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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 282-305 (1. Dezember 1905 - 30. Dezember 1905)
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Ersles Blatt-

Donnerstag, 7. Dezember 1W5.

4 t. ^ayrgang. Rr. ^87-.

Ei«schet»t tä-ttch, E«n«t«s» cru»geiu»»o»e«» Pret» «A FamilienLlättern monatlich bv Pfg. in'S H<ruS gebracht, bvi Ler Sxpedition nnd den Zweigstationen abgeholt 40 Pfenntg.

Dnrch die Post bezogen vierteljährlich 1,3b Ml. ausschlietzlich Zustellgebühr.

Rntzeigenpreir: L0 Pfg. für bie Ispaltige Petitzeile ader beren Raum. Reklamezeil« 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts. nnd Privatanzeigen ermätzigt. — Für Lie Aufnahme von Anzeigen
«l beftimmten Tagen Vird keine Verantwortliichkvit übernommen. — Anschlag der Jnferate auf derr Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 8L.


Deutscher Reichstag.

Berlin, 6. Dezbr.

^ ^ Präftdent Graf Ballestrem eröffnet die Sitzurig

1.20 Uhx.

^ Anr Bundesratstisch Reichskanzler Fürst Bülow,
laatssekretär Gras Posadowsky, Fchr. von
^ ngel, Fchr. vonRichthofen, vonTirpitz,
^aetke, Finanzminifter von Rheinbaben, der
^ b p x i n z z u H o h e n l o h e - L a n g e n b u r g nnd
^ndere.

» ReichAkai^r Fürst Wülow: Jch will dw wichtigste. u,nd
^utenidfte BaÄage beMiiniden, die Rc i ch ss i n a u z -
^ for m. Bon ihr hängt n-ach dcr Ucix'rz-.'UMng dcr Rcgie-
^chgen die Wohllfa'hri uud dic Sichcrheit dcs
L.^tches u u d dc r E iaize l staa teu ab. Die GesundMtg
Rcichsfinantzen rst dic WrwMage Ler Gn'twicklunig bcir so-,
» aie,n Fürsor-gc, dcr Crhaltiuug üer Wehrkvast zu Wasser uud

4u a

airvde. Di« iFimMAvevhAtmsse des ReicheS gestaltvtc,n si-ch

. n -lehten, Juhrzeihnt so ungünstiig, datz es so uicht weiter geheni
u,i. (Schx richtig!) Es sei Pflicht der Rcgierunig, Mittck
"r Bcctidigu-ng -dor Miisere -vorzuschlagen. DaS üst oine -un-
Bpuläre und unida>nWa>re -Ausgalbe; idenu jede Steuer findet
^egner. iMan zaM wem-ger aus Pätri-otismus, alls a-uis
Swang. Dabei -hat jode neue Steuer etwas unibeschreMich
st"Hetuütliches. (Heiterkcit.) Fm Jnteresse >des Reiches ne!h-
^n> >dch lvvrbütWÄem! Rcgiernngen das Odium der Reichs,

^n^n-zresormi aus sich, -Gedient -ist nicht nnt cineir kleinen
!?sswzrcsor>n, sondern inur mit eine-r, welche dauernde AbWfe
D.ie Finanzlage des Reiches bietet ein- überaus trübes
Bei rm>s lebt man- ini- Gegenteil zu andsren- Staätcu
M der Hand -i-n den- Mund. Die ardentlichen Ausgaben lassen

nichj, mehr aus den- ordentti-chen -Einnahmen lbestreiten. Da-s
' «ich dürse nicht ein ilästi-ger Koftgänigcir der Bundesstaatcni
^rdeu. Heute sei Äas Reich ein a r mer Rei -s e n- d e r ge-
^bvdeu, ider an den> Ha-ustüre-n anNopft. Bismarck hat m-it
vie Enitlastunig dor Einzelstäaten als da-s Ziet -sür eline
B?f.ormi hingestellt. Die- Fnteressen der Einzelstaaten ersordern!
^cheterisch, dah si-ch die Mat-ri-knlarbeiträge, in -mätzigen und
G-renzcn lhalten. Die 'Einzellstaaten,- Wnnen nii>chi >mehr als
MMmmm ungedeckter 'M-atri-kula-rlbe'lträge aufbrmge-n. Die
^ckuuig de-s Dcsizits des Reichs durch A-nleiheni ist n-i-chr inchv
('svangig, denn es ist schon eine übermätzige schulden -
st vorlhanden. 1875 war das Reich schuldcnifve-i, jetzt ist die
^chuilideriilast aus Aber 3l4 Milliarden gestiegen, trotzdcin wir
^ Srötzten Virtu-osen der S p a rsa m-t e,i t sind.

Bild hofse ich Jihnen noch votfnhren zu könne-n. (Hciter-
^ff-) D-ie Wescitignntz der Reichsschuilden ist nicht ohne neue
^p'Uern, miöglich. Leider- habe-n wir zu wenig Reiche (Wider-
>^Uch links); dcshcW stnd die breiiten Maffeni 'hcranizuzie-heu.
Verhältniis der dirckten zu >deu i-ndirekte-n -Stcuer-n i,st bei!
immer noch günstitzer als i-n -andereti Länider-n. Dor Reichs-
-UKe.x rvcist dann au-f die den breitcn Massen zugute kom-mm-
».u Meihrausgäben der- -Eivze-Istaaten für das Untc-rrichtswesen
s- U uud -bespricht dann- die E r,b s ch a s,t sste u e r , die vei
düristig ausgc-b-ildct -sei. Er b-i-ttet dcn ReichstM, nicht
Ichrncre Ve-rantwvrtung au.f si-ch zu ladeu >und >die Vo>rlage
^Milehnen. Die R«gi«vung brachte die Vorlagc n-icht ein, wie
i^s leichtstnni-ger Studeut, der lbeim Väter die Er-höhuntz -des
^chsels nachsu-cht, sondeM- inr Gesi'chlc- der schweren Verant-
isitr cine gedechlichei Fiührung der Finangwirtschast

Rcich.

s^Etavtsse-kretär Fireiherr v. Stengel (aus der TrVüne
ve,rständlich)'>bespricht -die allgemeinein Grundsätze
T ina n-zrcform- iin Si-nne der Aussühruntzeu des
^ckfchskangle-rs, crörte-rt die 'Ergcbnisse -der Etats vo-n 1904
1905 und wendet sich dann demi Etat >sür 1906 zu, dev eine
L^stiche An s gabe nv e r ineh r un g bringe, du-rch die
^rdcTuntzen sür Heer und Flotte und -d-ie geiplante Entlastuing


ReichMiMalidenscmlds, fowic die Erhöhumg -de-s> Pensions-

Heidelbergev Kmrstverein.

Heidelbertz, 7. De zb r.
ÄM Kuinstvere-in sind 14 Radierungeu des -badtschen Ma-
Hervmanin Daur au-sgestellt. Das ist eine auherordeut-
itz ' stme, vornehme, zurückhaltende Kunst; sparsemr in den
iein ^st°cks>m>ittcln biis zur HerGheit; keine -laute Geb-ärde,
st,D.-,Esfekthaschen, auch- 'dort nicht, wo die Tragik des Vor-
ic'b,. st leicht zum- Unterstreichen verführen könTtte. Mäni
tztü Üch daixanflhm die Radievung „Am -Moewe" «m. Am!
iri fthen 2 Menschen. Vor thndn dchnt sich. Las Meer
Hiiu^Eicher Weite, und über -ihnen wölbt sich der hohe
stud- m!it wio einsachien Mitteln ist diefe brustbe-
Rau-mwirkuritz ervei-cht: nicht dic b>eliebten Segel, die
z^ckufttz Gntsernungen- aus bi-llitzo -Art üen Mick -nach hinte-n
i^D?i mchts a-ls dcr feine Tunst dor Lust und die fliim.-
kicxNen Wellen vor dom d-ulnklen. Strand. Bon diesem SÄ-
Ae. hcben fich Aic schwarzen Schattenrisse der beiden
lich^cheN «Uf der Bcmk ab. Zwei Menschen anf -der uncnd-
-d-unkol vor d-em Lichtie. Sckstcksal. Ungesucht un-d
dxÄ suollt liegt diese Symbolik i-n dom- kleincin, Bkrtte. Bon
uen- grohen.RM.i!miwirkung sind die Heidcbitder, besonders
aist Win-dmüyle auf -dem Hüigcl. Diese Wirkung beruht
sstck-ü ^ w-cifen Vertcilung -der GcgeNstände und domi feinen
znx^ipiel, -was nur ein Künstler -haben kcmn. der mit bis
drx gesteigertcri G-owisseNhastigkeit 'durch dvs StudiUin

fris^?cki«r hindurch gegangeN ist. Vielseiti'g ist -dio -Stimm-ung:

Äugendlichkeit in dcm kleinen Dorfbil-dc; welch' tva-ute
Tt,„.^uhe -jm „Kirchlein äm- Rhein". EwigkeiflSmusik im
8icn,/""^uscn auf der Heidc; feierliche und doch schluminerigc
' ^u-nILHsti-mmiuinig-; lache-ude Sonne übcr -dctn Tal.

Wohl dc>m, dor eine Hei-ma-t hat
llnd festen Grumd zu Fützen,

, Zum Garten wird ihm irdische Statt'

- Undi jeder Laut zu- Grützen.

sonds. Man- miötze sich hüben- vor Ausgabon duvch drintzende
Jnitiativanträge, ohne für Deckuntz zu swrgon. Der Redner bc-
gvündet danin die vortze-logten- Gesetzen-twürfe. Die Jnangrisif-.
ualhme der Rcsorm s«i u -na uf s ch i eb ba r. Z-ur -Erreichung
einor gesnnden Finanzwirkschast gebe es nuir zwei Wege.
Bovsichtiges Ansetzen der Eiinniähinen und grundsätzliche Reser-
ivierung de>r Neberschüsse sür das -ExtraordiNariu-m. Ans neue
Zölle seieN keine wc-i-tgehonden Hoffnungord zu setzen. Eini Tei-l
-der Er-trägnisse dieser sei festge-legt -durch die Witwen,- und
Waiseniversicheiriung; der andore Teil sei -schwankend. Gr be-
spricht dammi die neue Tabak- und Zigarettensteuer
nnd dio tzegeni diese erhobenen Ei-nwe-ndunge.n; unter Begng aus
das Flotte-ngesetz -von- 1900 widerlogst e>r vorschiedene An-
grisse nmd wendet si-ch -gogen die Anssassuntz-, -dah die nenen
Steuern notwendiige Lebei^-mirrel tveffen.

Abg. Frihen (Ztr.) erkennt die Riesenoirbeit des Staats-
sekret-Lrs Freiherrn vo-n Stengel am. Die s-päte Einbe-rnsung
des Reichstags fei sehr beidauevlich. Glanbe jemand, da-ß der
Reichstag den -Gtat und die Stene-rgeisetze bis znim 1. A-pril
ifertiigstelle? (Allgcmeiner ZurUf: Nein-!) Und alle diese gvotzen
>A-vbeiten >bei e-inem d i- ät e -nl o s e n Reichstag. Mit Be-
>friediguntz sehe er, datz Han-del un!d Fndustrie i!n- lebhaster Bküte
fteihe.n; anch -die Laudwi-rtschast dürfe hoffen, befforen Zetten ent-
getzeNMgehen-. Jn dcn Kol -onien biete sich -leidor ein wenig
günstigos Bi-ld. Dentschlands Stell-uny ist nenerdings eine an-
de-re geworden, insose-vn, als wir un-s nicht mehr zum- Krieg
n-ach zwci -Fronten be-reit zn ha-lten brauchen. Aller-
diugs hosfvn wi-r, dah in Rnhland bald wieder Rniho umd OrÄ-
-nnng einikchren mögen. (-Sehr ri-chtig, im Zentvnm.) Dank
den Be mnhungen der Diplomatie soi fdde Gofahr in dorr Be -
giehungen- m i- t F -rankreich beseitigt. Leidor seien d-ie
Wcziehu-nigen- z n -Entzland- -sehr kühl göwo-vdou, hofsentlich
wer!de bei dem neuen Kabinett eine Bcssernntz der Gesinnnng
nn-s gegennbe-r pla-tzgreifen. Der- Rednor bittet Iden Rei-chs-
kanzle-r uin Auskunst über un-ser Berhältnis zu Ja-
pau, übe-r die Marokkofrwge, übe-r die Wirren in-
-Rutzland nnd die Stellung dor Regie-vung dazu, ferner üben
ideii B e st a n d des Drci b-u n d«S. -Gr wen-det sich donn
im -Einzc-lne-u zu den -Fordor-untzen 'des Etats. -Was wevde
dnvch die -Einstihrn-ntz oimes seWstäridi-gen Kcllonialamts ge-
bessert? Notwendigor sei einie Verbesse-vumg iü >der inneren. Ovga-
Nisa-tiou. (Zustimmuny.) Der T o ler a n z a ntr a g we-VLe-
so lantze wiede-rkehren, bis alle Fordorungen- imr wesentlicheni
evsüllt se-ien. Die- M ar-inef o rde rungen- werde das
Zrn-trum in der Kommission- mit aller Ruhe, abeir ouch mit
alle-m Woihlwo-llen' -prnscn und zwa-r 'im- Hinblick ans die
Teckun-g-Afra-ge. Die Z o l le i n n ah m e n seiem- viel zn niedvitz
-veranschlagt. Bei- iden neuen -steue rn ziehe da-s Zentrum
bei-mi Tabak -de-n Wertzoll vor. Bei der Bransteuor- nehme es
dais Surrogatverbot an, sei alber -gegen -üie Evhöhnng. D'ie
Matri-kularu-mlaigen dürstcn n-icht aus 24 Mi-llione-n beschränkt
Svevden. (Beisall.) ,

Roichskanzler Fürst Bülow -behält sich vor, ans die in--
rr e re n un d s i n- anzp oli t i s chon >F ragen. imr weitoren
Verlans dor Debatte einzugehen. Zur answärtigen Politik be-,
rnorko er, datz Jtalien sich dcm Dreilbn-nde, nicht in Miklarer
Scntimentalität angeschloffen habe, sonide-vn weil es anch seine
Rechmung dabei finde. -Ebonsowenitz wie zivischen Dentfchland
»Mid Oestevreich, -beiständen zwischen Denffchland und Jitalicn
läffige J-Utereffen-geigensätze. Jn O stas ie n sei- unse-re- Stel-
lmig v-or, währe-nd und nach dein Kriege unverändevt. Für
Ru tzlan d wünschen wiv aus das lebhasteste, datz die Entwick-
lmig in aller Ruhci glncklich vor sich gc-he. Wir mis-chen uns in
kei-ner We'iise in die -Verhültnissc ein. Da-s gekte nalmelitlich
von nnserer Haltnng gegeniüber >den> Vorgängen in >d«Ni Weichsel-
län-dern. Tie Behauptnng dev Presse sei e-rfnnden, dah wir
polnische >S e lbst än-di gke it s gelü st o sürchteten- nnd
nnse-re Hiffe der vuffischen Rogieruntz zu-gesagt' hätten, Der
Redner gibt dann einen auAfAhriliche-n Rückblick ans die diplo-
ina-tischen Vor-Handlunigen mit Frankreich in- dvr Ma- rokko -
srago; or wevde auf -dov -Ko-nscreng von- Mgecivas unsere
Jnte-ressen «benso sost wahren wie Vislher.

Ein feiner Poet ist dieser Maler. Ehrsürchtig schaut er
in die Natur, und ihre Formen gestalten sich, ih-mi zu tiefen
Symbolen dos Lobens.

Konzert des Heidelberger Liederkranz.

Heidelberg, 7. Dezembcr.

Für -da-s innsikalifche Fntovesso unse>rcv Stadt Heidelbe.rg
logen >die grotzon Männerchöre, die sich ün Lauso dor Zcit fo
mächtitz ontwickelt habon, das besto Ze-uignis ab. Am lctzten
Sonmwg orst hattcn wir i!m- grotzen -Saal dcv Stadthalle ein
-bodeutendes C-ho-rkonzert, und schon wiedev >hat nn-s gestern ein
Heidelbe.rgor Gesantzvercin- emen- genntzreichen Abend bereiret.

Der Liederkrang hatte de-n Sophokles'schcn, „Oedipus
aus K-olonos" mit der Musik miit V!«ndeilisso!hn-jBa.rthoILy ans
sei!n Program-m gcsetzt u-nd damit ei-nem im inodevnvn Musik-
leben »nit Unrccht allznsehr vernachlässiigten Komipcmiisten wioder
einm-al gu seinem- Rechte -verholsen. -Autzev feinem Vio-linikonzer-t
un!d allcnsall-s seine-r Mu'sik zunr SoNrimornachtstra-uim nnd der
Hcbridcnouvcirtnre scheint von ihnr nichts mohr zn existieron.
Wedor soino Kamirne-rnrnsik noch seiinc Shmphicnnieen und Ova-
torieu 'haben 'sich bchaupten könncn, sie liegen vc-rstaiubt in -den
Wchcvn -dcr -Bibliotheken. Und doch, wieviel wirNiche Schönheit
licgt in all' bieson Werkerr ve-rborgen, weun seine Mustk auch
m-rtunter Ibanal um i'hrer weichlichen Art sür unsc-r Einpsinden
svsmld- wivkt.

DaS Werk, das wir geste-rn- zu hövcri bc-kamen, zählt wohl zu
Ms. unbokanntcsten Schöpsungen. Er -hat -die, Chürc ides zweiten
TcilS d-cr Ocdipns-Prologie in Mnst-k gesetzt und dasuit eiu
danlbares, albe-r auch üborau-s schwiooigcis Gobiet betrete-n. Denn
dev grotze Stil dor antiken Form, -dev du-vch orhabene Schönheit
-und strcntzste Einsachhe-it cha-raNerisicrt ist, rnntzte -m der -Mnsrk
gewcchrt bleiben. Diese schwierigo Ausgabe hat dor Kompo-
nist, wcun auch nicht tzr iideale-r, so doch i-n glncklichLv Woise ge-
löst. Ue-bevall roi-nste Klarheit und volltönender- WohlNang,

Darans Vevtagt das Ha-us um 6 Uhr 'die Weiterbe'ratung
ans morgem' 1 Uhr.

Deutsches ReM»

— Nach eiuer Mitteilung der „Chemnitzer Volksst."
ist -damit zu rechnen, datz die s ä ch s i s ch e S o z i a I d e-
mokratie an den kommenden Sonntagen die „Rev-o-
lution im Sonntagsrock" in Leipzig, Dresden, Chemnitz
usw. in größtem Maßstab wiederholen wird.

Vaden.

— Ansang Januar wird der E r b g r o tz h e r z o g
von Bäden in Cannes zu einem mehrmonatigen
Aufenthalt erwartet.

KarIsruhe, 6. Dez. Ein regespolitisches
Leben wird sich in der nächsten Zeit in Bäden ent-
wickeln. Am 12. Dezemb-er tritt der Landtvg- zusammen,
um zunächst die Wahlprüsungen vorzunehmen,
bei denen es zweifellos zu einem heftig-en Zusanimenstotz
zwischen- Block un-d Zentrnm kommen wird, d-er auch in
der politischen Presse ein gewaltigeS Echo finden dürfte.
Auf >den 17. Dezember haben die Sozialdemokra-
ten eine Vertrauensmännerkonferenz in Karlsruhe an-
gesetzt. Die soz. Konf-erenz des 11. bad. Reich-stagswahil-
kreises hält diese Konferenz für ungeeignet und wünscht
die Einbernfung eines bad. Parteitages im Monat
'Januar, wo bekanntlich der große Landesaus-
schußder nationalliberalen Partei und
voraussichtlich auch die Vertreter der freisinmgen un'd de-
niokratischen Partei zusammenkommen, um' iiber die poli-
tische Lage zu beraten.

Preußcn.

B r e s I a u, 6. Dez. Die Montag Abend, nach dgr Ab-
reise des Kaisers von Breslau, ausgegebene Nummer 283
der „Volkswacht" wurde gestern wegen eines zur Land-
tagseröffnung ges.chrieben-en> Leitartikels, der einen Anf-
ruf an die preußischen Proletarier enthielt, die Aufhebung
des DreikIasf e n - Wah-1rechts anzustr-eben-, kon-
fisziert. Heute wnrde der verantwortliche Redakteur
Loebe unter der Anfchuldigüng der Aufreizung zuM
Klassenhaß vernommen.

Uiis der Karlsruher ZeiLrmß.

— Seine Königliche Hrcheit der Grotzherzog habe-n
dom Kgl. Preutz. Oibeivsterr vo-niGuretzky-Cornitz, Konr-
»narrdeuv des Körrigin, Augusta 'GaPde-GrMädicr--Regi-me!nts-
Nr. 4 das KoMimamdeurkreuz 2. Klasse ides Ovdens vorni Zäh-
vmger Löweu vevlielhe.u, derri Schutznrännevn Jrcharm- Hilt-
»rer -u-ird Kavl Müller i-n MaiMiheim die Grla-ubnis zu.r
AMiaihme rmid ,zum Tvageni -der ihnein bon- -dem Pvi>uz--Regen!te>ni
von Bahe-r»r vorl'iehcnen vorr dciNrfeWen gesti-steteni Jubrläumrs-
imeda'ille evterlt und den Referendär Leonhavd Sonner aus
Urläffen- zriim Rota-r iim Amtsgerichtsbeziirk Müllhei-m- eviiranint.

— Vom FuftiMmisteviMn wuvde' derüseldcn ,da-s Notaviat
-Schlliengen zugew-iefein.

KarIsruhe , 6. Dez. Der Großherz-oig, hörte heute
Vormittag in Schloß, Baden den Vortrag des Prästden-
ten des Mnisteriums des Großherz-oglichen Hauses und
der auswärtigen Angelegenheiten G-eheimerats Freiherrn
von Märschall. Die Kronprinzessin Vvn Schweden kchrte

-dabei ein bescheidene-s Zurückdäm-me-n -der, Musik gegcnükbev dev
wu-nide-vba-ren- Spvache !der Di-chtu-»g u-nid eim t-ie!fes Naichcmpsin-
idvn, der Stümm-u-ng iw den, entfprecheniden Ghörem. Jn> bemc-r-
keuswevtestev Weise ist es aMtzevdem dem Komponiisten -gelunyen,
idie- lamgsaimem Bewegumtzem- des Chores in- eine-m ma.vkwniterr
R-hythrnn-s amsgudvücken. Neben- den Chörem- hat -M nioch ern-
ge>lne -gesprochcne Pavtreemi — c-s >hamidieilt stch dabei um Dialoge
gwiischen demr Chov -und 'Len, handelnidein Perfone.n — meloidva-
.mätisch gestaltet und a-uch da-rin eine- glückli-chc- Harrid bcw-iesen.
Bielleicht wäve «K amch >fm-r das Zustände-komrnem, e-iNer einhe-it-
licheni Wi-rkumtz noch tzeeiguetev gewcsen, -wenn- -dcv gcmze Text
musikalisch unte-rnrolt gewesem wäre.

'Gbenso wie Memdelssohni >in> seinemr -Biolim-kouzert z. -B. eim
ausgespro-ch.'m- ge-igen-mätzitze-s Wevk geschoffemi lhat, so verstand
rir es amch diesrnal Äu-rch div un-auflhörlich «chdMetzmba
Stimmsühvrmtz, eine -begueme 'Gesonigslage unid einen wivkungs-
vollen Chorsa-h eir» Wcvk z-u s-chaflsem, daiA die Fre-üde ibetm Sirv-
gem imnrer amfrecht cflhält. Das miutz w-ohl am-ch die Sängor-
schav >des L i e d c r k r a n zc s eimpfundemi hakbem, die unter
Hevrm Weiidt's -feinsimmiher- Leitung sich nkrt grotzeir Begei--
ster-ung flhrev Aufga>bv emt!le>digte. Die s-chönem, Stiirmneni bracki-
tem> all' dic Feinlheitem- dev Memide>lsisolhn>'schcn- Pavtitur zur
vollsten> >Cj«Wung. Tresflich un>te>rstützte auch do-s stäütische
Oirchester, welches >den Albend mit de>m> lbekanntcn fympho-
-rrischeni -Pvolog von iSchillliMigs> zum „König Oeidipu-s" eiröfsiiere.
Ditzses Wevk lhätte ich aus de-m Pvagra>mm>e gcmlz gevne vermrtzt,
-dem>n> mit seinem k-ompliizierten- quälendvn Dissonanze-n patzt die-
fes -durchamis m>ade-rne Werk m-it sei-ner üp-prtzen O-rchestcierung
iri-cht zrr- >de>r sich in- einfaicheni Linien- bewegenden- u-n!d amf 'schän--
iheit basievemdem- M.-Musik.

- Die geifproche-nen Päiritiem- im Dvatmo, hatten Fvarr Katharina
Grmnert und -Herr, Dr. W. Psersfer übovnonmvrn. die
pei-de -mit glücklichem Gelingeni im iihverm vevftän-dniAvolle.n Ern-
gcktzen amf die Lrchtevffchen iFeiüheiten die gamze Schönheit dc-s
Draimas voll znm >Am Ädv uck bvachteri-. H.
 
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