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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 230-255 (2. Oktober 1905 - 31. Oktober 1905)
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Morrtag, 2. Oktober 1905.

Erstes Vlatt.

47. Zahrgang. - Nr. 230.

Erschetnt täglich, SonntagS auSgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 50 Pfg in's Hans gebracht, bei dci Expeditton und den Zweigsiattonen abgeboli 40 Pia Durch die Poft

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk ansfchliehlich Zustellgebühr.

Nnzetgcnprers: 20 Pfg. fnr die Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Fiir htesige Gefchäfts» n»o Privatanzeigen erminnat. - die Anfnodme von Anzeigen

-»> brftimmten Tagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnierate aus den Plackattafeln der Heidelbergec Zei.ung nnd dea An'ch-aaiteN". F^in'vrecher 82.

Vortrag über Eisenbahnreform.

/V. Heide.lLerg, 2. Oktober.

^ Auf Voranlaffung der HandÄskamaner und 'des Kaujnn.

hielt yestern der -bekannte Eisenbahnrefoümer Prof.
^ngel aus Berlin im grvßen Saale >dcr „Harmonie" 'vor
7^>der nicht übermäßig zechlreicher Zuhörestschast einen Bor-
Mer „Die bevorstehe'.rde Eisen>b<chnreform und chre Be-
^Utung für Süddeutfchland". Sein Gedainkengang 'war im
vijesentlichen folgender: Während bei der Post in hnüdert-
jdhriger Entwickluing das Bcrkelhrs'ideal nahezu erreicht ist,
^deiu jeder'manu — anch der ärmste — sich der iEinrichtnngen
Pgst bedienen kann, ist die Eiscnlxchn, was die Grund-
^'diii-guntzen, des Verkeihrs aUbetrisft, steheu geblieben, das
n»>ßt, beim Persoueutarif, währeud der Gütertaris vou zehn
M zehn Jahren gesunken ist. Der Personentaris ist seit zwei
Meuschenalteru uuberäudert und dars heute noch als der
!?ae Postkutscheutarif bezeichuet werden. Jetzt sagen' die Eiiseu-
ch'huvcrwaltungen selbst, daß die Verlhältnisse unhaltbar sind,
Uäuilich für 'sie selbst. Zu großeu Teil liegt es au der Psycho-
^gie der Höheren Eisenbalhn!beam.ten, daß wir die- lheutigen
suutscheckigei!, gar uickit mehr zu überschenden Tarisverhältuisse
uabeut Der höhere Eisenbahnbeamte üst ein Gegner alle>s Ein'-
tachenz er hat eine Schcu davor und ihm ist uicht eher wohl,
bis eincm Einsachen ein, Koniplizierte's ,gemacht >hat.

jsUzu kommt, daß er die Tarise, die er festsetzt, am eigenen
nicht verspürt, deun er sährt srei und, sährt bequem.
^ur meil die Verwalrungen -bei der Verkehrtheit der Tarife
?jcht mrhr eiu uoch aus wissen, siunen sie auf Reformen und
Etcn Konsercnzen ab. Der Tarif von 3, 41h und 7 Pfg. wäre
sich gut, wenn er nicht wieder mit gwei bösein „aber" 'be-
jMvert würde, närulich dem ganz ungerechtscrtigteu Schnell-
^Vzuschlag und der Aushcbung des F.reigepäcks. Für de'n
»»'schlag chißt, es keinerlei sachliche Gründe, deun der Schnell-
M ist für die Verwaltung eher billiger als teurer wie 'der
usonxngug, und' das Freigepäck i'st nötig, denu-dcr Ku-ltu'v-.
Uensch ^ist ^it Gepäck. Ju England uird- Amerika 'hat er
^tiächlich uubeschränktes Freigep-äck. Die Expedierung ist
denkbar einsachste; die zahlrei-chen Expeditio-nÄieamteu sa-l-
d-ort fort, wckdur-ch die Berwaltuugen ebensoviel crsparen,
<7? sie durch Gepäckgebühr einuähmen. Auch ist zu bea-chteU,
snß die Bahneu- gesetzlich verpflichtet sind, zwischen Lokomotive
,-!>'d erstem Personenwa-gen cineu Schutzwageu laufen zu las-
Z>- Der Gepäckwagen ist älso untcr allen -Umstäuden da,
" er bcnützt wird- oder uicht.

„ Dw vierte Klasse ist in No-rddeutschland nicht zu eutbehreu;

dgxs cius keine Resorm rechneU, durch die sie bcseitigt
^i»dc. Was das badis-chc Kilomctcrhest anbetrifft, so sind
. Isen Vorzüge nicht zu verkennen, wenn es auch eincn pluto-
o-?s>schen Charakter hat, und üie Kontr-olle verlcmgsa-mt. Seine
.»Tenieine Einführuug erscheint als uUm'öglich. E.s ist aber
a7?chvus n-icht uötig, 'daß Baden es ausgibt. Ma,n ,möge die
i^piante 'Rcsorm so sassen, daß die oben genannten' Sätze als
.Bkimalsätze gelten, und daneben jeder Staat sür seinen Be-
die Freiheit behält, unter diesc Sähe >her'untepzuge'hen.
Kilomctevhest würde danu als Sauerteiy wirken-, 'der zur
j?'tereu allgemeiNen Herabsetzung der Tarife sührt. Sollte
Reform am. badischen Kilometerhest zuuächst fcheitcrn, so
das kein Unglück, 'denu es würde danu 'sehr bäld eine
'seve Resorm, kommen.

^ Herr Karl Ue-berle, der Vorstand dcs Kaufm. Vereins,
Hjsstte dem Redner für seine Aussührungen. Zugunsten dcs
?>nete.rheftes führte er dem Vorreduer gegcnübe.r an, -dah
dähnsteigsperre >bei uns erst kurze Zeit besteht, sodaß die Kon-
ivc,^ spätcr sch.ieller ge'hen wird. Das Heft dürfe nicht abgeschasft
n» es sollte weiter ausgebaut werden. Es sollte stir ,das
^ hx und das uächstfolgende gelten, daun würde

ths Kontrolle stch leichter abwickeln- Die vierte Klaffe wollcu
>u Badeu insbessudere auS sozia'Ipo>litischeu Grünlde'n nicht.

- we Einsührung wäre ein Rückschritt. Das Kilorneterhest,
^ die Benützung des Schnellzugs gestatte, bedeute eine Zeit-

StadttKeatev.

! "D er Hochtouri st".

a h und Max NeaI.

, 4xan wird sich erinnern,

Hcidelberg, 2. Oktober.
Schwank in 3 Akteu vou Kurt

... .daß einer der Hauptwitze des

itzchatz-Nealschen Ho-chtouristen, mit dem gestcru unter der
ttz^Meu Teilnahme des Publikums die neue Snis-on eröfsnet
?de, in einer photographischen Aufnahme besteht.

H»rr Mylius wird zu seinem sünfzigsteu Geburtstage von
kdj,> aktuellen illustrierten Blatt „Die Stunde" in seiner Tätig-
aks Alpiuist „abgepho-tet". Man macht die Sache ider Ein-
sz^hait halher in Berlin ab. Zwei auseinauder-gcstcllte Tische
!tz.-?i ,zu erklimmende Gipfel wird durch einen um-gekippten
markiert) werdcn mtt T-ischtüchcrn veühä.rgeu, uud- die
ttz^ »cherillusion ist fertig. Die ,beideu von der liebeuden Gat-
sc, Ju'bilars zum- Feste einMladencu alpineu Führer hel-

>ds- Jubelgreise aus deu Gipfe-l. Das ist das große Tableau

Z.rsten Aktes.

dies schon an sich (wie es 'sich gcstern Mbend zeigte) zum
lustig, so ist es dcr Gipse-l der Lächerlichkeit, daß
nie eincn Berg bestiegen, datz er alle seine alpi-
iü.., ^childerungen, in Briefen an seine Gattin glüheud stili-
.oigeühändig abgeschrieüen und au-s Mün-chen, wo er im
sroher, kluger Zecher weilte, unvcrfro.reu niach Berlin
Et hat. Und wie es nuu eiumail ist, man muß einmal
^ffj'eren. Die Frau samimelt die Briese, läßt sie bmter
chffückcr, des Manues drucken und verbreitet sie. — Wenn
qxu^^uche herausko-mimt, kanu es Mhlius eklig geheu. Aber
fyss derläuft im- Saude, da> es sich herausstcllt, daß der Ver-
^,der Originalberichte, die Mhlius abgeschriebeu hat, sich
jünge« Tochter von Mylius intereffiert unb de-,mge-

Der

tzvz Jntercffe daran hat, keincn Lärm zu schlagen. ^
»"thüllt dauu,, nach den berühmteu Mustern des
Rössels, die Berliuer tm- Gebirge, eiu harmloiscs Er-
>e rines ewanzipierten moderuen Mädchens mit eineni

ersparnis und Zeit 'sei Geld. Er meine, es konne ganz gnt
au-ch in- dem übrigeu Deutischl.aud eingesü-hrt werde'n.

Prof. Engel beAweifelte 'letzteres durchaus und -hob her-
vor, daß die 'Ge-päckexpedition beim 'Kilometevheft erschwert
würde.

Reg.-Baumeister B l u m hob 'dem Reserenten gegenüber
hervor, daß der einhcitliche Personentarif nicht erfölgeu solle,
tvei-l die -Balhneu mit den jetzigeu Tarifeu uicht mehr wirt-
schäfteu köuntcn, sondevn aus dem höhcreu Grunde der ange-
strebte'n .Betriebsimittelgeme'inscha-ft. Mit der Post dürfs mau
die Eiseubahu ntcht vergleichen, weil man- die Gratisle-istungen
der Eisenbahnen für die Post ncht vcrgessen- 'dürse. Wenn
Engel Aüsnahmen bei Len Tarisen zulaffeu wolle, so gelte sür
ihn selbst die Pshchologie, 'die er als charakteristi'sch stiir die
Eisenbahnbeaniten bezeichnet 'habe.

Prof. Engel sührte dem Borredner gcgenüber aus, dah
die Eisen'bahuen iu -das Regal der Post eingegrisfen häcten
und ihnen aus dte'se-m Grunde die Gr-atisbeförderu-ng von Post-
sachen auierlegt worden sei. Die von ihnen- vorge'chlagenen
Ausnahmen- von ,den Tariseu unterschiedeu sich v-on denjenigen
der Eisenbahnbeamten seihr wesentlich; ste 'brächten nämlich
Erlcichterungen, während die Ler Eisenbahubeamlcn unmcr
Erschwcrungen und Verteuerungen bedeutcn.

Nachde-m ein Redner noch gegen die vicrte Kiasse und fvr
allgomeine Einführung der Sätze des Kilo-meterheftes für alle
Züge gesprochen, wurde die Versammluug geschloffen

DeuLsches Reich.

— Die 'S ep t e m'b-e r - N u m m e r der „Zeit-
schrift für die Reform d-er hö'heren, Schulen" berichtet von
erfreulichem Fortgange der Reformschulbe'we.
g u n g. Außer d>er Reformfchule in Karlsruhe, über deren
fe'hr günstige Reifeprüfung wir seinerzeit ausführlich be-
richten kouuten, haben auch das Kgl. Friedrichs-Gymna-
fium in Breslau und das- Reform-Realgymnasium in
Witten ihr-e erste Reifeprüfung hinter fich. Die Zahl der
Reforinfchulei: hat üi-e 85 nun fchon üb'erschritt-en. Llls
86. R-eformschule ist seit Ostern 1905 zu zählen Uerdin-
g,en a. Rh., Realschule mit Realprogymnasium, fpäter auch
Progymuastuui nach dem Plan von L-ennep, als 87. Ster-
krade, Rheiul., Realprogymnasium. Jn diesem Jahre
find alfo 12 Reformschnlen hinzugekommen, gegen 6 im
vorigen Jahre nnd 17 im Jahr'e 1903. Jn Aussicht zur
Umwandlung bezw. Gründnng stehen Siegen, Realgym-
nasium, München, Gymnasium' Düsfeldorf, Gymnasium,
Dortmund, Gymnasium Hechingen, Realgymnastum
Culmfee, W-estpreußien, Roalprogymnasium, Ohligs-Walo,
Real'schule mit Realprogymnasium. — Summa Summa-
rum: Die Bewegung, schreitet erfreulich weiter!

— Wie die „Zukunft" mekdet, foll die Abberufnng
des dentschen Botschafters in Petersburg, Grafen v. A l -
vensIeben, bevorstehen. Graf v. Alvensleben wird
am 9. April 1906 siebzig Ja'hr'e alt werden, er ist seit
19-01 inPetersburg akkreditiert, w-o er — bis dahin
Gesandt-er in Brüss-el — den Fürsten Raüolin ablöste, der
damals als Nachfol-ger des Fürsten M ü n st e r nach Püris
ging. Vorher w>ar der 'Gener'al v. Schweinitz Bot-
schafter in Petersbnrg.

— Jn Wiener politi'schen Kreis'en ist man der Ansicht,
daß die deutsch-russischen Annähernngen, d-ie -sich in letzter
Zeit vollzo-gen haben, wahrscheinlich zum> W i e d e r a u s-
l e ben des Bündnisfes von Deutschland,

Geüiirgsfü>hrcr unb ein paar Sitna-tion,switzc. Jini d-rittcn, i
gibt es das Duell dcr Emanzipicrten mit ihrcm künftigen Gat- ^
ten, vie Enthülluny >dcs Mhst'usffchen Gc'hc'imnisscs u'nd anderc
Scherze. —

Das Enfemble machte einen ganz vorzüg>lichcn> Emdrnck,
die altcn und neuen, Kräfte arbcitcten sich so völlig in die
Hand, daß man -gläubcn tonnte, stchertich nicht dcr ersten
Woistcllung ciner Saison angu/wohnen.

Herr B a'u m (Mylius) brutz >das Hauptgew-icht des Abe>nds.
Sein trockener Hunnvr, der d-urch die verrücktesten Sachcn und
Situationcn stogreich hindurchgeht, seinc 'Bchatzlichkeit, die seine
Weisc des Spiels mit den Äugen, dic Bcweglichkeit' und dic
hcrrlichc Art, sich durch Panto-mimcn- vcrständlich zu machen,
an alledcm konnte man sich gestern wiedeir erfreuen. Den alten
Führer Rainthaler spielte Herr Aloys Mora. Er erinncrtc
an Herr-n Großmann- gutcni Angedenkens und- schuf eine Cha-
rakterfigur von verblüffendcir Lebcnsfrischc. Hcrr Essek,
'der uns vo-n feinc'm Probetzastsp-ic-l schon bckannt ist, war der
-Sepp, dcr in Bcr'lin fci-.ien Roman mtt dcr Emanzipicrtcn hat.
Wir werden, wenn- Hcrr Essek bei .diescrn Ton- bleibt, dcn er
gestern an'schlug, ini Lustfpiel Gutes von ih-m zu erwartcn
ihaben. Er ist bewcglich, schlagfertig, er hat die nötigcn
Nuancen zur Verfützuntz, er -verimag eine Rolle cinheitlich dur-ch-
zuführcn. Jni erster Rcihe mütz ich dann noch drei neue Dar-
steller nennen, Herrn, Sassen, Herir.r Wen'deborn u-nd
Frl. Jllintz. Letztcre gab, ganz untzezwnntzen, ein Dirndcl
ans dcn 'Bergen. Herr Sasscni zeigte in^einer ernsten, Herr
Wcnbeborn in ciner komtschen Rollc Geschick und Gefchmack.
Frl. Kcllermann spielte die Naive, fie hat Anmut, eine
hübsche Art zu plaudern- und gu-te 'Sicherheit aus 'dcr Szcne.
Auch Frl. Brarden , Frl. Hübs ch und dic Mütter'spielerin
Frl. Hinri-chs hatten Gclegenheit, sich recht tzünstig einzu-
führen. Jn klcineren Rollen tratcn Herir Saltcnburg,
-Hcrr Mertin- s und Hcrr Lencrt mit bestc'mi Erfolg anf.
Jm erstcn Akt erfcheint cin Rcporter, 'dcn Hcrr Hartberg
ausgc-zeichnet natüvlich verkörperte, er befchnüffe-lte das gcm-z« >

RußIand- und Frankreich inOstasien führen
werde. Besonders die freundlich-e Auifna'hme, die Kaiser
Wflhelm Witte zu Teil werd-en ließ, könnte als Grad-
messer sür die Wichti-gkeit g-elten-, die in Deutschland die-
' fer Konstellation ent-geg'eng-ebr-acht werde. Dem Besuch
Tittonis in Baden-Baden wird, aogesehen von der Festi-
gu-n-g der bewährten Bözichungen keine Bed'sutung und'
'kein Sond-erzw'eck beigemiesfen.

Baden.

Karlsruh e, 30. Sept. Der Minister des Jnnern
Dr. Sch e n ke l empfing gestern Mittag eine Abor'd-
nung der Oberbürgermeister unseres Landes,
die w-egen der FIeischnot vorstellig wurde. Nach
den bis jetzt aus der Hälft-e -der Bezirke vorlie-genden Er-
hebungen könne in Baden, wie der Minister verstcherte,
von einer eig-entlichen Fleischnot kleine Rede sein, autzer
von -einem Mang-el an S'chweinefleisch, da die N-achzucht
von Schweinen fich- in den letzten Woch-en er'h-eblich ver-
ring-ert haben soll. Daß durch die sehr bed.eutende Preis-
stei-g-erung für Schw'einesleisch die Lebenshaltung, der Ar-
beiterbevölkerung und teilweise auch d-es- Mittelstandes'
un-günstig bseinflußt wer'de, könne nicht in Abrede g>estellt
werden. Der Minister erklärt, er wolle zunächst den
Mschluß der im ganzen Land gemachten Er'hebungen ab-
warten und dann in eine g-ewissenhafte Prüfung der Maß-
nahmen Zur Beseitigung der in größeren Städten u n -
Zweifelh- ast vorhandenen Mißstände ein-.
treten.

K a r l s r u h e, 29. Sept. Jm großen Saale des
hiesigen Rathauses wurde 'heute Nachmitt-ag eine Ver-
sammlung von Vertretern sämtlicher Kreisaus-
schüsse des Landes abgehalten, um über verschiedene
Fragen von gemeinsamem Jnteresse für die Kreise zu be-
rat-en. Hinstchtlich der Staats-dotation für den Land-
armenverband wurde angesichts der Unzulänglichkeit
diäser Dotation einmütig befchlossen, die Petition vom
Jahre 1903 zu wiederholen. Was die Benützung von
Kreisstraßen und Kreiswegen für den Verkehr von Motor-
wagen "betrisft, so ergab d-ie Diskussion die Ausfasfung,
daß man noch zuwarten solle, mit Vor'schlLgen an die Re-
gierung heranzutreten, bis auf d-iesem Gebiete weiters
Erfahrungen gesammelt seien. Ferner wurde ein Antrag
Blankenhorn angenommen, die Regierung zu ersuchen,
die Privatanstal'ten für Schwachsinnige und Epileptische
in Mosdach, Kork und Herthen als -geeigneten Ersatz sür
die sehlenden Staotsanstalten anzuerkennen, damit den
Gemeinden und Kreisen die im Gesetz der Staatskasse
gegenüber vorgeschenen V-ergünsti-gungen auch für die in
diesen Privatanstalten unterg-ebrachten, nicht vollsinnigen
Kinder gewährt werden köiinen, gleichwie dies bereits
sür die staatlichen Danbstummen- und Blindenanstalten
der Fall ist. — Zum Ort der nächsteii VersammInnA
wurde Heidelberg b-estimmt.

Preußen.

— Wie verlautet, ist das vom Landwirtsch-aftsminister
von d-en Landwirtschaftskammern und den Regierungs-
prästdenten zur Flei s chnot eingeforderte' Materiak

Ameublcment u-nd FamilienenfemMc dcr Mylius und satzte

— Hochschulnachrichten. Der etatmäßige Prwfessor der
Physik an der Tcchn-ifchen Hochschule in Hannovcr, Dr.
K. Dieter-ici, 'hat den an ihn ertzangenen Nuf an die Uni-
verfität Rostock abge-le-hnt. --- Der Knnft-Hiftorikcr Dr. phil.
Walter Rothes -in Wiesba-den erhielt, wic das „Wes-
-bädene.r Tagbl." berichtet, vo»n preußifchen Kultnsministeriu-m
eii.ren. Lchranftratz sür Kunftwissenfchaft an der Pofcner Aka-
demie.

— Franksurt a. M., 30. Sept. Die I n t e r n a -
tionaI -e Ausstetlung für Kochkunst und Hotelge-
w-erbe wurd-e heute in Geg-enwart der Protektorin Prin-
zessin Fri-edrich- Karl von Hessen erö'ffnet. Die Aus-
stellung ist gut beschickt und- interessant gestaltet.

— Dlisteldorf, 29. Sept. Prosessor A n d r a s
Achenbach erhielt heute aus Anlaß seines 90. Ge -
burtstages zahlreiche Gratulationen und anders
Aufmerksamkeitkn. Der Kaiser verlich dem Küi-stieck
den Stern zum Kronenorden 2. Klasse mit Eichenlaub und
sandte ein -eigenhändiges Glückwunschschr'eiben. Kultus-
minister Studt telegraphierte folgendes: „Dem auf
90 Jahre zurücksch-auend-en Wtmeister deutschen Kunst-
schaffens, dessen krastdurchdrin-gende Schilderungeii be-
wegter N-atur in Meer und Wald ihm und der deutschen
Kunst zu unvergänglichem Ruhme gereichen, wünscht vm*
Herz-en Hyil und Segen zu deni ilstn durch GotteZ Güte
ge^chenkten s-eltenen Festtage. ^iltusmin'ste-; Srudi." Ein
 
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