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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204-229 (1. September 1905 - 30. September 1905)
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Mittwoch, 6. September 19V5.

Erstes Blatt.

47. Jahrgaug. — Nr. 208.

>rschti»t ti»lich, Lonntag» aurgrnommen. Prei» mit Famili«nk>lätt«rn monatlicb Pfg. in'S Hau» gebraLt, bei der Exvedttion und den Zweigstationen abgebolt 40 Pfg. Durch die Post

be>ogen vierteljährlich 1,SS Mk. aurschließlich Zustellgebübr.

N«iei»e»»ret»: 20 Pfg. für di« Ispaltige Petitzeile oder deren Naum. Reklamezeilo 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts, und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
« destimmten Tagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Bnschlag der Jnserate auf den Mackattafeln der Heideldcrger Zeituna und deu städtischen Anschlaastellen. Fernsvrecher 82.

. .... ....-.m-q'.'»i..«---«?

Zur Fleischverteuerimg.H

„Drei Tage will ich Dir scheiiken, Loch lvisse, wenii sie

Oerstrichen, die Frist"-vielleicht richtet der zitaten-

sreundliche Reichskanz'ler an den landwirtschastlichen Mi-
chster v. Poddielski dieser Tage eine Mahnnng znr Ein-
^ösung seines Prochhetischen Wersprochens, in etwa drei,
spätestens vier Wochen sei die Neischtenernng zu Ende.
Diese vierwöcheiitliche Frist nähert sich ihreni Ende, aber
öemerßbare Anzeichen sür eine Preisenmäszigung oder
stärkeren Antrieb auf den Schweinemärkten oder auf den
Schtnchtviehhösen machen sich nicht fühlbar. Jm Gegen-
^eil: die Preise ziehen weiter an, und fast allerorten er-
^ebt sich der Notschrei über die gestiegenen Fleischpreise,
önd nian drängt nach gseigneten Rkatzregelii zur Lin-
öerung des nicht zu verkennenden Notstandes. Ter
dieichskanzler hat bisher alle Bittschriften und Vorstellun-
Jen über diese dringliche Angel>egenheit an den landwirt-
ichastlichen Minister und den zuständigen Ressortminister

stemiesen-- aber dieser schweilgt seit seiner Rede vom

10. August, wo er die Beseitigung der Fleischtenernng in
öängstens vier Woch>en in AuAsicht stellte. Da Siese Prv-
bhe'zeiuiig sich nicht bcwahrheitete, darf man znm w'önig-
s'ten crwarten, Herr v. Podbielst'i werde >endlich das Wort
Mr Beankwortung der auf ihn einstürmenden Vorstellun-
Mn ergreifen und einen gangbaren Weg nachzuweisen su-
chen, anf wclcheni der Teuernng mit ciniger Aussicht auf
^rsolg begegnet 'werden kann. Die von agrarischer Seike
immer sestgehaltene Bshauptung, es habe überhaupt
ceine ViehknaPPheit bestanöen, werden denn doch schlagend
öurch dic statistischen 'Angaben aus d>en Schlachtviehhöfen
s» etwa 20 der gröstten Städte Deutschlands, aus Berlin,
'Hamburg, München, Nürnberg, Breslau, Köln, Frankfurt
P Ak., Magdeburg, Wnigsberg i. Pr., St-ettin, Düssel-
öors, Dortniund, Essen, Ekberfeld, Barmen, Chemnitz,
T^oinz, Aachen, Plauen und Zwickau widerlegt. Während

August vorigen Iahres in den angesührten 20 Städ-
pU die Zahl der ges-chlachteten Schweme sich> aus ins-ge-
samt 237 013 belief, sant diese Ziff-er im August dicses
öcchres auf 201 502 herab. ,das ma-cht ein Weniger v-on
öo 813 nur in diesem einen Monat nnd in 20 Städten.
cklso cho Tatsache von -einer sehr enipfindlichen Viohknapp-
^it -läßt sich- nicht wegleu-gnen, wenn auch hier und da
EsNzelfälle vorgetömmen sein niögen, wo auf den Vieh-
öiarkten ein größerer Antrieb 'sich zeigte, als Nachfra-ge
Uii-s Verkauf. Die örtlichen- V-erhältnisse und der Fl-sisch-
^nsnnr -der Wevölkerung sind nicht überall gleichartig ge-
^ugert, aber die lGesamtheit -der Lage wirü jetzt nach Ab-
lciuf der vier Wo-chen auch Minister von Podbielski nicht
Bidsrs ats eine wirkiiche Fleischnot bezeichnen können.
Oiid selbst der Hinweis darauf, daß die meisten Länder

europäischen Kontinents unt-er einer ähnlich-en Kala-
öütüt leiden, hilft über die bedrohliche Erscheinnng und
^atsache nicht hinweg.

seicn 2000 Gehöfte als vers-eucht gesperrt. Rutz-
l a n d herrsche selbst die -grötzte Hungersnot. Von dort
s-ei daher kein Vieh zu haben. Di-e d ä n i s ch e Grenz-e
endli-ch sei ja für -geschlachtetes Vieh offen. Wenn der
Antrieb aus den Schlach-thös-en un-d- Vieh-märk'ten nur um
10 Prozent weniger Letrüge als in andern Jahren, würde
er alles tun, was nötig sei. B-ei einer Schwankung von
1 Prozent sei das nicht erf-orderlich. Die Landwirte läsen
die Fleischerzeitungen; wenn sie von hoh>en Pr-eisen hör-
ten, gingen sie 'dem nach und ford-erten mehr von den
Händl-ern. Das sei den L-cmdwirt-en- nicht zu verdenken.
Auch sei-en' sie bei die'ser >Jahres'zeit mit den Schweinen
zurückhaltender; sie verkauften weniger -Ferkel, suchten
diese violmehr möglichst fett zu machen. Mit der Ein-
führung d-es Zolltarifs wüöd-e alles noch um etw-as teurer
werden. So berichtet das „Berliner Tageblatt". — Das
sind böse Aussi-chten!

DeuLsches Rejch.

Baden.

Oberkirch, 3. Sept. Seiteiis ver nationallibe-
ralen Partei kandidiert im Landtagswahlb-ezirk Ober-
kirch-Qffen'burg-R>encheii- H-err Bürgermeister -G e -l d -
' rei ch.

E t t l i n g e n, 3. Sept. Hn der gestrig-en Sitzung
des -Gemeinderats -erklärte Herr Bürgermeister H ä f n e r,
datz er eine -Landtagskandidatiir nicht anne h m e, da-
mtt er das Bürgermeisteramt weiter verwalten könne.

K arlsruhe, 5. Sept. Hier tagte gestern - Abend
der Ortsausschuß der Z- e n t r u m s p a r t e i. Einstim-
mig w-urde lt. „B. Beob." beschlossen, für die kommende
Lanötagswahl folgende Kaiididatnren aufzustellen: 1. Be-
zirk: Herr Jnstrumentenmacher Sattler (Oststadt),

2. Bezirk: Herr Rechtsanwalt Tru n k (Mittelstadt),

3. Bezirk: Herr Kirchensteuerinfpektor Mrchgäßner (West-
stadt und Mnhlburg), 4. Bezir-k: Herr Revisor Trenkle
(Südstadt). An einen Sieg denken die Ultramontanen
s-elbst nicht; d-och 'hosfen sie so viele Stimm-en auf ihre
Kandidaten zu vereinigen, datz es in allen vier Bezirken
zu einer Stich>wahl zwischen den nationalliberalen
und sozialdemokratisckien Kandidaten kommt.

Aris der Karlsruder Zeiluna.

— -Seine Königliche Hahei-t -dcr -Grotzherzog habcn dem
Malerdneistcr Eduard H -oppc nn-d dem Lehrling Karl Holz -
hauer in Pforz-Heiw -die silberne Rettnngsme-daille ver-
l-iehen.

— Der Katastergeometer Friedrich Stürmer in- Karls-
rahe -ist seincm Ansuchen entsprechend -wegen -vovgerückten Al-
ters rmd lcideitder Gesu-n-dheit in -den Rühestand vcvscht
-wopdc.r.

Aus Stsdt und Land.

Zcvhlreiche Gemeiiiüsoertretungen haben in Anrsgnng
^bra-cht, -einen antzerord-entlichen Städtetag zur B-eratnng
>dw angdsichts der Fleischteuerung z>u unternehmenden
^chritte gn bernsen. — Aus dem Elsaß, aus Württemberg,
^üden laufen allgemeine Klagen üb-er die Fleischteuerung
von seiten -einz-elner Städte, insb-esondere neuerviiigs
Zws Bremen, C-Harlottenburg, Gera, Kulmbach, Mainz,
^annheim und W-eimar.

^ Berlin, 4. S-ept. Fn einer Airdienz, w-elche die Schutz-
^Uimlssion -der Berliner Gastwirte-V-ereinigung b-eim
Handelsniinister Möller nnd beim Landwirtschaftsmi-
/öht-er von Po-dbielski zur llebervei-chung -einer P-etition
^Ur Matznahme zur Berringerung der Jleischnot hatte,
^klärt-e Hanöolsininister Möller, daß er die Fleisch -
hduernng sekbst spüre. Er könne nur sag-en, d-aß der
c?rund in der schlechten Futterernke des vorigen Jahres
.^ge. Ejne Oeffnung der österreichischen Grenze sei der
^ Oesterreich und Ungarn herrschenden Seuchen weg-en
^uu-z unmöglich. 'Auch ein plötzlich-er Preissturz s-ei nicht
ü'stnschenswert. -Die Regierung wür'd-e aber den 11r-
^chen der Weischteuerung auf das sorgf-ältigste nach-
^uschen. Der Jandwirtschastsmin-ister v-on P o d --
" 'elski spr-ach sich dahin aus: Er würde si-ch frenen,
^un man ihm sagte, wie A-bhilfe -g-egen die Weisch-
dUerung geschaffen werden könnte. Ein-e Weisch not be-
nicht. Er habe — der Minister wies dabei auf
Zd Akten — bei sechs der -größten Städte Deukschlands
t^tgestellt, daß von 1902 bis Juli 1906 der Auftrieb des
T^urktes und die Zahl des geschlachteten Viehs sich sast
?keich gebliebeu seien. Es disseriere höchsrens um ein
^hozmt. Die Grenzen nach Oest -erreich könne man
Ü'cht öffnen, dort sei d i e s e l b e F l e i s ch t e n e r u n g.
E Wien habe bereits die Gemeinde -ein Schlachthaus ge-
^ut^ um billigeres Weisch zu schasfen. Jn Ungarn

Heidelberg, 6. September.

(!) Durchgereist. Der Rei-chskanzler Fürst Bülo-W pa's-
fier-te gestern Abenb 8.43 U-Hr, von Berlin kommen-d, unsere.r
Wahnhof; nm 8.50 Uhr suhr er nach Baden-Baden weiter.

I! Dcm „Ritter" in Hcidclberg wi-dmet Prof, -Sutter
(Mainz) iir der „Franksurter Zeitnng" cinen Aufsah und
spvicht fich üarin entschieden gegen e-ine Re-.uwierung der Fassade
aus. Der „Ritter" -ist fa-st -dnrchaus Mi-t einer ge-radezu ver-
schwenderischcn Fülle von zieren'den Ovmrmenton übevsät. Fast
kein Stein ist ohne Schmuck gelassen. Der Maßstab dieser
klei-nsten Schmuckteil-e ist dabe-i eiu so miüimaler, und vie-le
dieser Teile sind voin natürlichcn Standpunkt auf der Stratze
übcrhaupt n-icht zu übcrsche.r, so -datz die'ses spezielle, detail-
lierende Schmuckverfahrcn im Benhä-ltnis zum Ganzen ,n>nr
Wi-rkt, etwa wie die Poren >der iHaut, Wüvde man all dic tau-
send kleinen Schäden ansmerzen, alle-K 'FeiMende evgänzen wol-
len niit -der -Grün-dlichkeit unferer sti-Iwissen'schaftl-ichcn Re-
stau.ratorcn, so -bekäme ma-n statt des alten> „Rittcr" cineg
a l t e rt ü m e ln dc n Nc-uhau, Man hat die „Ritter"-
Fassade in ihrer ganzen Schönheit, aber auch mit >dem Vcr-
zeichn-is jedes kleinsten Schadens, im natüvlichen Matzstab zeich-
nerisch auf-genonimen. Ei-ne rühmliche, >dankensiwerte Arbeit.
Dannt lasse mam es auch für dic ibaukün-stlerischeu Bedürfnisse
gcnug scin, Kin gntcr Konstruktenr, ein tüchtige-r Techniker
müssen die Wundärzte des alten Banes wer-deii, Sie können ihn
noch für tange Zeit evhalten, so wie wir ihn kennen, tvie er
un>s I-ieb geworden ist -durch sein Wcfen als K-unstwerk,

— Vom Bataillon. Gestern Abend 9,20 -Uhr traf unfer
Grenadier-Bataillon auf -dcr Duvchfahrt aus deni Manöver-
gelä-nlde bei Mosbach nach Hom-burg v, d, H, a-u-f 'dem hiesigcn
Bahnhofe eia, Den- län-geren Aufenihalt hatten fich dic Än>-
gchörigen -der beim Ba-taillon -dicnen-den Heideilberger zunu-tze
gemacht und zahlreich hatteN- sich die Eltern und Gefchwister
auf -dem Bahnhofe ein-gcfuitdcn, um ihren Sohn oder Bvu-der
zu begrützen, Das Ausfehen der Soldatcn war sehr gnt. N-ur
klagten ste über das in den letzten Tagen- anhaltende Regsn-
Hveiter. Mit fr-oher Zuversicht fuhr >das Bataillon um 10 Uhr
weiter, gilt cs doch, das Kännen dem obersten Kriegshevrn
vorzusühren und an der Katferparvde tei-Inehmen zu -dürfen.
Hente morgen passieren noch weitere Regimenter, welche alle
»nit Sonde-rzügen nach Hombu-rg v. d. H, besördert werde.i,
«unfercn Bahnof,

X Stadtgarten-Konzert. Das geftrtge Programm enthielt!
den 1, und 2, Satz aus dem prachtvollen B-iolin-Konzert G--moll
von Max -Bruch, mit >dcm sci-t cmigen Jahren angohörenden
Orchester-Midglicd, Herrn Slager, als Solistcn. Die bc-i>den
Sätze wur'den von Herrn Slaiger, welcher frühcr -Mitglied des
Kaini-Orchcsters war, niit prächtiger, zarter Tongebung zu Ge-
hör gebracht und üie techuifchen Schwieri-gkeiten mit Leichtig-
kcit überw-unden. Das zahlreich anwesende Pulblikum spendcte
de-m jugendlichen Künstler langanhalteniden unld- wohlve-rdienle-.r
Be-ifall. Leider störte cin vorühepfahrender langer Militärzu-g
eincn Teil -des genutzreichen Vi-olinbortvags,

Fernsprechwesen. Jn der Reuau-flage der „Bestim-
mungen für die Benutzung >der Fevnfprechan'-schlüsse" von 1905,
die 'den Fernfprechteilnehme-rn vor einiger Zeit zugesandt wor-
de-n ist, findet sich auf Seite 25 Aweite Zei'le ldes dritten A-b-
satzes unter -23. „Reihenfolge nnd Tauer -der -Gespräche" in
ci-nem Tcil der Auflage ein Dru-ckfehler; es mutz heitzen:
Während dcr Zeit vor 9 Uhr vorlmitta-gs, nicht von 9 Uhr
vor-mittags.

— Polizcibcricht. Vcrhaftet wurden ein Fnhrknecht
wegen Tierquäle-rei, cin Kaufma-nn tvcgen Bedrohung und
eine Dienftmagd wegen Diebstahls und Betrugs. Zur An-
zeigc kamen vicr Per'sonen wegen Unfugs und ein Maurer
aus dem Stadtteil Handfchuhsheini, welckie-r seine Frau der-
-rnatzen mitzhandelte, daß dieselbe einen Schlüstelbcinbruch da-
-vontrug.

-p Kirchhcim b. H., 5. -Sept. (Besuch.) Wir hatren
gestern die grotze Freude, Sc. Exzell. Mimster Dr, Schenkel
aus Karlsruhe bei nns zu 'sehen, der m-it He-rrn Professor Dr,
Wehrend- aus Augustenbur-g gekom-men war, um, die a-uf A-nrr-
gung der F-irma -P, I. La-ndfrie-d in Heidelbevg nach Hammer-
schlagfchcr Methode mit M a r t e l l i n d ü n g u n -g angepflanz-
ten TabakfelLcr u-nd Taba-ksamcnkulturen zu besichtigeii.
Herr Komlmerzienrat -Landfrie'd hatte mit seinen be-i-den Söh-
nen Heinr-ich und Wilhclm die Führnng übernommcn, Der
grützte Teil dcr Vcrtranensmänacr -genan-nter Firma in ihren
lBe-strebungcn zur Fövderun-g 'des Tabakbaues aus Hockcnhetm,
Meilingen nn-d Noth tvarcn ebcnfalls erschicnen, um -den Herrn
Mtnister zn -begrützen- und sich der Besichti-gung anznschlietzen.
Dic Herren aus Karlsrnhe äu-ßcrten sich höchst anerkenrend
über ldas Gcsehene und gaben -der -Hoffnung Ausdruck, -datz sich
-sämtliche Tabakps-lanzer 'die Errn-ngenfchaften -der Neuzeit zu
ei-gen machcn müchten, nm de-m Talbakbau wioder die Wedentung
zu verschaffen, die er für nnsere Gegend i-n frühe-ren- Jahrzehn-
tcn hatte, Die Martellintabakbaner sprachen bei diescr Gele-
gnheit ihre grötzte Zufriede.iheit m-it -diefe-r Art -des Baues und
den erzielten finanziellen Erfolgcn aus, Möge es idoch endlich
zinter nnferen rührigen Landleuten Tag wer-den, damit sie zur
E-inficht ko-mmen, 'datz ,sie nur dann eine gutc Rechnung sin-den
können, wenn sie 'Lestrebt finld, -den heutige.i Anforderungen gc-
nügende Gewächse zn erzielen,

— Nustloch, 5. Sept, (Bcsu ch) Gestern Nachmittag traf
noch 6 Uhr Se. Exzellenz Herr Minister Dr. Schenkel mit
Herrn Professor Dr. Behrend ans Angnstenburg in BegleitiM-g
von Herrn Kom-merzienrat Land-fried rmd 'seinen- beiden Söh-
nen- Hrrr.r Heinrich un'd Wilhelm La-ridfried ans Hoidelbevg
n-nd einer grotzen An-zahl Landwirte aus Kir-chhcim, Hocken-
hciin, Reilingen nnd Roth, von Kirchheim kommend, hier ein,
nm die für Rechn-ung der Firma P. I. Landfvied in 'HLidelberg
nach Hammerschlagscher Methodc und imit Martelli-n angebau-
ten Tabakfelder ii-nd Ta-baksamenkullturen zu besi-chtigen. Wir
Waren hier über den- Besuch sehr crfre-ut; bewies er nns doch,
welch' reges Jnteresse dcr Hcrr Minister a.r -dem Ge'deihen un-
serer Landwirtfchaft ni-mmt. Dcrselbe besichtigte eingc-hend die
Tabakpflanzungen und bestätigte -den grotzen Unterschiod zwi-
schen diescn Anpflanzungen und -dem alten Tabalbau in Hi-n-
sicht anf Oualität nnd Ouantität, Ber cinem folgcn-dcn ge-
inütlichen Beisantmenfein tn dem Gafthaus „zur Sonne" spvach
>der Herr Minister wiederholt seine höchfte Anerkennnng über
das Gesehene aus -vnd verfichcrte, gerne eimnal wieder in d-ie
Nachbarorte seincr Vaterstadt Hei'de-lberg -gekommen zu fein.
Er freue, sich über die Fortschritte, die fie in .den letzten Jahren
gemacht hätten, und vor allem über 'die glänzendcn Refultate
der neuen Tabakbaninrthode. Mögc diefer Besuch und dic An-
erke-nnung eine gute V-orbcdeu-tung seinl Mögen sich alle Ta-
bakbauer zufammentnn, um dem Tabäkbau wieder zur frühcrcn
Blüte zn verhetfen! Dies wiüd abcr alle-in- mög-lich sein, wenn
die von fachkundiger Seite gegelbenen Ratfchläge -befo'Igt wer-
den. Der Tabakbaner wird -dadurch ni-cht allein ein den -heu-
t-igen- Anfordernngen genügeüdcs Produkt erzielen, sondern auch
e-in glänzcnides Geschäft machcn. Dies vcrsichcrten alle Ta-
bakpslanzer, dic seit nunmchr 5 Jahren -die Fivma P. I. Land-
fried -in ihren Bestrebungen nnterstützcn.

Mannheim, 5. Sept. (Recht unangenehme Fol-
gen) lha-tte für ei-nen jungen Burschcn aus -Sand'hofen cin
Ki-vmetzrausch. AK er in der Moryenstunlde den Hcimiwe-g an-
trat, überf-iel ihn der -Schloif derart, datz cr mi-tten anf dem
Wege zusammcnbrach nnd cinduscltc, Jn -diefer Situatiou fau-
den ihn ein paar Ganner, die fich sofort über ^den Schlaf-
trunkenen hcrmachten, Sie be-ranbten- den -Wcinseligen nicht
nur seiner -Geldbörse, sondern zogen ihm auch noch iden Rock
und die Schuhe aus, nähmen diefe und den- Hut m-it und ver-
schwanden.

Handel und Berkedr.

-— Die am 1, Oktober cr. fällige-n Kupons der Hhpotheken-
briefe lder Preutzifchen B-oden-Credit-Actien-Bank werden, wre
ans!dem Jnlseratenteil der heutigen Zeitung ersichtlich, bereits
vom- 15. -d, M. äb in gewohnter Weife koftenlos eingelöst.

Die englische Flotte in der Ostsee

Darizig, 3, Sept. Di-e englische Flotte
lichtete nachmittags 3.25 Ilhr die Anker. Zahlreiche
Danrpfbarckassen und Boote begleiteten die S-chifse auf
S-ee. Die an der Mol-e festg-emachten 4 Torpedobootszer-
störer bl-efben bis Donnerstag Vormittag hier.
 
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