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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 151-176 (1. Juli 1905 - 31. Juli 1905)
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Erstes Blatl.

47. Jahrgang. — Nr. 174

Freitag, 28. Juli 1W5.



>rschet«t täglich, Sonntag» auSgenommen. Prei» mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's HauS gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. ausfchlietzlich Zustellgebühr.

Anzeigenprei»: 20 Pfg. für die Ifpaltigc Petitzeile oder drren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. - Für die Aufnahme von Anzeigen
«« bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung und den irädtiscken Anscblaonellen. Fernsprecker 32.

Deutsches Neich.

Baden.

^ 'Korisruhe, 27. Juli. Auf Veranlassung des
^berschulrats hat in den Tagen vom 23. bis 26. Mai hiex
Konferenz der Direktoren der sieben höheren Mäd-
sis^schulen in unserem Lmrde stattgefunden, wobei über
. ^ Organisation und den Lehrplan der Mädchenschulen
^handelt wurde. Es zeigte sich dahxi auf der einen
s^^^c, datz inanche Vorwürfe, die man da und dort in
/tzter Zeit gegen die Ausbildung der Mädchen erhoben
^>at oder noch erhebt, für Baden nicht zutreffen; auf der
«ndoru Seite mußte aber zugege'ben werden, daß eine
^?Eere Berücksichtigung modernen Wissens zu einem
^iterausbau und zu Verschiebungen der Stundenbemes-
ju den einzelnen Fächern führen mutz. Wie mun
?,brt, soil xin auf den Beschluß der Konferenz aufgebauter
^hrpluu wahrscheinlich schon mit Anfang des nächsten
'T'chuIjahres in Kraft treten. Die technischen Fächer:
^lchnen, Singen, Turnen, Handarbeiten werden durch
.tle Klassen Migatorisch; Handarbeit wird durch Wcg-
unnötigen Stoffs erleichtert und auf 2 Stunden in
^u Klassen beschränkt. Wesentlich derme'hrt wird die
chtundenzahl in Größenlehre von 19 Stunden in den
wben Klassen auf 25, in Naturlünde von 12 auf 16, in
^ographie von 11 auf 12 Stunden, die in den Vorklas-
Eu wLnigstens den mathematifch-naturwissenschaftlichen
chrkräften übertragen werden.

^ ^arlsruhe, 27. Juli. Der „Bad. Beobachter" wendet
lm "umutiges Verfahren an, um Ler großen Menge kleri-
^r Wähler die geistige Ueberlegenheit der Ortsgeist-
chcheu über die Professoren klar zu inachen. Er
u>,?^rt folgende Unterhaltung zwischen dem „Waldmichel"
^ deni „Kohlernaz" : '

Waldmichel: Vor etlichen Wochen habe ich etwas
üi der Klosteraufhebung im Jahre 1806 gclesen. Jn
si't- Blasien, habe ich sda gelesen, haben die Mönche
Lfse eigene Druckerei gehabt, wo ste ihre gelehrten
Zuicher selber drucken konnten.

. Kohlernaz: Da müssen aber im Kloster vielc ge-
^hrtc Mönche gewesen sein, sonst hätten sie nicht eine
^geue Druckcrei gebaut. So weit hat es noch nicht
Mnal eine Universttät gebracht.
tzj r^enn die Kohlernazis der Zentrumspartei in ihrer
aus dem Vorhandensein einer Klosterdruckerei
-Nusse zu Ungunsten der Universttäteu ziehen, die es
'Ui nicht gebracht haben, dann wird man den Armen
dgj-fueiste dergleichen nicht übel nehmen. Daß aber die
sch ^ischcn Führer dcr Zentrumsmassen die geistige Be-
A^Eheit dieser Kohlernazis dazu mißbrauchcn, läppische
dx> ^teile auf Kosten dcr Universitäten und zugunsten
hy,. ^rdcnsgeistlichen groß zu ziehen oder lebendig zu er-
dydn"' ist einc Kampfesart, um die niemand die
"che Zcntrumsführung beneidcn will

Prcußen.

Zn der An'gelegenheit des evangelischen Pfarrer

)«ttw

hgüm III Köln schreibt man der „Frankfürter Zeitung",
Ui,h Predigtcn so befucht waren, wie bei keinem

dortigen G-eistlichein Lange vor Beginn des
lesdienstes strömte das Volk aus allen Stadtteilcn

Jungfraubahnftation Eismeer.

die. Ju-iigfraubahn und- ihre <nn> 25. -d. eröffnete Sta«
Mj^^Äneer entn-ehmen wir der „N. Zür. Z." noch fo-lgend'L
^ftüungen: Das war ein Dränyen, Ru-fen, -EAen un-d
n-ltz,^sin um!die 'Sihplätze in deiNi Zügcn -dcr Wongerna-lpbahn,
^ig „ ^ von Jnterla-kcn nach Lautcrlbrunnen, gekommen waren,
Aeg ,°U hjch zur Kleinen Scheddegg -hinaufzufahrM! Alle Wa-
Ls,ü-wg!a.r beren Wattforimeu, waren „gestoßen boll", nn-d
" - ^uientzug auf Snpplementzutz m-ußte abgekafsen weüden
fü'ch.lüählten gegen Mittag au-f ldcr Scheidegg dcren fiebcn un-
hinter clnander oben- ankom'men-d'e Zü-ge — nm den
N jzüs.ststd-rang der sehensdurstigen, ungedüldigen Reisenden
'Zelal^Et'igen. Bci Mitunst auf dcr Scheidegg lbegin-.it ei-ne
Ar des Willctschalters bes 'schinucken Stationsgcbän-

^sip^Ü- Juntzfraübahn; jc'der fürchtet, z-u spät zu ko-mmen und
ri-eP'latz mehr zü stnden, aber der „Jnterpret" 'beruhigt
"tzst .uiit We-rsi-che-runtz, datz Sirpplemcntzütze bereit
- Die meisten Besücher des 'Berner Oberlandes scheinen
uicht zu 'wissen, datz die Jungfvaubahn sowohl dctn>
-r>bd ^'risch^^ ais ^ch dc-m auÄändischen Rundreisebillettsver-
^ugehört, so Lätz sich jederma-n-n 'dcn Jungfrauhahnkoupon
ütz ^ ^u-i sxwcr A-usgan-gsstation besorgcn kann, und fcrner,
Ünsijisiu aus -den bcidcu Bahnhöfen von Jnterlakcn, sowie äuf
Stationen der Wen-gernalpbrchn (a-lso anch in
Alle^l"uld, Alpitz-len, Wentzcn und Lauterbrunn-cn) direkte
Ae den> Stationen der Jungfraubahn lüfen k—

fslsi^^uiebsdircktion hat diese Neuerun'g im Jnteresst

Aachl Pub'Iikums einyeführt -und wer von thnen Ge-b-,

üch an- Tagen grotzer Freguenz vi-elleicht manche
üig^^wlichkctt. Die überfüllte-n Züge kommen rasch nach-
ZUtz 'uuf Station Eigerylctscher an. Mit de'm nächsten
hfÜtjDM weiter hinvuf: nach Station Rothstock, und dann nach
a« ^Vrwand (2868 Meter über dem Meere), wo sich
dem präch-tigen Au-sblick -über das Mittel-gebirgc hin-

kann'.
e des
rauch

herbei, um Jatho zu hören uud ein Plätzchen in der Kirche
z-u erh-aschen, die, w-enn der letzte Mockensch,Iag verklungcn,
meist schon überfüllt war, sodaß Nachzügler entweder
umkehren oder stch-enden Fußes den Worten Jathos lau-
fchen mußten. Was er dann feinen Zuhörern bot,. war
nichts Angelerntes, sondern es sprudelte vou Beispielcu
aus dem Leben. Da wär nichts -zu finden von dem
-Fluche, der die Leute fressen solle, welche in dem Rahmen
der Ktrche als ungläubig gelten, nein, er zo.g auch dieje
Leute an sich herau, er wußte Hnen die Relrgion nahe zu
briugen in seiner Weise. Wenn dem Nolke -der Glaube
erhalten werden soll, dann muß ihm derselbe auch> sozu-
sageu mundgerecht gemacht werden, und das hat Jalho-
verstandeu. Er verketzerte au-ch keiuen Schiller, keinen
Goet-He, er sah in rhnen Werkzeuge Gottes und fchilderte
ihr-e Vorzüge. Er wvr eiu warmer U'nh-änger der Kunst.
aber kein Mucker.

Aus der KarLsruher ZeiLuAg.

— Seine Köni-gliche Ho-Heit der Grotzherzog haben
-dem Hofrat Dv. Git 'bert in Baden-Waden -die Erlaubnis zn-r
-An.iähme und zum Tratzen des ihmi verlichenen Grotzher-rlich
Türkischen Med-ji-die-OrLens dritter Klasse erteilt.

— Fo-rstassessor Os-kar Bis i n ge r in Freiburg wnrde zu-m
Forstamt Jestetten in Thiengen versetzt.

— Betriebssekretär Fviedrich Stephan in Lörrach wnr-de
zur Versehung der Stationsverwalterstelle nach Elzach versetzt.

Karlsruhe, 27. Juli. Der Aufenthalt des
Großherzogr- und der 'Gtvßherzo-giu in> St. Moritz war
bisher vom W-etter schr begünsti-gt und für die Erhvluug
und Kräftiguug der höchsten Herrschvften- von bester Wir-
kung. (Damit erledigt stch die Na-chrtcht von der Er-
krankung des Großherzogs.) 'Der Erb-großherzo-g und
die Erbgroßherzogii' .welche iu letztcr Zeit Zu Besuch auf
Schloß H-ohenburg weilten, sind Heute in Tarafp-Dulpeca
eingetroffen und gedenken dort einen läugeren Kuraufeui-
halt zu nchmen.

AusLand.

TLrkci.

K o n st aiitiiiopel, 26. Juli. Der Nürnberger
Lehrer H e l -l er, von dessen Schuldlosigkeit sich- setzt auch
die Türken häben- überzeu-gen müsseu, ist gestern in Frei-
heit gesetzt worden.

Universität und tierärztliche Hochschule.

Ue>ber dic Berleihung dcs Promo-tionsrechtes an die tier-
ärztichen Hochschulen ist während dcr -letzten- Landtagsperio-de
in Leüden fächfischen Kammern in Rückstcht au-f >die Notwend-i-g-
ke'it der Ansstattun-g üer Dresden-er Hochschitle mit diese-r Werech-
-tigung verhan-delt worden. Diese Fra-ge ist, wie wir der „Tier-
ärztlichen Rundschau" entnehmen, auch in anderen deu-tschen
iBundesstaaten- -brennend geworden, nnd hat in Württem-berg
dahin -geführt, die Lösung- der Fra-ge durch -Verle-gung der
tierärztli-chen 'Hochschu-Ie von Stuttgart nach Tübingen
und deren Aufnahme in den Lortigen Universttätsver-b-and- anzu-
streben. Diese Angelegenhcit ist in, der württember-gischen
Ständeka-mmer besprochen wo-rden, bei wel-cher Geleyenheit der
Kultusminister Dr. Weizsäcker nnter Zustiminun-g 'Ler -Mehrheit
dcr Ka-mmcr erklärt hat, datz er prinzipiell die Ber'lc-guntz der
tierärztlichen Hochschule nach Tübin-gen-, we'lchem Plane 'zu sei-

weg bis zum Jura, -Schwarz-w-ald uud zu den Bogesen erfreut.
Wir aber fahren in Betzleitung des bauleitenden Jngenieurs
auf der LokoMotive eines Materialzuges zur Station Eis-
meer (3161 Meter) hinauf. Jhre En-tfernuntz von Station
Eigerwand beträgt 1,3 KÄo-meter, d-ie StettzUng 25 Prozent.
Awischen de-n beideni Statwneni ilietzt.eine Kurve von- 200 Meter
Rtzdiuis, so d'atz mmr auif Stativn Eismeer die S-üdwand des
Eiger erreicht, während Statiou Eitzerwand in der N-ordwand
steht. Kurz -vor der n'eueni Statw-n weitet sich de-r Tnnne-l.
Statt der -gcwöhnlichen Wreite von 3,70 Mcter bekommt cr hier
eine s-o-lche von 9 Meter (Doppel- resp. Ausweichg-Icisc und
Perron). Zur Stationi s-elbst 'fuhrt ein kurzer, 5 Meter brci-
-ter Stoll-en, aus -tvelche-m- man schon- von iiveitem, das helle
Tageslicht i-u deu Tunneil eiudrin-g-eni sieht. Die Station selbst
ist eiu Meiste-rwerk der, SpreugtechUik. Aus dem ruarmor-
ähulichen, blaugrauen Hochtzebirgskalk (Malm), der glcichen
Gesteiasart also, die auch hei Statiou Eigerwand ansteht, ift
ein- mächtiMr Raum au'stzesprengt word-en. Seine Süd-waUo
ist an- fünf Stelleu durchlbr-ocheu, vier dieser Oeffnungen bil-
den, in Zwischcuräumen vou je -6 Mcter, 6 Meter Lreite uud
3,6 Ddeter hohe Feuster, die mit schmtedeisernen Brüstungen
versehen sind. 41 Meter unterhalb der seukr-echten -Felswand
-l'iegt der Gletscher, der aber nach Osten hin an 'der Wand
höh-er hinaufsteigt. Uiu ihu den ReiseUd-en zugäntzlich zu
machen, wird vom östlichen (vi'erten) Fenster' aus eine Halb-
-galerie vorgctricben und- fo die Nivcaud-ifferenz au-f etwa 20
Meter reduzicrt -iverdcn. Die öst-liche Hälfte des grohen «-ta-
tivusra-uim-e's wird zu einem -geschlosseueu Restauratioussaal
hergerichtet und zu diefem Zw-eck mit Holchode-n, Wandge-
täfel, Türen usw. versehen. Die bei-den grohen Fenster dieses
Mtieils VleiVen uicht offen, sondern werden -vertzlast. FreMch
konuten bis zur Ervffn-img der- Station nicht alle diese Ar-
-beiten fevtig 'werden, obschon diL Wetriebsdirektion und Bau-
leitung seit dem am 17. Juni evfolgten Durchschlag des Sta-
tionsstollens, alsv während des kurzen Zeitr-aums von 5

ner großen Freude von Ler Universität die wärmste Betzrühung
zuteil tzeworden sei, als das Beste erachte. Der Kanzlsr der
Uni-Versität in Tübingen, Dr. v. S -chönberg , sa-gte: Dic zwei
Fakultäten, die mcdizinische und die naturwisfeuschastliche, be-
grüßten eine Verleguntz a-us da-S freudigste, und zwa-r unter der
Voranssetzung einer völl'ig-en Vereinigung und d-e-r Aufnahme
der Mterinärwissen's-chast als eiuer se Ib stä n d i gen Fa-
kultät in das Lehrsystem der Hochfchule, kein Nebeneinander.
Der Stand- der Veterinärwisse-nschast und der Veterinär-meüizin
stehe einer Vere'ini-gung und 'G'leichstellung nicht entgegen; fie
habe mit der meuschlichen- Medizin u.rgemein -viel Gemeinsames
und ungemein viel Berührung. Eine Reihe von 'Jnstituten
Wnne beidcn- gleich dienen, das lehre die Erfahrung. Seit das
Abi-turium in gleicher Weise auch für die Tierarzneistudierev-
den vo-rgeschricben sei, bestehe vollends- kein Grund erner Diffe-
renzierun-g. Die medizi'nische Fakultüt h-abe noch- -ganz besondcrs
hervoryehoben, w-ieviel sie an eigeuer wissenschastlicher Förde-
run-g von Ler- Verle-Wng ho-ffe. So habc anch der Senat kein
W«denken getragei.r, sich mit aller Bestimmtheit für die Verle-
tzuntz auszusprechen. Auch er wünsche die innere OiMuisation
nicht im Sinne einer Angliedernug, sondern äls 'Vereirngung.
untcr -Errichtung einer wciteren F-akultät.

Aus Stadt und Laud.

Heidelberg. 28. Juli.

—**— Nezitationsabcnd. Der langc vorbereitete Re -
gttationsabend mo-derner Lyrikcr, den die litc-
rarisch-dramatischL Abteilung der Heidelber-ger Freie.r Studen-
tens'chaft geste-rn in -der Stadthalle veranstaltete, war -gut be-
fucht. Deu crsten- Teil bildeteu Gedichte bekanuter Nameu.
Das „Trinklied" vou Dehmcl mwchte den Anfang, mit dem Herr
Reinhard- BrUck, der den> Löwenanteil bei der Rezitation über-
norumen. hatte, gleich einen sehr gu-ten Erfolg errwn-g. Auch die'
„Erinncrung" von Presber war äutzerst wirkungsvoll. Wiu
müsseu es uus versagen, allcs Gebotene aufzuzählen, nur die
Nanien, 'seie.r genannt: Lilieiicrvn, Steph. Geovgc, Arno Holz,
GerharÄ Hanptman-n 'Sa-lus, Karl Stieler. Die „Anfrage" des
lehten brachte Herr Bruck zu ergreifender Wirkung, wo-zu jeden-
-f-alls auch 'der Umstand- mit beitrug, datz der Nezitator den baye-
rischcn Dia-lekt in allen seincn EigentüiUlichkciten volleudet nach-
zua-hmcn verstand. Jn den „Selbstmördern" von Gerh. Haxpt-
mann äm Schlusse bes 1. Tei'les faud Herr Bruck Gelegenheit,
seine -besonderc Begabung für das Dramatische zu zeigeu. Den
zweiteu Teil, der die zum Wettbewerb von bis
sctzt uoch wcniger 'bekannten- oder unbckannten Au-
toren cingesan-dten iGedichte brachte, eröffnete Fräulein
R u s a n- WoSkh, die durch ihrcn hcrzi-gen Bortra-g einiger
„Mädchen-lieder" von Jo h anna Fricdberg >den Zuhörern
viel Vergnügen machte. Dic von -der Jury uuter dcn vielen aus
Ost uud Wcst eiugesandten Gedichten getrvfsene Austvahl nm-
fatzte folgeude Nummern: „Am- Strom", Mottv wies auf dcn
Autor Wa-Iter Bchli stnd. jur. hin. „Entsa-gung", -üas beigefügte
Motto ergab: Ai-me Lucian. „Fata inorgana" und „Al'so auch
Du" von Haus Ludwig Linkenbach „Auf einer Anhöhe bei
Rapvllo", -Vcrfafser -durchs Motto tzesuuden-: Johaunes Kordes
stud. jur. „Heute Abend in dcmi Garten" von Rudolf Pmner-
Berlin-. „Jn der Laube" -von-Heinrich Stürmcr. „Bitte", Ber-
sasser durch Mott-o gefunden: Alsrcd 'Helfferich stud. phL. „Kin-
dcraugen" und „Frauenlob" van Richard Blum-Altona. „Re-
flexion" vo-n Ros-a Weil von hier. „Veilchcntzrnud" und „No--
kokömaskenball" von Kurt Bertels und „Erinnerun-g" von Ri--
chard Blum, War auch -der erste Tei-I des Programms iür man-
che-n Gesch-mack reicher, so fand der 2. Te'il doch noch meh-r Fn-
teressc du-rch die Tatsache, Latz cs sich h-ier u-m das Resultat
eines WetMwer-bs handelte. Viele EinsenLer mägen viellcicht
cnttäüscht scin, datz die Wahl nicht auf die Kinder ihrer Muse
fiel; hoffen wir, -datz sie ihrem ibegreiflichen Aerge-r nicht unge-
rcchtfertigt Luft machen. Es- mo-chte wohl nicht 'lcicht sein, aus
fo vielen eine passende Aus-wahl zu ircffen; -deu-n, -wie -beka-unt
-getze'ben wurde, habe das Auss-chreiben der Freien- Studenten--

Wochen in -der Erstelluug der Statiou uud- der verschiedenen
Mafchinenräumc ufw. eine bewuudernswcrte Lcistung zu-
staude tzebr-ächt habeu. Ani der -Bollendung Ider Station wird
älfo nvch wei-ter -gvarbeitet tverden- müssen, -wohl den ganzen
Winter hmdurch ; dann- aber wird sic 'bei Eröffnung der
nächsten S-aison- in ihrem ganzen Schmuck dast-ehen, in ihrem
inn-ern nnd- äutzern.

Den äutzern hat sie jetzt 'schon angelegt, -die unvertzleichlich
schüne Aussicht, die mmi! von ihr aus -g-enietzt. Wer dte Re-gion
des ewi-gen -Schnees uUd Eiises in solcher Höhc und aus so
uumittclbarer Nähe uoch nicht -gcseheu hat, der stöht bcim ersten
?luÄ>lick aus dcn Stationlsfenstern fast sprachlos da vor ent--
zücktem- Sraiu'.en. Ungeheure, blendeUd wetße, im Sonncn-
yilauz tzleißen-de, leuchteinde Eismassen bedecken rechts das
MNze, herwärts, älso östlich abfallende u-nter-e Möiichsjvch sei-
uer ganzeu -L-änge 'nächl Lis zu-mi Walcherhoru. Au manchen
Stellen siud sie Vvu tiefeu >Spalten durchfurcht, an audern
übechäugeud öder infolge Gletscherbruchs übereinauder gela-
gert, wie die Felsmassen bei -Goldau insolge des grotzen Berg-
sturzes. Wic fu-rchtbvrer, -vou vi-elen EchoS vcrstärktcr Ka-
iivnendonn-er tünt cs den Bergwäuden entlang, wenn sich
wieder eiUe -vi-cle ta-useUd- Zeutner schwere Eiswand vom Gan-
zen ablöst uud iu unzähli-ge, glcitcnde, springcnde, stolpernde
Stücke bcrstcnd, i'n den mehrerc Kilomcter breiten und langen
Etskesseil des Grindelwaldfiescherfirns hinabfaust. Und danu
wieder Ruhe, weltvergeffcne Ruhe, durck kcines Vogels Flü-
gelschlag, durch> keiner Gemse flüchtigen Spruug gestört! Wie
cin Meer, das im- Moment seincr -grötztcu Errcgung, -da seme
Wogcn am- höchsten- gintz-eu, plötzlich erstarrte, liegt Liese Eis-
welt vor uus, eiu wirkli-ches „Eismeer", das diesen Nameu
mit mehr' Recht vcrdient als das im topogr-aphischen Atlas so
benanute Stück des untern, verhältnismätzig schmalen, von
einer schmutz-itzen Moräne durchzo-Mnen untern Grinde-lwald-
gletschevs, der wie eine Dälsträtzc östlich ties unten vor u-ns-
liegt. Und diese ganze grohe Eiswelt i-st von hiin-melstürmen---
 
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