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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204-229 (1. September 1905 - 30. September 1905)
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Sam.-tag, 30. September 180L.

Erstes Bwn.

-^7. Iahrganft. — Rr. 229.

Mrschei»t täglich, SomckaS» m»»gs»M»n»e«. P«i» vrit AmvMrnMtter» mmmttich bv Psg. «'» Hcru» geLvacht, bvi der Vxpeditio« umd den Zweisstatümen abgeholt 40 Pfemrtg.

Durch -ie Post bezogen bierteljährlich 1,3S ML au»schlietzlich Zustellgedühr. 5- ' >

»Nzeigenprei»: 20 Pfg. für die Ispattige YeiitAciie oder bevcu via«». SiekiMnezeite 40 Pfg. Mr hiefiye GeschLst». «ch WtiVlKUDltge» ermähigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
a» bestimmten Lagen wird keine Vevantworüichloit übernomine». — Anschlag der Jnserate aref den Pkntattnstst» der Heiidelbevger Zeitung u. den städt. Anfchilagstellen. Fernspr. 8L.

Deutsche Kolonialpolitik.

Dr. Carl Peters erörtert in der „Finanz-Chro-
nik" in sehr beachtenswerter Weise die Dergangenheit und
Zukunst der deutschen K 0 l 0 n i akp 0 I i t i k. Die
grotzen bewundernswerten Umwandlungen in unserer na-
tionalen Wergangenheit, auf die er kurz hinweist, bildeten
den Schlüssel zur richtigen Würdigung unserer Kolonial-
Politik. „Sie bewesten", fährt der Versasser fort, „daß
die Deutschen aus den Erfahrungen anderer zu lernen
berstchen und daß sie zu den leistun,gsfähigsten Volkern
tm positipen Schaffen gehören, wenn sie erst einmal ihre
Schwächen und Mängel evfatzt haben. Was in der Ver-
gangenheit geschah, gilt auch noch für heute. Die Kraft,
welche in dem Aufblühen der deutschen Literatur und
Wissenschaft, in unserer Jüdustrie und unserem Handel
üch betätigte, lcbt noch jetzt und wird sich auch in der
Turchführung unserer Kolonialpolitik bewähren." Es
sei allerdings wahr, daß im ersten Mertekjahrhundert so
schwere Fehler in deutschen Kolonialpolitik begangen wor-
den seien, daß man sich geneigt fühlen konnte, an ihrer
Zukunft zu zweifeln. Regierung und Private hätten ge-
wetteifert eine -gesunde Entwicklung zurückzuhalten. Nir-
gends erhielten unsere Kolonien ihre natürlichen Gren-
Ken. Zansibar wurde aufgegeben, Uganda uns entrissen.
-luf den mangelhaften Erwerb folgte üann dic oerfehltc
Cinrsichtung, streng bureaukratisch und mrlitärisch nach
breußischem Zuschnitt. Der Kaufmann, der Landwirt,
der Handwerker, der Minenmann hätten eine gar geringe
-iiolle gespielt im ersten Merteljahrhundert deutscher Ko-
^onialpolitik neben dem Assessor und Osfizier. „Nun hätte
Man", heißt es weiter, „von diesem System militärischer
Organisierung zum' mindesten die Schasfung und Erhal-
tung von Zucht und Qrdnung unter den Eingeborenen
erwartcn dürfen. Aber gerade darin ist es völlig geschei-
iert: in Südwest- und Ostafrika tobt die. Rebeüion der
lchwarzen Stämme, und in Kamerun scheint es auch zu
Mren. Dvmit ist das Fiasko des bisherigen Tystems,
iws schwerfällig und teuer wvr, das die wirtschaftliche Enr-
chickliing mehr zurückhielt als färderte, das nicht eimnal
^wstande war, den Schutz von Leben und Eigentum zu
llarantieren, vollständig und endgültig.

„Freilich würde man irren, wenn man die bisherigen,
Nkißherfolge nnserer Kolonialpolitik ausschließlich -en
Wfiziell daran beteiligten Faktoren in die Schuhe schieben
b>ollte. Die sogenannte „Kokonialbewegung" hat genau
^o viei darvn gesündigt. Eine pedantische und theoreti-
^che Klugrederei hat im Deutschen Reich selbst sich breit
stoinacht und den gesunden Menschenverstand so oft in den
Hintergrund gedrängt. Dazu kam das Rühren der na-
Eionalen Trommel bei dem Projekt, das irgend ein spe-
^ulotiver Kopf in der Dessauer^Straße in Berlin oder
wb Neuen Wall in Hamburg ausgehekt haben mochte,
^er von unseren Kolonien durch Anschauung nicht mehr
mnnte, als wir Erdbewohner vom Mvrs oder Jupiter:
olle diese so kennzeichnenden Symptone der „deutichen
^olo^ialbewegung" ergänzen das bureaukratische Ver-
^baltungssystem in der Heraüfführung des heute klar zu-
wge tretenden Bankerotts unserer kolonialen Arbeit."

„Jn all' diesen entmutigenden Eindrücken nun sind
zwei Erscheinungen vvrhanden, welche Äarauf schließen
lassen, daß eine Besserung bevorstcht. Das Eine ist öie
Tatsache, daß man allseitig eingesehen hat auf der kolo-
nialfreundlichen Seite, daß es so nicht weiter geht und
daß ein Wandel geschafsen werden mnß; das Andere, daß
anch die Kolonialopposition in breiten Kreisen die Ueber-
zeugung hat, daß, auch wenn es falsch gewesen sein mochte,
eine deutsche Kolonialpolitik Zu beginnen, doch das Reich
davon nicht zurücktreten dürfe gegenüber Negerrevolutio-
nen und den Folgen falscher administrativer Maßnahmen.
„Hic Rhodus, hic salta!" Es wäre doch gar zu lümnier-
iich, wenu Deutschland vor aller Welt zugeben wollte, daß
es allein von den Kulturnationen der Geschrchte keine
Kolonialpolitik zu treiben imstande sei."

„Somit hören wir denn in Beriin, daß ein System-
wechsel nahe bevorstehe, ja schon im Gange sei. Zivilgvu-
verneure sollen die Militärs ersetzen und das Systcm der
Selbstverwaltung nach englischem Muster den bislang
festgehaltenen Bureaukratismus ablösen. Jn Berlin aber
will man aus der Kolonialabteilung des Auswürtigen
Amtes ein eigenes Kolonialamt rüachen, 'dem ein cigener
llnterstaatssekretär mit dem Titel Exzellenz vorstehen
soll. Das alles sind sicherlich schr erfreuliche Anzcichen
einer neuen Epoch'e. Die-bekannt gegebenen Absichten und
Pläne beweisen auf jeden Fall, daß man sich 'der Unhalt-
barkeit des bestehenden Zustandes in unserer überseeischcn
Politik bewußt geworden ist, u. aus diesem Grunde müsstn
wir sie mit Freudcn begrüßen. Wir treten danni auch
für die Eutwicklung unserer Kolonien in das Vorstadium
cin, welches unserer klassischen Literatnrepvckie und un-
serer politisch-wirtschaftlichen Wiedergeburt vorausging.
Jn beiden Fällen bedeutete die Erkenntnis unserer üa-
tionalen Mängel einen ungeahnten Aufschwung unseres
Volkes. Jch vermute, wir werden dasselöe in der
deutschen Kolonialpolitik erfahren."

DeuMes ReiK.

Baden.

— Jn seiner Offenburger Rede hat der Zentrums-
äbgeordnete Zehnter bestätigt, daß bei deTt
'Wahlrechtsverhandlungen in der Kammer das Zentrum
'den Parteivorständen der anderen Fraktionen vertrau-
liche Mitteilung davon machte, daß es nicht gesonnen sci,
'das direkte Wahlrecht an der Aufrechterhaltuilg des
Budgetvorrechts der Ziveiten Kamtner scheitern zu lassen.
Es war eine Nichtsnutzigkeit vom Zentrum, daß
es sich bereit zeigte, der Volkskammer den Rückgrat zu
brochen, bloß um einige Mandate zu ergattern, die ihm
durch die Wahlreform, insbesondere durch die neue Wahl-
kreiseinteilung in Aussicht gestellt sind. Die gauze Wahl-
reform ist vom Zentrum irnmer nur mit Rücksicht au'
ben Mandatsgewinnst so eifrig betricben worden. Wcr
'sich einreden läßt, es habe aus anderen Gründen ge-
handelt, der mutz noch recht nciiv sein.

— Gegen den bisherigen ZentrumAabgeordneten
Professor Köhler, der gegen den Willen der Zen-

trumsleitnng in Eberbach-Buchen kandidiert, schlägt
der „Pfälzer Bote" mit folgenden Worten los:

!„Prof. Köhler hat s. Zt. den Wühlkreis Tanberbi-
'schofsheim im Landtag vertreten. Von seiner erneuten
Aufstellung wurde Umgang genommen, weil seine P-er-
söniichkeit sowohl wte seine Pflichterfüllung als Man-
'datsträger weder die Fräktion noch den Wahlkreis be-
friedigten. Will man dxn häufig und in hohem Grade
sichlbaren M,a ngeleiner gewissen Stuben-
'dressu r, von Erziehung gar nicht zu reden, auch mit
dem Mantel der christlichen Liebe bedecken, so bleiben doch
immer noch so viele FehIer des C 'h a r akter s,
daß die Zugehörigkeit des Herrn Kohler zur Fraktion als
höchst unerwünscht anzusehen ist. Herr Köhler hat wäh-
rend der Tagung der Kamm-er n-iemals seinen Wohnsitz
'in Karlsruhe genommen, sondern ist täglich morgens von
Pforzheim hergefahren, um die Diäten zu ver-
dienen, und zum Mittagessen begab er sich wieder nach
Hause. . . . Die ganze Lebensführung des Prof. Koh-
ler als Abgeordneter war eine derartige, datz die Frak-
tion keinerlei Freude oder Nutzen von der Mitgliedschaft
dieses Herrn hatte. . . . Jn Pforzheim bildet des Pro-
fessors Glück und Ende das Stadtgespräch. Herr Köhlev
selber nimmt keinen Anstand, an allen Biertischen vov
'Liberalen und andern seine Wahlschmerzen auszubreiten..
Nicht übel ist auch, daß es zwischen dem Notar Merklin-
ger und dem Professor Köhler w-egen dieses Mandats zu
Häder und Feindschäft kam; beide häfften emen und
denselben Wahlkreis zu ergattern, beide sehen im
Nebel des Herbstes das heiß er'sehnte Mandat berschwin-
den und bleiben mandatlos als Todfeinde in Pforzheim
sitzen. Abgesehen vom materiellen Borteile
äes Mgeordnet-enmandates uüd von der angenehmerr
Ruhezeit, wenn man in Karlsruhe im Lcmdtaze nichts
arbeitet und- in Pforzheim keine Schule zu halten
'braucht, glaubt Herr Köhler auch der Abgeordnetengna-
lität zu bedürffen, um seinem vorgesetzten Mrcltor ge-
genüber, der offenbar den Herrn Prosessor nach feinem
wahren Werte einfchätzt, mit einem gewiss-en Apiomb auf-
treten zu können." — Das Bild, wekches der „Pfölzcr
Bote" von dem früheren Abgeor'dneten Köhler ent-
wirft. ist alles andere, nur nicht schm-eichelhaft. Ob es
mit Gerschtigkeit oder mit Haß gemalt ist, das vermögen
wir, da wir 'den Herrn 'Köhlcr nicht kennen, nicht zu be-
urteilen.

Baycrn.

M ü n ch e n, 28. Sept. Di-e liberaleFraktioir
hat sich konstituiert. Der liberalen Fraktion des bayeri-
schen- Landtags sind auch die beiden Demokraten Köhb,
stWürzburg) uüd Linberger (Nürnberg) beigetrsten. Ta-
mit kommt die Nürnberger Einigung der Liberalen und
Demokraten auf ein gemeinffames Programm auch iM
Landtag zum Ausdruck. Die liberale Fraktion des Land-
tags zählt demnach 23 Mitglieder. Der Dorstan'd 'der
liberalen FrMion des bayerischen Landtages setzt sichc
wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender: Dr. Casselmann,
Stellvertreter: Dr. Hammerschmidt und Satorius, Bei-
sitzer: Neuner und Dr. Müller-Meiningen-Hof — Am

Der Waldmichel in Heidelberg.

. Pfarrcr i-n Pfaffcnheim, cincm Do-rfc wcit dahinten

Odcnwald, seufzie erleichtert cmlf, als dic Ostcrseierta-ge
vrübrr warcn. Tie Einwdhnevschafft des ziemli-ch großen Dor-
tvar dnrchweg in gut chriftli-chcm S-inne erzogen, alle Ge-
^indeglieider waren gur Osteübeichte getommen und jedes
dem geistlichcn Hcrrn als Gcschcnk cin Ei, weil cs dort
-Litte war. DcS Pffarrers Köchin, die Jungfer Marie,
ff^innzelte, als sich ilhr Eiarvorrat so venmehrte. Einen Teil
verwandte sic zum Kochen- für die 'Feiertagsmahlzeitcn,
- grostcn Korb boll abcr stcllte sie gur Aufibewahrung ber-
^hffntlich statt in die Speiscka>m-mer ins WäschezimMer, fo eine
dj -^umpelkaMmer, dic zn-glcich aks A-ufbewahrungso-rt fiür
Ichmüitzige Wäffchc dient. Dic Marie war nämlich zu jcner
ffehx gerstreut; es war ihr ein Heiratsantrag gemvcht wor-
daL der Gcdanke darcrn vcrwirrtc ihr den Kopf so sehr,
n lie manchmal nicht wu-stte, was sie tat.

Kovb mit den Eiern blieb denn anch stehen, und da
küm Vstrrer nichr weiter Nm die Hau-shaltung Le-

minerte, wurde der Eicrvorrat ganz vcrgesten. KürZIich nuti
Ni 'P^Eete die Marie eine große Wäschc nn.d entdeckte dckbci
. .chrem nicht gcringen Schrecke.-i den mit Eicrn geffüllten
D sich' Korib. „Was ffange ich mit dcn -Eiern an.?" sagte sie
„ungenießbar sind sie icdemsalls alle gewordcn.
N.-lä - dem getstlichcn Herrn, so erha-Ite ich cinen strengen
Jctzt ist gutcr Rat teuer."

^end dieses Tages ertöntc 'die Hausglocke; Wald-
latzqrr Pertrauteste des Pfa-rrers im Dorfe, bsgxhrte Ein-
^ Maric ihm gcössnct hattc und sic ihn, durch ^den
bfilur bggleitete, klagte sie ihm ihr Mitzgeschick, denn

sie ^Mrneie, iiagre ge igm ryr L-i.i8gc,cyia, oenn

«lles m der Waldmichel ein schlauer Patron ist und für

desbaliy r Audcm war der Waldmichel der Marie schon

kvckin - Mwogen, weil scinc Frau srüher auch PfarrerS-
Hcweffen war und auch Marie hietz. Als der WaWmichel

die -Sache vernommen hatte, veüfiel er soffort anff einen, Aus-
weg. „Seien Sie unibefforgt," meinte er; „ich ffchafffe Jhnen
dic fanlen Eier vus dem Hause nnd Sie erhalten das Ge'ld
dafür."

Dar Waldmichel machte an diesem Mbend nur «inen kurzen
Beffuch Lei dem Herrn Pffarrer, den-n cr hatte grotze EÄe.
Er wollte noch in das Plauderstübchen- des GasthanseS „znm
rümtschen Kaiser"; -dort wurden- in -der Gesellschafft des Braum-
seppel, des iFranzto-nff nn!d des -Kohlernaz allerlei Strc'iche auis-
geheckt. Unter 'bedentuntzsvollem Angenzwinkern gah er hsnte
stiiien Frenüdcn zu verstchcn, datz cr cine wichtige Aktion vor-
habe, doch wolltze er micht recht mit der Sprache heraus. End-
lich iiach längcrcnk Zuredcn crklärtc er: „Unseres Pfarrers
Köchin, die Marie, hat zu Hause eine.-i grotzen Koüb Doll fauler
Eier; disse s-chaffe ich in den nächsten Tagen nach Heidelberg
und verkause sie -dort als frische Lcmdeier". Als der Waldmichekl
scincn Plan dargelcgt hattc, llatschtcn seine Zuhörer ibeifällig
in Lie Hän.de un-d der Braun'scppel rief: „Waldm-ichel, Du bist
doch ein ganze.r Kcrll"

'Einige Tage später holte der Waldmichel den Korib mit den
Eicrn im Pfarrhanse üb. ging zur nächsten Wahnstation und
suhr nach Hekdc-Merg. Am Ba'hnhoff austzestisgen, lbetrvchtete
cr mit sähcuen Wlicken, die nenen Stra-tzen mit den prächtigen
Häu-sern und Hotc-ls. Er sagte sich, datz er in dieser Umtzebnng
kcin Feld für sein spihbübisches Handwepk finde, denn er
wutzte aus Erffahrung, -datz sich dic Hausfraue.r und- Köchin--
nen ffcinerer Häuser nicht so ohne weiteres beüdvrbene, abge-
lagerte Ware ffür frffche und gesnnde aufffchwvtzen laffen. Wohl
sind dic -Schalcn ider -fau-Ien Eicr gerade so weitz, wie diejenigen
dcr friffchcn. Allein wer ein bischen -Ken-ncr fft, der halt das
Ei, mit dem Daumen nn!d Zeigcffingcr geffatzt, ans- Licht und
mevkt dann sofort am Ausffehen, ob es gcnietzbar ist oder nicht;
dcnn das -gesunde Ei fft inncn hell und erscheint Lurchsichtig,
Ivenn man es ans Licht hält. Aber gerade dieses Licht scheute
der Waldmichel. Er ffuchte alffo den älteren Teil der Stadt

auf. Hier in dcn älteren engen Stratzen, sagte er ffich, wohnerr
die cinfachen Leute, das werktätige Volk, uud dieffes kauft ge-
wöhnlich, oihne lange zu -prüfen. Auf 'de'm Wege durch die
llntcre Stratzc siietz er auff ein-mal auf cine Eeitenstratze mit
dem Schilde „Pfaffengaffe". Als er dieses gslesen, wurde eS
dcm Waldmichel ganz wohl u-ms Herz. Er bog in die Stratze
ein und rief: „Wer kaufft friffche La.ideier?" unid richtig, fast
in jedem Hariffe ivurden »hm ffolche abgenommen. Jn gariA
kurzer Zeit hatte er ei-nen grotzen Tei-l ffeiner 'fvulen Ware los-
geschiagen. Da -der Verkauff gcradc zu einer Zeit geschah, irr
dcr kcini Esscn für eine Hauptmahlzeit zubereitet wird, wo.
also kein Anlatz zur augcriblicklichen Benntznng vorlag, mach-
ten die Käuferinnen auch keinen Gebrauch von der erfftvn.dene.-r
Ware. Nur eine einzige Frau wollte ihrem -Svhnc zwei Eier
backen nnd dabei gcwahrte sie mit Schrcckcn den Bctrug. Da
sie merkte, datz der Schwindler sein Vcrkauffsge.schäft in ider
Pfaffengaffe noch ffortffetzte, 'holte die resolute Frau cineir
Schutzmann. Dieffcr packte den Wvl.dm>ichel am Kragen imld
fiihrte ihn ab. Als die an.deren Frauen dcn Betrug mcrkten,
ging das Raisonnicrcn los: „Man sollte den Waldmichol auf
ein Brett ffpvnnen nnd ihm joden Tag 2b aufizählen l" -Solches
und dertzleichen höite man an allen Ecken nnid Enden -der
Stratze.

Der Waldmichel Wird sich nnn wegen betirügeriffchcn Bcr-
koufs verdorbener Nahrungsmittel zn veraniwovten haben.

vorlsngon von äer vLrnrstLLtsr- LHüiisIkstii'He, Ilok-

liskerrint, Rsiäslborg6r8trs«8s 129 krswlists mit ö.kbil<luogsn.
300 Linimsr in sllsn prsislsgsn »nsgsstsllt unä ststs livksr-
ksrtig. Lsäsutsnästss bünriobtungsbkius Llittsiäsutseblsnäs.

Die heutige Nummer umfaßt vier Vlätter zusamme» 18 Seiteu.
 
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