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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 282-305 (1. Dezember 1905 - 30. Dezember 1905)
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Freitag- 15. Dezember 1W5

47. JahrgLitg. — Nr. 294.

Wrsch«i»t tÜGtich, EiukMtag» P«i< »rtt FamilienLlättern monatlich bv Wg. »n's HcruS gebracht, bei Ler Sxpedition und den Zweigstationen «bgeholt 40 Pfennig.

Dnrch die Post bezogen vierteljährlich 1,36 Mk. auSschlietzlich Zustellgebühr.

N».>«ig«np rei<: 20 Pfg. sür die Ispaltige Petitzeile oder derenRaum. Rellamezeile 40 Pfg. Für hiefige GeschäftS- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahm« von Anzeigen
«M bestimmten Lagen wird keine Verantwortlichleit Lbernommen. — Anschlag der Jnserate aus den Plakattafeln der HeidelLerger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.

Erstes Blatt

Deutscher Neichstag.

^Präsident

Gras Ballestrem

Berlin, 14. Deg.
crösfnet die Sitzung 1.20

, Am Bunidcsratstische die Staatssekretär Gras Posabows-
.'s, Frhr. v. Stengel, Frhr. v. Richthofen, v. Tir-
n'?, Kvaetke, de r Erbpring von Hohenlohe-
^angenburg und dip Minister Frhr. v. Rheinlbaben
nrnd v. Etnem; später auch der R e i ch s ka n z l e r.

Nach kurger Debatte, an der sich ltze.r Wbg. Schlumber -
r (natl.), Unterstaatssekretär Dr. Wermuth und der
Gothein (sreis. Ver.) beteiligen, wird das Handel s-
^ rovisoriu -m m>it E ng 'l a n 'd un!d der H a n d sb e r-
r«g mtt Bülgarien in dritter Lesuutz anMnv-mmen.''

Es svilgt d-ie Fo-rtsetzung der E t a t sb e ra t u n g.

. 'Ahg. Gras Stolberg -- W e r u- ig e ro de (kons.) tritt
kch neul-ichen AuSfnhvnngen des Staatssekkretävs Graifen Posa-
stEvsky nber das Anwachsen der Svzialdem-.okr-a-
r e en-tgegen- und- betmtt, Nienn Deutschla-nd wieder eine Krifis
"U'rchniucheu, müssc. wie in Iden Zeitcn, von. d-snen Ider Staatsse-
gesprochen habe, weirde da-s deutsche Vo-Iik genau diesellbe
7--hftrsreudigke'it u'nd denselben JdealisMus zeigem. Eincn- -Be-
da-für bilden nnfvre Truppen in SWasriNa. (B-ravol

, 2Wg. Be!be l- (Sog.): Seine Partei >habe von- der Diäten-
^sigkcit keinen Nachteil. -Er verwährt sich, aus das e-nt-
Medenste gege-n- die Angrisfe dcs 'Reichska-nzlers ge'gen fvine
-^wvtej urid seinen Parteigenvss-cn Ledebonr in de>r- Kvlonial-
sAe; er gxlht >dann> auf die soziale >F r a g e oi-n: die Lohm>-
^hühung der Arbettcr st-ehe in ket-nem Veühältnis z-u>r ErhiHnng
Miniistcrgehälter. Die svzialen Verhältnisse in Englanid
w>en h-esser als be-i uns, weil d'ie emtzlische Bourgeoisie den
Lmnscheu der Avbe-iterschast- viel Vevnünstiger Wgenüberstehe.
4)en Vorteil an> der wirtschastli>chen Entwickluntz >ha>bsn led-iglich
Ass befitze-nden Klaffen. -Englanid ist nicht eGersüchtitz aus
L'eutschlaiid. Ein Wündnis zivifchen E ngland und D e- u t s ch-
ft?nd würde lden- dauernden- Frleden Europas be-
^'Utvn, Die Ve.xmehvung unsere>r Flottc wird nnit Recht als
Spihe. gegen- Entzländ empfunden. Bisinwrck, Capvivii jund
Mhenlohe hätten- -niemals in dte -M a r vkk o >re >i se d es K a i-
r s g e willig i. Das Sitznal für die Mottenvermiehvuny
ch allen Staaten giny von Dentschland aus. Die intern> a -
»f.onale Sozialdemokvat-ie ist dcr Meinung, datz die
.^hWer- nicht mehr wie eine HaiN'ine.kherde ge>süihrt nnd ver-
Vachert werdcn können. Wenn de-r >d«utsche Arbeiter sür seiiü
ist^erländ in der Not etntreten -solle, so mnffe er auch gum Le-
»Atitzten' Bürtzer unid Menschvn ge'macht werd-en. (Betsall
'de-n Soziatdeimokraten.)

. Retchska-ngler Füvst Bülow: Bebel häbe erklärt, datz die
T^ütsche S-ogiakdemokratic beste Beziehungen ztvischen- Eng-Iand
Deutschland anstrebe. Er müffe da-rum fragen, waüüm
^nn bie SotzivildeMvkrätie fortwährend bcstrebt sei, gerade tn
T'.a g l a n d Mthtwaiuen gcgen uns zu erretzen? Den-n die so -
aff,alde>mok ra t i sche Pressc s i g nal is iert sort-
(?ah-rx,nid e -ine Sp'an-nu ng zw is che n den bet -dcn
^-ändern. Er bestrette wls leitender Staaitsmann aus das
Mchiedenste, Latz wür jetnals in unserer Pölitik atzgvefsivv
Mr-ne getzen ENgland gehabt hätten. A-uch -se-i es einc blöd -
?' nigeLüge , we-nn gesagt wevde, dah etn Z u s a m meu-
^ ofi g- w i s chen Kaiser- Wilhelm- und K ö nt> tz 'Edu- -
zu den Unziuträglichketten Anlatz tzetzcben >habe. Er pro-
Mierv mtt grötztcr Entschiedenheit -gegen den Verfuch, den
?Eser, dcr se-it 18 Jcchren Beweise seiner Frtedensltebe gege-
habe, als Fviedensstörer- hinzustcllen. De-r- „Varwärts"
4at vevgantzienein Herbst sortwährend seine Antzviffe getzen
Mser Volk tze-rtchtet. Bebill habe seWst zutzetzeben-, dah unse-öe
kAo-ttenverimeh-runtz im Verhältmts etne schr mätzitze set; und
7^ set unwahr, >dvtz dtese Vorkehvu-ntz etnen aWressive.ni Clharak-
tzegeni Entzland trage. Die entzltschc Soziäkdemokratie habe
^ue feinldltchm- Absichteni tzktzen De'utschland igehetzt? Ein Ver-
ch^er der entzlischen Svziwchem-okvatie erklärt: Entzland nmh

sich mit Franikreiich -verbinden, damtt es der deutschen Flotte-
nnmüglich gemacht würd, chve Flagge änch niur für etne Woche
anfrecht zn erhalten. WcNin -die SttmMiuntz gwischen- Dcutsch-
lanld un!d Entzland nicht so tst wie sic sein soll-te, so komtnt das
davvn hc!r, idatz es iu jcdvm der bäilden 'Staaten Lvute tzibt, die
dcm anderen. Jntentioneir unterschkeben, an> die niemvnd denkt,
und falfch ist es> vuch, ziu tzläuben, dah Deutschland sich nur im
GetzensaH gu Entzland en-twickeln könne. Wenn aber so viele
Entzländer an böse Absichten Deutschlands glauben, so ist da-s
zWe ifeNvs aüf dte A g i t a t i v n de r de u t s che -n Soz i a l-
de mok-ratt>e' zurüctzuführen, die beständttz ihr eitzeNes Land
als Störenfried hinstellt. Ünter WeltpolitÄ vsrstehen
wir ini'chts anderes, äls datz wir äluf deü- Gebivten >des Handels,
delr Jndustrie und der Schtffahvt diefelbe Berücksichti'guntz ver-
lan'gen wic andere -Län!d>er nnd- !datz wt>r mtt bteiseni äuf dem
Fuhe der G.leichberechtitzuntz stehen wollen. Wenn- nnsere Po-
'litik anders ausgelegt wird, -so könntzn wir nnis bei unsereir So-
zialdeinokratie bedanken. Eine rtchtitz tzelettets änswärtige
Politik kennt als Richtschnur nu-r das nationale Jn-
teresse de-s Landes; iin Gegensatz dazu opfert dte deütsche
SozialdSm'okvatte 'mtt Bewühtsetn die Jnteressen des Friedens
ün!d !de>r Sicherheit deS Lvudes ihreu cigenen Partetint-eressen,
ihren idestruUtve-n >und ntopistische-n Tendenzen. Die franz-ösi-
schen- Jäkobt-ne.r waren Patrioten nnd wMten etn starkes Frank-
'retch, unsere Jäkobiüer wollen ein schwächeres Deu ts ch°
la nd. Mber scien Sie überzeügt, wenn Sie vevsncheu sollten,
'einen Bästtllesturni zu untevnehmeu, so würde ihnen >das übel
bekmnmen. Jch wiederhole Jhnen: geheu 'Sie vmi> Worten zu
Taten ülber, und Sie werden sehen, was danäch köntmt. (Leb-
hafter Beifall.)

Abg. Erzbcvger (Ztr.) verlangt für dte Ve-rwaltuntz
'des 'Schutzgcbietes brauchbare- Etnrichtuntzen' und Beamte. Un-
tzläublich wäre es, wenn Dr. Peters wiedelr in den Reichsdicnst
au-ftzenmnme>n weüden sollte. Er weride seine Anyrtiffe in der
zwetteni Leisuntz beigrünben.

iStaalssekretüv Frhr. v. Rtchthofen wetst die Antzriffe
zürück, behält sich äber bet der vovger-ückten Stundei «benfalls
vor, auf E!iüze.Ihet-ten tn der zweiten Leisuntz etnziutzelhen..

GSH. Rat Helsfrich 'kommt iü läntzeren Ausführüngen
anf di-c Antzrtffe Erzbcrtzers zurück.

UM lhwlb 8 Uhr wi rd die Weiterberatuntz a>.ff movge n> Vor-
mi-ttvtz 11 Uhr vertagt, vorhev NachtväMotat.

Berlin, 14. Dez. Die Budgetkommission' hvt
heute die Beratung der Vorlage Wer den Bau der
Bahn von Lüderitzbucht nach Kubub beendet
und die Dorlaig-e gegen die Stimmen der Sozi-aldemo-
kratie a n g e n o in m e n, dazu -eine Resolution Erzber-
ger, wonach die Re>gierun-g dahin wirken soll, daß sämt-
liches Gelände sür den Bahnbau und die Nebengelände
von den Grundeigentümern dem Fiskus des Schutzgebiets
nnentgeltlich' zur Berftigung gestellt werden, soweit nicht
nach dem sür die Kolonien geltenden Expropriotionsrecht
die Unentig-öltlichkeit der Abtretung gesetzliche Folge des
Bähnbaues ist. Ferner wurde ein Antrag Müller-
Sagan 'angenonimen, welcher verlangt, datz der in dsn
deutschen Schutzgebiete-N' von der Reichsverwaltung zu
gewähren'ge Polizeischutz sich auf einen möglichst
engen Bezirk bschränke.

Deutsches Reich.

Baden.

Karlsruhe, 14. Dez. Der Staatsvoran -
schlag für 1905 schließt im ordentlichm- Etat mit emer
Mehreinnahme von 1,3 Millionen Mark ab, >vas gegen-
über der vorletzten Periode eine erhebliche Besserung be-

deutet. Die auf dem letzt-en Landtag- beschlossene Erho-
hung der Einkommen- und Kapitalrentensteuer muh
jedoch aufrecht erhÄten werden. Das ordentliche Budget
fchließt mit einem igeringen Ueberschuß ab. Der außer-
ordentliche Etat, der für die letzte Budgetperiode 13,8
und nach Abzug der auherordentlichen Eimmhmen 10,8
Millionen Mar-k betra-gen -hat, ist diesmal nur mit 7,6
Millionm- vorgssehen. Zur Decknng ist das Vermögen
der Amortisationskasfe vorgesehen, das nach dmi letztm
Budget vorschußweise mit 12,7 Millionen Mark in An-
spruch' genommen' werden sollte. Die Eisenbahnrente
hat sich ebenfalls g'ebessert. Das Jahr 1904 soll, wie der
„Straßb. Post" zusolge verlautet, um 4 Millionen besser
als der Voranschlag abgeschlossen haben. Der für Schul-
dentilgung und Verzinsnng vorgesehene Betrag ist aus
25 Millionm vera'nschlagt. Der Etat sür 1904 hat 24,1,
jen-er sür 1905 daigegen 25,1 Millionen vorgesehen.

KarIsruhe, 13. Dez. Der sozialdsmokratrsche
Volksfteundredakteur Kolb sährt sort, den volitischen
Teil des Blattes verantwortlich zu zeichnen, obwohl er
seinen Wohnsitz nach dem benachbarten Durlach ver-
legt hat. Diese Veränderung trägt ihm 12 Mark Tage-
gelder und eine Fahrkarte 1. Klasse auf der Staatsbahn
ein, dmn die hier wohnenden Abgeordnetm erhalten
nichts. Mä-n wird es einem geplagten Redakteur gön-
nen, wenn >er ss auch einmal „>gnt hat"; aber die Frage
kann man doch nicht unterdrücken: Wenn diese Schiebung
ini bürgerlichen Lager passiert wäre?

— Der Kampf zwischen den> Amtsbrüdern Wacker
und Krauß ist noch nicht zu Ende. Jn der neuesten
Nummer des „Beob." geht Herr Wacker mit einem vier-
spaltigen Abwehvartikel gsgen Krauß los. Zuerst gibt
er zu, dah -er sich in der Annahme, Krauß habe Artikel in
die „Köln. Ztg." und in die „Bad. Landesztg." geschrre-
ben, getäuscht habe. Psarrer Kranh habe stch mit Grund
von ihm beleidigt gesühlt, >abe,r er hätte deshakb ihn
(Wacker) nicht auch in leidenschaftlichen Erklärungen be-
leidigen sollen (Sehr gut!) Dann erzählt Wacker, daß
er aus di-e Klage von Krauß bei der Kirchenb-ch'örde sesner.
seits Widerklage eingereicht habe und entschlosfm ge-
wesm sei, den Prozeh mit aller Grün-dltchkeit durchM-
sühren. Die Kirchenbehörde habe aber kategorisch ge-
wünscht, daß der Ströit sriodli-ch geschlichtet würde. Von
ih>m (Wacker) begehrtesie eine an ihre Adresse zn richtmde
Erklär'nng, wolche ihr „genügend" erschien und
du-rch sie dem Herrn Warrer Krauh mitgeteilt werden
sollts. Er, Wacker, -erwartete, daß Kr-auh seinerseits be-
dauern würde, ihm gegenüber zn weit gegangen zu sein,
und verlangte d'i-e Weröfsentlichung beider Erklärungem
Da die Kirchenbehörde sich damit nicht befreunden wollte,
war er auch damit einverstandm, dah ohne Dsrös-
fentlichung des Wortlautes gesagt wurde, die
Streitsache sei „durch befriedigende Erklcirungen" dsr an
ihr Beteiligten beigelsgt. Weiter kommt Wacker dann
anf die Affäre des Pfarrcr Glattfelder voü Balg zu spre-
chm, der s. Zt. sich d«n Examengesetz unterwaiff. Und
hier hält Wacker daran fest: An dem schweren „Aerger-
nis", das an die NamLn Balg un-d' Glattfelder sich a-N-

Kleine Zeitung.

> Hochschulnachrichten. Zuin Nachfoltzer Richöho-fens cm
Be-vltner ttniiveiysität foll, wie der Hochschü-Uar-r. cms
gsdoahlet wt-rb, dor oödcnitt. Pvo-feffar crn 'deir Wicner
^jävepsität, Hofüat! Dr. PM. Zllvrecht Penck, in Ansstcht ge-
^Nrmen sei/n.

. — Berlin, 13. Dez. Eines der schnellsten

putoniobile wird, wie der „Konsektionär" mitteilt,
sür unsern Kaiser gebaut nnd zwar von einer
äalünisch-en Gesellschaft, welche dem Kaiser schon ein
ljUtomobil geliefert hat. Das neue Automobil soll mit
.0 Pferdekrästen in einer Stunde 120 Kilometer zurück-
Äen. Es geht also schneller als der schnellste deutsche
jjlsenbahnzug Berlin—Hamburg, welcher nur 90 Kilo-
psfter pro Stunde z-nrücklegt. Tas neus Automobil er-
^aft Scheiniwerfei', welche den Weg bis 200 Meter Ent-
dkn-ung beleuchten.

L — Hugen i. W. 'Die dissmalige VolkszähIung
v^t hser einen tragikomisch-en Ausgang lgenommen, Wäh-
oiid sslbst aius den deutschen Großstädten- das Ergebnis
^ Zählung längst vorliegt, wird man hier voraussichtlich
14 Tage daraus warten müsfen. Die Ursachs liegt
deni sast vollständiigen Versagen der Zähler
Ui. Ehrenamt. Jn 'deni ganzen Materi-al herrscht ein
ssusies Dnrcheinander, das am vergangenen Sonntag 32
. udftsche Beamte in lOstündigsr angestrengter Arbeit
».Ui zu einem klein-m Teil entwirrm konnten. Mch- heute
'ud goo Zählbezirken kanm 200 fertrggestellt. Jn

weiteren 200 Bezirken wird eine vollständiig neu-e Zäh-
lung vorgenonimen werden müsfen. Gänzlich mißglückt
ist der Versuch, auch eine Wohnungsstatistik aufz-u-
nehmsn. Die geistig daz-u qualifizi-ertm Elemeute d-er
Bürgerschaft htelten stch vom Zählgeschäft fern, und das
an ihrer Stelle genommene Zählermaterial war der Auf-
!g>abe nicht gewachsen. Daher das beschämende Ergebnis.

— Wittenberg, 12. Dez. Hier starb, wie die „Hall.
Ztg." mitteilt, der unter dem Namen „De r b-Iind«
Weber" bekannte frühere Sergeant im Jnfanterieregi-
ment Nr. 67, das früher in Wittenberg stand. Jhm wa-
ren bsi König-grätz beide Auge-n ausgeschossen wordem
Sein trauriges Geschick erregte seiner Zeit in ganz
Deutschla-nd um so größere Teilnahine, als er im Begrisf
stand, sich zu verheiraten, was nach seiner Wiederher-
stellung auch geschah. Bei dieser Gelegenheit wurden
dmi Paare eine Jüüe von Beweisen der herzlichstm Teil-
nahnie dargebracht. Der vornelhmste Wohltäter des Un-
glücklichen war der Gras v. Msmarck, der Weber zu seiner
Penswn und Verstümmelnnigszulage aus eigmm Mtteln
noch eine Rente von 300 Mark sährlich aussetzte, eine
P-enston, welche Fürst Msmarck später auch noch testamen-
tarisch bis znm Tode Webers ansdehnte. Der alte
Wrangel schenkte d-em Min'den einst Untsr dm Lrnden in
Berlin einen blanken Dreier. Diesen Dreier hat Weber
vergolden lassen und als Andmken bis an sein Ende gs-
tragen.

— London, 13. Dez. Furchtbare Szenen

Die heutige Nummer umfaßt drei BlLtter zusammeu

veranlahte auf dem Dampfer der Hamburgi-Amerika-
Linie „Pallanza" eine wild gewordene Löwin, der es ge°
lungm war, aus ihrem Käfig z-u entspringm. Glück-
licherweise handelte es sich um einen Frachtdampser und
nicht um einen Personendamvser, denn sonst hätte stch
ein gewaltiges Unglück sicher nicht vermeiden- lassen, ini-
msrhin hatte so die brave Besatzunig> auch einen schweren
Kampf zu bestehen. Tas Schiss war drei Tage lang von
Hcmtburg unterwegs, a-ls ein entsetzlicher Sturm aus-
brach, der den Dampser mit aller Gewalt wie eine stluß^
schale hin und her warf. Auf dem oberm Deck standen,
die Käsige einer herumzichenden Menagerie, und in einem
derselben besand sich- eine Löwin. Tieses Tier geriet ini
große Fnrcht, als die Wellen über das Deck zu schlagen
begannen und wars sich mit aller Gewalt gegen die eiser-
nen Gitter des Käfigs. Plötzlich riß eine besonders
starke Welle den Käfig ü'berhaupt ganz um und fo gelanig
es dem Tier, ganz aus demselben zu entko-mmen. Die
Löwin lief a-uf dein Deck hin und her und wurde verschie.
dentlich selbst von 'den Wellen umgerissen. Die Mann-
schaf-t versuchte sis zunächst einmal in den Käfig zurückzu-
treiben, aber sie nahm bald eine so drohmde Haltung- an,
daß der Kapitän den Leuten befehlen mußte, sich in die
untercn Räume zurückzuziehen. So blieb die Löwin eine
Zeit langi allein auf Deck, unten aber konnte man ihr
Brüllen dentlich durch das Tosen des Sturmes h-indurch
hö-ren. Jnzwischen bewafsneten stch die Matrosen mit
Speeren und Netzen und k-amen wieder aus Deck, einen

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