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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204-229 (1. September 1905 - 30. September 1905)
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Moutag» 25. September lÜ05.

t?. Iahrgantz. — Nr. 224

Erstes Mak.

»rsch-int täglich, Smmltags PveiS mit FamütmbMern monatlich 80 Pfg. in'» HauS gebracht, doi ber Sxpebition und den Zweigftationen abgehott 40 Pfennla.

Durch die Poft bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSschlietzlich Zustellgebühr.

>nzeigenprei«: 20 Pfg. sür die Ispalttge Petitzeile oder bevenRaum. Rekkrmezeiie 40 Pfg. Mir hiefige GeschästS- und Privatanzeigc» ermätzigt. — Wr die Aufnahme von Anzeigen
«rn bestimmtrn Tagen toird keine Pevcuüwortttchreit üüernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pkckrtbafeln dev Heidelbergev Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.

Zum 7. Jnternationalen Arbeiter-
versicherungskongreß

kurd uns geschrreben:

Der weitaus wichtigste Programnrpunkt war öie FragF
öer Vereinfachung der Arbeiterversicherung. Dementspre-
chend konzentrierte sich das Hauptinteresse auf die Kon-
öretzverhaud'Iungen vom 20. Septencher. Dagu hatten
?lve ganze R>eihe von ^Fachbeuten Refecaie angemetdet.
Reben üeu iu Deutschlaud bekannien Bödiker und
ri r e u n o sprach Prosessor Menzel von der Wiener Uni-
ssersität, sowie Ingenieur Bellom-Paris, letzterer speziell
uber die Beziehung der Jnvalidenversicherung zu den an-
deren Aweigen der Arbeiterversicherung. Auffallend er-
Icheint es, datz kein Dertreter der Krantenkassen ein Re-
t^rat angemeldet hatte. Isdenr der Referenten wurde
rrne Sprechfrist von 20 Minuten eingeräumt, es vergin-
Ken aber gut 3 Stunden, bts die eigentliche Diskussion
r'egin.nen konnte. Die Referenten haben bei den Kon-
gressen einen doppelten Vorteil, 1. wird ihnen die Möglich-
»eit gewährt, in Form von giedrnckten Berichten ihre Ansich-
sch niederzulegen, 2. können sie noch über diese Referate
bch in längeren Reden verbreiten. Fm Gegensatz dazu
hatten dte Diskussionsredner einen schweren Stand. Bevor
Ue sich richtig bei der Persammlung eingeführi haben, ist
greistens ihre Zeit abgelaufen. Auf dem- Wiener Kongretz
Machte sich dieser Uebelstand besonders fühlbar. Denn die
Pertreter der Krankenkassen, d. h. dte Vertreter der Ver-
Ucherten kamen überhaupt t'aum zum Wort. Nur der
cheichstagsabgeordnete Frätzdorf, konnte in 10 Minuten
lchr die Versicherten sprechen. Er betonte, datz die von
Dr- Freund, dem Vorsitzenden der Landesversicherungsan
stalt Berlin geforderte paritätische Verwaltung der Kran
r'enkassen (bezw. bet einer Ansammenlegung der Arbeiter-
vrrsicherung der neuen Versicherungsämter) zu verwersen
Prinzip, gleiche Anzahl von> Arbeitgebern und
Urbeitnehmern unter einem> unparteiischen Borsitzenden
Iri wohl bei der Rechtsprechung, nicht aber bei der Verwal-
sung zri billigen. Wie auch der°2. Diskussionsredmn
Aeichstggsnbgrordireibr Tr. Verkauf betonte, kommen bei
^er Berwaltung ganz anüeve Aufgaben in Betracht, als
Uei der Rechtsprechung. Die richterlichen Beisitzer aus
llrbeiter- und Unternehmerkreisen haben im wesentlichen
Nur auf Grund der bestehenden Dersicherungsgesetze Recht

sprechlen, während die in der Verwaltung stehendea
^amten aus dem Betrieb selbst speziell bei den Kraukeii-
^assen fsir den sozialpolitischen Fortschritt wrchtige Neue
^ungen herausfinden müssen. Jst ein von der Regierung
^'uannter VerwaltiiN'gsbcamter an der Spitze der Kran-
bukasse, so gibt es nach Frätzdorfs Ansicht keine Sekbsl.
^Uvaltung mehr nnd ohne Selbstverwaltung k-eine so-
Kale Reform. Nachdem Verkaus und Fräßdorf gespro-ch-en
usiuen, kam es zu einer äuherst dramatisch-en Sz-ene. Der
^orsitzeade Geh-eimrat Werner, wollt-e Dr. Verkauf das
sllort entzielieu, nachdem er die für d-en einzelnen Nedner
oitimmte Zeit — -es waren insgesamt 21 gemeld-et —
udgelaufen war. Verkauf protestierte g-eg-en die Entzie-
vvng pxZ Wortes und appellierte an- den Kongreß. Ein
^llgemeiner Tumult erhob sich; die anwes-enden Vertr-eti:r

der Kran-kenkasien protestierten unt-er lauten Zurufen
-gegen die Beschränkung üer Redefr-eiheit des ihnen nah-e-
stehenden Verkanf. Letztever verlietz Wietzlich! die Red-
nerbühne und Werner mußte d-en Kongr-eß vorz-eitig schlie-
ßen, da eine allgemeine Verwirrung entstand und aus
deni friedlichen Arbeiterversich-erungskongreß ein Polni-
scher Reichstag wurde. Der Kon-gretzkeitung ist der Vor-
wurf zu machen-, datz sie für kein Referat -ein-es Kassen-
beamten -gesorgt hat, fond-ern nur Verwaltungsbeamte als
Referenten eins-etzte. Nachdem dieser FeHIer begangea
word-en war, hätte wenigstens b-ei einer paritätischen Be°
handlung der Fragen -ein Vertreter der versi-cherten Arbei-
ter zu einem längeren R-ef-erat das Wort erhalten müssen.
Es ist zn bedauern, datz Werner, der sonst mit Umsicht und
Energie die Verhandlung-en leitet-e, nicht diesen Weg aus
dem Dilema.fand, s-ondern bei den ersten lebhaften Pra-
testen von S-eiten der Versammlung einsach di-e Kongresi-
verhandlungen abbrach. Tazu lag absolut keine Vevan-
lasiung vor. Es wurd-en damit die Referate über Jnva-
liden- und >Altersv-ersicherung, über intern-ationale Un-
fallstatistik, über Unfallversicherung und Berusskrankhei-
ten usw., die noch auf dem Programni des KongresieZ
standen, noch mehr zusaLimengedrängt, s-ehr zum Schaden
der So-zialpolitik, die aus unsruchtbaren Debatten, welcbe
-durch politische Gegensätze no-ch verschärst werden, kcin
lei G-ewinn ziehen kann.

Die c;roße Parade in Schottland.

Seit 1881 hatte in Schottland keine Parade melr
stattg-efunden; um so größeven Eindruck machte das mlli-
tärtfche Schauspi-el, das die vom König am 18. September
abgenommene Parade über 40 000 Freiwilliger geboten
hat. Der König, der um 8 Uhr frü-h in Edinbnrg einge-
troffen war, verltetz Holyrood um 11 U-Hr und begab sich,
begleitet vom Herzog von Connaught, nach dem anstotzen-
den Kings Park, dem Paradegrund. Dort besichtigte er
zuerst s-ein-e schottische Leibgarde The Royal Archers, untee
thnen die Lords Rosebury, Elgin, Balfonr os Burleig-H
nsw. Danach ritt er die sich anderthalb Kilometer lang
erstreckende Front ab, worauf von 12—1 Uhr der Vor-
beimarsch folgte. Für den Beschauer von der Höhe war
es ein höchst eindrucksvo-lles Bild. Die herrlichen nia'ert-
schen Bevg- und Felsenhöhen, bedeckt mit der ungeheuren.
fteudig errogten Menschenm-en-ge; der klein-e nüt bu-iten
Kähnen bedeckte Bergs-ee; das breite, grüne Tal zn Futzen
mtt Äen verschiedtzns-arbi-gen Truppenmä-ssen in exakter
Bew-egung; das altersgraue Schloß zur Seite: allcs das
vereinte sich zu ein-em unverg-eßlichen Gesamteindruck. Tic
Haltung und di-e Bewegungen der Truppen waren vor-
züglich und verdienten das vom König gespendcte hohs
Lob- Um 2 Uhr reiste der König weiter nach dem Hoch-
lande zu kurzem Auf-enthalt bei Lord Burton in Glen-
garry und läng-erem Anfenthalt in Balmoral.

Uusland.

Rutzland.

Belgrad, 23. Sept. Ein auf der Durchrelse nach
Petersburg befindlichtzr russischer Diplomat erklärte, datz

Rußland enischlossen sei, sich nicht mehr an der sogenaun-
ten Resormaktion tn Btazedonien zu beteiligen, sonü.-rn
das Verlan >gen zu steIl -en, daß russische
Kommissäre zu -ernennen seien, welche das
Recht hätten, aus eigener Fnitiative Matznahmen zu tres-
fen, wtzlche sür die normale Entwicklung Mazedouftns
erforderlich stnd.

Hauptversammlung des Vereins zur Wahrung
der Jnteressen der chemischen Zndustrie
Deutschlands E. V.

He ide lber-g, 23. Sept.

Dcr Verci-w zut Wahrvag! der Jnlaressen der chemischen
J.n!düstrie Deuts-chlaNds E. V. hielt -gester>n u>nd heute hie-r setne
gut ibesuchte diesjähr i^ Hauptveüscvmmkl-ung alb. Der Gene-rali--
setretär Lss Verei-nS, Herr Direktor Wanzel, erstattete den Ge>i
schästAbc-richt, !deni er dnrch etne Darstellung -der vorjährijgen
wirtschastlichen Entwicketuny im Allgemeinen -und >der cheini-
fchon Jnbnstr-ie, s-owie ihrer e-inzetnen ProbcEtiioinsIweigo im
Besonderen- einleitcte. Hiernach hat >der Wusschwuintz -des Ideät-
schen WirtschajstslebeNs, der nach tleiberwinidunN -der twranige-
gangvnen Krisis in de-r Mitte des Jahres 1902 eiinsehte, anch
-in 'dem tctztrn Jahre an Krast und StetWeit igewonnen. Die
krietzerische-n Ereitznisse in Ostasien- un!d ISnldwestaifrita, sotvie
anldere ntügünstige Er-nwtrkuntzcn, wie idie Gest-altung des norid-
ameritanischen Marktejs, !die dnrch id-ie auszevgewöhnliche TrockeN-
heit -des Soinmers btzdintzte BähiNÄcruntz der Binnenschiffahrt
un!d -die Unsichcrheit über idie Gestaltnng rm'sercr zutünstitzeri
HandetÄbezfthnntzcn vorm-ochten- die krästige Wiedenbe-leib-ung.
u-nserer gewerblichen Verhältnisse wohl zeitweitig zu lbceinträch-
tigen, nicht a!ber zu unterldrückcn. Die Nü'ssitzteit des GeL>-
ma-rktes, sowie die aiußeroüdentlich evgiebige Ernte an -Roggcn
un>d 'Weizen, sowie an- Obst und Wem, -unterstützte diäsen Auif-
schwnng. Die Dürre ide-s SoM>merK >hatte allerdiinigs einen sehr
eyhMichen Anisfaill an- KartvsfiLln und Wiesenhen z-ur Foltzs
und- die daid-urch bedintzte Vertenevung -der FNtterm'ittel nötitzbe
viele kleine Besttzer, ihreNi Viehsta-nd mützlichst zu Vevringcrn
und esnen tzrosten Tesl ihrer Zuchthiere zn verkanfen oder M
schvachten. Die Fle-ischpreise, elbeNso wie die Getreiidepreise wa-
ren Idelshtzllb mähig nnld tzestaltcten- die -ErnährNntzsverhÄtniiss-L
dsr -Beivölkerung befriedi-gend, anidererse-its hatte aller die Ve-r-
mil.rderung des Viehsta-nde-s und name-Mich der Ver-lnst ain
Zuchtschweincn- Lie Fo-lgc, daß die Anifzucht von- Ju-ngvitzh -i-n
dx-r Folge evheblich zurückbl-ielb und wesentlich -mit dazu bei'-
tru>g, die F-leischpreisc i-m laufenlden- Jahre Läs zu 25 Prozent
zu vertenern.

Als Beweise für die Steiger'un-g der wirtschastttchen Tätig-
keit -im verflossenen Fähre füh-rt ücr Referent die erhöhten Zif-
fevn- unseres a-uswä-rtitzen Wareniverkelhrs, die. stctitz wachsen--
den Betriedseinnahnien dcr EiseN-bähnen, die ziuNehmenden Mn-
sähe der Reichslban>k, den Mehrverbrauch an Kohlen, ditz Sta-
tist-ik der Strciks, de-Ni Rückgang der überseeiWn- Answa-n-
Leruntz, die Evgeb-msse der' Geschäftstätitzkeit der Av-
heitsnwchivcise u. a. vo-r alletn alber 'die Jahresderichte de-r ge-
We-Michen Be-ynf-sgendssenschaste'U an, die dcm- dilrekbcn Nachweis
liestkvn, da>h die Zahl der beischäftitzte-.r Arde'itvr ,im> Durchschnitt
um- 6 Prozcnt u-nd did -SN-mmc der Löhne nm etwa Pvozent
gegen Äas Vorja-Hr -gestiegen stnd. Jn der che m-is chen Jn-
dustr-ie betr'utz die Znnahme -der A-rbeiter 5,04 Proze-nt, die:
Höhe des 'durchschnittlHchen- Iahresei-nkomIme'Ns der ve-rsicherter»
Personen stietz -von 1019 auf 1029 Mark. A-uch die Rentakbilitäit
der Faibriken zeigte einen erfrenlichem iFartschritt, okbwvhl trotz
de-r fast dnrchwey erhöhte-n Rohstoffpreiise die Preise -der iFä-
br-iLrte — sowest sie nicht -durch Kartelle, Koniventi-o.ien, Syni-
dilate oder sonst'ige Jnteressen-GLmei-nischtzlsten ge'halte-n wuir-
den — imstlge der gesteiigerten Konknrrenz gebrückt wurden
und zum Teil znrückg-intzen. Aus einer Znlsammenstelluntz den
Bilanzen von 143 Mtientzesellfchaften -mmt vincimi e-iNtzezahlten

heim-nis der -idealen Jllusto-n im der Rep-roduktion -der realein
Schauplätze, in der Güeifbartzeistailtn-ntz' der Szene. Die eine
Sehnsucht -verei-nitzt sie alle: -nvch der Dekora-tion-, >die Hanld irr
Hand nnd un-fehllbar einitz -mit >dem Diichtuntzsgehalt die Pban-
taisie er-regt für den draniat-'ischen Ausdruck, poi-Me'rt gesProcheN-r
nvch deir Dekoration als dramati'schen Ausd-vuck. Wie in Wag,
ners -Mnsikdrama >die 'Mnsik nnd 'der Bü'hnenivorgamtz in ihrer
Wirkung auf die Phamtaste -das Gleiche ist.

Jn Gn-gland hat sich eine gcwisse Nuance dieser Ver-snche
heransyebildet, gewisser-matzen an Wagner voribei; weni'tzstens
wenn wi-r die -letzten -Ko.nsequcn!zen >der entzlischen Schu'le ziehen.
Morris und Mppia hatten Bedeutendes gc-sa-gt, znletzt -ha-t E.
G-ovdcm Craig, als So>hn >der grotzen Schauspieleri-a Ellen
Tevrh nnid Schnler und Zöglli>n-g des grötzten enlglischen Schau-
spieilevs Henry Frving lbeson-ders geschM nnd aNsetsehen, an-fs
nene für die -Frage, die eine der nächsten Jährzehnte ist, zu
interessie'ren -Vermvcht. Die Ueber'setznntz wird es anch i-n
Dentschland ba-kd lbekannt machen und die auKgezeichneiten Jllu-
stvationcn geden eine deuitlichc Vorstclluntz -der Jdee-n. des Ver-
fassers.

„Die Ku-.rst des Theate.rs ist wclder dic -Schauspiclknnst, noch
das Stück. Es ist nicht Ausstattnng und n-icht Tanz, äbcr es
ist alles zusa,m!men, was diese Elemente in stch hat: die Be-
wegung, die de-r Geist der Schanspielknnst sit, >dic Worte, -die
de-r Ha-lt des Stückes sin-d, die Linien- und die Fa-vbe, die dile
Ausstattnng a-usmachen, und der Rhhthmus, 'der -das Wesen deS
Tanzes ist."

Der Vater -des d-rvmatischen Gedankens war für Craiig
(Wagner und de-m jun-gen Nictzsche stch näherird) Ider Tänzer.
Der erste Tramatiker machte sein Stück ans fünf Faktoren:
Bewegnng, Worte, Liinic-n, Fa-riben, Rhytihmns. „Die c-rste"r
Dramatiker wvren die Kinder des Theateris; die modernen
Dra-matiker sind die Kinder der Literatur." Das Publikum
strümt nach dem Theater, um Ha-m'let zu sehen, nicht, um
ihn zu hören; aber er ift nicht zmn Sehen geschvieiben, sondern

12 Seiten.

Die Kunst des Theaters*).

ein-igcn Wachcn erretzte sin- Münchener Kunstverein
^nmmlnng eitzenartitzer, mehr als Skizzen den-n als Ge-
aufzufassender Werke viel Anfmerksvmkeit: Äurch über-
,/Ichc.nide -V-ornehmhcit der PvoporKoiwn, Liniicn- nud F-arlben-
Dft^)ssn>iien ansgezeichnete SzenemeNitwürfe, Idie e-inen Beitrag
^ D Lnsung der als immer drtntzender etkannten Dekorationen--
liefern wollen. Tas ist nicht -der erste Versuch in diesem
^-Diote Bei L-icht -betrachtct, hat man stch zn kciner Zeit mit
^sEveililgen Art der Theaterdekora-tion znf-rieden Mtzelbcn
siit 'den vorshakespca-reschen- D-ramv-tilkern stnd die Au-
mauuugen ü'ber Sinn und Wesen der Dekoration in stäudigem
I^ENierea. Der Schaupllä'tz der Dichtung tvar bi-s Shcrke-
^eare nicht unmittclbar sinulich währnehmdar nnld wuvde aus
-nr gcsprochciicn Wort erkvnnt, ba'd daixauf vermittelte cünie
^ke-l niit Auffchrift den abstrakten Betzrisf dcr 'Szene. Dvnn
wuchs der Ilnsprnch an eine stunlich wiirksam-e CiNVahmnntz
r 'Bühnerivovgäritze ch ihrem bcsti'mm-ten Schauplatz, -wuchs
N,, tcchn-ischen Erleichteruntzen lns an ei-ne greilfbare, die
uf^sität nicht miehr sutzgeriereude, so-n-dern reproduz-ic-renlde
^fs^itcrttu-ng des Buhnenrau-mes. Noch Hei-nirich Laübes Dcko»
^xsivnen wMten die Szene mehr dederiten als sein, die not-
ftrditzrr, Elcmente des Typs dcr Straßc odcr dcs Walidcs öde-r
^'Saales u. s. f. DiNgclsteidt — um- bei- der Tradiition der
^-^sste-rstadt Wien- zn bleiben — u-nd die Meininlger führte-n
iA-usgestaltung der rca-len Wirkung zum Höhepuükt: es ge-
köi - Echt mehr der Chara-kter des Schauplatzc-s, sonde-ru iman
>^>17 eiucu 'solchen m-it allen -Äen-kbaren Ziusälliykeiten, n-och
^'"t ubcr die momentanen Beziehungen dcs Lokals zum Jn-

^ Die Kunft des Theaters. Von E. Gordon
Uebersetzt und ctuge-leitet von Mvuricc Magnrrs,

ei-nem Vorwort von Ha-rry Graf Keßlcr. He-vmanm See -
^u-n^ Berli-n und Leipzitz, 1905. Preis 1 Mk. 50 Pfg

ha-lt der Dichtung hsira-us, ma-n reiproduzierte ein Stück Wi,rk-
-lichkit. Dannt ging da-nu Hand in Haud eine immer ans-
fü'hrli-chcr werde-nlde Vor.schrift des 'Bühuendiichters ülbe-r die
Herrichtun-g >des Ran-ms.

Aber mp-n Mhlt seit Jahren, daH der Jldealzüstand der Del-
korätion damit nicht eirreicht sei. Die DekoratiioneU betzcvnne.n
ällmählich um ihrer seilbst -willen da zn sein, mcht -mehr füv
dcys Dramia diie Phcmtaste ervögend, fonderu neibe-n und geige-n
das Stück, und die Gefahr lietzt unendlich nahe, Idast 'die Jdee
de>r >ma>ler-ischcn Leistuntz sich nicht mehr Milt dcr des Dichtungs-
vorgaugs deckt nn-d die Einheit deS -Juteresses aim Kamipilex der
illusorischeu Mo-tive, Di-chtung -und BühnenlbW, ve-rl-oreu geht.
Wagner hatte für Wart, Gebärde und -Musilk das Berhältms,
in seinem Sinn die grotze -Ei>nheit gefundein. Die nenen- Be-
strelbnngen gehen daräuf aus, W-ort und Gebävde in das -vechte
Vclrhä'ltnis zur Bewegung de-s Bühnenlbi>lide-s, zu seilner Favbon-
rcagen-s, z-u Licht und Rhythmus zu brintzen.

„Hente, wo so vicle Künstler rmd feiu Empftnldende das
Dheäter lielbe-r mei-den, schesiien da-s Gemisch, wie eS ne-nrizehn
von> zwa-nzig Büh-nen Weten, >in de-m 'dile Wivklichkcit ihres Ern-
stes un!d die Koniveiution ihrer Heiterkeit lberanlbt ist, ilm-mer
mehr Menscheu als eiu Greuel für den Geist und für das A'uGe
anzusehen. Sie entziehen sich aus Ueberdvuß uud ästhe'tischer
ReiN-lichkeit jedtzir Erk-anerung an diese Dinge." So lsitet der
Weima-rer Kunstschriftsteller Gvaf Ketzler 'das Werkchen Govd-on
Craigs c-in, das unter dc-n Refocmivcirfuchen- de-r letz-ten Jahre
cine lbelsondere Stelle einNsinimt. Schon ist ja -mancher an de-r
Arlbeit, wiie dcr a-usgezeichnete -Regisseur Roller an de-v Wiener
Hofopcr, gleichfa-lls jetzt in Wien -der unevmüdliche Olbrich nmd
der extye-miste von- allen, Kolö Mosor, dessein stklisterte, auf -die
Räümwi-rkung re-d-uzievte szeuifche Mi'dtel das Gegenteil der ^
Dekoratiomsvorstellungen Max Reinhardts in Berlin 'Äarste-I-
len: Rein-ha-rdt -und seiü- Regiestäb, Idarunte-r lbesouders Loulis
C-orinth, häben ei'neitse-its die A-ufgäben in> der Richtuug der
Linicn- und Farbenkompasiti>on erkännt, suchcu abc-r 'das Ge-

Die heutige Nummer umsaßt drei Vlätter zusammeu
 
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