischeu deu Höfeu iu Berli u uud- Lou -
don siud. Da-ß jctzt eiu Krieg unterbliebeu -ist, ist ein Ver-
dieust Äer Sozia-lde-mokratie. Er erinuert an da-s Kaisertele-
gramm vou 1802: „Der Admiral des Atlantifchcn Ozcans grüßt
dcu Admiral!de-s Stilleu Ozcaus". Der „Wahrc Jakob" brachte'
ein- Bild, da-s dcu Zareu im Waschbottich vudcvrid'
zeigte; möge es dem Admiral -des At-lautischeu Ozcaus uicht
ebenso tze-heu. (Pfuir-ufe.) Das Valk lasse sich nicht in. eiueu:
Kricg hetze-u, uur weuu es das Zicl der Po-litik keuut, ist eK
dafür. (A-nldauerudcr Lärm- und stürmifchcr Wüdevfpruch.) Di«
wcfteuropäischen VAker köunen ihveu Herrscheru- -das- G-le-i chc
ze igeu w ie da s rufsifche Vol'k. (Ilnruhe.) Die eug--
lifche A-vbeiterfchaff bekämpft eiustimmiy iden Kricg mit Deuffch-
land. Die F -Iotteuvcr m e -h -ruug fei auisschlietzlich gsgeU
Eugtla-nd tzerichtet, doch könuten- -Euglaud -und FramTreich die
Nordfee mit Krietzsschiffen- pffästevn-. Der Red-ncr bekämpst
dau-u die neuen -SteueDn, we-lche die Masseu drücktcu. Durch
richtige- Geftaltuug der Ervschafts - u n d V e r möge n s --
steuer könute das Reich alles- -Erfovdcvlichc -umd n-och- mehr
begichc-n-. Ob die augeküudigte Vorlage betreffeud die Rechts-
fähigkcit der Be-vufsvercinc für -scine Pa-rtei anuehnibar fei,
lafsc er -dahingestcllt. Preußcn sei der rcakti-cmärste -Staat -der
Wslt. Die r-ussischen' Vovgän-ge cr-rvgteu- dcu deuffcheu- Ar-
beiter im höchsteu Maßc. Weuu Sie idas 'Vatevlau-d nicht so
gestalten, da-ß sich -der Arbeite-r wohl fühlt und daiß er. cs ver-
teidigt, wird- er sich fra-gcu, ob cr es. verteiditzeu will. DanU
siud Sie (zu -der Rechtvu) vsvloren-l '

Finanzminister 'Frhr. v. Rheinbabeu: Der preußifchc
Avbe-iter sei kein politi-scher Helot. Bcbels Ausführuntzeu übev
die Bereitwilli-gjkeit de-s Arbciters zu-r Ve-rteidiiguutz -des- Vatew-
laudes müßtcn von> -dcm Haufe fcstgena-gclt wevden. Bebel'
wüvde fich besscr das stölge eugli'sche Wort zu cigcn inache-ni:
Right -o.r wr-ong -mh cau-n-try, austatt das- Ausländ zu lobcU
u-nd Miis zu schmähen. Falsch ist -die Bchauptuug eiuer -ffnan-
z-iellen Uebevlastung >der Avbciter. Die -großeu Lasteu trageui
die bürgcvlicheu Klasscn-. Jn- PvLußsu find- 68 Prozcut dcr Be-
vMevuny stcuerfrei. DeutschlaUd bringt für Arbeitcrveiüsiche»
ru-ugeu tätzli-ch 1500 000-Mk. a-uf; -davon leistcn -dic Uvbc-it-
geiber -die Hälfte. Für 'die Gewerks-chaffeu zahlen Sie (zu deu
Sogialdemvikrateu) 20 Mk. pro Kopf jähvlich. Welches Gefchrei'
wüvde die tzleichc Forderuntz für Ideu 'Staat oder die Gemeindc
vcr-uvsache-n'? (Svhr richffg!) Der Redner befürwortet dauu
die Reichsfinaugrefovm. Die -Eingefftaaten könuteu nicht über
24 Millioneu 'Matrikularbeiträge leisten. Ma-u uiüsse Äie
Reichsfrcuditzkc'it der Ein-zcfftaateu steitzern. Die v-cm- F-ritzeu
vorgeschlageuc Aus-dehnung der Erbschaftsstcuer sei uicht M
e-mpfehlen. A-u-ch -belasteten. die Steuevvorschla-M Aic -nolwen-
di-gcu Nahru-ntzsm-ittsl ni-cht unerfchlviuKich. Die Qvvositiou
gogen die Vovschläge der Rcgieruuy müsse das Hevz der Padrio-
ten -beMmmern. Siud Wir Uur n-och FntercssLnteu, uUfähitz,
Opfcr zu- b-rintzeu? 'J-ch den-ke zu hoch von umscrem Völke, -um<
anzunehmeu, -dah cs Uicht freud-itz n-otwendige O'pfer briugt.
(Be'isall. ReichÄauglcr Füvst Bülow betzlückwüufcht -de-u
Reduer.)

Mg. Frhr. v. Rich'thofeu (kous.): Wir 'bcwilligen dic
zu-r -Erhaltuug dcs Friedcns und zum Schutzc 'dcr Nation uwt-
wcudigen- Mittel. Wir müffeu de-m Auslandc zci-gcu-, datz das'
Leuffchc Volk wie ciu Man-ni hinter seine-m Käiser steht. Die
Regierung behandelt das Wolk sichcr nicht fchlcchter, als Bebel
die Redakteurc dc-s- „Vorwärts" behandclt hat. Die vcvAutio-
näreU Aufrüfe im> foziaildemvkratifchL-u PvögramM mähne-ni

mit allem E-vnst äuch ihrevseits gsgenüber Jtal-icn in diefer
Sache aufgutveteu.

KLeirre ZeitNKg-

W. P. K. Hochschulnachrichten. Freibu-rg, 7. Dez. Die
philosophische Fakultät der hiesi-geu U-nivcrfität hat demi
Stadtwat H. Fäckc einstMlmig zu-m Ehreudoktor
cvnanut. Fickc hat sich uni das städtifche -SammllUligswese-u
hochvcMent geMacht. Durch seinc Weltreiseu hat e-r Beziehuin--
gen in allcu Wcltteileu amtzeknüpft.

— Augsburg, 6. Dez. Die schweren Verdachtsigrünide
gegen den> wegen des dieser Ta-ge verii-bten- Lust-
mords in Ha-ft genommenen Arbeiter Anton Englisch,
dvtz er noch einsn w e i t e r e n L u st m o r d, nämlich ken-
am Funkensonntag (12. März 4906) etwa um L/2'6 Uhr
abends auf der sogenannten Engelhalde bei Kempten an
der 8jüh-rigen Berta Satzer von Kempten verübten, be-
gangen haib-e/ haben sich bestätigt. Etzglisch hät nunmehr
auch dies-es -entsetzliche BerbDech-en eing-estanden. Es fiel
auf, dah -bei Begchen dieser jiingsten Mordtat viele Um-
stände mit de'njenigen bei dem Mord in Kempten Aehn-
lichkeit hatten. Auch bei der Berta Salzer befand sich die
Schwester, auch dieser Mord wurde am h-ellichten Tage
verübt, auch damals h-atte der bösffalische Täter sein Opser
in den Hals und in den llnterleib gestochen. Zudem war
der wegen des Mords bei Psersee v-erhaftete Anton Eng°
lisch vom 27. März 1906 bis zum 6. Mai 1905 in Ktzmp-
ten in Arbeit. Nach wiederholtem Verhör gab der Un-
menfch z-u, dic Berta Salzer in Kempten auf dsr Engel--
 
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