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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-203 (1. August 1905 - 31. August 1905)
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Irschei»t tiglich, Sonntaz» au»genommen. Prei» mit FamMknblLttern monatlich SO Pfg. in'S HauS gebracht, bci der Exprdiüon imd den Zweigstattonen abgekolt 40 Pf«. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. an«schließlich Zustellgebühr.

U»teiie»>rei>: 20 Psg. fitr bi« Ispaltige Petitzeile odrr deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für dic Ausnahme von Anzeigen
« destimmten Tagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserat« auf den Vlackattafeln der Heidelbergrr Zeitung und den städtischen Anicklaostellen. Fernivrecker 82.

.Dienstag, 29. August 1905.

47. Jahrgang. — Nr. 2Ü1.

Zum Zentrumstag in Straßburg.

Ueber den äußeren Verlauf des Zentrums-Ka°
tholikentages in Stratzburg ist kein Wort zu verlieren.
Das Zentrum hat viele Jahre hindurch, als es in scharf
angegriffener und scharf angreisender Opposition stand,
Mi Feuer exerziert. Es hat gelernt, Dtassen aufzubrin-
gen, zusammenzuhalten und mit ihnen zu manövrieren.
Außerdem spielt sich seine jährliche Herbstparado immer
nach dem gleichen Schema ab. Me Grundzüge stehen
sest, so kann es seine ganzen Bemühungen darauf rich-
ten, durch Heranziehung immer größerer Massen zu im-
honieren. Aber was will dieses Anschwellen der Fest-
Züge auf denr Zentrumstag bis zu 35 000 Mann im
Grunde besagen! Aus der Statistik der 'Reichstags-
wahlen wisseü wir, daß das Zentrum übcr noch weit grö-
ßere Anhängerscharen versügt. Wir wissen ferner, daß
es im Klerus gut geschulte Offiziere besitzt welche die Ko-
lonnen heranbringen. Das nächste Mal wsrden es viel-
teicht 40 oder 50 000 Mann sein. Es wird das immer
vur die längst bekannte Tatsache bestätigcn, daß das Zen-
trum sehr gut organisiert ist. Die Organisation ist nicht
Uur durch die Geistlichkeit, sondern auch für die Geist-
tichkeit gefchaffen. Das Zentrum ist die politische Schutz-
truppe, welche dafür zu sorgen hat, daß Staat, Schule,
^esetz die herrschende Stellung der geistlichen Ari-
stokratie sichern, dis, wie Naumann richtig bemerkt, ne-
ben der Aristokratie des Landadels und derjenigen des
industriellen Unternehmertums einer der Hauptfaktoren
ber Politik in Gegenwart und Zukunft ist. Der Ju-
kunft — wis lange?

Ini Wanze der Straßburger Tagung weröen die
Zentrumsleute gerne sagen: Für unabsehbare Zeiten!
Äa, wenn nur die s-ff Wissenschaft nichb wie die Wogen
des Meeres an den Felsen von Helgoland beständig an
die Grundlagen des künftlichen! Baucs Heranspülte und
daran zehrte! Auch im Zentrumslager weiß man das.
Tex die Berichte über den Straßburger Tag gelesen hat,
konnte wahrnehmen, wie das ganze Bemühcn darauf ge°
fichtet ist, diese gefährlichen fressenden Wellen zu be-
schwören oder sie in ungefä'hrliche Bahnen abzulenken,
b>ohl gar ihre Kraft zum eigenen Schutz nutzbar zu ma-
chen. Alle Anerkennung vor diesen gewaltigen uner-
viüdlichen Anstrengungen. aber seit der Staat darauf
derzichtet, die Ketzer zu verbrennen, zu vertreiben, oder
auch nur zu belästigen, ift es doch recht schwer, den „Jrr-
lehren" gebührend entgegenzutreten. Dis Buchdrucker-
kunst tut auch das Jhrige: sie verbreitet die Resultate
s>er wissenschaftlichsn Forschungen um ein Billiges bis
su die entlegensten Hütten und mindert den G'lauben;
denn nicht Älle machcn, wie es in Straßburg wieder
derlangt wurde, Halt, wenn ein Dogma der Wissen-
schaft in die Ouere kommt. Hätte man nicht die Schule,
lüe mit staatlicher Zwangsgewalt dis jugendlichen Gs-
chirne in der gewünschten Weise imprägniert, so sähe es
^ielleicht heute schon bedenklich aus.

Und das Schlimmste ist: die Kritik beginnt im eigenen
^azer, wenn auch zunächst nur leise, ihre Stimme zu er-

...... ..

heben. Man fängt felbst dort an, manche bisherige An-
schauungen einfach für unhaltbar zu erklären. Fst aber
einmal der Anfang gemacht, dann Pflegt das Weitere
schnsll zu kommen.

Schade, daß die Revisionisten, jene Geistlichen und
Laien, dic einen „Reformkatholizismus" vertreten, in
Straßburg nicht anwesend waren. Erst wenn der Re-
visionismus, der tatsächlich befteht und weiters Kreise
ergriffen hat, als manche ahnen, aus die Tagesordnung
^er Katholikentage gesetzti werden wird, werden diese in-
teressant nnd bedentsam.werden. Unausbleiblich ist die
Auseinadersetzung mit dem Revisionismus im katholischen
Lager ebcnso wie im sozialdemokratischen; ihr gegenüber
trist der Kampf nach anßen, so geschickt und zähe er anch
geführt werdcn mag, an Bedeutung zurück.

Deutsches Reich.

— Der K aise r, die Kaiserin und die Prinzen und
Prinzissinnen dcs kgl. Hauscs trafs'i am Sonntag Bor-
mittag von Potsoam in Berst.i i.in nnd bcgaben sich nach
deni Zsughaus, um an der Nagelung un>d Weihe
von 72 Feldzeichen testzunehmen.

— Me Verleihung desKaiserabzeichens
an die im Jahrs 1906 im Schießen besten Kompanien
usw. hat am 22. d. Mts. stattgefunden. Der Kaiser hat
das Abzeichen für 1906 verliehcn der 11. Kompanie des
1. Garde-Regiments zu Juß in Potsdam, der 1. Kom-
panie des Jnf.-Regts. Nr. 44 in Goldap, der 2. Kom-
pan-ie des Jnf.-Regts. Nr. 149 in Schneidemühl, der 3.
Kompanie Jnf.-Regt. Nr. 20 in Wittenberg, 1. Kompanie
Jnf.-Rcgt. Nr. 26 in Magdeburg, 2. Kompanie Jnf.-
Regt. Nr. 46 in Posen, 9. Kompanie Jnf.-Regt. Nr. 22
in Beuthen (Oberschl.), 6 Kompanie Inf.-Regt. Nr. 56
in Wessl, 3. Kompanie Jnf.-Regt. Nr. 29 i,i Trier, 1.
Kompanie Jnf.-Regk. Nr. 162 in Lübeck, 1. Kompanie
Jnfanterie-Regiment Nr. 164 in Hameln, 9. Kompanie
Fnf.-Regt. Nr. 32 in Meiningen, 5. Kompanie Grena-
dier--Regiment Nr. 110 in H e i d s l b e r g, 10. Kompanie
Jnf.-Regt. Nr. 143 in Mutzig, 11. Kompmiie Königs-
Jnf.-Regt. Nr. 145 in Metz, 4. Kompanie Inf.-Regt. Nr.
141 in Graudenz, 2. Kompanie Jnf.-Regt. Nr. 166 in
Hanau, 3. Kompanie Jägerbatl. Nr. 4 in Bitsch, 3. Bat-
terie 3. Gards-Feldatt.-Regt. in Berlin, 6. Batterie Feld-
artisterie-Regiment Nr. 1 in Gumbinnen, 5. Batterie
Feld.-Regt. Nr. 4 in Magdeburg, 3. reitende Batterie
Feldart.-Regt. Nr. 42 in Schweidnitz, 5. Battcrie Feld-
Art.-Regt. Nr. 51 in Straßburg i. Els., 2. Battsrie Feld.-
Art.-Regt. Nr. 71 in Grandenz, 4. Komp. Fußart.-Regt.
Nr. 11 in Thorn, Maschinengewehr-Mteilung Nr. 7 in
Lübben.

— Es scheint, daß Straßburg, die wunderschöne
Stadt, mehr Fnteresse für die Rede Bebels als für
den Zentrumstag der Katholiken gezeigt hat. Während
zum Zentrumstag die Tauscnden aus ganz Süddeutsch-
land, geleitet von ihren Pfarrern, zusammenkamcn,
knachte die Ankündigung des Auftretens Bebels ganz

Straßburg mobil. Hätte man die Festhalle nicht unmittel-
bar nach dem Katholikentag abgebrochen, sondsrn sie Be-
bel zur Verfügung gestellt, sie wäre vollständig mit Zu-
höreren besetzt worden. Nun drängten sich die Straßbur-
ger in die Westmarkthalle, 8000 ließ oie Polizei hinein,
dis übrigen mußten wieder umkchren. Nach der Schätzung
sozialdemokratischer Blätter wären es im Ganzen 20 000
geworden. Dadurch verblaßt der Nimbus der großen
Ziffsr des Kätholikentages sehr stark. Es scheint die
Begeisterung gegen das Zsntrum mindestens so stark ge-
wesen zu sein, als in der Woche vorher für dassclbe.

Baden.

Donaueschinge n,28. Aug. Als Landtagskan-
didat für den Bezirk Donaueschingen-Engen stellte das
Zentrum gestern einstimmig den Falkcnwirt, Herrn Emil
Goldschmidt - Jmmendingen auf.

— Jm Bezirk B o n n d o r f - W al ds h u t stellt
das Zentrum dsn Oberamtsrichter Willemann
von Donaueschingen als Landtagskandidaten auf.

Karlsruhe, 27. Aug. Der Minister des Jnnern
Dr. Schenkel ist am 26. l. M., abends, aus dem
Urlaub zurückgeks'hrt.

— Der „B eoba ch t e r" bringt sinen längeren Ar-
tikel über die Lage im Wahlkreis Eberbach-Buchcn. Dort
stt bekanntlich üie Kandidatur des Dekans Dieterle von
Dogern aus Wderstand gestoßen. Sechshundert Wähler
haben das Zentralkomstee ersucht, es möchte eine Kan-
didatur des Professor Köhler aufgestellt werden. Jndem
der „Beobachter" behauptet, daß dies eine Mache sei, dir
von einer Köhler befreundeten Seite ausgegangen sei, er-
klärt sr, die Kandidatur Meterle bleibe bestehen, weder
das Wahlkomitee noch die übrige Wählerschaft würde eine
Kandidatur Köhler annehmen. Jnwieweit letzteres zu-
trifft, das können nach unserer Meinung nur die Wählen
selbst lehrsn. Sie werden zeigen, wie viele Wähler außer
den Sschshundert, die unterschrieben Habeii, eine Kandi-
datur Köhler vorziehen. Es geht durchaus nicht an, Alle
die nicht unterschrieben haben, als Gegner derselben anzu-
sehen.

— Wie mans unsern Bischöfen gemacht hat, erzählt
der „Wäldmichel" in seiner 8. Nummer. Der „Schwäb.
Merkur" nimmt das Thema auf. Ja, wie hat man es
den öeutschen Mschöfen in Rom beim Vatikanischen Konzil
gemacht!

Eine Bittadresse an den Papst, von der Verkündigung des
neuen Dogmas abzustehen, fand gleich nach Eröffnung des
Konzils 137 Unterschriften. Gegen das Dogma gestimmt haben
aber später nur 88 Väter, weitere 62 stimmten mit bedingtem
Nein. Wenn man die Stimmen hätte wägen können, so wäre
das Dogma verworfen gewesen. So hat „man's" im Konzil
„unseren" Bischöfen gemacht! Wie es dabei zuging, wurde schon
erwähnt. Der schneidige Bischof Ketteler von Mainz mutzte sich
wie ein Keher behandcln lassen, der verbotene Schriften ver-
breitet! Als Bischof Strotzmaher von Diakovar in der Sihung
vom 22. März gegen das Dogma sprach, wurde er vom Vorsihen-
den unterbrochen und von der fügsamen Mehrheit nieder-
g e l ä r m t. Selbst Kardinal Guidi hielt sich über diese Be-
handlung Strotzmayers auf, aber was half es? Der Pöniten-
tiar von St. Peter, ?. Bauer, der in dem einen Flügel des
Ouerscbiffes der Peterskirche Beichte hörte, während sich in dem

Kleine ZeLtima.

— Hochschulnachrichten. Breslau: Der o. Professor der
Eotanik an der hiesigen Universität, Geh.-Rat Dr. Oskar Bre -
leld, wurde wegen eines schweren Augenleidens auf seinen
^ntrag seiner amtlichen Verpflichtungen entbunden. Geh.-Rat
Isrefcld hatte die Breslauer Professur als Nachfolger von Fer-
nchand Cohn sieben Jahre inne. — Man schreibt aus Leip-
Z l g: Der a. o. Profestor der Archäologie an der hiesigen Uni-
Nfrsität, Dr. Arthur Schneider, ist während seines Fe-
^ienaufenthaltes in Steinach in Tirol am 24. ds. im Alter von
44 Jahren g e st o r b e n.

— Neustadt a. H., 27. Aug. Der 22. Deutsche Weinbaukon-
^retz wurde vorgestern Abend durch eine Begrützungsfeierlichkeit
ströffnet. Die mit dem Kongretz verbundene Ausstellung
von Geräten und Bedarfsartikeln für Weinbau und Landwirt-
jchaft, die gestern Morgen um 9 Uhr vom Regierungspräsiden-
stn von Neuffer eröffnet wurde, ist reich beschickt und bietet
^Men höchst interessanten Einblick in die Werkstätte des Winzers
Und Weinhändlers. Die Ausstellung zerfällt in 10 Gruppen
Uiit 94 Ausstellern.

. — Berlin, 28. Aug. Vergangene Nacht ist die grotze Lan-

^"ngsbrücke in Binz auf Rügen, die erst Mitte Juli
lertiggestellt worden ist, nachdem sie in dcr Shlvcsternacht durch
L"en Sturm völlig niedergelegt war, abermals durch einen
^turm völlig zerstört worden.

,.. - „Prof. Biedermann." Aus Berlin wird berichtet: Ein

>"r dic literarische Welt bedeutungsvoller Prozeh beschäftigt ge-
äenwärtig die Berliner Gerichte. Es handelt sich in diesem
utechtsstreit um die Frage, ob jemand als Träger eines bestimm-

Namens dagegen Einspruch erheben kann, dah dieser Name
Nier frei erfundenen Figur beigelegt werde. Die „Berl. Jllu-
"rierte Zeitung" legt in jeder Nummer eine illustrierte Abon-
"^uientseinladung bei, in der die humoristische Figur eines
--Prof. Biedermann" ständig wiederkehrt. Diesem Biedermann,
kui Typus des zerstreuten deutschen Professors, wie er weniger

in der Wirklichkeit als in der Vorstellung des Publikums lebt,
widerfährt bald dieses, bald jenes Abenteuer, und jedes hat Be-
zug auf die Zeitung, deren Abonnent er ist. Durch diese Publi-
kation fühlte sich Prof. Rudolf Biedermann, Lehrer an der tech-
nischen Hochschule und Mitglied des kaiserlichen Patentamtes,
in seinem Reckst verletzt und erhob gegen die Figur seines Na-
mensbetters Einsprache, und zwar auf Grund des 8 1? des
B. G.-B., wonach der zum Gebrauch eines Namens Berechtigte,
wenn sein Jnteresse dadurch verletzt wird, dah ein anderer un-
berechtigt den glcichen Namen gebraucht, Beseitigung der Beein-
trächtigung verlangen kann. Da die Direktion des Blattes den
Einspruch unbeachtet lietz, beantragte Prof. Biedermann zu-
nächst den Erlatz einer einstweiligen Verfügung, durch die der
Zeitung die Fortführung des „Prof. Biedermann" untersagt
würde. Das Landgericht erster Jnstanz (Berlin) lehnte diesen
Antrag ab. Die zweite Jnstanz, das Kammergericht, gab aber
dem'Antrag statt. Es verbot der Redaktion, den Namen Prof.
Biedermann bei elner Strafe von 300 Mark für jeden Fall des
Zuwiderhandelns fortzuführen. Die endgültige Entscheidung
dieses Prozesses befchästigt noch das Reichsgericht.

— Hamlmrg, 25. Aug. Der des Mordes an der Arbeiterin
Wüpper beschuldigte Harbeck ist, nach dem „Hamb. Korr.", 27
Jahrc alt. Er wurde nach der Verhaftung einem Verhör unter-
zogen, in dem er entschieden die Tat bestritt. Heute Vormittag
wurde er wiederum von dem Unterfuchungsrichter vernom-
men, und zwar mit dem gleichen negativen Resultat wie gestern.
Harbeck bezeichnct seine Schwester als hochgradig hhsterisch und
an Verfolgungswahnsinn leidend. Die Gelegenheitsarbeiterin,
Wilhelmine Friederike Wüppe wurde in der Nacht zum 27. De-
zember 1901 in ihrer Wohnung in der Grohen Gärtnerstrahe
mit durchschnittenem Hals tot aufgefunden. Die gerichtliche
Sektion ergab keinerlei Änhaltspunkte für einen Lustmord, auch
lag ein Raub nicht vor. Von Berliner Blättern wibd die Nach-
richt von der Verhaftung des Harbeck wegen der Denunziation
seiner Verwandten mit der Ueberschrift: „Ein schwerer Justiz-
mord" verbreitet. Von einem Justizmord kann aber abso-

lut n i ch t d i e R e d e sein. Der Schlächter Meilan wurde der-
zeit wegen der von ihm völlig eingestandenen Ermordung
eines Mädchens namens Schmidt verurteilt und hingerichtet.
Man glaubte nun derzeit, er könnte auch mit der noch im Dun-
kel schwebenden Ermordung der Wüpper in Beziehung stehen,
was aber keineswegs der Fall war.

— Salzburg, 28. Aug. Heute Nachmittag wurde in der Aula
academiea der Änthropologen - Kongreh eröffnet, wo-
zu sich auher den Kongretzteilnehmern ein zahlreiches Publikum
eingefunden hatte. Prof. Toldt - Wien hielt die Begrützungs-
ansprache, in der er den deutschen Anthropologen dafür dankte,
datz sie so zahlreich der Einladung in die österreichische Stadt
Folge geleistet hätten. Nach weiteren Ansprachen der Vertreter
der Behörden übernahm Prof. W a l d ey er -Berlin den Vor-
sttz und brachte ein Hoch auf den Kaiser Franz Iosef und auf
Kaiser Wilhelm aus, wobei er hervorhob, ein wie inniges Band
der Freundfchaft beide Monarchen verbinde. Sodann wurde in
die Beratungen eingetreten.

— Lontum, 28. Aug. Wie dem „Daily Expretz" aus Kobe
vom 27. August gemeldet wird, drohen sortwährende Regen -
güsse die Reisernte bollständig zu vernichten.

— Rom, 23. Aug. Aus Casale, cinem Dorfe in der Um-
gebung von Florenz, kommt die Nachricht von einem für ita-
lienische ländliche Zustände typischen Unglücks-
fall und zugleich von einer wunderbaren Rettung.
Wer die Hiobsposten italienischer Zeitungen regelmähig verfolgt,
der weih, dah infolge der Verwahrlosung, in der fich die Ge-
bäude auf dem Lande gewöhnlich befinden, Unfälle durch Ein-
sturz von Decken oder Fuhböden von Wohnräumen und der-
gleichen häufig sind. Nun wurde am 21. August in Casale der
Pfarrer in ein Haus gerufen, um einem Schwerkranken die
letzten Tröstungen zu reichen. Einem ländlichen Brauch oder
Mihbrauch folgcnd, schlossen sich auf der Stratze zahlreiche
Fromme, meist Frauen, dem Pfarrer und seinem Gehilfen an
und betraten mit ihnen das Haus, um teils in dem Kranken-
zinrmer selbst, teils in dem benachbarten Raum der Sakra-
 
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